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Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240124
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-24
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.01.1924
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! -- Kvs M/M? M/M -- - >1 irv Wilsdruff-Dresden, 23. Januar 1924. Merkblatt für den 24. Januar. Sonnenaufgang 7" li Mondaufgang 7" N. Sonnenuntergang 4" ü Monduntergang 8^ V. 1712 Friedrich der Große geb. — 1776 Schriftsteller Ernst Theodor Amedeus Hoffmann geb. — 1883 Komponist Friedrich v. Flotow gest. — 1915 Ädutsch-englische Seeschlacht au der Doggerbank. — 1921 Beginn der Pariser Konferenz. * Der PaulsLag. Dem Apostel Paulus ist der 25. Januar geweiht. i schon im frühesten Mittelalter feierte man das Fest der Bekehrung Pauli. Man hielt diesen Tag für einen so genannten Lostag, d. h. für einen Tag, der für die Witte rung der nächsten Wochen von entscheidender Bedeutung ist. Der Bauer möchte gern das Wetter vorausbcstimmen für die kommende Zeit, und daher zeichnete er früher jeden Witterungswechsel auf und stellte dann Vergleiche zwischen den verschiedenen Jahren an. So entstanden die vielen Wetterregeln. Am Rhein sagt man: „St. Paulus schön mit Sonnenschein, gibt Fruchtbarkeit dem Korn und Wein." In Schlesien heißt es ähnlich: „Ist zu St. Paulus das Wetter klar, gibOs für den Landwirt ein gutes Jahr!" Ein wind reicher Panlustag soll Segen bringen. In Pommern er wartet man an diesem Tage von der Gans den ersten Eier- tribut. In verschiedenen Gegenden hält man den Tag für den Mitwintertag und sagt daher: „Pauli Bekehr — halber Mnter hin — halber Winter her." Auch manche Bräuche knüpfen sich an den PauluStag, wie ja unsere Altvorderen alle Tage des Jahres, die ihnen außergewöhnlich deuchten, i" besonderer Weise feierten. Der schönste Brauch ist aber der, daß man in einigen Gegenden den hungernden Vögeln am Paulustag ein Fest bereitet, daß man ihrer gedenkt und sie füttert. Diese Sitte sollte immer beibehalten werden. Arbeitszeitverordnung. Amtlich wird berichtet: Nach der Verordnung über die Arbeitszeit vom 21. Dezember 1SM können Bestimmungen von Tarifverträgen, die eine geringere als nach der Verordnung zulässige Arbeitszeit vorsehen, mit dreißigtägiger Frist gekündigt werden. Auf mehrfache Anfragen über die Bedeutung dieser Vorschrift Hal das Neichsarbeitsministerium geantwortet, daß die Kündigung nicht nur dann zulässig ist, wenn der Tarif vertrag eine geringere als die achtstündige tägliche oder die achtundvierzig stündige wöchent liche Arbeitszeit festsetzt, sondern auch dann, wenn er von der durch die Verordnung gegebenen Möglichkeit, die Arbeitszeit zu verlängern, keinen Gebrauch macht. Es geht aufwärts mit der Tageslänge, und diese einzige Tatsache läßt uns auch den wieder eingetretenen Frost mit freundlicheren Augen ansehen. Zwar sind es nur Minuten pro Tag, aber diese Minuten tragen am Ende des Monats schon eine ganze Stunde aus. Mag der Winter noch sein Zepter schwingen, weniger endlos und öde wird er uns er scheinen, denn es geht ja wieder aufwärts, und zwar unauf haltsam. Feuer in der Stadt!, so signalisierte unsere Rathausglocke gegen 1 Uhr in vergangener Nacht. Es brannte im Nährmittel werk der Firma Carl Fleischer, wo Hvlzspäne von dem Backofen in Brand geraten waren. Durch einen glücklichen Zufall wurde der Brand bald bemerkt und durch Hausbewohner gelöscht, so baß hie herbeigeeilte Feuerwehr nicht in Tätigkeit zu treten brauchte. — Der Glöckner unserer Stadtkirche dürfte das ziem lich lange Stürmen nicht gehört haben, denn fonst hätte er seiner seits damit einsitzen müssen. Es dürfte sich überhaupt empfehlen, die Bekanntmachung über die Handhabung des Stürmens in längeren Zwischenräumen zu veröffentlichen, weil mancher nicht mehr weiß, ob das Stürmen auf dem Rathaus für ein Feuer in der Stadt oder auf dem Lande zu gelten hat. Geht spazieren! Diefe Mahnung möchten wir vornehmlich allen denen zurufen, die durch ihren Beruf gezwungen sind, den grausiges Ringen zwischen zwei Tauchern aus dem Meeresgründe ereignete sich im Sahre 1840, als zwei Taucher, Girvan und Jones, an dem Wrack des Schiffes „Royal George" arbeiteten. Sie gerieten darüber in Streit, daß jeder behauptete, eine Kanone zuerst gefunden, zu haben. Girvan packte Iones an den Beinen und suchte ihn auf den Boden zu werfen. Der Kampf zwischen beiden war so wütden, daß der Taucherhelm Girvans dabei zerbrochen wurde. An der Oberfläche des Meeres konnte Man das Ringen wahrnehmrn, da sich die Luftröhren heftig be wegten und die Seile, an denen sie herabgelassen waren, sich immer fester verschlangen. Als sie heraufgezogen wurden, waren beide „mehr tot als lebendig, aber," so schließt der Bericht, „die beiden unterseeischen Kämpfer wurden dann dip besten Freunde." Professor Dr. Plate freigesprochen. Jena, 21. Ian. Prof. Dr. Ludwig Plate, der vor einigen Mo naten von studentischer Seite wegen gewisser Aeußerungen gegen Juden und Sozialdemokraten im Kolleg beim thüringischen Volksbildungs- Ministerium benunziert worden war, hatte sich jetzt vor der Disziplinar- kammer der Universität Jena wogen Mißbrauchs der Lehrfreiheit zu verantworten. Die Verhandlung, die zwölf Stunden in Anspruch nahm, führte zur Freisprechung des Angeklagten. Gibt es unsichtbare Lebewesen? In neuester Zeit ist in der medizinischen Literatur viel von „ultra- mikroskopischen Organismen" die Red«, die so klein sein sollen, baß sie Unter der Sichtbarkeitsgrenze liegen. Man hat diese unsichtbaren Lebe wesen für alle möglichen Krankheiten verantwortlich machen wollen Und in ihnen z. B. die Erreger der Tollwut, der Maul- und Klauen seuche und der Hühnerpest gesucht. Es ist natürlich leicht, alle mög lichen Seuchen auf diese winzigsten Organismen zu schieben, aber um so schwerer, sie auch wirklich nachzuwcijcn. Daß man solche Ver mutungen über ultramikroskvpischc Organismen mit Vorsicht ausnehmen Muß, zeigen die Untersuchungen von Miehe im biologischen Zentral- blatt, der Aufgüße von Fichten- und Buchenhumus Komposterde, Milch usw. auf solche unsichtbare Mikroben hin untersucht hat. Di« betreffenden Flüssigkeiten werden durch die allersemsten Filler ge nommen und das Filtrat wird dann aus irgendwelche Symptome hin geprüft, die aus die Anwesenheit der unsichtbaren Lebewesen schließen lasten könnten. Die Ergebnisse Miehes waren durchaus negativ, und der Gelehrte ist daher gegenüber andern Befunden sehr skeptisch und behauptet, „daß Ültramikroben in der freien Natur mindest ms sehr selten sind." Es ist daher fraglich, ob es überhaupt solche unsiwiva-en, durch die feinsten Filter nicht ,zu erkennenden ultramiiroskopiscyen Organismen gibt und es läßt sich daraus die bemerkenswerte aalsawe ableiten, daß mit der Sichtbarkeitsgrenze im Mikroskop auch die Lebewelt erlischt. Tag in geschloffenen Räumen zu verbringen und Staub zu schlucken, mehr als ihnen lieb und ihren Lungen zuträglich ist. Gerade in der frischen, staubfreien Winterkuft ist ein Spazier gang doppelt angenehm und dreifach gesund. Aber nicht nur hin und wieder soll man ihn machen, sondern tagtäglich und sich auch nicht durch Kälte oder Schneefall abschrecken lassen. Beide tun dem Spaziergänger nichts, sondern Härten höchstens seinen Körper ab, was dem Stubenhocker besonders nützlich ist. Wer auch im Winter täglich seinen Spaziergang macht, der wird besten wohltuenden Einfluß bald an seinem Leibe ver spüren. ' Bockbier ist jetzt Trumpf! In der kältesten Jahreszeit durch aus angebracht, denn nichts heizt den frierenden Körper mehr als -dieses gehaltvolle Gebräu. Daß es daneben^auch die Ge müter heizt, ist nur insoweit ein Vorzug, als ein richtiger Bock Stimmung und Fröhlichkeit erweckt. In mehreren Gasthäusern unserer Stadt dominierte bereits „Bock", Sonnabend und Sonn tag beim Goldenen Alfred in der „Laus". Das war der richtige Bockbiertrubek wie in Vorkriegsjahren. Da schlug dem Glück lichen Dresden. Der Vorsitzende des Republikanischen Richter- Hundes Ministerialdirektor Starcke ist, wie wir zuverlässig er fahren, aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschieden. — Die mittleren und unteren Beamten, die in der sozialistischen Auslegung des Wortes Freiheit von dem ehemaligen Kanzlisten, späteren Iustizamtmann und nunmehrigen Regierungsrat Lotze zum Eintritt in die sozialdemokratische Partei gepreßt worden waren, treten jetzt geradezu gruppenweise durch Abgabe des Mit- gliedsbuches zum Zeichen ihres Protestes aus der VSPD. aus. Dresden. In der Kirche des Ehrlichschen Gestifts wurde am Sonntag Pfarrer von Kirchbach, ein Sohn des früheren Präsidenten der Sächsischen Staatseifenbahnen, in sein Amt als vierter Geistlicher des Landesvereins für innere Mission einge wiesen. Pfarrer von Kirchbach nahm 1919 als Major seinen Abschied aus dem Heeresdienste und widmete sich dem Studium ber Theologie. Dresden. Die neue außerordentliche Hauptversammlung des Verbandes für Iugendhilfe in Dresden, Zirkusstraße 8, 1, zu der die Teilnahme jedem gern gestattet ist, findet am Diens tag, den 29. Januar 1924 vorm. 11'/- Uhr im Sitzungssaal der Herren Gebr. Arnhold statt. Es soll hier die endgültige Ent schließung gefaßt werden über die Auflösung oder den Weiter bestand des Verbandes. Letzterer kann .nur erwartet werden, wenn kapitalkräftige Kreise, wie hiermit besonders erbeten sei, in Form eines größeren einmaligen „Notopfers" dem gemein nützigen Unternehmen ihre Hilfe zuwenden wollten. Nachdem Staat und Stadt 52 000 Goldmark beigesteuert haben, fehlt noch der Nachweis für etwa 10 000 Goldmark. Mit der Siche rung dieses Betrages wäre die Möglichkeit geschaffen zu einer Wiederaufnahme der umfangreichen Liebesarbeit des Verban des, der vor allem als Zentralvermittlungsstelle für humanitäre Jugendfürsorge, sowie aus den Gebieten der Iugendbetreuung, ber Iugendgerichtchilfe, der zwischenörtlichen Iugendhilfe in Sachsen bisher vielfach bahnbrechend und vorbildlich tätig ge worden ist. Die damaligen Schwierigkeiten ergeben sich aus der Tatsache, daß der früher niemals versagende bürgerliche Mittel stand und darüber hinausgchen'de wohlhabende Kreise bei ihrer eigenen schweren Lebensnot und Vermögenszertrümmerung nicht mehr in der Lage sind, helfend einzugreifen. Ihre Arbeitskraft als freiwillige Helfer im Außendienst, die besonders hochwertig ist, kann nur wieder begonnen werden, wenn dem Verband die Möglichkeit gegeben ist, die hierfür zu machenden Aufwendungen zu erstatten. Ohne die geldliche Mitwirkung kapitalkräftiger Kreise ist sie daher nicht mehr denkbar, mit derselben sofort. Es seien daher dringend erbeten Zeichnungen auf das angeregte Nvtopfer und Anmeldungen für den freiwilligen Helferdienst, auch außerhalb Dresdens, und zwar bis spätestens zum 29. d. M. früh, eventuell direkt an den Vorsitzenden, Herrn Präsident Dr. Becker in Dresden, Ouerallee 4. Dresden. Dem Telunion-Sachsendienst wird mitgeteilt: Seit dem 1. Januar 1924 können bei der staatlichen Alters rentenbank in Ttzresden-A. 1, Antonsplatz 1, wertbeständige auf Goldmark lautende Versicherungen von Rente abgeschlossen werden und zwar sowohl mit Kapitalverzicht, als auch unter Kapitalvorbehalt. Der Rentenlauf beginnt entweder sofort oder an einem vom Versicherungsnehmer bestimmten späteren Zeitpunkte, der jederzeit geändert werden kann. In der Regel endet der Rentenlauf mit dem Tode des Versicherten (Alters renten), es kann auch ein früherer Zeitpunkt für den Ablauf der Renten ausbedungen werden (Zeitrenten). Altersrenten können für mehrere Personen, insbesondere Eheleute, dergestalt er worben werden, daß die Rente bis zum Tode des zuletzt sterben den Versicherten läuft. Der Mindestbetrag einer jährllichen Rente ist auf 40 Goldmark festgesetzt worden. Die erste Ein zahlung muß mindestens 3 Goldmark, jede weitere Einzahlung wenigstens 1 Goldmark betragen. Außer der Altersrenten bank nehmen auch deren Geschäftsstellen Einlage entgegen. Diese erteilen ebenso wie die Altersrentenbank selbst nähere Auskünfte über alle einschlägigen Fragen und geben gedruckte Tarife unentgeltlich -ab. Dresden, 22. Ian. Der Telunion-Sachsendienst erhält fol gende Zuschrift: In der für vom Religionsunterricht abgemeldete Kinder eingerichteten Sammelschule Berlin-Moabit haben in diesem Winter unter Leitung eines Junglehrers gymnastisch- rhythmische Hebungen für Knaben und Mädchen gemeinsam stattgefunden, wobei diese Kinder völlig unbekleidet waren. So gar auf einem öffentlichen Elternabend sind Knaben und Mädchen der Oberstufe völlig unbekleidet aufgetreten. Es ist bei Be urteilung dieser Zustände besonders zu beachten, daß die Sammel schule Ostern 1923 eingerichtet ist, die Knaben und Mädchen also nicht etwa im Geiste einer naturgemäßen Lebensgestaltung von klein auf erzoaen sind, sondern daß es sich um zusammen gewürfelte Eroßstadtklaffen handelt. Dresden, 22. Ian. Am Montag nachmittag unternahm die Kriminalpolizei mit Unterstützung des uni ormierten Gendarmerie korps eine Razzia in den Schankwirtschaften der Neuen Gaffe. 240 Personen, darunter 30 Frauen, wurden zur Prüfung ihrer Personen- und Aufenthaltsverhältniffe mit Lastkraftwagen dem Polizeipräsidium vorgeführt. Bei 29 Männern und 5 Frauen machte sich die Festnahme erforderlich, da sie von Behörden gesucht oder mit Straftaten in Verbindung gebracht wurden. Unter den Festgenommenen befindet sich eine Person, die trotz Vorlegung falscher Ausweispapiere eines'im Vogtlande began genen Straßenraubes überführt werden konnte. Bei der Durch suchung aller Räume wurden verschiedene Gegenstände gefunden, deren Zusammenhang mit strafbaren Handlungen noch geprüft wird. Dresden, 22. Ian. Am Mvnlag traten die Arbeiter vo» 46 Betrieben der hiesigen Hutindustrie in den Streik, weil die Unternehmer unter Hinweis aus den allgemeinen Abbau die geforderte Lohnerhöhung abgelehnt und von der Arbeiterschaft die Zustimmung zur Akkordarbeit und zur neunstündigen Ar beitszeit verlangt hatten. In einigen Betrieben ist es heute be reits zu einer Einigung gekommen. Zittau, 22. Ian. In Ditteksdorf brannte in der Nacht zum Sonntag die erst vor einem Jahre neuerbaute große Scheune des Gutsbesitzers Zucker mit sämtlichen Getreide-, Stroh- und Heuvorräten sowie Maschinen nieder. Es liegt Brandstiftung vor. Chemnitz. In der Nacht zum 19. Januar wurden von einem städtischen Forstbeamten auf Allendorfer Flur 2 Männer beim Wildern gestellt und der Polizei übergeben. Die mitge führten Gewehre sowie das erlegte Wild wurden beschlagnahmt. Chemnitz, 22. Ian. Das Streikkommitee der hiesigen Er werbslosen gibt Handzettel folgenden Inhalts aus: Nachdem der Beschluß der Stadtverordneten vom Arbeitsamt und besten Verwaltungsausschuß einstimmig ignoriert worden ist, haben die Erwerbslosen beschloßen, gegen die Pflichtarbeit in den Streik zu treten. Wer trotzdem noch solche verichtet, wird von der Arbeiterschaft als Streikbrecher geachtet. — Heiliger Ben Akiba! Was sagst du dazu? Ein Streik der — Erwerbslosen! Der ist doch sicherlich noch nicht dagewesen! Chemnitz, 22. Ian. Als dieser Tage abends drei Pascher mit österreichischem Tabak mit dem Zug ein Blumenau ein fuhren, erblickten sie den sie verfolgenden Steüerbeamten. So fort sprangen sie auf der andern Seite aus dem Zuge, der Verfolger ihnen nach. Auf der Flucht warf einer der Pascher sein Paket auf die Straße und entkam, obwohl der Beamte ihm einen Schuß nachsandte. Auch seine beiden Komplicen ver- i mochten zu entkommen. Stollberg i E., 22. Ian. Mit Rücksicht auf die schlechte Finanzlage beschloß der Bezirksausschuß für den ganzen Bezirk Stollberg unter anderen Abgaben auch die Einführung einer Ledigensteuer. Glauchau. Die hiesige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz bringt bei Todesfällen, wo keine Mittel zur Beerdigung vor handen sind, den Sarg kosten-los nach dem Friedhof und trägt ihn dort nach dem Grabe. Oelsnitz i. V. In den Nächten der vorigen Woche wurden hier sämtliche Staatsgebäude mit Sowjetsternen in hellroter Oel- farbe beschmiert. Einer der Täter, ein Mitglied der kommuni stischen Partei, wurde verhaftet. Plauen. Das hiesige Polizeiamt kündigt ein energisches Einschreiten gegen das überhandnehmende Bettlerunwesen in der Stadt an, und teilt mit, daß Vorübergehende, die sich in die Amtshandlungen der Polizei unbefugt einmischen, zur Anzeige gebracht werden. Leipzig, 22. Ian. Die 1624 während der Pestzeit zu gegen- f seitiger Begräbnishilfe gestiftete Fraternität der Notarien und s Literaten begeht am 11. Mai d. Is. ihr 300jähriges Jubiläum. ver ffslr-Zeprrsllmns geriLlet. Vernichtendes Arteil Clives. Englands Generalkonsul für Bayern, Herr Clive, ber fünf Tage die Sachlage in der Pfalz untersuchte, ist in London angekommen. Schon vorher aber hatte er durch Telegramme an die englische Regierung die von ihm ge wonnenen Eindrücke wiedergegeben. Unterstaatsselretär Mac Neill verlas dieses Urteil im Unterhause. Wir heben die bezeichnenden Sätze daraus hervor: Die überwältigende Mehrheit der Bevölke rung steht der autonomen Regierung feindlich gegen über. Diese Negierung hätte niemals ohne fran zösische Unter st ützung in Erscheinung treten können und würde sofort vertrieben werden, sobald die französische Unterstützung aufhörte. Nach einem Zugeständnis von Bley, der das nominelle Haupt der Negierung ist, sind 75 A der Separatisten von außerhalb der Pfalz ge kommen. Sie umfassen zweifelhaft zahlreiche Vorbe strafte und Männer, die gänzlich unerfahren sind in den Geschäften einer Negierung. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung, obwohl gleichgültig gegenüber der Frage einer Loslösung von Bayern, steht einer Abtrennung vom Reich feindlich gegenüber. Weiter wird gesagt, daß sowohl die katholische und die protestantische Kirche, die amtlichen Kreise und die Mehrheit ver Bevölkerung in den großen Städten die Lostrennung von Bayern abweisen. In bestimmten Klaffen der Bevölkerung, namentlich unter den Bauern und unter den soziali« stischenArbeitern, bestehe Neigung für die Schaffung eines rheinischen Staates, unter Einschlusses ver Pfalz, ver politisch unabhängig, aber wirtschaftlich mildem Reich verbunden sein solle. Die unter Drohungen erfolgten sog. Anerkennenserklärungen für die Separatisten seien wertlos. Im wesentlichen wünsche die Bevölkerung in Frieden zu leben. Wird nun noch Poincarö oder irgendein anderer Franzose von dem „Wunsche der Psälzer Bevölkerung" zu reden wagen? Neue Schreckenstaten in der Pfalz. Französisch« Gendarmerie lud eine Reihe von Schülern vor, die sich an den Ovationen für Generalkonsul Clive be teiligt hatten. Die Kinder wurden in fürchterlicher Weise miß handelt. Gegen katholische Geistliche, welche den Separatistenterror kennzeichneten, hat die französische Militär- Polizei Untersuchung eingeleitet. — Die pfälzischen Zei<> tungsverleger haben beschlossen, die Ausgabe ihrer Zeitungen solange einzustellen, bis die von den Franzosen und Separatisten vergewaltigte Pressefreiheit gewährleistet ist. Vie SloLsar gegen W«. Vom englisch-französischen Regiestrelt. Köln, 22. Januar. Nach amtlicher Aufforderung aus London sind die eng lischen Beamten in der Kölner Besetzungszone aufgefordert worden, Berichte über die von der französisch-belgischen Regie getroffenen Maßnahmen zur Einschränkung des Eisenbahnverkehrs und die voraussichHiche Wirkung dieser Maßnahme auf die Kölner Zone einzureichen. In Paris hat ver eng-lifche Botschafter Lord Crewe einen Besuch bei PoincarL in ver Angelegenheit ge macht. Die Unterhaltung bezog sich auf vie Verringerung ves Eisenbahnverkehrs mit ver englischen Zone, die die französisch-belgische Regie für die Mcinbabnen beschlossen Hai. Poincard meinte, daß diese Maßnahme nach Auf fassung der französischen Negierung eine „rein technische" Frage sei. Es sei absolut keine „Pression" auf England beabsichtigt. Welchen Standpunkt zu diesen Erklärungen England einnimmt, ist vorläufig nicht bekannt.
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