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SM'o«a/e M La/rSv/rMa/k, Die »Sachsen-Zeitung' erscheint täglich nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in den Geschäftsstellen und Ausgabestellen r,so Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,75 Wark, bei Postbestellung 2,so Mark zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern ISPfg. All- Postanstalten und Post- VSAEü// boten sowie unsere Austräger und Geschäftsstellen nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto dciliegt. GAMf/vm, Äeamle, KnMMe v. Kf-eSer Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 30 Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichenBekanntmachungenSOGold* Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung !00 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold pfennig. Vorgeschriebene Gr- ^7/-, scheinungstage und Platzvov- schriften werden nach Möglich- KM/ MZ/'w/'r/// Vt?. v keit berücksichtigt. Anzeige», annahme bis vormittags 10Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Die Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Nr. 1V -83. Jahrgang. Tel.-Adr.: .Sachsenzeitung- Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2610 Mittwoch 23 Januar 1924 NünMgrr emüruck Nr. Schachts auf üen Nuslehutz. Dr. Schacht in Paris von Pressevertretern bestürmt. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 22. Ian. Reichsbankpräsident Dr. Schacht hat nach der Sitzung des SachversLÄrdigenausschusses den Presse vertretern, die ihn mit Fragen bestürmten, erklärt, der Eindruck spiele leine Rolle und es käme nur aus die Eindrücke der Mit glieder des Ausschusses an. Der „Gaulvis" glaubt, diese Fragen dahin beantworten zu können, daß die Darlegungen Dr. Schachts einen guten Eindruck auf den Ausschuß gemacht haben. Beratung der 3. Steuernotverordnung. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 22. Ian. Das Reichskabinctt tritt heute nach mittag 5 Uhr zur Beratung der 3. Steucrnotverordnung zu sammen. Beratung der Postfinanzgesetze zwischen der Reichsregierung und Bayern. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) München, 22. Ian. Der Reichspostminister Dr. Höfle dürste demnächst nach München kommen, um im Zusammen hang mit dem in Vorbereitung befindlichen Postfinanzgefetz mit der bayrischen Regierung Verhandlungen zu führen. Der Reichsfinanzminister in Hamburg. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Berlin, 22. Ian. Reichsfinanzminister Dr. Luther wird sich morgen nach Hamburg begeben, um dort auf Ein ladung des Deutschen Ueberseeklubs eine Rede zu hasten. Verhandlungen Deutschlands mit Frankreich. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 22. Ian. Ein Berliner Mittagsblatt verbreitet die Nachricht, daß die deutsche Regierung bereit sei, mit Frankreich über die Abschlüsse der Ruhr industriellen mrd der Mikum zu verhandeln und daß die deutsche Regierung neue Angebote machen werde. Brückeneinsturz in Frankfurt a. M. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Frankfurt a. M.. 22. Ian. Die Notbrücke über de« Main zwischen Frankfurt und Sachsenhausen ist durch hohen Eisgang gestern abend ein gestürzt. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Ablösung Baldwins durch Macdonald. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) London, 22. Ian. Heute vormittag 11 Uhr fand die letzte Sitzung des Kabinetts Baldwin statt, in der beschloßen wurde, dem König -seine Demission mitzuteilen. Gleichzeitig hielten Arbeiterparteien und liberale Parteien Fraktionssitzungen ab. Macdonald dürste seine vorläufig aus gearbeitete Ministerliste heute nachmittag dem König vorlegen. Die Abstimmung im UnLerhause. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) London, 22. Jan. Das Kabinett Baldwin ist kurz vor Mitternacht in der Abstimmung im Unterhause über das Amen dement der Arbeiterpartei geschlagen worden. Das Stimmen ergebnis ist 328 zu 256. Die neuen Älänner in England. (Eigener Fernsprechdienst d e r „Sachsen-Zeitun g".) London, 22. Januar. Gerüchtweise verlautet, welche Männer Macdonald in sein Kabinett berufen werde. Bekannte Namen findet man dabei. Es werden genannt außer dem Premierminister und Staatssekretär des Aeußern Ram-sai Mac donald Geheimer Siegelbewahrer Clynes, Lordkanzler Lord Parmour, Schatzkanzler Snowden, FinanzsekreLär des Schatz amtes Garham, Innenminister Henderson, Kriegsminister Tho mas, Erster Lord der Admiralität Lord Haldane, Kolonial sekretär Wedgewood oder Benn Spoon, Präsident des Land- wiltschastsamtes Buxton, Arbeitsminister Sidney Webb, Ge- sundheitsminister Wheatey, UnterrichtsminMr Trevelyvn, Pen sionsminister Roberts. Der eingeschränkte englische Verkehr. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) London, 22. Jan. Obwohl durch den plötzlich einge tretenen Streik des Lokomotivpersonals die Fahrpläne der Eisen bahngesellschaften zeimlich in Unordnung geraten sind, war es diesen im Laufe des Montags doch noch gelungen, einen, wenn auch eingeschränkten, so doch einigermaßen regelmäßigen Ver kehr einzurichten, der die hauptsächlichsten Bedürfnisse der Oesfentlichkeit zu decken imstande ist. Auch der Londoner Vor ortverkehr ist im Laufe des Montags wieder in Fluß gekommen. Unverschämte Forderungen der Separa tisten und ihres Führers. (Eigener F e r n s p r e ch d i e n st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 22. Januar. Wie die heutigen Morgenblätter melden, hat der sogenannte „Präsident" der Pfalzregierung, Bley, an den Reichskanzler wie auch an den bayrischen Minister präsidenten Schreiben gerichtet, in welchen er damit droht, fünf der angesehensten Personen des Gegenlagers mit Leben und Ver- z mögen haftbar zu machen, wenn Nachrichten von irgend einem Anschläge gegen die Separatisten zu seinen Ohren kämen. Aieaer MewegeiMte. Man muß gestehen, daß der amerikanische General Dawe s seine Energie in der Rede zur Eröffnung des von ihm präsidierten Sachverständigenausschusses in Paris nicht erschöpft hat, sondern daß er die Dinge mit derselben Energie weitertreibt. Dieser Sachverständigen ausschuß, der Vorschläge über die Stabilisierung der deut schen Währu n g und über die Belanzierung des deut schen Budgets machen soll, scheint wirklich mit seiner Arbeit vvrzurücken, scheint aber, was für uns noch viel wichtiger ist, noch nach den Worten zu handeln, die Dawes damals gesprochen hat, nämlich, daß alle bisherigen Statistiken, Berichte, Gutachten über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands Makulatur geworden sind, weil eben diese Lage seit damals eine ganz andere wurde, als jene Berichte entstanden. Ein amerikanischer Zeitungsvertreter will erfahren haben, daß der Sachver ständigenausschuß auf die belgischen Vorschläge zurück gekommen sei, die bekanntlich vor allem eine Reihe von Reichsmonopolen und die deutsche Reichsbahn als die Grundlage einer währungspolitischen Stabilisierung und einer endgültigen Balanzierung des deutschen Budgets mit Einschluß der Reparationsverpflichtungen vorsahen. Diese belgischen Vorschläge sind mitten wahrend des Nuhrkampfes, im April, gemacht worden, als naturgemäß die Folgen dieses Ruhrkrieges auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiete noch nicht zu übersehen waren. Die Reichsbahn balanziert jetzt zwar im ordentlichen Etat, wie oer Neicysctsenbaynmtnister versichert hat, aber sie hat der artige Schulden, daß sie kreditwürdig zurzeit gar nicht mehr zu nennen ist. Wir glauben nicht fehl zu gehen in der An nahme, daß die Reichsbahn zurzeit etwa eine Goldmilliarde Schulden hat, deren Abdeckung so lange eine Unmöglichkeit ist, als das wirtschaftliche Leben Deutschlands stagniert. Dem scheint man nun auch in Paris Rechnung zu tragen. Doch nicht nur die Reichsbahn muß als ein jetzt sehr minderbewerteter Posten eingestellt werden, sondern auch ihre andern Monopole, wie das Tabaks-, das Alkohol-, das Elektrizitätsmonopol, weil sie alle gleichfalls von der Intensität des wirtschaftlichen Lebens in Deutschland ab hängen. Der amerikanische Zeitungsvertreter behauptet nämlich, daß der Sachverständigenausschuß die belgischen Vorschläge einer umfassenden Revision unterziehen wolle, und sei dabei zu wesentlich anderen Resultaten ge kommen, als man es in Brüssel berechnet hatte. Bezeich nenderweise will deshalb General Dawes die Fortsetzung der Arbeiten nach Berlin verlegen. Natürlich taucht auch schon wieder, obwohl eigentlich gar nicht die Zeit der Seeschlange ist, das Gerücht einer Ausländsanleihe auf. Diese Frage wird der entscheidende Augenblick des Machtkampfes in der Re- parastonsfrage sein. Auf der einen Seite wird eine An leihe lediglich von dem Anglo-Amerikanertum ausgehen können, wird aber sofort auf die französische Forderung stoßen, den größeren Teil der Anleihe zur Begleichung von Reparationszahlungen zu verwenden. In dieses Faß ohne Boden sein Geld hineinzuwerfen, dürfte aber keinem Eng länder und keinem Amerikaner einfallen, der für eine An- tetye zwecks Stabilisierung der deutschen Währung, etwa als Grundkapital für eine Goldnotenbank, zu haben /ein würde. Es ist auch nicht abzusehen, wie Deutschland feine internationale Unterstützung erhalten sollte, wenn sein stärk stes Wirtschaftsgebiet, die Rhein-Ruhrindustrie, ohne jede Freiheit der Bewegung in den Händen der Fran zosen ist, und diese sich die Kontrolle darüber nicht rauben lassen wollen. Reichsbankpräsident Dr. Schacht ist ja nun auf An forderung in Paris eingetroffen und dürfte dort eine Tange Frageliste beantworten, die der Ausschuß entworfen hat und noch täglich verlängert. Aus seinen Antworten wird dann wohl deutlich genug hervorleuchten, welche furcht baren Verluste Deutschlands Volkswirtschaft und Finanz kraft im Jahre 1923 erlitten hat. Leider wird Deutschland auch jetzt wieder nur „gehört" in jener Kommission; immer hin sprechen wenigstens in den Augen der etwas unbefan- generen englischen und amerikanischen Mitglieder doch die Tatsachen ein so gewichtiges Wort, daß man eine ganz geringe Hoffnung hegen kann, die Kommission werde nicht wie ihre zahlreichen Vorgängerinnen zu unmöglichen Be stimmungen über die Reparationsverpflichtungen kommen, nicht zu einem Resultat, wie Deutschland zahlen soll, fon- dern nur. wie Deutschland nabten kann. i SparmHaabKe» auf äem Sedier Ser ! illoMavMpliege. . ; Dresden, 31. Januar. Das Landesamt für Wohlfahrtspflege hatte am D-onners- - tag, "den 17. Januar, im großen Saat des Ministeriums des f Innern eine sehr zahlreiche besuchte Versammlung der Fachkreise zur Aussprache über Sparmaßnahmen auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege geladen. Außer den Fachkreisen waren die Bürgermeister vieler sächsischer Städte, sowie eine große Anzahl Amts^auptleute, Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete er schienen. Auch die Finanzdezernenten und Sparkommissare der l Staats- und Kommunalverwaltung beteiligten sich an der Aus sprache. Der Vorsitzende, Ministerialrat Dr. Maier, eröffnete die Sitzung mit dem Hinweis auf die durch die Finanznot ver ursachte Krise in der Wohlfahrtspflege. Das Landesamt für Wohlfahrtspflege hat für etwaige Sparmaßnahmen Leitsätze, die in der nachfolgenden Fassung einmütige Zustimmung sanden, aufgestellt: 1. Die Wohlfahrtspflege befindet sich unter dem Doppel- druck, der Finanznot der öffentlichen Körperschaften Rechnung tragen und der ungeheuer gestiegenen Volksnot steuern zu müssen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zu solchen Ersparnissen, die ohne schwerwiegende Einschränkung sachlicher Leistungen möglich sind. 2. Gespart kann werden: a) durch Zusammenfassung der einzelnen Zweige der Fürsorge in einheitlicher TrSgerschaft - (Kriegsbeschädigten- und HinteMiebenensürsorge, Kleinrentner-, i Sozialrentnersürsorge, Berufsvormundschast und Armenpflege). > Zu beseitigen sind die gesonderten ALrechnungsversahren, die Zersplitterung im Behörden'aufbau und die verschiedenartigen Grundsätze für die Bemessung der Unterstützungen und des Ver fahrens. Bis zur endgültigen Erledigung des Finanzausgleichs i sind den Fürsorgeträgern Reichszuschüsse zu gewähren, über die ! sie ohne Abrechnung nach pslichtmäßigem Ermessen entscheiden; j b) Durch einheitliche Zusammenfassung des fürforgerifchen Außen- - dienstes in örtlich dezentralisierter Familienpflege; Gc) Durch ! Umwandlung der schematischen als Versorgung gedachten Unter- i stützungen, die, im einzelnen unzureichend, infolge der großen f Zahl auch nicht Bedürftiger finanziell schwer belastend sind, in ' Fürsorge für den -Einzelfall unter Berücksichtigung der sozialen Verhältnisse des Hilssbedürftigen; d) Durch Heranziehung der Unterhaltsverpflichteten und Erfassung von Vermögen und Nach laß Hilfsbedürftiger unter Ausdehnung der Unterhaltspflicht auf Verschwägerte gerader Linie und einer Aushebung der „exceptio plurium"; e) Durch örtliche und fachliche Planwirtschaft im Anstaltswefen unter Wahrung der Selbständigkeit ihrer Träger; f) Durch Ausbau von Darlehnsmöglichkeiten anstelle verlorener Zoschüsse, Ausbau der Famikienuntelbringung neben der An- staltsfürsorge, insbesondere in der Fürsorgeerziehung; g) Durch Heranziehung geeigneter ehrenamtlicher Helfer zur Unterstützung der amtlichen Organe in den einzelnen Fachgebieten der Für sorge (vorbehaltlich 3 a). 3. Ersparnisse stellen nicht dar: a) Abbau bewährter beruf licher Außenbeamter und Fürsorgerinnen, da jode systematische Außenfürsorge vorbeugender und durchgreifender Art, die mit ehrenamtlicher Arbeit -allein nicht durchführbar ist, Unterstützun gen spart und Zukunstsbelastungen verhindert. Sachkundige Be arbeitung bedeutet Ersparnis; b) Abbau von Einrichtunsen und Maßnahmen vorbeugender Fürsorge (Bekämpfung der Vo-lks- irankheiten, Säuglings- und Mutterschutz, Krüppelhilfe, Ge fährdetenfürsorge, Schulgefundheitspflege, erzieherische Woh- nungspskege, Iugendschutz- und Jugendpflege), der eine Kapital vergeudung zu- Lasten der Zukunft darstellt. Es sind deshalb die erforderlichen Mittel für Beratungsstellen, Heime, Kinder- und Schulspeisungen zur Verfügung zu stellen, zumal diese Kosten im Vergleich zu notwendigen Unterstützungen dauernd Hilfsbedürf tiger nicht ins Gewicht fallen; c) niedrige Unterstützungssätze und unzulängliche Hilfe im- Einzelfall (vgl. 2 c). 4. Bei allen SParmaßnahmen auf dem Gebiete der Wohl fahrtspflege sind- die fachlichen Träger der Wohlfahrtspflege ent scheidend- zu beteiligen.