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s. Matt Ul'. 727 — 6onn/as Sen 7. Allnr 7924 Der Feind im Innern Der Steuermann im Kahne Strebt -durch der Finten Grans, Indessen mit scharfem Zahne Im Schiffsraum nagt hie Maus. Der Horizont wird schwüler, Gewitterluft ist schwer. Und immer wühlt her Wühler Gedankenloses Heer. Der erste Feind im Bünde Das ist 'der Feind im Haus! Was Wunder wenn zugrunde Wir gehn mit Mann und Maus. MrMilrspru» verbinaii» erklärt Vom größten Teil der Arbeiter angenommen. Nachdem der unter Vorsitz des Schlichters des Rcichs- arbeitsministeriums gefällte Schiedsspruch vom 27. Mai 1924 über die Arbeitsstreitigkeiten im Ruhrkohlenbergbau vom Zechenverband und einem Teil der Arbeitnehmerver. bände nicht angenommen worden ist. hat der Reichsarbeits- ministcr den Schiedsspruch unter dem 29. Mai von Amts wegen für verbindlich erklärt, da dies als der einzige Weg erscheint, um die im Interesse der Volkswirt- schäft erforderliche sofortige Wiederaufnahme der Pro duktion im Ruhrbergbau herbeizuführen. Die Abstimmung der Revierkonferenz der beiden großen Bergarbeiterverbände, des Verbandes der Berg arbeiter Deutschlands und des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands, ergibt zusammen eine große Mehrheit für die Annahme des Schiedsspruches sowie für die Wiederaufnahme der Arbeit. Insgesamt wurden auf den beiden Konferenzen 204 Stimmen für die Annahme des Schiedsspruches und 114 Stimmen für Nicht annahme abgegeben. Auf den Verband der Bergarbeiter! entfielen 107 gegen, 83 Stimmen f ü r Annahme, beim Gewerkverein christlicher Arbeiter 121 für, 7 Stimmen gegen Annahme. * Arbeitswilligkeit der Bergleute. Essen, 30. Mai. Heute morgen sind auf einer Anzahl von Zechen die Bergarbeiter zu Hunderten zur Wiederaufnahme der Arbeit erschienen, nachdem in den Revierkonferenzen der Berg- arbeitervcrbände eine große Mehrheit für die Annahme des Schiedsspruches gewesen war. Die Zechcntore waren jedoch noch nicht geöffnet. Die Zechenverwaltungen haben den Bergarbeitern erklärt, sie könnten die Arbeit zwar ansangen, aber nur zu den Bedingungen des alten Schiedsspruches. Entlassungen im mitteldeutschen Kohlenrevier. Halle, 30. Mai. Auf dem Paulsschacht und Hermannsschackt in Gerbstedt wurden etwa tausend Bergarbeiter entlassen. Auch im Bitterfelder Kohlenrevier sind mehrer hundert Bergleute ent lassen worden. Die Entlassungen sollen auf ungenügenden Koh lenabsatz zurückzuführen sein. Im Bornaer und Meuselwitzei Kohlenrevier, wo die Bergarbeiter beschlossen haben, nach acht Stunden Arbeit di« Schicht zu verlassen, sind auch Entlassungen ersolat. kmlWng vo» « prozem kismbalMrnr Was man in Paris plant. Die Sitzung des Organisationskomitees für die deutsche Reichsbahn in Paris hat, wie man dort meldet, dem Plan kür das nrss Statut der Reicksbabn gegen die an- wesendendeut scheu Vertreter zngestimmt. über die Anpassung des Personals an die neue Betriebsreform ist von der Versammlung vorgeschlagen worden, daß für die Zahl der Beamten und Arbeiter die Kopfzahl der englischen Eisenbahnen maßgebend sein soll. Das würde eine 40prozentige Herabsetzung der jetzt bei der Reichsbahn Beschästigten zur Folge haben. Die Beratungen sollen bis Ende des Monats abgeschlossen werden, worauf sich die deutschen Vertreter nach Berlin zurückbegeben. Das Schicksal der deutschen Reichsüahnbeamten. Berlin, 30. Mai. Wie man zu der Mitteilung des „Petit Journal" über die angeblich« Herabsetzung des deutschen Eisen bahnpersonals um 4VA erfährt, hält man in Berliner gut unterrichteten Kreisen diese Information für wenig stichhaltig, und zwar aus mehreren wichtigen Gründen. Die Verhandlun gen des Organisationsausschusses haben zwischen Sonntag und Donnerstag geruht, da Herr Äcworth nach London und Herr Levevre nach Wien Mahren war. Auch dürften die Beratun- . gen über das neue Reichsbahnstatut nicht bis Ende dieser, son dern erst bis Ende nächster Woche zu Ende gehen. Bisher sind Personalsragen noch gar nicht durchberaten worden. ver Unevtaltpls» gegen general ZeeLt. (4. Tag.) tz Berlin, 30. Mai. Da General v. Seeckt erst morgen vernommen werden kann, wurde heute zuerst der Hauptbelastungszeuge Horst v. Tettenborn vernommen. Er . erzählt, daß er Thor mann 1922 kennen gelernt habe. Am 4. Januar 1924 sei der Angeklagte auf das Bureau der Freiheitspartei gekommen und habe nach längerem Hin und Her erklärt, daß er aus Mün chen komme mit dem Auftrage, General v. Seeckt, gegen den in den nationalen Organisationen eine starke Erbitterung herrsche, zu ermorden. Er (Tettenborn) habe sich sofort die Frage vorgelegt, ob Thormann, dem er nie recht getraut habe, ein Lockspitzel sei; er habe dies vermutet und deshalb, um sich für alle Fälle zu decken, in einem versiegelren Brief eine Darstellung jener Unterredung ausgezeichnet, die er durch den Major Gilbert beim Reichskommissar für öffentliche Ordnung habe hinterlegen lassen. Nach der Verhaftung von Thormann und Grandel habe man ihm einigemal Vorschläge zur Beilegung der Sach« gemacht. So sei ein Herr an ihn herangetreten und habe ihn ausgesordert, Claaß aus dem Spiele zu lassen, da dieser unter keinen Umständen belastet werden dürfe. Aus die Frage des Generalstaatsanwalts, wer denn geraten habe, Claaß aus dem Spiele zu lassen, nennt der Zeuge den jetzigen Reichstagsabgeordncten Grafen Reventlow. Tetten born berichtete weiter, daß er sich von Thormann möglichst viel Geld habe geben lassen, um dessen Geldquelle festzu- stellen, denn er habe gewußt, daß Thormann völlig mittellos sei. Thormann habe gesagt, daß General v. Seeckt bis zum >5. Januar unbedingt fallen müsse, da sonst die ge plante Unternehmung nicht mehr ausführbar wäre. General v. Seeckt sei dann dringend ersucht wurden, am 15. Januar nicht auszureiten, da man nicht wußte, ob nicht vielleicht noch eine andere Kolonne zu seiner Ermordung angesetzt worden sei. Thormann habe ihm (Tettenborn) geraten, nach dem Attentat nach Langenschwalbach zu fliehen; von dort aus sollte ein zweites Attentat gegen General Reinhardt vorbereitet werden. Auf eine Frage des Generalstaatsanwalls erwiderte der Zeuge, er sei auf Thormanns Anregungen schein- bar eingegangen, mit dem Vorsatz, die Behörden zu benach richtigen. Den Namen des Dr. Grandel habe Thormann nicht erwähnt. Der nächste Zeuge Student Heinz Köpke erklärt dagegen, daß Thormann den Dr. Grandel als geistigen Leiter der ganzen Sache bezeichnet und immer wieder betont habe, daß General v. Seeckt unbedingt beseitigt werden müsse; nach ihm würde ein Mann kom men, der eine vollständige Umstellung bewirken würde. Hier auf wird der jetzige Kaufmann Georg Gilbert als Zeuge gehört. Tettenborn erzählte ihm von dem Thormannschen Plan, und er (Gilbert) riet, vor allem die Hintermänner zu entlarven. Er habe Tettenborn von vornherein gewarnt, sich auf die Sache einzulassen, da die Möglichkeit bestehe, daß ihm eine Falle gestellt würde. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Dr. Sack gibt der Zeuge zu, daß er vom Reichskommtssarlat ür öffentliche Sicherheit und Ordnung für seine Auslagen Bezüge erhalten habe. Vie ssiesEploslon bei Bukarest Die Explosion ist infolge Funkenwurss einer Lokomotive entstanden. Die Detonationen dauerten von 10 Ubr vormittags bis nackmittaas 4 Uhr. Die Zahl derTotenund Verwundeten ist noch nicht bekannt, doch glaubt man, daß sie nicht groß sein wird. Das Munitionsdepot ist zwei Meilen westlich von der Stadt gelegen und eine Meile östlich vom Königspalast von Cortroceni. Im Königspalast ist bedentender Schaden an gerichtet worden, da Granaten und Schrapnells auf das Gebäude und in die Parkanlagen fielen. Die königliche Familie, die sich gerade im Palast befand, Wax gezwungen, in Begleitung des früheren Königs von Griechenland schleunigst nach dem Schloß in Bukarest zurückzukehren. Das Parlament mußte seine Sitzungen aufheben. Im west lichen Teil der Stadt hat sich unter der Bevölkerung eine Panik ereignet. Die Bewohner stürzten ins Freie und flüchteten kopflos nach allen Richtungen. Bald nach der Explosion verbreitete sich das Gerücht, daß die Katastrophe auf einen politischen Anschlag zurückzuführen und wahrscheinlich von russischer Seite an gestiftet worden sei; dieses Gerücht hat sich jedoch nicht bestätigt. Dagegen könnte die Katastrophe politische Folgen haben, da durch die Explosion die Wehrkraft Rumäniens wesentlich erschüttert worden ist. Der größte Teil der schweren Artillerie munition, die erst in den letzten Tagen von den Skoda- Werken geliefert worden ist, scheint vernichtet zu sein. Man hatte noch nicht Zeit gehabt, die riesigen Munitionstrans- porte — man spricht von über tausend Waggons — in sicheren Gewölben unterzubringen. Es besteht die Be fürchtung, daß die außerordentliche Schwächung der Ver- teidigungsmöglMeiten Rumäniens von den russischen Sowjetmilitaristen zu.Propagandazwecken ausgenutzt wird, l -- ZMölv/'ttWaM « ) Bauerntag in Hamburg. Die Kredttnot der Landwirtschaft. Hamburg, 30. Mai. Die deutschen Bauernvereinigungen hatten zur 30. Wan- derausstellungderdeutschenLandwirtschafts- gesell schäft ihre Mitglieder nach Hamburg einberufen. Gleichzeitig trafen zum Besuch der Ausstellung zahlreiche Mit glieder des Reichskabinetts, Reichsernährungsminister Gras Kanitz, bayerischer Ministerpräsident Dr. Ritter von Knilling, Ministerpräsident v. Finckh (Oldenburg), Mi nisterpräsident Freiherr v. Brandenstein (Mecklenburg), Landwirtschaftsminister v. Oertzen (Mecklenburg-Schwenn) ein. Der Senat empfing die Vertreter der Regierungen, des Reiches, der Länder und die Mitglieder des Reichsrates, sowie des Präsidiums der Landwirtschastsgesellschaft im Rathause zu einem Frühstück. Auf dem 6. Bauerntag nahm das Wort Reichsernährungsminister Graf Kanitz. Er stellte die Kredttnot der Landwirtschaft in den Mittel punkt seiner Betrachtungen. Der Krieg sei nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich verloren worden. Bei dem Über gang von der Inflation zur Stabilität habe mancher Land wirt gelitten, und der eine oder der andere werde Wohl seinen Betrieb nicht halten können. Das auszusprechen, sei nicht populär, aber wahr. Trotzdem müsse es gelingen, die deutsche Landwirtschaft über die Schwierigkeiten hinwegzubringen. „Als scheidender Minister", so fuhr Graf Kanitz fort, möchte ich den Reichsbankpräsidenten bitten, mit Krediten an die Landwirtschaft „nicht zu sparen". Die bereits gegebenen Kre dite müssen verlängert werden, bis das Realkreditgeschäst, die hypothekarische Beleihung, wieder im Gang ist. Bis das ge lungen ist, muß der Ausweg über kurzfristige Darlehen noch gehalten werden. Die neue Reaieruna wird die Aufgabe haben, „Das erste Ehejahr". 2 Roman von Ruth Goeg. Copyright 1914 by Greiner K Co., Berlin W SO. Nachdruck verboten. Das weiche Seidenkleid, im fiesen Bronzeton, floß an ihrer Gestalt herab. Das Haar bedeckte in weichen Scheiteln- Stirn und Wangen, ließ bas Gesicht schmäler, jünger -erscheinen, und bie Last! bes goldschi-mme;nden Haares fiel in einem Knoten schwer in ben Nacken. Tine große Brosche aus funkelnden Granaten, -die zwei Orchideen hielt, war -der einzige Schmuck. Hier, a-n her breiten Wand, wauf ein Spiegel bas festliche Bild zurück. Hin Vorbeischreiten schaute Renate hinein. Da war ihr, als verlöschten die Flammen, als sei bas lichte Blau, bas ihr über all von ben Mützen der- jungen Menschen- entgegenstrahlte, plötz lich grau und büster. Sie sah zwei Augen, die sich in ihr Gesicht drängten, an die sie jetzt nicht mehr gedacht. Sie fühlte ihr Herz in unregel- mäßigenSchlägen pochen: Lukas Halmer war hier-, staub wie vor -Jahren vbr seiner Miitter, bie im schwarzen SeibeMeibe, einen- Reiherbusch im Haar, eine Gruppe junger Damen unb Herren um sich versammelt hatte. Wie in Furcht vor dem Kommenden stiebte Renate dem Tische zu, an dem ihre Mutter saß. War sie so ängstlich? Sie, die den Kamps mit bem Leben ausgenommen, bangte vor bem Manne, der sie betrogen, verraten, um kleiner, nichtiger Dinge wegen aufgegeben hatte? Ihre Lippen waren erblaßt, als sie in ben Nebensaal eintrat. Renate strich Mit ben Fingern über die Stirn. Sie wunberte sich, baß sie ihrer Erregung nicht Herr werden konnte. -Gerade mitten im Trubel des Festes kam sie sich verlassen u-nb unglücklich vor, seitdem sie an bem Geliebten vorüber- gogangen, ohne baß er sie gesehen. Es war ihr wie ein Symbol des Leibens, immer allein, immer verlassen, und sie wollte nicht einsam bleiben. Sie gestand es sich ein, baß sie bas Glück ihres Lobens nicht im Schaffen- sah, sondern in der Vereinigung mit einem geliebten Menschen. Nicht nur in ber Arbeit mochte sie sich wiebersinben, sondern in bem Zufammenstreben -mit einem ge liebten Menschen. Seit ihrer gelösten Verlobung mit Lukas Halmer hatte sie den Gedanken an eine Heirat nie wieder gehabt. . . bis sie Otto Storm kennen gelernt. Damals war in ihrem Herzen eine Fl-amM-e -aufgeglüht, wie sie während der Liebeszeit mit Lukas ni« gebrannt. Wie in einer jähen Erleuchtung fühlte sie schmerz lich und beseligt zugleich, baß sie aus der Hand dieses Mannes alles entgegennehmen könnte, was ihr Glück und Unglück b-e- dsutete. Als sie damals bas Fest verlassen, war es ihr eine zage Gewißheit, daß Storm ihr jene fiese Neigung entgegenbrachte... Hm Weiter gehen vernahm Renate ihre Namen. Doktor Reintal, um bessentwillen Gerta hierher gegangen, stand vor ihr -unb machte seine Verbeugung: „Gnädiges Fräulein, ich bin entzückt, baß Sie hier sind." Einen Augenblick überließ Renate ihm bie Hand, -und alle Wünsche, bie Gerta -an- seine Person geknüpft, eilten durch ihre Gedanken. Er sah -güt aus. Die blaue Mütze stand in einem eigentümlichen Gegensätze zu seinem -dunklen Haar, bem Gesicht im Bronzeton. Seine Augen -hatten etwas Schwärmerisches. Renate konnte sich vorstellen, baß -diese sammetweichen Sterne, bie bem -Gesicht Güte unb Sanftmut gaben, -ihrer Schwester Gerta gefielen. „Wir gehen nun bald zu Tisch. Wissen Sie schon, wer Ihr Tischherr ist?" fragte Reintal. Und er -war so Hester, wie Re nate -ihn nie -gesehen. „Da kommt -auch Ihr Fräulein -Schwester, sie ist mir- wieder für einige Augenblicke entwischt."« -Gerta war einen Augenblick -stehen geblieben und be trachtete Reintal, ber so angelegentlich mit Renate sprach. Ein quälendes Gefühl stieg in ihr auf, wie sie den Mann neben der Schwester erblickte. Mußte er nicht von bem Zauber ber Schön-» heit -gefangen werben-, -und konnte -er neben ber -stolzen Gestalt wirklich noch Gefallen an ihr finden? Gerta drängte sich ein wenig vor, als wollte sie Renate vor Reintal verdecken, unb flüsterte ihr ins Ohr: „Weißt du, baß Halmer hin ist?" Renate wich einen Schritt zurück bei ber Frage, aus der sie bie Absicht zu kränken hörte. Diesen Augenblick benutzte Ge-rta, ergriff den Arm -des jungen Mannes -und sagte: „Man ruft, glaube -ich, zu -Tisch." Es sah aus, als wollte sie Reintal aus -dem Gesichtskreis -von Renate entfernen. Er aber blieb stehen: „Wir wollen einmal nachsehen, mit wem Sie zu- Tisch gehen, gnädiges Fräulein." Renate fürchtete in ^dieser Minute, baß es Halmer sein könnte, neben bem sie -ben Abend in Qual unb Verbitterung würde zubringen Müssen. „Es wich sich ja herausstellen," sagte sie, „wir müssen ge wiß noch eine ganze Weile warten, ber Gong hat noch nicht ge rufen." Sie fühlte, wie Gerta von ihr fortstrebte, und so nickte -sie Reintäl zu und wandte sich Mr- Seite. In der Halle, «die zum Eßraume bestimmt war, liefen be reits bie Kellner hin und her. Renate forschte, ob sie in bem Ge wühl ber Menschen Storm sehen würde, aber sie -suchte «ver gebens. Den aufmerksamen Veranstaltern des Festes war es wohl -ausgefallen, «daß sie bereits feit einer Welle allein, wie suchend, hier stand; in -der nächsten Minute -verneigte sich ber erst« Char gierte vor ihr -unb begann eine -lebhafte Unterhaltung. Renate antwortete kurz -und liebenswürdig, aber sie -versuchte doch, aus idem Bannkreise des Mannes zu kommen. Sie sah sich um, da schaute sie plötzlich in ein ernstes Männergesicht, sah eine hohe Gestalt in einem -eleganten Frack. Der Kops bes Mannes inter- es fierte sie, weil er edel uitd klug aussah. Eine «bedeutende Stirn zeigte -an beiden Seiten leicht ergrautes Haar, bas in einem selt samen Kontrast stand zu- ben Hellen, forschenden Augen. Diese -blitzten sie an und Renate fühlte, baß ihr unter -diesem Mick ber -blauen Augen etwas beklommen zumute wurde. Lebhaft sprach sie auf -den jungen Studenten ein, schien plötzlich an feinen Worten Gefallen zu finden, -und «doch mußte sie immer wieder zu -dem Fremdenden Blick erheben, dessen Antlitz sie säst zur Bewunderung hinriß. Langsam, aber mit festen «Schritten, kam -der Fremde aus sie zu. Eine Stimme, -die kurz klang unb gewohnt war, zu befehlen^ -wandte- sich -an -den ersten Chargierten-: „Darf ich bitten, -dem gnädigen Fräulein vovgestellt zu werden?" Erglühend trat Renate einen, Schritt zurück; sie meinte, baß« ihre allzu aufmerksame Betrachtung -des geistvollen Gesichtes -des -Mannes -den Mann -veranlaßt habe, -diesen Wunsch zu äußern. Der Chargierte nannte «den Namen-: „Professor von Lohe", und verabschiedete -sich- -um andere Pflichten zu über nehmen. Professor -von Lohe nahm sofort bie Unterhaltung auf, § -und Renate mar überrascht, wie weich unb liebenswürdig seine Stimme jetzt «war. ,)Ist es bas erstemal, baß Sie hier -ein Fest mitmach-en, gnädiges Fräulein?" „Ich war zuweilen dabei, Sie werden mich übersehen haben, ich bin Ihnen nicht ausgefallen", erwiderte Renate. Professor von Lohe schüttelte ben Kopf. ,Mne Erscheinung wie bie Ihrige?" Das war eine all tägliche Re-densart, wie Renate sie unzählige Male vernommen. In seinem Munde klang sie wie heiße Bewunderung. ,Hm letzten Winter führten mich meine Geschäfte -oft nach Berlin." ,/Da-nn freilich erklärt es sich ... ich bin im vergangenen Jahre nicht ausgegangen. Wohnen -Sie nicht -in ber Hauptstadt?" „Nein, mein -Haus -steht unten am Rhein. Dies Mal freue ich mich besonders, hergekommen zu sein. Ich ahnte nicht, daß ich Renate Heinsius kennen lernen würde." (Forts, folgt.)-