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Wilsdruffer Tageblatt : 19.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192402193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240219
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-19
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 19.02.1924
- Autor
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e» ei« leidlich chrenvoller Friede fei, denn sie vertrauten noch dem, der der Weltenfriedenckringer sein wollte: Wilson. Stufe um Stufe weiter hinab sank unser liebes Vaterland, denn die Regierungsgewalt lag setzt in Händen unfähigster Leute. An Stelle von Helden übernahmen befreite Sträflinge und Deserteure die Führung. Jene Nvvembermänner sind bis auf Friedrich, den Friedfertigen, der auf dem Präsidentenstuhl sitzen geblieben ist und mehr und mehr seine ehemaligen Thor- heilen einzusehen beginnt, verschwunden. Die Folgen aber lasten mit unheimlichem Druck auf uns. Wie knechtet uns unser alter Erbfeind Frankreich, dem ein „Sieg", den er nicht erfochten hatte, in iden Schoß fiel. Entwaffnet sind wir nicht nur, wir sind auch entehrt. Weihnachten 1918! — Was rollt da Zug um Zug west wärts über die Rheinbrücken? Die deutschen Geschütze sind es, die zu Tausenden an Frankreich abgeliefert werden, Geschütze, die unsere Siege in Belgien and Frankreich, in Kurland und Polen, in den Karpathen und in Rumänien, vor Saloniki und in den Alpen erringen halsen. Die deutschen Flugzeuge find es, die all die vielen Luftsiege errangen, Munition ist es, die in Deutschland gefertigt, einst gegen Deutschland verwandt werden soll. — Was braust um Mitternacht über den Rhein? Zeppeline sind es, die Frankreich ausgeliefert werden müssen. Frühjahr 1919: Was rollt wieder Zug um Zug über den Rhein gen Frankreich? Deutsche Pferde sind es, die deutschen Acker bearbeiten sollten, damit er Frucht trüge für das hun gernde Volk. Deutsche Kühe sind es, deren Milch hungernden r deutschen Kindern Nahrung geben sollte. Was rauscht da durch die Nordsee? — Die stolzen deutschen ! Schlachtschiffe sind es, die wir- an den Feind ausliefern sollten! Herbst 1919: Was rollt wieder Zug um Zug über den Rhein gen Frankreich? Deutsche Kohle ist es. Sie sollte für die deussche Industrie sein, damit Ware zum Austausch gegen Nahrungsmittel geliefert werden könnte, damit der deutsche Ar beiter Beschäftigung finden könne. Was schert das alles Frankreich! Deutschland mutz g.e- demütigt und vernichtet werden. Mag das deutsche Volk hun gern, mögen die Kinder sterben, mag die Landwirtschaft ihrer Betriebsmittelt entblößt werden, mag die Industrie zum Sill stand kommen und der Arbeiter brotlos werden, es trägt dies alles zur Zertrümmerung des selbst im Sterben noch gefürchteten Feindes bei; es bringt Frankreich feinem Ziel näher. Und als Deutschland sich endlich einmal wieder wehren will, i als es sagt: Erst Brot, dann Reparationen, da setzt sich unser ' Erbfeind auch über die von ihm unterschriebenen Verträge hin weg, da genügt der Schandftisden von Versailles nicht einmal, da dringt Frankreich ein in das Herz Deutschlands, das Ruhr gebiet. Soll ich schildern, wie da die Welschen gehaust haben, wie sie ihre „schwarzen Brüder", Marokkaner und Neger, hin brachten, die Deutsche kontrollieren sollten und deutsche Frauen und Mädchen schändeten und mordeten? Soll ich erzählen, wie deutsche Beamte, Arbeiter und führende Industrielle des Lan des verwiesen oder- eingekerkert wurden? Soll ich erinnern daran, wie Held Schlageter, der auch mit Stolz das schwarze Kreuz im weißen Feld trug, hingemordet wurde? (Schluß folgt.) Botschafter Hoesch bei Millerand. Präsident Millerand hat gestern nachmittag 5 Uhr den brutschen Botschafter v. Hoesch mit dem üblichen Zeremoniell zur Entgegennahme seiner Beglaubigungsschreiben empfangen. Der Botschafter und die übrigen Herren der Botschaft wurden durch den Zeremonienmeister des Quai d'Orsay abgeholt und, eskortiert von einer Schwadron Kü- rassere, zum Elysee geleitet. Im Hofe des Elysees erwies eine Bataillon Infanterie die militärischen Ehren. Der Botschafter hielt bei Überreichung der Beglaubigungs schreiben eine Ansprache, in der er nach einigen einleitenden Worten sagte: „Bei Übernahme des mir anverlrauten hohen Amtes lege ich mir vollkommen Rechnung ab von den Schwierigkeiten, die Überwunden werde« Ehen, m« »ic Beziehung:« zwischen unseren beide« Länder» befriedigender z« gestalten. Eure Ex. zellen; kann davon überzeugt sein, daß ich, den Weisungen meiner Regierung entsprechend, alle meine Bemühungen der Verwirklichung dieses Zweckes widme» werde, damit auf diese Weise eine Lösung der grossen Probleme, von deren Regelung in so hohem Maße die Zukunft Europas abhängt, gefördert werde." Nachdem der Botschafter in seinen Schlußworten hervor gehoben hatte, dah er die Hoffnung hege, bei seiner Tätigkeit auf die Unterstützung des Präsidenten der Französischen Repu blik und auf die Mitwirkung der französischen Regierung rechnen zu können, antwortete Präsident Millerand mit einer Rede, in der er zunächst darauf hinwies, daß er sich freue, daß gerade Hoesch, der schon als Geschäftsträger in Paris sich vorteilhaft bkannt gemacht hatte, zum Botschafter des be - trauerten Botschafters Dr. Mayer ernannt worden sei. Dann fuhr er folgendermaßen fort: „Der Jahresanfang hat mir Gelegenheit geboten, die Ge sinnung und die Wünsche Frankreichs öffentlich zu bekunden. Sie können in vier Worte gefaßt werd:»: die Achtung dec Verträge. Diese Formel, die genau besagt, was sie besagen soll, verbirgt keinerlei Hintergedanken. Die Vertreter Frank reichs sind im Bewußtsein der Größe der in Frage stehenden Interessen sowie der Solidarität der Völker gleich entschlossen, in keinem Punkte die Rechte auszugrben, dir sie zu bewahren haben, und, in weitestem Sinne der Versöhnlichkeit alle Lösungen zu prüfen, die ihre Achtung garantiert. Die französisch« Demokratie hat sich von Grund auf fried liebend gezeigt. An dem Tage, an dem sie dazu gezwungen war, war sie bereit, alle Opfer zu bringen, um mit ihrer eigenen Unabhängigkeit die Freiheit der Welt zu verteidigen and aufrechtzuerhalten. Sie hat den lebhaftesten Wunsch, von -iner derart grausamen Prüfung in Zukunft auf immer verschont zu bleiben/ Nach der Audienz wurde der Botschafter mit demselben Zeremoniell wie bei seiner Ankunft zur Botschaft zurückgeleite!. A»s der Pfalz. Beseitigung der Separatistenregierung. Zwischen der Untersnchungskommisston der Alliierten und den Lertretern der pfälzischen Bevölkerung ist ein Ab kommen zustandegekommen, das als Ende der „auto nomen" Regierung, d. h. der Separatistenherrschaft, an gesehen werden darf. Die Vereinbarung umfaßt folgend- Punkte: 1. Die von den Separatisten ausgewiesenen Beamten dürfen wieder nach der Pfalz zurückkchren. 2. Bis zur Wiedereinsetzung der verfassungsmäßigen Regierungs gewalt wird der Kreis ausschuß an der Herstellung von Ruhe und Ordnung mitarbeiten. Ein Teil der bisherigen separatistischen Führer hat Speyer heimlich verlassen. Die Vertreter der Inter alliierten Rheinlandkommission verhandeln mit den in Speyer anwesenden Regierungsmitgliedern über die so fortige Übernahme der Geschäfte durch eine provisorische Regierung. Endgültige Regelung über die Regierungs gewalt dürste nach dem hergestellten Provisorium nach Ver ständigung zwischen London und Paris erfolgen. Es verlautet, daß die vollziehende Gewalt vorübergehend einem Direktorium übertragen werden soll, das aus dem Kreisausschuß und den bisherigen Negierungsmitgliedern der ordentlichen Regierung bestehen soll. Freilassung der Regierungsmitglieder. Die bisher gefangen gehaltenen Mitglieder der pfäl zischen Regierung in Speyer, darunter OberregiernnKsrat Jacobs, sind alle wieder freigelassen worden. Die sepa ratistischen Poften vor dem NegierungsgeSSude sind ein- gezogen worden. Die Separatisten sind aus Kaiserslautern und Neu stadt a. d. Haardt abgezogen. Etwa tausend pfälzische Separatisten aus den Bezirken an der französischen Grenze flüchten nach dem Elsaß. Der pfälzische rrretSaus schuß veroftenmcyr ms vom Pfalzausschuß der Rheinlandkommission eingesetzte recht mäßige Vertretung der Pfälzer Bevölkerung eine Prokla mation, in der es u. a. heißt: „Vom Sonntag, 17. Februar, 8 Uhr vormittags, übernimmt der Kreisausschuß für eine Übergangszeit und ohne An der» na der staatsrecktlicben Verhältnisse dis Aufgabe," uuter seiner Leitung un» seiner Veramwsrtung Ser VesatzungSbehörde gegenüber, «kl« erforderliche» Maßnahmen sür die Aufrechterhaltung der Ordnung und des öffentlichen Dienstes zu ergreifen. Die autonome Regierung stellt von denr nämlichen Zeitpunktab jegliche Betätigung der Regierung, der Verwaltung und der Polizei ein. Der Kreisausschuß wendet sich an die gesamte pfälzische Bevölkerung ohne Unterschied der Partei, mitzuwirken an der Wiederherstellung und Aufrecht erhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherbett. Er Wik allen Bürgern Schutz gewähren, aber er verlangt, daß ein jeder sich ruhig verhalte, und daß bei Vermeidung schwerster Strafmtßnahrnen jedwede Repressalie gegen irgend eine Partei unterbleibt." **>»»««»»«»»»»»«<»«»»»»»»»«»««»»«»»«»»««»»»>»«>«»«««»»* Zum Ludendorff-Prozeß. Berlin, 17. Februar. Der Nationalverband Deutscher Offiziere erläßt eine Kundgebung, in der er erklärt, daß es nach seiner Auffassung nicht der Würde des deutschen Voltes entspricht, wenn ein Heerführer von der Bedeutung Luden dorffs wegen einer Handlung, zu der er sich nur aus Vate»- landsliebe getrieben fühlte, vor die Schranken des Gerichts g«- zogrn wird. Die Bezüge der kinderreiche« Erwerbslosen. Berlin, 17. Februar. Der leichte Rückgang in der Zahl der unterstützten Erwerbslosen, insbesondere der Kurzarbeiter, ermöglicht jetzt im Rahmen der für die Erwerbslosenfürsorge bereitgestellten Mittel eine Aufbesserung der Bezüge für die kinderreichen Erwerbslosen. Der Reichsarbeitsmimster hat demgemäß die obere Grenze der Zuschläge für die Familie» Erwerbsloser vom einfachen auf den anderthalbfache» Betrag der Hauptunterstützung erhöht. Vorortverkehr und Sonntagskarten. Berlin, 17. Februar. Bei einer Besprechung, die im Reichsverkehrsministerium mit den Vertretern des Deutschen Ausschusses für Vorortverkehr stattfand, wurde die Zusage er reicht, daß die Frage einer relativen Verbilligung der Monats karten und der Sonntagskarten bei der beabsichtigten allge meinen Erhöhung der Fahrpreise erwogen werden soll, ferner die Einführung von Fahrkartenblocks zu billigerem Preist und die Wiedereinführung billiger Mittwochskarlen. Das amtliche Wahlergebnis in Thüringen. Weimar, 17. Februar. Wie das Thüringer Presseamt mit- teilt, haben nach dem nunmehr festgestellten amtliche« Wahlergebeis bei den Thüringer Landtagswahlen er halten: Ordnungsbund 421 883 timmen, 35 Sitze, V.S.P.D. 203 380 Stimmen, 17 Sitze, Kommunisten 162114 Stimme«, 13 Sitze, Deutschvölkische 81706 Stimmen, 7 Sitze, U.S.P.D. 6864 tiimmen, keinen Sitz, Freiwirtschaftsbund 3450 Stimme«, keinen Sitz. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug V85 607. Weitere Todesopfer in Pirmasens. Pirmasens, 17. Februar. Von den im Kranen Haus be findlichen Personen, die bei dem Sturm auf das Bezirksamts- gebäude schwer verwundet wurden, sind inzwischen noÄ fünf gestorben. Was unsere Leser sagen: Herr Oberlehrer G. in W.: „Ich bekomme täglich den „Dresdner Anzeiger", das „Pirnaer Tageblatt", das „Stollberger Tageblatt", die „SLaatszeitung" und die „Dachsen-Zeftung". Ohne Schmei chelei gejagt, greife ich stets zuerst nach der „Sachjew- Aritung". Die ist mir in den 14 Tagen eine liebe Haus- freundin geworden. Manche herzerquickende Artikel (z. B. die „Wschen-Rückblicke") habe ich gerne zweimal gelesen. Wünjche meiner Freundin, daß sie überall die gleichgünstige Aufnahme finde." Um was wir unsere Leser Sitten „Wer die hier wiedergegebene Ansicht teilt, wolle st« an Bekannte und Freunde weftsrgeben, damit auch diese Leser der „Sachsen-Zeitung" werden!" Die Schristitg. SkMF MM?«? - Zerumveßänipfung aer Maseru. Erfolgreiche Versuche deutscher und amerikanischer Ärzte. Ist es Zufall, oder liegt ein tieferer Grund vor, daß fetzt gleichzeitig diesseits und jenseits des Ozeans sich Ärzte mit der Bekämpfung der Masern befassen, die man doch bisher im allgemeinen als eine recht harmlose Kinder krankheit ansah? Freilich wußte man, daß auch Erwachsene die Masern bekommen konnten, und solch ein Fall verlief gewöhnlich schwerer, als wenn es eine Erkrankung im KindeSalt-cr war. Auch kamen stets — ausnahmsweise, möchte man sagen — Todesfälle an Masern vor. Be sonders wurden schwächliche, schlecht gewährte Kinder und auch hoffende Frauen betroffen. Auch wenn die Erkrank ten am Leben blieben, gab es noch lange üble Nachwirkun gen: Augenleiden, Lungenentzündungen u. a. m. Die Kriegs- und Nachkriegszeit Hal unsern Körper geschwächt, so erklärt sich wohl, daß verschiedene Ärzte jetzt, und ziwa-r auf verschiedenen Wegen, der Masernkrantheit nahezu kommen suchen. Ein Kieler Arzt, Dr. Schulz, hat feit langen Jahren das Auftreten der Masern in Schleswig-Holstein verfolgt. Die Schule spielt bei der Ansteckung eine große Nolle, aber nicht die einzige. Je zahlreicher die Kinder in einem Bezirk, desto gleichmäßiger treten die Mafern auf. Es lassen sich bestimmte Epochen der Ansteckung und Ver breitung verfolgen. In den Jahren 1875—19M brauchte die Krankheit regelmäßig zwei Jahre, um ganz SchleSwig- Holslein zu durchwandern. Der Ausgangspunkt war fast immer Hambur g. Empfänglich zeigten sich alle Alters klassen. Die ersten Lebensmonate sind verhältnismäßig frei von Masern, vom siebenten Monat an aber tritt eine starke Neigung zur Ansteckung und auch starke Sterblichkeit ein. Dann sinkt die Sterblichkeit allmählich, und vom ritten Lebensjahre an schneller. Je älter das Kind Wird, desto weniger gefährlich sind ihm dir Mafern. Es ist des- s alb anzuraten, -die Kinder in den ersten Lebensjahren tun lichst von Ansteckungsgefahren sernzuhalten. Zwei amerikanische Ärzte, Dr. Weaver und Dr. Crooks, haben letzthin erfolgreiche Versuche mit mer Ser nm-Impfung gegen Masern gemacht. Ke hatten 57 Kinder zur Verfügung, die sämtlich die Rasern noch nicht gehabt batten, also kür die Krunküe'it empjangncy waren. Von diesen wurden «8 mit dem Serum geimpft. Die übrigen nenn Kinder, die ungeimpfiM, die in dem Mac Cormick-Jnstitut einer Ansteckung ausgesetzt waren, bekamen sämtlich die Masern. Von den geimpften 48 Kindern blieben 44 gänzlich von der .Krankheit frei, bei den übrigen vier versagte Lie Impfung. Die Chicagoer Ärzte bestätigen, daß ganz junLe Kinder in den ersten Monaten von Natur gegen die Masern immun sind, und daß eine überstandene Masern-Erkrankung eine ziemlich sichere Immunität gegen spätere Anfälle verleih!. Auch in Deutschland soll ein Arzt bereits Serum-Ver suche gemacht und in 97 "5 der Fälle Erfolg gehabt haben. Es scheint, daß die Versuche noch fortgesetzt werden, va noch nichts Genaueres veröffentlicht worden ist. Das Serum soll aus dem Blut von Rekonvaleszenten gewonnen sein, die eben die Masern überstanden haben. M. * Die Ostasienbegeisterung ist keineswegs auf das „unter- gehende" Abendland beschränkt geblieben, sondern hat in gleichem Maße auch auf Amerika übergegrisfen. Die Salons der eleganten Welt Nouyorks sind nicht nur mit kunstgewerblichen Arbeiten aus den Ländern des Ostens geschmückt, sondern auf den Spiel tischen sind Whist und Schach von dem chinesischen Mayongjpiel verdrängt worden Nayong, das Spiel der Winde, ist die letzte Mode. Vielleicht verdankt es seine Popularität allein dem Um stande, daß es schwieriger -als das Schach, viel reicher an Kom- < -binationen ist. Es wird auf einem Brett von 128 Feldern ge spielt, auf die -eine sehr umfangreiche Besetzung von Kärtchen, - Plättchen, Stäbchen und Marken aus feingeschnitztem Elfenbein i losgelassen wird. Dieses Spiel erlaubt bei gewissen Zügen ferner noch die Anwendung von Würfeln, die natürlich wie alles, was -ans der Hand von Chinesen hervorgeht, winzig und niedlich sind und die Zahlenwette durch eingelegte PerlmutterMttchen -ausdrücken. Das Spiel ist äußerst schwierig und kann nur mit Hilfe geschickter Lehrer erlernt werben, die von der eleganten Welt ebenso gesucht sind, wie berühmte Musikpädagogen. Es gibt Lehrer des Mayong, die sich die Stunde mit zwanzig Dollars -bezahlen lassen und die trotzdem den ganzen Tag beschäftigt sind, um ihren Schülern das Spiel in möglichst kurzer Zeit beizu bringen. (N. G. C.) * Sevorgiek Mel. In den Zeiten der königlichen Gewalt war die Tatsache der Erhebung in den Adelstand das selbstverständliche Vorrecht des Landesftirsten. Auch durch Adoption konnte der Adel nur mit Genehmigung der Krone erworben werden. Leider ist dieser Zustand in Fortfall gekommen, und so ist es heute möglich, daß jedes Amtsgericht nachträglich nobiMeren darf. Daß von dieser Einrichtung Gebrauch gemacht wird, ist aus dem neuesten „Estha", ben Taschenbüchern der adligen Häuser und Familien, zu -ersehen. Es wird sogar ein etwas lebhafter -Gebrauch da von gemacht, denn jeder- Bürgerliche, der heute die Notlage eines verarmten Mitgliedes der Aristokratie -auszunutzen -ver sieht, ist in der Lage, sich adoptieren zu lassen, sobald die ge setzlichen Vorschriften erfüllt sind, was ja weiter- nicht schwierig fällt. Denn eine Reihe jener betriebsamen Herrschaften, die sich noch vor kurzem mit Heiratsvermsttlungen und Ordensschiebungen befaßten, sind jetzt bei der Arbeit, die notwendigen Aristokraten aufzutrerben, die die Adoption gegen Barzahlung vornehmen wollen. Es muß eine ganze Reihe reichgewordener Zeitgenossen geben, die ihren meist nicht wohlklingenden Namen gegen ein Adeisprädikat einzutauschen -beabsichtigen — und die sich das Gefühl, ein Herr „von -und zu" zu sein, sowie eine Krone in die Taschentücher- und ein Wappen ins Briefpapier drucken lassen zu können, mit reichlichem Lohn honorieren. Die Nach frage ist größer als das Angebot — erfreulicherweise — aber man kann die alten Familien verstehen, die gegen eine derartige „Vergrößerung" ihrer Familie protestieren und -dem Nam-ensver- kauf einen gesetzlichen Riegel vorzufchieben beabsichtigen. * kin drMlckes filmnmseum. In den Kreisen der britischen Filmwelt beabsichtigt man, wie der .Mnematograph" zu melden weiß, eine nationale Film bibliothek anznlegen, die ein Mufeu-m der Dinge sein soll, die mit dem- Film in Verbindung stehen-. Oberst Bromhead, der Präsident der British National Film League unterstützt -das Pro jekt, da es nach seiner Ansicht großen praktischen Wert besitzt, ohne kostspielig zu- sein. Die „Bibliothek" des Museums soll mit den Filmen der historischen Ereignisse der letzten 25 Jahre aus- gestattet werden, z. T. Aufnahmen der Beisetzung Eduards VIl., -der Krönungsprozession des gegenwärtigen Königs Georg, der Jnvest-ur des Prinzen von Wales in -Garnhavon und vieler anderer Dinge, die die Nachwelt interessieren werden. (N. -G. C.) * Das tönende Herz. Die drahtlose Telegraphie ist nicht nur ein Mittel zur Nachrichtenübertragung im gewöhn lichen Sinne. Sie vermag viel mehr. Sie ist imstande, den Herzschlag eines Menschen über die Erde zu sen- drn, so daß ein Arzt, der beispielsweise in Berlin wohnt, einem Herzkranken, der im Feuerlande lebt, die Diagnose stellen könnte.
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