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Wilsdruffer Tageblatt : 06.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192407063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240706
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-06
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.07.1924
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wird Frankreich es kaum wagen, diese Notmaßnahme des deut schen Volkes zum Untergrund neuer Gewalthandlungen zu machen. Es kommt ferner hinzu, daß die Einführung der allgemei nen gleichen Arbeitsdienstpflicht nicht auf Grund von Betrach tungen der Kabinette, sondern durch eine majestätische Erhebung des deutschen Volkswillens mit dem festen Willen sich gegen die Verelendung im Innern zu erheben, durchgesetzt werden muß. Da rum halte ich auch dafür, daß die Verwirklichung der Arbeits dienstpflicht durch die Stimmung der breiten Maste durchgeführt werden muß. Sie dafür zu gewinnen, ist zweifellos möglich, auf Grund der fortschreitenden Verelendung und auf Grund der wahrhaftig in allen Volksteilen, mögen sie berufsmäßig oder par teimäßig eingestellt sein, wie sie wollen, gleichmäßig vorhandenen Sehnsucht, die soziale Fürsorge in Gerechtigkeit und Menschen- würdgkeit neu aufzubauen. Ich werde an anderer Stelle nach weisen, daß sämtliche Stände und die überwiegende Mehrzahl des ganzen deutschen Volkes aus der Einführung der Arbeitsdienst pflicht nur Nutzen ziehen können, und damit von vornherein dazu gezwungen sind, Bundesgenosten der Verwirklichung zu werden. Es wird ferner die Einführung der Arbeitsdienstpflicht große Widerstände bei einzelnen zahlenmäßig geringen, aber politisch mächtigen Gruppen im deutschen Volke finden. Die größte Gruppe wird die derer sein, hie aus Angst vor der eigenen Courage von jeher und in alle Ewigkeiten Gegner des neuen und großen Wol lens sind. Auch die Zahl der Politiker, welche sich dagegen stem men, wird groß sein. Sie wird sich aus den Politikern zusam- mcnj.'tzcn, welche in chrer Mittelmäßigkeit und in ihrem faulen und trägen Ruhebedürfnis keinen Sinn für die Erhebung einer Nation haben, die beängstigt alles Neue von sich weisen, weil ihr Denkvermögen und ihr Phrasenschatz bei dem Aufkommen einer neuen großen Zeit zweifellos als unzureichend und nicht gewachsen erkannt würde. Das zu wagende Werk wird ferner den ehrenvollen Widerstand jener zu überwinden haben, denen die Zustände trüber Not und entnervenden Elends der Masten eine willkommene Unterstützung für schrankenlose Ausbeutung und Niederdrückung des freien Volkswillens sind. Insbesondere manche Fürsten des internationalen Großkapitals werden den mächtigen Umschwung, den die Erhebung des deutschen Volkes zum Freiheitskriege deutscher Arbeit ohne allen Zweifel mit sich bringen wird, genau so fürchten, wie jene selbstsüchtigen Fürsten, oder ihre Kabinette, welche in der Zeit nach den Freiheitskriegen in der Furcht um ihr eigenes Wohl und ihre Macht die Erhebung des deutschen Geistes der Arndt und Fichte gefürchtet haben. Diese Großkapitalisten-Metterniche der heutigen Zeit empfinden nicht die Sehnsucht nach der Erhebung eines schwerleidenden Volkes, sondern nur eine Begierde leitet sie, das ist, die Ver hältnisse so zu erhalten, wie sie find, weil auf ihnen ihre Macht aufgebaut ist. Ueber ihre Macht hinweg, die nur auf der Ge schicklichkeit politischen Schachspiels aufgebaut ist, findet nur der Wille des Volkes den Weg. Alles in allem bleibt der größte Feind aus dem Wege zur Verwirklichung dieses ganzen Hvchgedankens die Lauheit und Behäbigkeit derer, die durch keine augenblickliche Not gezwungen werden und die Mittelmäßigkeit politischer Führer, welche von der Taktik ihrer kleinen Parteimanöver befangen, sich von allem Großen abwenden. Sie werden ewig versuchen, die gewaltige Frage des Fehlbetrages im deutschen Vermögen durch kleine und geschickte Maßnahmen zu lösen. Ihr Handeln ist am besten zu vergleichen mit der Haltung der deutschen Heeresleitung vor und nach dem Eintreten Hindenburgs in die Geschicke des deutschen Volkes. Vorher sag das deutsche Heer rings um das Reich herum. Die Feinde stürmten mit ihren gewaltigen Heeren heran. Die Mittelmäßigkeit der bisherigen Heeresleitung war zufrieden mit den kleinen Teilerfolgen, welche die Tapferkeit des deutschen Heeres errang, indem es siegreich den an allen Orten einbrechen- den Feind wieder zurückwarf. Sie gab sich aber keine Rechen schaft darüber, daß dieser Zustand nicht anhalten könne, und daß mit jedem siegreich gewonnenen Teilerfolg die gesamte Lage des Deutschen Reiches sich verschlechtert. Da trat Hindenburg auf den Plan. Er lehrte, daß außergewöhnliche Zeiten und Zustände auch außergewöhnliche Mittel erfordern. Die Widerstandskraft des deutschen Volkes wurde durch diese außergewöhnlichen Mittel noch einmal auf eine Höhe gebracht, die zum mindesten das deutsche Volk noch einmal hart an die Grenze des Sieges führte. Wenn er nicht gewonnen wurde, so spielt vieles andere mit. Die Mobilmachung der Kräfte im ganzen Volke aber führte tatsäch lich zu einer Machtentfaltung, welche die Mittelmäßigen zu ent falten nicht in der Lage gewesen waren. Dieser Vergleich auf das deutsche Volk der Gegenwart angewendet, würde bedeuten, daß die politischen Mittel der heutigen Zeit die Verelendung abzuwehren mit den unzureichenden Teilerfolgen der Heereslei tung vor Hindenburg zu vergleichen sind. So muß es also auch jetzt wieder heißen: Außergewöhnliche Zeiten und Zustände er fordern auch außergewöhnliche Mittel. Wenn wir aber erkannt haben, daß der gewaltige Fehlbetrag deutschen Volksvermvgens der grundlegende Anlaß zur Verelendung der Nation ist, jo müssen wir vergleichenderweife auch hier folgern, daß das Llebel nur beseitigt werden kann, wenn das Ausmaß -er Kraftent faltung zur Schaffung neuer Vermögenswerte von einem ähn lich großzügigen Denken getragen ist. Auch die Angabe, daß doch jetzt augenblicklich das deutsche Volk anfange, wirtschaftlich wieder anzusteigen, kann nicht als stichhaltige Begründung empfunden werden, die Notwendigkeit der Mobilisation aller Kräfte zu «verneinen. Wir Deutsche Haden in jeder Beziehung oft genug gefehlt, indem wir in Grundfragen unseres Glückes, ja unseres Daseins geglaubt haben, mit unzu reichenden Kräften durchzukommen. Die heutige Not aber darf uns diesen Fehler nicht wieder begehen lassen. Das Losungs wort des erwachenden Deutschland ist und muß sein: Alle Mög lichkeiten, im Kampf gegen die Verelendung vorhandene Kräfte einzufetzen, müssen heute verwirklicht werden. Anter den Mög lichkeiten aber ist die Einführung der allgemeinen und gleichen Arbeitsdienstpflicht die erfolgversprechendste und größte, denn die von ihr erschaffenen Vermögenswerte werden den Staat in die Lage versetzen, sich mit der Zeit aus der Bankrottwirtschaft zu erheben und sein Ansehen im In- und Auslande zu festigen. Alle Schwierigkeiten wirtschaftlicher, technischer und orga nisatorischer Natur sind zu überwinden. Kein Volk ist so in der Lage, dieses Werk gewissermaßen aus der Erde zu stampfen wie Las deutsche Volk, besten Organisationsfähigkeit von allen Völkern der Welt gerühmt wird. Kein Volk ist in der Vage, mit einer solchen Schnelligkeit, wie Deutsche es können, das Führerkorps zu schaffen, unter Lessen Leitung Lie deutsche Jugend zu einem Heer der Arbeit umgewandelt werden soll. Andererseits aber wird auch dem Militarismus der verblendeten Siegerstaaten kein größerer Stoß versetzt, als wenn Deutschland in der Welt vor angeht, die Arbeit der kraftstrotzenden Jugend für das entkräftete Alter und alle arbeitsunfähig gewordenen Teile des Volkes für sorglich einzusetzen. Denken wir uns in den Zustand Ler Zu kunft, daß die ÄrbeitsLienstpflicht ein Bestandteil des deutschen Volkslebens wird, dann haben die Staaten ihren Sinn ver loren, welche die Arbeit ihrer Jugend für Len nach der Nieder werfung Deutschlands zwecklos gewordenen Militarismus ein setzen. Die Sehnsucht der Völker nach dieser größten aller Er rungenschaften wird die Umwandlung des unproduktiven Heeres dienstes in Lie produktive ÄrbeitsLienstpflicht herbeisehnen und der Militarismus selbst eines Frankreich wird an feiner inneren Hohlheit und Sinnlosigket zugrunde gehen. M rs. Mi Segln« «er llMMsnirslle Die Botschafterkonferenz zur deutschen Note. Die Mitglieder der Botschafterkonferenz in Paris haben sich in deren letzten Sitzung unter Vorbehalt derAu-stimmung ihrer Regierumgen über die große Linie der Antwort auf die deutsche Note vom 30. Juni, betreffend die interalliierte Militärkontrolle in Deutschland, verständigt. Obwohl über den Inhalt dieser Antwort größtes Stillschweigen beob achtet wird, glaubt man in unterrichteten Pariser Kreisen zu wissen, daß die Botschafter auf dem Standpunkt stehen, daß die interalliierte Militärkonkrollkommission ihre Aufgabe bis zum 30. September nicht zu Ende führen könne. Es wurde beschlossen, daß die neuen Kontrollmaßnabme« in Deutschland am 20. Juli beginnen sollen. vir klniaüung zur Lomloner Ssnlmuf. Französische Mißstimmung gegen England Die Einladung, die die englische Regierung zur Teil nahme an der Londoner Konferenz den interessierten Mächten hat zugehen lassen, erregt in der öffentlichen Mei- nung Frankreichs schweren Anstoß. Zunächst wird be mängelt, daß sie nicht auch an Frankreich ergangen ist, hauptsächlich aber ist -man darüber aufgebracht, Laß ihr vier Memoranden beigegeben waren, in denen vier Punkte als Ziel nnd voraussichtliches Ergebnis der Konferenz be zeichnet wurden. Man verwahrt sich dagegen, daß hier über etwa eine Verständigung zwischen Herriot und Mac donald in Chequers stattgefunden habe und läßt deutlich durchblicken, daß man mit den englischen Absichten nichts weniger als einverstanden ist. Das französische Ministerium des Äußeren hat sich beeilt, zu der Sache Stellung zu nehmen und alsbald amtlich folgende Mitteilung zu ver öffentlichen: „Die englische Regierung hat soeben den interessierten Mächten die Einladungen zu der Konferenz von London am 16. Juli zugehen lassen. Da die französische Regierung als tatsächlich eingeladen betrachtet wird, hat sie diese offi- zielte Einladung nicht erhallen. Sie hat aber von dem Inhalt des Dokumentes Kenntnis erhalten. Die verschie denen Punkte, die darin entwickelt werden müssen als aus schließlich britische Vorschläge betrachtet werden, welche in keiner Weise Gegenstand eines vorherigen Übereinkommens zwischen den Regierungen bildeten." Die französische Negierung sieht also nichts Böses darin, daß sie eine Einladung nichf erhalten hat, weil es derer nicht bedurfte, bekundet aber, wenn auch ruhig, so doch entschieden ihre Gegnerschaft gegen Lie englischen Ab sichten. Einen anderen höchst leidenschaftlichen Ton schlägt hingegen ein Teil der Pariser Presse an. Indessen dürften wir gut tun, diesen Häkeleien keine zu große Bedeutung beizumessen. Seit Versailles sind schon oft Mitzhelligkeiten zwischen Frankreich und England entstanden, man hat sich aber immer wieder geeinigt, zumeist leider auf Kosten Deutschlands. Wir können nur hoffen, -daß wir diesmal nicht wieder die Leidtragenden sein werden. Vie LSnüer Mr aas LutsMen. Nur Mecklenburg lehnt ab. Halbamtlich wird über die Rücksprache der Vertreter den Länder mit der Ncichsregicruug über das Dawes- Gutachten unter dem 3. Juli mitgeteilt: Die Reichs regierung beriet in eingehenden Erörterungen mit den Staats- und Ministerpräsidenten der Länder die Politische Lage unter besonderer Berücksichtigung der Durchführung des Sachverständigengutachtens. MitAusnahme des Vertreters von Mecklenburg-Schwerin erkannten alle Chefs der Länderregierungen trotz schwerwiegender Bedenken gegen manche in dem Gutachten enthaltenen Forderungen erneut das Vorgehen der Reichsregierung, die baldige Durchführung des Sachverstän digengutachtens zu erreichen, als richtig an. Auch die Industrie einverstanden. Der Reichsverband der Deutschen In dustrie teilt mit: Aus dem Wortlaut der Resolutton, die der Hauptausschuß des Reichsverbandes der Deutschen Industrie auf seiner Tagung am 2. Juli d. I. faßte, glaubt ein Teil der öffentlichen Meinung den Schluß ziehen zu können, daß die deutsche Industrie eine veränderte Stellung zum Sachverständigenbericht ein genommen hat. Nichts ist irriger als diese Auf fassung. Der Hauptansschutz hat die Resolution des Vor standes des Reichsveibandes vom 24. April (Zustimmung zum Sachverständigengutachten) vollinhaltlich gebilligt. Gegen die Resolution haben ausgesprochenermaßen nur zwölf Teilnehmer gestimmt. - Kleine Nacktrichten - Bisher keine Einladung an Deutschland. Berlin, 4. Juli. Nach dem »Echo Le Paris" soll die briti sche Einladung mit dem Memorandum über die Verhand lungen von Chequers auch der Berliner Regierung durch den britischen Botschafter zugcstellt worden sein. Dazu ist zu bemerken, daß der Reichsregierung eine Einladung zu der Londoner Konferenz bisher nicht zugegangen ist. Postanweisungen nach dem Ausland. Berlin, 4. Juli. Der Meistbettag einer Postanweisung nach Lem Gebiet der Freien Stadt Danzig, Italien, den Nieder landen, Österreich und der Schweiz ist auf den Gegenwert von IM Rentenmark erhöht worden. Postpakete ohne und mit Wertangabe bis 1000 Frank nach Albanien können jetzt zur Beförderung auf dem Landwege über Österreich oder die Tschechoslowakei abgesandt werden. Neuter-Gedcnkfeicr in den preußischen Schulen. Berlin, 4. Juli. Aus Anlaß der 50. Wiederkehr des Todestages Fritz Reuters am 12. Juli hat der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung angeordnet, daß in allen Schulen vor oder nach den Ferien in geeigneter Weise Les Dichters gedacht werde. Ein frühe.er Bürgermeister unter MeineldSanttage. Sttndm 4. Juli. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den frühere» stellvertretenden Bürgermeister Beigeordneten Kriedrib Sohle in Gardelegen wegen wissentlichen Meineides in zwei Fällen zu einem Jahr Gefäng nis und dreijährigem Ehrverlust. Söhle hatte in einer von ihm in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Wohnungs kommission gegen eine Arbeiterin angestrengten Beleidigungs klage eidlich in Abrede gestellt, der Beklagten unsittlche An träge usw. gemacht zu haben. Die Verteidigungsreden im Graff-Prozeß. Stettin. 4. Juli. Im Grasf-Prozeß begannen heute die Plädoyers der Verteidiger. Der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Meyer führte aus, daß die Angeklagten keine Mörder sein und höchstens wegen Totschlags besttast werden könnten. Die von der Anklagcbehörde vertretene Ansicht des gemeinschaftlichen Mordes finde in der Beweisaufnahme keine Stütze. Schließung des Regierungsgebäudes in Düsseldorf. Düsseldorf, 4. Juli. Infolge der Beschlagnahme eines großen Teiles des Rcgicrungsgebäudes durch die Be satzung ist eine Stillegung der Verwaltungsgeschäste vorüber gehend unvermeidlich geworden. Das Regierungsgebäude ist des halb vom Samstag, den 5. bis Samstag den 12 Juli einschließ lich für jeden Publikumsverlehr geschloffen werden. Ob über diesen Termin hinaus einzelne Verwaltungszweige stillgelegt oder verlegt werden, soll noch bekanntgegeben werden. Die Organisation C. vor dem französischen Kriegsgericht. Dortmund, 4. Juli. Das französisch« Kriegsgericht hat 17 junge Deutsche, die beschuldigt waren, der hiesigen Organi sation Wiking-bund, der nach französischer Ansicht eine Neuauf lage der Organisation Consul ist, angehört zu haben, zu Strafen von 1 Monat bis zu 2 Jahren Gefängnis mcd zu Geldstrafen von 500 bis 1000 Goldmark verurteilt Vier An geklagte, denen Anwerbung für den Wikin-gbund vorgeworfen wurde, sind zu je 10 Jahren Gefängnis und 50 OM Goldmark Geldstrafe verurteilt worden. Vor einem deutsch-französischen Handelsvertrag? Paris, 4. Juli. Die Handelsabteilrmg des Außenministe riums und das Handelsministerium beschäftigen sich mit dem Entwurf eines mit Deutschland abzufchließen-den Handels vertrages. Der Handelsminister hat dem Ministerpräsidenten im Laufe des gestrigen Tages in dieser Angelegenheit Bericht erstattet. Abgeordneter Erkelenz in Paris. Paris, 4. Juli. Reichstagsabgeordneter Erkelenz, der Vor sitzende der Demokratischen Partei, ist in Paris eingetroffen, um sich über die politische Situation u» Frankreich persönlich zu unterrichten. i Neues aus aller Mell k Besucher Berlins im Juni. Nach amtlicher Feststellung babeu 84 635 Fremde Berlin im Juni besucht, davon rund 9000 Ausländer, an erster Stelle 1422 Amerikaner, 900 Öster reicher, 888 Russen, 705 Holländer, 678 Schweden usw. Unterricht im Grunewald. Mit Erlaubnis des Pro vinzialschulkollegiums hält eine Berliner Schule wäh rend Les Sommers für je vier Wochentage ihren Unter- richtim Grünen. Die gemachten Erfahrungen sind gut. Es hat sich allerdings herausgestellt, daß der Unterricht im Freien für Lehrer und Schüler anstrengender ist. Aber auf der anderen Seite sind viele Kinder, die bis jetzt schwer an Kopfschmerzen litten, vollständig von ihnen befreit worden. Neue Erdölquelle bei Hannover. Die Gewerkschaft Eoncordia, die umveit der beiden Evdölquellen Nien hagen und Elworath eine Bohrung niederbringt, hat die von allen Fachleuten als Hauptöllager bezeichnete zweite Qlzone erreicht und am ersten Tage bereits eine För derung von etwa 1000 Kilogramm gehabt. Die Boh rung wird fortgesetzt. Der Totengräber ist arbeitslos. In Alken an der Mosel hat sich im Laufe Ler letzten 13 Monate kein ein ziger Todesfall ereignet. Der Totengräber hat daraufhin dieser Tage der Gemeindeverwaltung in einem Brief -mitgeterlt, daß er fein Amt niederlege; denn er wolle sich fein Gehalt nicht schenken lassen und es scheine tatsächlich, daß in Alken absolut niemand sterben wolle. Wahnsinnstat einer Mutter. In Würgsdorf bei Hirschberg legte die Frau des Landarbeiters Ulber in einem Anfall von Geistesstörung ihr zweijähriges Kind auf eine g lü h e nd e P l a tte, um es zu töten. Nachbarn befreiten das Kind aus seiner entsetzlichen Lage. Das Kind starb jedoch. Als die Mutter wieder zur Besinnung kam. verübte sie aus Gram Selbstmord. T>er Elefant im Porzellanladen. Bei einer Hoch - zeitsfeier in Ober-Lindow bei Guben fuhr das Auto mobil eines an der Hochzeit Teilnehmenden in die vor dem Hause stehende Hochzeitsgesellschaft. Eine Teilnehmerin an Ler Festlichkeit wurde getötet, vier Personen sind schwer, sechs leichter verletzt. 13 Morde auf dem Gewissen. Dem in Hannover ver hafteten Massenmörder Haarmann hat die Polizei bis jetzt 13 Lustmorde nachgewiesen. Die Fest stellung der Verbrechen erfolgt mit Hilfe der Eltern vermißten junger Leute, die bei der Polizei Lie gefundenen zahllosen Kleidungsstücke sichten und das ihren Kindern gehörige Eigentum feststellen. In einem besonders schauerlichen Falle erkannten die Eltern an der Zahnlücke eines ausgegrabenen Totenschädels die Leiche ihres Kindes. Nichts Heiliges ist mehr! Von der Besatzung in Mülheim- Ruhr wurden Lie im Gymnasium angebrach ten GeLenktafelnaüf denen die Namen der im Welt kriege gefallenen früheren Schüler und Lehrer ver zeichnet sind, beschlagnahmt. Die Ablieferung, mußte er folgen. Opfer des „Borknmlicdes". Der Badedirektor -des Nordseebades Borkum ist seines Amtes entsetzt worden. Die Ursache hierfür ist das Spielen des anti semitischen Borkumliedes, das trotz des behörd lichen Verbotes auf Veranlassung des Ba-dedirektors vor» der Kurkapelle weitergefpiett wurde. Heftiges Erdbeben. Auf der Hamburger Hauptstation für Erdbeben Hürde ein außerordentlich heftiges Erd beben aus 6100 Kilometer Entfernung registriert. Die Aufzeichnung läßt auf einen Herb inJnnerafien schließen. Ein anderes starkes Erdbeben gelangte am 30. Juni aus 8100 Kilometer Entfernung zur Aufzeichnung^ Auf ein Erdbeben im Antipodengebiet des Stille nOzeansist endlich noch eine sehr bemerkenswerte Registrierung zurück zuführen, welche am 26. Juni einsetzte. Geständnis aus dem Totenbett. Auf dem Sterbebett hat Lie hochbetagte Josefa Karam aus Hollenstein (Öster reich) -dem Geistlichen das Geständnis abgelegt, daß sie ihre Dienstherrin, Frau Konessek, Ler sie mehr als ein Jahrzehnt
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