Volltext Seite (XML)
Sache wohlbegründeten Vertrauens. Erfahrungen früherer Zeiten lasten diese Mahnung leider geboten erscheinen. volkreniMltl wegen üer Solamielen verlangt. In München fand eine große Versammlung statt, die vom Mieterschutzverband einbcrufen war, zum Protest gegen die angeblich vom 1. April ab geplante Einführung der vollen Goldmieten. Es wurde eine Protestentschließung angenommen, welche die Beseitigung des Reichsmieten gesetzes fordert und die bayerische Mieterschaft zu einem Volksbegehren und Volksentscheid ausruft. Neue Arbeitsgemeinschaft im kanSeisgewerbe Im Handelsgewerbe besteht bislang eine Arbeits gemeinschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht. Sie wurde zwar einmal im Jahre 1919 gegründet, fiel aber sofort wieder auseinander, weil keine Verständi gung erzielt werden konnte. Jetzt hat, dem Vernehmen nach, der Gesamtverband deutscher Angestelltengewerk schaften (angeschlossen dem christlich-nationalen Deutschen Gewerkschaftsbund) erneut die Änregung zu einer solchen Gründung gegeben. Er ist an den Zentralverband des deutschen Großhandels und an die Hauptgemeinfchaft des deutschen Einzelhandels mit einem entsprechenden Ersuchen herangetreten. Die Aussichten für die geplante neue Arbeitsgemeinschaft sollen keine ungünstigen sein, obwohl eine bestimmte Stellunanabme der Arbeitgeberverbände noch nicht vorliegt. j --Kss Sef Ssam/wE« s HeichsgelMer unü privatlöbne. Finanzminister und Schlichtungsausschüsse. Ein Berliner Montagsblatt veröffentlicht ein vertrau liches Schreiben des Reichsfinanzministers an den Neichsarbeitsminister, den Reichswirtschaftsminister uno den Reichspostminister. In ihm nimmt das Finanz ministerium vazu Stellung, daß der Privatwirtschaft durch Schiedssprüche zum Teil erheblich höhere Löhne und Ge hälter für ihre Arbeitnehmer auferlegt worden sind, als sie das Reich zahlt. Eine Gesundung der Reichsfinanzen Werve sich nur erreichen lassen, wenn auch die Privatwirt schaft durch eine der allgemeinen Notlage angepaßte Lohn politik zu einem Abbau der Warenpreise und einer Hebung des Absatzes komme. Die bei den beteiligten Kreisen vorhandene Mißstimmung und Beunruhigung müßte neuen Bosen gewinnen, wenn bei der Privatwirtschaft unver hältnismäßig höher gezahlt würde. Infolgedessen wird Vas Reichsarbeitsministerium gebeten, auf Vie Schlichtunzs- auSschüsse im Sinne einer Rücksichtnahme auf die geschil derten Gesamtverhältnisse einwirken zu wollen. Für oen Fall, daß dies nicht zum Erfolg führen sollte, wird an geregt, ob nicht durch eine zu erlassende Verordnung dis Spruchtätigkeit der Schlichtungsausschüsse dahin einzu- schränken wäre, daß über die Lohn- und Gehaltssätze des Reiches nicht oder nur unter besonveren Voraussetzungen hinausgegangen werden dürfe. - * Äer/er/r - M/e - KbAaöe-r « - februar-Steuern. Für die am 10. Januar fällig gewesene Cinkommensteuer- Mschlußzchlung für 1923 und Umsatzsteuer für Dezember bez. Oktober bis Dezember 1923 ist die Schonungsfrist mit dem 17. Januar abgelaufen. Später geleistete Zahlungen unterliegen einem Zuschlag von 5 Prozent für jeden halben Monat der Ver spätung. Am 10. Februar ist erstmalig bie Vorauszahlung auf die Einkommensteuer 1924, und zwar mit 2° Prozent der Roh- oinnahme abzüglich der Lohn- und Gcholtsaufwen düngen, zu entrichten, die auf den abgelausenen für die Umsatzsteuer, maß gebenden Vorauszahlungsadsch^ entfallen.. Soweit also die Umsatzsteuer vierteljährlich entrichtet wird, ist die Einkommen- steuervorauszahkung erstmalig am 10. April zu zahlen. Am 10. Februar ist ferner die Umsatzsteuer für Januar 1924 fällig. Der Steuerbetrag beträgt erstmalig 2'/- Prozent. Für Ein kommen aus den Betrieben der Land- und Forstwirtschaft ist die erste Vorauszahlung bis 29. Februar zu leisten. Sie beträgt eine Goldmark für je 1000 Mark des der Vermögenssteuer- Veranlagung für den 31. Dezember 1923 zugrundegelegten Wertes des felbstbewirtschafteten Grundstücks bez. solange der Vermögenssteuerbescheid nicht zugestellt Ist, des zuletzt für die Landabgabe maßgebenden Wertes. Gleichfalls am 29. Februar wird die Vermögenssteuer für das Kalenderjahr 1924 fällig in der Hohe des Betrages, der der Vermvgenssteuererklärung ent spricht. Die Vermögenssteuerbescheide liegen noch nicht vor, da die V^mögenssteuererklärungen erst im Laufe des Monats Februar abgegeben werden. Steuerfrei sind 5000 Goldmark, bei Kleinrentnern, Erwerbsunfähigen usw. 20- bez. 10O0O Gold mark. Bis zum steuerbaren Vermögen von 25000 Goldmark beträgt die Steuer 3 v. T., bei einem Vermögen von 25- bis 50 000 Goldmark 4 v. T., über 50 000 5 v. T. Dazu treten Zuschläge von 20 bis 50 Prozent der Vermögenssteuer bei Vermögen von 100000 Mark bis über 500 000 Goldmark. Endlich sind im Februar, soweit nicht auf Grund der dritten Steuernotverordnung weitere Zahltage hinzukommen, am 5., 15. und 25. die Ueberweisung der durch die Arbeitgeber einbe- haltenen Steuerabzüge zu bewirken. s Vvmm. Hw?- MS HM f V. s. L. Wilsdruff 1. Jun. — 04 Freital 1. Jun. 2:3. Am vergangenen Sonntag trafen sich genannte Mannschaften im Gesell schaftsspiel in Freital. Der von Schnee, Eis und vor allem großen Wasserpfützen stark bedeckte Platz ließ ein richtiges Zusammenspiel nicht aufkommen, aber trotzdem wurde das Spiel von Anfang bis Ende von beiden Mannschaften flott und scharf durchgeführt. Beide Torwächter hatten reichlich Arbeit und wurden durch die schlechten Bodenverhältnisse an der Entfaltung ihres Könnens stark behindert. Lediglich der durchschlagkräftigere Sturm der Freitaler konnte das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden. Bei Wilsdruff tat sich besonders der Rechtsaußen durch seine vorzüglichen Flankenläufe hervor, ebenso gefiel auch der Mittelläufer durch vorzügliche Ballverteitung, sonst waren alle übrigen Spieler ihrer Aufgabe gewachsen. Zu bemerken wäre noch, daß Wilsdruff nur mit 9 Mann das Spielfeld betrat und daß das Spiel bereits 20 Minuten vor Schluß abgebrochen werden mußte, wegen der immer schlechter werdenden Boden verhältnisse. Eine sächsische Fliegerschule. Oberwiesenthal, 21. Jan. Zur Einrichtung der ersten sächsischen Fliegerschule trifft der Flugmeister Joe Hans Schöne Anfang Februar hier ein. Der Besitzer des Sport hotels hat ihm ein geeignetes Gelände zur Verfügung gestellt und eine Halle zur Unterbringung der Flugzeuge errichtet. - « <-- - Das größte deutsche Bauprojekt. Das Prosekt für ben j Bau eines Niesenmesfehauses in Hamburg ist von dem § Vürgerfchaftsnusschutz genehmigt worden. Für die Ge- winnung von Entwürfen für dieses zurzeit wohl größte i deutsche Bauprojekt — die Länge des Baues soll ungefähr i 400, seine Tiefe annähernd 80 Meter betragen, wobei die j Überbrückung einer breiten Verkehrsstraße vorgesehen ist —, soll ein Jdeenwettbewerb ausgeschrieben werden. -Eisenbahnunglück im Hauptbahnhof Darmstadt. Im Hauptbahnhof Darmstadt kurz vor der Einfahrt ereignete sich ein Eisenbahnunglück. Ein von Mainz kommender Reaiepersonenzug fuhr auf eine schwere Lokomotive des Aschaffenburger Zuges auf, die auf einem Nebengeleise hielt. Durch den Anprall wurde die eine Maschine aus dem Gleis geworfen und die andere sehr schwer beschädigt. Drei Personen wurden schwer und 14 leicht verletzt. Die Schwerverletzten sind Arbeiter, die auf dem ersten Wagen hinter der Lokomotive auf der Plattform standen und zum Teil erst mit auiogenen Schweißapparaten aus den Eisen trümmern herausgeschnitten werden konnten. Das Unglück wurde dadurch so schwer, daß die französischen Regiezüge nicht wie alle deutschen Züge hinter der Lokomotive einen leeren Schutzwagen haben. Überfälle auf Schutzpolizisten. In Essen wurde eine Patrouille des ersten Polizeireviers, bie aus zwei Beamten bestand, von drei Personen beschossen und schwer verwun det. Die Beamten, von denen einer drei, der andere zwei Schüsse erhielt, wurden ins Krankenhaus gescyam. Äne Verwundungen sind so schwerer Natur, daß mit dem Tode der Polizisten gerechnet werden muß. Die Täter ergriffen die Flucht. In den letzten Tagen sind noch mehrere Über fälle auf Polizeibeamte ausgeführt worben; diese Über fälle verliefen aber glücklicherweise ohne ernste Ver letzungen. Allem Anschein nach dürfte es sich bei den Über fällen um eine Verschwörung zur Beseitigung der Polizei- bcamten handeln. Der Wiener Sadistenklub. Seit Wochen beschäftigt sich die Wiener Öffentlichkeit mit einer Sensationsaffäre. Eine Frau Kadinetz, leitete einen „Salon", in dem^vor sadistisch veranlagten Zuschauern, die ein hohes Eintrittsgeld bezahlen mußten, Kinder mißhandelt wurden. An diesen Sitzungen hat eine Reihe von Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft teilgenommen. Die Gäste des Sadistenklubs sind der Reihe nach verhaftet worden. Dieser Tage erfolgte die Verhaftung des bekannten Wiener Aristo kraten Leopold Freiherr von Chiu m eck y. Chlu- mccky ist der Sohn eines früheren österreichischen Ministers und Eisenbahnpräsidenten. Gr hat jahrelang die Zeitschrift Österreichische Rundschau herausgegeben. Der Anwalt Chlumeckys bot eine Kaution von 500 Millionen Kronen, doch sprach sich die Staatsanwaltschaft gegen die Haftent lassung aus. Ersatz für Platin? über eine neue Goldlegierung, die in einem Sheffielder Laboratorium hergestellt wurde, be richten englische Blätter. Die Legierung würde der Gold warenindustrie einen Ersatz für Platin bieten. Sie sei weiß wie Platin und werde infolge ihrer Eigenschaften mit dem amtlichen Stempel versehen werden. Sie koste nur etwa 10 des Platinpreises. Die näheren Einzelheiten über die Zusammensetzung der Legierung würden streng geheimaehalten. Riesenübcrschwcmmlmg in Irland. Infolge des wolkenbruchartigen Regens, der in den letzten Tagen Irland heimsuchte, sind mehrere Städte in Miltelirland völlig überschwemmt Aus manchen Orten wirb eine Wasserhöhe von 1,50 Metern gemeldet. Beginn der Zivilisation in Amerika. Aus Newyork wird berichtet: Das Jahr 1923 zeigt im Vergleich mit dem vorangegangenen Jahr eine Verringerung der Zahl der Lynchungen von Regern. Während im Jahre 1922 61 Per sonen gelyncht wurden, traf dieses Schicksal im vorigen Jahre „nur noch" 26 Personen. Die Ursachen dieser Ver minderung sind zweierlei Art. In erster Linie hat die im Kongreß und dann im ganzen Lande geführte Agitation gegen das Lynchen einen günstigen Einfluß geübt. Zu dieser psychologischen Ursache tritt ein materielles Moment. Die Neger sind im letzten Jahre zu Hunderttausenden aus dem Süden nach dem Norden der Vereinigten Staaten aus- gewandert, wo sie leichter Erwerb finden und unter dem Rassenvorurteil nicht so stark zu leiden haben. Dadurch hat der Süden ausgezeichnete Arbeitskräfte sür seine Plan tagen und Industrien verloren, ein Faktor, der das Ver halten der Weißen gegenüber den Negern in der letzten Zeit wesentlich beeinflußt hat. - « KZ/e?/?/Ar/fMe/Z « - Nicht tot zu kriegen! Einst „rühmten" — so wird in „Reklams Universum" erzählt, einige Herren am Stammtisch die unverwüst liche Lebens- und Schimpfkrast ihrer Schwiegermütter. Dabei er zählte Oberförster Lügenmeier: „Meine Schwiegermutter fiel Kanni balen in die Hände, die sie umbrachten. Beim Kochen fand man, daß sie gar nicht recht weich werden wollte. Da drang eine dumpfe Stimme aus dem Kessel: „Häufte Natron dran getan, Schafkopp, dämlicher!" Das habe ich mir gedacht. „Beim Ausfegen habe ich hier das Geldstück gefunden, Frau Schultze." — „Das ist brav von Ihnen, Minna, daß Sie das abgeben. Ich habe es nämlich absichtlich hm- gelegt, um Ihre Ehrlichkeit zu prüfen." — „Das habe ich mir gedacht, Frau Schultze, deswegen habe ich es auch abgegeben." Einladung. „Wollen Sie nicht heute abend zu uns kommen? Wir haben um acht Uhr eine kleine musikalische Unterhaltung, und um elf Uhr wird gegeßen." — „Vielen Dank, ich will gern kommen. Punkt elf bin ich da." Wo ein Wille —. Meier: „Bevor ich heiratete, war ich ein großer Bummler, ich tanzte viel, rauchte andauernd und war ein ge waltiger Trinker. Jetzt lebe ich ruhig für mich, rauche nicht und trinke Wasser." — Lehmann: „Zu einer solchen Aenderung der Lebensweise gehört aber ein starker Charakter." — Meier: „Den hat sie." « Schickkaiswege. OopMgktt 1820 dze lüt. Our. N. üwkw, Vr68ckoo-21. Roman von Matthias Blank. Schwüle Glut füllte seine Zelle; Flammen züngelten am Fenster, die Scheiben zersprangen; Rauch drang herein, immer lauter erschollen Schreie und Kommandorufe. Unerträglich wurde die Glut. Anton hämmerte mit bei den Fäusten gegen die Zellentüre. „Hilfe! — Feuer! — Hilfe!" Gr wollte nicht verbrennen, so nicht sterben. Das Schreien draußen, die Rufe, das Tuten der Signal hörner verschlangen sein eigenes Lärmen. Immer wieder hämmerte er gegen die Türe, die ihm so glühend heiß erschien, als leckten draußen gierig Feuerzungen. Der Rauch, der zum Fenster hereinquoll, drohte ihn zu ersticken. Abermals schrie er mit aller Kraft: „Hilfe!" Seine Stimme hallte in der Angst, in der stärksten aller Regungen im Selbsterhal tungstriebe laut von den Zellenwänden wieder.' Da öffnete sich die Türe — Qualm, Rauch und Flammen schlugen herein. * Das runde, volle Gesicht Inspektor ReLsteins war über die Papiere gebeugt, die auf der schwarzen, abgenützten Wachstucheinlage des Schreibtisches ausgebreitet lagen. Nun schob er diese Schriftstücke rasch zusammen, blickte auf und nickte seinem Besucher zu, der ihm im Stuhle gegenüber saß. „Jetzt stehe ich vollständig zu Ihrer Verfügung." „Sie werden sich wohl denken können, worüber ich mir Aufschluß holen möchte", erwiderte Heinz von Wallendorf. „Nun, über Melbourne?" „Ja! Fanden Sie Zeit, Bestimmtes zu erfahren?" „Ja! Ich erwartete Sie schon lange! Es sind doch schon Wochen verstrichen." „Ich weiß es! Konnten Sie überhaupt etwas in Erfah rung bringen?" „Nicht viel, offen gesagt Zu eingehenden amtlichen Nach forschungen liegt keine Berechtigung vor; ich kann Ihnen also nur mitteilen, was einzelne Anfragen ergaben." „Ich bin leicht zufrieden. " „Gut! Dieser Melbourne ist hier seit etwa einem halben Jahre gemeldet; nach seiner Angabe war er aus Hamburg ge kommen, und dorthin aus Baltimore. Seine Papiere, auf den Kaufmann Francis Melbourne aus Baltimore lautend, gel ten als ordnungsgemäß. Er lebt im Hotel Continental, war aber von dort wiederholt sogar auf Wochen abwesend, an geblich auf Geschäftsreisen. Wo er sich in dieser Zeit aufhielt, und welche Geschäfte er unternimmt, konnte mir niemand sagen, jedenfalls scheinen es gewinnbringende Unternehmun gen zu sein oder er muß ein beträchtliches Vermögen besitzen, da er stets bezahlt hatte und sehr gut lebt. Wiederholt wurden in seinem Besitze Schmucksachen beobachtet, so daß die Ver mutung naheliegt, er sei Iuwelenhändler. Daß er noch ledig ist, daß bei den Polizeibehörden gegen ihn nichts vorliegt, ist alles, was ich sagen kann." „Nacht-il'ges ist also über ihn nicht bekannt?" „Ne: Wie kommen Sie zu dieser Frage? Haben Sie irgend wcuyen Verdacht?" „Nein." „Wollen Sie mit ihm Geschäfte machen?" ,,-ch denke nicht daran!" „^,ch bedauere, daß ich Ihnen nicht mehr berichten konnte, aber Polizeiakien über ihn liegen nicht vor. Kann ich Ihnen sonst noch eine Frage beantworten?" „Nein, ich danke." „Mir fällt eben ein, daß Ihr Klient Anton von Regcns- perg, für den Sie immer noch den Nachweis seiner Schuld losigkeit zu erbringen versuchen, doch in Lilienfeld ist." „Ja!" „Wissen Sie, daß diese Anstalt in der vergangenen Nacht niedergebrannt ist?" „Ist das möglich? Ich habe heute noch keine Morgen zeitung gelesen. Geschah ein Unglück dabei?" „Leider ging es nicht ohne Opfer ab. Der Brand ver breitete sich so rasch, daß Unglücksfälle unvermeidlich waren." „Gab es Tote? Ist er vielleicht unter diesen Beklagens werten?" Mit leiser Stimme fragte Heinz von Wallendorf, die fast wie erstickt klang. „Ich weiß nicht mehr, als ich Ihnen sagte." „Entschuldigen Sie mich, Herr Inspektor, ich will sofort hinausfahren, um mich bei der Verwaltung zu erkundigen." „Sie können von hier aus durch den Fernsprecher an rufen." Heinz von Wallendorf ließ sich mit der Verwaltung des Zuchthauses verbinden. Endlos erschienen ihm die Minuten, bis er nach wiederholtem Anläuten Anschluß und Auskunft erhielt. Nach dem Brand wurden einige Leichen gesunden,, die unkenntlich waren. Drei Strafgefangenen war es gelun gen, zu entfliehen. Wer diese waren, konnte nicht mit Be stimmtheit angegeben werden. Der Sträfling sechsundachtzig schien unter den Entkommenen nicht zu sein, denn in der Nähe einer unkenntlich gewordenen Leiche hatte man den er haltenen Rest eines Rockes, auf dem die Zahl sechsundachtzig zu leseu war, gefunden. Dieser Tote konnte Nummer sechs undachtzig gewesen sein; er sei auch unter den Toten ge meldet worden. Heinz war tief erschüttert von diesem Schicksal, das nun einen so tragischen Abschluß gefunden hatte, ohne daß es möglich gewesen wäre, die Wahrheit über das Verbrechen an den Tag zu bringen, das dem Verunglückten zur Last gelegt worden war. Heinz von Wallendorf sprach darüber mft In spektor Rebsiein, der ihm nach kurzem Schweden erwiderte: „Es ist furchtbar! Aber wenn der Tod rasch erfolgte, was ja angenommen werden darf, dann ist dies Ende weniger gräß lich gewesen. So hat er ausgelitten, denn ob er fünfzehn Jahve im Zuchthouse am Leben geblieben wäre, das alaubs ick verneinen zu dürfen." „Aber er war schuldlos!" Inspektor Rebstein zog die Schultern hoch. „Sie müssen nun einem Toten den Glauben bewahren." Traurig verabschiedete sich Heinz von Wallendorf und suchte seine Wohnung auf langen Umwegen auf. Das Zimmer Axel von Regenspergs befand sich im Erd geschoß der Villa. Die Lampe brannte und verbreitete im Raume mit den graugrünen Tapeten und den dunklen Eichen möbeln einen rötlichen Schein. Die Vorhänge waren ge schlossen. Das Lickt strömte van der bobe" Sk»blamve Sckreibt'sckes aus: dort fielen die hellss°n Strahlen aus aufgeschlagenes Buch, auf ein paar Briese. (Fortsetzung folat.-