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Wilsdruffer Tageblatt : 23.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192402230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240223
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-23
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.02.1924
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dus die Furchenfvhke gelegt -wecken und so von -der Duft mög lichst adgeschnitten wecken und ersticken. -Sicht untrautfreies Land zur Verfügung, und soll Mist untergepslugt wecken, so halte ich es für -bester, den Vorschäler abzunchmen und nur mit einem Schar zu pflügen. Auf diese Weise wird verhindert, Laß der Mist zu tief in die Erde kommt und von her Lust abgeschnitten wird, denn ohne Luft können hie Bodenbakterien nicht leben, der Mist wird nicht verarbeitet, er verlorst unter Luftabschlutz und geht so der Ausnützung Lurch die Manzen- w-urzeln verloren. Ganz anders beim Pflügen ohne Vorschau. Da legt sich der Mist an die ganze vorhergehende Pflugsurche an, ja stellenweise sieht er aus -dem Bv-den heraus. Macht ein solches Feld in den ersten Wochen auch nicht solch -sauberen Anblick als ein mit Vvrfchar gepflügtes, die Pflanzen ge deihen jedoch viel freudiger -auf ihm, ist es hier doch den Bak terien möglich, bei genügender Luftzufuhr den Mist zu ersetzen, aufzuarbesten und die für die Pflanze nötigen Nahrungsstosfe in für die Wurzeln aufnehmbaren Zustand zu bringen. Sind erst Egge und Schleppe über das Feld gegangen, dann ver schwindet aurb bald der für manchen Landwirt unschöne An blick der heraurstchenLen Stroh- und Mistteile. x Eorlsetzuchg folgt. * LaiMiMssMe As»e in Sulin. Bertin, 21. Februar. Im SitzungMM deS R-eichSwiwschaHtSrat«- fand eine ge- meinsanre VeranMum« des ReichSverbanLeS lande wirtschaftlicher Haussrauen-vereine, des Ver bandes märkischer l«it»virischafLicher Haussrau-eu-vereine und des SvndevauAjchusseS für h-auAwirtischastlick;« Geräte und Maschinen -der Teri Hetzen Landwirtschafts-Gesell-schast statt. Nach mehreren Ansprachen Wurde eine Entschließung angenommen, die entschiedenen Einspruch -dagegen erhebt, daß die in Ler hei mischen W-iwschast gewonnenen Erzeugnisse Ler Umsatz-» steuer unterliegen, -während e-ingesührte AuKla-nLsprodutte fr« davon sind. über -die schwere Krisis -der Landwirtschaft sprach der Vor sitzende Les ReichÄanLbunides Dr. Roes icke: Der Landwir-t kann heute Viehfach sein« Stenern nur bezahlen, wenn er Kre dite anMlmnt. -Kvckite sind aber, wenn überhaupt, nur zu 18, SO bis 30 A Zinsen zu erhalten. Der Regierung muß auf daS energischste na-hegeiegt wecken: Es kommt, wenn nicht endlich Abhilfe geschaffen Wick, der Dag, wo di« LniMvirtschaft kein» Stauern mehr bez-ählt, weil sie einfach Lazu nicht mehr in de« Lage ist. Vortrüge über besondere die Hausfrauen interessierenoen Kragen und Filmvorträge beschlossen die Vers-ammLur»-. Den Aufbau des Genossenschaftswesen» bechaudelte die heutige Sitzung der deutschen Landwirt« scha fts ge selischa ft. Geh. Finanzrat Dr. J-ost ver» lärmte eine Trennung Les Kreditgeschäfts vom Warengeschäft. Die Waren s««n in Bar zu bezahlen, während für Kredit« ein fester Zinsfuß zu erheben s«. Gch. Rat Jost wandt« sich dann gegen die von verschiedenen Seiten geäußerte Absicht, die bis herige Kreditorgauisation durch Ausschaltung von Zwischen gliedern abzuäiidern. -Weder di« dörflichen Einzelgenosten schasten noch die Provinzi-alkassen noch di« Preußentass« lassen sich ausschalten, wenn die Organisation leistungsfähig bleiben solle. Di« enLzclnen GenossensckMden müßt«>n- sich neu aufbauen und noch Möglichkeit Spareinlagen hera-Meheu. Herr Dr. G r ä b k«-Detmold sprach über die Frage der Ausschaltung unnötigen Zwischenhandels^ und Anbälinung unmittelbaren V«vkchrs zwischen Erzeug«! -und Verbraucher. » Deutsche Volkspartei für Lau-wirtschaftshilfe. Der Reichsausschuß für Landwirtschaft der Deutschen Valkspartei hat F-ockerrmgen für Lie künftige Wirtschaftspolitik ausgestellt: 1. Es ist Ausgabe Ler RtichSregftvuug, ein« Steuerpolitik tzu betreiben, di« im Gegensatz zur bis herigen den Landwirt «ns seiner Scholle ehhalt mrd die Es« zeugting nicht gesähcket. 2. Di« Leistungsfähigkeit der Lanis- wickchast nick danrit Li« -Sicherung -der VollSernächrung ist nur bei ausreichenden Preisen gewährleistet. S. Di« -durch di« schwierige Lage -der Landwirtschaft heckeig«sührte Kredit- not bedarf dringend und Memnigst Ler Abhilfe. 4. Die G«- sMtimg Ler Eisenbahntarise für laNdwirtschastkiche Er- ze-.-gniss« und BckarfSsiv-sse »st ün Sinn« einer großzügigen, Lw Staiinmgscnittelerieuo-una löckernLen Meaelu-na tu botrerben. j « Krts ön ÄmMekwe/l-- s veamlenlragen. Von her Lawdesgruppe Sa-chsen -des Deutschen Beamten- bun-des wird uns geschrieben: In der Presse sind in letzter Zeit wie-decholt Mittestungen erschienen, aus -denen die Oefsentstchkeit entnehmen mußte, daß eine Erweiterung der Zahl der Orte, für die örtliche Sond-er- zuschläge gewährt werden, beabsichtigt sei. Daraufhin haben auch einzelne Teste der sächsischen Beamtenschaft Schritte zur Er langung solcher Zulagen unternommen. Der Hauptvorstand der Landesgruppe des Deutschen Beamtenhundes hat zu der An- gÄ-egenheit in seiner letzten Sitzung Stell-un-g genommen. Er lehnt nach -wie vor die Gewährung örtlicher Sonderzuschläge grundsätzlich mit aller Entschiedenheit -ab und hat es lebhaft be grüßt, daß bei der Umstellung der Gehälter aus Goldmark im Dez-nnber vorigen Jahres hinsichtlich der Beseitigung der örtlichen Sonderzuschläge ein -wesentlicher Schritt vorwärts getan wocken tst und daß insbesondere für Sachsen in dieser Beziehung wie derum einheitliche Verhältnisse ein-getreten sind. Er sicht sich Les- h-aD nicht in der Lage, Bestrebungen von Beamten -einzelner sächsischer Orte, wieder örtliche Sonderzuschläge zu erhalten, irgendwie zu unterstützen. Seine Bemühungen werden vielmehr daraus gerichtet sein, bei einer Erhöhung der Grundgehätter die örtlichen Sonderzuschläge für -das ganze Reich zu beseitigen. Am 1. März soll das Boamtenecholungsheim -der Goß- wester-Slistung zu Bad Elster nach vorübergehender Schließung wieder geöffnet werden. Auch der Badebetrieb wird von diesem Zeitpunkte an ausgenommen. In der Zeit vom 1. März bis 15. April können auch Familienangehörige von Beamten, sowie Lehrer, Gemeinde- und Reichsbeamte Aufnahme finden. Die Verpffegsähe werden am 1. März festgesetzt: es werden nur -die Selbstkosten berechnet. Bettwäsche, Hand- und Mundtücher sind mitzubringen. Gesuche um Aufnahme — mit der Versicherung, daß die Ausnahmesuchenden nicht -an ansteckenden Krankheiten leiden — sind an den Sächsischen Staatsbeamtenverein für Wvhi- fahrtseinrichtungen in Dresden, Waisenhausstraße 34, zu richten. Rückporto ist beizufügen. - Der ReichStagsanSscknrtz zur Überwachung -der DurckMH- wnq der Penc>natabbau-Verockn-ung faßte eine Entschließung, wonach der Abbau von schwerbeschädigten Beamten, Auge- gellten und Arbeitern nur mit Genehmigung der obersten »eichsb«hörden «rMaen dank. '«»»»»»»»««»»»«»»»»»»»»»»»»«»»«»»»«»»»»»»»»»«»»«»»»»»»* - ködere fersonen-. niedrigere Siiimarife. Vorschläge des Reichseisenbahnrats. Im Ständigen Ausschuß Les ReichseisenbahnrateS wurde die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Er-! Mäßigung der Gütertarife eingehend beraien. Es wurde ein Antrag angenommen, der eine Ermäßi gung aller Tarife der No-rmalklassen nach Klassen gestaffelt um 20 bis 10 A befürwortet. Die Ermäßigung vom 20. Januar von 8 A ist in diesen Zahlen bereits enthalten. Für den Kohlentarif wurde -eine Ermäßi gung nm 25 9L gewünscht. Zum Wiederaufbau des Wirt schaftslebens sollen weitere Ausnahmetarise und Noiftandstarife eingeführt bzw. vorhandene weiter aus gebildet werden, namentlich für Düngemittel, den Wüster-- Umschlag und für die Seehäfen. Es soll der Verwaltung überlassen bleiben, zu prüfen, ob und inwieweit der An trag finanziell durchgeführt werden kann. Für Lie Personentarife trat der Ausschuß der Vorlage der Verwaltung bei, die bekanntlich wesentlichei Erhöhungen bringt. Die Schnellzugszuschläge und Preise der Zeitkarten bleiben unverändert. Die Verordnung über die Schaffung des Unternehmens „Deutsche Reichsbahn" behält bei Änderung der Sätze der Normaltarife der Neichsregierung die Mitwirkung vor. «wrkchrserleichterungen im besetzten Gebiet. Am 25. Februar wird der Durchgangsverkehr der über Hilden verkehrenden Züge nach Düsseldorf wieder ausgenommen. Voraussichtlich vom gleichen Tage ab geht der gesamte durchgehende Personenzugverkebr Köln—Düsseldorf über Reisholz, wenn die Regie mit den Vorbereitungen recht- zeitig fertig wird. Wenn möglich, werden ab 25. Februar die Eilzüge 183 und 184 (bisher von Vohwinkel) bis und von München-Gladbach und die beschleunigten Personen- jüge 333 und 334 (bisher von Berlin und Vohwinkel) bis und von Aachen durchgefüürt. »euer Mugzeurekord Berlin—London. Der Pilot A. L. Robinson hat mit seinem 34 Personen fassen den Napier-Flugzeug ein«n neuen Flugzeitrekord auf der Strecke Berlin—London aufgestellt: er hat diese Strecke unter den denkbar nngüstigsten Witterungsbedingungen in 4!4 Stunden zurückgelegt, eine Leistung, deren Bedeutung besonders ins Auge fällt, wenn man mit ihr die zwanzig stündige Reisedauer auf der Eisenbahn und dem Schiff Besichtigung unserer „M. d. R." gegen 50 Pfennig Entree. Um der „Übervölkerung" L»s Reichstagsrestau rants vorzubeugen, hat die Direktion des Reichstags- gebäudes verfügt, daß alle Besucher dieser Gaststätte, di« nicht Abgeordnete, Regierungsmitglieder oder Journa listen sind, vor dem Eintritt eine Gast karte, deren Preis 50 Pfennig beträgt, zu lösen haben. Ein Berliner Blatt bemerkt dazu: „Anscheinend betrachtet man essende Volksvertreter als eine Sehenswürdigkeit besonderer Art und gewährt darum diesen Anblick Neugierigen nur gegen «in Entree." Eroßfeuer in einer Berliner Fabrik. In der Par- sümeriefaürik von Kopp und Joseph in Berlin brach ein Großfeuer aus. Da die in den Fabr-ikräumen lagernden Chemikalien und Säuren unter großer Rauchentwicklung brannten, wurde es der Feuerwehr schwer, au den Brand- herd hevanzukommen. Ein Feuerwehrmann wurde lebens gefährlich verletzt. Die Räume der Fabrik konnten nicht gerettet werden. Eine Schülertragödie. In der Troitschke-Realschule in Berlin-Wilmersdvrf stürzte sich der Untersekun daner Pohlmann aus dem dritten Stockwerk in den Lichthof des Treppenhauses und war sofort tot. Pohl mann hatte zu Weihnachten ein schlechtes Zeugnis er halten und sollte es von den Eltern unterschreiben lassen. Da die Lehrer erklärten, daß sie sich nunmehr mit den Eltern direkt in Verbindung setzen würden, hat sich der Schüler das Leben genommen. Ein verschollenes Segelschiff findet sich wieder ein. Nach fast achtmonatiger Reise ist Ler Segler „Harald" der Nordischen Handels- und Reederei-Gesellschaft in Hamburg an seinem Bestimmungsort in China sing«- troffen. Das Schiff ist in Hamburg mitsamt der 36 Mann starken Besatzung längst als verloren betrachtet worden. Da ver Segler keine drahtlose Telegraphie an Bord hatte, konnte er in der langen Zwischenzeit keinerlei N-achvichi über sein Schicksal geben. Schwerer Automobilunfall. Ein Automobil, das i» rascher Fahrt von Weimar nach Erfurt fuhr, rannte m der Nöck von Linderbach mit voller Wucht gegen einen Baum, überschlug sich und begrub die Insassen unter seinen Trümmern. Einer der Insassen war sofort tot. Professor Steinach gegen den Steinachfilm. Professor Steinach, der Entdecker einer neuen Verjüngungsmethode, veröffentlicht eine Erklärung, in Ler er unter Hinweis auf den -in Wien zum erstenmal zur Vorführung gelangten Berliner Film „Ste-in-achope-vationen an Menschen" da gegen protestiert, daß sein Name zu geschäftlichen Zwecken mißbraucht wird. Dcckcncinsturz im Wiener KonzerthauS.. Nach Ab schluß des 1000. Konzerts des Schubert-Bundes fand im Mozart-Saal Les Wiener Konzerthauscs ein Festessen statt, an dem mit anderen Ehrengästen auch der deutsche Ge schäftsträger teilnahm. Während der offiziellen Reden senkte sich nach verdächtigem Knistern plötzlich ein Teil Ler Saaldecke, was die Tischgäste veranlaßte, sich schnell in Len nicht gefährdeten Naum des Saales zurückzuziehen. Gleich darauf stürzten etwa zwölf Quadratmeter Stukkatur auf die Festtafel herab. Von den Gästen ist niemand verletzt. Als Ursache des Einsturzes wurde ein Wasserrohrbruch sestgestellt. Ein Schicksalsdrama. Der vom französischen M-arine- minister eingesetzte Ausschuß, der Lie Ursachen des Unter ganges des Luftschiffes „Dixmuiden" feststellen sollte, hat seinen Bericht abgeschlossen und ist zu der Ansicht gelangt, daß niemand die Schuld an der Katastrophe des Luft schiffes trage; die „Dixmuiden" sei einfach einer Schick salsfügung zum Opfer gefallen. Die größte Brotbäckerei der Welt. Die Newyorker Bäckereigesellschaft Ward ist mit einer Reihe anderer Brot fabriken, die 16 große Betriebe in zwölf Städten der Union umfassen, zu einer Gesellschaft verschmolzen worden. Die neue Gesellschaft ist die größte Brotbäckerei der Welt. Sie arbeitet mit einem Kapital von 3S Millionen ^)ouar n-nv liefert jährlich 390 Millionen Brote für die Ernährung Ler Bevölkerung. - « Mc/Ve/ ? kettelM MMjaraäre. Italienische Bettler als Haus« und Kinobesitzer. Nach einer Meldung aus Rom haben sich die italieni schen Polizeibehörden entschlossen, mit Lem Bettlerunfug in Italien ein für allemal aufzuräumen. Es war aber auch vie höchste Zeit, denn Italien braucht gerade jetzt, wo es wieder viel von Fremden besucht wird, einen guten Ruf so nötig wie sin Stück Brot. Von jeher war „in cklin Iwlin", wie Las Land auf den Ansichtskarten der Hochzeitsreisenden heißt, nicht nur Las Paradies mit dem lachenden blauen Himmel, sondern auch die Heimat der Bettler, die im zerfetzten Gewand, dem „süßen Nichts tun" hingegeben, aus den Straßen Neapels als „Lazza- roni" ebenso herumlungerten, wie auf Lem Markusplatz in Venedig oder vor der Peterskirche in R-om. Amtliche Statistiken über das Vettlerunwesen wurden in Italien nie geführt; es wäre auch ganz unmöglich ge wesen, die unzähligen Tagediebe, die in jeder Beschrei bung einer italienischen Reise als nicht besonders erfreu liche „Sehenswürdigkeit" erwähnt werden, anzuhalten, sie von der Polizei kontrollieren und überwachen zu lassen. Ein Statistiker in Neapel hat -aber dennoch irgend wie festgestellt, daß die Zahl der Lazzaroni, der Bettler und Tagediebe in Italien annähernd vierhun derttausend betragen dürfte. Von diesen Schäd lingen will nun Mussolinis Polizei Las Land befreien. Die Vorarbeiten haben bereits begonnen, und sie führten in manchen Städten zu einem geradezu unglaub lichen Ergebnis. Es stellte sich heraus, daß es in Ita lien Hunderte von Bettlern gibt, die be deutende Vermögen besitzen. Sie betteln, weil sie es nicht lassen können, vielleicht aus Gewohnheit, viel leicht aus Zeitvertreib, n-icht der Rot, sondern dem eigenen Trieb gehorchend. In einer Stadt Catania in Sizi lien entdeckte man zwanzig Bettler, die über große mare- rielle Mittel verfügen. Einer von ihnen, Sebastian Fergato, ein würdiger Greis von siebzig Fahren, besitzt zum Beispiel ein Konto bei der römischen Filiale einer englischen Bank. Sein Guthaben, so unglaublich es auch klingen mag, beträgt 4000 Pfund Sterling, ein Vermögen, daß Lem Besitzer selbst zu Friedenszeiten ein angenehmes und sorgloses Dasein zu sichern vermochte. Es hat sich hera-usgestellt, daß der Kontoinhaber vor drei Fahren 10 000 Pfund besessen hatte. Inzwischen hat er aber seine beiden Töchter verheiratet und für sie in väter licher Weise gesorgt: er gab nämlich jeder der beiden Damen eine Mitgift von 3000 Pfund. Nicht minder interessant verliefen die Nachforschungen über die Vermögensverhältnisse eines .anderen Bettlers namens Calogero Caputo, der die Passanten seit vielen Jahrzehnten auf den Straßen von Catania belästigt, und von dem nun festgestellt wurde, d-aß er in seiner Geburts- stavt nicht weniger als sünszehnHäuser be sitzt. Eines dieser Häuser ist vier Stock hoch. Dieser Bettler scheint ein genialer Fachmann gewesen zu sein: er soll sich di« fünfzehn Häuser zusammengebettelt haben. Caputo >var übrigens nur tagsüber Bettler; um 6 Uhr pflegte er sein Bettlergewand niederzulegen, sich bürger lich anzuziehen und sich in sein in einer Vorstadt von Catania gelegenes — Kino zu begeben. Es sei noch erwähnt, daß beide Bettler gegen ihre Verhaftung energischen Einspruch erhoben. Sie wiesen darauf hin, daß sie sich im Besitz einer behördlichen Be willigung befänden, derzufolge ihnen das Vetteln gestattet sei. Trotz dieser Bewilligung wurden beide in Haft be halten. Fergato soll dem Polizeibeamten, der die Unter suchung führte, erklärt haben, Laß er sich den hervor ragendsten römischen Rechtsanwalt als .Verteidiger nehmen werde. Große Preissteigerungen ans dem Londoner Pelz markt. Alljährlich im Februar finden auf dem Londoner Markt die großen Fellauktionen statt; die dort erzielten Preise sind für das ganze Jahr richtunggebend. Die dies jährigen Febrnarauktionen haben nun ihr Ende erreicht, und das Ergebnis war für die Käufer geradezu nieder- schmetterud: sie mußten tief in die Tasche greifen, und es gab bei einzelnen Fellsorten Preissteigerungen, wie sie überhaupt noch nicht da waren. Den Reigen führte Otter mit einer "Preiserhöhung von 80 an. Ihm gleich kam nur der königliche Hermelin, nach dem besonders rege Nach frage herrscht, seitdem es zwar weniger regierende, dafür aber mehr Börfenkönige gibt. Um 50 hat sich austra lischer Opussum (nicht -u verwechseln mit dem amerika nischen Opossum) erhöht. Nerz, die Sehnsucht jeder ele ganten oder elegant sein wollenden Frau, stieg um 40 ?L. Einen Blaufuchs wird man künftighin um 30 einen -Silberfuchs um 20 A höher bezahlen müssen als bisher. Persianer hat sich um 15 im Preise erhöht. Biber er fordert fortan einen Mehraufwand von 30 und Seal bisam muß mit einem Mehr von 25 bezahlt werden. Der Dollar hat diesmal die Preisbildung bestimmt, mehr als das, er hat erworben, was sich nur bot, denn die kost barsten Felle gingen selbstverständlich nach Amerika. Aber die Uankees verschmähten auch minder kostbares Getier nicht und deckten sich „für die Ewigkeit" mit Maulwurfs- bälgen und mit — Eichhörnch-enbäuten ein. Die Millionäre müssen ausziehen! Dieser Schreckens ruf ertönt jetzt in der berühmten Fünften Avenue von New« York, wo alle namhaften Multimillionärfamilien ihre Paläste haben. Die ungeheure Anhäufung von Kriegs gewinnen in den Händen verschiedener Banken, Kriegs lieferungsgesellschaften usw. hat es mit sich gebracht, daß diese Neureichen in die Lage gekommen sind, den alten Multimillionären ihre Paläste wegzukaufen, aber nicht, um diese mit nicht zu übertreffendem Luxus ausgestatteten Gebäude zu bewohnen, sondern um sie niederzureißen und an ihrer Stelle Hotels und Warenhäuser im Wolkenkratzer stil aufzubauen. So wird bekannt, daß die Witwen von Jay Gould und Cornelius Vanderbilt ihre Palais bereits verkauft haben. Damit zieht aber in die Fünfte Avenue Ler bisher von ihr so sorgfältig ferngehaltene „proleta rische" Geschäftslärm ein. Man spricht bereits davon, daß eine Massenauswanderung der Multimillionäre aus ihrer bisherigen Prunkstraße erfolgen wird, und es soll, wie es heißt, weit draußen im Norden von Newyork, fern vom Lä'^n der Stadt, ein neues Viertel der Krösusse errichtet weroen.
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