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Die Sachsen-Zeituna enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtahanptmannschaft Meißen, de« Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. SüMp/LM, SesE K/rMMe v. Kr-e/ker' Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 30 Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 60 Gold pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung lOO Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold pfennig. Dorgeschriebene Er- /L scheinungstage und Platzoor- schriften werden nach Möglich- "k/'. V kett berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vormittags 10Uhr. ... . . >7. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. SMow/e VFMM/Mg M FsttSlp/rMqA Die »Sachsen-Zeitung* erscheint täglich nachmittag» S Uhr fLr den f»lDend«r T«O. VeznßSPrei«: Bei Adhslung in den Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,SO Mark i« Monat, Kei AnsteLnug durch die VOtea 2,75 Mark, bei Poftbestellnng 2,50 Mark zuzüglich «dkrau- -77 ,kd»hr. «Sjklnummrrn lSPfg. Alle Poftanstalten und Post- /'////Koten sowie unsere Austräger und Geschäftsstellen nehmen . —>. .... jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörnngen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreise». — ALcksendnng eingesandter Gchriststkcke erfolgt »nr, wenn Porto deiliegt. Nr. 14 — 83. Jahrgang. Tel.-Adr.: .Sachsrnzeiwns' Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2S.V Donnerstag 17 Janu r1824 Raubüberfall in Dresden. ver LAtt ria steimngüsstr hananiM- gekillt. igener Fernsprrchdienst der „Sachsen-Aettun g".) Dresden, 16. Ian. Heute vormittag '/.11 Uhr wurde im Innern der Stadt an dem Kasfenboten eines hie sigen Bankhauses ein dreister Raubüberfall verübt. Der Bote, der mit einem groben Geldbeträge nach dem Bankhause zurückkchrte, wurde auf dem Treppen- slur des Bankhauses von einem Unbekannten, der ihm gefolgt war, von hinten überfallen und mit einem scharfen Instrument auf den Kopf geschlagen. Trotzdem gelang es dem Boten, seine Kaffe festzuhalten. Auf die Hilferufe de» Ueberfallenen ergriff der Täter die Flucht. Ein Angestellter der Bank nahm sofort die Verfolgung durch verschiedene Straffen der Stadt auf und veranlaßte die Festnahme durch einen Polizeibeamten. Der Festgenommene, ein stellungsloser Hand lungsgehilfe aus Freital, bestritt zunächst jede Beteiligung und gab vor, selbst hinter dem flüchtenden Täter hergelaufen zu fein, um ihn zu verfolgen. Trotz Gegenüberstellung mit dem Ueberfallenen, dessen Verletzungen glücklicherweise nicht bedeutend sind, leugnete der Festgenommene hartnäckig weiter. Erft der Kriminalpolizei gegenüber gestand er die Tat ein und gab an, sie mit einem Hammer ausgeführt zu haben, den er aus der Flucht nach der Ringstraße weggewvrfen habe. Zum Attentatsverfuch gegen Treckt. (Eigener Fernsprechdienst d er „Sachf en - Zt §.") Berlin, 16. Ian. Aus der auf Veranlassung de» Reichs- kommisfars her öffentlichen Ordnung ergangenen Mitteilung ist m einem hiesigen Kaffe« ein gewisser Thormann verhaftet worden. Er gehört, wie die „B. Z." meldet, nicht der Roßbach- Organisation an, sondern ist Mitglied des Wickinger-Bundes. Die Verhaftung erfolgte, nachdem beim Reichskommissar ver trauliche Mitteilungen über Attentatsplän« gegen General von Seeckt eingelaufen waren. Die stritte Ste»erurt»erord«»«D. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Ztg.") Berlin, 16. Ian. Das Reichssinanzministerium rechnet, wie die „Deutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, damit, daß es seinen Entwurf der dritten Steuernotverordnung Ende der Woche dem Kabinett werde zu leiten können. Die Reise de» Sach»erstänstiße««»»sch»sie» verschoben. — Vorläufig keiue ameri kanische» Leke«»»tttel-Krekite (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zt g.") Paris, 16. Ian. Nach dem „Petit Parisien" wir- der Sachverständigenausschuß der Reparationskommission die be- I absichtigte Reise nickst sobald antreten, wie ursprünglich ange- nommen wurde. Der Ausschuß legt Wert darauf, die vor bereitenden Arbeiten erst vollkommen vor seiner Reise durchzu- söhren. Amerikanische Lebensmittelkredite werden vorläufig aufgeschoben. Schacht «ach Paris eingelade«. (Eigener Fernsprech dien st der „Sachsen-Zt g.") Paris, 16. Ian. Das Sachverständigenkomitee unter dem Vorsitz des Generals Dawes hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, den deutschen Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht zu einer der nächsten Sitzungen einzuladen, um von ihm einige Auskünfte über gewisse Währungsfragen zu erhalten. Generalkonsul Clive in Speyer. (Eigener F er n s pr e ch d i en st der „S ach s e n - 8 e itu n g".) Paris, 16. Ian. Nach einer Havasmeldung ist der britische Generalkonsul Clive gestern früh in Speyer eingetrvfsen. Er hat unverzüglich in Begleitung des Vertreters dev Rhein landkommission und des Kabinettschefs Whol mit seinen Unter suchungen begonnen. Dem „Matin" wird aus Ludwigshafen gemeldet, daß außer Filhol sich auch der französische Dienst leiter L'Arbonneu auf besondere Veranlassung des Ober kommissars Tirard den Untersuchungen angeschlossen habe. «»< Hösch auf de« Wege nach Berlin. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zt g.") Paris, 16. Ian. Der deutsche Geschäftsträger Herr von Hösch ist, nachdem sich sein Gesundheitszustand gebessert hat, gestern abend um 7,40 Uhr endgültig nach Berlin abgereist. Keine französisch - englische Einigung im Kölner Eisenbahnverkehr. (Eigener F e rnsp r ech d i e nst der „S a chs e n-Z tg London, 16. Ian. Reuter zufolge ist in London die Be stätigung des Berichts eingetrvfsen, daß die französische Regie rung das englisch-französische Uebereinkommen betr. den Betrieb der Eisenbahn durch das Kölner Gebiet verworfen habe. Die Arbeiter werden sprechen. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zt g") London, 16. Ian. Man erfährt, daß die extremen So zialisten der Arbeiterpartei, sowie ein liberaler Vertreter der selben heute und morgen im Unterhaus« das Wort zu ergreifen beabsichtigen. Die Opfer des Erdbebens bei Tokio. (Eigener Fernsprech dienst der „Sachsen-Zt g") Paris, 16. Ian. Nach einer Havasmeldung aus Tokio über das neue Erdbeben beträgt die Zahl der Toten in Tokio 50, die Zahl der Verwundeten steht noch nicht fest. Das Erd beben dauerte 6 Minuten. In Yokohama gab es 6 Tote und 200 Verwundeter Außerdem sind in der letztgenannten Stadt 600 Häuser eingestiirzt. In einem Vorort von Tokio ist ein Brand ausgebrochen. Wie schließlich ein anderes Telegramm mitteilt, wurde ein Zug durch das Erdbeben in eine Schlucht ge schleudert, 6 andere Züge sind entgleist. aoer well zurückliegenden Zettpunkt waren, sondern wie sie damals sein sollten. Man lasse diese „Bibliotheken" also ruhig verstauben. Es sollen also die augenblicklichen Hilfsmittel und die augenblickliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands ge prüft werden; und nun ein Satz: „Helfen wir zunächst, Deutschlands Heilung zu erlangen." Also die Maßnahmen zu finden versuchen, die deutsche Währung zu stabilisieren, sein Budget ins Gleichgewicht zu bringen. Erst dann, wenn das gelungen ist, wird sich Deutschland beleben; und erst dann, wenn es wieder zu atmen beginnt, wird auch die deutsche Zahlungsfähigkeit wieder in die Erschei nung treten. Dann, erst dann werden sich hierüber grund legende und entscheidende Tatsachen zeigen. Dawes hätte hinzufügen können, daß eben erst dann das „ist" das „soll sein" ersetzen kann. Alle diese Dinge sind von Deutschland tausendmal gesagt worden; Frankreich legte das als „bösen Willen" aus. Jetzt sagt es auch der Amerikaner. Es fragt sich nur, ob er mehr Erfolg haben wird. Ob er siegen wird oder die Politiker, die eine deutschfeindliche Tradition von 700 Jahren hochhalten. * Geheimhaltung -er Beschlüsse. Nach einer Meldung soll in der Sitzung des ersten Sachverständigenausschusses beschlossen worden sein, zwei Unterausschüsse einzusetzen, einen für die Stabilisierung der deutschen Währung mit Aoung als Vorsitzendem und einen zweiten für den Ausgleich des deutschen Budgets unter dem Vorsitz des Generals Dawes. Weiter sei man übereingekommen, nach einer einwöchigen Tätigkeit in Paris nach Berlin zu gehen. Es wurde einstimmig be schlossen, die Beratungen des Ausschusses geheimzuhalten. Lemal ar Metz vernommen. Untersuchungen über dir Pfalz. Der französische Kommandierende in der Pfalz, Gene ral de Metz, wurde vor die Interalliierte Rheinlandkom mission berufen, um Auskunft über die Lage zu geben. Er. habe, wie berichtet wird, eine lange Erklärung abgegeben, es sei dann eine Anzahl von Fragen an ihn sowohl durch den britischen als auch durch den belgischen Oberkommissar gerichtet worden, die sich direkt auf die Untersuchung des britischen Generalkonsuls in München be zogen hätten. Die Bedeutung der Zusammenkunft der Oberkommissare erhelle aus der Tatsache, daß Lord Kil- manrock, der englische Vertreter, verschiedene lange Tele gramme an das Britische Auswärtige Amt gesandt habe. Generalkonsul Clive in Mannheim. Der englische Generalkonsul in München, Clive, hatte in Mannheim Besprechungen mit Vertretern der Pfalz, darunter dem Bischof von Speyer, dem evangelischen Kirchenpräsidenten, Vertretern sämtlicher Parteien uns Wirtschaftsgruppen. Die Besprechung ergab das volle Ein vernehmen aller führenden Personen und Gruppen gegen über dem Verbrechen der Separatistenherrschast. Eine gegen Separatisten beschlossene Protesterklärung wurde einmü'ig umerzeichnet, auch von den Sozialdemokraten und Kommu nisten. Drohungen der Separatisten. Die sogenannte „Regierung der Autonomen Pfalz" erläßt eine Veröffentlichung, in der sie darauf hinweist, daß sie bisher keine Maßnahmen znm Schutze ihrer Mitglieder und „Beamten" getroffen habe. Die „Regierung" sehe sich aber zu folgender Ankündigung veranlaßt: „Für jeden gegen ein Mitglied oder einen Beamten der „Regierung der Autonomen Pfalz" verübten oder ver suchten Anschlag haften die fünf angesehensten Bürger der Pfalz aus dem Gegenlager mit ihrem Leben und gesamten Vermögen. Für jeden gegen einen Bezirkskommissar der Regierung oder einen Beamten des Bezirkskommissariats verübten oder versuchten Anschlag haften die fünf ange sehensten Bürger des Bezirks aus dem Gegenlager mit Hrem Leben und gesamten Vermögen." Als Nachfolger des getöteten Separatistenführers Heinz aus Orbis ist ein Mann namens Karl Kühn zum Führer der Pfalz-Seperatisten gewählt worden. Kühn ist am 17. Juli 1902 in Speyer geboren und war früher kaufmännischer Angestellter. Er saß wegen Betruges, Unterschlagung und Spionage zugunsten Frankreichs im Landgerichtsgefängnis Heidelberg in Untersuchungshaft. Dort wurde er dann entlassen und entzog sich der weiteren Verfolgung durch Vie Flucht in die Malr. Vie rngbscbe Lbroiueae. Bor Baldwins Rückkehr. London, 15. Januar. Der langerwartete Tag der Thronrede brachte heute ungeheure Menschenmassen auf die Straßen, durch die sich der Zug des Königspaares mit dem üblichen Hofstaat vom Buckingham-Palast nach Westminster zur Eröffnung des Parlaments bewegte. Unter den hergebrachten Zeremonien wurde der Beginn der Parlamentssejsion verkündet und der König verlas die Thronrede, aus der wir folgendes her- vorbeben: Vas alte Lied. Der französisch« Vorsitzende der ReparationKommWott, Herr Zartho», mag wohl merkwürdige Gesichter ge schnitten Haben, als er auf seine Begrüßungsrede an das erste Sachverstandigenkomitee zur Prüfung, der deutschen Zahlungsfahigkett die Antwort hörte. »^Kr hatte am Anfang seiner Ausführungen erklärt, daß „der Ver sailler Vertrag unsere Magna Charta ist und daß er auch der Ihrige sein wird . Also die Grundlage, an der niemand rütteln werde und rütteln dürfe. Und nur aus dieser Grundlage dürfe sich auch die Arbeit deS Komitees vollziehen, nämlich Wege zu finden für di« Stabilisierung der deutschen Währung und Balanzierung de- deutschen Budgets. Mit sanfter Stimme hatte Herr Barthon gv- sprochen, geradezu ölig, triefen» von .Friedensliebe" «m» Versöhnungssehnsucht. Und da antwortet mm der Vorsitzerwe diese» Aus schusses, der amerikanische General Dawes, mit einer Massivität, einer Unbekümmertheit und doch wieder mit einer instinktiven politischen Feinheit, die tatsächlich nur ein Amerikaner fertig kriegt. Man denkt an die Wort«, di« am 30. Dezember 1922 der amerikanische Staatssekretär de- Äußern Hughes in Newhaven gesprochen hatte und di« als Refrain immer nur die Mahnung enthielten: Europa wird mit dem Reparationsproblem solange nicht fertig, als die Politiker daran herumdoktern; setzt Leute hin, die unbeeinflußt von politischen Absichten die Fragen anpacken, dann kommt ihr eher zu Rande. So auch jetzt Dawes. Für ihn ist der Krieg wirklich zu Ende. Aber — und damit beginnt dieses enkLut torridis auch noch i gleich — daß die Reparationsfrase nicht gelöst werden i konnte, daran find letzten Endes „ver nationale Hoch mut, die Überheblichkeit und die egoistischen Inter essen der verschiedenen alliierten Beamten schuld, deren Vollmachten durch jeden mit Gewalt durchgesetzten inter alliierten Akt vergrößert werden". Barthou mag vor Angst geschwitzt haben, daß dieser gräßliche Amerikaner gleich auch noch die Namen Tirard, Degoutte, de Metz usw. nannte. Das geschah zwar nicht; aber nun redet Dawes gern noch von den unaufhörlichen Entstellungen der Wahr heit, dem unerträglichen Geschrei jener widerlichen Aas geier, der nationalistischen Demagogie, die in dem ge meinsamen Unglück ein Mittel sähen, ihre eigenen traurigen Persönlichkeiten in ein besseres Licht zu setzen? Ob Dawes dabei an die Sonnlags-Nachmittagsreden Poin- caröS gedacht hat? Die irrsinnige Behandlung der Neparationsfrage hat zum Zusammenbruch der wirtschaftlichen Grundlagen Deutschlands und damit seiner Produktionsfähigkeit ge führt, — das ist der Ausgangspunkt der Arbeit des Aus schusses, muß es sein, meint Dawes. Die Unfähigkeit, sich über das Problem zu einigen, hat aber gleichzeitig mit diesem Zusammenbruch dem Kredit sämtlicher europäi schen Alliierten Stoß um Stoß versetzt, ganz Europa in eine äußerst gefährliche Lage versetzt. Und die Welt be ginnt cinzusehen, daß Deutschland nur dann Reparationen zahlen kann, wenn man ihm die Arbeitsfähigkeit nicht nimmt, sein Wirtschaftsleben nicht zertrümmert. Und dann fegt Dawes mit einer schnellen Handbewe gung alle die zahllosen Statistiken, Gutachten und Denk schriften von meh^wder minder Sachverständigen herunter vom Schreibtisch; denn das alles sind längst nicht mehr die Wirklichkeit treffende und darstellende Geschichten, da von ist gar nichts mehr brauchbar, das waren alles Berech nungen nicht wie die Dinge zu einem ganz bestimmten, ieüt