Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 18.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192409187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240918
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-18
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 18.09.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
s Klein- Nachrichten ^»»»««»»««»«««»«»»»»»»»«»«»»«»««»«»«»»»»«»»»»»««»»»»»»* Tagung der Bismarckjugend der Dcutschnationalca. Braunschweig, 16. September. Der dritte ordentliche Reichsjugendtag der Bismarckjugend der Deutschnationalen Volkspartei findet vom 26. bis 28. September in Braunschweig statt. Im Mittelpunkt der Arbeitstagung steht eine Pro grammrede des Reichsführers H. O. Sieveking über das Thema: „Durch innere Erneuerung zur äußeren Macht.* Leinert zieht seine Unterschrift zurück. Hannover, 16. September. Bürgermeister Leinert hat dem Vernehmen nach an den Magistrat einen Brief gerichtet, in welchem er mitieilt, daß er seine unter den Pensionierungs- Vertrag gesetzte Unterschrift zurückzieht. Als Grund gibt Leinert an, „daß er den zahllosen Angriffen, welche ihm die Geldfrage bei dem Pensionierungsgeschäft vorwerfen, auf diese Weise begegnen müsse, denn die materielle Seite habe für ihn lediglich die letzte Rolle gespielt". Rückkehr Seeckts nach Berlin. Hannover, 16. September. Die Manöver der sechsten Division, denen General von Seeckt an den beiden letzten Tagen beigewohnt hat, sind heute zu Ende gegangen. General von Seeckt reiste von Hannover nach Berlin zurück. Reparationszahlungen aus Pfändercinnahmen. Koblenz, 16. September. Die Rheinlandkommission gibt bekannt, daß sie aus Pfändereinnahmen der besetzten Gebiete an den Generalagenten für Reparationszahlungen eine erste Rate von 3 306 000 Goldmark geleistet habe, wie es das Lon doner Abkommen vorschreibe. Vorkehrungen seien getroffen worden, daß am 1. Oktober alle Einnahmen des Monats Sep tember an den Generalagenten abgeliefert würden. Katastrophe auf der Zeche „Schleswig". Dortmund, 16. September. Das Oberbergamt teilt mit: Heute früh sind beim Verladen von Haldenasche auf Zeche „Schleswig" durch herabstürzende Massen drei Manu getötet und sieben schwer verletzt worden. Zwei Mann sollen noch verschüttet sein. Ob noch weitere Opfer zu beklagen sind, läßt sich zurzeit noch nicht feststellen. Die amtliche Untersuchung ist im Gange. Genfer Beratungen. Genf, 16. September. Heute vormittag traten die Unter ausschüsse, denen die Resolution Herriot-Macdonald über wiesen worden war, zu geheimen Sitzungen zusammen, in denen die gestern erzielte grundsätzliche Einigung zwischen den Franzosen und Engländern zur Debatte gestellt wurde. In zwischen warten die beiden Delegationen noch ergänzende In struktionen ihrer Regierungen ab, vor allem soll, wie von ver schiedenen Stellen erklärt wird, noch eine Rückäußerung der englischen Regierung über den Umsang der englischen Ver pflichtungen bei den militärischen bzw. bei den Seelriegs- sanktionen ausstehen. Amerikas Haltung in China. Paris, 16. September. „Matin" erfährt aus Washington, baß bic Regierung der Vereinigten Staaten aus eine günstige Gelegenheit wartet, wo sie China ihre Dienste anbieten kann. Trotz der bekannten ablehnenden Haltung Pekings jeder fremden Einmischung gegenüber habe sie den lebhaften Wunsch, alles zu tun, um zur Beendigung des Bürgerkrieges bei zutragen. 55 000 Liter Benzin verbrannt. London, 16. September. In Monterey in Kalifornien schlug der Blitz in einen Benzintank, der 55 000 Liter Benzin enthielt. Es brach ein großer Brand aus, und alles mußte auf geboten werden, um die Stadt vor den Flanimen zu schützen. Vier Soldaten kamen in den Flammen um. Der Schaden be-, trägt drei Millionen Dollar. Verstärkung der englischen Flotte in Gibraltar. Rom, 16. September. Wie aus Gibraltar gemeldet wird, trafen dort drei englische Kreuzer zur dauernden Verstärkung der englischen Mtttelmeerflotte ein. Prag, ^zn oer Naye von Ctd Lochowitz in Mähren ist man bei einer Brunnenbohrung auf ergiebige Salzlager ge stoßen. Das Ministerium für öffentliche Arbeiten hat an die Fundstelle eine amtliche Kommission entsandt. Berlin. Die zweite große deutsche Nachtflugpost linie Berlin — Kopenhagen des Deutschen Aero-Lloyd ist offiziell eröffnet worden. Liebenwerda. Der Senior der deutschen Gastwirte, Gast hofsbesitzer August Schaas, ist 95 Jahre alt hier gestorben. München. Bei der Eröffnung der neuen Eisenbahnbrücke über die Isar bei Plattling brach plötzlich ein Teil des Geländers der alten Notbrücke zusammen. Mehrere Personen fielen in die Tiefe, glücklicherweise nur in ein Altwasser der Isar. Niemand kam zu Schaden. Fulda. Durch ein heftiges Unwetter wurde die Umgebung von Geisa und Pserdsdorf schwer heimgesucht. Bei Geisa traten die Ulster und die Geisa weit aus den Ufern und setzten erhebliche Landstrecken unter Wasser. Prag. In Aussig ist das Laboratorium der Lackfabrik Dürrschmidt infolge Selbstentzündung von Kollodiumwolle in die Luft geflogen. Das Laboratorium ist gänzlich vom Erdboden verschwunden. Die Nachbarhäuser sind zum Teil schwer beschädigt worden. s Neues aus aller well ! »»«««MI»»«»»«»»««»»»»»»»««»»»»»»»»»——— Nordische Messe in Kiel. Die Nordische Messe findet zum sechsten Male vom 21. bis 24. September 1924 statt. Der ständig wachsende Besuch der Nordischen Messe sowohl durch Aussteller wie durch Einkäufer hat sie in den wenigen Jahren ihres Bestehens zu einem bedeutenden Faktor des deutschen, vor allem des norddeutschen Wirtschaftslebens werden lassen. Ein Berliner Postbeamter als Fälscher. Gefälschte Postanweisungen in den Verkehr einzuschmuggeln ver- suchte ein bisher noch unbekannter Berliner Postbeamter. Die Anweisungen lauteten über 12 000 und 15 000 Mark. Als Stempel war der eines französischen Postamts benutzt worden, er trug den Aufdruck „Raismes". Wo der Gauner den französischen Stempel her hat, ist bisher noch uner klärlich. _ Auch eine Folge der Wohnungsnot. Im Zeichen der Wohnungsnot hat sich der Totengräber in Weißen- stadt (Oberfranken) im — Leichenhaus niedergelassen. Die Leichenhalle dient als Schlafzimmer, das Sektions zimmer als Koch- und Speisezimmer. Hinrichtung eines Raubmörders. Der am 10. Juli dieses Jahres vom Unterfränkischen Schwurgericht wegen Ermordung und Beraubung des Kurmusikers Churs in Bad Brückenau zum Tode verurteilte 33 Jahre alte Schlosser Georg Rantzinger ist in Würzburg hingerichtet worden. 600 000 Frank erbeutet. Ein kühner Diebstahl wurde in der Wohnung des französischen früheren Leiters der militärischen Polizei der Vereinigten Staaten, der in Paris wohnt, ausgesührt. An der Dachrinne drangen die Diebe in die Wohnung ein. Der Bestohlene, Herr Griw, schätzt die ihm gestohlenen Gegenstände auf 600 000 Frank. Ein neuer Ozeanrekord. Der Cunard-Dampfer „Mau retania", der in Plymouth eintraf, hat die Strecke New- york—Plymouth in vier Tagen 21 Stunden 57 Minuten zurückgelegt und damit einen neuen transatlantischen Rekord aufgestellt. Fliegerunglüü bei Rom. Ein Wasserflugzeug, welches vom See von Braciano kam und auf den Tiber nieder gehen wollte, überstürzte sich und ging in dem Fluß in der nächsten Nähe der Stadt unter. Der Flieger wurde nicht ausgesunden, er scheint von der Strömung fortgerissen worden zu sein. Aushebung mehrerer Budapester Spielklubs. Die Polizei hat dieser Tage Razzien in Spielklubs veranstaltet. Mehrere Spielklubs wurden ausgehoben und 73 Spieler zur Polizei gebracht, wo sie erst entlassen wurden, als sie sich legitimiert hatten. Die Polizisten haben etwa fünfzig Millionen Spielgelder beschlagnahmt, sieben Baccarat-Tische wurden gleichfalls beschlagnahmt Rumänische Räuberbanden überfallen ein ganzes Dorf. Eine Bande von 25 bewaffneten, mit alten russischen Uniformen bekleideten Räubern drang in das Dorf Niko- lacvca im Süden Beßarabiens ein, wo gerade Markt tag war, ermordete den Bürgermeister und dessen Frau, beraubte die Gemeindekasse und viele Kauf leute. Bei der Verfolgung erschoß die Bande zwei Gen darmen. Eine berittene Militärabteilung wurde zur Ver folgung der Räuber ausgesandt. Eine polnische Fürstin in Amerika tödlich verunglückt. Die Witwe des polnischen Fürsten Radziwill ist in den Bergen des Staates Maine, die jährlich von Tausenden von Touristen aufgesucht werden, abgestürzt, als sie einen Ning suchen wollte, der ihr entglitten war. Die Fürstin wurve mit zerschmetterten Gliedern tot aufgefunden. ( Hur unsererftelmat Wilsdruff, am 17. September 1924. Merkblatt für den 18. September. Sonnenaufgang 5" »Mondaufgang 8" N. Sonnenuntergang 6' f Monduntergang 11- V. 1426 Maler Hubert van Eyck in Gent gest. — 1786 Dichter Justinus Kerner in Ludwigsburg geb. — 1806 Schriftsteller Heinrich Laube in Sprottau geb. — 1848 Ermordung des Fürsten Lichnowski und des Generals v. Auerswald in Frank- furt a. M. Aufwertung von Sparkassen. Die Auswertung gehört zu den umstrittensten Wirtschaftsfragen der Gegenwart. Es ist da her zu begrüßen, daß die Sparkassen, die altbewährten Verwalter des Vermögens der breiten Volkskresse, aus ihrer großen Tagung in Stuttgart Ende August dieses «Jahres den Anspruch der „Frie- bens"sparer unbedingt anerkannt und die Aufwertungspflicht der Gläubiger in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit eindeutig be saht haben. Diese klare Haltung der Sparkassen in der Auf- wertungssrage ist von der gesamten öffentlichen Meinung und, was besonders' wichtig ist, auch in Sparerkreisen unumwunden gutgeheißen worden. Die Sparkassen haben durch dieses bewußte Eintreten für ihre geschädigten Kunden das alte sprichwörtliche Vertrauen zum großen Teil wiedergewvnnen. Es wird ihnen restlos zufallen, wenn sie erst überall in der Bevölkerung die Erkenntnis durchgesetzt haben wird, daß die Sparkassen völlig schuldlos an der Entwertung der Sparguthaben sind, weil sie ja durch gesetzliche Bestimmungen gezwungen waren, ihr Ver mögen ausnahmslos in selbstverzinslichen, der Vernichtung am schärfsten ausgesetzten Werten anzulegen. Das gemeinsame Be streben von Sparern und Sparkassen um gerechte Aufwertung schlägt die Brücke zwischen Einlegern und Kassen und schafft, unterstützt durch Wertbeständigkeit und günstige Verzinsung der Guthaben, die Grundlage für die neue Ansammlung des Spar- kapitäls bef den Sparkassen. Mit Aingendem Spiel verließ heute morgen 7 Uhr das hier einquartierte Bataillon Reichswehr wieder unsere Stadt, um nach seinem Garnisonsorte Freiberg zu marschieren. Alt und jung gaben den Soldaten das Geleite bis vor die Stadt. Gestern abend 6 Ahr überraschte die Kapelle mit einer schneidigen Platz musik auf dem Marktplätze. Das Militärkonzert im „Adler" war überfüllt. Von einem Auwmbbil Verfahren wurde gestern an der gefährlichen Ecke beim Gasthof in Grumbach der Arbeiter Wut schick von hier. Das Auto fuhr in Richtung Herzogswalde, wäh rend W. von Wilsdruff kam. Der Verunglückte erlitt schwere innere Verletzungen und wurde nach dem hiesigen Krankenhaus gebracht. — Auch die Rathausecke sah gestern abend wieder einen Unfall, dem glücklicherweise nur das Diensträd eines Unteroffi ziers der hier einquartierten Reichswehr zum Opfer fiel. Ein die Dresdner Straße heraufkommendes Auto fuhr dem nach dem Markt zu fahrenden Unteroffizier ins Hinterrad. Der Fahrer vir MMe KAMM Moller Mria alr kipsthMri» o»a Mst. Von Fr. Beruh. Störzner. In recht argen Verhältnissen befand sich zurzeit, da die Kür- fürstin Mutter Anna lebte, die Heilkunde, die Arzneiwissen- schaft war wenig ausgebildet. Der Aberglaube spielte beim Heil verfahren noch die wichtigste Rolle. — In Dresden wohnte um die Milte des 16. Jahrhunderts ein weiblicher Arzt, der sich gar fleißig mit der Kenntnis der Krankheiten beschäftigte. Hun derte von bewährten Rezepten gegen die verschiedensten Krank heiten hatte er gesammelt und auch selbst zusammengestellt. Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, nicht nur in Dresden, sondern im ganzen Lande, gehörten zu seinem Kundenkreise und nahmen seine Hilse in Anspruch. Nach allen Lanbesleilen, ja selbst über Sachsens Grenzen hinaus, vetschickte dieser weibliche Arzt seine Arzneien, die er sämtlich — selbst bereitete. Oft trat in jener Zeit die furchtbare Pest auf, und auch gegen die hatte diese Aerztin in Dresden ein recht wirksames Mittel zusammengestellt, damit es die Leute kennen lernen sollten, ließ sie das Rezept an den Kirchtüren anschlagen. Wer zur Kirche kam, oder auch nur an ihr vorüberging, konnte es er fahren. Und was das schönste war, die betreffende Aerztin ver zichtete auf jede Bezahlung. Jener weibliche Arzt war die damalige Kurfürstin Mutter Anna. Ausgerüstet mit einem gesunden Menschenverstände hatte sie die Ueberzeugung gewonnen, daß Gott den Pflanzen be sondere Heilkräfte verliehen, und diese nun zu finden und zu verwerten, das war ihr eifrigstes Bemühen. Sie war eine gründlichste Pflanzenkennerin und kannte alle Blumen mit Namen. Auf ihren! Spaziergängen durch Wald und Feld, oder auch, wenn sie in Stolpen weilte und dort durch den ausgedehn ten Tiergatten ging, sammelte sie allerlei Kräuter, bereitete aus ihnen Tee Arzeneien, Mixturen und Salben. Um aber die wichtigsten Heilkräuter immer schnell zur Hand zu haben, pflegte sie einen großen Garten des Ostravvrwerkes bei Dresden und im Burgqarten zu Stolpen allerhand Arzneigewächse. Aus ihrem Laboratorium, das sie auch im Dresdner Schlosse hatte, entstand 1581 eine besondere Apotheke, die noch heute ihren Namen trägt, die bisherige Hofapotheke auf der Schloßstraße zu Dresden. Und ein heilsamer Tee, der nach einem ihrer Rezepte zusammengestellt wird und wohlbekannt ist, heißt noch heute „Mutter Anna-Tee". Ein schönes Laboratorium richtete sich die Kurfursnn Anna auf ihrem Lieblingssitze, in der Burg Stolpen,, ein. Auf dem heutigen Fürstenplatze standen damals die stattlichsten Gebäude der Burg, und hier schlug die Fürstin in einem hohen gewölb ten Raume ihre Werkstätte auf. Da kochte und braute sie Tage - und Wochen hindurch. In einem Nebenraume bewahrte sie die E hergestellten Heilsafte, Mixturen und Salben sorgfältig auf und s hörte sie, daß jemand unten im Städtchen oder auch im an- k grenzenden Altstadt krank sei, dann machte sie sich auf den Weg, : stieg zur Stadt hinunter und suchte die Kranken auf, verordnete i das und jenes und kam wieder, um sich von der Wirkung zu > überzeugen. Zwischen dem Seigerturme und dem Fürsienplatze befindet sich ein Gärtchen, das war der einstige Kräutergarten der Mutter Anna. Hier pflegte sie mit eigener Hand wichtige Heilkräuter, um sie bei Bedarf sofort zur Hand zu haben. Sie ging täglich in den Kräutergarten, hackte, pflanzte, jätete und begoß die Pflanzen. Wer sie zu einer solchen Stunde hier tätig sah, mochte meinen, daß sie die Gärtnerin der Burg sei. — Eines Tages erkrankte in einem Häuschen drunten am Dresdner Tore Stolpens eine arme Witwe, die Mütter von fünf noch unerzogenen Kindern. Im Spätherbst war es, und eisig kalt pfiff der Wind durch die engen Gassen des Städtleins, die Kinder hockten in der Stube, froren und hungerten, hinter einem Vorhänge stand das Krankenbett der Mutter. Die seufze schwer: ,)Gott! erbarm dich meiner und der Kinder Not!" — Da öffnet sich leise die Tür und herein tritt eine schlichte Frau mit einem Körbchen in der Hand, teilt an die erschrockenen Kinder Butter brot aus, erkundigt sich bei der ^Kranken nach dem Befinden und stellt dann auf den Tisch eine goldgelbe Flüssigkeit mit dem Be merken, davon solle die Kranke ab und zu einen Schluck trinken. Morgen werde sie Wiederkommen. — sind sie kam auch, und das abermals mit einem gefüllten Körbchen. Wie das den Kindern s schmeckte! — So ging es zwei Wochen fort. Die Kranke war in- - zwischen aenefen und hatte das' Bett verlassen. Von ihrer Nach- - barm hatte sie unterdessen auch erfahren, wer ihre Wohltäterin i und ihr Arzt gewesen sei. Bald konnte sie ihrer Arbeit wieder s nachgchen. — Eines Tages aber machte sie sich auf und stieg, ihre Kinder zur Seite, hinauf zur Burg, um der hohen Schloß- ! Herrin, der Kürfürstin Mutter Anna, für die von ihr erfahrene i Hilfe in der Not zu danken. Reichbeschenkt kehrte sie nach der t Stadt zurück. Die Kinder mussten, aber täglich hinauf in die s Burg kommen und erhielten aus der kurfürstlichen Küche ihre s Gaben. — ZempM-LelpÄg. Don Fritz Müller. Vor dem Kriege reiste er in Nadeln für eine sächsische Fabrik. Er versetzte allen Leuten Stiche. Vor allem solchen, die nicht Sachsen waren. Kritisch überprüfte er den Zustand Zürichs. „Nee, Künder," gingen seine Augenbrauen in die Höhe, „bei uns in Sachsen . . ." Zu Beginn des Krieges überprüfte er die Chancen. ,Aee, Kinder," gingen seine Augenbrauen in die Breite, „ich hab mer's ieberlägt, ich wärd Schweizer." Nach dem Kriege traf ich ihn in Zürich wieder. In der Hosentasche klirrte er mit Fränüi. "Seinem Stammtisch in der Seefeldstraße hielt er eine Rede. „Wir Schweizer," fing er jeden Satz an, „ja, wir Schweizer . . ." sind da er an dem selben Morgen im Geschichtsbuch seines Sohnes geblättert j hatte, schloß er mittags auf historisch: „Ja, Kinder," gingen s seine Augenbrauen in die Tiefe, „unsere Väter gämpsien in der i Schlacht bei Sempach wie die Leewen." Stumm sah der Stammtisch da. Ein alter Schweizer nahm » die Pfeife aus dem Münd: „Hm, sonderbar, dann müssen meine l Väter wohl bei Leipzig mitgefvchten haben." „Zunächst auf Seiten von Napoleon," sagte ich, „in An- ! betracht der Chancen." Wieder Schweigen. Seine Augenbrauen kniffen sich zu sammen. Auf der biederen Stirn saß ein leichter Schweiß: Er wischte mit dem Taschentuch darüber: „Ach, Kinder," sagte er l und ließ ein paar Fränklein auf der Platte, .Sempach oder ! Leepzich — Herrjämmerfch, werd't mer nur nich unjemietlich, ich werd jern ne Runde schmeißen — wo mers jut Hamm, da is unser Vaterland, nich wahr, Freilein Grete?" Die Saaltochter sah ihn an. Ich sah ihn an. Der Stamm tisch sah ihn an. Dicker trat der Schweiß ihm auf die Stirne. Rasch und rascher mußte er sie wischen. Fast wie Mitleid lag es auf den Wölkchen aus den kurzen Schweizerpfeifen: „So also ist ein Mensch beschaffen, der es gut hat . . ." Das Sonnenfleüen-Minimum von 1924. Nach den neuesten Berechnungen steht es fest, wie in der „Astronomischen Zeitschrift" mitgeteilt wird, daß das Sonnenflecken-Minimum vorüber ist, und zwar ist es in den Januar 1924 gefallen. Schon während der letzten Hälfte von 1923 war ein auf- und ab schwankendes Abnehmen der Sonnenflecken unverkennbar. Nach dem Januar 1924 bat die Fleckenbildung wieder außerordent lich zugenommen, so daß auf ein starkes Wiedererwachen der vulkanischen Tätigkeit der Sonne zu schließen ist. Damit ist erwiesen, daß das gegenwärtige Minimum der Sonnen- slecken dem vorangegangenen Minimum, das in den August 1913 fiel, schon nach 10 Jahren und 5 Monaten gefolgt ist Bisher nahm man an, daß die Minima in einem durchschnitt lichen Zwischenraum von 11 Jahren 2 Monaten austrewn. Das diesmaliae Minimum wäre als« danach 9 Monate zu jrüh erfolgi Eine neue ansteckende Krankheit. Im nördlichen Nor wegen tritt eine neue Krankheit aus. Sie äußert sich in kleinen Blutergüssen unter der Haut und blutuitterlausenen Flecken am ganzen Körper, ohne daß hierdurch das Allgemeinbefinden des Patienten wesentlich beeinflußt wird. Die Ärzte, die selbst von der Krankheit befallen wurden, stehen ihr noch vollkommen ratlos gegenüber.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)