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kL Di« Nur Vein Herz will sich nicht freuen und die Hoffnung dünkt dir wert, böse Wolken siehst du dräuen, von Gefahren schwer die Zeit. Trugst in dunklen Wintertagen Übennah an Qual und Gram, zweifelnd mußt du immer fragen, ob der Frühling wirklich kam. Za, er kam — auch dich zu stärken schuf er diese Erde neu, Gottesgeist mit starken Werken spricht zu dir in alter Treu. Fröhlich darfst du wieder schauen Wie zu Nest die Schwalbe zieht, und dir lächeln alle Auen und dir klingt der Lerche Lied! Fachen - 2. Ma// N?. — <5E/a§ Sen S. Aam /9S4 Dem Nckodemus wurde Pfingsten von ferne gezeigt — die anderen haben Pfingsten erlebt. Weil sie es wagten, gewannen sie, selbst gerettet und Retter einer Welt. Nikodemus-Unruhe zittert heute durch unser Geschlecht. „So kann es nicht weitergehen", das sagen fast alle und suchen herum, wie wir herauskommen könnten aus Schlamm und Schmutz; und es ist ein ratloses Hin und Her. Hier ruft einer zum Ausweg durch Arbeit, da durch Gewalt, dort durch neue Organisationen, da durch einen starken Führer — und überall ist's dasselbe: die Herzen werden müde, aber nicht ruhig. So wächst die Erkenntnis: es kann so nicht weitergehen — und heimlich, wie Niko- demus in der Nacht, huschen die Gedanken zu Jesus. Ach, wie viele, wie unendlich viele haben ihn heimlich aus gesucht in diesen letzten Jahren und haben mit ihm Zwie sprache gehalten wie Nikodemus, und — haben ihn nicht verstanden. Nicht verstanden, trotzdem sie das ganze Neue Testament, obgleich sie die Geschichte von zwei Jahrtausenden zur Erläuterung haben können. Das „ganz von vorn anfangen", das wagen wir eben noch immer nicht. Und dabei steht sein verheißungsvolles: „es geht" so klar und unverwiscWar da. Jetzt erst merken wir den ganzen Fluch, den uns die letzten zwei Jahr hunderte aufgeladen haben, indem sie uns dreister und immer dreister in die Ohren schrien: „Erde seid ihr, Tier unter Tieren; da gibt's kein Hinaus, kein Hinaus!" So sehr sind wir diesen öden Worten erlegen, daß wir es gar nicht mehr wagen, zu glauben an das: „du kannst von vorn anfangen, du kannst hinaus, du kannst hinauf", daß wir es gar nicht mehr wagen, dem Geist zu vertrauen, dem Geist zu folgen. Und so geht das Elend weiter. Aber er läßt nicht locker. Er drängt und stößt — es ist wie mit der Flut im Wattenmeer. Unmerklich erst auillt's hier und da an tieferen Stellen auf unter dem sicheren Schritt; ist's einmal erst geschürt, dann spürt es jeder Tritt: und dann quirlt es und fließt und steigt und schwillt und rauscht herein das große, unendliche Meer. So drängt der Geist; er will quellen aus der Tiefe der Herzen, er rauscht heran aus der Ewigkeit — das Wunderbarste, was unsere Zeit uns zeigt: wie weithin, in Tausenden von Herzen, wo Sand zu sein schien, dürrer Sand, es jetzt henwrqmllt, und läßt sich nicht halten. Nun tst's an uns, was daraus wird: eine nutzlose Nacht, wie vielleicht beim Nikodemus — oder ein Pfingsttnorgen, wie bei den Jüngern. Wir kennen ihn, der so ganz anders ist; wir hören ihn. Wollen wir Ernst machen mit der Neugeburt? Denn das ist uns gegeben: daß wir uns ihm ver schließen, daß wir uns ihm hingeben und auftun können. Wer sich ihm auftut, wie einst die Jünger zu Pfingsten, wie Paulus nach Damaskus, dem fängt ein neues Leben an: aus Gott geboren, erkennt er, was Gott will; wagt er, den anderen Weg zu gehen, den der Geist ihn treibt; weiß er, daß dieser Weg der Weg der Rettung ist. Und nach Rettung ruft heute die ganze Welt. „u n d e s w a r N a ch t." So heißt es in der Ge- schichre von Judas. Der ging von Jesus in der Nacht. Lon Nikodemus aber heißt es: „Der kam zu Jesus in der Nach t." Aus den Worten, mit denen er den Meister begrüßt, geht hervor, daß er aus innerstem Drange zu ihm kommt. Es läßt ihm keine Ruhe. Was er da mit angesehen hat all die Tage, was er gehört von anderen und selbst mit angehört hat, das ist so unbegreif lich, so ganz anders, das hat da lies unten in seinem Herzen eine so seltsame Unruhe geweckt, die nun nicht wieder zur Ruhe kommen kann, daß er nicht anders kann: er muß zu diesem, der da hat, was keiner hat; was er nicht begreifen kann und was ihn doch anzieht, unwiderstehlich. Und nun sitzen sie beide einander gegenüber: der eine, der den ehrenvollen, stolzen Titel „Meister in Israel" trägt. Und der andere, der dieser Meister ist; der eine, der sucht in Unbefriedigung und Unruhe, der andere, der da hat, was keiner hat, und der ihm nun sagen soll, was er wissen Wil! und wissen niuß, um seines Herzens Ruhe willen — Und was er doch nicht begreift, als er es ihm sagt. Wir wollen nicht im einzelnen durchgehen, was da gesprochen wird. Das mag nachlesen, wem es ernst ist wir sich selber. Hervorgehoben aber seien diese Wahr heiten: willst du fertig werden mit dem. was sich da um dich und in vir begibt, dann mußt du erst noch einmal ge- bo en werden, geboren werden aus dem Geist, d h vu mußt dein Leben noch einmal ganz von vorn an- sangen. Zwar kannst du den Geist nicht wecken — er weht wie der Wind, du weißt nicht, woher er kommt, wohin er- fäßn — aber du kannst dich in den Geist hincinstellen, kannst ihn in dich einströmen lassen. Das kannst du! Ob du es tust, das entscheidet, ob du verloren gehst oder nicht. Ob es Nikodemus getan hat? Darüber wissen wir nichts. Daß es aber andere getan haben, das wissen wir, das erzählt uns die eigentliche Pfingstgeschichte, das er zählt uns die Geschichte der christlichen Kirche Blatt um Blatt und zeigt uns. wie diese Goistgeborenen. Geist ri stillten, die es wagten, sich vom Geiste Gottes treiben zu lassen, den Ausweg fanden aus Dickicht und Sumpf, und wie sie nach sich zogen, die sonst verloren waren in Schmutz und Schlamm, und sie'hinausführten, eine gerettete Schar, aus festen Boden und ins delle Licht des reinen Taaes. Der Weg der Rettung. Pfingstgedanken von Pastor Hermann Pankow-Berlin. Ml statten Wetten Pfingsten 1 984. Sonnenglanz und blauer Himmel und die weißen Blumen blüh'n, junges Bott im Tanzgewimmet schwingt sich unter frischem Grün. Selbst des Waldes stille Wege sind erfüllt von buntem Klang, tiefer atmen die Gehege bei der Bögel süßem Sang. Aum Wiederaufbau des deutschen Geistes. Eine Pfingstbetrachtnng. Bon Theodor Euler t. Wiederaufbau und Geist? Erscheint das nicht ein Widerspruch? — Und doch gehören beide Begriffe enger zusammen als wir vielleicht denken. Vom politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau sprechen und lesen wir viel seit den Tagen des Zusammenbruches. Manches ist da schon getan, — viel mehr bleibt noch zu tun übrig. Wie aber steht es um den deutschen Geist? Ist nicht gerade an ihm so manches marsch und drocchlm. so manche einst stolz ragende Säule in Schutt zerfallen? Sein einst in- aller Welt vielgepriesenes und noch weit mehr beneidetes herrliches Ge bäude zumindest doch an so manchen Stellen rissig und schadhaft geworden. Wi« steht es denn um die einst starten Stützen seines Heiligtums, die Religiosität, den Iamittensinn. die Treue, die Ehrlichkeit und das feste allesuberwindende Vertrauen in die gute und gerechte Sache unseres angestammten Vaterlandes? Fremdstämmige Parolen betören uns und säen Zwietracht zwischen den eigenen Brüder n. Sogenannte „Freigeisterei" nimmt uns der Väter altbewährten Glauben. Leichtfertigkeit und die eitle Hast nach dem „Ausleben" zerrüttet das trauliche Familienleben. Genußsucht und Geldgier züchten das Ver brechen in Reinkultur, und über allem wird das wichtigste und herrlichste, einst uns allen zu eigen gewesene Gut, der deutsche Geist, vergessen, vertan oder gar — verlacht. Gewiß, der deutsche Geist herrscht noch an vielen Olsten. Dort, wo sich die Hochburgen wahrer Tradition erheben. Nicht etwa die, von denen dauernd die Fahnen wehen und in denen Gläserklang oder „schöner" Rede berauschende Phrasen widerklingen. Nein,— der deutsche Geist will heute anders gepflegt und gehegt sein. Wohl ist es hier und da notwendig, seine Anwesenheit einnial auch äußerlich zu zeigen. Sein eigentliches Walten aber zeigt sich in der stillen hingebendcn Arbeit zum Besten des Volks ganzen, in den bescheidenen Studierstuben der Wissenschaft, in den räderdurchsurnen Fabriksälen, wo Werte geschaffen werden, uns vor äußerer Not zu wahren, aber auch im frisch-fröhlichen Streben der Iu end nach körperlicher Ertüchtigung, ja selbst im freudigen und erhebenden Genuß an den unsterblichen Werken unserer großen Führer oder in der dankbaren Aufnahme aller Schönheiten unserer heimatlichen Natur. In all dem lebt und webt das unzerstörbar Herrliche echten deutschen Geistes, das uns bewahrt gegen die fremdländischen Lockungen, gegen Ueber- hebung und gegen unwürdiges Zukreuzekriechen vor den Götzen der Fremdtümelei und der Ichsucht. Und nun. da das Fest des Geistes, das licke Pfingstfest, mit den wunderbaren Symbolen uralter Ueberliescrung wieder heraugcorochen ist, wollen wir uns doch ernstlich ins'Gewissen reden, in unserm Innern einmal Gericht halten, ob auch wlr Dir haben zwei Pfingstgeschichten in der Bibel. eine wird heute in allen christlichen Gottesdiensten verlesen Var den geschmückten Altären. Sie steht im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte. Die andere soll uns hier zum Aus gangspunkt für unsere Pfingstgedanken dienen. Sie ist für unsere Zeit jetzt ganz besonders lehrreich und steht bei Johannes im dritten Kapitel — wobl dem tiesinnigsten in diesem ganzen wundersamen Evangelium. ! selbst uns nicht hier oder dort gegen den von unseren Vorväter» heilig gehaltenen deutschen Geist vergangen haben. Hand auf» Herz, lieber deutscher Bruder, liebe deutsche Schwester, wir; haben ihn so manches liebe Mal verleugnet, wie einst Petru» den Herrn verleugnete, sei es aus Verbitterung, aus Leicht fertigkeit oder im zermürbenden Trubel des Alltags. Gan- gleich: auch der deutsche Geist wird und soll sein Pfingstfest er, leben, an dem wir freudig für ihn zeugen und von ihm sage« wollen. Mit beredten Zungen wollen wir dann wieder sein» herrliche Größe, seine wundersame Tiefe und die köstliche Rein heit seiner Werke preisen. Nichts kann uns davon zurückhalten. Wiederaufbauen wollen wir das teure Heiligtum, um das di« Besten unseres Volke» den Heldentod erlitten haben. Stein auf Stein wollen wir fetzen, wollen die Risse wieder sorglich be seitigen, die Säulen wieder aufrichten und uns selbst i» ein würdig Festgewand kleiden, — denn die Pflege des deutschen Geistes soll uns fortan wieder Gottesdienst im edelsten Sinne des Wortes sein. Die äußere Form unseres lieben Vaterlandes will der Feind uns zerschlagen. Es ist ihm bis heute nicht gelungen. Wieviel weniger kann er uns den Geist ermorden — so gern er dies auch möchte. Denn er ist für ihn die größte Gefahr. Solange wir ihn noch besitzen, werden wir in der Geschichte bestehen und mit dem letzten Deutschen erst wird auch der Geist vernichtet werden, der den großen Friedrich beseelte, der Fichte begeisterte und Goethe begnadete, der Kant er leuchtet und Bismark gestärkt hat. Auf drum zum Wieder aufbau des deutschen Geistes, auf daß es wieder Pfingste» werde in unserm Vaterlande! Sühne. Eine Pfingstgeschichte von Georg Münnich. Am Abend vor Pfingsten war Dr. Römer in seiner Heimatstadt angekommen. Nicht, um da auszuruhen. Im Gegenteil: um die Feiertage zu einer Inspektion zu be nutzen, zu der ihn der Besitzer der dortigen Metallwaren fabrik aufgefovdert hatte. Dr. Römer war nie für Ver gnügungen und „Ausspannungen" gewesen; er hatte ge arbeitet von Jugend auf. Er hatte, als er im Weltkrieg im Felde gestanden hate, unter nichts mehr gelitten als unter dem Zwang zur Untätigkeit und hatte sich, als hinter her fast alle verzweifelnd die Hände in den Schoß gelegt hatten, sofort von Neuem ans Werk gemacht, hatte studiert, konstruiert, projektiert und mitten im Chaos ohne viel Lärm Altes, das zusammenbrechen wollte, befestigt, Neuem, das werden sollte, zur Entwicklung verhalfen. Wenn er zurückdachte, — was er selten genug tat: denn er war ganz Gegenwarts- und Zukunftsmensch —, so hatte er die Empfindung, daß er rastlos vorwärts mar- schiert sei. Aber als gestern sein Zug in GerHeim eingelaufeu war, da war ihm eine Erinnerung aufgestiegen, die Er innerung an eine kurze Reih« von Wochen aus seiner Uni- versttätszeit. Da hatte er ein junges Mädchen geliebt, eins Nachbarstochter. Merkwürdig. Nie vorher und nie nach her war ihm das zugestoßen. Es war glücklicherweise schnell vorübergegangen. Else, die zunächst seine Neigung erwidert hatte, war bald andern Sinnes geworden. Und e r hatte die Torheit von sich abgeschüttelt mit einer Ent schlossenheit, daß er sie bald ganz vergessen hatte. Im Salon des Fabrikbesitzers hatte er gestern Else als dessen Frau wiedergetrosfen. Ganz ruhig war sein Herz dabei geblieben, ja, er Hütte sich fast gefreut, daß damals aus der Geschichte nichts geworden war. Daß in den Augen der hübschen Frau etwas wie Schuldbewußtseiir stand, hatte er nicht bemerkt. Den ganzen Vormittag hatte er sich in der Fabrik um getan, hatte die Maschinen revidiert, die Kessel untersucht, Neuerungen erwogen. Und nur schwer batte er sich schließ, lich von dieser angenehmen Beschäftigung losgerissen, um der unangenehmen gesellschaftlichen Pflicht zu genügen, die ihn in das Speisezimmer des Unternehmers zwang. Da saß er nun zwischen dem ein bißchen genießerischen Mann und seiner einstigen Dreiwochenliebe, aß und trank und sprach — von den wirtschaftlichen Verhältnissen, vom Krieg, von Tagesereignissen und wünschte nur, möalicblt bald wieder fortzukommen, in den roten Backsteinkasten draußen, der ihm viel anziehender dünkte als dieser Raum mit den schönen vlämischrn Möbeln, den vielen Schmuck« gegenständen, Bildern und Teppichen. Frau Else lächelte ein bißchen wehmütig. Sobald es nur irgend angehen zu wollen schien, traf er Anstalten, sich zu verabschieden. Aber da wehrte Frau Else entschieden ab. „Nein, Herr Doktor, heute lassen wir Sie nicht mehr los. Sie haben den Feiertag schon genug entheiligt. Jetzt pflegen Sie Jugenderinnerungen! Wlr machen eine Fahrt zusammen. Wohin befehlen Sie?" „sie wissen doch, Gnädige ..." — „Gar nichts weiß ich, als daß Sie ein unausstehlicher Mensch sind. Das waren Sie übrigens schon als Student." — „Nun also " — „Ja, eigentlich müßte man Sie wieder laufen lassen. Aber nun habe ich meiner kleinen Schwester versproch.n, sie mir dem hochberühmlen Dr. Römer bekannlzumachen. Gleich wird sie kommen." — „Auch das noch." seufzte der Gast. „Na, erst sehen," mischte sich oer Fabrikbesitzer ein. Und sie kam. Die Else von e i n st! Der Doktor wußte später nicht, was ihm vom ersten Augenblick an die Fassung geraubt halte. War es wirklich nur die unheimliche Ähnlichkeit? War es die große Gitte und Heiterkeit, die das Mädchen umleuchtete? Er war er schüttert, betäubt, stumm vor Entzücken. Mechanisch machte er die vorgeschriebene Verbeugung, als Frau Else ihn vor stellte. Dann saß man in einem schönen Auto und fni,v durch die sonnige Welt. Man ivracb von allem Msialicken.