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Hannover. Wie man erfährt, hat der preußische Minister des Innern, Severing, den Hannoverschen Regierungspräsiden ten angewiesen, den bekannten Vertrag mit Oberbürger meister Leinert, durch den dieser aus Lebenszeit mit vollem Gehalt pensioniert wird, zu beanstanden. Elberfeld. In einer von der Nationalsozialistischen Frei- heitsparlei veranstalteten Tannenberg feier sprachen General Ludendorff, der Reichstagsabgeordnete von Graefe und der Landtagsabgeoxdnete Strasser. Paris. Aus Newyork verlautet, daß Owen Doung die Absicht hat, künftig die Aufgabe der Micum zu übernehmen Er wird Wechsel, die ihm von den Ruhrindustriellen für ge leistete Sachlteserungen unterbreitet werden, bezahlen. Rom. Der Untersuchungsrichter und der Staatsanwali haben Corvi, den Mörder des faszistischen Abg. Cas al int einem Verhör unterzogen. Zwei Angestellte, Panci und di Falco, sind wegen Mitschuld verhaftet worden. Außerdem wurden zwei Freunde des Mörders als verdächtig in Hast gc- nommen. Die Beerdigung Casalinis iß ohne größere Zwischen fälle vor sich gegangen. Var CM Ser ftanWMs krgim. Ein Stück Mittelalter verschwindet. Die französische Regierung hat bekanntlich dieser Tage den Beschluß gefaßt, das Bagno von Guayana, die berüch tigte Strafanstalt für deportierte Schwerverbrecher, abzu schaffen und die Sträflinge fernerhin ihre Strafen in auf Frankreichs Boden gelegenen Zuchthäusern verbüßen zu lassen. Bis zur Ausführung dieses Beschlusses dürfte allerdings noch längere Zeit vergehen, da zunächst noch verschiedene bureaukratische Förmlichkeiten zu erledigen sind, und da man vor allem noch nicht weiß, wie man mit jenen Deportierten verfahren soll, die ihre Strafe auf Guayana zwar verbüßt haben, nach dem Gesetz aber noch eine gewisse Zeit in der Strafkolonie bleiben müssen. Wenn man von. dem Bagno von Guayana spricht, so ist das nicht ganz richtig, da es Bagnos eigentlich nur in Frankreich selbst gegeben hat. Das Wort Bagno ist italie nisch und bedeutet „Bad". Es bezeichnete denn auch ur sprünglich die Bäder des Serails zu Konstantinopel, neben denen sich ein Sklavengefängnis befand. Im Jahre 1748 wurden die Bagnos in Frankreich als Strafanstalten ein geführt als Ersatz für die im Mittelalter gebräuchlichen Galeeren, jene Ruderkriegsschiffe, auf denen schwere Ver brecher, die meist angeschmiedet waren, zur Ruderarbeit verwendet wurden. Es gab Bagnos in Toulon, in Brest und in Rochefort. Unter Ludwig XIV. wurden nicht bloß schwere Verbrecher, sondern auch wegen ihrer Religion verfolgte Protestanten und politisch mißliebige Personen in die Bagnos gebracht. Auf der rechten Schulter mit heißem Eisen gebrandmarkt und bei Tag und Nacht an Ketten angeschlossen, wurden die Sträflinge zu den niedrigsten Arbeiten verwendet. Die Französische Revolution ließ die Bagnos zwar weiterbestehen, milderte jedoch die Strafe und bezeichnete sie als Zwangsarbeit auf Lebenszeit. Die Sträflinge wohnten fortan in großen massiven Gebäuden, in Roche fort auch in schwimmenden Gefängnissen. Sie wurden, zum Teil gegen Lohn, mit Handarbeiten beschäftigt, fo daß sich die Strafe nicht mehr allzu sehr von der modernen Zuchthausstrafe unterschied. Die Nahrung in den Bagnos war dürftig, die Disziplin hart, so hart, wie sie nur noch in der Französischen Fremdenlegion ist. Im Jahre 1832 wurde die Brandmarkung der Verbrecher abgeschafft, und unter Napoleon III. wurde die Bagnostrafe in Deportation nach den Strafkolonien verwandelt; das letzte Bagno war das zu Toulon. Man ersieht hieraus, daß der jüngste Beschluß der französischen Regierung, wörtlich genommen, nicht die Abschaffung der Bagnostrafe — denn eine solche gibt es ja „offiziell" nicht mehr —, sondern die Abschaffung der Deportationsstrafe betrifft. Da ferner nur von der Ab schaffung der Strafkolonie von Guayana die Rede ist, ist nicht recht ersichtlich, ob zugleich auch die anderen Straf kolonien Frankreichs aufgehoben werden sollen. Man darf aber wohl annehmen, daß dies der Fall sein wird, da sonst ja der ganze Beschluß unlogisch wäre. Nach Franz. Guayana, das zwischen dem Atlantischen Ozcan, Niederl. Guayana und Brasilien liegt, wurden die ersten Verbrecher 1852 gebracht, und zwar zuerst nach Cayenne; später hat man die Strafanstalt nach St. Laurent am unteren Maroni verlegt, über die furchtbaren Leiden, die die Sträflinge dort zu erdulden hatten, sind dicke Bücher geschrieben worden, aber das so „hochzivilisierte" Frank reich, das besonders während des Krieges nicht oft genug aus die angeblichen deutschen Greuel Hinweisen konnte, <PWM<MM<MIIMMIMMMMIIMIMMIMM Mil > »— ——— Var Probejahr der volare; Renolbi. Ibo Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. Denn in seinem Stolz wäre er als Mann lieber der Ge bende gewesen! Und als er ihr das sagte, schmiegte sie sich an ihn und streichelte ihn zärtlich. „Ich verstehe dich, du Lieber, so gut versiehe iw dich! Toch nimm es hin, ohne weiter zu lenken! Du hast mir ja unendlich mehr gegeben!" Sie war glücklich über seine Worte, die ihr seinen gan zen Wert zeigten. Lange stand sie mit ihm am Grab des Vaters. „Deinen Segen, Vater!", flüsterte sie, „und höre du -- ich bin glücklich!" Sie stellte den Verlobten auch ihren Freundinnen vor. Jrmi Völkel war ganz außer sich, als sie erfahren, wie und wo Dolores die Zeit ihrer Abwesenheit verbracht. Immer wieder schüttelte sie den Kopf: „Vegreif's, wer kenn! — Doch ähnlich sieht es dir schon, du warst ja schon immer so ein bißchen — verdreht!" Dolores und Herbert lachten herzlich. Verzeih, Dolly, daß mein Mund mal wieder mit mir Mrchgegangen ist!" Nun, du hast die Rolle in Wahrheit einer „verwunschenen Prinzessin" gespielt und mit so glänzendem Erfolge, denn der Prinz, der dich befreit, ge fällt mir gut", flüsterte sie ihr zu, „sehr gut!" Und dann wieder in ein anderes Thema übergehend, „siehst du mir nichts an? Bin ich nicht vernünftiger geworden? Denn höre und staune — eigentlich sollte es ja noch eine Weile Geheimnis bleiben — ich bin mit Fabian heimlich verlobt! Vergiß also nicht, ihn mit zur Hochzeit einzuladen. Er Turnen, Sport unci Spiel Neue NUrver lich machen. O. vermachtes StädtefpicI in Schlag-, Hand- und Fußball des D. T. in Dresden. Sonntag den 21. September ab PZ Uhr nachmittags finden in der Atgenkampfbahn Dresden, Lennestraße, Städtespiele in Schlag-, Hand- und Fußball statt, die die Besten der Städte Leipzig und Dresden zu sammenführen undin denen die Fortschritte in der Spielbewegung der Deutschen Turnerschaft bewiesen werden sollen. Gleichlaufend mit den Spielen veranstaltet die Gaugruppe Elbtal von vormittags 9 Uhr ab Bereinswettkämpfe in vier Größenklassen, in denen die Volksturner eines jeden Vereins ihr Bestes bieten werden, um den Sieg an ihre Farben zu heften. Einzelläufe und Staffeln, Kugelstöße und Springe werden jederzeit in Spannung halten. Von „Niedersachsen, Monatsschrift für Heimat, Kunst, Leben" (Verlag Carl Schünemann, Bremen) liegt das Septemberheft vor. Es bringt zunächst den allgemein mit Spannung erwarteten Schluß der Novelle „Die Uhr" von Georg Julius Paterson. An einen Aussatz von Dr. Wilhelm Brepohl „Niedersachsen, Innere und äußere Kulturform in ihrem Zusammenhang mit dem Lebensraum" schließt sich eine wert volle, reich illustrierte Abhandlung von Dr. Hermann Ries, Wester stede: „Das Ammerland". Es folgt ein bildgeschmückter Aufsatz von Dr. Hans Gummel über: „Urgeschichttiche Bestattungsformen in Nieder sachsen". Paul Burg erzählt von einer bewundernsröerten aber ver gessenen Frau, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts den kleinen Schaumburg-Lippe'schen Staat regierenden Fürstin Juliane. Ueber „Die niederdeutsche Zunge als heimatliches Anschauungsmittel" plau dert Dr. O. Karstädt-Berlin. Georg Deecke ist mit einem Märchen „Der Dichter" vertreten, Eilhard Erich Pauls mit „Der Kaland", Wilhelm Plog mit einer Skizze „Mairona", Johannes Boldt mit „Der Spruch". Friedrich Lindemann gibt eine ausgezeichnete Abhandlung über „Wilhelm Busch, den verhinderten Dichter". „Die Hygiene der Wohnung" stellt Dr. med. Karl Nissen in den Vordergrund. Nicht un erwähnt sollen die beachtenswerten Gedichte von Alfred Opitz, Hans Ehrke, Albert Mähl, G. A. Voß, Alfred Potthoff, Kurt Siemers, Theo^r Queitsch und Ludwig Bäte bleiben. Verschiedene Kunstbei lagen in Mehrfarbendruck schmücken das Heft, das auch den verwöhn ten Leser die erhoffte Befriedigung bringt. Die Orgel als Kriegerdenkmal. Im „Heidedom", der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Johanniskirche in Lüneburg, soll den im Weltkriege gefallenen Söhnen der Lüneburger Heide ein in seiner Art einzig dastehendes Denkmal errichtet werden. Man plant nämlich den Bau einer großen Orgel, deren Pfeifen den von Künstlerhand eiugravierten Namen je eines im Kriege gebliebenen Kämpfers tragen sollen. Die Angehörigen der Gefallenen werden jetzt aufgefordert, je fünfzehn Mark für eine Orgel pfeife zu stiften. Je größer die Beteiligung ist, desto groß artiger kann natürlich das Tondenkmal ausgestattet werden. Launen des Blitzes. Die schweren Gewitter, die in diesem Sommer nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa stattfanden, haben wieder viel Unheil angerichtet und uns so recht vor Augen geführt, welch furchtbare Kraft der aus der Wolke zückende Strahl besitzt. So ist ver schiedentlich berichtet worden, daß der Blitz Menschen die Kleider vom Leibe reißt und sie besinnungslos, aber sonst unverletzt liegen läßt. Aber der Blitz entkleidet nicht nur die Menschen, sondern er rasiert ihnen auch die Haare ab, wie der französische Arzt Dr. Cabanös in einem seiner kulturgeschichtlichen Werke erzählt. Dies passierte einem Fräulein Laura L. im Jahre 1886; sie ging während eines Gewitters von dem Dorfe Dumesnil nach Fresnaux und hatte ihren Regenschirm aufgespannt. Der Blitz schlägt neben ihr ein, ohne daß sie irgendwelche Erschütterung ver spürt. Aber als sie zu Hause ankommt, bemerkt sie, daß sie keine Haare mehr auf dem Kopf hat; sie waren ihr wie mit einer Maschine glatt abgeschnitten worden. Der Blitz verwundet und tötet nicht nur, sondern er soll auch heil kräftige Wirkungen haben. So enthält die „Gazette de Santo" von 1881 einen ausführlichen Bericht über die Heilung eines gänzlich Gelähmten, der durch den Blitz die Bewegung aller Glieder wieder erhalten haben foll. Eröffnung des yöchstgelegenen europäischen Hoteis.; Das höchstgelegene Hotel Europas, das Berghaus Jungfraujoch, wurde eingeweiht. Die Anlage be findet sich über dem Aletschgletscher am Fuße des Jungfrau gipfels in 3460 Meter Höhe. Die Räume des vierstöckigen Baues sind zum großen Teil in die Felswände gebrochen, die Süd- und Westfassade liegen gegen die Gletscher hin frei. Das Hotel, dem auch das neue internationale meteo- rologifche Observatorium angegliedert ist, wird auch im Winter geössnet sein. - Die Sklaverei in den indischen Bergwerken. Ein Mit glied des englischen Parlaments gab kürzlich solgende Einzelheiten über die Lage der Bergarbeiter in den indi schen Kohlengruben bekannt: In drei Provinzen Indiens sind insgesamt 65 786 Männer, 42 000 Frauen und 11071 Kinder unter 12 Jahren beschäftigt. Die Arbeitszeit be trägt zwischen 12 und 16 Stunden pro Tag. Es kommt oft vor, daß Vater, Mutter und Kinder gleichzeitig in den Bergwerken beschäftigt sind. Die Zahl der gemeldeten Arbeitsunglücksfälle ist sehr hoch. In ganz Indien gibt es 522 Gruben, die von 252 Gesellschaften ausgebeutet werden. Die Gewinne gewisser Gesellschaften stellen sich bis auf 165 sie nach der Kaserne und bat, daß Richard Westermann, wenn es seine Zeit und der Dienst erlaubte, in einer wich tigen Angelegenheit zu seinen Eltern geschickt würde. Herbert fügte noch einige Worte hinzu, und in einer Viertelstunde war Richard auf seinem Rade da. „Bald bin ich nicht mehr Ihr Hauptmann, lieber We stermann, und ich habe Ihnen nichts mehr zu befehlen! Doch in einem müssen Sie mir noch gehorchen: Sie müssen die Schenkung annehmen, wegen der Sie mich kürzlich um Rat gefragt!" Dolores legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn lächelnd an. „Auch ich befehle es Ihnen! Oder wollen Sie mich durch Ihre Ablehnung kränken? Von mir können Sie ruhig alles annehmen!" Verständnislos sahen Mutter und Vater Westermann und Richard Westermann sich an. „Von Ihnen, Fräulein Dolly? Sind Sie es denn gewesen, die mir das Geld und das Grundstück verschrieben hat?" Ungläubig erstaunt klang Richards Frage, „Wie kann es denn sein?" Und dann erzählte Dolores kurz den erstaunt Lauschenden, daß sie aus ganz bestimmten Gründen es für nötig gehalten habe, eine Zeit lang aas ihren großen Besitz zu verzichten und in die Welt zu gehen! Und da sie bei ihnen, bei Westermanns, ein so gutes Unterkommen gefunden und man sie wie eine Tochter ge halten habe, solle man es ihr auch nicht verwehren, sich auf diese Weise erkenntlich zu zeigen ! „Ich wußte ja, lieber Richard, wie Ihr Herz daran hängt! Sie sollen mich in gutem Andenken behalten! Ich tue es auch! Und versprechen müssen Sie mir, später Berthchen zu heiraten; sie ist tüchtig und hat Sie so gern —" Zu Ihrer Hochzeit kommen wir ganz bestimmt, nicht wahr, Herbert?" lFortsebnng wlwl. vrr MMpbM Ser Nemjädilg». Zu Jackie Coogans Weltreise. Seit etwa zwei Wochen kann man fast täglich in aus ländischen, namentlich englischen und amerikanischen, Blättern Berichte über die Weltreise lesen, die der neun jährige amerikanische Filmstar Jackie Coogan kürzlich angetreten hat. Jackie befindet sich auf einer Reise, die ihn von Los Angeles in Kalifornien über Newyork, Lon don, Paris nach Rom und weiter bis nach Ägypten und Palästina führen soll. Auf der Rückreise wird er, wie es heißt, auch Deutschland besuchen. Zweck der Reise ist (abgesehen von dem unausgesprochenen Zweck einer Bombenreklame) die persönliche Überbringung namhafter Summen, die Jackie in Ameriky zur Linderung der Not in Europa gesammelt hat. In Newyork war der Bürger meister zur Absahrt Jackies persönlich erschienen. Zurzeit hält er sich auf der Durchreise inEngland auf, und man hört, daß es bei seiner Ankunft zu blutigen Schlägereien, namentlich unter den versammelten Frauen, gekommen ist, und ein starkes Polizeiaufgebot mußte ihn vor der Zu dringlichkeit seiner zahllosen Anhänger schützen. In Rom will ihn, angeblich in Anbetracht des wohltätigen Zweckes seiner Reise, der Pap st selbst empfangen. Angesichts dieser Tatsachen verlohnt es sich Wohl doch einmal, zu untersuchen, ob dieser Jackie-Coogan-Rummel wirklich berechtigt ist. Wenn amerikanische Filmunter nehmer dem Kleinen ein Jahresgehalt von 1 Million Dollar zahlen, so ist das schließlich ihre Sache, wenn aber offizielle Persönlichkeiten dem Jungen Ehren erweisen wie sonst nur ganz besonders hervorragenden Persönlichkeiten, und wenn das Publikum sich ebenso benimmt, dann gehört das unseres Erachtens in das Gebiet der Lächerlichkeiten. Was ist denn schließlich solch ein Wunderknabe? Doch Wohl nicht viel mehr als eine gut abgerichtete Zirkus- attraktion. Jackie hat mit noch nicht fünf Jahren seine Laufbahn begonnen, und man wird doch Wohl nicht be haupten wollen, daß es sich bei ihm um die tief durch dachten Leistungen eines schöpferischen Künstlers handelt. Im übrigen haben sich bisher sogenannte Wunderkinder säst niemals zu irgendwie bedeutenden Menschen ent wickelt. Es sei überdies dahingestellt, ob die Heraus stellung als Wunderknabe nicht eigentlich ein Verbrechen an dem jungen Menschen ist. Jedenfalls sollten wir uns durch Mitmachen des Jackie-Coogan-Rummels nicht lücher ließ sich nicht rühren, und die barbarischen Strafkolonien blieben bestehen. Man braucht wohl kaum erst auf die zu den Salutinseln (bei Franz. Guayana) gehörende Teufelsinsel hinzuweisen, auf der der wegen angeblichen Landesverrats verurteilte Hauptmann Dreyfus viele Jahre lang schmachtete, ein Lebendig-Toter. Auf der Insel hatten früher nur einige verurteilte Aussätzige gelebt; als sie Dreyfus zum Wohnsitz angewiesen wurde, entfernte man die Aussätzigen, aber die Qualen, die der Verurteilte in dem unwirtlichen Klima und bei einer aller Zivilisation hohnsprechenden Behandlung zu erdulden hatte, waren schlimmer, als es der Umgang mit Leprosen gewesen wäre. In neuerer Zeit haben die PoincarS-Franzosen sogar Deutsche aus dem besetzten Gebiet in ihre Strafkolonien verbracht. Auch daran wird man sich jetzt erinnern müssen, wenn von der Abschaffung der Deportation die Rede ist. Daß diese Kulturschande endlich aufhört, ist im wesent lichen einem Journalisten zu verdanken. Albert Londres heißt er, und sein sensationelles Buch über die Hölle von Guayana hat den ersten Anstoß zu dem Beschluß der französischen Reaieruna aeaeben. S. hat sich sehr zu seinem Vorteil verändert! Und was ihm fehlt, werde ich ihm noch beibringen! Auf dem Wege von Völkels begegnete dem Brautpaar Frau Magda Loeser, die sehr gut aussah. Dolores sah, wie eine dunkle verlegene Röte das Gesicht der sonst so weltgewandten Frau überflutete bei diesem unvermuteten Zusammentreffen. Dolores vergaß das, was gewesen, woran Magda Loeser auch die wenigste Schuld trug; sie blieb stehen und stellte ihr den Verlobten vor, indem sie hinzufügte, daß sie in ihrem Hause einmal nach dem Rechten hat sehen wollen. Sie lächelte ein wenig bei dem hilflosen Blick der Dame in der Erinnerung an ihr Zusammentreffen bei Wester manns. „Justizrat Schellenberger ist ein treuer Verwalter mei nes Vermögens gewesen!" fügte sie noch hinzu, ohne aber weitere Aufklärung zu geben. Frau Magda konnte sich ruhig noch ein wenig den Kopf zerbrechen, ehe sie den wahren Zusammenhang erfahren würde! Jrmi Völkel würde schon dafür sorgen, daß bekannt wurde, welche Rolle als „verwunschene Prinzessin" sie gespielt — In Gerstadt angekommen, war ihr erster Weg zu Westermanns; Frau Westermann saß im Laden; sie er kannte in der eleganten Dame kaum ihr Fräulein Dolly wieder, sie war ja nun die Braut vom Herrn Hauptmann Bruckhoff! „Ach, Sie haben uns recht gefehlt, Fräulein Dolly!" sagte sie, „und denken Sie, unser Richard will die Schen kung durchaus nicht annehmen, obwohl er jetzt ein bißchen anders gegen Berthchen Riesentöter ist — er läuft wenig stens nicht mehr weg, wenn sie kommt! Bei Berthchen hab' ich auch mal auf den Strauch geschlagen — doch sie tu' dumm —" ,Das glaub' ich!" lachte Dolores. Dann telephonierte