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AMmfferÄMM D« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze«, de« Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Moste». s für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. vir 8-rspalte«r ^tumZeUr MGoidpfenvig, di« Lyefvaiteve?-eile Der amMckenVekannnnackvnye?-4vEol-- pfrnni«, dttS,esp«ltencRekLa«r^«e i« texrlichen Tei!« !00 Goldviennig. Siachweisungsgebühr 20 Molk Pfennige. Dor- gefchrirbeneErlcheinrmyL- rage und Plavnonchriste» »erdm »ach W»»u<h»i«i- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig!. An,rtsni- anvahmedrsvoem.lv Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten «ureigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radananfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Alage etngezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen ncvnren alle Vermittlungsstellen entgeges. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, NS» N.NL.SL^L,«.:^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Ml» L-schSSrftcll-n —— »-hm«n z« jeder Zeit e»I»«--n Um SKle bSbercr Dewalt, «eie, oder sonftiger BetriebotiSemize» besteht »ei« Aufpruch auf Liefer»», st«z«itu», »der «itv>»hbe, «erugaoreise«. - «»chsenbu», rin,es°ndler SchrtststSche erfolg »»-. wen» Porto »eilie,t. Nr. 240. — 83. Aahrgavg Tclegr.-Adr.: dAmtsblatt" WilsbrNff-DresdeR P°w»-°k: Dresden 2640 Sonntag, 12. Oktober 1924 Wische M deutsche Krisen. Auch das englische parlamentarische Le« ben fließt nicht mehr in der ruhigen wellenförmigen Be wegung dahin wie früher, seitdem neben den zwei alten Parteien erst die Iren, dann vor allen Dingen die Arbeiter partei Boden gewannen. Damit war das Wechselspiel zwischen Konservativen und Liberalen zerstört. Die Wahlen, die dem Kabinett Baldwin den Sturz brach ten, haben auch die Unmöglichkeit veranlaßt, in der alten Form, also auf Grund einer klaren Mehrheit, im Parla ment weiterzuregieren. Es trat ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen jenen alten Parteien und der Arbeiterpartei ein; diese, weil sie eine starke Vermehrung ihrer Mandate erzielt hatte, übernahm die Regierung und führte sie — freilich nur so lange, als die andern das duldeten. Macdonald hat niemals eine zuverlässige Mehrheit im Parlament gehabt, sondern lebte nur von der Gnade der Opposition; freilich war diese Opposition in sich gespalten, so daß der Ministerpräsident mit wechseln den Mehrheiten arbeiten konnte. Gefährlich wurde die Lage erst, als sich diese Opposition in einem Punkte ge einigt hatte, nämlich in dem, die Arbeiterregierung zu stürzen. Ob dies gelungen ist, wird erst der 29. Oktober, an dem die Neuwahlen stattfinden sollen, entscheiden, denn die Entscheidung ist durch die Auflösung des Parlaments in die Hände des englischen Volkes zurückverlegt. Ohne weiteres ist sichtbar, wieviel Ähnlichkeiten die englische und deutsche Regierungskrise mitein ander haben. Hier wie dort stützt sich das Kabinett auf eine Minderheit, lebt von der Gnade der Mehrheit, fristet sein Dasein, solange sich die Opposition, die in sich ge spalten ist, noch nicht hat einigen können in dem einen Punkt, nämlich, das Kabinett der Minderheiten zu stürzen. Nur liegt der große Unterschied zwischen beiden Ländern darin, daß Macdonald der Krise dadurch ein schnelles Ende bereitet hat, daß er das Parlament auf - löste, während bei uns um dieses Durchhauen des Gor dischen Knotens sorgfältig herumgegangen wird und die Krise im Dauerzustand bleibt. Vielleicht ist inDentsch - land aber eine solche Lösung deswegen kaum möglich, weil bei der Auflösung des Parlaments etwas Ent scheidendes doch nichtherauskommen würde. Würde Reichskanzler Marx glauben, auf Grund von Neuwahlen eine zuverlässige Mehrheit im Reichstag zu bekommen, so würde er zweifellos auflösen; aber er Hai diesen Glauben selbst nicht. Niemand hat diesen Glau ben, sondern jeder ist überzeugt, daß sich das Aussehen des neuen Reichstages nur ganz unwesentlich von dem des augenblicklich bestehenden unterscheiden würde. Denn der Deutsche wählt ja nicht so, daß er mit seiner Stimmabgabe ein Urteil fällt über die Leistung bzw. die Fehler der Regierung, ihr sein Vertrauen bzw. Mißtrauen ausdrückt. wie es der Engländer tut, der sich durch irgendwelche Ver sprechungen für die Zukunft nicht beirren läßt. Der Deutsche entscheidet sich nach dem Programm dieser oder jener Partei. Macdonald richtet also einfach die Frage an den englischen Wähler: Billigst du das, was ich in der Zeit geleistet habe, da ich am Steuerruder des eng lischen Staatsschiffes stand? Habe ich Erfolge gehabt? Soll ich auf dem Wege, den ich gegangen bin, weiter fort- fchretten? Unter solchen Umständen ist es nicht so schwer, Neuwahlen, also die Entscheidung des Volkes, herbeizu führen, weil die Fragestellung einfach und damit die Be antwortung klar ist. Von Schlagworten, Versprechungen, zum Hnumel greifenden Verheißungen ist bei einem solchen englischen Wahlkampf überhaupt nicht die Rede. Mac- douald kann auf mancherlei Erfolge Hinweisen: ob frei lich das englische Volk sich diese Beurteilung zu eigen machen wird, ist eine Frage, die erst der 29. Oktober ent scheidet. Darum kann man auch in England den Wahl termin schon auf einen nahen Tag legen, der einen langen erbitterten Wahlkampf verhindert, diesen stark abkürzt. Vor Überraschungen ist man ja freilich, wie überhaupt iu der Politik, so auch in dem Urteil des englischen Volkes trotz seiner den europäischen Durchschnitt überragenden politischen Nüchternheit auch nicht sicher. Gewiß hätte die deutsche Regierung Marr bei einer etwaigen Auflösung und Neuwahl im Wahl kampf auf mancherlei Erfolge hinzuweisen, bloß weiß man nicht, ob diese Erfolge von heute auch Erfolge von mor gen sind. Die Regierung Marx hat aber auch Angriffs flächen, und wahrscheinlich würden in den Wahlkampf Schlagworte hineingetragen, die mit der augenblicklichen Veranlassung der Krisen und der dadurch etwa hcrbeige- führien Auflösung des Reichstages nur lose zusammcn- hängen. Man braucht nur an die Fragen der Agrar- schutzzölle und des Achtstundenarbeitstages zu denken. Und die ganze Situation wird dadurch nicht gerade erleichtert, daß bei uns nicht drei, sondern ein ganzes Bäckerdutzend von Parteien gegen- und durchein ander arbeiten. In England hat vielhundertjährige Gewöhnung an den organisch gewachsenen Parlamentarismus es zwangs- lüuiig mit sich gebracht, daß dieser Parlamentarismus sich einsügt in das Leben des Staates, ihn stützt und trägt, ibn nicht hemmt, wie es in Deutschland noch nicht ganz ver- Vie MleMevemngutigeli unterLLichnet Gewaltige UrberLeieknung in Amerika (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) London, 11. Oktober. Die Verhandlungen über die Aufbringung der 800 Millionen-Anleihe an Deutschland sind gestern abgeschlossen worden. Das Protokoll ist von den Ver tretern der beteiligten Staaten unterzeichnet worden. Ueber die Bedingungen sind bis zur Stunde Einzelheiten noch nicht zu erfahren. * Vor seiner Abreise von London hatte Owen Doung Unterredungen mit dem Gouverneur der Bank von Eng land, mit dem deutschen Finanzminister Dr. Luther und den anderen beteiligten Persönlichkeiten. Überall herrschte die beste Stimmung. Alles, was noch fehlte, war die end gültige Zustimmung von einem oder zwei Ländern zu der ihnen zugeschriebenen Summe. Es steht fest, daß die Anleihe zu einem Kurse ausge geben wird, der bei einer normalen Verzinsung von 7 den Zeichnern rund 8 A Ertrag bringen wird. Die Anteile sind folgendermaßen geregelt worden: England 12 Mil lionen Pfund, Frankreich 3 Millionen Pfund (in Gold frank), Belgien Millionen Pfund, Holland 2 Millionen Pfund, Schweden 1>L Millionen Pfund, die Schweiz 11L Millionen Pfund, Italien 1)4 Millionen Pfund. In Newyork traf die formelle Bestätigung der zurzeit in London weilenden Vertreter des Bankhauses Morgan ein, daß die Anleihe am Dienstag gleichzeitig in Newyork und in London aufgelegt werde. An der Spitze des ameri kanischen Syndikats stehen die Banksirmen Morgan, Kuhn Löb u. Co., die First National Bank, die National City Bank. Fast 400 Banken aus allen Landesteilen haben ihre Zulassung zur Transaktion nachgesucht, übereinstimmend wird berichtet, daß das Interesse an der Anleihe allgemein über erwarten groß ist. Es wird mit rascher Überzeichnung gerechnet. Jetzt schon laufen bei den Banken beträchtliche Aufträge ein. Ium Abschluß -er Verhandlungen. (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) London, 11. Oktober. Trotzdem über den Inhalt des gestern in London unterzeichneten Anleihevertrages nichts amt liches verlautet, sind aus gut unterrichteter Quelle doch ver- ! schiedene Einzelheiten bekannt geworden. In dem Vertrag ha ben die Banken keine Verpflichtung übernommen, die Anleihe voll zu zeichnen, falls die vom Publikum nicht ganz ausge nommen werden sollte. Sie wird zum Kurse von 92 Prozent und bei einem Zinsfuß von 7 Prozent aufgelegt werden. Die Anleihe wird nicht vor Montag zur Zeichnung aufgelegt werden, auch soll vor Montag keine offizielle Ankündigung erfolgen. Dieser Beschluß ist auf den Wunsch der Bank von England hin gefaßt worden, da die Bank wegen des Wochenendes sich für die Durchführung dieser Maßnahme emsetzte. Ueber dis sonstigen . Einzelheiten ist bisher nichts zu erfahren gewesen. Man ist all- ; gemein davon überzeugt, daß die Anleihe mit Leichtigkeit unter- s gebracht werden kann. Die Reparationskommission muß jetzt z nur noch ihre Genehmigung zu dem Anleihevertrag erteilen, was - schon in kürzester Zeit zu erwarten ist, zumal da Owen Poung sich gestern nachmittag nach Paris begeben hat, um über diese j Angelegenheit zu verhandeln. London, 11. Oktober. Reuter knüpft an die Mitteilung, daß die Abmachungen zur Aufbringung der deutschen Anleihe unterzeichnet sind, folgende Bemerkungen: Die gesamte Anleihe wird von der Reichsbank auf das Konto des Generalagenten für die Reparationszahlungen eingezahlt. Frankreich, das sich mit 3 Millionen Pfund an der Anleihe beteiligt, wird während des ersten Jahres Sachlieferungen von 20 Millionen Pfund er halten. Die englischen, französischen, amerikanischen, belgischen und deutschen Bankiers und Beauftragten, waren schon gestern meidbar geworden ist. Soverytndert bet unsdasParlament manchmal die schnelle Herbeiführung von Entscheidungen, die für das staatliche Leben von größter Wichtigkeit sind. Die Parteien führen ein Eigenleben eigensinnigster Art, ohne selbst geringfügigere Ziele zurückstellen zu wollen. Der Deutsche ist der Systematiker und der Engländer der Praktiker des Parlamentarismus. Immer «sch VerhsMnM Berlin, 10. Oktober. Heute vormittag empfing der Kanzler im Beisein der Minister Stresemann, Jarres, Hamm und Gras Kanitz die Führer der Koalitionsparteten. In der Be sprechung betonten sowohl die Demokraten wie auch das Zentrum, daß sie im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Er weiterung der Reichsregierung nach rechts durch Ausnahme der Deutschnationalen für untunlich halten. Vom Zentrum wurden dem Vernehmen nach als Gründe voraebrackt: Ge- - vormittag in der Bank von England zur Unterzeichnung des Ab- t kommens zusammengekommen. ver smenksnifche Kniest bereits um > MMisrcke vollsr Uberreirbnet. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". New-Vork, 11 Okt Wie der World meldet, ist der amerikanische An teil der deutschen Anleihe bereits um 1 Milliarde Dollar überzeichnet worden. Frankreichs Beteiligung an der deutschen Anleihe. Paris, 11. Oktober. Gestern vormittag hat im Finanz ministerium eine neue Besprechung zwischen dem Finanzminister und Vertretern der französischen Banken in der Frage der Be teiligung Frankreichs an der deutschen Anleihe stattgesunden. DieSachverständigen vorder Reparations kommission. (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes") Paris, 11. Oktober. Die Reparationskommission ist gestern vormittag zu einer längeren Sitzung zusammengetreten, in deren Verlauf der französische Ingenieur und Kommissar der neuen Eisenbahngesellschast Levevre gehört wurde. Dieser er stattete Bericht über seinen Aufenthalt in Deutschland. Um 3 Uhr nachmittags ist Owen Mung, der soeben von London zurück gekehrt war, vor der Repko erschienen. Die Sitzung dauerte bis nach 8 Uhr. Man mißt ihr große Bedeutung bei, da von ihrem Verlauf abhängt, ob die Reparationskommission am nächsten Montag zur zweiten Feststellung über die Ausführung des Sachverständigenberichts schreitet. Gegen 10 Uhr abends wurde eine Erklärung ausgegeben. Owen Houng erteilte Auskünfte über die Maßnahmen, die Deutschland und die verbündeten Ne gierungen zur Ausführung des Sachverständigenberichts ergrif fen haben. Weiter berichtete er über den Verlaus der Londoner Verhandlungen, die über die 800-Millionen-Anleihe geführt wurden. Vie UebsrisIM nach iVmeriks sbermsls sbgefsgt Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Friedrichshafen, 11. Oktober. Die Ueberfahrt des Zeppelinluftfchiffes nach Amerika ist heute morgen 8,35 Uhr ab gesagt worden. Ein amerikanisches Lenklustschiff verunglückt. Berlin, 11. Oktober. Der Lokalanzeiger meldet aus Neuyork, daß das Militärluftschiff T. C. 2, das gestern aus Aberdeen in Maryland angekommen war, verunglückte. Als es sich in einer Höhe von 150 Fuß über Long Ley Field befand, explodierte eine mitgeführte Bombe und brachte die Gasfüllung in der seidenen Hülle des Luftschiffes zur Entzündung. Das Luft schiff stürzte zu Boden. Die Mannschaft hatte keine Zeit mehr, die Fallschirme zu benutzen. 2 Offiziere wurden ernstlich, 3 Unteroffiziere leicht verletzt. fährdung der 800-Millionen-AnleiYe, Gefährdung der privaten Kredite, Rücksicht auf das besetzte Gebiet und aus die bevor stehende Umbildung der englischen Regierung. Später kamen die Vertreter der Sozialdemokraten zum Kanzler, der ihnen vom Stande der Dinge Kenntnis gab. Die Sozialdemokraten selbst führten aus, ihre Wünsche be wegten sich durchaus im Rahmen der Richtlinien des Reichs kanzlers. Dagegen hätten die letzten deutschnationalen Er läuterungen ihrer ganzen Formulierung nach nur den Zweck, die von dem Reichskanzler aus Grund seiner Richtlinien ge wünschte Negierungserweiterung unmöglich zu machen. Sie fielen aus dem Rahmen der Richtlinien des Reichs kanzlers heraus. Die Sozialdemokraten sähen deshalb den Plan Les Kanzlers aus Bildung einer Volksgemeinschaft als gescheitert an. Der Reichskanzler soll angeblich dazu er klärt haben, er könne die Aussassung der Herren nicht enl- k r ä s l e n. Zuletzt fand noch eine Aussprache des Kanzlers mit den Beauftragten der Deutschnationalen Volks- Partei statt. Nach der offiziellen kurzen Mitteilung darüber