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yroye Anzahl Schwerverletzter, herv»rs«z»ge». Die Unter suchung hat ergeben, daß der eine der beiden Straßenbahn wagen vonbetrunkenenbel,ische»Sold«te»< die vorher das Straßenbahnpersonal verjagt hatten, ge führt war. Der Lenker des Wagens ist zwischen den «uf- einandergefahrenen Wagen gesund«« worden. Zu dem EtsenbahnmiMck in der NSHe von Meh wird ergänzend berichtet, daß nach den bisherigen Fest- stellungen 11 Personen getötet und 16 verletzt worden sind. Der Postwagen und die zwei ersten Per sonenwagen des Schnekzir-eS (Ostende—Basel) wurden völlig zertrümmert. Tiner der zerstörten Wagen konnte bisher noch nicht freigelegt werden; es ist damit z» rechnen, daß sich unter dem Wagen noch Opfer der Kata strophe befinden. Vier Millionen Dollar für eine Zeitung. Der über- gang des „Rewyork Herakd" in den Besitz des Eigentümers der „Rewyork Tribune", die bisher das schärfste Konkur renzblatt des „HeralL" war, erregt in den Vereinigten Staaten großes Aussehen. Der Kaufpreis soll vier Mil lionen Dollar betragen haben. Russische Massenmorde. Nach einer Meldung aus Rußland haben aufständische Bauern den Bezirk Oljgopol besetzt und dort alle Kommunisten niederge metzelt. Verstärkungen der Roten Armee verdrängten dann die Aufständischen aus dem Gebiet und erschossen aus Rache 1800 Bauern, auch Frauen und Kinder. - -- SV? Aavs MS - j AM »MI»»»»»«»'» MS«»» II Sefabre» Her fiMingr Von Dr. G. Meißner. Eines Tages wird es ja wohl doch Frühling lverden, und dann wird man rasch wieder vergessen, daß es seit Menschen gedenken Winter war, und man wird den Lenz wie ein Wun der bestauenen und über den grünen Klee loben. Aber trotz allen Lobes und aller Porste hat auch der -Frühling sein« bösen Eigenschaften, wenigstens für gewiss« Gruppen von Menschen. Es ist eine feststehende Tatsache, daß die Jahreszeiten, die nicht direkte Übergänge bedeuten, wie Winter und Som mer, bei weitem gesünder sind als die Übergänge Frühjahr und Herbst. Das liegt daran, daß im Sommer und Winter die Temperatnrschwankungen und alles, was mit ihnen zu>- sammenhängt, nicht so schroff und nicht so häufig sind wie in den Übergangszeiten. Ferner kommt in Betracht, daß der menschliche Organismus sich der Sommer- und Winterzeit viel besser anpassen kann, sowohl an und für sich als auch in bezug auf Kleidung, Wohnung usw. W«nn man nun Früh jahr und Herbst miteinander auf ihre gesundheitliche Be deutung hin brachtet, so muß man wiederum den Herbst als die günstigere Jahreszeit bezeichnen. Der Abfall der Temperatur vom Sommer zum Winter vollzieht sich im Herbst viel langsamer und viel gleichmäßiger als die Tem- peratnrzunahme !m Frühjahr. Des weiteren ist zu betonen, daß zunehmende Abküh lung gebieterisch entsprechend« Maßnahmen in der Kleidung der Menschen veranlaßt, während die warmen Früßjabr- lüfte, die während einiger Stunde» wehen, »ft zu leicht- sinniger „Reduktion" L«r schützenden Kleidung führen, di« sich bitter in Erkältungen rächt. Es ist ganz natürlich, daß die Stürme des Herbstes, das eiwretenb« schlechte Wetter, das zum Winter hinüberzuführen Pflegt, di« Menschen zu be deutend größerer Vorsicht mahnt als die beginnenden lauen Lüfte des Frühlings; aber auch diese verlangen Vorsicht, wenn anders die Gesundheit nicht leiden soll- Alt? Leute und Kinder sind im Frühjahr Erkältungen viel mehr ausgesetzt als die dazwischenliegenden Alters gruppen. Es mag das in erster Linie daran liegen, daß Kinder noch nicht und alte Leute nicht urehr Elastizität genug besitzen, um in die veränderten Tempera urverhältnisse rasch hineinzufinden. Wenn wir di« Mortalitätsstatistik betrach ten, können wir ein deutliche? Ansteigen der Sterblichkeit in den Monaten März, April, Mai beobachten, und zwar für das Kinder- und Greisenalter. Der im Frühjahr merklich steigenden Sonnenwärm« folgt oft eine stark« abendliche uns nach liche Abkühlung. Man soll dal-«r di« Kleidung, verlockt durch den Sonnenschein, nicht zu schnell reduzieren: Ein gleiches gilt von der Erwärmung der Wohn räume. Es ist falsch, an warmen Frühlingstagen sofort das Heizen zu unterlasse«, da über Nacht eine sctmelle und starke Abkühlung Ler Wände ebfolgi. Des weiteren- ist vor dem Sitzen im Freien zu warnen. Der Roden ist gerade im Frühjahr feucht, Lie Verdampfung des Wassers ist intensiver und damit die Gefahr der Abkühlung für die Füße größer. So schön und verlockend also ein Frühlings tag auch ist, man lasse sich nicht zu schnell zum rrchige« Aufenthalt im Freien verleiten. Nachdem wir so angedeutet haben, welche Gefahre« das Frühjahr mit sich bringt, wolle« wir noch mit weni gen Worten sagen, wie den Gefahren zu begegnen ist. I« erster Linie ist der Auswahl der Kleidung Aufmerksam keit zu schenken. Die Kleidung kann zwar leichter als die Winterkleidung sein, ist aber unter Zuhilfenahme von Mänteln und Schals usw. so zu ergänzen, daß in wenige« Minuten einem Tsmperaturabfall Rechnung getragen werden kann. Das Schuhwerk sei wasserdicht und nicht zu leicht, damit die Feuchtigkeit des Bodens keine Erkältungen bewirkt. In den Wohnungen gebe man das Heizen nicht ganz auf, sondern erwärme die Zimmer so, daß sie wäh rend der Nacht sich nicht zu sehr abkühlen. Es ist zu diesem Zweck unter Umständen angezrigt, erst gegen Abend zu Heizen. Sehr wichtig ist eine von jedem leicht zu er reichende Abhärtung, die aber nie übertrieben werden sollte. Luftbäder im kühlen Zimmer, eventuell bei geöff netem Fenster, aber in unbekleidetem Zustand, find hier ganz besonders am Platz. Ferner empfiehlt sich ein Mäßiger und vernünftiger Sport. Die Hauptsache bleibt immer, sich klar darüber zu sein, daß der Frühling eine Übergangszeit darstellt, und daß Man Übergängen, sollen sie nicht schädigen, mit Vorsicht folgen muß. vsz senM. Skizze von Elsa Robatzek-Borsdorfs. Es sind nur noch Minuten —. Sie denkt, dass irgend etwas geschehen mutz —. Irgend etwas, belanglos für Fremde —, aber für sie von Wert —. Ein Wort —, ein Blick —, eine Berührung —, die da redet. Es ist nichts in Hirn und Herz als das Warten darauf. Dieses Warten, das seltsam an allen Nervensträngen zerrt, datz sie schmerzen und ihr Gesicht verändern, datz es übernächtigt und durchwacht aussieht. Die braunen Augen, in denen so oft Licht funken spielen, die das Antlitz Westönnen, blicken traurig. Nicht in jener zärtlichen Traurigkeit, wie sie ein Abschied bringen mag, sie glänzen mit dem leisen, etwas leeren Schein von Perlschalen, wie Augen blinder Menschen —. So unendlich weh — Was ist denn geschehen?! Kameradschaft, Sorgen für ein ander wie sonst — und doch — ein Schleier zwischen zwei Menschen, der zum dichten, fesselnden Netz werden kann. — Türen werden zugeichlagen. Ein Handkuß wird Abschied. Schmale, kalte, ln 'dunkellila Leder gekleidete Finger fühlen leise Berührung. Der Frauenkopf neigt sich und zwingt sich ein Lächeln um seine Lippen. — Rings umher Hasten; Unruhe des Bahnhofes. Worte ver hallen, ein Lachen steigt. Geräusche fluten, verebben. Die Tür wird zugeschlagerr. „Leb wohl!" Er will das Fenster herunter lassen. es geht nicht. Kein Versuch hilft. Licht fällt in die Scheibe, datz seine Gesichtszüge undeutlich sind. Einmal ein Aufglänzen der Augen — so datz für die Sekunde eine warme Welle sie umriejelt. Das Fenster — warum ist es verschlossen?! Der Zug setzt sich in Bewegung. Sie winkt und sieht schemenhaft, geblendet vom Tag, einen Gegengruß hinter der Scheibe. Letzte Worte verklingen. Menschen neigen sich aus den Fenstern, Tücher wehen. Sie kann nichts mehr von einer lieben Gestalt erblicken. Zusammegeknüllt liegt das weiße Tüchlein in einer zuckenden Hand — das Fenster — er hätte ein anderes öffnen sollen. — Von Studenten in bunten Mützen wird ein Lied gesungen. Sie bringen einem scheidenden Bundesbruder klingenden Ab- schiedsgrutz. Frische, junge Gesichter leuchten. Der Zug ist schon aus der Halle. — Eine schlanke Frau geht langsam den Bahnsteig entlang, der immer leerer wird. ! MS j ! NoMMnen Von Dr. Rudolf Ga s ch. Was ist Dolkslurnrn? Der Laie, der das Wort jetzt über all hört und liest, meint vielleicht, daß es sich um Gemein übungen der Freiübungen handelt, woran eine große Meng« Volkes teilmmmt. Dem ist nicht so. Volksturnen ist eine neu zeitliche Abkürzung des von Jahn geprägten deutschen Wortes volkstümlich verbunden mit dem ebenfalls von Jahn eingeführten Lehnwortturnen. Man faßte darunter seit etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Hebungen des Wersens, Laufens und Freispringens gegenüber dem Kunst- oder Geräteturnen zu sammen. Volkstümliche Hebungen sind zu allen Zeiten und von allen Völkern getrieben worden, auch bei unseren Vorfahren. Die Nord-Germanen warfen mit Steinen, Torfstücken und Messern, Siegfried besiegle die Vvlksturnerin Brunhild im Dreikampfe des Weitsprunges, Steinstotzens und Speerwerfens und unter den 7 Behendigkeiten des deutschen Ritterstandes be fanden sich Klettern, Ringen und Weitspringen. Aus den Wassen sesten der Bürger des Mittelalters finden wir die volkstümlichen Uebungen unter den „offenen Spielen" als Dreisprung, Stein- stohen, Wettlaufen, Tauziehen (Strebekatze), Fahnenschwingen und Mastklettern. Die Philanthropen führten sie an ihren 'Er ziehungsanstalten ein, Guts Muts brachte sie dorther nach Schnepfental und Jahn verknüpfte sie geschickt mit dem Geräte turnen, dem Spielen, Schwimmen und Fechten zu der unerreich ten Leibesschule des Deutschen Turnens. Hier traten sie zunächst hinter das Kunstturnen zurück, dessen unendliche Mannigfaltigkeit noch den Reiz der Neuheit hatte. Als aber bei den Turnfesten — zuerst in Schwaben und am Rhein — Wettkämpfe eingeführt wurden, kamen die volkstümlichen Uebung-en wieder zu hohen Ehren. Seit 70 Jahren vereinigen sie Hunderte rheinischer Turner zum W-etturnen auf der Höhe des Feldberges im Tau nus und etwa 50 einfache Berg- und Volksfeste sind nach diesem Vorbild allmählich in ganz Deutschland erstanden. Der allseitige Turner betreibt nicht bloß einzelne Wettübungen als Sport, sondern wird durch Vier- oder Sechskämpfe zur Pflege aller Arten gezwungen, zu gleichmäßiger Ausbildung seines Körpers. In unseren Hallen und auf den Turnplätzen wird auch beim ge regelten Riegenturnen, Springen, Laufen und Werfen dem Ge räteturnen beigeordnet und nicht selten sind die besten Geräte turner auch hervorragende Vvlksturner. Der erste Sieger beim letzten Deutschen Turnfest in Mün chen war.gleich hervorragend in beiden Uebungsarten. Das Ziel des deutschen Turnens ist überhaupt nicht die Er zielung weniger Höchstleistungen, sondern vieler hoher Lei stungen. Auch hier geben die großen deutschen Turnfeste einen guten Maßstab ab. Von 1100 Awölskämpfern (Geräteturnen) beim Leipziger Fest 1914 erreichen 50 Mann die ansehnliche Weite von 6 Meter und mehr beim Weitspringen, von den 3750 Sechskämpfern (Volksturnen) daselbst 39 Mann die seltene Höhe von 1,65 Meter ohne Brett. Turnvereine, die im Besitz eigner großer Hallen sind, können Springen und Wersen, ja so gar Laufen auch im Winter und bei jeder Witterung regelmätzig betreiben. In diesem Winter haben die großen Turnvereine in Berlin, Leipzig, Oldenburg, Hannover und Dortmund durch Hallenwettkämpfe gezeigt, daß sie das Volksturnen ebenso pflegen wie das Geräteturnen und auch mit ihren Höchstleistungen sich nicht zu verstecken brauchen. Handball. — Spielgruppe Elbtal D. T. Meisterklasse. A. T.-V. Pieschen Meister in Handball 1923/24! Ein Muster-, ein Werbespiel in des Wortes wahrster Bedeutung war der Entscheidungskamps um die Spielgruppenmeisterschast in Hand ball, den sich am Sonnabend unter sicherer Leitung von E. Reiß- Flöha vor einer stattlichen Zuschauermenge aus dem Alaunplatz die Turnvereine Pieschen und 1867 lieferten. Ein Kampf zweier Mannschaften, die sich nach zähen Höchstleistungen hinsichtlich Technik und Taktik verlangenden Punklkämpsen die Spitze in der Tabelle errungen hatten, zweier Mannschaften, die an Schnelligkeit, sicherem Fang, blitzschnellem Schuß, glänzender Verteidigung wirkliche Meistermannschaften sind und in Dresden unerreicht Kästchen. Und fo sah auch das Entscheidungsspiel rasende Schnelle, prächtiges Zusammenwirken der Stiirme^ reihen, geschicktes umsichtiges Zuspiel der Läuferreihe, ent schlossene Abwehr der Verteidigung und aufmerksame, kaum zu überwindende Torwächter. Es war eine Lust, die geschmeidigen Gestalten in ihrem unwiderstehlichen Drang nach vorwärts, ihrem geschickten, umsichtigen Zuspiel nach dem ersehnten Ziele eilen Zu sehen. Die glücklichere Mannschaft hat gewonnen, nicht die spielstärkere, das sei zur Ehre der unterlegenen Mannschaft ge sagt, ohne dadurch den Sieger schmälern zu wollen, der nunmehr in den weiteren Spielen um die Sachsenmeisterschaft die Spiel gruppe durchaus würdig vertreten wird. Mir beglückwünschen den neuen Meister und rufen ihm für die weiteren Spiele zu: ' „Vorwärts und auswärts". « Die M MMder Wd. Nomarr »<« Ar. Lehne. (Nachdruck verboten). „Armes Iulchen! Diese Stunde hatte die zarten, keu schen Blüten ihres Herzens jäh' vernichtet, wie ein Rauhreif in frostiger Frilhltngsnacht junge Blütenhoffnungen unbarm herzig zerstört. Aber ihr Stolz mußte ihr zur Überwindung helfen! Sie konnte den Kopf hochtragen, konnte Hm frei ins Auge sehen Z aber ob er —? Mes in ihr war in Aufruhr; unsagbar quälten sie ver raten« Liebe, getäuschtes Vertrauen, gekränkter Stolz; sie hätte ihren Jammer laut hinausschreien mögen, um sich Er leichterung zu ill-affen. Doch sie mußte still sein, ganz still — und ihr Leben mugte «eiter i« seinen gewohnten Bahnen gehen. Kemer durfte wissen, was sie in sich niederzukämpfen hatte — den Schmerz um ihre verratene Liebe mußte sie still für sich tragen! Er am allerwenigsten durfte ahnen, was sie um ihn litt — er war es nicht wert, daß sie ein« Träne an ihn verschwendete! Da hörte sie die Mr gehen und Frau Rat Schloffermann mit der Mutter und Porzm auf dem Vorsaal sprechen. Sie kühlte schnell die brennenden Augen mit Wasser, strich glät- tend mit der Bürste über ihr Haar und wischte dann sogar nochmals Staub, obwohl sie das Zimncer schon in Ordnung gebracht hatte. Auch bei Tische beherrschte natürlich die Neuigkeit der Verlobung das Gespräch. Porzia und Lukrezia fanden aller lei an der Braut auszusetzen; sie lei ZU blond und ihr Ge sicht zu ausdruckslos — überhaupt entbehre ihre ganze Per. sönlichkert des Stils —" wie Lukrezia bemerkte. „Aber sie hat dafür Geld," warf Iulia mit gepreßter Stimme ein; sie mußte doch auch etwas sagen — „und das ist die Hauptsache —" „— für dich natürlich in deinem prosaischen Sinn!" tadelte Porzia, „Papa, schreib es nur gleich Virgilia; es k wird sie interessierens — — — t . Frau Nat Schloffermann hatte zum Abend für Iulchen eine Einladung hinterlassen. Es war zum ersten Male, daß das junge Mädchen dieser Aufforderung nicht gern folgte. Ihr war so wund und weh zumute, daß sie sich am liebsten in einen stillen Winkel verkrochen hätte. Sie konnte aber niemals allein sein, hatte kein Plätzchen für sich — des Nachts teilte sie den Schlafraum mit den Schwestern — ach, sich nur einmal so richtig auswein'en könnrn, dann würde ihr sicher wohler werden! Sehnsucht überkam sie, ihren Kopf in den Schoß der mütterlichen Freundin zu bergen, sich bei ihr aus zuweinen, sich von ihr trösten zu lassen! Wie wohl mußte ihr das tun! Doch ihr Stolz legte ihr ein siebenfaches Schloß vor Mund und Herz. Das mußte allein durchgekämpft und ge tragen werden! — Und sie würde auch darüber kommen! — „Liebes Iulchen, ich hab. wieder mal verschiedene An liegen!" empfing sie Frau dlat, „hier ist ein Kunstwerk von mir wieder in Ordnung zu bringen — ich muß mich ver^ zählt habe» —" Iulchen zwang sich M einem munteren Lächeln. „Dar haben wir hoffentlich bald gemacht!" sagte sie, indem sie den Kniewärmer, an dem Frau Rat strickte, zur Hand nahm und den Fehler -suchte. Es dauerte auch nicht lange, so hatte sie ihn gefunden; schnell war aufgetrennt und der Schaden bald wieder in Ordnung gebracht. „Ja, mein Iulchen, wenn ich Sie nicht hätte —! Mich macht es immer so kribbelig, wenn ich den Fehler nicht gleich finde! Als ob es der erste Kniewärmer ist, den ich stricke! — So, nun brühen Sie den Tee, und wir trinken gemütlich ein Täßchen, und dann müssen wir wieder Kinderkleidchen nähen — <Ae wissen: aus den Muffelinresten, die ich neulich bei Bronbergers gekauft habe. Pfingsten und der Sommer kommen bald, und die kleinen Philipps haben nichts an zuziehen —" „Wie gut Sie find, Frau Rat!" „Ich bitte Sie, Iulchen! So mühsam schlägt sich die arme ! Philippen mit ihren fünf Kindern durch. Sie ist aller Hoch achtung wert, weil sie nicht eine von denen ist, die mit Fröm migkeit, AugenorrdreHen und Betteleien sich ihr Los »u er leichtern suchen; sie arbeitet ehrlich und unverdrossen; vor solchn Leuten habe ich Respekt und helfe ihnen —" Und während die beiden Damen nachher beim Schnei dern waren und Iulchen mit Schere, Zcntimetermaß und Stecknadeln hantierte, fing Frau Rat von dem an, was Iul chen schon mit Herzklopfen erwartet hatte: von Fritz von Biesenecks Verlobung! Sie waren gewiß auch über rasch, Iulchen —" Das junge Mädchen legte den Schnitt auf den Stoff und maß ab. „Wie man es nimmt. Frau Rat, es war ja schon immer davon gesprochen!" entgegnete sie; ein wenig gepreßt klang ihr Stimme, „wir machen die Kleidchen wohl alle gleich, in Hängeform, wie die Weihnachtskleider?" „Wie Sie denken, Kind! — Ja, Agathe Raudnitz hatte sich ja wirklich auffallend um ihn bemüht, sie, die sonst so Zurückhaltende —! Er hak auch etwas zu Unwiderstehliches, Sonniges an sich, der Fritz Meseneck, daß inan ihm auf die Dauer nicht zürnen kann, obwohl es ost reichlich Grund dazu gäbe." — Schwer und unregelmäßig schluq Iulchens Herz — ach, sie hatte das ja an sich selbst erfahren! Da fühlte sie, wie ihre Augen sich feuchteten — um Gottes willen — Frau Rat durfte davon nichts merken — zum Glück sprach die Dame weiter — „nun, der Oberstleutnant wird sich den Schwieger sohn schon ziehen —!" „Rautnitz sind ja sehr reich!" wars Iulia ein, nur um etwas zu sagen, damit ihr Schweigen nicht auffiel, „da wird es Herr von Bieseneck schon gut "bekommen. Agathe wird doch als beste Partie der Stadt bezeichnet. Sie ist außerdem eine vornehme, schöne Erscheinung — etwas Besseres hätte der Herr Leutnant hier nicht bekommen können." „Ja, er hat in einen Glückstopf gegriffen! Er findet alles vereint — Vornehmheit und Reichtum — und einen Vater, der ihm noch sehr nötig ist —" „Und Liebs?" dachte Iulchen: ein Schluchzen drängte sich in ihre Kehle auf ob Agathe von Raudnitz, dis Kühle, Überlegende, ihn so über alle Begriffe lieben konnte, wie sie, das Iulchen, ihn liebte?