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Wilsdruffer Tageblatt : 30.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192404306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240430
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-30
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.04.1924
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i» S^vr Asos mrS ^aM/e -) Speisen obne limolfeln (Nachdruck verholen.) Die Zeit sicht vor der Mr, wo hie Winterkartoffeln durch ihre aHu lange Lagsrung nicht mehr gerade zu 'den schmack haftesten Gerichten ochören. Wo aber anheisests die aus ländischen Frühkartoffeln noch so teuer im P-:«ise stehen, daß sie für 'den gewöhnlichen SteMichen kaum erschwinglich sind. Und öle deutschen Frühkartoffeln sind infolge der Kühlen «nd regne rischen Witterung noch so weit im Wachstum zurück, daß wir auf ih.« Eisch«/-en auf dem Markt noch lange nicht rechnen können. Deshach empstehlt es sich, einmal darauf hmzuweisen, daß es eine ganze Reihe „kartoffelloser" und doch schmackhafter Speisen gwt. Als Kartoffelersatz zeitgemäß sind wegen des hohen Eiweiße und Fettgehaltes Pi-cze, H-üljenMchte, Reis, Lupmen und üijcy- speften. Lnese müßen nun mit -den voranoeneny Gemüsen und Oöft zudereitet und dann aus die tägliche Speisekarte kommen. MeyMöße aus enMttertem chupinenmeytjurd m>l Rttjcho-d-jt oder NW ^Pflaumen zu verwenoen, wie denn auch meis mit Repjet- schnitzec eine munogerecyre Vpet^e ist. Eoen,o jcymeai gckscyuiier Yil,e.rei mit gchaMonen Sracyetoeeren ooer wroaenovg gut. Ferner sättigen HauLmaPernuoern mit irischen ooer gerroclnelen Aprttosen, sv,ern o.e iAplitosenrunke samrg gemacyt ist. Wrieg- drei Mil Zlmr und Pugerzucker und Zugaoe von geschmorten Firnen eisegl die Karrossetspeise um so meyr, wenn nocy> zur Zett der Fewhuynersagd gevraiene Fecidh'ühner mit serviert werven. Nicht minder sind Speisen von weißen Bohnen, die weich gelocht und dann mit in etwas Butter geschmorten, vom Kern haus deireiten Birnen zusammen gereccyt werden, zeitgemäß. Es kann dazu noch draungemachle Butter mit etwas Eftig ver mischt serviert werden. Auch geben weiße Bohnen, zu Brei gekocht and mit Apfelmus vermiscyl, eine wohlschmeckende Speise, wenn Zimt und Puderzucker ausgeftreut D. Ein von Pilzen hergeftellter wurafch bereichert die Mahlzeit. So wre Pilzgmajch mit Rindfleisch und Zwiebeln und dem größten Prozentsatz Pilze mit -jungen Erbsen gut mundet- so srno auch Eier mit Pi^cn und eine dicke Mocchel's-uppe, mit einer Mehlschmelze angerührt, nahrhaft. Zu Morcheisuppe kann man auch Fleischreste mit Steinpilzen un!o Reis, der weich ge kocht ist, verspeisen. Die Fleischreste werden mit einer Zwiebel sein zerkleinert, dann in einer Mehlsettschwitze ausgekocht, der etwas Salz und Pfeffer -sowie -die geschmorten Pilze hinzugesetzt werden. Die Fleisch- und P.-lzmasse wird in «ine große Schuftet getan und der- Reis, der mit Petersilie -bedeckt wird, an den Rand der Schüssel verteilt. Wohlchmeckend ist auch Reis mit Rebhuhn oder Hasen fleisch. Ein Teil des Rebhuhnes oder -des Hafens w.rd mit der Fleischmaschine gewiegt -und dann mit dem zu Brei gekochten -Reis vermischt, bevor das Fletsch in einer paffenden Beize ge legen hat. Man bereitet eine dunkle Tunke, d.e mit Pfeffer, Salz und Beize gewürzt ist, und gießt diese aus den in einer Schöffel gehausten Reis. -Gefüllt« -Kohlrabi mit gehacktem Kaninchenslei-sch oder mit Kohlrabi mark und gemahlene Aepfel oder ausg-esteinte Plaumen schmecken recht gut. Dem jungen Kohlrabi mit Herzblättchen nimmt -man mit einem Messer die oberste Scheibe mit den Blättchen ad, bohrt dann die Kohlrabi aus, vermischt dieses Kohlrabimark mit ausgestein-ten Plaumen oder Hackfleisch von Kaninchen, schmeckt die Masi« etwas ab, setzt den Kvh'lrabioderteil wieder aus und dunstet in einem Emailletopf. Zu dem mit -Kohlradimark gefüllten Kohlrabi kann man auch mit einer Mchlfettschwitze zudereitet« Mohrrüben ser vieren. Nicht minder kann als Fleischspeise Schweineschnitzel mit dunkelroten Mohrrüben sättigen, wenn -die Tunke von den Schnitzeln über -die Mohrrüben-, die mit etwas Petersilie gekocht sind, gegossen wird. Fein -wie Spinal zerwiegte unö gekochte Medde schmeckt vorzüglich, wenn hierzu Himbeersaft gereicht, resp. damit vermischt wird. Erbsenschoten, welche von den pergament- artigen Häutchen befreit sind, -schmecken aus dieselbe Art zu- bereitet vorzüglich, geben auch -ein Wohlschmeckendes -Gemüse, wenn sie im Rinderf-ett oder Gänsefett gekocht sind. Junge ge bratene Hühnchen sind als Beigabe zu empfehlen. Außer diesen hier genannten Speisen für -den täglichen Be darf ohne Ka-.-toffeln gibt es noch eine ganze Reihe anderer Speisen, wie denn auch gekochte und gebratene Fische die Ab ¬ wechslung der Speisenkarte -bereichern können. Dort,, wo Mehl in der Küche auchswahn wird, halte man «s ve.schloskn in «mem Porzellan-- oder BtechgeM, -weil es leicht fremde -Gerüche auß-augt und dadurch -die hieraus zub-ereiteten Speft-en unschmack- hap w-o.den. Am in den Hülsenfrüchten das Eiweiß lösbar zu halten, nehme man zum Kochen nur weiches Master. Das Legunin in den Hülsenfrüchten kann sich dann nicht mit dem Kalk des harten Wassers unlöslich machen. » Spinatgeheimnifse. Schon seit alten Zetten wird Blutarmen und Dleich- süchtigen von -den Aerzten das häufige Essen von eijenhailMM -Bpmai angera-len. Ao-er Erfolg harre -dieser gute Rat fetten. Warum? Mett man bisher mcy-l wußte, Daß oce übliche Zu- berelcung des SpinalHsmuses seme dedE-enden, natürlichen Heilkräfte -vo-Mg vermcytet. Wie der KulturtiMmeur Nagler in einem Bonrage sagte, wird durch das Kochen die zur nor malen- Verdauung unveoinzt nötige Lebens-tra-ft der grünen Blätter zerstört. Diese geheimnisvolle Lebenskraft, von den Forschern „Vitamin" genannt, ist eine der wirksamsten Natur- käM zur Erhaltung und Förderung -der Gesundheit. Sie i-st in allen Gemüse- -und Obstarten vo.handen und die Hauptursache der belebenden Erfrischung, welche -besonders nach dem Genuß von Salat und rohem Obst stets empfunden wird. Ader nicht nur bas kostbare „Vitamin" wird -durch -die E-.hitzung beim Kochen zerstört, s-ondein auch das zur normalen Blulbildung notwend.ge Eisen, nebst den übrigen lebenswichtigen N-ähr-salzen, wird getötet. Außerdem -lösen sich diese Stosse im Kochwasser aus und -dieses wi-.d -in der Regel noch fort-geschüttet. Was nach -dem Spinatkochen übrig b-l-ei-o-t, ist toter, ausgÄaugter, ganz wert- -und geschmackloser Pftanzenstoff, der -erst -durch Ge- wü-.ze, Fleischbrühe oder Einbrenne einigermaßen -genießbar ge macht wird. — Kein Wunder, wenn der -Genuß -solch völlig entwerteter Lebensmittel nicht zur ersehnten Gesundheit führt, wenn Unterernährung, Nervenschwäche und allgemeine De generation beständig zunchmen. Spinat ist du-ich- -seinen großen Reichtum an Vitamin und Nährsalzen ein Lebensmittel erster Ordnung. Er muß aber roh, als Salat'Mereitet, möglichst ost gegessen -werden da hat er einen eigenartigen, angenehmen- Wohlge-schmack, sättigt gut, ist leicht vvrbauüch und das herv-or- ragende Nährmittel Bilamin bl-eibt erhalten. 4 » KechAwchMA » j Var Urteil im „kleinen kitier-?roreß". 8 München, 28. April. In dem sog „kleinen Hitlerprozrtz" wurde heute nach mittag das Urteil gefällt: Die Angeklagten v. Knobloch und Maurice wurden zu je e i n I a h r s e ch s M o n a - ten Festung und je 100 Goldmark Geldstrafe verurteilt, Vie Angeklagten Schneider und Fröschel zu je ein Jahr vier Monaten Festung und 5V Mark Geld strafe, die übrigen Angeklagten zu je ein Jahr drei Monaten Festung und 30 Mar! Geldstrafe. Der Angeklagte Fei st meyer wurde wegen Hehlerei zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt; die ihm früher gewährte Bewährungsfrist wurde aufgehoben. Die Angeklagten haben die Kosten des Verfahrens zu tragen. Allen wurde die Untersuchungshaft angerechnet. Außerdem wurde den Angeklagten o. Knobloch, Maurice, Schneider und Frösche! für ein Jahr drei Monate ihrer Strafe Bewährungsfrist zugebiüigt, den übrigen An- gekmgten für die Gesamtstrafe. In der Urteilsbegründung wird gesagt, daß der Ge richtshof an die lautere Gesinnung der Angeklagten ge glaubt habe. Die Verantwortung für das, was sie getan hätten, hätten die »treibenden Kräfte" zu tragen. s Kr-e/ker' vnö KnMMe ) Bochum. (Lohnsragrn tm Ruhrbergbau.) Die Pergarbeiterorganisationen haben in einer Sitzung beschloßen, den Schiedsspruch des Schlichters für Rheinland und Westfalen vom 23. d. M., der eine ISPiozentige Lohnerhöhung vorsieht, an zunehmen. Dortmund. (Ende des rheinisch-westfälischen Brauereiarbeiter streikst Im rheinisch-westfälischen Brauereiarbeiterstteik ist jetzt auch eine Einigung Uber ven ein zigen noch strittigen Punkt der Wiedereinstrlluna der Arbeiter erzielt worden, so doch der Streik als beendet gelten kann. Die Bttedereinlielluna säst im allgemeinen in der Zeit vorn 26. bis 30 April stattsinden. ! «kEE, «5-05? Mö 6M j V. F. L. Wilsdruff 2. — Spoitklub Höckendorf 2:5 (1 : 2) Am vergangenen Sonnta-g trafen sich oben-zenan-nte Ma-nnschas" ten im Gesellschaftsspiel in Höckendorf. Wilsdruff gab sich die größte Mühe, konnte aber nicht in Führung gehen, da W. körperlich -der Mannschaft nicht gewachsen war. Ein Sportsonntag in Berlin. Für Berlin war der 27. April ein Sporttag ersten Ranges. Im Fuß ball st ädtekampf Berlin —Budapest siegte die un garisch« Mannschaft, die der von Berlin weit überlegen war, mit 4:1. Im Laufen und Gehen quer d u rchBerlin siegten Scholz-Breslau und Siewert-Neu kölln. In der RadfernfahrtBerlin — Kottbus — Berlin trugen Orlewicz (Mersfahrer), Alex Nux (Amateur) und Richard Huschke (Berufsfahrer) den Sieg davon. Rekordleistungen deutscher Flieger. Anläßlich der Eröffnung des internationalen Flugverkehrs in Ham burg vollführten zwei deutsche Flieger Rekordleistungen. Der Flieger Noack legte die Strecke Hamburg—Berlin (290 Kilometer Luftlinie in 1 Stunde 15 Minuten, der Flieger Jssendorffer die Strecke Amsterdam—Ham burg (394 Kilometer Luftlinie) in 1 Stunde 30 Minuten zurück. Deutscher Sieg in der Targa Florio. Auf dem in folge seiner vielen schwierigen Kurven gefürchteten „Ma- donie-Kurs" in Sizilien fand Sonntag das internationale Äutomobilrennen um die Targa und die Coppa Florio, d. h. um den im Jahre 1906 von dem Grafen Vin cenzo Florio gestifteten silbernen Ehrenschild und den Ehrenpokal, statt. Das Nennen führt« über 540 Kilometer, gleich fünf Runden der Rennstrecke. Den Sieg trug der deutscheFahrerWerneraufeinemdeutschen Wagen (Mercedes) davon. Deutschland, das unter den 39 Meldungen mit je drei Wagen der Firmen Merce des, Aga und Steiger vertreten war, hatte gegen schwerste internationale Konkurrenz zu kämpfen. Um so höher ist der Sieg zu webten. Englischer Pokal. Das größte sportliche Ereignis lm englischen Sportleben, das Entscheidungsspiel um den Fußballpokal, ging im Wembley Stadion bei London vor etwa 150 000 Zuschauern vor sich. Für die Entscheidung hatten sich die beiden populärsten englischen Mannschäften Aston Villa und Newcastle United qualifiziert. New castle United errang mit 2:0 den Sieg. Der englische „Voukoll" gegen oeu.sche Fußball spieler aufgehoben. Bei einer Versammlung des Komitees der englischen Futzballveretnigungen wurde mitgeteilt, daß die internationalen Vereinigungen in Schottland, Irland und Wales übereingekommen seien, den Beschluß zurückzunehmen, durch den den Klubs im Ver einigten Königreich verboten wurde, Wettspiele ge gen Klubs der Zentralmächte auszufechten. Paris—Bagdad in zweieinhalb Tagen. Der franzö sische Flieqerleutnank Doisy hat den Flug von Parrs n a ch B a g d a d in der erstaunlich kurzen Zeit von zwei einhalb Tagen zurückgelegt. Der Flieger verließ Paris am 24. April und erreichte an demselben Abend Bukarest. Von dort stieg er am 25. April von neuem ans, überflog Anatolien, erreichte abends Aleppo, verließ es am 26. April und flog euphratabwärts nach Bagdad, von wo er am 27. April in Richtung Basra seinen Flug fortscßte. Der abgesagte Carpentier-Rummel. In Wien sollte ver von Dempsey so gründlich besiegte französische Box meister Carpentier gegen einen ganz minderwertigen Gegner antreten. Carpentier war bei seiner Ankunft in der alten „Kaiserstadt" wie ein Fürst gefeiert worden, und seine Managers erhofften von dem mit ungeheurer Reklame angekündigten Boxmatsch einen riesigen finan ziellen Erfolg. Die Sache ist aber, da die Eintrittspreis« unverschämt hoch waren und die Wiener kein Geld haben, kläglich gescheitert. -> Am Hexenweg. Roman von F. Klinck-Lütetsburg. (Nachdruck verboten.) (Alle Rechte vorbehalten.) Der Amtsrichter sah Peter Kantzius mit einem etwas ungläubigen Lächeln an. Er hatte seither noch keine Gelegen heit gefunden, den jungen, übereifrigen Mann ernst zu neh men. Nichtsdestoweniger zeigte er sich gern bereit, ihn einen Blick in die Akten tun zu lassen, da angesichts des hartnäckigen Leugnens, bei dem Heinz Garrelt noch immer beharrte, auch der schwächste Schimmer von Hoffnung, Licht in die Ange legenheit zu bringen, freudig von ihm begrüßt werden mußte. Peter Kantzius hatte nur einen einzigen Blick auf die Schrift geworfen, als er auch schon mit Pathos ausrief: „Herr Amtsrichter, den Schreiber kenne ich! Den Brief hat niemand anders geschrieben als Bruno Oltmanns!" Der etwas spöttische Ausdruck in dem Gesicht des Amts richters war sofort verschwunden und hatte einem tiefen Ernst Platz gemacht, während der junge Rechtsanwalt hastig fortfuhr: „Ich kenne nicht nur die Schrift, obgleich der Versuch, sie zu verstellen, gemacht worden ist, sondern auch das Papier und die Tinte. Oltmanns und kein anderer ist Schreiber Pes Briefes. Hier!" Kantzius überreichte dem Amtsrichter verschiedene Briefe, die dieser sorgfältig prüfte. Aber schon ein oberflächlicher Vergleich der Handschriften genügte, um ihn zu überzeugen, daß der junge Rechtsanwalt doch anfing, den Beweis für seine Brauchbarkeit zu erbringen. Er sollte aber noch weitere An zeichen hierfür empfangen. Kantzius teilte ihm, unter Begrün dung, mit, daß er den seitherigen Gang der Untersuchung für verfehlt halte. „Garrelt leugnet nach wie vor, wie Sie sagen, Herr Amtsrichter. Ich will ja damit direkt nichts gegen Oltmanns vorgebracht haben, aber —" hierbei zuckte Peter Kantzius be deutsam mit den Achseln — „er war, wie ich am besten zu be urteilen weiß, in einer ganz verzweifelten Lage und nicht im stande, auch nur die kleinste Summe Geldes zu bezahlen. Mit einem Male, kurz nach dem Mord, ist Oltmanns im Besitz neuer Kassenscheine. Eine einfache Aeußerung, die ich ihm gegenüber machte, daß ich ihn über diese Banknoten befragen wollt, bringt den Manu au» Rand und Band, und nicht allein ihn, sondern auch seine Tochter. Sie werden doch zugestehen müssen, Herr Amtsrichter " „Lassen Sie nur, mein lieber Kantzius. Ich danke Ihnen recht sehr für Ihre freundlichen Bemühungen. Wir werden ja sehen. Oltmanns macht mir allerdings nicht den Eindruck, aber ich gestehe — es eröffnet sich hier eine ganz neue Perspek tive. Und Sie wissen genau, daß er an dem Tage inL.. war?" „Er ist direkt bei mir gewesen, Herr Amtsrichter." Die sofort nach dieser Seite hin angestellten Nachforschun gen ergaben ein geradezu verblüffendes Resultat, und Peter Kantzius hatte einigen Grund, sich für den Helden des Tages zu halten. Nachdem es ruchbar geworden, bezweifelte niemand, daß Bruno Oltmanns der Mörder Rudolf Garretts sei. Der Bauer besaß nicht viele Freunde, und man konnte ihn einer raschen Tat sehr wohl für fähig halten. Mit Ueberlegung mochte er den Mord ja nicht begangen haben, aber — das Geld! Da hatte der Teufel wieder einmal einen gefunden, der ihm für Geld feine Seele verschrieben hatte. Eine Befürchtung, daß das an Rudolf Garrelt verübte Verbrechen nicht seine Sühne erlangen würde — durch die Bestrafung des wirklich Schuldigen — konnte angesichts des Beweismaterials, das sich gegen Bruno Oltmanns häufte, nicht mehr aufkommen. Es lag ja alles sonnenklar zu Tage. Oltmanns hatte im Ausspann bei Tein, wo die Hetkumer ihre Wagen und Pferde einzustellen pflegten, Rudolf Garrelt ge troffen — denn dieser war unzweifelhaft der Fremde gewesen, welcher in dem Gasthofe nachgefragt hatte, ob Hetkumer aus gespannt hätten. Tein seihst war nicht zu Hause gewesen, aber wie einer seiner Kellner ausgesagt, seien der Fremde und Bruno Oltmanns zusammen 'fortgegangen. Für diese Tat sache hatte er noch einen anderen Zeugen genannt, einen Ge treide-Agenten, Enno Leidhold von Rotdornsfehn. Diesen Menschen, der sich keineswegs eines guten Nuses erfreute, als einen zuverlässigen, ausschlaggebenden Zeugen ansehen zu wollen, wäre wob! etwas gewagt gewesen; es lag jedoch durchaus kein Grund vor, zu bezweifeln, daß er in die sem Falle die Wahrheit aussagen würde. Es handelte sich hier lediglich darum, die Angabe eines anderen bestätigt zu sehen. Als klassischer Zeuge würde der Agent Leidhold unschätzbar gewesen sein. Er sagte bei seiner Vernehmung aus: „Ich hatte morgens bei Tein ansgesvannt und den Tag über in L... zu tun gehabt. Als ich am Abend wieder das Tein'sche Haus betrat, brachte der Kellner gerade zwei Flasche» Wein und etwas Gebratenes in die gute Stube. Beim Auf machen der Tür sah ich den Bauer- Oltmanns mit einem fremden Herrn darin sitzen. Mich wunderte es, daß Oltmanns es sich so viel kosten lassen wolle, da ich von seiner Geldnot wußte, ich hätte auch gern erfahren, wer der Fremde sei. So wartete ich ab, bis der Kellner wieder herausgekommen war, um einmal durchs Schlü'"cllcch zu schm. Bei dieser Gelegen heit bemerkte ich, daß der Fremde eiwas in der Hand hatte — es kann eine kleine Tasche gewesen sein — und darauf schlug. Ich hörte ihn auch sagen: „Das ist der wahre Iakob! Wenn Ihr das hättet, Oltmanns, dann brauchtet Ihr Euch keine Kopfschmerzen mehr zu machen. Ja, es ist was Schönes um einen ordentlichen Beutel voll Geld." „Dann sprachen sie noch eine Weile leise miteinander. Ich hatte auch keine Zeit mehr zum Horchen, da ich in Rheider- moor erwartet wurde. Als ich im Pferdestall war und auf den Knecht zum Anschirren wartete, kam auch Oltmanns herenn Er sah aus, als ob er etwas suchte. Mich konnte er nicht seh , weil ich zwischen den Pferden stand. Herr Amtsrichter, ich habe schon gedacht, ob er sich nicht vielleicht nach dem Strick nrn- gesehen hat, mit dem er den Garrelt erdrosseln wollte!" Leidhold machte auf den Amtsrichter einen geradezu widerwärtigen Eindruck, und indem er ihn musterte, drängt« sich ihm ein Argwohn auf, den er entschieden bekämpfen zu müssen glaubte. Leidhold konnte mit dem Morde nichts zU tun haben. Er hatte den Tein'schen Ausspann gegen sieben Uhr abends mit einem einspännigen Geschirr verlaffen, nach' dem er dort in Gesellschaft anderer Gäste ruhig sein Abci ^ brot verzehrt, er war später im „Stern" einsekebrt — d- ra Gasthof im Dorfs Rheidermoor — um dort den Besitzer des von ihm benutzten Fuhrwerks, der ibn dorthin bestellt hatü. zu erwarten und mit ihm nach Rotdornssehn hetmzukehreo- Beide waren zu der Zeit, als das Verbrechen verübt word^ war, wahrscheinlich längst zu Hause gewesen. So hatte der Amtsrichter keinen Grund, die Aussage des Leidhold als eine wahrheitswidrige anzusehen und um so weniger, als sie mit derjenigen des schwerbclallc'' Bruno Oltmanns ziemlich übereinstimmte. (Foriichuna
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