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Die Sachsen-Ieituna enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, de» Amtsgerichts nnd Stadtrat» z« Wilsdruff, Forstrentamt» Tharandt, Finanzamts Nossen n.«. Sv/Mf/vm, Äsam/e, K/rMMe v. Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 30 Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen SOGol^» Pfennig, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung l00 Goldpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Pfennig. Dorgeschriebene Er- ^77- /L scheinungstage und Platz»DO. schristen werden nach Möglich- V keil berücksichtigt. Anzeige», annahme bis vormittags 10Uhr. — — - — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Slak/o-ra/e M La/rSlwMM, Vie.Sachsen-Zeitung' erscheint täglich nachmittag» S Uhr für den folgende» Tag. 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Der Bericht sieht die wirt schaftliche Räumung des Ruhrgebietes und eine rein geschäftliche Lösung des Repacationsproblems vor. Poincars hat sich grund sätzlich mit den Schlußfolgerungen des Berichts einverstanden erklärt. Im einzelnen haben die Sachverständigen folgenden Gedankengang in ihrem Bericht entwickelt: 1. Verzicht aus die Kontrolle der Eisenbahnen im Ruhr- und Rheingebiet im Austausch eines allgemeinen Pfandrechtes auf die deutschen Eisenbahnen; wird der Fortfall der verschiedenen französisch-belgischen Dienststellen, so insbesondere der Mikum, verlangt. 4. Die Schverständigen haben sich auf besonderen Wunsch der französischen Regierung damit einverstanden erklärt, daß Deutschland nur ein zweijähriges und nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, ein dreijähriges Moratorium zugestanden werde. Der Text des Berichts befindet sich in den Händen zweier Beamter, d.e damit beauftragt sind, den definitiven Wortlaut aufzusetzen und auch den englischen Text auszuarbeiten. Der „Chicago Tribune" zusolge dürste der Bericht noch vor dem 5. März 1924 der Neparauonskommisfion untervreitet und gieich- zeitg velanntgegeben werden. Alles läßt daraus schließen, daß die Sachverständigen in der Abfassung ihrer Schlußfolgerungen ein- und derfelven Meinung sind. Vas Widerstreben Frankreichs 2. Begründung einer Emissionsbank mit einem Kapital von 300 Millionen Goldmark. (Bekanntlich soll der Sitz dieser Bank ins neutrale Ausland verlegt werden. Ihre Direktoren sollen aus den Finanzpersönlichkeiten irgendeines neutralen Landes erwählt werden.) 3. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Gesundung Deutschlands gegen den Verzicht auf die Ruhrpfänder hat angesichts der neuen Frankenbaisse innerhalb der letzten 24 Stunden erheblich nach gelaffen. Von der militärischen Besetzung ist in dem Sach- - verständlgenbericht jedoch nicht die Rede und man versichert, daß die Frage der Mil.tärkontrolle in Deutschland sowie der mili tärischen Sicherung Frankreichs einer besonderen Lösung harrt. Der Purpur fällt, üer 6er?og muh nach! Poincare droht tm Senat mit Rücktritt (Liaenei F k-r n I p r e ch » i , n st » « r „» « ch s e n - S e »l » n Paris, 21. Februar. Poincars hat gestern im Senat an- läßlich der Debatte über die Wahlresorm das Wort zu einer langen Rede ergriffen, in der er sich gegen die Wiedereinfüh rung des Bezirlswahlrechtes wandte. Er meinte, dab das gegen wärtige Wahlsystem bis zu einem gewissen Grade die Rechte der Mrnor.täten wahrnehme. Poincars gao der Hoffnung Ausdruck, dab der Senat auf den versöhnlichen Geist der Kammer und der Anhänger des Verhälmiswahlrechtes zu antworten verstehen werde. Sollte der Senat aber den Anregungen einer Kommis sion Folge leisten und die Wiedereinführung des Bezirkswahl- rechtes beschrieben, so würde Poincars seine Demission geben. Es fäll» der Frank, es stürzt Potneare. (Eigener Fernfprechkienst der „S«chsen-3eilun,".) London, 21. Februar. „Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel: Poincars sei hauptsächlich die Schuld zuzumessen an der Ruhrbesetzung und dem Sturz des Franken um 50 Prozent. Poin - carss letzte Stunde sei gekommen. Unaufhaltsamer Frankensturz. (Eigener Fernjprechdienst der „Eachsen-Aeitun,".) Paris, 21. Februar. Bei Börsenschluß stand das Pfund Sterling aus 103,70 und der Dollar aus 24,08 Franken. Prügelet in der französischen Kammer. (Eigener Fernsprechdienst der „S « ch s e n - 8 e > l» n,".) Paris, 21. Februar. In der gestrigen Kammersitzung kam es zu eregten Zwischenfällen. Als der Finanzminister an kündigte, er müsse in der Zündholzmonopolfrage die Ver ¬ trauensfrage stellen, erhob sich der Abgeordnete Bouisson und schleuderte dem Minister die Worte zu: „Erbärmlicher Kerl!" Sozialistische Abgeordnete stürzten aus Abgeordnete der Mehrheitsparleien zu. Einer von ihnen wurde mehrmals geohrseigr. Das Volksbegehren in Bayer«. (Eigener Sernsprechdiensl der„Sachsen-öeitun,".) München, 21. Februar. Bis jetzt erfolgte Feststellungen über das Volksbegehren besagen folgendes: 873 000 Un terschriften für Landtagsauflösung und 837 000 für Verfassungs änderung; es sichen noch 43 Bezirke ganz und v teilweise aus. Eia geheimnisvoller Luftplan. London, 21. Februar. Nach MeD-ungen aus Kopen hagen hat der norwegische Ingenieur Aasen, der die Lustoer- teidigung der Alliierten an der Westfront leüete, der dänischen Regierung einen Verte.digungsplan für den Kriegsfall angeboten. Aasen erklärte, daß, falls der Vötterbund seine neue Erpndung zwischen Deutschland und Frankreich verwenden würde, das deutsch-französische Problem gelöst sei. DerPapstanArterienverkalkungerkrankt Paris, 21. Februar. Nach einer Meldung aus Rom ist von den Aerzten festgestellt worden, dab der Papst an Arterienverkalkung leidet. Hinrichtungen in Griechenland. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeit un London, 21. Februar. Aus Konstantinopel wird ge meldet, daß zwanzig griechische Untertanen auf Grund ihrer antitürkischen Haltung anläßlich der Okkupation hin gerichtet wurden. s » LMWe Kü/rWa« » j Deulfchnatwnaler Mitztrauensantrag gegen die sächsische Regierung. Dresden, 20. Februar. Seitens der deutschnationalen Lanbtägsfraktion ist gegen die Regierung ein Mißtrauensvotum eingebiacht worden. Der Antrag wird mit der Haltung der Re gierung in der Frage der Aufhebung des Ausnahmezustandes begründet. Die Deutsch-nationalen haben die Absicht, -den An trag in Ler Donnerstag-Sitzung des Landtags zur Aussprache und Abstimmung zu bringen. Demgegenüber wird eine der Koalitions parteien (Deutsche Volkspartei?) darauf Hinweisen, daß der An trag nach der Geschäftsordnung des Landtags erst aus die Tages ordnung der übernächsten Sitzung gesetzt werden kann. Der An trag der Deutschnationalen stellt eine schwere Belastungsprobe der gegenwärtigen Regierung- dar, da die dem Kabinett cmgehö- renden vier sozialdemokratischen Mitglieder für Aushebung des Ausnahmezustandes, die dem Kabinett angehörenden drei bürger lichen Mit-gl.eder gegen die Aufhebung des Ausnahmezustandes sind. Aus diesem Umstande ergibt sich die Haltung 'der Parteien im Landtage. Die parlamentarische Lage. Berlin, 20. Februar. Heute trat die Sozialdemokratische Partei erneut zu einer Sitzung zusammen. Gegenstand der Be ratungen -war die Frage, ob Mänderungsanträge zu den auf Grund des Ermächtigungsgesetzes von der Reichsregierung er lassenen Verordnungen emgebracht werden sollen. Alan nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß die Sozialdemokraten in dieser Richtung im Hinblick -aus die von -der Regierung ange deuteten Konsequenzen sich große Zurückhaltung auferiegen wird. Aus der andern Seite rechnet man damit, daß die Dcut-jchnatio- n-alen aus Grund ihrer Wahl-erfolge in Thüringen und Mecklen burg durch Stellung von- Abänderungs- und Auiheibungsanträgen die Auflösung des Reichstages soweit Äs nur irgend möglich zu beschleunigen beabsichtigen. In den Kreisen der Koalitions parteien wud man, soweit bisher bekannt ist, von Abänderungs- -anträgen dieser Art vollkommen absehen. Dagegen mehren sich die Auslastungen maßgebender Parlamentarier, die den Entschluß des Aeltestenrates bedauern, wonach die von der Reichsregierung vorgesehene W-ahlr-echtsnovelle nicht mehr von diesem Reichs tag beraten werden soll. Man ist gerade in den Kreisen der Mitlelparteien der Auffassung, daß die kommenden Neuwahlen schon auf Grund kleinerer Wahlkreise stattsinden mästen, um die Gefahr ausgesprochener R-adikal-isiem-ng des Reichstages nach- rech-ts und links einzuschränken. Die Reichsregierung rechnet mit vor zeitigen Neuwahlen. Berlin, 20. Februar. Der Reichsminister des Innern hat, wie die T.-U. erfährt, -die Landesregierungen durch Rund schreiben aufgefordert, die Gemeinden -anzuweisen, mit der Vor bereitung -der Wahllisten für die Reichstagswahlen sofort zu be ginnen und die Arbeiten so zu beschleunigen, daß die Listen am 23. März auslegungsfertig sind, da -immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß die Neuwahlen noch vor Ablauf der Legis laturperiode stattfinden. Erhöhung der Deamtengehälter. B -erlin, 20. Februar. Zu den Nachrichten über -eine für den 1. April zu erwartende wesentliche Erhöhung der B-eamten- gehälter erfährt die T.-U. folgendes: Der Reichskanzler hat bei den Besprechungen am Dienstag mit den Vertretern der Spitzen- organ.sativnen der Beamten zuges-agt, daß eine Regelung der B-eamtengehä-lt-er sobald als irgend angängig im Nähmen des finanziell Möglichen ersolgen soll. Ueber den Zeitpunkt und das Maß der geplanten Erhöhung hat das Reichskabinelt indessen noch keinen Beschluß gefaßt. Es steht jedoch zu erwarten, daß in kurzer Zeit die jetzigen gänzlich unzulänglichen Bezüge der Beamten eine beträchtliche Aufbesserung erfahren werden. Die Lage in der Pfalz. London, 20. Februar. Nach Meldungen aus amtlicher britischer Quelle hat pcy die Lage in der P,a.z wctemua) ge- befsen. Fast alle ^nsa-asten der P-,aiz sin-o von oen iLepacanpcn geräumt wor-oen, d.e pcy jetzt um Speyer konzentrieren. ^<>on e.n-er Vesterung 0-er Lage m der PMz kann man eigentlich ma)l reoen, denn Ml des separat.fischen Leujers louiet jezi der iian- zöpsche Beelzebub.) Repressalien der französischen Besatzung Speper, 20. Februar. Die ocepresialien de. ^anzoiqwen Besatzung gegen dreM-gen PMer, d.e von ihr beiä,-urvigt weroen, an der Bertre.dun-g der ^eparausten oet-e.tigt zu fem, dauern fort. Der tranzo-piwe Platzkom-manuant von P.lma^ens erläßt eine BekanMmaa,ung, in oer in Ausführung -des BesihlS des Kommandanten oer 4. Injanterwdivipon zur Kenntnis ge bracht wird, daß zur Verh.nderung trz-eno-wela-er Bergetlungs- maßnahmen eine Liste von 100 Geifern aus allen B-evouerungs- schichlen aufgrst-ellt wurde. Diese Gegeln sollen, wenn Attentate vorkommen sollten, durch die Fra-nzo,-en eingesperrt w-enven und müssen alle aus dem Verhalten der Beoötkerung sich ergedeiwen Folgen tragen. Separatistenschicksal. Vom Rhein, 20. Februar. Wie aus Düsseldorf ge meldet w.rd, hat man gestern in einem Walde unweit von Münchw-ei-ers die Leiche des früheren separatistischen Bürger meisters dieser Stadt, Helfferich, auMsunden. Zahlreiche Son derbündler sollen anonyme Briei-e erhalten haben, in denen ihnen angekündlgt wird, daß sie demnächst durch das hiesige Fehmen- gerich-t abgeurteilt würden. Eine große Anzahl von ihnen, die um ihr- Leben fürchtet, hat ber-e.ts Anstalten g-etrofsen, Deutsch land für immer zu verlassen. Die Gvldnotenbank Dr Schachts. Paris, 20. Ferbuar. Dr. Schacht ist gestern nachmittag vor dem W-ährungsausschuß des Komitees Dawes erschienen. Während 2 Stunden hat er neue Einzelheiten -betreffend die -Gründung einer provisorischen Gosdnotenba-nk m-idgeteilt. Zur Gründung dieser Bank beabsichtigen die Sachverständigen, ihm völlig freie Hand zu lasten unter der Bedingung, daß sie später in die endgültige Goldnotenbank ausgeht. Dr. Schacht h-at in diesem Sinne sehr- bestimmte Zusicherungen gemacht, die von den Sachverständigen als ausreichend -angesehen wurden. Das Komitee steht, wie eines seiner Mitarbeiter gestern abend den Journalisten erklärte, auf dem Standpunkt, -daß die Angelegenheit der pro visorischen G-old-notenbank lediglich den Reichsbankpräfidenten und die deutsche Regierung avgeht. Das Komitee könne daher dem Platt Schachts -seine Zustimmung weder geben noch ver sagen. Die Besprechungen zwischen Dr. Schacht und -dem Aus schuß sind mit -dem gestrigen Tage beendet. Poincare auch vor dem Senat unhaltbar Paris, 20. Februar. Im Senat wurde gestern die Aus sprache über die Wahlresorm eiö-s,net. Man nimmt an, daß morgen oder übermorgen sich- die Debatte zus-p-itzen und Poincare das Wort ergreifen wird. Potncares Rücktritt gefordert Paris, 20. Februar. Die Erregung der französischen Oeffentlichkeit über den erneuten Sturz des Franken ist unge heuer groß. Die Blätter aller Parleirichtungen machen kein Hehl aus dem Ernst der Lage. Rücksichtslos fordert die Linkspresse die Regierung zum Rücktritt aus und fügt hinzu, es wäre besser, wenn auch die Kammer sofort mit verschwinden würde. In maß gebenden Danlierkreisen wird erklärt, um den Frankensturz besser zu bekämpfen, sei die Auflegung einer großen nationalen Anleihe unerläßlich. Die Rückführung französischer Guthaben aus dem Auslande, die man auf mehrere Milliarden schätzen könne, müsse so schnell wie möglich erfolgen. Nicht zuletzt trage der Egois mus der Alliierten die Schuld an der Katastrophe. Die Alli ierten hätten bereits 4 bis 5 Monate nach dem Waffenstillstand die Finanzabkommen mit Frankreich gekünd gt. Nicht zuletzt seien sie deshalb verantwortlich für den ungeheuren Sturz des Franken.