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Wilsdruffer Tageblatt : 07.08.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192408078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240807
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-08
- Tag 1924-08-07
-
Monat
1924-08
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.08.1924
- Autor
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Ein Ehrenmal siir die Kriegsopfer. Welcher Art soll es sein? An demselben Tage, an dem in öffentlichen Feiern der Ovfer des Weltkrieges gedacht wurde, haben, wie man weiß, Reichspräsident und Reich sregterung einen Aufruf erlassen, in dem die Errichtung eines Ehrenmals für die Gefallenen angekündigt und um Spenden für diesen Zweck geworben wird. Der Plan der Errichtung eines Kriegserinnerungs males ist nicht neu: er tauchte schon vor zwei Jahren auf, mußte dann aber zurückgestellt werden, da Ruhrkampf, In flation und andere Dinge die Ausführung, wenn auch nicht unmöglich gemacht, so doch sehr erschwert hätten. Aber damals schon beschäftigte man sich lebhaft mit der Frage, wo denn etwa ein solches Ehrenmal aufgestellt werde» könnte. Während die einen die Paulskirche in Frankfurt a. M., die erste Stätte des deutschen Neichsgedankens und des deutschen Parlamentarismus, in Vorschlag brachten, traten andere für den auf einer Seite von der französischen Botschaft flankierten und nach dem Tiergarten zu durch das Brandenburger Tor abgeschlossenen Pariser P l a tz in Berlin ein. Da der Plan keine feste Gestalt angenommen hatte, konnte die Regierung damals natürlich nicht entscheidend eingreifen. Wie sie sich die Sache jetzt denkt, ist auch noch nicht ganz klar. Festzustehen scheint nur, daß für die Auf nahme des Ehrenmals in erster Linie Berlin in Frage kommen soll. In dem Mal müßte vor allem zum Aus druck kommen, daß es von der Gesamtheit des Volkes — also nicht etwa von einer einzelnen Volksschicht oder Parteigruppe — errichtet worden ist. Vor zwei Jahren schlug jemand ein „Haus der Einigkeit", zu dem jeder Deutsche einen Ziegelstein beisteuern sollte, vor — und das war durchaus kein schlechter Gedanke. Dem heiligen Zweck, dem es dient, müßte das Ehrenmal schon durch seine äußere Gestalt und durch die Stelle, an der es er richtet wird, ahnen lassen. Schwierige, dem Volke unver ständliche Symbolik wäre bei dem Bau unter allen Um ständen zu vermeiden. Wie die angekündigte Geldsammlung in die Wege ge leitet, und welche Summe aufgebracht werden soll, dürfte vielleicht schon in nächster Zeit bekanntgegeben werden. kugM-ruMer Zwiespalt Abbruch der Verhandlungen. Die seit Monaten im Gange befindlichen englisch russischen Verhandlungen sind plötzlich in überraschender Weise abgebrochen worden, nachdem kurz vorher noch ge meldet worden war, daß sich Ansätze zu einer endgültigen Vereinbarung gezeigt hätten. Nachdem die Ausschüsse der englisch-russischen Konferenz in London zwei Tage ge arbeitet und eine sich daran schließende Vollsitzung bis Dienstag gedauert hatte, erklärten sich die Russen außerstande, die englischen Anträge zum Vertragsentwurf anzunehmen. Dadurch war eine Einigung ausgeschlossen und die» Verhandlungen wurden abgebrochen. Irgendein Abkommen wird einstweilen nicht unter zeichnet werden. Das Scheitern der Verhandlungen ist darauf zurück zuführen, daß man sich auf der Konferenz über die von England verlangte Bezahlung der russischen Vorkriegs- schulden an englische Privatgläubiger und die Sicher stellung dieser Bezahlung nicht einigen konnte. Patina. Von Heinrich Federer. Zu Herders Bücherei zeitgenössischer Erzähler „D e r V i en en- korb" (Herder <L Co., Freiburg i. Br.)hat der Schweizer Dichter H. Federer bisher 6 Bündchen beigcsteuert, die eine Gesamt auflage von über dreihundert Tausend Stück erreicht haben. Eine dieser Erzählungen, „Patria", spielt in der harten Be- drückungszeit Irlands durch England: wie Irlands Jugend, ob protestantisch oder katholisch, um die Freiheit der Insel der Heiligen sich verschwur und dafür litt. Aus nachstehender Leseprobe aus „Patria" wetterleuchtet der Grimm solch heim lich versammelter patriotischer „Verschwörer". »..And Weiter geht die Anklage. Im Gefängnis von Castel black ist Friol an den Prügeln der Büttel gestorben. Ins Waisenhaus von Lodsrina werden nur noch englische Waisen ausgenommen, und doch haben die Iren die Anstalt gestiftet. Dem Studenten Middlesghor bot man einen Sekretärposten an, wenn er sogleich antrete, also morgen die Prüfung als Bachelor Nicht mache. Er hätte sie flott bestanden. Das wußten die Herren. Aber er war ein zäher Ire und katholisch. Und er wollte Professor werden. Jetzt ist er unschädlich, denn er hat den Vertrag unterschrieben und ist eben nach London verreist. „Streicht ihn aus unsrem Verzeichnis", ruft Emmet mit eisigem Ton. „Das ist zu stark", wendet Brown ein, „das bricht ihn ganz." »Aann war er vorher schon geknickt", weist ihn Roby ab. „Aber seine Mutter ist eme arme, kranke Spetterin und der Daler ein Trinker. Er tat's für die Eltern", erlaubt sich Brown Nochmals zu entgegnen. „Es gibt zur Stunde keine ärmere Mutter als Irland", gab >Lmmet zurück. „Möge sie alle andern Mütter überleben — auch Vie meinige, die ich doch liebe wie ihr die eurigen." Niemand redete mehr. „Du, Tom, du willst noch etwas sagen, nicht?" „Ich — ja, aber — da kommt er!" . Es klopfte und rutschte wieder vor der Türe. Der Eichelbub Torte wand sich mit einem unbekannten, etwas älteren, Präch tigen Burschen herein. „Daniel O'Connell!" sagte er, den Ka meraden seinen Freunden vorstellend. Unwillig erhob sich dieser vom Boden und sah mit einem gewissen Gefühl gekränkter Würde im Zimmer herum. Emmet stand nicht auf, sondern neigte nur höflich den Kopf und deutete auf eine noch unbesetzte Kiste, wenn O Connell etwa sitzen wolle. Dann nickte er Tom zu, seine Sache auszupacken. Alle suchten im elenden Licht einer Talgkerze und jener Stallampe doch noch etwa einen Schimmer des Weißen Tom- tzesichtes zu entdecken. Man hörte den Dichter gern reden; aber wenn man ihm dazu ins entflammte Gesicht schauen konnte, War es wie eine blühende Illustration zum Text. „Es ist eine ... ich bin nämlich ... ich habe ... es ist eine Hochzeit vom Sheriff noch im letzten Augenblick vor dem Pfarrer ausemandergerissen worden." „Wo?" bat Emmet mit ungewohnter Lebhaftigkeit. „In ... ihr wißt ... ich bin katholisch ... ich gehe aber doch leider nicht zu häufig in die Kirche — aber heute bin ich einmal Wieder zur Beichte gegangen; jawohl, Emmet!" Es waren weit mehr Protestanten hier als Katholiken, und mehr Freigeister als Protestanten. Aber keine Lippe lachte, nicht einmal die stets offenen des Spötters Corbet junior. Man hörte Tom mit einer höflichen Ehrerbietigkeit zu. j kleine Nachrichten j Zrvischcnföll? bei der Antikriegskundgebung in Greifswald. Greifswald, 5. August. In der hiesigen Stadthalle fand die Kommunistische Antikriegskundgebung statt, in der der Franzose Henry Barbusse sprechen sollte. Gleich zu Be ginn der Sitzung kam es zu einem Handgemenge, das sich auf der Straße fortsetzte und in dessen Verlauf einige Schüsse fielen. Es gab verschiedene Verwundete, die teilweise mit der Tragbahre abiransportiert werden mutzten. In der Bürger schaftsversammlung wird eine Interpellation der deutsch- nationalen Fraktion in der Freitagssitzung über die Vorfälle eingcbracht werden. Wie es heißt, soll Barbusse noch in der Nacht unter starker Bedeckung durch deutsche Beamte aus der Stadt abgeschoben worden sein. Deutsche Arbeiterkinder in Frankreich. Paris, 5. August. Nach einer Meldung der „HumanitS" find 23 deutsche Arbeiterkinder in Frankreich cingetroffen und am kommenden Mittwoch werden noch etwa 200 erwartet. Wie man an zuständiger Stelle in Berlin zu dieser Meldung er fährt, hat die Rcichsregierung ihre ursprünglichen Bedenken, die sie gegen die Verschickung deutscher Kinder nach Frankreich hatte, aufgcgeben, nachdem die Internationale Arbeiterhiffe die Organisation dieser Kindcrerholungsreise der Liga für Menschenrechte übertragen hatte. Die Liga für Menschenrechte ist eine internationale Organisation, ihre deutsche Abteilung wird u. a. von Graf Harry Ketzler geleitet. Schweres Eisenbahnunglück bei Warschau. Warschau, 5. August. Der abends 6,40 Uhr cinlaufende Personenzug fuhr vor der Einfahrt auf eine rangierende Lo komotive. Beide Maschinen waren ein Trümmerhaufen. Bis jetzt hat man 59 Tote und Schwerverletzte festgestellt. Außer dem sind noch zahlreiche Personen leicht verletzt. Zwei Weichen steller wurden verhaftet, da man das Unglück auf ihre Fahr lässigkeit zurückführt. Dem Begleitpersonal des Zuges ge lang es, noch rechtzeitig abzuspringen, aber die Lokonrstiv- jührer und Heizer der beiden Maschinen befinden sich unter den Opfern. Von den Insassen des Zuges ist kaum ein ein ziger gänzlich unverletzt. Schlacht zwischen Kommunisten und Sozialisten. Warschau, 5. August. In einer sozialistischen Ver sammlung kam es zu Zusammenstößen mit einer starken kommunistischen Gruppe. Dabei verwundete ein Kommu nist namens Dialy durch einen Messerstich einen Sozialisten und wollte entfliehen. Als einige sozialistische Arbeiter ihn festzuhalten versuchten, gab ein zweiter Kommunist einen Schuß in die Menge ab. Die Kugel traf den Kommunisten Dialy in die Lunge. Es entstand eine allgemeine Schießerei, bei der 11 Personen teils schwer, teils leicht schwer wurden. Kommunist Dialy wurde ins Swital gebracht, wo er kurz darauf seinen Ver wundungen erlag. überfall auf ein polnisches Städtchen. Warschau, 5. August. Etwa hundert Banditen haben nach polnischen Meldungen die russische Grenze überschritten und vas polnische Grenzstädtchen Stolpcy überfallen, das Stadtamt und die Post beraubt und demoliert. Während des Überfalls sind einige Personen ums Leben gekommen und einige ver wundet worden. Die Behörden haben eine Untersuchung ein- geieitet, um die Art und den Charakter des Überfalls sestzu- stellen. Internationaler Bergarbeiterkongretz. Prag, 5. Aug. Der 27. Internationale Bergarbeiterkongreß wurde in Prag in Anwesenheit von über 200 Delegierten er öffnet, die folgende Staaten vertreten: die Vereinigten Staaten, Chore ein junges Paar getraut. Wie schön war die kleine, zierliche Braut im Schleier! Sie stand mit dem stattlichen Bräutigam am Altar, Facher Cornaly hüllte die Stola um ihre verschlungenen Hände und" — „Wie schön ist das!" flüsterte Emmet, „so poetisch!" „Es ist mehr als Poesie", warf jetzt eine lebhafte, große Stimme ein, die man in diesem Stüblein noch nie gehört hatte; „es ist ein Sakrament! Es heißt: Ihr bleibt für immer in Liebe, und wenn das in Gottes Namen nicht sein soll, in treuer Pflicht verbunden, so daß euch nichts als der Tod scheiden kann!" „Es ist wunderbar!" lobte Emmet. „Unlösbare ewige Liebe!" „Und immer schwebt mir dieses Sakrament vor, wenn ich an Erin und sein Volk denke. So unzertrennlich sollen sie ver bunden sein." Ein leiser, vielstimmiger Beifall folgte O'Connells weihe vollem Spruch. Das ist fürwahr ein neuer Redner, dachte Emmet. Er spricht wie ein Dichter, sagte sich Tom. „Und was geschah?" forderte Emmet laut. „Nun fing das herrliche Gebet von dem Rebstock und den Zweigen und von einem Leib in zwei Seelen und einer Seele in zwiefachem Leibe an — als Plötzlich vom Portal ein Halt erscholl und ein Trüpplein Polizisten unheilig genug zum Chor hinaufrannten. Der Mann ist protestantisch, die Frau katholisch; also — hieß es — darf die Ehe nicht statthaben. Es ist gegen das Gesetz, daß ein Protestant sich" in die katholische Gemein schaft hineinheirate. — Und wie sich die kaum Vereinigten auch umklammern, das Militär reißt sie voneinander; der Bräutigam wird ins Kastell geworfen, die Braut in ihre Familie zurück gesandt und samt dem Pfarrer schwer mit Geld gebüßt, — und wir" — Tom erhob die schöne, Helle Stimme wie ein Trompet lein, „wir wissen wieder, daß wir nicht Menschen, sondern Tiere sind. Denn der Engländer darf mit allen Menschen der Welt heiraten, mit Hottentotten, wenn er will. Nur mit dem katho lischen Irländer und mit dem Tier gibt es für ihn keine Ver bindung. — Der Bräutigam, heißt es, habe sich unterwegs entleiben wollen." „Ah! jerras, jerras!" scholl es düster. Alle diese reifenden, mannbaren Burschen blüten auf in einem großen, blutigen Zorn. Emmets lange, eisblaue Augen funkelten furchtbar. „Unterstreiche das, Schreiber Lersby, dreimal unterstreiche es!" herrschte er den Aktuar in der Ecke an. „Das ist die größte Klage heut' abend!" „Mir scheint die kleinste", klang jene lebhafte, große Stimme wieder tapfer durchs Stüblein. Erstaunt und unwillig erhoben sich die blondgeschorenen Köpfe nach dem Sprecher Daniel O'Connell. „Wieso die kleinste?" fragte Emmet finster. „Was hast du gegen uns?" „Ich bin drei oder vier Jahre älter als ihr und bin mit den Studien zu Ende. In London habe ich schon einige glück liche Prozesse an Stelle meines Prinzipals für Irländer ge führt. Bevor ich jetzt eine eigene Advokatenbude in der großen Stadt aufstelle, wollte ich nochmals meine Heimat durchreisen, und da ich gehört hatte, wie die Dubliner eifrige Vaterlands freunde sind, so zog es mich an Händen und Füßen hierher. Denn von niemand, auch in dieser Kammer nicht, lasse ich mich an Patriotismus übertreffen. Wenn ich jetzt ein Rechtsbureau im Antlitz des Feindes errichte, so will ich vor allem Irland damit dienen —" Großvrttanmen, e u t > cy l a uv, Frankreich, Belgien, Tsche choslowakei, Jugoslavien, Holland, Österreich, Ungarn, Polen und Rumänien. An der Eröffnung des Kongresses nahmen auch zwei Minister teil, und zwar der englische Minister Hod ges und der tschechoslowakische Arbeitsminister Srba. Zum Präsidenten des Kongresses wurde der englische Vertreter Smith gewählt. Die ersten Redner sprachen sich für einen im Einstau mft den Lebensverhältnissen stehenden Mindest- lolm aus. s Hus unserer keimst Wilsdruff, am 6. August 1924. Merkblatt für den 7. Anaust. Sonnenaufgang 4^ »Mondaufgang 12° N. Sonnenuntergang 7" f Monduntergang 10" N. 1779 Geograph Karl Ritter geb. — 1848 Chemiker Johann Jakob Freiherr von Berzelius gest. — 1898 Ägyptolog und Romandichter Georg Ebers gest. - 1913 Der Friede zu Bukarest beendet den zweiten Balkankrieg. — 1914 Die Deut schen erobern Lüttich. * Es geht wirklich dem Herbst entgegen, verschiedene Singvögel verlassen uns bereits, auf den Feldern und in den Gärten wirds bis zum Monatsende leerer und leerer. Die Tageslänge ver ringert sich von 15 Stunden 2 Minuten am Monatsanfang auf 13 Stunden 38 Minuten zum Ende, andererseits verlängert die Nacht ihre Däner von 8'/- auf 10'/- Stunden. Für den nun begonnenen Erntemonat könnten wir baldigst heiße Witterung brauchen, nach den Sprichw-orten: „Gibts im August rechten Sonnenschein, so wird die Ernte besser sein." „August ohne Feuer, macht das Brot teuer." Kreishauptmann a. D. Lossow ch. In der Nacht zum Sonn tag ist in Dresden Herr Kreishauptmann a. D. Max Lossow im Alter von 68 Fahren gesto.den. Durch sein liebenswürdiges und vorbildliches Wesen hatte sich der nun Verstorbene die Wert schätzung aller, mit denen er dienstlich wie außerdienstlich in Be rührung kam, erworben. Der Berfassungstag lein voller Feiertag. Es bestehen im Publikum Zweifel darüber, ob der Berfassungstag (11. August) ein voller Feiertag ist. Das ist noch nicht der Fall. Bei den Behörden wird nur Sonntagsdienst!getan. Die IndustrisbetrMe, Geschäfte, Läden usw. aber werden an diesem Tage arbeiten lassen bezw. ofseNhalten wie an Wochentagen. Fahrradmarder am Werke. Nachdem am 6. d. M. in Grumbach ein Fahrrad mittels Einbruchs gestohlen und in den letzten Tagen versucht wurde, lein solches zu stehlen, ist in der ver gangenen Nacht in Wilsdruff mittels Einbruchs ein. Motorrad Marke D. K. W. Lomners-Sesselrad 11/317, 20- PS., Fahr gestell Nr. 2867, Motor Nr. 27 341 der Zschopauer Motoren werke, Rahmen auf schwarz, gestohlen. Für Wiedererlangung sind 50 Mark Belohnung zugesichert. Weiter sind in derselben Nacht in Grumbach zwei Herrenfahrräder gsstohkn worden. Das eine Marke „Presto", Nummer unbekannt, -hat schwarzen Rahmen bau und Felgen, Rotax-FreilaUf, hohe Lenkstange, Hinterer Man tel Continental, vorderer Centrum und neue bunte Satteldecke. Das andere Fahrrad Marke „Diamant" ist! ziemlich neu, hat eben falls schwarzen Rahmenbau, -aber -gelbe Felgen, Torpedo-^Freklaus, hohe Lenkstange, neue Mäntel Continental und dunkelbraunen Sattel „Hammack". Für Wiedererlangung der beiden Räder sind hafte Hörer. „Und kein Tag soll vergehen, daß ich nicht die Schreie Jr« lands durch die Hauptstadt weiterschreie, bis ins Ohr des Parla ments und des Königs. So will ich fechten." „Spiele jeder nach seiner Weise!" sagte Emmet kühl. „Aber deine Weise klingt falsch, edler, kühner Emmet! — Es will mir nicht gefallen, daß ihr in solchen Löchern wie Füchse, rind Marder zusammenkommt, statt unter freiem Himmel oder in einem offenen Saal zu tagen. — Ich schäme mich vor diesem Staub an den Knien. Ich sterbe fürs Vaterland, aber ich rutsche nie seinetwegen, auch zum Versteck nicht. Das Vaterland braucht keine Verstecke. Was wahr ist, darf man offen klagen. Ihr wollt Gewalt, das sieht man. Es nutzt euch sicher nichts und kostet unser armes Land neues Blut. „Seid still!" gebot Emmet mit mächtiger Selbstbeherrschung in das widerstrebende, zürnende Gebaren seiner urplötzlich um«, gestimmten Zuhörer. „Vor allem dürft ihr doch kein Gesetz umstürzen, das gerecht ist, wenn es auch ungerecht gedacht war. Was schimpft ihr so, wegen jener Mischehe? Hat die katholische Kirche sie etwa nicht auch verpönt? Sagt England: Ihr Engländer seid mir zu gut an ein katholisches irisches Ehegespons! — so sagt unsre Kirche:. Ihr katholischen Iren seid mir zu gut an einen Quäker oder Pietisten oder Hochkirchler Englands! Ihr seid mir viel zu! gut, um religiöse Bastarde und Hälblinge und Zwitter zu er-^ zeugen! Ihr seid mir, o Söhne, mit eurem köstlichen uralten! Glauben viel zu gut, um euch an England mit seiner so viels ärmeren Gläubigkeit, ja mit seiner dürren Freigeisterei an der» Hals zu werfen. Ihr gebt zuviel an zuwenig! Mag uns Eng« land von seinen Hochzeiten ausschließen mit Recht oder nicht. Aber die Kirche tut es mit Recht!" „Hier sind fast nur Protestanten, O'Connell!" belehrte Tom schüchtern. „Aber die Liebe ist doch nicht katholisch und nicht reformiert",' stritt Emmet. . „Aber was aus dieser Liebe entspringt, das kommende irische Geschlecht, unsre Zukunft, ist dann auch keines von beiden mehr. Und das wäre Irlands Tod, Freunde!" „Laßt die Religion aus dem Spiel!" schrien einige unwillig? „Nein, nein, die gehört ins Befreiungswerk!" rief O'Connell! feierlich. „Wir Katholiken wollen keine Revolution. Wir wollen? einen Kampf mit den Waffen der Gesetze, der Gelehrsamkeit? der mächtigen Zeitungsartikel und Volksreden, der Wahlen, Klagen, Bitten, Beschwerden und sogar der Drohungen, wenn es anders nicht sein kann. Da lassen wir dem Feind keines Ruhe. Aber wir sind Befreier, nicht Verschwörer. Hier bin? ich — verzeiht mir! — in ein Verschwörernest geraten, wo ich doch meinte, an einen Herd irischer Freiheit zu kommen! —- Ich hoffe, kein Katholik macht da mit." Ein unglaublicher Tumult entstand. Man schob sich mit Ellbogen und Fäusten drohend gegen den älteren Landsmann vor, an dem schon die halb englische Aussprache mißfiel. „Phi lister, Feigling, Quäker", schrie es durcheinander. „Geh und verklag uns doch! — Deine Räte sind für Greise! — Worte, Worte! Was hat Irland bis heute mit Worten erreicht?" O'Connell stand ruhig da, mit einer furchtlosen, aber schmerzhaften Miene. Er war von Augenblick zu Augenblick mehr enttäuscht, je roher diese Gesellschaft ihre wilde Parteifarbs entlarvte. „Wohl, Wohl, jetzt zeigt ihr mir euer wahres Ge sicht", donnerte er in den Trubel. „Ihr ertragt keinen Tadel,
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