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MlsdmfferTageblati Aas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmauuschaft Meitze«, des Amtsgerichts uud Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffea. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »r«z«r Tagrdla«' erlchkim tügNch «chm. L Uhr für den f»c,r»tXN T««. «bholmi, i» ll»d »e» «-»gubrstrU« 2 ML. im W-N-I, d-i gilftkLu», »«ch »i« Bote« r,» ML., bei Postdeftellun, LL? Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^»«»G-ZchSft-ftell« ! — «hmen ,u j«d«Z^i »c. »«M-« Im Fake höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetrieboftSrungen besteht kein Anspruch auf Lieferung W« Aeitmsg oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespnltene Ranm-eil« W Goldpfenni-, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- pfennig, die 3 gespalteneReklamegeAe i« textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 WÄLLST annahm« di, »oim.rv Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernrul Sbermitttlleu Anzrige» übernehmen wir hrin« Garantie. Jeder Radaltansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Süsse einseiogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Bermittlungsftellen entgegen. Nr. 243 83. Jahrgang T-eg.Amsd-t- Wilsdruff-Dresden P- sch-ch Desdn26o Donnerstag, 15 Oktober 1924 DenOzeanbezwungen. ZeppelinüberNeuyork lieber Lofton. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork. Um 10 Uhr vormittags mitteleuropäischer Zeit hat Z. R. 3 Boston überflogen. Das Schiff hat gefunkt: Schiff und Maschine in Ordnung und an Bord alles wohl. lieber Nruvsrk. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork. Z. R. 3 ist mittags 1,25 Uhr mitteleuropäischer Zeit über Neuyork eingetroffen. Vie kÄftrtberlAte. Den verschiedenen Funkmeldungen, die über den Per klaus der Fahrt anlangten, ist im einzelnen folgendes zu entnehmen: In der Nacht zum Dienstag um Z41 Uhr ging dem Zeppelin folgender Wetterbericht zu: Starke West winde herrschen über Breite 45, die Winde nehmen ab, sie sind mäßig frisch nördlich uud westwärts über Länge 60 rmv wahrscheinlich mäßig südwärts zwischen Breite 35 und 45 von Länge 6N ostwärts. Seit 11 Uhr nachts ist üie amerikanische Funkstation Lake hurst in ununter brochenem Funkverkehr mit „Z. R. 3", Ler mit einer S t u n d e n g e f ch w i n d i g k e i t von 60 Meilen seine Fahrt fortgesetzt. Am Dienstag, vormittag 9 Uhr, war der genaue Stand des Luftschiffes 41, 10 westlicher Breite, 38 nördlicher Länge. Kurz daraus ging die Meldung ein: »Stehen nach zwei Tagen Fahrt etwa 3000 Kilometer - voramerikantscherKüfle. Schtss, Maschinen, Be satzung in Form." Es gelang dem Luftschiff nach mehr fachen vergeblichen Versuchen, mit dem Kreuzer „Detroit" in Verbindung zu treten. Später langte aus London die etwas verstümmelte Meldung an, daß das Luftschiff Maschinendefekt habe und mit verminderter Geschwindigkeit von 40 Meilen die Stunde weiterfahre. Die Zeit der Ankunft in Amerika läßt sich infolge dieses Maschinen- defelts jetzt nur schwer Voraussagen, da man nicht über sehen kann, ob das Luftschiff die genannte Geschwindigkeit wird beibehalten können. Ursprünglich rechnete man in Amerika damit, daß das Luftschiff in der Nacht zum Mitt- wmb eintrekle« mürbe Die Nachrichten von einem Motordefelt werden von der Lustschift werst in Friedrichshafen entschieden bestritten und auch durch die Tat sache dementiert, daß der Lustkreuzer mit erhöhter Geschwindigkeit feinen Weg fortsetzt. Z. R. 3 fährt während der 8888 Kilometer langen Reise, die selbstverständlich die härteste Belastungsprobe für das Motorenmaterial darstellt, wie das von vornherein sestgelegt war, ab wechselnd immer nur mit vier Motoren. Nach einer gewissen Arbeits- » zeit wird in regelmäßiger Folge jeder Motor angehalten und von den Monteuren genau untersucht. Wahrscheinlich ist die Nachricht von Zentrum für jetzige Regierung. Keine Kabinettserweiterung. Berlin, 14. Oktober. Die Zentrnmssraktion hat in ihrer heutigen Sitzung folgenden Beschluß gefaßt: „Nachdem die Versuche einer Erweiterung der Koalition nach rechts und links leider gescheitert sind, ist die Fraktion einmütig der Auffassung, daß mit Rücksicht auf die gegenwärtige politische Lage die bestehende Regierung beizubehalten ist." Wie hierzu verlautet, wurde dieser Beschluß einstimmig Und ohne Stimmenthaltung angenommen. Nachmittags begann die Fraktionssitzung der Deut- lchen Volkspartei, abends wollen die Führer der Koalitionsparteien beraten. Vor der Fraktionssitzung des Zentrums im Reichs tag hatten die demokratischen Abgeordneten Dr. Haas und Erkelenz eine Besprechung mit dem Abg. Fehrenbach vom Zentrum, in welcher die Demokraten nochmals betonten, daß die demokratische Fraktion einen Bürgerblock nicht mitmachen werde. Die Bedeutung des ZentrumSbcschluffes. Berlin, 14. Oktober. Wie man erfährt, ist der Beschluß des Zentrums den Fraktionen der Deutschen Volkspartei unv der Demokratischen Partei zugestellt worden. In parlamentari schen Kreisen wird der Beschluß dahin ausgelegt, daß das Zentrum die Enocheiduna damit namentlich der Deutschen Volkspartci zuschmbt. Mierungsbaremeter: VerändeNM (Non einem parlamentarischen Mitarbeiter.) Berlin, 14. Oktober, Das Barometer der Regierungskrise steht immer noch auf Veränderlich und man weiß nicht, ob es nicht in plötzlichem Sturz herunterpurzeln wird aus Sturm, d. h. auf Reichs- tagsauslösung. In einigen Kreisen will man allerdings wissen, daß eine Erweiterung der Koalition und damit des Kabinetts nach rechts an Wahrscheinlichkeit stark gewonnen hätte. Einmal waren es die Erklärungen, die. auf dem Würz burger Parteitag der Bayerischen Volkspartei ge fallen sind und die sich bis zu einer ziemlich offenen Drohung gegen das Zentrum steigerten, wenn diese Partei ihren Widerstand gegen die Erweiterung der Koalition nach rechts sortsetzen sollte. Die Bayerische Volkspartei hat bisher dem Kabinett Marr-Stresemann gegenüber eine wohlwollende Neu tralität bewiesen; ihr Hinüberschwenlen zu einer Art verhüllter Ovvoütion würde die Basis des Kabinetts schwer erschüttern. Die zweite Erklärung war die allerdings nicht ohne Wider spruch gebliebene Rede Stegerwalds auf dem Jubiläums kongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes, also der Christ lichen Gewerkschaften, in Köln. Man Weitz, daß Stegerwalds Kampfstellung sich gegen links richtet und daß er der erste ge wesen ist, der aussprach, er könne sich das Heil der Zukunft nicht in parteimäßiger Schablone denken. Schon im November 1920 regte er den Gedanken einer überparteilichen Zusammenfassung aller christlich-sozial und national denkenden Kräfte an. Auch jetzt wieder erklärte er es für notwendig, daß die starken Wirt schaftskräfte, die hinter derDeutschnationalenVolks- Partei ständen, unbedingt zur Verantwortung am Staat herangezogen werden müßten, und hat dabei ziemlich ablehnend von jenen formalistisch denkenden Richtungen gesprochen, die aus einer mechanistischen Staatsauffassung heraus nicht die wirklichen im Leben und im Staate tätigen Kräfte sehen, son dern nur den Menschen in seiner Isolierung. Freilich ist Stegerwald nicht das Zentrum. Und auf dem Kölner Kongreß kam es zu ziemlich deutlichen Auseinander setzungen zwischen Stegerwald und dem Vorsitzenden des Christlichen Bergarbeiterverbandes und Abgeordneten der Zentrumsaprtei Jmbusch. Das kennzeichnet die beiden Richtungen, die zurzeit im Zentrum um die Entscheidung ringen, eine Entscheidung, die gleichzeitig auch das Urteil über die Erweiterung der Koalition nach rechts fällen wird. Man weiß natürlich bei solchen teilweise sich mit Haar spaltereien beschäftigenden parlamentarischen Verhandlungen niemals vorher, was dabei herauskommen wird. Der Grund für all dies Zögern und Schwanken, dies Handeln und Feilschen, gegen das ein Pferdemartt gar nichts ist, ist natürlich die Ab neigung gegen die Neuwahlen. Diese Abneigung ist bei allen Parteien ganz gleichmäßig vertreten und wird möglicherweise ihre Wirkung nach der Richtung hin ausüben, daß das Zentrum sich weniger hartnäckig nach rechts verhält. Kompliziert wird das alles noch dadurch, daß zwischen Marx und Stresemann gewisse Spannungen ein getreten sind, die ihre Ursache in dem manchmal recht über flüssigen Übereifer der beiderseitigen Getreuen haben. Zu nächst hat man wegen all dieses Hin und Her den Reichstag zum 15. Oktober noch nicht zusammengetrommelt; vorläufig soll er am 21. zusammentreten. Was alles in diesen acht Tagen noch vor sich gehen wird, ob vor dem Reichstag dann eine neue Regierung stehen wird, oder ob man allseits doch in den bitteren Apfel der Neuwahlen beißen muß, dessen Verspeisung keiner Partei besonders bekommen wird, — darüber etwas zu prophe zeien muß man mehr sein als ein politischer Prophet. Denn bekanntlich kommt es im Parlament immer ganz anders als man denkt. dem Versagen der Motoren dadurch entstanden, daß Z. R. 3 die Mel dung gefunkt hat, er fahre augenblicklich mit vier Motoren. Im übrigen ist die Kraftbcmessung der Maschinen so vorgenommen worden, daß Z. R. 3 sogar mit drei Motoren imstande ist, den Kurs zu halten. Nach Mitteilung der Lustschiftleitung sind jedoch sämtliche Maschinen in voller Ordnung. Es war in Aussicht genommen, daß der „Z. R. 3" vor der Landung nach Washington und von da über Baltimore, Philadelphia nach Lakehurst fahren sollte. Eventuell war auch in Aussicht genommen, daß Newhork vorher noch überflogen werden sollte, sofern der Benzinvorrat dazu ausreicht. Durchquerung einer Sturmzone7 Aus Washington wurde gemeldet, daß über dem Golf von Mexiko sich schwere Wollen zusammengezogen hatten. Die Kreuzer „Detroit" und „Milwaukee" melden gleich falls, daß die atmosphärischen Bedingungen sichsehrun- g ü n st i g gestalteten. Die Station Chatham verzeichnete eine Meldung, wonach der Zeppelin, falls der Sturm aus brechen sollte, wahrscheinlich erst Mittwoch nacht oder Donnerstag früh in Lakehurst eintreffen wird. Es sind längs der atlantischen Küste vier Notlandungsplätze ein gerichtet worden. Der Kreuzer „Milwaukee", der 250 Meilen östlich von Halifax aufgestellt war, hatte Befehl erhalten, sich um 500 Meilen südlicher zu begeben, um die drahtlose Verbindung mit dem Luftschiff aufzunehmen. Auch der Kreuzer „Cincinnati", der sich in der Nähe der Bermudasinseln aufhielt, hatte Befehl erhalten, mit „Z. R. 3" in Verbindung zu treten. In Lakehurst warteten 300 Mann, um bei der Landung des Zeppelins behilflich zu sein und ihn im Luftschiffhafen festzumachen. Im Kampfe mit scharfen Winden. Berlin, 15. Oktober. Z. N. 3 lampst, wie abends 10,18 Uhr mitteleuropäische Zeit von Bord gefunkt wurde, gegen scharfe Winde an. Das Schiff legt nur noch 25 Seemeilen (45 Kilometer) in der Stunde zurück. Es ist daher mit noch späterer Ankunft zu rechnen. Leichte Havarie. Berlin, 15. Oktober. Nach einer Meldung des Lokalanzeigers liegt in Washington folgender Funkspruch vor: Eine Gaszelle, di« einen leichten Druck erlitt, konnte sofort repariert werden. Die unbe schädigten Zellen sind noch 98 A voll. Neuyork in größter Spannung. Neu york, 15. Oktober. Ein amtlicher Funkspruch enthält fol gende von Z. R. 3 ausgegebene Meldung: Fahren mit 88 Meilen Ge schwindigkeit, Kurs Gable Island, das wir 1 Uhr früh mitteleuropä ischer Zeit zu erreichen gedenken. An Bord alles wohl. Berlin, 15. Oktober. Nach dem amtlichen Funkspruch aus Neuyork wurde um sechs Uhr morgens mitteleuropäische Zeit auf Seal Island das Motorengeräufch des Z. R. 3 in der Dunkelheit gehört. Die Entfernung von Neuyork beträgt 688 Meilen. Neuyork, 15. Oktober. Die Neuyorker Zeitungen brin gen ausnahmslos sensationell ausgeschmückte Berichte der At lantikfahrt des „Z. R. 3". Den deutschen Leistungen wird unein geschränkte Bewunderung gezollt. Ganze Spalten werden mit dem Rätselraten darüber gefüllt, wann das Luftschiff in Neuyork eintreffen wird. Zeppelinbegrützung durch Flieger Paris, 15. Oktober. Aus Washington wird gemeldet: Zahl reiche amerikanische Flieger wünschen, dem Z. R. 3 entgegenzusahren. ' Die Behörden befürchten jedoch, daß sie dem Luftschiff in den Weg kommen könnten. Immerhin haben einige Flieger die Erlaubnis er halten, aufzusteigen, in der Voraussetzung, daß sie sich dem Lustschiss nicht mehr als 1888 Fuß nähern. Piloten teilten darauf ihre Absicht mit, dem Schiss das Geleit nach Washington zu geben. Nach einer Meldung des New Bork Herald aus Lakehurst rechnet man dort wei ter mit günstiger Witterung. Man sicht Sonnenschein voraus und eine leichte nordwestliche Brise. Leber Lakehurst ist ein sörmlicher Belage rungszustand verhängt worden. Das Rauchen ist verboten, sobald das Schiss in Sicht kommt. Den Autos und Flugzeugen ist cs untersagt, innerhalb des Luftschifthallengebietes Scheinwerscr zu benutzen. Die Personen, die sich an Bord des Luftschisses begeben, müssen sich mit Gummischuhen versehen. Z R. 3 wird Mittwoch nachmittag landen Berlin, 15. Oktober. Ein amtlicher Funkspruch bringt folgende Meldung aus Neuyork: „Z. R. 3" meldet 5 Uhr nach mittags (11 Uhr nachts mitteleuropäische Zeit): Tausend Meilen östlich Grea Sable, Mes wohl, nur Waschwasser ausgebraucht. Hoffen Mittwoch vormittag, das heißt 4 Uhr nachmittags mittel europäische Zeit, zu landen. Vergebliche englische Bemühungen zur Erhaltung der Zeppelin-Werst. Berlin, 15. Oktober. Von gut unterrichteter Seite wird hier mitgeleilt, daß seit geraumer Zeit schon unter der Hand von