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Wilsdruffer Tageblatt : 25.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240125
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-25
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.01.1924
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Gefangene, deren Vergehen darin besteht, bah sie die Regierung der autonomen Pfalz nicht als rechtmäßige Be hörde anerkennen, werden zur Strafe im Regierungs- gebäude zu Speyer von den Separatisten grausam miß handelt. Ihre 8ammerrufe dringen durch die Mauern auf die Straße. Selbst Frauen bleiben nicht verschont von grausamer Peinigung. Ihr Klagen und Wimmern dringt an unser Ohr und Herz. Wir alle hören die Laute der Oual und Pein Tag und Nacht. Wir rufen hinaus in alle Welt: Erbarmt euch der schuldlos Gepeinigten, der arg Mißhandelten, die leiden um der Treue willen zu ihrer Heimat! Poincare gegen die Aufrollung des Se- paratisteuskandals vor dem Haager Schiedsgericht. London, 23. Ian. Nach einer Trmesmeldung hat Poincars den Vorschlag Curzons, den ganzen Streit über die Auslegung der Pflichten der Besatzungsmächte gegenüber der deutschen Verwaltung dem Haager Schiedsgericht zu unter breiten, verworfen. Wie die „Times" weiter berichtet, wird die Rheinlandkommission am Donnerstag über die Verord nungen der autonomen Psalzregierung erneut beraten. Schiedsspruch über Lie Pfalz Der Haager Gerichtshof soll entscheiden. Aus London erfährt man, eine der letzten Handlungen des bisherigen britischen Außenministers Lord Curzon sei gewesen, Poincarö vorzuschlagen, daß die Meinungs verschiedenheiten der britischen und der französischen Regie rung über die Auslegung der Pflichten der Besetzungs mächte gegenüber der örtlichen deutschen Verwaltung und infolgedessen die Haltung der beiden Regierungen gegen über dem separatistischen Problem in der Pfalz der schieds gerichtlichen Entscheidung des Weltgcrichtshoses im Haag unterbreitet werden sollen. PoincarS sei jsvoch anscheinend nickt bereit, diesem Vorschlag zuzustimmen. Neues Schmachurteil. Essen, 23. Ian. Nach zweitägiger Verhandlung vor bem Kriegsgericht gegen 8 Kruppsche Beamte wegen angeb licher Sabotage wurden von den Angeklagten 2 freigesprochen. Die übrigen erhielten wegen Sachbeschädigung 1 bzw. 2 Jahre Gefängnis. Ein Abwesender erhielt 5 Jahre Zuchthaus. 5 Leicht- unL 2 Schwerverletzte. Bochum, 23. Ian. Zu dem gemeldeten Unglück auf der „Martinsschmelze" des Bochumer Vereins ist zu berichten, daß die Zahl der Leichtverletzten auf 5, die der Schwerverletzten auf 2 gestiegen ist. Der Zustand der letzteren ist hoffnungslos. Rückkehr des Iementsyndikats nach Bochum. Bochum, 23. Ian. Das Zementsyndikat, das bei Be ginn der Besetzung des Ruhrgebietes seine wichtigsten Büros nach Münster verlegt hatte, ist nunmehr nach Bochum zurück verlegt worden. Der Wiederaufbanskandal. Paris,. 23. Jan. Der „Ouotidien" schreibt in einem f Leitartikel, daß in Nordfrankreich zu Wiederausbauzwecken 20 Milliarden Frank bisher auf unerklärliche Weise verschleu dert worden sind. Frankreich soll seine Schulden bezahlen London, 23. Ian. Auf einer Versammlung der bri tischen Handelskammer in Birmingham wurde gestern einstim mig eine Resolution des Londoner Delegierten Stanley Machin angenommen, worin die britische Regierung aufgefordert wird, geeignete Maßnahmen zu einer Einziehung der britischen Schuldforderungen gegen Frankreich und Italien zu ergreifen. Die Vertrauensfrage in der französischen Kammer am Freitag. Paris, 23. Ian. Die Kammer wird nicht heute, son dern am Freitag die Aussprache über die neuen Finanzmaßnah. men der Regierung eröffnen. Es kommt immer mehr der Ein druck auf, daß die Opposition gegen die Finanzprojekle des Kabinetts ständig im Anwachsen begriffen ist. Die Regierung wird die Vertrauensfrage stellen. Man behauptet in diplo matischen Kreisen, daß die Stellung der Regierung durch die Abstimmung nicht erschüttert wird. Französische Sorgen um Macdonald. Paris, 23. Ian. Die Persönlichkeit Ramsey Mac- donalds steht seit gestern im Mittelpunkt des allgemeinen In teresses. Londoner Berichte lasten hier deutlich den Eindruck auskommen, daß der neue Premierminister unter dem Druck der Liberalen auf dem Gebiete der Innenpolitik zu keinen großen Taten schreitet, sich aber dafür durch eine mächtige nach außen gerichtet« Aktion schadlos halten wird. Dabei dürfte er auf die Unterstützung sämtlicher Parteien zählen. Im übrigen wird der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß die französisch-eng lischen Beziehungen in der nächsten Zeit eine noch nie da gewesene Spannung erfahren können. General de Metz erkennt noch immer an. Speyer, 23. Januar. Anläßlich eines Empfangs aus ländischer Journalisten, die zurzeit die Pfalz bereisen» durch General de Metz wurde diesem von einem der Pressevertreter die Frage vorgelegt, wie es komme, daß die separatistischen Banden mit Waffen im Lande hrrumziehcn dürsten, während die mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung betrau ten versassuugsmüßigen Beamte» entwaffnet seien. General de Metz antwortete darauf: „Was Sie separatistische Banden neunen, ist die ordentliche Polizei der neuen Regierung, die wir tatsächlich anerkennen " Noch keine Entscheidung über den Hitler-Prozeß. München, 23. Januar. Im Versassungsausschuß des Landtages teilte der Vertreter der Justizverwaltung auf ver schiedene Anfragen wegen der Durchführung des Hitler-Pro- zeges um, vag die Entscheidung vorüber, ob die Hauptver- hanvlung in München oder an einem anderen Orte abgehaltcn »vcrden soll, in den Händen des Vorsitzenden des Volksgerichts liege. Die Verhandlung könne auch außerhalb Münchens statt- sinden. Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Die Staatsrcgierung habe die nötigen Machtmittel in Händen, um die Prozesse in München burchzuführen. Der Streik im Rheinland. Köln, 23. Januar. Dir gesamte Belegschaft der Stahl werke Becker A. G. in Willig bei Krefeld befindet sich im Aus stand und die Werke sind durch Streikposten scharf abgesperrt. In Krefeld ist die Streiklage unverändert. Die Gelsenkirchener Gußstahl- und Eisenwerke, Abteilung Hagener Gußstahlwerke, haben den Betrieb bis auf weiteres geschlossen; die gesamte Belegschaft wurde entlasten mit der Begründung, daß die Be legschaft ohne rechtlichen Grund die Arbeit niedergelcgt habe und nicht mehr zur Arbeit erschienen sei. Katholikenprotcst gegen das Pfalzregiment. Ludwigshafen, 23. Januar. Die berufenen Vertreter ver 50 MO Katholiken der Stadt, ihrer katholischen Kirchen und Pfarreien, sowie sämtlicher katholischer Vereine haben heute beim Delegierten der Rhcinlandkommission gegen die rechts widrige Besetzung und Schließung der Druckerei der Neuen Pfälzischen Lanbeszeitung, in der das katholische Kirchenblatt und die katholische Arbeiterzeitung gedruckt werden, schärfsten Protest eingelegt und verlangt, daß den Katholiken das volle freie Verfügungsrecht über ihr Eigentum wieder zurückgegeben werde. Notversorgung Berlind. Zu den Mitteilungen über die Gründung der Notversorgung Berlin G. m. b. H. wird von zuständiger Stelle mitgeteilt: Die Notversorgnng Ber lins soll den Schichten der Bevölkerung helfen, die trotz Preisrückganges den Bedarf für das tägliche Leben nicht decken können. In erster Linie soll den Volksküchen der Einkauf billigerer Lebensmittel ermöglicht, sodann denen geholfen werden, die auf das Kochen in eigener Küche an gewiesen sind und das Nötigste nicht kaufen können. Er zielte Überschüsse sind nach dem Gesellschaftsvertrage rest los für die Volksküchen und Krankenhilse in Berlin bestimmt. Schwerer Betriebsunfall bei Rathenow. Im Prem nitzer Werk der Köln-Rottweiler-Aktien-Gesellfchast bei Rathenow, Vas, im Kriege als Pulverfabrik gebaut, sich setzt mit ver Herstellung chemischer Provukte beschäftigt, er eignete sich ein schwerer Unfall, der drei Menschen das Leben kostete. Durch ausströmende, giftige Gase in ver Ab teiluna kür Sckwekelloblenstosk erkrankte eine Reibe Arbeiter. Netmiigsnrannfchaften gelang es, einen Teil ver Bewußt losen ins Leben zurückzurufen. Drei Arbeiter aber, kinder reiche Familienväter, waren bereits tot. Von der Lokomotive erfaßt. Auf einer Kreuzung der Bahnstrecke Waren—Karow wurde ein Automobil von der Lokomotive erfaßt und etwa 300 Meter vor dem Zuge Vorgeschoben. Erst als es dem Lokomotivführer gelang, den Zug zum Stehen zu bringen, konnten die Insassen des völlig zertrümmerten Wagens aus ihrer Lage befreit wer den. Während der Führer des Autos unversehrt blieb, erlitt ein Passagier schwere Verletzungen. Ein tüchtiger Bezirkshmlptmann. Aus Wien wird be richtet: Der Bezirkshauptmann von Neunkirchen wurde von seinem Amt dispensiert unv in Disziplinaruutersuchung ge zogen, weil er Vie Spielbank auf dem Semmering von einer bevorstehenden polizeilichen Razzia vorher verständigt hatte. Auch ein Kampf um vcn Nordpol. Zu den Erklärun gen des amerikanischen Marine-Staatssekretärs, daß Ame rika durch eine Expedition dem Nordpolforscher Amundsen znvoikommen nnd das unerforschte Nordpolgebiet annek tieren werbe, wird fetzt ans Washington gemeldet, daß diesen Plänen sich unerwartete Schwierigkeiten entgegen stellen. Die Katastrophe des Luftschiffes „Dixmuiden" und die Sturmfahrt der „Shenandoah" haben die Absichten der amerikanischen Regierung sehr ungünstig beeinflußt. Die Mannschaft der „Shenandoah" weigert sich, bis auf vier Mann, die Expedition mitzumachen. Eine große Anzahl von Parlamentsmitgliedern bekämpft das Unternehmen aufs schärfste, so daß nunmehr der Kongreß über das Schicksal der amerikanischen Expedition zu entscheiden haben wird. Amerikanische Korruption. Nach einer Meldung ans Washington wird der frühere Staatssekretär Falls, ver zum Kabinett Harding gehörte, beschuldigt, von einer Petroleum- gesellschaft umfangreiche Bestechungsgelder angenommen zu haben. In ver Angelegenheit ist Roosevelt, ein Sohn des verstorbenen Präsidenten Roosevelt, vernommen worden. Nach seiner Vernehmung hat er sein Amt als Vizepräsident der Gesellschaft niedergelegt. Die Angelegenheit erregt in amerikanischen Gesellschafts- und Geschäftskreisen ungeheures Aufsehen. Chinesische Piraten. Der chinesische Flutzdampfer „Tailee" ist, wie aus Hongkong gemeldet wird, von Räu bern überfallen worden; sie töteten ven Kapitän unv ent kamen mit einer sehr beträchtlichen Beute und einer Anzahl chinesischer Gefangener. Für die Gefangenen wirv Löse geld verlangt. - « KechAwchr/z/A « vle frau ak Haienrkimi'iil. Frau Sabträtin Ackermann in Leipzig veröffent licht in den „L. N. N." einen Aussatz, dem wir folgendes ent nehmen; Das erste «klahr her Tätigkeit der Frau als Schöffin und Geschworene liegt hinter uns. In der Ausschußsitzung zur Wahl der Geschworenen für 1924 wurde von dem Vertreter der Ge richtsbehörde ausgesprochen, daß sich die Frauen mit Eiser und j Geschick den neuen Pflichten unterzogen haben, und daß, von kurzen Anfangsschwierigkeiten abgesehen, das Gericht mit her Mitarbeit der Frauen als Laienrichterin gute Erfahrungen ge macht habe. Welche Erfahrungen haben aber wir Frauen ift dem neuen Dienste gemacht? Wir gingen ihm entgegen in der Erwartung, daß diese Tätigkeit wohl schwer und verantwortungsvoll sei, dem aber, der sie mit Eifer und Zuverlässigkeit ersüllt, auch große inner« Befriedigung geben werde. Die Schöffinnen werden diese Befriedigung wohl tatsächlich auch empfunden haben, wie aus zahlreichen Aeußerungen hervorgeht. Anders aber liegt die Sache bei den Frauen, die als Ge schworene gewirkt haben. Stets haben die Frauen sich pünkt lich bereitgehalten zur Mitarbeit, immer wieder aber wurden fi« als Geschworene abgetehnt und ausgeschaltet. Die weiblichen Geschworenen wurden im vergangenen Jahre in wohl Drei viertel aller ausgelosten Fälle, vorzugsweise von der Verteidi gung, abgelehnt. In dem Gesetz vom 25. April 1922 ist di« Heranziehung der Frauen zum Amte der Schöffen und Ge schworenen festgelegt worden, und auf Grund dieses Gesetzes hat die Frau die Pflicht, aber auch das Recht, als Geschworen« mitzuarbeiten. Es widerspricht also dem Willen des Gesetzes, wenn hie Frau immer wieder von der Verteidigung an der Aus übung dieses Amtes gehindert wird. Die Ablehnung tritt be sonders in Erscheinung bei Sittlichkeitsverbrechen, bei Lohn- abtreibungen und bei Konkursfachen. In letzteren Fällen führt man die geringere Sach- und Geschäftskenntnis der Frauen als Grund an. Dieser Einwand hat immerhin einige Berechtigung; durchaus unberechtigt aber ist die Ablehnung der Frau in Sitt- tichkeitssachen. Die Frau gilt in unserem Volke als Erzieherin der Jugend, als Hüterin der Sitte; dort aber, wo es darauf an kommt, Verfehlungen gegen die Sitte zu sühnen, weist man die Frau als ungeeignet zurück. Die Verteidigung fürchtet das na türliche, gesunde Empfinden und den strengen Ürteilsfpruch der Frau. Dem Interesse des Verteidigers an mildem Urteilsspruch für seinen Klienten muß also die Frau als Geschworene weichen. Verständlich ist es ja, wenn ein Verteidiger durch eine sorgfältig gesiebte Geschworenenbank eine begründete Anklage zu Fall zu bringen sucht; der Rechtsanwalt als solcher aber wird sich doch wohl zu der Auffassung bekennen, daß, mehr wie auf per- fönlichen Erfolg, es auf Findung einer gerechten Entscheidung an kommt. Bei der Findung einer solchen aber will die Frau, ihrem Rechte gemäß, objektiv und gerecht mittätig sein. Es wirkt sonst wie Furcht vor dem sittlich klaren Urteil her Frau, wenn in einer Geschworenenbank von 12 Männern eine bis zwei Frauen, als das Urteil gefährdend, ausgeschieden werden müssen; auch die männlichen Geschworenen werden durchweg diese Handhabung ablehnen. Die im vergangenen Jahre so oft erfolgten Ablehnungen empfinden wir Frauen als Unrecht. Auch die oberste Justizbe hörde stimmt dieser Auftastung bei. Das Justizministerium Dresden schreibt unter dem 15. Dez. 23., es werde sich ange legen sein lasten, auf eine verstärkte Heranziehung der Frauen zu dem Geschworenenamte hinzuwirken. Den Bedürfnisten der Zeit und dem Sinne des Gesetzes vom 25. April 1922 werde es entsprechen, wenn künftig mehr Frauen zu Laienrichtern be rufen würden, und das Ministerium begrüße alle Bestrebungen auf verstärkte Heranziehung der Frauen. Es ist Harum dringend zu hoffen, daß im zweiten Jahre der richterlichen Tätigkeit her Frau, die weibliche Geschworene nun wie der Mann, ihres Amtes walten kann. Die wenigen Frauen, die bisher als Geschworene gearbeitet haben, bezeugen, wie viel diese Mitarbeit ihnen wert ist, und wie viel sie an diesen Verhandlungen gelernt haben. s - AüM MS SÄ-Me -- j Die Mvdegehrimnisse der Chinesin. Die Frau eines eng lischen Diplomaten Lady Hosie, die sich jahrelang in China ge lebt hat und Gelegenheit hatte, Paläste und Hutten im Reiche her Mitte zu besuchen und die Frauenwelt Chinas auf das In timste kennen zu lernen, erzählt in einem soeben erschienen Buch „Zwei Gentlemen von China", in dem sie anschauliche Bilder vom chinesischen Leben entwirft, auch allerlei von den Mode- geheimnisten der Töchter des Himmels. Sie hebt hervor, daß wohl kaum eine andere Europäerin einen so genauen Einblick in das Wesen der chinesischen Frau und in ihre Toiiettensragen ,er halten habe. Heber die Kleider her chinesischen Frauen erzählt Lady Hosie: „Die Kleider einer Chinesin sind alle nach dem selben Schnitt gearbeitet, sowohl die, die man sieht, wie die, die man nicht sieht; sie unterscheiden sich nur durch die ver schiedenen Farben. Des Nachts trägt die Chinesin das unterste der vielen Gewänder, die sie je nach dem Wetter übereinander zieht. Sie legt die zahlreichen Hüllen, die alle aus Tunika und Beinkleidern bestehen, eine nach der anderen ab, und nur mit der letzten angetan begibt sie sich zu Bett." Die Toiletten der Europäerinnen beschäftigen die Chinesin außerordentlich, und sie kann sich darüber nicht genug wundern. Die Verfasserin er zählt von einem Besuch bei ihrer Freundin Tai Tai, die ihrem Manne, einem hohen Staatsmann, gerade die Einzelheiten der europäischen Damenbekleidung bis in die intimsten Feinheiten erklärte und damit gar nicht fertig werden konnte. Die Eng länderin lernte gar bald mit den Eßstäben zu hantieren, die der Chinese beim Mahl benutzt. Sie gewöhnt sich an alle die merk würdigen Bräuche, die die Chinesen bei der Mahlzeit und bei der Toiiette haben. Beim Anziehen schlürfen die chinesischen Damen aus kleinen Schalen sogenannten „Congee", „warmes Wasser, in dem Reis gekocht worden ist und das ebenso wohl schmeckend wie nahrhast'ist." Die Litzen auf dem Kerbholz. Von dem großen Maler Pieter Brueghel, dem sogenannten Bauern-Brueghel, den wir heute als einen der gewaltigsten Naturdarsteller verehren, wird erzählt, daß er sich in ein Mädchen verliebt hatte, das nur ein Laster besaß, nämlich das des Lügens. Der Mater hätte die Ge liebte gern geheiratet, wollte ihr aber erst diese übte Eigenschaft abgewöhnen und machte daher mit ihr aus, daß er jede Lüge aus einem Kerbholz einzeichnen wolle, und wenn dieses bis zu einer bestimmten Zeit nicht voll würde, werde er sie heiraten. Aber leider war das Kerbholz schon lange vorher voll, und der Maler verzichtete klugerweise auf die Heirat. Das höchstgelegene deutsch« Kloster. Das höchstgelegene deutsche Kloster befindet sich auf dem Kreuzberg in der Rhön. Der Kreuzberg ist 932 Meter hoch und der zweithöchste Gipfel bei Rhön, die sich bekanntlich auf der Wasterkuppe bis nahezu an 1000 Meter erhebt. Auf der Spitze des Kreuzberges befindet sich eine Siedlung der Franziskaner mit dem Kloster. Im Sommer verirren sich zu diesem Kloster noch Fremde. Im Winter ist es ganz von der Außenwelt abgeschnitten, da hier der Schnee oft meterhoch liegt. Man hat jeden Winter im Durchschnitt den Schnee mit 2 bis 2^/- Meter gemessen. Die Spinne als Seidenlieferantin. Auch in neuerer Zeit wieder sind Versuche im Gange, unsere Spinne, die doch in allen Woh nungen einmal auftaucht und der Schrecken der Hausfrau ist, für die Seidengewinnung zu verwenden. Die Idee ist nicht ganz neu, denn bereits im Jahre 1709 hat man in Frankreich ähnliche Versuche gemacht, ist sogar zur Gründung einer Fabrik geschritten, die zur Ver arbeitung von Spinnseidc bienen sollte. Der Stoss sollte zur Her stellung von Handschuhen und Damenstrümpfen Verwertung finden. Es konnten jedoch nur die Eierkvlvns abgehafpelt und ihre Fäden verwandt werden, weil sie einigermaßen haltbar waren und besser als die Netzseide. Freilich zeigte sich sehr bald, daß die Spinnseibe der echten Seide erheblich nachstand. Zudem erwies sich die Anzucht der artig großer Massen von Eierkokons der gewöhnlichen Spinne als un möglich, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sich die vielen Mütter, die man in Gefangenschaft halten mußte, gegenseitig auf fraßen. Jin übrigen verdient Erwähnung, daß der Ausspruch „Spinnefeind" darauf zurückzuführen ist, daß die Spinnen sich gegen seitig nicht leiden mögen und so feind sind, daß sie sich gegenseitig auffressen. Jedenfalls wird die vor zwei Jahrhunderten gemachte Er fahrung die Seidengewinnung durch Spinnen auch heute beein trächtigen.
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