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SüchE - M/MA s. Ä/ai/, M. 42 - /9. /924 Zunäes^iOen. Frei und unerschütterlich wachsen unsre Eichen, mit dem Schmuck 'der grünen DMt:r stehn sie sest in Sturm und Wetter, wanken nicht, noch weichen. Wie die Eichen -himmelan trotz den Stürmen streben, wollen wir auch ihnen gleichen, frei und fest wie deutsche Eichen unser Haupt erh-eh-rn. Darum sei der Eichenkranz unser Bundeszeichen, daß in Taten und Gedanken wir nicht schwanken, oder wanken, nie mals mutlos weichen. Hoffmann von Fallersleben. f * Mö AacM/MaF * z Desden. Für die in diesem Jahre in Dresden als Textil ausstellung 1924 stattfindende 3. Iahresschau Deutscher Arbeit ist -vom Wirtschafts-Ministerium Ministerialrat Dr. Florey zum Vertreter des sächsischen Staates omannt worden. Dresden. In der Freitagssitzung des Haushaltungsaus schusses A wurde wieder eine Re he Etatka-pitel erledigt. Bei Kapitel 25, Ve.zinsung der Staatsschulden, wurde die Frage an geregt, ob -die Regierung, da sie bei den Polizellasten der Städte eine Auswertung verlangte, die Folgerung ziehe, daß sie auch ihre öffentlichen Anleihen a-u^ Der Regierungsveitreter wies auf die dritte St-euernotverordnung hin, die für alle Pa- piermarkanleih-en eine Verzinsung und Auswertung bis zur Er ledigung sämtlicher Reparations-pflichten -ausschließe. Dresden. Eine am Freitag vormittag stattgesundene Be- legschastsversammlung des Steinkohl-enwerkes Zauckerode be schloß gegen eine Stimme, aus die vom Arbeitsministerium an- gebot-enen Verhandlungen einzugehen. Dresden. Seit Mittwoch stehen sämtliche Hüttenwerke im Freistaat -Sachsen still. Rund 10600 Arbeiter sind ausgesperrt worden, weil sie den Schiedsspruch ablehnten, der zwar grund sätzlich an der 48stün-digen Arbeitswoche festhäkt, jedoch zur Behebung -der Notlage der Wirtschaft eine tägliche Üebevstunden- arbeit von 2 Stunden Vorsicht. Dresden. Der linkssozialdemokratische Abgeordnete und Bezirksschulrat Arzt teilt in einem Artikel in der „Dresdner Volkszeitung" mit, daß er das Disziplinarverfahren gegen sich beantragt und das Ministerium gebeten habe, ihn bis zu dessen Ausgang von seinem Amte zu dispensieren. Dresden. Auf der Tagesordnung der Donnerstagsitzüng der Dresdner Stadtverordneten stand u. a. auch- ein kommuni stischer Antrag, den der Vorsteher -aber nicht zur Begründung zuließ, weil sich die darin enthaltenen Wünsche und Foudenmnn -inzwischen erledigt hatten. Der kommunistische Antragsteller protestierte aber dagegen, daß ihm das Wort nicht erteilt wer- oen sollte, und begann ohne Erlaubnis des Vorstehers mit seiner Rede. Als ihn -der Vorsteher zu unterbrechen versuchte, setzten die Kommunisten mit Lärmen und Toben ein. Da unter solchen Verhältnissen an eine W-eiters-ühr-ung der Verhandlung nicht zu denken war, schloß der Vorsteher ohne weiteres die Sitzung. Ein großer Teil der Stadtverordneten hatte bereits vorher den Sitzungssaal verlassen. Dresden. Die -an der Schm-älspurlinie Taubenheim-Dürr hennersdorf gelegenen Haltepunkte Oberschvnbach und Unter- schöndach werden nach einer Mitteilung der Reichsbahndir-ekli-on Dresden ab 1. März cm-gezogen. Dresden. Die nächste Stenographi-elehrerprüfung beim Stenographischen Landesamt findet am 14. April und den fol genden Tagen statt. Anmeldungen zur Pr-üsung sind bis zum 17. März einzureichen. Dresden. Nachdem das neue Gesamtmin-isterium die An träge auf Einleitung -eines Volksbegehrens zwecks Auslösung des Landtags a-bgelehnt hat, -erläßt der Landesaibeitsausschuß der DSPD. in dem hiesigen sozialdemokratischen Organ einen Auf ruf zur Unterstützung des Volksbegehrens und fordert die Par teigenossen zur Eintragung in die aufgelegten Listen auf. Dresden. Die „Chemnitzer Konferenz" wird Dienstag, den 4. März, vormittags neun Uhr in der Diakonissenanstalt zu Dresden ihre diesjährige Ha-upttagung ab-h-alten. Liz. Sommer- lath aus Leipzig wird öder „Individuum, Gemeinschaft, Kirche" sprechen. Zittau. Am Dienstag nachmittag wurde eine Straßende- monsttatisn durch ein Aufgebot der Landespolizei -mühelos zer streut. Freiberg. Am Mittwoch abend wurde Regierungsrat Dr. H-artenftein-Bautzen durch die bürgerlichen Stadtvertreter zum Oberbürgermeister von Freiberg gewählt. Sozialisten und Kom munisten hatten unbeschriebene Zettel abgegeben. Dr. Harten stein war -vor seiner Versetzung nach Bautzen Amtshaupt mann in Zwickau. Klingenthal. Ter ehemalige Schuldirektor Dr. Zimmer mann, der im Mai 1923 von der Linksmehrheit des St-adtver- ordnetenkollegiums zum Bürgermeister -gewählt worden war, wurde jetzt in geheimer Sitzung, in der die -Gründe seiner Ver haftung durch die Reichswehr im November eine große Rolle spiblten, trotz der bürgerlichen Mehrheit des- Kollegiums mit 14 -gegen 5 Stimmen w-iedrrgewählt. Ton den neun bürger lichen -Stadtverordneten hatten vier für Zimmermann gestimmt, während sich fünf der' -Wahl enthielten. Burgstädt. Der „Burgstädter Anzeiger" läßt sich aus -Gräfenthal melden: Berechtigte Aufregung herrscht zur Zeit hier wegen eines Dynamitfundes. Es Handelt sich- um drei mit schwerem Explosivstoff -gefüllten Kisten, die unter einer Garten laube versteckt gefunden wurden, und der Reichswehr über geben worden sind. Die Menge hätte genügt, die ganze Stadt in die Lust zu sprengen. Woher- die Sprengmittel stammen, ist zur Stunde noch unbekannt. Hartmannsdorf. Burgstädt. In der Nacht zum Mitt woch gegen 1.30 Uhr wurde gegen den Fabrikanten Kleinert ein Bombenanschlag verübt. Es war jedenfalls beabsichtigt, die Bombe in den Keller des Wohnhauses zu werfen. Das ge lang indes nicht, da die Explosion bereits auf der -Straße er folgte, wo ein großes Lv-ch -gerissen wurde. Die Fenster der Straßenfront waren sämtlich zertrümmert, woraus man schließen kann, daß die Sprengladung außerordentlich stark war. Per sonen sind glücklicherweise nicht verletzt worden. Ueb-er die Täter ist nichts bekannt. Chemnitz. Der im Oktober zu mehrjähriger Zuchthaus- strSse verurteilte, erheblich vorbestrafte Arbeiter Gustav Moritz Löffler, war, nachdem er einen Gefängnisbeamten schwer ver letzt hatte, aus dem Amtsgerichtsgesängnis Penig entwichen. Der Flüchtling war nach -der Tschechoslowakei entkommen, hält sich aber jetzt erneut im Erzgebirge und Vogtlande -auf und steht in dringendem Verdachte, neuerdings wieder eine ganze An zahl schwerer Einbrüche verübt zu haben. Der- gemeingefähr liche Verbrecher, der sich auch, längere Zeit in der Gegend von Hainichen Herumgetrieben hat-, konnte bis jetzt noch nicht gefaßt weiden. Mylau. Die Diphterie-, Scharlach- und Keuchhüstenan fälle -haben in den- letzten 14 Tagen so zugeno-mmen, daß dis Ge fahr einer Epidemie vorliegt. Der Unterricht an den hiesigen Volks- und Fortbildungsschulen bleibt deshalb bis mit 23. Fe bruar geschlossen. Glauchau. Der hiesige Bahnhofsneudau, der i-m ver gangenen Jahre in großzügiger Weife begonnen- wurde, ist letzt aus Sparsamkeitsgründen eingestellt worden. Man hat es sicht einmal für nötig gehalten, die provisorische Eindeckung des Ge bäudes zu vollenden, so daß der Bau nunmehr den Unbilden der Witterung ausgesetzt ist. Es sind Schritte unternommen wor den, die die Reichseisenb-ahnverWaltung zur Fertigstellung des Bahnhofs bewegen. Plauen. Auf Anordnung der Staatspolizcivrrwaltung wurden in der Nacht zum Mittwoch in verschiedenen Orten des Vogtlandes führende Mitglieder der' kommunistischen Par tei in Schutz-Haft genommen. Einige hatten sich der drohenden Verhaftung durch die Flucht entzogen. Plauen. In einem Walde bei Schwarzenberg wurden Waffen, darunter 8 Armeepistolen, 3 Jagdgewehre, Munition und Schwarzpulver in einem V-erst-rck a-ufgesunden. Es wurde in -diesem Zusammenhänge einige Verhaftungen vorgeno-mmen. Plauen. Am Mittwoch früh wurde auf dem Wege von Chrieschwitz nach dem Preißelbdhl eine Arbeiterin von einem Unbekannten überfallen. Er- packte sie am Halse -und forderte die Herausgabe des Geldes. Als die Ueberfallene -erklärte, sol ches nicht bei sich zu haben, zog -der Räuber einen Revolver aus der Tasche, hielt ihn dem Mädchen vors Gesicht und durch suchte ihre Manteltaschen. Als er nichts fand, ließ er von der Ueberfallenen ab. „klon KMmegen!" Ein sehr geschätzter Mitarbeiter der „Sachsen-Zeitung" sendet uns folgende Plauderei aus der wendischen Niederung: In der Fabel „Katze und Maus in Gesellschaft" -erzählt Grimm, wie die Katze in ihrer Begierde nach guten Bissen unter der Vorspiegelung, sie müsse einer Gevattersch aft -wegen zur Kirche gehen, an dem von beiden Tieren für den Winter gesammelten Fett naschte, es bei einem zweiten Besuch der Kirche halb und schließlich ganz ausfraß. Der Maus kommen die Namen der an geblichen Patenkinder -der Katze „Hautab" und „Halbaus" sonder bar vor, bis sie nach dem -dritten Kirchgang der Katze, als das Patenkind den Namen „Ganzaus" erhalten haben sollte, mit Betrübnis dahinter kommt, -daß- die Katze ihr die Kirchgänge vorgeschw-indelt hatte, um mit dem Winterv-orra-t der Maus auf- zuräu-men. Ihr Werk krönt die Katze damit, daß sie die gut- i müti-ge, nichts Schlimmes -ahnende Maus auffriß-t. Ihr Geschick spiegelt sich in dem Leben der -Kleinrentner wieder. In dem Wahne dereinst im Alter, im Winter des Leibens, etwas zu besitzen, um einigermaßen davon zu leben, hat er zeit lebens gespart und seine unter Entbehrungen gesparten Groschen in Treu und Glauben in sicheren Werten, Hypotheken und Wert papieren, angelegt. Da kam das Kriegsnotopfer, und dec-Klein rentner mußte einen beträchtlichen Teil seines mühsam -ersparten Vermögens dafür geben. Das war „Hautab!" Es folgte die Vermögenssteuer mit all ihren Folgeerschei nungen. Alle Hypotheken und Effekten, in- und ausländische, waren mit peinlicher Genauigkeit den F-man-Lmtorn vorzulegen. Der Besteuerung unterlagen selbst solche ausländische Wertpa piere, die -den Zinsendienst bereits -eingestellt hatten, so daß der Kleinrentner sich genötigt sah, die -Steuern für diese Wertpapiere zu zahlen, ohne von ihnen irgend welchen Nutzen zu haben. Das war „Halbaus!" Der Staat verstand seine Maßnahmen für „Hautab" und „Halbaus" mit Steuer-gesehen derart zu decken, daß ein gewöhnlicher Sterblicher, am allerwenigsten der Klein rentner, der immer dem Staat gegenüber sehr loyal -gesinnt war, 'darin die schiefe Ebene vermuten konnte, aus der er mit rasender Geschwindigkeit in den Abgrund befördert werden- sollte. O schöne Zeit! Die -Inflation prägte die wunderbare Phrase: „Mark ist Mark!" Im Sturmschritt beeilten sich sämt liche Schuldner, die auf ihren Grundstücken lastenden Schulden, sobald sie mit Hilse der Geldentwertung in den Besitz der Schuldsumme gekommen -waren, dieselben abzustoßen. Land wirte und Hausbesitzer wurden schuldenfrei. Der Kleinrentner war- das Karnickel, das für sein schwer erspartes Gold, das er dem Schuldner in Treu und Glauben geliehen, elendes Papier geld hinnehmen mußte; z B. wurde eine 1906 nach Dresden ausgeliehene Hypothek von 10 000 Mark im November 1923 mit 10 Milliarden Papiermark zurückerstattet. Das ist nach dem heutigen Kurswert 1 Pfa.! Für 10 000 Goldmark 1 Psg.l! Das ist „Ganzaus!" Was wird nun der Staat tun? Wird er den Kleinrentnern -dasselbe Schicksal bereiten, das die Katze der Maus bereitet hat? Der Kleinrentner Hat bis dahin, soweit er- nicht verhungert oder erfroren ist, noch immer auf den -Staat gehofft. Es würde ihm -fein Geld, wohl gemerkt: sein Geld! wieder wer den, wenn die Inflation zum StiUtand kommen -würde. Letzteres ist geschehen. Aber für das sauer erworbene, in Hypotheken, Obligationen usw. angelegte Geld bietet das Reich dem Klein rentner 10 Prozent. Und das -auch nur für- noch' bestehende An lagen. Die a-usgezahi'ten Hypotheken sollen vergessen und ver sunken sein. Und das -geschah — „von Rechtswegen!" — *» klue bunSverkiiqung aes Jenaer vberlanHer- gerlchtrpräsjaenien. -Jena, 13. Februar. Der Präsident des Thüringischen O-berlandesgerichls, Dr. Stichling, hat dieser Tage folgende Rundverfügun-g erlassen: „Die Verordnung der- Reichsregierung vom 4. Januar 1924 ändert nicht nur dauernd die Gerichtsver fassung-und die -Strafrechtspflege, sondern Notmaßnahm-en ein- -o Em Schritt ins Anrecht. kmerilcan. LoMrigdt 1820 ttit. Lur. N. ttinke, vroscken-21 Kriminal-Roman von Arthur Winckler-Tannenberg. „Aber liebes Fräulein Grothe, Sie erwarteten wirklich sein persönliches Kommen? Sie sagen: Sie haben ihn immer geliebt und lieben ihn noch, ja, meinen Sie denn, er dürfe Sie noch lieben, er dürfe hierher kommen, wo ihn ein anderer aus dem Hause zu weisen ein Recht hätte —? „Dies Recht hat niemand mehr." „Wie?" Klara richtete sich fest auf. „Gnädige Frau, Sie urteilen sehr herb über mich, ich habe WIN Reaft, von Ihnen vorurteilsloses Begreifen zu ver langen. -wer an Sie, als Herberts Mutter, richte ich eine Bitte. Verl uchen Sie es, mir zu glauben, was ich Ihnen jetzt sage und was kein Geheimnis mehr zu sein braucht: Uni mei nen Vater zu retten, wollte ich mich opfern, jenem — verhaß ten — reichen Manne meine Hand zu gewähren. Er tat sein Hilfswerk nur um Dielen Preis. Mein Opfer ist überflüssig geworden, und mein Heitz hat nie einem anderen gehört, als Ihrem Sohne — ich bin frei!« Die alte Dame wurde verwirrt. „Wenn nun aber Herbert nicht willens wäre, diese Frei heit auszunutzen? Wenn er sich nicht hin- und zurückschicben ließe wie die Figur eines Brettspiels, — ja, wenn er inzwi schen das enttäuschte Herz einem anderen Mädchen geschenkt hätte?" Das vergrämte Gesicht Klaras lächelte. „Sie schrecken mich nicht, gnädige Frau " „Wenn ich nun zu Ihnen gekommen wäre, um von Ihrem großen Herzen, von Ihrer Liebe Verzicht zu verlangen, damit eine schöne, glänzende Zukunft sich ihm öffnen könnte?" Eie sprechen von Erika von Lenthcirn —?" „Was? Sie wissen —-?" „Natürlich, aus seinen Briefen. Ja, gnädige Frau, wir sind in täglicher Vriefverbindung miteinander geblieben, denn wir arbeiteten daran, diese meine unwürdige Fessel noch im Ätzten Augenblicke zu lösen. Da es sich um Geld, um schnö des Geld handelte, hat er sich rastlos bemüht, es zusammen zubringen. Auch nach Frankreich wandte er sich —" „Ah! — Deshalb!" „Ja, deshalb die Verstimmung zwischen Ihnen und ihm." Margot von Plessenow kämpfte schwer mit sich. Wieder und wieder fuhr die Hand nach dem Herzen, immer von neuem regte sich die Stimme des Mitleids, immer vor der tapferen Treue, die da bisher ausgeharrt hatte, wo schwächere Liebe längst hätte verzagen müssen. Dann aber stiegen auch wieder die Hoffnungsträume, die großen.stolzen Pläne vor ihr auf, die des Sohnes Zukunft galten. — Das hier war Iugendillusion von heute; wie bald mochte sie vergehen, und dann kam des Lebens grauer Alltag mit seiner Nüchternheit des Bedarfs, mit seiner Sorge! Nein, war jene stark und treu für ihre Illusion, so mußte sie treu und stark sein für ihre bessere Erkenntnis und Erfahrung. „Sie irren sich; Sie täuschen sich selbst", sagte sie. „Das mag Egoismus sein, Liebe ist es nicht." „Egoismus?" „Sie fragen nach ihrem Gefühl, nach ihrem Glücke. Sie denken erst zu allerletzt an ihn und an seine große Zukunft. Die Frau braucht jene Befriedigung ihres Empfindens, um glücklich zu sein, der Mann braucht Ruhm und Ehre.—" Klara schüttelte leicht den Kopf. „Ich denke an nichts als an ihn. Nicht an mich, nicht an meine Trauer, der ich in dieser Stunde allein angehören sollte, nur an ihn und an sein Glück! Ahnte ich, daß ich ihm kein Glück bringen, sondern ihm das wirkliche Glück stören könnte, so würde ich bereit sein, für ihn zu tun, was ich bereit war, für meinen Vater zu tun: mich zu opfern. Ihn ruf' ich zum stillen, aber heiligen Zeugen an." — In zitternder Erregung war sie zur Tür geschritten und hatte sie geöffnet. Da lag der geliebte Vater. Sie ging zu ihm und legte ihre Hand auf die noch immer starr geballte Faust des Toten. Zum zweiten Male schrie Frau von Plessenow entsetzt auf. Gellend, — wild vor Schrecken. „Um deinetwillen, Vater, wollte ich alles hingeben, auch ihn, den ich liebte, jetzt aber deines Segens von dort oben ge wiß, sage ich, ich lasse nicht mehr von ihm!" In höchster Ekstase am Schlüsse einer Kette von namen losen Aufregungen und Qualen sprach's das geisterhaft bleiche Mädchen. Margot von Plessenow brach bei dem Anblick des Toten entsetzt zusammen. „Jetzt nichts mehr — jetzt nichts mehr! Vor so viel Festigkeit und Liebe beuge ich mich —! Sei gesegnet, Tochter " Dann aber packten beide Hände nach dem Herzen. „Hilf mir, — ich ersticke, Kind!" Klara stürzte zu der Sinkenden hin. „Wasser —!" hauchte sie. Auf dem Tische am Totenbett stand die kleine Karaffe, in deren Schliff sich Helles Sonnenlicht regenbogenfarbig brach. Klara nahm das Glas und Flasche. Mit eiligem Mühen flößte sie der Majorin von dem Wasser ein. „Liebste, Gute — verzeih'! Was hab' ich getan! Dich so zu erschrecken —!" stammelte sie in Selbstvorwürfen. Die Augen Margots öffneten sich. Rückhaltlose Liebe sprach aus ihnen. Flüsternd ging die Stimme: „Jetzt sehe ich's doch! Liebe ist stärker als alles!" Plötz lich aber warf sich die ruhende Gestalt empor — Ein schreckliches, krampfhaftes Zucken durchschüttelte sie, und die eben noch so zärtlichen Augen wurden starr und grell. „Was ist mit mir! — Es wird dunkel um mich! — Kind! Kind, hilf mir —! Kind, ich sterbe! — Wie das brennt, wie Feuer brennt's —!" Vom Sessel fiel der Körper auf den Teppich. Klaras Kräfte versagten, sie konnte ihn nicht halten. Da prang sie auf und rannte schreiend zur Tür: „Martha, Dörte, einen Arzt! Um Gottes willen, rasch einen Arzt!" Die Mädchen liefen durcheinander, ratlos, bestürzt. ! Klara aber kniete auf dem Teppich nieder und stützte den Kopf Margots mit der Hand. Martha hatte den Wagen des Sanitätsrats getroffen. Der alte Herr wollte soeben über seine Tätigkeit Bericht bringen. So war in unerwarteter Beschleunigung Hilfe z'" Stelle. Jetzt beugte sich Doktor Strecker, ohne den Pelz abgelegt zu haben, herab: „Heiliger Gott, was ist das! — Sie ist tot!" Da schrie Klara auf und fiel neben der Toten nieder. —