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Wilsdruffer Tageblatt : 27.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192403275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240327
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-27
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.03.1924
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sind zu verzeichnen. Das Anfahren gescheht mit einem hölzernen Anfuhrhaken. Abkommen müsse man aber vom 'Walzen. Der Boden soll immer locker sein, damit Luft dazu kann. Dann streue man noch 15—20 Zentner Kalk. Beim ersten Anhäufeln verwende man den Marqueur, damit kleine Pflanzen nicht ver schüttet werden. Eggen ist gut gegen das Unkraut. Als Kopf düngung hat sich als sehr gut bewährt 1 Zentner schwefelsaurer Ammoniak und 1 Zentner Mprozentiges Kali. Das fördert das Wachstum. 8e größer die Blätter, umso üppiger die Atmung. Dem 2. Hvchfahren lasse man den Igel vorausgehen. Die Dämme seien oben spitz und unten breit, damit sich die Wurzeln recht ausbreiten. Die Pflanzen, die besonders gut sind, binde man an Stäbchen und verwende sie als Nachzucht. Das ist die sogenannte Stockauslese. Im folgenden wies der Redner noch auf die in Sachsen be stehenden Sortenprüfungsstellen, die Aufbewahrung und auf das Richthofensche Verfahren hin. Die Aufbewahrung geschehe in Mieten, nicht in Kellern. Mit einem Hoch auf dir Landwirtschaft schloß Herr M. seinen Vortrag. Aus der Praxis für die Praxis, das ist wohl das richtige Wort, was man zu seinen Ausführungen sagen kann. Herr Rittergutspächter Fischer dankte dem Redner und sprach wohl allen Anwesenden aus dem Herzen. In der Aussprache bestätigten die Herren Bachmann, Blankenstein, Döring, Burkhardswalde, Kaul, Schmiedewalde, Poppe und Fischer, Tanneberg, die Ausführungen des Herrn M. Als gut und sehr gut haben sich nach den Versuchen des Herrn M. folgende Sorten bewährt: Kuckuck, Friber, Kupfer haut, Böhms Heimat, Fürstenkrone, Weiße Riesen von Richter, Regent, Primadonna Pepo, und noch andere mehr. Eine Ausstellung der von ihm selbst gezogenen Sorten schenkte Herr Rittergutspächter Mende dem L. V. Tanneberg. Auch an dieser Stelle sei ihm nochmals herzlichst gedankt. Herr Gutsbesitzer Hammermüller wird das Geschenk praktisch ver werten und es im Sinne des Gebers verwenden. Auch sei ihm gedankt. Aus dem so hoch interessanten Vorträge klang immer und immer wieder heraus, wie wichtig die Kartoffel auch ist für unsere Volksecnährung. Wie unsere Landwirtschaft immer und immer wieder bemüht ist, durch Versuche und tiefgründiges Wissen unsere Volksernährung sicherzustellen. Man kann da nicht verstehen, daß unsere Regierung unseren Nährstand in eine schwere Lage versetzt durch das Anziehen der Steuer schraube. Jeder Volkswirtschaftler wird bestätigen, daß Deutsch land ohne feine Landwirtschaft bedingungslos in die Hände seiner Feinde gegeben ist. Darum: Schutz auch unserer Land wirtschaft. Aadl aes canabunavorNimaer. Leipzig, 24. März. In der Vorstands- und Vertreter sitzung des Sächsischen Landbundes wurde die Wahl des LanL- bundvoritandes v-raenmnmen. Rittergutsbesitzer A. Pagen- stecher-Steinbach, Mitglied des Landtages, wurde als erster Vorsitzender, als Stellvertreter Gutsbesitzer M. Schreiber- Mischwitz, Mitglied des Landtages, wiedergewählt. Der bis herige 2. Stellvertreter Gutsbesitzer O. Friedrich-Hirschfelde, stellvertretender Vorsitzender des Landeskulturrats, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die wirtschaftspolitische Or ganisation der sächsischen Landwirtschaft zum Ehrenmitglied der Säsischen Landbundes ernannt. «eflSgiHebrgallg il» SM-Ntdiiii. Vom 7. bis 10. April findet ein Geslügellehrgang in Burkartshain Lei Wurzen statt. Einige Teilnehmer können noch ausgenommen werden. Zur Deckung der Unkosten ist am ersten Unterrichtstag ein Betrag von 5 Mark zu zahlen. Anmeldungen sind bis zum 1. 4. an den Landeskulturrat, Abteilung Tierzucht, Dresden, Sidonienstraaße 14, zu richten. Kp-e/kef rmS K/rMMs ) Hamburg. (Nur teilweise Aufnahme der Arbeit.) Die Arbeit im Hamburger Hasen ist teilweise wie der ausgenommen worden. Eine große Menge mit dem Schieds- spruch Unzufriedener batte sich eingesunken und versuchte, die Arbeitswilligen zurückzubalten. Sie wurde sedoch von einem starken Polizeiarngebot daran gehindert. Zur Wiederawnahme der Arbeit ist etwa ein Viertel der am Streik beteiligten Ar beiter erschienen. Kopenhagen. (ArbeitSfriede in Dänemark.) Die seit einiger Zeit drohende Gefahr umfassender Aussperrungen seitigt, La Arbeitgeber und Arbeitnehmer den von dem Schlich- tuusZausschutz gemachten BermittlungSvorschla, angenommen haben. London, (Der V e r?eh r S str e i k.) Der Streik mit seinen vielen Schäden dauert an. Man hofft, daß die Negierung eine gesetzgeberische Aktion zur Regelung der VerkehrrkontroLe in London wie auch der Lohnsrage bei den verschiedenen Londoner Verkehrsunternehmungcn einlciten wird. Die Forderungen der Streikenden wurden vom Untersuchungsausschuß als berechtigt anerkannt, gleichzeitig aber die schwierige Finanzlage der Gesetl- scha'ten hervorgehoben. Es finden andauernde Verhandlungen zur Überwindung der Schwierigkeiten statt. E » ALch-MSchMA . L Ein Roßbachprijetz. Vor einer Berliner Strafkammer sollten sich der frühere Oberleutnant Roßbach, sein Privatsekretär Willi Pelz und sieben weitere Personen verantworten, weil sie eine aus Grund der Gesetzes zum Schutze der Republik ver botene Vereinigung unter anderem Namen wieder aufgemacht Latten. Roßbach war nicht vor Gericht erschienen. Pelz bestritt, daß eS sich bei der Neugründung um eine Fort setzung der verbotenen Parteivereinigung gehandelt habe. Das Gericht nahm an, daß die Angeklagten natürlich geglaubt haben könnten, daß es sich um eine wirkliche Neugründung handelte, und sprach alle frei. Dreißig Hehler vor Gericht. Vor der Strafkammer des Danziger Landgerichts begann ein Prozeß von einem Umfange, wie er in der Geschichte der Danziger Gerichts- Praxis noch nicht dagewesen ist. Es handelt sich um einen Heh- lereiprozeß mit etwa ZO Angeklagten und etwa 130 Zeugen. Gegenstand des Prozesses ist die vor ungefähr 2 Jahren «folgte Beschlagnahme größerer Mengen von neuen und alten Metallen, die sämtlich von Diebstählen herrührten und waggonweise über die Grenze geschasst werden sollten. Ein Mehlschieberprozeß, dessen Vorgeschichte seinerzeit Auf sehen erregte, begann vor einer Berliner Strafkammer. Es han delt sich um Schiebungen, die beim Magistrat Berlin- "Schöneberg begangen worden sind. Angeklagt sind nicht weniger als 43 Personen, und zwar Angestellte des Magistrats, Kaufleute, Konditoren, Bäckermeister usw. Der Hauptangeklagte ist der frühere Schöneberger Oberstadtsekretär Gustav Lange, der nach dem Abbau der Zwangswirtschaft zahlreiche Waren aus den Beständen des Schöneberger Ma gistrats an Leute, die ihm .Zuwendungen" machten verschoben haben soll. - - ckiwezn . M/s - KSMe/r « Z IkUullrie u«a Steuerbelastuvg Dresden, 22. März. Der Gesamtvvrstand Les Ver- bastdes Sächsischer Industrieller beschäftigte sich in seiner kürz lich abgehaltenen Sitzung mit der nunmehr abgeschlossenen Steuernotgesetzgebung und der für die Industrie daraus er wachsenen Belastung. Die zur Zeit geltende Besteuerung stützt sich bekanntlich, abgesehen von der Rentenbankumlage, die ja ebenfalls eine nicht unerhebliche Belastung der Wirtschaft dar stellt, auf 26 Steuergesetze, wobei die einzelnen staatlichen Steuern, darunter die sehr hohe sächsische Gewerbesteuer und die gemeindlichen Steuerbelastungen noch nicht inbegriffen sind. In den sehr eingehenden ausführlichen Beratungen wurde an der Hand zahlreicher ziffernmäßiger Beispiele -dargestellt, daß in den letzten beiden Monaten Lie Besteuerung von Seiten des Reiches, der Länder und Gemeinden zu einer Uederlastung der Industrie geführt hat, die in vielen Fällen nicht nur den ge samten Betriebsgewinn, sondern ein Vielfaches desselben in An spruch nimmt. Teilweise mußte Ler Export -eingestellt werden, wril die steuerliche Belastung Li« notwendige Herabsetzung der Preis« unmöglich macht. Daß 25 und mehr Prozent des Um satzes als Steuern aLgeliesert werden müssen, ist leider keine Seltenheit. Allein die Vorauszahlungen auf -die Gewerbesteuer machen, wie im einzelnen näher Largelegt wurde, 2—3 Prozent -des Umsatzes aus, je nach dem, wie oft das Kapital im Jahr« umgesetzt -wird. Line derartige Belastung wirkt sich um so fühl barer aus, als -die deutsche Wirtschaft bekanntlich noch krank ist unL die Produktionskosten gegenüber dem mit Deutschland kon kurrierenden Ausland« aus verschiedenen Gründen wesentlich höher stehen. Der GesamtvorstanL berechnet Lie Steuerbelastung der deutschen Industrie auf 6—8 Prozent des Umsatzes. Die Umsatzsteuer belastet fast jedes Handwerks- und Betriebswerk zeug, jeden Rohstoff und jedes Halbfabrikat und wenn in dem mit Ler Stabilisierung jetzt eingetretenen Preisabbau ein Still stand eingesetzt hat. so nicht zum wenigsten deshalb, weil gleich zeitig mit Lieser Festigung Ler Mark jene hohe Steuerbelastung auf die Wirtschaft gelegt wurde, die zur Wiederherstellung des Gleichgewichts im 'Reichsbudget führen follte. Eine sehr bedauer liche Folge dieser hohen Steuerbelastung ist nach Ansicht des Ge- samworstandes aber auch die Beeinträchtigung Les Kapitalmark tes infolge Ler Wegnahme von Sparkassen- und Vermögens werten durch progressive Steuern auf Einkommen und Ver mögen, so Laß, wenn hier keine Aenderung eintritt, Lie gesamte Volkswirtschaft in ihrer Entwicklung ausgehalten unL geschädigt werden muß. Die Industrie hat volles Verständnis dafür, daß Lie WieLerherstellung -des Gleichgewichts im 'Reichshaushalt di« Voraussetzung für die Reform der Währung und ihre end gültige Gesundung ist. Der Gesamtvorstand Les Verbandes Sächsischer Industrieller weist -darauf hin, Laß dieses Gleichge wicht selbst gefährdet wird, wenn man der Wirtschaft Steuern auferlegt, die zu einer Beendigung des Kapitalmarktes und in folge Les Eingriffs in die Substanz zu einer Einschnürung der Produktion führen müsse. So wird fchließlich den Verpflichteten das Aufbringen der Steuern unmöglich. Steuerbelastungen, die nicht nur jeden Ertrag wegnehmen, sondern wie jetzt Ler Fall ist, wesentlich in Lie Substanz eingreifen, können höchstens vor übergehend und bei der ohnehin schwierigen Lage der Wirtschaft nur kurze Zeit getragen werden. Der GesamtvorstanL beschloß in einer Denkschrift ziffernmäßige Unterlagen für Lie UeLer- lastung Ler Industrie mit Steuern zusammenzustellen und den zuständigen Stellen zu überreichen. Gerade weil Lie Industrie weiß, daß Li-e gegenwärtige schwere Lage Deutschlands große Opfer fordert, ist sie der Meinung, -daß Lie Steuern Lie indu strielle und volkswirtschaftliche Entwicklung nicht beeinträchtigen und unterbinden -dürfen. Die Mordtaten der Krankenschwester. Zu der Ver< Haftung der des vierfachen Mordes bezichtigten ehe maligen Krankenschwester Erna Barz, jetzigen Fran Bikchur, wird aus Berlin noch berichtet: Frau Bischur wird besonders schwer von einem ihrer früheren Dienst mädchen und von ihrer Stieftochter belastet. Ihr Haus arzt, Sauitätsrat Dr. Weiermiller, zu dem st« Be- Ziehungen gehabt haben soll, erklärte vor dem Unter suchungsrichter, daß bei dem Tode der vier Personen, die Frau Bischur beseitigt haben soll, in ihm keinerlei Ver dacht gegen die Frau aufgestiegen sei; er habe daher die Totenscheine mit gutem Gewissen so ausstellen können^ wie er sie ausgestellt habe. Es heißt, daß die vier Toten aus gegraben werden sollen. Dr. Weiermiller ist bis zur Klärung des ganzen Falles von seiner Tätigkeit im Ber liner Rettungswesen beurlaubt worden. Überfall auf einen Direktor der Vulkanwerft. Unter der Vorspiegelung, im Auftrage des Schlichtungsaus- schusses zu kommen, verschaffte sich in Hamburg ein Mann Eingang in die Wohnung des Direktors der Vul kanwerft, Stahlmann. Er überreichte dem Direk tor einen verschlossenen Briefumschlag, der sich bei der Öff nung als leer erwies. Darauf bedrohte der Unbekannte plötzlich den Direktor mit einem Revolver und verlangte die Aushändigung von einer Million Mark. Den hinzu- kommendcn Diener streckte der Eindringling durcheinen Bauchschuß nieder, worauf er unerkannt entkam. Der Deutsche Weinbaukongrrtz wird diese- Jahr in Verbindung mit der Feier des hundertjährigen Jubiläum- des Württembergischen Weinbauvereins im September in Heilbronn stattsinde». Bei dieser Gelegenheit soll auch das im Entstehen begriffene Weinbaumuseum eröffnet werden. . -Eine Serie »an Katastrophen. Aus Frankfurt «. M. wird berichtet: Das Auto des Papierfabrikanten Na « gel« aus Neustadt fuhr eine Böschung hinunter und überschlug sich. Naegele und eine Dame aus Gambach wurden ge tötet. Ein junger Mann trug schwere Verletzungen da von. Als das Auto später von einem Kraftwagen abge schleppt werden sollte, sprang der Führer vorzeitig ab und zog sich eine schwere Knleverletzmrg zu. Kurz darauf scheuten di« Pferd« eines Fuhrwerkes vor den Wagen- trümmern und gingen durch. Der Knecht stürzt« vom Wa gen, wurde überfahren und blieb mit ge-rocherven Beinen liegen. Er mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. Belgische Soldaten verursachen ein Straßenbahn- Unglück. In dem Recklinghausen benachbarten Marl suhr ein Straßenbahnwagen einem andern in die Flanke. Aus den Trümmern wurden 15 Verletzte, darunter eine MM einakder find. , Loman von Fr. Lehne, (RachLrmk verVoken.^ Zehn Mimiken späker, nachdem Friß von Dieseneck sich unauffällig mit dem Oberstleutnant zurückgezogen und dann lebhaft mit Frau von Raudnitz gesprochen, umringte eine fröhlich« Gesellschaft ein strahlende, Brautpaar, das lächelnd die Glückwünsche aller entgsKennahm. Man hatte es sa längst geahnt, gewußk und erwartet und war nun doch freudig überrascht. Hoch gingen die Wogen der Fröhlichkeit, und am lustigsten war Friß — es war, als ob er anklagendr Stimmen zur Betäubung bringen wollte; denn unablässig verfolgten ihn zwei goldbraune Mädchenaugen, und als er den Derlobungskuß auf Agathes heiße Lippen ge drückt, die ihm durstig entgegenkmnrn, mußte er wie in plötz lichem Erschrecken, seine Augen schließen — hinter Agathe sah er ganz deutlich Las Iulchen stehen mit einem wehen, an- klagendrn, schmerzlichen Mick, daß es ihn wie Scham durch rieselte. Was hatte er getan? Doch Iulchen mußt«, würde vernünftig sein! Sie mußte sich doch selbst bei einigem Nachdenken sagen, daß bei ihrer beiderseitigen Mittellosigkeit a« «ine Verbindung ja doch nie zu denken gewesen wäre! So redete er sich selbst z«m Droste «kn. Aber unablässig verfolgt« ihn der Gedanke an Las Iulchen. Er selbst mußte es ihr sagen, was ihn dazu gezwirngen, sich mit Agathe zu verloben — ehe sie die Tatsache seiner Verlobung von anderer Seite erfuhr. Morgen gleich mußt« er Iulckien zu treffen suchen. Sein liebes kleines Mädel! Da er sie nun, durch die Ungunst der Verhältnisse gezwungen, hatte aufgeben müssen, fühlte er erst so ganz, wie sie ihm ans Herz gewach sen. Keine kam ihr gleich! Agathes versteckte Leidenschaft lichkeit stieß ihn beinah« ab. Doch alles konnte man eben nicht haben! Er hatte reichlich Grund, mit dem zufrieden zu sein, was ihm so mühelos in den Schoß gefallen! Wie war der Oberstleutnant liebenswürdig und vornehm gewesen bei der Andeutung seiner Verbindlichkeiten! Er sei auch jung gewesen, begriffe vollkommen, daß man mit einer knapven Zulaae oft nicht ausrriche — getrost solle er ihm diese Sor gen überlassen — er verlange nur eins: daß er, Fritz, seine einziae Tochter alLckUS machet , Das gelobt« d«r junge Offizier aus überzeugtem Herzen, Koh, daß seine Stellung im Regiment dadurch gefestigt wurde. Heiter lächelte ihm seine Zukunft; wie viele würden ihn be neiden! Aber wenn er sich dar auch immer wiederholte, ein Nest blieb — und der Rest hieß — Iulchen! Und das störte ihn empfindlich in seinem jungen Bräutigamsglück. Froh war er, als endlich, endlich die Abschiedsstunde schlug! Agathe wollte ihn gar nicht fortlassen. Sie saß neben ihm, hielt seine Hand fest in der ihren, als er, nachdem die Gäste sich ver- «bschieüet, allein noch geblieben war zu vertrauter Zwie sprache. Und zufrieden sahen die Eltern das Glück ihres Kindes. — Fritz atmet« auf, als er in seiner Wohuuivi war. Dock in Lieser Nacht fand er keine« Schlaf./ 15. Kapitell Mein!^ — „Nein!" — „Nein!" — Beinah« hält« Julia es laut geschrien. Sie preßte die t Faust «zegen den Mund, um den Aufschrei ihres empörten, i verzwelselten Herzens zu unterdrücken. Da« war doch nicht z wahr, ksnnte doch nicht wahr sein, was Borzi« da soeben S erzählte: daß gestern abend der Leutnant, der Baron von z 8 Disseneck, sich mit Agathe von Reudnitz verlobt batte! Die ganze Stadt sei Lewon voll, berichtet« Borzia a«fg«- »egt, sie hol'« es unterweg« von Meta Weschke «rfabren, deren Mutt« es »om Lobndiener Feloentreft, der bei Naudniß mit serviert, gebärt habe: fi« sei extra «maekehrt, um es Len Eltern zu sagen. Sie war ganz blaß, der Sommetbnt saß schief, und ihr Mesen vbwete «in; große Erregung — sie war eiligst kn Lie Küche gestürzt. Sie hielt die Hand auf Las kkovsrndr Herz gepreßt — ach, wie das weh tat, nun sie den heimlich Angebeteten an eine andere verloren! Ah, wenn er sich bemüht hätte, die Schätz« ihres Herzens zu heben, wie wäre er dadurch beglückt worden, dachte sie in schmerzlich- süßer Wehmut. An einem Edelstein mna er vorüber, um einen blitzenden Rheinkiesel ankuheben! Und in Gedanken phantasierte sie sich weiter in ihre unalückliche Liebe hinein, sMlte sich hoch berri-diat dadurch, während Frau Doktor Schultze, die mit Kortoffelschstten beschäftigt war, sehr inter essiert nach dem Näheren forscht«. Mit übermenschlicher Anstrengung beherrscht« sich Iulia; sie war gerade dabei, das Trühftücksaeschirr abzusnülen. Das mar ia alles Unsinn, war Por-ia da berichtete, müßiger Stadtklotsch. Las konnte, das durfte doch nicht sein er verlobt! Sie hätte lacken mögen! Gestern abend noch — wie war er La bei der kurzen Begegnung lieb und zärtlich gewesen! So falsch konnte ein Mensch doch nicht s«in! Krampfhaft drehten sich ihre Gedanken um den einen Punk — nein: es ist nicht wahr! Obwohl ihr Ohr mit grausamer Deutlichkeit Len eingehenden Bericht Porzias über das Fest unL die Verlobung in sich aufnahm. „Wir müssen ihm doch wohl Blumen schicken, Maina,"' flötete Porzia, „soll ich bestellen?"' „Du bist wohl nicht bei Trost!" zwang sich Iulia zu einer Entgegnung, warte es erst ab, ob wir überhaupt eine An zeige bekommen! Und du gehe und eile dich, damit du deine Stunden nicht versäumst! — Extra darum umzukehren!" Es klingelte: neugierig lief Porzia zu öffnen — es war Frau Nat Schlossermann. Das war nun einigermaßen ein Ereignis von Bedeutung, denn sehr selten kam sie zu Schuldens hinauf: doch sie war so erfreut und beglückt von dem, was ihr Fritz von Bieseneck vorhin mitgrteilt, ehe er zum Dienst ging, daß sie sich anstnrechen mußte. Porzia hatte sie in das Empfangszimmer geführt, die nun mit der Mntter bei ihr saß, lebhaft das große Ereignis der Verlobung des Leutnant» mit der Qiberstleutnantstochter besprechend. Also war es doch wahrt Dir ersten Worte der Frau- Rat: „Wissen Sie schon —hatten es ihr Verraten, und wie betäubt lehnt« Iulia an dem Pfosten der Küchentür. Mes schwanNr um sie her. Doch sie mußte sich ja beherrschen. Keiner, keiner durfte ahnen, wie ste das getroffen! Und sie fand wirklich die Kraft, der Frau Nat „wenigstens schnell rinen guten Morgen zu wünschen," um sich dann bei ihr durch ihre häuslichen Pflichten zu entschuldigen, was die Dame begreiflich fand — sie wußte ja, daß Iulchen alles zu erledigen hatte. Vor ihrem Bette sank Julia nieder und drückte ihr Ge sicht tief in die Kissen. Ein wildes, tränenloses Schluchzen erschütterte ihren Körper. O die Schmach! Was hatte er ihr angetan! Arglistig mit ihrem gläubigen Vertrauen ge- spielt — vielleicht darüber gelächelt, und sie — sie hatte ihm ihr ganzes Herz erschlossen., ihm schrankenlos ihre erste iunge Liebe gezeigt! Ihr Glück, ihre Sonne war er — er wußte es — und hatte sie dennoch verraten rönnen! Ihre Bedenken hatte er zerstreut, hatte sie auf später vertröstet, auf die Zu kunft. die alles gutmachen würde! M. hatte er es so ge mehrt?
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