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Wilsdruffer Tageblatt : 11.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192407111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240711
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-11
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.07.1924
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MsümNsr LagMM 2. Watt Nr. wo — Freitag arn II. Juli IY2L Saatgebet. Gott segne den Pflug, den der Landmann führt, Indessen der Feind zum Hasse schürt — Gott segne die deutsche Erde! O goldenes Korn! Der Aehren Meer Reiften die Sonne, wie Gold so schwer, Daß reiche Ernte uns werde. vis große Linie. Vor knapp einem Vierteljahr fand in der alten Krönungsstadt der preußischen Könige, in Königsberg i. Pr., die außerordentlich eindrucksvolle Feier des 200. Ge burtstages des großen Philosophen Immanuel Kant statt. .Die gesamte gebildete und ernst national denkende Welt Deutschlands hat dieses Tages gebührend und würdig gedacht. Mit gutem Recht. Denn Kant ist der große, un erbittliche Lehrer der eisernen, auch die schwersten Hinder- , niste siegreich überwindenden Pflicht. Und was täte unserer verwirrten, von einem Extrem ins andere taumeln den Zeit moralisch mehr not als die Rückkehr zur unbe dingten Pflichterfüllung im Interests des großen Ganzen, des Vaterlandes! „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde!" — Diese Forderung rst der Kern des Kantschen „kategorischen Imperativs" der Pflicht. Von dieser hohen sittlichen Forderung hat Kant nichts abmarkten lassen, sondern hat sie mit unnachsichtiger Strenge und nie erlahmendem Eifer seiner entnervten, im Dusel allgemeiner Menschheitsbeglückung verirrten Zeit ins Gewißen gehämmert. Den verweichlichten Zeitgenossen Kants klang die Forderung des Königsberger Lehrers und Meisters nicht gerade ein- ? schmeichelnd. Sie waren — wie heute auch wieder — zu sehr z gewöhnt, ihr eigenes Ich allem anderen weit voranzustellen, j Wer aber den Menschen den Egoismus rücksichtslos zertrümmert, i war nie geliebt. Und trotz aller Weltbeglückungsfanatiker, trotz s aller Egoisten und Eudämonisten hämmerte sich Kants Pflichten- I lehre in die Seelen und Herzen weitester Kreise und wurde zu 8 einer der starken Quellen, aus denen Preußens Errettung aus tiefer Knechtschaft kam. Die unbeugsame Pflichterfüllung im -neuste der Sache und des großen Ganzen wurde wieder die vornehmste staatsbürgerliche Tugend in Preußen-Deutschland. Durch Pflichterfüllung seiner Bürger ist Preußen groß geworden, ist Deutschland stark geworden. Wenn man sich in diesen Gedanken vertieft, dann steigt vor dem geistigen Auge eine schier endlose, stolze Reihe von Männern auf, die alle durch ihr Wirken in treuer Pflichterfüllung an dem glanzvollen Buch preußisch-deutscher Ge schichte mitgeschrieben haben: Führer und Helden der Staats- kunst und des Schwertes, Könige im Reich des Geistes, Männer im schlichten Kleid des Soldaten, des Beamten, Handwerkers, Bauern und Arbeiters — eine erlesene, stattliche Schar. Bau meister im großen und im kleinen! Wer dächte nicht — wenn er Kants Pflichtenlehre in die Praxis übersetzt — an unseren Fridericus Rex! Dieser Große im Reich des Geistes, der Staatskunst und des Schwertes hat den Kantschen „kate gorischen Imperativ" der Pflicht ein ganzes, an Siegen und Erfolgen überreiches Leben lang seinem Volke vorgelebt, ehe noch Kant solcher praktischen Lebensführung die theoretische Formel gab. Wurde der personifizierte Beweis dafür, daß einzig und allein die eiserne Pflichterfüllung im Dienste dos Vater landes die Grundlage zu Macht und Größe ist, daß sie Wert, Würde und Weihe des Lebens ist. „In Preußen ist der König des Staates erster Diener!" — unter diesem Wort stand des großen Friedrich Leben und Wirken. „Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue", und „Hätte ich mehr als ein Leben, ich wollte sie alle dem Vaterlande opfern!" — so sagte er in des Staates höchster Kriegsnot, in diesem Sinne wirkte er bis ans Ende seines tatenreichen Lebens. Von Fridericus Rex über Kant führte eine große Linie der treuen Pflichterfüllung über Stein, Scharnhorst, Eneisenau, Blücher, Yorck und all die anderen bedeutenden Männer der Zeit der Befreiung vom Napoleonischen Joch hin zu Wilhelm I., Bismarck, Moltke, Roon und die Führer und Männer dieser glanzvollen Aera deutscher Geschichte bis zur Gegenwart zu Hindenburg und Ludendorff und die zahllose Reibe all der freuen, me mehr als vier Jahre hindurch im Dienste um des Vaterlandes Sern oder Nichtsein ihr Bestes freudig gaben. Die nächsten Wochen führen uns hinein in das Gedenken an die gewaltig-ernste, große Zeit, die vor 10 Jahren anhob. als Deutschland mit einer ganzen Welt des Hasses um lein Schicksal zu kämpfen gezwungen war. Diese k>1 Monate, die damals mit ehernem Schritt heraufstiegen, sind ein einziges, wuch tiges Hohelied der Pflichterfüllung. Nicht bloß die ruhmgekrönten Führer jener denkwürdigen Kriegsiahre — smdenburg und Ludendorff, Mackensen, Below, Eichhorn, Gall witz, Litzmann und all die vielen anderen bewährten und treuen Männer, Lettow-Vorbeck und seine kühne Schar, Spee, Mücke, Scheer, Meyer-Waldeck, Weddigen, Zeppelin, Jmmslmann, Richt hofen, Bölicke — alle die Millionen von Feldgrauen in den Schützengräben und Erdlöchern, auf den Stahlriesen des Meeres wie im U-Boot tief unten, wie auf schwanken Luftfahrzeugen — alle, die im Höllenlärm des Trommelfeuers wie im Eiftsturm der Gasangriffe standhielten zu Deutschlands Ehre und Wunder der Tapferkeit zum Staunen der Welt vollbrachten, alle auch, die in der Heimat mit anderen Waffen — mit Arbeit und Darben — den titanengleichen Kampf führten — sie alle haben bezeugt, was es heißt, die Pflicht zu erfüllen! Unver gessen soll dies alles sein, und vor allem angesichts der 10-Jahrfeiern ist es dringend nötig, daran die Trägen und Lauen zu erinnern. Die von der großen Linie der Pflicht ab- gewichen sind: die Deserteure draußen, die Volksaufwiegler und Volksbetrüger, die Schieber und Wucherer und Ausbeuter der Not, die Pazifisten und Memmen und alle solchen ver wandte Seelen drinnen, die haben Deutschlands Unglück ver schuldet, haben zerstört, bewußt oder auch unbewußt, was di- Männer und Helden der Pflichterfüllung aufgebaut haben. Die treue Pflichterfüllung im Dienste des Ganzen ist zu allen Zeiten das Charakteristikum großer Männer und Füh rer gewesen. So haben sie „Geschichte gemacht". So wird es bleiben — auch in der Gegenwart mit ihrem Phrasen- und Mundheldentum, ihrem so unnatürlichen Eifer, alles Männliche und Würdige mit fast bedientenhafter Beflissen heit dem Auslande gegenüber zu opfern. Aus Angst oder — des glänzenden Geschäftes halber! Nein, Pflicht erfüllung ist Gesinnung edler Art und steht turmhoch über dem Klügeln und Jonglieren mit Tonnage, Kohlen und Kupfer, Devisen, Aktien und sonstigen Börsen werten! Durch Pflichttreue im kleinen und im großen ist unser Volk stark angesehen in der Welt und reich geworden. Nur durch eisernste Pflichterfüllung kann und wird es wieder aus dem Sumpf zur Höhe kommen. Durch sittliche Mächte lebt ein Volk. Wird die große Linie der Pflichterfüllung in unserem Volk nicht wieder gewonnen, dann ist es sicher verloren. Hugo Weyher. kreivillige MehllriHung. Auf dem internationalen Arbeitskongreß in Genf ist eingehend über das Achtstundenproblem gesprochen wor^r Als Vertreter der sozialistischen deutschen Arbeiterschaft sprach der Reichstagsabgeordnete Hermann Müller. Er wandte sich gegen die Darstellung, welche der deutsche Re gierungsvertreter Dr. Leymann von der seitens der Reichs- regierung in der Arbeitszeitfrage eingenommenen Haltung gegeben hatte, und erklärte feierlich, daß sich die deutsche Arbeiterschaft den Achtstundentag wiedererkämpsen werde, sobald sie die nötige Macht hierzu besitze. Damit hat ein angesehener Vertreter der linksstehenden deutschen Arbeiter wieder einmal an die Gewalt appelliert, um wirtschafts- und sozialpolitische „Fortschritte" durchzusetzen. — Aus der Rede Hermann Müllers muß ein Satz besonders hervor gehoben werden. Der frühere deutsche Reichskanzler stellte fest, daß durch längere Arbeit die Produktion nur erhöht werden könne, wenn sie vom Arbeiter freiwillig und gern geleistet werde. In der Tat sind alle gesetzgeberischen Maßnahmen zur Belebung der Produktion wirkungslos, wenn die Beteiligten nicht gewissenhaft und freudig ent sprechend handeln. Die ausländischen Vertreter, die in den Genfer Ver handlungen zu Worte kamen, sprachen sich dahin aus, daß die Aufhebung des Achtstundentages in Deutschland eine Reihe von anderen Völkern zu einer gleichen Maßnahme veranlassen würde, damit sie beim Wettbewerb auf dem Weltmärkte Deutschland gegenüber nicht ins Hintertreffen gerieten. Damit ist zugegeben, daß eine verlängerte Ar beitszeit eine Steigerung und Verbilligung der Produktion ermöglicht. Die Beweisführung, daß Deutschland trotz der „Das erste Ehejahr". 35 Roman von Ruth Goetz. Copyright 1914 by Greiner H Co„ Berlin W 30. Nachdruck verboten „Darf ich sie nicht wissen?" bat sie. „Darf ich Ihre Freundin nicht sein?" Lohe schien zu überlegen, dann sprach er schnell: „Ja, doch! Sie sollen mir sogar raten. Hören Sie, eine neue Hochschule hat mir die Professur angeboten. Oft hatte ich schon die Absicht, die Paulinenhütte zu verlaßen, um mich wieder den reinen Wissen schaften zuzuwenden. Immer sprachen Gründe dagegen. Nun ist wohl doch der Zeitpunkt gekommen, daß ich hier fortgehe. Sagen Sie ja, und ich gehe sogleich." In rührender Verlegenheit blieb Renate stehen. „Ich soll entscheiden?" Beide Hände streckte sie ihm hin. „Wenn ich nun aber Egoist bin und Sie bitte, zu bleiben? Können Sie es mir verdenken, wenn ich den besten, verständnisvollen Freund nicht verlieren will? Wenn ich mir die kürzen, heimlichen Glücksstunden nicht freiwillig nehmen lassen möchte? And anderer seits kann ich Sie doch nur bitten, das zu tun, was Ihnen als gut und recht erscheint. Ich sage nichts." „Dann gehe ich, sobald ich entbehrlich bin," sagte Lohe. „Sie werden mich vergeßen." „Nie! Nein, nie!" Ein versonnenes Licht glänzte in seinen Augen, als er den Weg zu der Paulinenhütte einschlug. Sein Weg galt dem Bureau des jungen Erfinders. Nicht wie sonst ließ er Otto rufen; er hatte in der Minute nicht die Kraft, mit ihm allein zu sein, den Renale heiß siebte, für'den sie bei ihm bat und flehte. Noch wie sein Diener vor ihm hereilte-, um den Professor anzumelden, ging ein wehmütiges Lächeln über sein Gesicht. Er, der Beschützer ihres Mannes! Welch wahnsinniges Zufallsspiel. Aber er selbst hatte sie um ihre Freundschaft gebeten, als er wußte, daß sie ihm nichts anderes geben würde. And ihre Anwesenheit war ihm nötig, wie das Licht, wie die Sonne, so lange er hier weilte. Es gab nur einen Ausweg für ihn . . . fort . . . fort, sobald er seinen Verpflichtungen der Paulinen- hütte gegenüber nachgekommen. Fort von hier, wo er sie täglich aufs neue sehen mußte, sich und sie belügen, wenn er ihr sagte, daß er ihr selbstloser, treuer Freund sei. Es war nicht leicht für ihn, Storm die Hand zu reichen, ihm Mut zu machen, und er muhte es tun, er hatte es Renate versprochen. Seine Größe rief er zurück, seinen Willen nahm er zusammen, wie er in das Bureauzimmer trat, in dem sich außer Otto noch die beiden anderen Ingenieure Weinhold und Halmer befanden . . . And Renate selbst begann sogleich, als sie sich von Lohe ge trennt hatte, alle Möglichkeiten zu erwägen. Sie geriet in einen ungerechten Zorn über sich, daß sie Otto nicht helfen konnte. Stundenlang saß sie scheinbar müßig in ihrem Zimmer, schaute zum Fenster hinaus, in den. entblätterten Garten, aber ihre Augen sahen nichts. And endlich ging es wie ein Glitz über ihr Gesicht, die Augen starrten. Die Hände krampften sich zusammen. Eine Erleuchtung, ein Instinkt — sie wußte selbst nicht, was es ge wesen. Halmers Name trat auf ihre Lippen, ein schrecklicher' Ver dacht, den sie kaum zu denken wagte, wurde laut. Sie schob ihn von sich, aber er kehrte wieder, sie ries ihn herbei -und zuletzt sagte sie leise: „Das ist es, Halmer zerstört, was er tut." Er hatte in der Konferenz Otto angegriffen, er hatte sich bereitwillig zu Versuchen angsboten. Weshalb? Er konnte ihrem Mann nicht Freund und Helfer sein . . . And wieder' empörte sich alles in ihr, daß' sie so weit herabgestiegen in die Tiefen des Lebens, einem anderen diese furchtbare Schuld aufzuladen, für die sie keinen Beweis besaß. And wieder kam der Verdacht grinsend angezogen, nickte ihr zu, unheimlich, entsetzlich' und bange in der kommenden Dämmerung. Da hielt sie es nicht mehr aus. Sie zog ihren Mantel an, sie lief hinaus, hin zu -Otto. Sie wollte sich an ihn klammern, ihm sagen: „Hilf mir, daß ich nicht so denken muß." And wie in einer Eingebung breitete sie die Arme aus. Wenn sie recht behielt? Wenn der andere vernichtete, was Otto geschaffen? Schrecklich zwiefach rangen die Gedanken in ihr.. Otto allein konnte Hip helfen. And sie lief, lief durch Len finsteren Park, getrieben von dem Wunsche, dem Geliebten beizuftehen, von ihm Hilfe zu bekommen, in Furcht vor sich selber, in unsagbarer Angst. . . Schon sah sie die Flammen aus dem Hochofen heraus schlagen. Der Glutschein stand wie eine lodernde Fackel am Himmel — sie war nicht mehr weit, nur wenige Minuten noch brauchte sie, wenn sie lief . . . Ihr- wurde heiß, sie öffnete, die Knöpfe des Mantels. Menschenleer lag der dunkle Park vor ihr, der einem finsteren, -gefahrbringenden Walde glich Sie sagte davon, ein Blatt hatte unter ihren Füßen ge rauscht, sie lief. Da sah sie -zwei Menschen, sah, wie das Mädchen die Arme um den Hals des Mannes legte. Mgewan-dt wollte sie vorübereil-en, doch ein Laut schlug an ihr Ohr. Sie hob den Kopf — der Mond-stand.über ihnen — sie schaute hin. Entsetzen packte sie, als -sähen ihre Augen in einen Abgrund, der ihr zum Verderben wurde, ihr- und ihm. Belastung mit den Reparationstributen genau so gut wie die anderen Völker mit dem Achtstundentag auskomme, ist höchst anfechtbar. Es ist zuzugeben, daß eine einseitige Stei gerung der Arbeitsleistung ohne gleichzeitigen Zwang zm Rationalisierung und Verbesserung der Produktionsmetho den ungerecht und unvernünftig ist. Die planmäßige Ver besserung unseres Produktionsapparates erfordert jedoch einen Kapitalaufwand, der unserer verarmten Wirtschaft schlechterdings unmöglich ist. Vielmehr muß die Parole lauten: Durch Mehrleistung zum Achtstun dentag. Erst wenn wir uns durch verstärkte Leistung aus der Kapitalnot und aus der Eeldvormundschaft des Auslandes losgelöst haben, arbeiten wir unter gleichen Be dingungen wie das Ausland und können uns einer inter nationalen Regelung der Arbeitpzeitfrage unterwerfen Diese Einsicht sollte die Massen der deutschen Arbeiter dazu bewegen, das Arbsitsopfer freiwillig auf sich zu nehmen. Würbe den Arbeitern eine längere Arbeitszeit aufoktroy iert, so Aiürde bei jeder Verschiebung des Machtverhältnisses zwischen Unternehmern und Arbeitern neue schwere Unruhe i in die Produktion gebracht und der soziale Kriegszustand in Deutschland verewigt. Es ist die Pflicht aller an der großen sozialen Auseinandersetzung unbeteiligten Deutschen, die beiden Parteien auf der Grundlage der freiwilli gen Mehrleistung zu einigen. Var Stettiner Urteil gebt an Selgien. Ein Schritt des Auswärtigen Amtes. Das vom Stettiner Schwurgericht gefällte Urteil, durch vas die Angeklagten Kaws und Engel er wegen Er mordung des belgischen Leutnants Gmff zum To.dever urteilt wurden, ist sofort mit einem genauen amtlichen StenograMiMbericht über die ganze Verhandlung dem Ver teidiger der von dem belgischen Kriegsgericht in Aachen zu Todes- und langjährigen Zuchthausstrafen verurteilten Schutzpolizisten übermittelt worden. Nach Prüfung der Unterlagen wird der Verteidiger daraufhin voraussichtlich eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen die von den Belgiern verurteilten Schupobeamten beantragen, da durch aas Verfahren vor dem deutschen Schwurgericht eine neue Lage geschaffen- worden ist. -Gleichzeitig wird- das Auswärtige Amt auf diplo matischem Wege au die b e l g i s chcR egie ru ngh e r a n- treten. Bisher hatte die belgische Regierung alle Be mühungen zugunsten der von dem Kriegsgericht Verurteilten mit der Begründung ab-gelehnt, daß sie in ein abgeschlossenes Gerichtsverfahren nicht emgreifen könne. - poiMlcke Mnaicksu ! Die Konferenz -er FiNKAzminister Die Konferenz der Lanbesfmanzmimster, die am Dienstag in Berlin zusammengetreten ist, hat viele Stunden getagt, ist aber zu einem Abschluß ihrer Arbeiten nicht gekommen. Eine endgültige Lösung der sie beschäfti genden Fragen ist nicht gefunden worden. In der Haupt sache handelte es sich dabei um die Umgestaltung der Reichsbahn, die zur Durchführung des Dawes-Gutachtens notwendig werden würde. Nach Beendigung ihrer Be ratungen im Neichsfinanzministeruun haben sich die Minister noch zu dem Neichsverkehrsmimster Oeser be geben, von dem sie nähere Aufschlüsse über die Gestaltung des Eisenbahngeschäftes erhielten. Im Anschluß daran wurde im einzelnen erörtert, wie die Durchführung des Gutachtens mit Rücksicht auf die Interessen der einzelnen Länder gestaltet -werden soll. — Die Konferenz wird ver mutlich in der Mitte der nächsten Woche fortgesetzt werden. Die Bedrängnis der Düsseldorfer Regierung. Nachdem die Bemühungen, die Freigabe des beschlag nahmten Teils des Regierungsgebäudes in Düsseldorf zu erlangen, vergeblich gewesen sind, ist mit den Räumungen Sie sah Malwe" Weinhold, deren Kopf ruhte an der Brust ihres Mannes. Schmach, Bestürzung und ein greller Schmerz packten sie, rohe Hände griffen an ihr Herz. Sie wußte nicht, was sie tat, sie wollte fliehen, aber sie ging ihnen entgegen, und ohne den Blick von -dem erblaßten Gesicht ihres Mannes zu wenden, stand sie vor ihm still . . . Malwe hatte Otto lasch losgelassen. Sie war sogleich Herrin des Augenblicks. Sie reichte Renate die Hand, als sei nichts geschehen, denn sie hosste, daß Renate sie erst- soeben gesehen. ^Gnädige Frau!" rief sie, aber sie konnte das Bäben ihrer Stimme nicht beherrschen. „Ist es nicht sonderbar? Eist treffe ich Ihren Herrn Gemahl -und nun last not least Sie selbst. Wie lange haben wir uns nicht gesehen?" Sie wollte -durch ihre hastigen Worte Renate betäuben. Sie zauberte ihr Podium- lächeln auf die roten Lippen, von dem sie meinte, daß kein Mensch ihm widerstehen könne. Renate wandte nicht einmal -den Kopf zu der Sprecherin. Otto versuchte -ein harmloses Wort zu sagen-, -es gelang ihm aber nicht. Renate winkte abwehrend mit der Hand. Wie zum Hohne sah man im Scheine des Lichtes den glatten goldenen Reifen glänzen. „Bringe Fräulein Weinhold nach Hause," sagte sie, nur um ein Wort zu sprechen. Malwe wollte sich nicht wie eine Hergelaufene von der Frau behandeln lassen. Als sie merkte, daß alles verloren, reckte sie den Körper in -die Höhe, warf mit einer unendlich hochmütigen Bewegung den Kopf auf: „Vielen Dank, gnädige Frau, ich finde meinen Weg allein!" „Vielleicht bist du so freundlich, Renate, einen kleinen Am- weg — wir könnten Fräulein Weinhold — wenn wir zuerst bei Weinholds Vorbeigehen." Otto suchte zu retten, was zu retten war. Malwe aber lachte girrend. „Nein, Herr Storm, ich danke, danke wirklich, ich möchte allein bleiben." And Malwe ver schwand, das Dunkel der Bäume nahm sie aus. Es verbarg auch die Tränen, dir über Renates Wangen stürzten, die sie ver borgen mit den Knöcheln der Finger aufzufangen suchte. Otto fühste. daß sie weinte. „Renate," bat er leise, ,;vergib, ich . . . laß dir erklären ... -es sieht zu meinen Angunsten aus . . . aber wenn du mich angehört hast ... du wirst mich- verstehen." Sie schüttelte den Kopf. Sie traten durch die kleine Pforte des Gartens, das Gitter bewegte sich mißtönig in den Angeln. Eandida, das kleine Dienstmädchen-, unterbrach sich in einem Liede. Die Lampe im Eßzimmer strahlte plötzlich. (Fortsetzung folgt.)
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