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MOmsserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ I Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschast Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigknprli«: die ««espaltcxe Raum,eile 20 Loldpfenxi,, die »gespaltene Feile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die 3 gespalteneAeklamejeile im textlichen Teile 100 Doldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- SL'n7M"L Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmedisvorm.IOUHr - - - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend träger und Geschäftsstellen - " nehmen zu jeder ^eit Be. Wellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter SchriststKche erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr. 157 — 83. Jahrgang Tclegr.-Adr.: »Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag dem 8 Juli 1924 Vas franLöMehe Minärttprogramm. Dit engW-sraniWkn H «ktlkien Man ist sich wieder einmal gar nicht einig zwizcyen England und Frankreich — trotz des „paot mornl", den man in Cheqikers abgeschlossen hat. Und wie üblich, Frankreich sperrt sich gegen jedes Nachgeben Deutschland gegenüber. Den Grund zu den gegenwärtigen Zwistigkeiten, die sich schon zu einer Protestnote Herriots an Macdonald aus gewachsen Haden, bilden die „Anregungen" Vie von Eng land cm die Einladungen zur Konferenz angöhängt wurden und die den Vorschlag bestimmter Bindungen nicht bloß für Deutschland, sondern auch für die alliierten Mächte ent halten. über die Räumung des Ruhrgebiets nämlich. Aber das ist für Herriot — ohne hier auf seine innere Einstellung dazu eingehen zu wollen — der aller- kitzlichste Punkt, weil er sehr starke parlamentarische Rück sichten bei der Behandlung dieser Angelegenheit zu nehmen hat, Rücksichten nämlich auf die Mitte und die Rechte, die mit Argusaugen darüber Wachen, daß nichts, aber auch gar nichts von den Errungenschaften der Rhein- und Ruhrbesetzung preisgegeben wird. Und daher ist fast zu verstehen, daß Herriot nun an Maodonald eine Note ge richtet hat, in der ausdrücklich gesagt wird, daß sich Frank reich durch jene „Anregungen" keineswegs als gebunden be trachte; denn in Chequers sei keineswegs irgendeine Formel festgelegt worden. Noch interessanter ist, daß nun muh Herriot — auch ein alter Trick poincaristtscher Politik, mit dem Herriots Vorgänger immer Erfolg hatte — einen Plan für die Herstellung >der Garantien ausgearbeitet hat, die „durch die Durchführung des Sachverständigen- gutachtens erforderlich" werden. Damit wird die politische Situation vollkommen klar: Macdonalds „Anregrmgen" entsprechen dem Inhalt und dem Ziel des Sachverständi- gerrgutachtens und werden deshalb von Frankreich als unannehmbar bezeichnet, solange sie nicht „ergänzt", lies unwirksam gemacht sind durch gewisse „Vorbehalte", die Frankreich bei den gegenwärtigen oder späteren Ausein andersetzungen für „unumgänglich notwendig" erklärt und die natürlich noch weit über das hinausgehen, was der Dawes-Plan an Sicherungen, Garantien vorsieht. Nnd hierin liegt der zweite Punkt der englisch-fran zösischen Differenzen: Frankreich will sich also in jeder Weise freie Hand in der wirtschaftlichen und politischen „Sicherungs"frage Vorbehalten, will sogar nicht einmal auf sein „Recht" verzichten, bei einer deutschen „Verfeh lung" zu — „drastischen Maßregeln" greifen zu dürfen, es will auch das Urteil über die Erfüllung bzw. Nicht erfüllung des Sachverständigenplanes durch Deutschland der Neparationskommission überlassen wissen, obwohl englischerseits grunDsätzlich zugestanden wird, daß die Be stimmungen dieses Planes weit über die der Versailler hinausgehen. Die Nepko ist aber nur für die Über wachung der Durchführung dieser letzteren Bestimmungen eingesetzt, darauf ist ihre Kompetenz beschränkt, und England weigert sich nun, in die von Frankreich ge wünschte Erweiterung dieser Kompetenzen einzuwilligen. Verständlich ist's, daß Frankreich diesen Wunsch hegt; denn es herrscht ja in dieser Kommission praktisch unbe schränkt, weil ihm dort der Vorsitz zustsht und es vom bel gischen Vertreter durch dick und dünn unterstützt wird, also ohne weiteres über drei (von sechs) Stimmen verfügt. Auf der einen Seite hat der Lärm, der darob in Paris entstanden ist — auch die Frage der Räumung des linken Rheinufers beginnt ihre Schatten vorauszuwerfen —, was man auch fast erwarten konnte, in England einen großen Beschwichtigungsfeldzug in Gang gebracht. Alles, alles werde ja erst auf der Konferenz behandelt werden, es sei ja alles nicht so böse gemeint; natürlich sei in Cheguers das alles nicht etwa in den Einzelheiten festgelegt worden kurz, das alte Lied, das wir seit Jahren kennen. ' Eine Erleichterung bedeutet das alles aber für uns inso- wir auf.per Londoner Konferenz nicht einer fest geschlossenen Front gegenüberstehen, daß wir vor allem nicht genötigt find, vor dieser Konferenz uns selbst jede Bewegungsfreiheit abzuffchneiden durch legislatorische Fest legung auf die Durchführungsbestimmungen des Dawes- Planes. Denn wenn wir diese Bestimmungen annehmen müssen, so können wir das auch von der Gegenseite ver langen. Es wird mitgeieilt, daß eine Untersuchung eröffnet werden soll, um festzustellen, wie es geschehen konnte, daß eine Inhaltsangabe des englischen Memorandums, welches gleichzeitig mit der Einladung der britischen Re gierung in den alliierten Hauptstädten überreicht wurde, zu gleicher Zeit im „Echo de Paris", im „Petit Journal" und von einer offiziellen Agentur (Havas) veröffentlicht werden konnte. Vie K?v protestiert. Zu den Hausftkchuugen im Deutschs« Reichstag und Preußischen Abgeordnetenhaus wird uns von emgeweihte' Seite geschrieben: ... , Es ist selbstverständlich, daß sich die Kommunisten de. Reichstages ebenso wie die des Landtages m heftigsten Protesten gegen die Durchsuchung ihrer Fraktwnsraurm ergeben. Sie beantragen sofortige Einberufung de- Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris,?. Juni. Die französischen Noten, deren Abfassung gestern beschlossen wurde, dürfte das französische Mindestpro- gramm zur Londoner Konferenz enthalten. In seiner endgültigen Fassung wird das Schriftstück voraussichtlich schon morgen abend vorliegen und Dienstag mittag den französischen Botschaftern zur Uebergabe an die alliierten Mächte zugestelit werden. Die deutsche Regierung wird dem „Inttansigeant" zufolge eine Ab schrift des französischen MeMorandums nicht erhalten. Die auf den 8. Juli festgesetzte Debatte im Senat, der man mit begreif licher Spannung entgegensieht, wird in der Hauptsache dem neuen Mindestprogramm der französischen Regierung gelten. Mit der Behauptung, daß Herriot bereits dieser Tage im Senat unter liegen wird, eilen gewisse Blätter der Opposition den Tatsachen weit voraus. Es besteht Grund zu der Annahme, daß Herriot sich in dem neuen Programm nicht in Widerspruch mit seiner Regierungserklärung setzen wird, und aus diesem Grunde dürste die Debatte kaum eine unerwartete Wendung nehmen. Alles hängt schließlich davon ab, wie Herriot das Programm auf der Londoner Konferenz am 16. Juli vertreten wird. Dem Brüsseler Vertreter des „Temps" zufolge würde eine Kompromißformel, auf die man sich einigen würde, etwa folgende Fassung haben: Die Reparativnskommission würde einen aus fünf Mitgliedern zusammengesetzten Sachverständigenausschub mit der Feststellung der Verfehlungen beauftragen. Diese fünf Mitglieder vertreten Frankreich, England, Italien, die Vereinigten Staaten und Bel gien. Die Mitglieder würden ferner aus Persönlichkeiten gebil det, die in den beiden Sachvsrständigenausschüssen an der Ab fassung des Dawes-Berichtes mitgewirkt haben. Interpretierungs schwierigkeiten, die sich ergeben, würden dem Haager Schieds gerichtshof zur Entscheidung unterbreitet. Der Ansturm der Opposition gegen Herriot Paris, 6. Juli. Die Oppositionspresse verdoppelt ihre Angriffe gegen die Regierung Herriot. Sie hofft allem Anschein nach, noch vor der Londoner Konferenz eine Regierungskrise her beizuführen, und zwar anläßlich der außenpolitischen Debatte im Senat am 8. Juli. Die Londoner Konferenz soll dadurch um jeden Preis unmöglich gemacht werden. Im „Ouotidien" wird diese Sachlage mit folgenden Worten umschrieben: Die Opposition möchte Herriot noch vor der Londoner Konferenz stürzen, und zwar nicht deshalb, weil sie glaubt, seine Politik würde einen Schaden für Frankreich bedeuten, sondern weil sie nicht an den Frieden glaubt, weil sie den Frieden nicht wünscht und weil sie allen großen Ideen verschlossen ist, ganz besonders wohl aber auch deshalb, weil sie aus außenpolitischem Gebiete eine Revanche für ihre innere Niederlage suchen will. veutlcke Forderungen. (Eigener Fcrnsprechdicust des „Wilsdruffer Tageblattes".) Berlin, 7. Juni, lieber einen Schritt Dr. Stresemanns will nach einer Mitteilung des „Berliner Lokalanzeigers" der „Daily Telegraph" folgendes wissen: Dr. Stresemann habe in London wissen lassen, -aß er den Bericht nicht durch den Reichs- Nltestenrats und des Reichstags, Beschaffung eine-. Verzeichnisses der „entwendeten" Schriftstücke und Aus händigung derselben an den Fraktions-Vorstand der Kom muniftischen Partei. Der Präsident soll die sofortige Rück gäbe des Materials an die kommunistischen Abgeordneten veranlassen, und -der Geschäftsordnungsausschuß soll das Material daraufhin prüfen, ob der Verdacht des Präsi denten, daß sich in den Räumen der Kommunistischen Partei Material befinde, durch dessen Beschlagnahme Ver brechen des Mordes verhütet werden können, begründet sei. Schließlich wird verlangt, daß der Präsident der Kommunistischen Fraktion sofort öffentlich Ge nugtuung gebe. Die letzte Forderung mutet, selbst wenn man der Ent rüstung der Kommunisten in weitgehendem Maße Rech nung trägt, doch recht merkwürdig an. Die Herrschaften könnten sich selbst sagen, daß von Genugtuung erst die Rede sein kann, wenn festgestellt ist, daß ihnen ein Unrecht angetan wurde. Man muß abwarten, ob diese Feststellung gelingt. Es darf nicht vergessen werden, daß gegen die Mitglieder der Zentrale der K. P. D. ein Hochverratsver fahren schwebt, über das im Reichstag bereits ein Bericht erstattet wurde. Die Anklage gegen sie gipfelt in folgenden Punkten: 1. Bildung proletarischer Hundert schaften in allen Teilen des Reichs zur Durchführung des bewafsneten Umsturzes, 2. Sicherstellung von Waffen mit allen Mitteln, insbesondere auch durch Be stechung von Soldaten und Polizei beamten, durch Beschaffung von Sprengstoffen und durch fabrik mäßige Herstellung von Handgranaten, 3. Organisation eines umfassenden politischen und militärischen Nachrich tendienstes zur Vorbereitung des Umsturzes, 4. Vorbe reitung von Spreng st osfattentaten auf die Reichsbahn und Einrichtung von Entgleisungskolonnen, tag bringen könne, wenn die Konferenz nicht die von den Sach verständigen aufgestellten Bedingungen als bindend anerkenne, darunter auch die vollständige Räumung des Ruhrgebietes und die Verpflichtung Frankreichs, in Zukunft keine Einzelaktion zu unternehmen, falls kn Deutschland Verfehlungen einträten. Die englisch-französischen Differenzen. Rom, 7. Juli. Die Differenzen zwischen dem Ouai d'Orsay und dem Foreign Office über das englische Programm der Lon- doner Konferenz werden in der italienischen Presse als so tief gehend geurteilt, da der Messagere, der in gewissen Beziehungen zur französischen Schwerindustrie steht, in seiner Sonntagsaus gabe sogar mit der Möglichkeit eines Aufschubes der Konferenz rechnet, um zu versuchen, diese Gegensätze durch diplomatische Ver handlungen zu beheben. Hendersons Vertrauen London, 7. Juli. Henderson erklärte in einer Rede, er vertraue darauf, daß die bevorstehende Londoner Konferenz in hohem Grade dazu editragen werde, den Frieden, die Wohlfahrt und die Sicherheit in der Welt wiederherzustellen. Herriot sprsG. „Der Steuermann inmitten der Klippen". (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Paris, 6. Juli. Herriot hielt heute nachmittag in Troyes eine Rede, in der er unter anderem sagte: Wie man mir auch zur Vorsicht rate» möge, ich lege Wert darauf, derselbe zu blei ben, der ich in der Opposition gewesen bin. Es ist leine leichte Aufgabe, sich so zu verhalten. Es ist fast ein gewagtes Unter nehmen. Ich werde trotzdem nicht nachgeben, denn ich bin über zeugt, daß ich, wenn ich meinem System treu bleibe, die Republik und Frankreich zugleich verteidige, die voneinander zu Kennen über vier Jahre versucht worden ist. Ich werde nicht vergessen, daß die Republikaner es nicht nötig haben, sich von iergend je mand eine Lektion in Patriotismus erteilen zu lassen. Es ist meine Pflicht, an der Sicherung des Friedens zu arbeiten, den die Völker verlangen, und in keinem Augenblick die Rechte un seres Landes beeinträchtigen zu lassen. Wir müssen unser Ziel durch Schwierigkeiten und Zwischenfälle hindurch verfolgen, selbst wemz unsere Arbeit in gewissen Augeichlicken ins Stocken geraten oder gefährdet weihen sollte. Wenn nnnittm zahlreicher Klippen der Steuermann seine ganze Wachsamkeit braucht, wenn er insbesondere das Ge fühl hat, daß er denjenigen, die sich seiner Hut anvertraut Haden, seine ganze Kraft bis zum äußersten schuldig ist, so glaube ich, daß das Schiff in den Hafen gelangen wird. Das zu erreichen, werde ich mich bemühen, und wenn es mir, wie ich hoffe, gelingt, so werde ich leine andere Belohnung verlangen, als die, mich wieder zu meinen Freunden von gestern gesellen zu dürfen, die im übrigen auch meine Freunde von heute sind und meine Freunde von morgen sein werden ,um mit ihnen gemeinsam jener Einheit in zwei Personen zu dienen, der ich alle Leidenschaft meines Lebens widmen werde: Frankreich und der Republik. o. Zerlegung von Reichswehr und Polizei durch einen eigens -dazu eingerichteten Zersetzungsdienst, 6. Bildung von Terrorgruppen, um im geeigneten Augenblick durch Gewalttaten die Bevölkerung in Schrecken zu setzen und dadurch den Widerstand zu lähmen, 7. Einrichtung einer — bereits in Tätigkeit getretenen — Mordorganisation (Tscheka) zwecks Beseitigung von Parteiverrätern und prominenten Gegnern. Es kommt hinzu, daß gerade jetzt wieder ein Schreiben Trotzkis an die Zentrale der K. P. D. unter den Kommunisten verbreitet wird, in dem der Kampf um die Macht gepredigt wird. Nicht mit geistigen Waffen! Die Massen sollen in den Kampf geführt werden. MtsLakvMom«« mit SkirKevlsiia. Meistbegünstigung für die wichtigsten Artikel. Der deutsche Geschäftsträger in Athen und der griechische Außenminister haben ein vorläufiges Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. Das Ab« kommen sichert allen wichtigen deutschen Exportartikeln die griechische Meistbegünstigung und den deutschen Schiffen bei ihrem Verkehr in griechische« Häfen die Gleichstellung mit griechischen Schiffen, insbesondere auch bezüglich der zu ent richtenden Gebühren und Abgaben zu, wogegen deutscher seits Ler griechischen Regierung ein Kontingent für die Ein fuhr griechischer Weine und die Aufrechterhaltung des gegen wärtigen Regimes für die Einfuhr griechischen Tabaks zu- gesichert worden ist. Das Abkommen, dessen Inkrafttreten noch besonders bekan-ntgegsben werden wird, ist für sechs Dionate mit stAschüveigettder Verlängerung von drei zu drei Monaten geschlossen worden.