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schneidendster Art. Durch den Verzicht auf Schöffen und Ge schworene und durch die Beschränkung der Berufung wird den Derussrichtern eine außerordentliche Verantwortung auferlegd, die um so größer ist, als der AusnahMeMstand noch desteht. Ich zweifle nicht daran, daß- die thüringischen Richter dieser schweren Verantwortung in vollem Maße gewachsen sein werden. Ge wohnt, ohne Ansehen der Berson zu urteilen, werden sie durch - ihre Rechtsprechung während der Übergangszeit zeigen, daß die Vorurteile, die in Teilen der Bevölkerung gegen das Berufs- - richtertum bestehen, unbegründet sind, und daß sie auch in den Sachen, die bisher mit Schöffen oder durch die Schwurge richte abgeurteilt worden find, gerechte und das Volksbewußtsem befriedigende Urteile zu Wen vermögen." « Vages/rer/ZM/Ze/r » - Man hamstert „Notgestempelte". Seit einiger Zeit erfreuen sich die rotgestempelten Tausendmarkscheine der erneuten Aufmerksamkeit der Hamsterer; sie werden trotz aller Verbote im Schleichhandel wieder mit hohem Auf geld gesucht. Diese Erscheinung erklärt sich zweifellos aus mißverständlichen Auslegungen der Aufwertungsverord nung. Alle Erwartungen auf Aufwertung der „Rotgestempelten" sind jedoch unbe gründet, und die Hamsterer werden eines Tages schwere Enttäuschungen erleben. Familicntragödie. In Berlin-Lichtenberg hat der Schlosser Fritz Jordie seine Frau und seine beiden vier und drei Jahre alten Kinder am Bettpfosten erhängt und dann seinem eigenen Leben durch Erhängen ein Ende acmacht. Grund: eheliche Zwistigkeiten. Radiosonderausstellung in Stuttgart. Vom 16. bis zum 25. Mai d. I. findet in Stuttgart eine Fachaus stellung des Radiowesens statt. Die Ausstellung soll einen vollständigen überblick über den Stand der drahtlosen Telephonie geben. Neben den zur Schau gestellten mo dernen Apparaten des Funkwesens soll durch Vorträge und Vorführungen den Besuchern der Ausstellung ein Bild über den Siegeszug der Radiotechnik gegeben werden. Ein ganzes Gehöft durch Feuer vernichtet. Ein großes Feuer entstand auf dem Gehöft des Besitzers Bauer im Jagenkamp bei Naugard. Infolge des Stur mes verbreiteten sich die Flammen in kurzer Zeit über das ganze Gehöft. Vieh und Vorräte wurden vollständig vernichtet; nicht ein einziges Stück konnte gerettet werden. Die Familien retteten nur das nackte Leben. In einem Nachbargehöft vernichtete das dorthin übergesprungene Feuer Stall und Scheune mit vielem Vieh und großen Vorräten. Als Entstehungsursache vermutet man Kurz schluß. Niesenbrand mit Todesopfern. In dem Lager einer Handelsfirma in der nordamerikanischen Stadt Mont- pelier ist ein heftiger Brand entstanden. Zwölf Personen sind in den Flammen umgekommen. Der Sachschaden wird auf mehrere Millionen Dollar geschätzt. (Es gibt in den Ver. Staaten mehrere Städte mit dem Namen Mon- pelier.) Der amerikanische Nordpolflug ausgegeben. Aus Washington wird gemeldet, daß Präsident Coolidge die Einstellung der Vorbereitungen für den geplanten Flug nach dem Nordpol angeordnet habe, und zwar aus Grün den der Sparsamkeit. Der Kongreß wird Gelegenheit er halten, seine Ansicht darüber zum Ausdruck zu bringen. — Es handelt sich um die Nordpolfahrt des amerikanischen Luftschiffes „Shenandoah" Die „Sparsamkeitsgründe" sind wahrscheinlich nur ein Vorwand für die Ausgabe des Fluges; es ist vielmehr anzunehmen, daß die Weigerung eines großen Teiles ver Besatzung des Luftschiffes, an dem gefährlichen Fluge teilzunehmen, ausschlaggebend war. Entlarvung eines Mediums. Auf „Medien", Hell- seber und ähnliche Schwindler fallen selbst berühmte Ge lehrte herein, und es gibt Professoren von Weltruf, die sich in solchen Fällen beinahe noch lächerlicher benehmen als die Okkultisten aus dem Laienpnblnum, die ein Recht auf Dummheit haben. Da trat in den letzten Monaten in Süd deutschland und in Österreich ein Medium namens Rudolf Schneider auf und erregte durch seine wunderbaren Fähigkeiten geradezu Sensation, zumal, nachdem ein be kannter Münchener Professor, der zurzeit als eine der Hanvtstützen dieser ganzen Weisheit gilt, mit ihm aufsehen ¬ erregende Experimente gemacht hatte. Für Schneider wurde dann, als er nach Wien kam, die Reklametrommel in beinahe schon widerlicher Weise geschlagen. Ein be kannter Schriftsteller und ein nicht minder bekannter Arzt setzten sich so energisch für dieses Medium ein, daß einige Universitätsprofessoren sich entschlossen, eine Untersuchung der Vorführungen vorzunehmen. Zwei Mitgliedern der Professorenkommission, die beide hervorragende Physiker sind, war es gelungen, in kurzer Zeit auf verschieden« Tricks des Mediums zu kommen und die Erscheinungen, die Schneider zeigte, selbst hervorzubringen. In einem Kreise von Professoren, Ärzten, Rechtsanwälten und Künst lern produzierte sich Universitätsprofessor Robert Pri- bram zur größten Heiterkeit der Anwesenden selbst als Medium. In den Kreisen der Wiener Okkultisten herrscht nun tiefes Schweigen; aber ganz Wien lacht und freut sich, daß es gelungen ist, diesen Schwindel zu entlarven. Da aber die Zahl der Dummen weit größer ist, als man ge meiniglich annimmt, werden die „Medien" aller Kaliber sicher auch in Zukunft Scharen von Gläubigen finden. Man erlebt da genau dasselbe, wie mit jenem Herrn Riese aus Pudewitz, der sich in Amerika Reese nannte und mit seinen Hellsehereien selbst die intelligentesten Zeitgenossen beschummelte, bis ein Dr. jur. — Juristen sind eben noch hellsichtiger als Hellseher — den genialen Hellseher als dunklen Ehrenmann, der einfach mit Taschenspieler kunststücken operierte, an den Pranger gestellt hat. - « Mer/e/ SW/HüM * - »» ,» Den Slernen filmblmmek ist ihr Horoskop in der Jugend kaum bekannt gewesen, sonst hätten sie sich wohl schon von vornherein aus die leuchtende Lausbahn vorbereitet und wären nicht den Umweg über seltsame und kleinbürgerliche Berufe gegangen. Nicht wenige kommen vom Theater, wozu der Weg ja auch meist, im A.ckzack führt, aber gerade die glänzendsten Kometen sind von anderen Stellen des Firmaments als an den Bühnen ausgegangen. So war Mary Pickford, ehe sie zum Film kam, Verkäuferin in einem Handschuhgeschäft; Pola Negri bediente als Büfettjräule.n di. Gäste der Konditorei einer polnischen Kleinstadt und sand in dieser Stellung den Mäzen, der sie zur Tänzerin ausbilden ließ. Bebe Daniels, die lustige Partnerin Harald Lloyds, begann als — Fahrstuhlführerin; von der Tippmaschine zum Film sprang Lilian Gish, die heute am höchsten honorierte Filmschaufpiekerin der Welt. Seitdem träumen alle die kleinen „Klapperschlangen" vom Aufstieg zur Filmdiva. Pauline Frederik, deren sentimen tales Spiel schon Hunderttausende von Zuschauern zu Tränen rührte, hat ihnen bereits früher' welche entlockt, sie war nämlich Zahnärztin. Cecil B. de Mille versuchte sich als Buchhändler, Griffith, den die Amerikaner den größten Regisseur der Welt nennen, erwarb sein Brot als Aufseher in einer Tabakfabrik, Tom Nix -war Cowboy, Harald Lloyd — Briefträger, Fatty Arbucle, der eigentlich Laubinger heißt und Sprößling öster reichischer Einwandrer ist, versuchte sich als MUchhändler. Char. lie Chaplin begann als Kommis einer Schnittwarenhandlung. Ebenso kommt Ernst Lubitsch von der Konfektion. Harry Liedke, der Sohn eines Königsberger Pfarrers, studierte anfangs Theo logie, ehe er sich von Mar Reinhardt entdecken ließ. Emil Iannings begann als Stubenmaler, Alfons Fryland stand als Oberleutnant bei einem österreichschen Dragonerregimente. Eina Morena versuchte sich als Kabarettänzerin, Joe May war Rennstallbesitzer, Georg Jacoby praktizierte als Arzt, Harry Piel war — Friseur. Fritz Lang kann auf eine sehr- abenteuer liche Laufbahn zurückblicken, die ihn, ehe er der berühmte Film regisseur wurde, zuletzt Landschiastsmaler werden ließ. Alexan der Granach war Klempner. Frida Richard ist stolz daraus — Haussrau gewesen zu sein, ehe ihr' -Gatte, der Schauspieler Fritz Richard ihrem Drängen zur flimmernden Leinwand nach gab. Sie ist wohl die einzige, die diesen umgekehrten Weg ein- geschlagen hat. Denn alle ihre Kolleginnen haben erst geheiratet, nachdem sie als Filmsteme auf der Leinwand prangten. (N. G. C.) ver Monkey-Malter. Selbst in den kleinsten Universitätsstädten ist heute der 'Studentenulk ausg-estorben; unsere Zeit ver-trägt die Scherze der akademischen Jugend nicht mehr'. Und diese selbst ist v-o-m trau- i ri-gen Schicksal unseres Vaterlandes viel zu bewegt, um noch ' Lust am übermütigen Scherz zu finden. Die Sohne der ameri kanischen Millwn-äre pflegen zwar auch auf eine gewisse Ari zu studieren, dabei aber ihre Hauptzeit dem Sport zu wumen. Nur klingt wohl durch das studentische Leben der U. S. A. noch et was von der rauhbeinigen Zeit durch, aus der Amerika noch nich lange heraus ist. Die goldene Jugend — und namentlich die jenige, deren Väter- sehr -viel Geld haben — will sich amüsieren. Die Jugend machte sich immer einen Scherz -daraus, das Alter zu frozz-eln und die Würde zu parodieren. Dazu haben die jungen Millionäre nicht mehr -genügend persönlichen Mut, -der angelsächsische „cant" -steckt ihnen zu sehr in den Knochen. Des halb engagieren sie sich einen Monkey-Maker, einen armen Teufel, der für ihr Geld -den Assen spielt, während sie sich die scherzhaften Scenen als scheinbar unbeteiligt betrachten, das Ge fühl des Mithandelns haben, ohne selbst eingreifen zu müssen Diese Szenen gehen wir.folgt vor sich: In ein elegantes Re staurant oder Kasfee eines Badeortes (besonders sind am Wasser gelegene Restaurants beliebt) tritt ein eleganter Herr, jede; Ouadratzoll ein Gentlemann, und verlangt -etwas zu essen. Wenn er unauffällig in der Mitte Platz genommen hat, beginnt er, fick irgendwie unangenehm bemerkbar zu machen. B.-ingt ihm der Kellner Mineralwasser, so öffnet der Gast die Flasche so, das eine in der Nähe sitzende Dame bespritzt wird, natürlich verbitte, sie sich -as. Der Monkey-Maker antwortet, ob sie viellcich um ihre Schminke fürchte, wobei er sämtlichen Damen, unter -de Maske der sittlichen Entrüstung, nicht mißzuverstehend-e Wahr heiten sagt. Bringt der Kellner das Ess n, so fliegt ihm eine Bratenscheibe an den Kopf, -der Monkey-Maker schüttet ihm di- Sauce -in- 'den Frack-ausschnitt oder Eiswasser in hie Hose. Diese - Umstand führt nun zum Boxkampf, den der Monkey-Maker gege: Menschen und Dinge führt. Solche Szenen sind Uebertragunge: der tollen amerikanischen Grotesken in die Wirklichkeit. Na türlich bemüht sich alles, den Monkey-Maker zu fassen, der Ge schirr zerbricht, Stühle zerschlägt — aber der kann als gute- Amerikaner boxen — und wie kann -er boxen. Den -ganzen Auf tritt genießen die jungen Gentlemen von -einem sicheren Plat aus und können sich vor Lachen kaum halten, denn alles lacht in dem Restaurant über den Monkey-Maker, soweit es nicht ir Mitleidenschaft gezogen worden ist. Fast stets wird der Monkey Maker von der Polizei eingesangen und in Gewahrsam g-ef tzt. -der nie sehr lange dauert. Dem Wirt ersetzt ein Rechtsanwalt in Auftrage anonymer Geldgeber den Schäden b s zum letzter Cent — und der Monkey-Maker weist seinen Monat Polizei strafe ab-. Mit dieser Möglichkeit rechnete er bereits, als er sich in dem Restaurant produzierte. Diese Art, sich als Gentlemen zu vergnügen, ist zwar nicht sehr mutig, aber echt angelsächsisch; denn -es ist bequemer zu zahlen und einen anderen vorzuschicken, als selbst zu handeln. (N. G. C.) 12jähriger Leser: Die Aedilen oder Aediles waren hohe Ve» w'altungbeamte im alten Rom, sie waren den Konsuln und Prätoren unterstellt. Alter Hesse in B.: Sie meinen -gewiß -den Minister in kur- hessischen Diensten Hans Daniel Ludwig Friedrich Hassenpslug. Dieser war leitender Minister in Kastel unter dem letzten hessischen Kurfürsten bis zu seiner Entlastung 1853. Hastenpjlug wird eine in der hessischen Geschichte vielumstriklene Persönlichkeit bleiben. Bodo L. Z.... 1898: Der erste wirkliche Kinematvgropb wurde 1896 von den Brüdern A. und L. Lumiöre in Lyon konstruiert Elfriede v. L.: Sie meinen gewiß den Ausspruch Orsenas in Lessings „Emilia Talotti": „Still mit dem Aber! Die Aber kosten Üeberlegung!" Frdl. Gr. W. A.-Cl.: Von -den Planeten unseres -Sonnensystems komm nicht der Mars, sondern die Venus unseren klimatischen Verhältnissen am nächsten. Sofern also überhaupt auf anderen Planeten lebend- Wesen vermutet werden könnten, müßte dies in erster Linie auf de Venus der Fall sein. Wilhelm Anton K.: Seifige Schwämme werden rein und wi neu, wenn man sie in 3 Liter Wasser legt, dem man wenig Salzsäun (5 bis 10 Tropfen) zusetzt, dann läßt man sie einen Lag liegen unk spült sie mit viel klarem Master. Bücherfreund El. T.: Die ersten Bücher, deren Texte eine syste malische Interpunktion haben, wurden im 16. Jahrhundert in Vene dig gedrückt. „Ein Werdender": Das Wort Homiletik stammt aus dem Grie chischen. Es heißt so viel wie Predigtkunst, Kanzelvortrag, kaazer- gemäßes Reden. n Ei» Schritt ins Anrecht. ^msrilcan -Oop^rigkt 1920 Ult. 8ur. LI. Ickvko, Orescksn-Zl Kriminal-Noman von Arthur W i n ck l e »Tannenberg. Zwölftes Kapitel. Herbert von Plessenow stand im Talar, das Barett auf dem Haupte, im Schwurgerichtssaale und plädierte. Mit flammenden Worten sprach er, überzeugt und überzeugend. Er näherte sich eben dem Ende seiner Ausführungen, da eilte ern Gerichtsdiener zum Vorsitzenden und machte ihm eine Meldung. Der grauhaarige untersetzte Herr chvak sicktsich zusam men. Er wendete sich rechts und links zu den Beisitzern und flüsterte mit ihnen. Auch die schienen bestürzt, dabei flogen ihre Blicke zu dem jungen Verteidiger. Der Diener bekam einen Bescheid und verließ den Richtertisch. Herbert hatte geschlossen, da sagte eine Stimme neben ihm: „Herr Rechtsanwalt, der Herr Präsident läßt Sie auf ein Wort bitten. Er 'ommt selbst ins Anwaltszimmer —" LO war der Geri^tsdiener, der das sprach. Herbert sah n Mann erstaunt an. „Was Hedem - --.-»s. was „Der Herr Präsident, er selbst, will es mitte'len —". Eine auffallend kurze Rechtsbelebrung an die Geschwore nen erfolgten, dann schweiften die Augen des Landgerichts- direktors noch einmal zu dem Verteidiger, als wollten sie ihm winken. Ernste, mitleidige Augen. Im Anwaltszimmer trafen sich die Zerren. Der Vorsitzende des Schwurgerichts ging Herbert ent- gegen. „Herr von Plessenow, ich habe Ihnen eine schmerzliche Mitteilung zu machen. Ihr Bureauvorffeber mar hier und bat, Sie zu benachrichtigen, daß zu Hauke Ihre Anwesenheit drin- gend nötig sei, Fräulein Roka Frönois habe telephonisch mitgeteilt, es sei Ihrer Frau Mutter ein Unalück zugestoßen." „Meiner Mutter! Ich verließ sie heute morgen ganz gesund " „W'r sind alle in Gottes Hand, Herr von Vlessenow —" „Was ists mit ihr — um Gottes willen —?" Da reichte ihm der Vorsitzende die Hand. „Es ist das Schwerste, das den Sohn treffen kann, mein innigstes, herzlichstes Beileid!" „Tot?" „Ja. „So plötzlich, so unerwartet!" „Es ist eine «emotionell-abenteuerlich« Geschichte. Im Zause des Herrn Alwin Grotte bat man ihre Frau M"t!er gesunden, und der Arzt bot Gift konstatiert. Herr Alwin Gratbe selbst aber ist diese Nacht aestorben." Vor Herberts Augen wirbelte alles. Er mußte sich letzen. Der Landgercichtsdirektor reichte ihm ein Glas Wasser. „Fassen Sie sich. Zerr non Plessenow. Es ist furchtbar, wir sind alle arme Menschen, wenn das Unalück kommt!" Herbert trank, atmete tief anl und sagte: „Das alles fasse ich nicht! Meine Mutter bei Gratbe, dieser selbst tot —! Mein Gott, mein Gott, was ist da ge schehen? Wurde sonst nichts aus dem Hause Grothe ge meldet?" „Nein —" „Und Gift! Meine Mutter vergiftet! Zerr Direktor, ich bin natürlich unfähig — weiter zu fungieren " „selbstverständlich. Es ist auch nicht mehr nötia, der Freispruch steht wohl fest. — Männer der Pflicht müssen viel können. In weniaen Minuten schließe ich dm Verhandlung, bis dabin stark in der Pflicht, Herr von Plessenow." -Ja." „Glauben Sie mir, es bat auch mich tier erschüttert. Es mar mir furchtbar schwer, Ihnen das mitteilen zu müssen. Noch einmal, ich nehme herrlichen Anteil n"d bin beauftragt, Sie desselben von den Mitgliedern zu versichern." „Ich danke Ihnen!" Der Vorsitzende war aeaangen. Herbert saß noch immer wie betäubt auf seinem Stuhle. Wie war das möglich! Seine Mutter tot! Mit Gist er mordet, in Klaras Vaterhause! Klaras Vater selbst tot — und Klara? Lebte sie, was war mit ihr? So fraaten seine durcheinander rasenden Gddanken. Jede Sekunde der Ungewißheit peinigte ibn, aber er mußte sie tragen, so viele solche Sekunden tragen. In qual voller Aufregung schritt er im Zimmer auf und ab, endlich tönte die Klingel. Die Verhandlung nahm ihren Fortgang. Das Barett setzte er auf und schritt in den Saal zurück. Vom Richtertisch hefteten sich wieder alle Blicke auf ihn. Wie blaß er aussah und wie aufgeregt. Mit- anerkennenswerter Beschleunigung erledigte der Leiter die Formalitäten. Der Obmann der Geschworenen erklärte das Nichtschul dig, die Freisprechung wurde verkündet. Der Angeklagte beugte sich glückselig, dankbar zu seinem Verteidiger. Der aber nahm gedankenabwesend des Klienten Zand, nickte noch einmal mit dem fiebernden Haupte zu den Rich tern hinüber und stürmte dann eilends ans dem Saale. Rosa empfing ihn, in Tränen ausgelöst. Jammernd ging sie von einem Sofa zum andern, legte immer wieder den Kopf an die Polster und meinte bitterlich. Was Herbert auch fragte, ihre einzige Antwort war — „Die Frau Mama ist tot! Mehr l;at man mir nicht gesagt. Mehr weiß ich nicht —, will ich nickt wissen. An Gift ist sie gestorben. Man hat sie ermordet!" „Wer hat sie ermordet?" „Ick weiß es nickt —" „Und Zerr Grothe selbst ist gestorben —? Wie war das?" „Ich glaube ja —, ick habe so etwas gebärt —" „Wo 'st Klara —, wo ist Fräulein Grothe ?" „Ick habe nicht nach ihr gefragt. Was frag ich nach -hr —, di» Fran Mama ist tot " Damit begann das Klagelied von neuem, und der gleiche Refrain schloß es. Endlich sagte das alte Mädckcn: „Und dann ist nock ein Brief an Sie da, Herr von Plessenow. Vom Bureau kam er " „Em Brief für mich?" Sie gab ibm Klaras Schreiben und barg den Kovk bald wieder in die Sofalehne, still weiter weinend. Er aber las: „Mein Gesiebter! Schreckliches ist geschehen. Papa starb vlötlich. Zerz- kcklag, saat der Arzt. In kurcktbarem Weh «ebne ick mich nach dir, nach dir, den ich allein liebe. Komme, komme!" Er las und las wieder. Klaras Vater war allo einem Zerftcklaa> erlcwen. Wie aber kam iw"« Muft»r in dessen Zans? Würde ne Klara kon^ol^rt h»oen, wußte sie üb»" Haupt von dem Trauerfalle, als sie g-ing? (Fortsetzung folg: