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ilsdmffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, M»» „WÜSdrntfrr Tag«sr»a- ertchktm tL,Nch »achm. !i «in für den folgrui-n, r«,. Vezu,,prrt»! »ei Abholung in »» «befchSst-fteL« und den An^obeftelle» r Mk. t« Monat, bei AnsteSnng »nrch di« Baten r,ro M»., bei Poftbeftellnn, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten ^d un,"eLÜ^ «Maee nnd Peschöstostellen arhnien ,» jeder geil Be» stoiklngen entern. In, Fall« dSherer Demall, Arien oder sonstiger Betrieb,ftSrnngen besteht kein Anspruch aus Lirsernng de, Kettung »der Kürzung de, Bezug,preise». — Rülilsendun, eillgesandter Schristftbete crsolgt nur, wen» Porto deiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespattene Rnnmzeilc LS Goldpfenmg, die 2gespartene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Gold pfennig, die SgeLpaltrneReklameKeAe im textlicherr Teile !VV Ooldpfennig. Nachrveisungsgebühr 2V Goldpfennige. Vor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 armahme dis vor«. 10 Uhr -- -- - Für die Nichtigkeit der durchFernruf übermittelte»Ln-eigenübernehmen wir keine Garantie. JederNabattanspruch erlischt, wenn derBetrog durch Alage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. »« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachnugeu der «ottshauptmmmschast Meitze«, des Amtsgerichts ««d Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nasse«. Nr 219 83 Jahrgang Telegr.-Adr.: ,AmtsblattE Wilsdruff-Dresden Pom-h-ck D»sd»2«4« Donnerstag, 18 September 1924 ver georgische funke. Aus Georgien kommen seit Wochen alarmierende Nachrichten über heftige Kämpfe zwischen der aufständischen Bevölkerung und den russischen Sowjettruppen. Die letzten Meldungen besagen, daß Tiflis von den Aufständischen ge nommen sei und die Petroleumselder bei Baku brennen. Natürlich sind wir Deutsche während des Krieges auch in Georgien, im Kaukasusgebiet überhaupt ge wesen; denn wir waren ja überall. Dorthin hat es aber mit zwei besonders starken Magneten gezogen: Manganerz und Treiböl, namentlich das letztere. Sind doch die Pe troleumfelder von Baku die reichsten Europas. Blotz liegen sie nicht in Georgien, sondern in Aserbeidschan, das aber ebenso frei werden will wie Georgis und diesem intellektuell und kulturell weit höherstehenden westlichen Nachbarn durch dick und dünn folgt. Es ist dort zwischen dem Kaspischen und dem Schwar zen Meer ein ziemlich toller Völkerwirrwarr, der sich staat lich zu kristallisieren begann, als 1917 nach dem Zusammen bruch der russischen Front auch in Vorderasien die Russen zurückfluteten, zurück in die Heimat. Da erklärte sich das Land vom Kaukasus bis zum armenischen Wan-See tief in Kleinasien für unabhängig und man schuf die Geor - g i s ch e R e p u b l i k mit Tiflis als Hauptstadt und Batum als Hafenstadt am Schwarzen Meer, ferner Aserbeid schan östlich von Georgien mit Baku und nördlich davon die Republik Daghestan oder Nordkaukasien; dort wohnten Talaren, hier die kaukasischen Bergvölker. Dazu kam dann 1918/19 noch das neue Armenien. Die drei kau kasischen Republiken einten sich zu einer Konsöderation. Zunächst hatten aber die Türken ein sehr begehrliches Auge auf den Transkaukasus geworfen, vor allem war hier Enver Bei derjenige, der ohne Rücksicht auf die militärische Schwäche an den andern Fronten dort im Raum südlich des Kaukasus aggressiv verging. Sein eigener Bruder war der Führer, und es bewies die ganze Phantastik des überaus überschätzten Enver, daß er über das Kaspische Meer hin- ausgrcifen wollte, nach Osten hinüber, nach Turkestan. Nur dem Eingreifen einer deutschen, übrigens nicht sehr starken Delegation unter Führungdes bekannten jetzigen Komman deurs des bayerischen Wehrkreises, Frhr. Kreß von Kressenstein, rettete damals Georgien vor dem Zu griff der Türken. Aber Baku behielten sie. Nach dem großen Zusammenbruch und dem Abzug der Deutschen ging dort unten ein Krieg aller gegen alle los, Armenien versuchte vergeblich einen Vorstoß auf Baku, der Rassenhaß feierte Orgien. Dazu kam der Wiederaufstieg der Türkei, wobei Mustapha Kemal Armenien und die Armenier — fortwischte. Bis schließlich die Sowjet republik nach Erledigung der weitzgardistischen Angriffe ihrerseits auf Baku vorstietz, es eroberte, Aserbeidschan unterwarf, Georgien nahm und dabei die wohlwollendste Neutralität der Türken genoß, die sich Batums bemächtig ten, es dann aber doch den Bolschewiken überließen. Tatsächlich übt Rußland in Transkaukasien die starke Gewaltherrschaft aus, da nur ganz geringe Teile der Arbeiter und Bauern bolschewistisch eingestellt sind. Die Reichtümer dieser Länder, vor allem natürlich die Sl- guellen von Baku, sind die einzige wirkliche Begründung der Eroberungspolitik gewesen. Mit den im Laufe der Jahre sich überaus bewährenden Methoden schärfster Ver folgung der „Bourgeoisie" nicht nur, also der „Natioual- demokraten", sondern auch der dortigen Sozialdemokraten hat man den Widerstand erstickt. Der Völkerbund hat neulich wieder einmal dagegen protestiert, erntete damit bei den Sowjets nur Hohn. Jetzt hat die Bevölkerung sich erhoben und kann sich dabei auf die Türken stützen. Denn das Verhältnis zwischen Moskau und Angora ist ein geradezu feindseliges geworden, auf beiden Seiten wird gerüstet und der georgische Funke kann diesem Pulverfaß recht gefährlich werden. Gewissermaßen sind auch wir Deutsche daran interessiert, was sich dort unten abspiett, denn seit langen Jahrzehnten sitzen dort viele Tausende deutscher Kolonisten, deren Schicksal jetzt auch Wieder entschieden wird. - » * WkllWMW im MchrKMM. Entscheidungen erst am 23. September. u. Berlin, 16. September. über die bis in die Nachtstunden des Montags ausgedehn ten Beratungen des Reichskabinetts in Berlin wurde heute der folgende amtliche Bericht ausgegeben: Am Schluß der Kabinettssitzung fand eine Be sprechung der außenpolitischen Lage statt, die in der Sitzung vom 23. d. Mts. ausführlich behandelt werden soll Die vorläufig« Aussprache, welche auch die beiden Fragen derdeutfchenKrtegsschuldbelastungund des Völkerbundes betraf, ergab vollkommene Übereinstimmung der Anschauungen des Kabinetts, über das tatsächliche Resultat der Beratungen ist zu sagen, daß aus der Tagesordnung die Frage der Ernennung der deutschen Mitglieder des Verwaltungsrates der E i f e n b a h n- gesell schäft stand, des Generalrates der Retchsban, und des Aussichtsrates der Bank für die Jndustrieobllgatwnen. Eine bestimmte Ernennung von für diesen Posten in Frage WWS WMiW au die NkMMMmiffm. Günstiger Eindruck in Paris. (Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Paris, 17. September. Der Bericht, den Owen Young gestern der Reparationslommission erstattete, hat, nach dem Ur teil der Presse zu schließen, einen ausgezeichneten Eindruck hin terlassen. In einer Ansprache hat Heung darauf hingewiesen, daß die deutsche Regierung ihm in bereitwilliger Weise mit allen möglichen Angaben an die Hand gehe. Sämtliche tech nische Einzelheiten seien ihm in höchst zuvorkommender Weise mitgeteilt worden und die Uebcrzepgung, daß das Dawes-Gut achten die Rettung Deutschlands bedeute, breche sich Bahn. Houng behauptet, daß auch die Deutschen sich in hervorragen dem Maße an der Aufbringung der 800-Millionen-Anleihe im nächsten Monat beteiligen werden und baß sie ferner auch an der Zeichnung der Industrie- und Eisenbahnobligationen teil nehmen dürsten. Houng hat vor der Reparativnskommisfivn eine Reihe bemerkenswerter Anregungen gegeben und unter anderem betont, daß das Persona! der verschiedenen technischen Körper schaften eine Mindestrahl wnfafsen müsse hauptsächlich zur Ver meidung großer Ausgaben. Dr. Schacht Präsident der neuen Reichsbank? Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 17. September. Bekanntlich sieht der Sachver ständigenbericht vor, daß in den Aufsichtsrat der neuen Emis sionsbank vierzehn Mitglieder, sieben Deutsche, sechs Vertreter der Ententeländer und ein Neutraler, eintreten. Nach dem „Teuws" ist als neutrales Mitglied der Professor Bruins aus Amsterdam ausersehen worden. Der Präsident des Direktions- ausschusses und des Aussichtsrates der Bank wird Dr. Schacht sein. Abmarsch aus Oberhausen. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Essen, 17. September. Wie aus Oberhausen gemeldet wird, haben die französischen Truppen Oberhausen gestern ver lassen. Nur ein kleines Uebergabelommando ist zurückgeblieben, das Dortmunder Gebiet für die Franzosen auch weiterhin als be setztes Gebiet und wird dementsprechend behandelt werden. Der Kampf um Mekka. London, 17. September. Nach einer Meldung aus Jerusalem hat der englische Angriff in dem Kampf zwischen den Hedschas-Arabern und den Wahabiten um Kokka mit Verlusten für das englische Fliegerkorps begonnen. Zwei englische Mili tärflugzeuge sahen sich gezwungen, an der Küste nicderzugehen. Die Flugzeuge wurden von anderen Fliegern verlassen aufge funden. Ein drittes englisches Flugzeug ist bei einem Flugplatz in Palästina abgestürzt und der Führer war sofort tot. Für dieUeberuahme des Amerikazeppelins. (Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes") Paris, 17. September. Der amerikanische Kapitän Klein, der von der Regierung der Vereinigten Staaten den Auftrag er halten hat, das Zeppelinluftschifs ans Friedrichshafen abzuholen, ist gestern vormittag in Cherbourg eingetroffen. Ausbauder amerikanischen Luststreitkräste Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Washington, 17. September. Präsident Coolidge hatte ein« eingehende Aussprache mit dem Chef der Manne über f die amerikanische Flotte. Coolidge ist gewillt, mehr als bisher . dem Ausbau des Flugwesens seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dafür sollen die Ausgaben für Kampftchifte eine gewisse Ein schränkung erfahren. ? Der Aufstand in Georgien zusammen- geb^ochen Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berli n, 17. September. Die Ausstandsbewegung in Georgien ist nach den in Berlin vorliegenden zuverlässigen Nach richten zusammengebrochen. Lediglich in der Nähe von Duschet dauern die Widerstände noch an. 55 Bergleute verschüttet. das nach Erledigung der Uebergabe der Quartiere usw. auch ab- rücken wird. Es wäre allerdings verfehlt, auch in diesem Falle wie im Falle DortMMd anzunchmen, daß es sich hierbei um eine Räumung handelt. Selbstverständlich gilt Oberhausen ebenso wip i Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neu york, 17. September. Im Staate Wyening sind 55 Bergleute infolge einer Explosion verschüttet worden. Bis her wurde« acht Leichen geborgen. kommenden Persönlichkeiten hat noch nicht stattgesunden, viel mehr bewegte sich die Diskussion in allgemeinen Richtlinien für die Besetzung. Es wurden die Grundsätze festgelegt, nach denen die Ernennung in Verteilung aus die verschiedenen Wtrtschaftsgruppen und Fachgebiete erfolgen soll. Diese Frage wurde zum Abschluß gebracht. Wie es heißt, werden Reichskanzler Dr. Marx und Reichsaußenminister Dr. Stresemann noch für einige Tage bis zum 23. Sep tember in Ferien gehen. Die Sitzung am 23. September findet unter Vorsitz des Reichspräsidenten statt. * Völkerbunds-Auseinandersetzungen. In verschiedenen Parteiblättern wurde auf den Gegensatz hingewiesen, der zwischen halbamtlichen deutschen Mitteilungen und Nachrichten aus Gens über die Völkerbundsfrage bestand oder besteht. Während der scharfen tnnerpolitischen Zuspitzung, welche die Angelegenheit in wenigen Wochen ge sunden hatte und die soweit ging, daß von entschiedenen Gegensätzen im Reichskabinett gesprochen wurde, nahm auch Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort. Er wies u. a. daraus hin, wenn die Alliierten ein so lebhaftes Interesse am Eintritt Deutschlands in den Völker bund hätten, so ständen ihnen Mittel und Wege zur Ver fügung, um in Berlin entsprechende Anregungen zu geben. In Londonsei während der ganzen Konferenz über das Dawes- Gutachten nicht ein einzigesmal vom Völkerbund gesprochen worden. Dazu soll nun der englische Vertreter Lord Parmoor in Genf und zwar nach Berichten des „Sozial demokratischen Parlamentsdienstes" in Berlin bemerkt haben, er verstehe das nicht. Herr Stresemann habe in Parmoors eigenem Landbause längere Zett mit Professor Gilbert Murray, dem jetzigen Führer der englischen Delegation in Genf, das ganze Problem eingehend besprochen. Ebenso habe er selbst, Lord Parmoor, mit Herrn Dr. Stresemann eine ent sprechende Unterredung gehabt. Auch sei mit Herrn Reichs kanzler Marx über Deutschlands Eintritt in den Völker bund diskutiert worden. Tine heute nachmittag ausgegebene und durch W. T. B. verbreitete halbamtliche Erklärung sagt dazu: „Wir wissen nicht, ob die Äußerungen Lord Parmoors tatsächlich gefallen und vom „Sozialdemokratischen Parlamentsdienst" richtig wieder- gegeben sind. Tatsächlich hat aber Lord Parmoor anläßlich der Anwesenheit des Reichskanzlers, des Außenministers und des Finanzministers Dr. Luther am Sonntag, dem 10. August, in Henley mit keinem der deutschen Delegierten über die Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund gesprochen." Reichsaußenminister Dr. Stresemann äußerte sich zu einem Vertreter des englischen Blattes „Manchester Guardian" neuerdings über die Kriegsfchuldfrage. Das Blatt berichtet, Stresemann hätte nochmals verneint, daß es des besonderen Druckes der D e u t sch n ati o na l e n bedurft hätte, um ihn zu veranlassen, einen Schritt !n der Kriegsschuldfrage zu tun. Ein solcher wäre sür London beabsichtigt gewesen, hätte aber aus technischen Gründen nicht getan werden können. Die Regierung habe sich erneut verpflichtet, in dieser Richtung weiter zu arbeiten. Die Wahl des Zeitpunktes wäre Aufgabe des Kabinetts, er könne feiner Entscheidung nicht vor greifen. Zur Frage des Eintritts Deutschlands in den Völker bund führte Dr. Stresemann aus, daß ein solcher Eintritt nicht abhängig von der ttriegsschuldsrage wäre, wohl aber von der Einräumung eines Sitzes im Völkerbundratc unter Gewährung vollständiger Gleichberechti gung. Sie ArWhMg der Amnestie. In vollem Gange. Gewisse Beunruhigungen über die zögernde Durch führung der im Londoner Abkommen vorgesehenen Amnestie für die von Besatzungsbehörden und Kriegs gerichten über Deutsche im besetzten Gebiet verhängten Strafen geben Anlaß zu einer amtlichen Klarstellung durch die deutschen zuständigen Stellen. Aus deutscher und französischer Seite sind die Grund lagen für die Durchführung der Amnestie geschaffen wor den. Im ganzen sind bisher 145 Straf- und Uuter- suchungsgesangene der Freiheit wiedergegeben und 760 schwebende Verfahren niedergeschlagen worden. Weitere 100 Entlassungen erfolgen in diesen Tagen. Hieraus geht hervor, daß die Durchführung der Amnestie, die anfäng lich nicht mit der wünschenswerten Schnelligkeit erfolgt ist, sich mmmehr in vollem Gange befindet. Die beklagten Verzögerungen hatten ihre Ursache in dem zeitraubenden Durchsickern der von Paris ergangenen Anordnungen bis an die letzte Instanz. Die deutschen Stellen verfolgen die Durchführung der Amnestie genau und werden alle etwa auftretcnden Hemmungen zn beseitigen suchen.