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Wilsdruffer Tageblatt : 15.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240115
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-15
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.01.1924
- Autor
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Ena sagte: „Ich liebe die vielen Menschen nicht, auch nicht die laute, lärmende Festlichkeit. Hier ist es etwas stiller. Wollen Sie mir Gesellschaft leisten, Herr Doktor?" „Sehr gerne, Fürstin." „Ich möchte mit Ihnen über so manches plaudern." Heinz von Wallendorf hatte sich in dieser Zeit nicht ge ändert. Nach ein paar Augenblicken des Schweigens fragte er: „Gefällt Ihnen dieser Abend nicht?" „Es ist schön hier! Meine Schwägerin versteht es, Feste zu veranstalten." Lächelnd antwortete er: „Ich höre das „Aber", wenn Sie es auch nicht ausgesprochen haben. Sie veranstalten in Ihrem Heim keine Feste?" „Ich? Nein. Auch Wuka liebt Sie nicht." „Glauben Sie mir, daß ich Sie beide oft beneide?" „Uns?" Ein geguälts Lächeln umspielte die roten Lippen der jungen Frau. „Jal Sie feiern keine Feste, halten sich den Trubel zahlloser Gäste fern und leben ganz zurückgezogen. Das aber kann doch nur dann der Fall sein, wenn das sunae Glück der Flitterwochen sich als dauernd erweist, wenn beide Teile nichts anderes wünschen, als das Glück des Beisammenseins." „Sie finden für dieses Glück so schöne Worte, dasi ich überzeugt bin, Sie werden cs für sich gewiß auch einmal ge- winnen. Wenn ich aber mit Ihnen allein zu sein wünschte, geschah es nicht deshalb, um diese Hymne zu hören." „Verzeihen Sie!" „Fürstin Ena lächelte freundlich. „Natürlich!" „Und worüber wünschen Sie mich dann zu befragen? Womit kann ich mich Ihnen gefällig erweisen? Sie wollen eine Auskunft?" „Sie haben recht!" Fürstin Ena Pascadianu warf einen raschen Mick nach dem Musikzimmer, als wollte sie sich über zeugen, ob sie auch nicht belauscht oder gehört werden könn ten, und fragte dann: „Besuchen Sie Petter Anton ab und zu?" Und als müßte sie sich wegen dieser Frage entschuldi gen, fügte sie hinzu: „Ich kann es nicht vergessen, dass Axel und ich doch nur genießen, was einmal ihm allein bestimmt gewesen war." (Fortsetzung folgt.) «userrorenen, oce Zeugen ruezes epocyemacyenven Ereig nisses sein dürfen. Oder es hat Herr August Lehmann die Absicht, seine Geschäftsfreunde aus Chikago in die Oper zu führen, während Frau Eulalia Müller von einem zwei- tägigen Aufenthalt nach Washington zurückgekehrt ist und in ihrem Hause in der Parkallee wieder empfängt. Dies alles ist von ungeheurer Bedeutung. Dank der großen Zahl heiratsfähiger Töchter, Opernveranstaltungen und Empfänge müssen die Blätter jeden Tag eine ganze Seite für diesen Teil der Weltgeschichte zur Verfügung stellen und Sonntags einen illustrierten Anhang. Die Abteilung „Ehescheidung" ist nicht weniger komplett: Beweise, Ge ständnisse, photographierte Briefe, Porträts, das alles findet seinen Weg in die Zeitungsspalten und wird Ge meingut und prickelnde Lektüre für alle Welt. Ein in Amerika gestrandeter französischer Graf erhält von den Hearst-Blättern ein hübsches Sümmchen, um den Lesern zu erzählen, wie er einer amerikanischen Millionärs tochter ihres Geldes wegen den Hof machte und sie schließ lich heiratete. Eine Varietökünstlerin schildert in den Sonntagsblättern in wöchentlichen Fortsetzungen ihre Er fahrungen mit vier oder fünf bekannten Ehemännern, die ihr bisher in ihrem Leben fortgeholfen haben. Am Tage nach Hardings Tod wurde in den Kinos ein Film mit seinem alten Vater gezeigt. Man sah die Treppe vor dem Hause. Ein Depeschenjunge erschien. Der alte Harding kam heraus und riß das Telegramm auf, das die Nachricht vom Tode seines Sohnes enthielt. Man sah den alten Herm mit den Augen zwinkern und eine schmerzliche Ge- bärve machen. Inszeniert? Vielleicht. Oder stand ein ge rissener Kinomann vor dem Hause und wartete, bis ihm das Wild ins Netz lief? Auch möglich. Wie immer dem sei, man schaut sich das im Kino an und es gibt niemanden, der es absurd findet, daß persönliche Betrübnis gegen Entree gezeigt wird, alle zwei Stunden drei Minuten lang. Das Schmerzbild ist populär geworden. In Newyork wird ein Knabe vermißt. Jeden Morgen erscheinen die Hearst-Blätter mit einem Bilde der Mutter des Kindes: verzweifelt in ihrem Wohnzimmer sitzend oder in der Küche weinend, in ihrem Schlafzimmer betend, vor dem Schrank mit den Kinderkleidern kniend. Und wenn die Kindes leiche am Schluß gefunden wird, dann druckt Hearst das Bild der Eltern ab, wie sie am Tisch sitzen und nach dem leeren Kindersessel starren. Man kann sich fast vorstellen, wie der Hearst-Photograph die Geschichte inszeniert hat. „Ein bißchen mehr Vorneigen!" muß er ausgerufen haben. „Schauen Sie nach dem Sessel!" „Ein wenig ernster!" „So, jetzt einen Moment still!" „Eins, zwei, drei, danke, fertig!" Oder: die Frau des Kommunalbeamten, der wegen seines politischen Vergehens zu zwei Monaten Ge fängnis verurteilt worden ist. Man sieht sie in einem Morgenblatt mit einem Exemplar dieser Zeitung, in der sie den gefürchteten Bericht liest, während sie Tränen in einem Taschentuch aufzufangen sucht. In einem Blatt, das eine Sammlung eingeleitet hat, sieht man auch Annut dargestellt. Eine Frau — der volle Vor- und Zuname wird genannt — hebt die Augen zum Himmel. Ein Kind ist betend an ihr Knie gelehnt. „Vorher" steht darüber, und über einem zweiten Bilde, auf dem dargestellt ist, wie Frau und Kind sich über ein Paar neue Schuhe freuen, steht „Nachher". Das alles ist äußerst emst gemeint. Man schenkt diesen Dingen tiefste Aufmerksamkeit, und kein Mensch nimmt Anstoß daran, daß intiniste Angelegenheiten in das grelle Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Sch f * * - - Vorbeugungsmaßnahmen gegen den Kropf. Zu Rochester im Staate New Bork hat der Stadtrat angeordnet, daß die ' Wasserläufe der Stadt mit großen Quanitäten Iod gesättigt i werden, damit die Bevölkerung gegen den Kropf geschützt wird, der dort epidemisch austritt. Der Beschluß des Stadtrats stützt sich auf die Gutachten der Aerzte, nach denen der Kropf bei der Bevölkerung zu entstehen pflegt, die auf das Trinken von Wasser angewiesen ist, dem der nötige Iodgehalt fehlt, ein Stoff, den ; die Schilddrüse nicht entbehren kann. Ein schweres Automobilungliick ereignete sich an einem , Bahnübergang in Magdeburg. Ein Wagen der Ge« ' meinschaft deutscher Automobilfabriken fuhr durch die < Scbranke und wurde dabei von einem Zuae erfaßt und um- s gerissen. Der Führer konnte sich noch rechtzeitig retten unv erlitt nur kleine Verletzungen. Eine Dame im Wagen wurde mit schweren Verletzungen in das Krankenhaus ge^ schasst. Das Automobil wurde völlig zertrümmert. Zeichen der Not. Aus Düsseldorf kommt die Nach richt, daß der dortige Schlichtungsausschuß seine Tätigkeit eingestellt hat, weil ihm kein Geld mehr zur Verfügung steht. Der Gesamtverband Deutscher Angestelltengewerk schaften hat sofort an den zuständigen Stellen Schritt« unternommen, damit der Schlichtungsausfchuß wieder arbeitsfähig gemacht werde. Großes Schadenfeuer aus der Weserwerft. Auf dem Gelände der Aktiengesellschaft „Weser" in Bremen brach ein Großfeuer aus, das in wenigen Stunden die Tischlereiwerk« stälte zerstörte. Da es sich um eine über 100 Meter lange Halle handelt, die außerordentlich viele wertvolle Holz bearbeitungsmaschinen und außer Holzvorräten auch die beinahe fertige Inneneinrichtung des in Bau befindlichen Dampfers „Lützow" enthielt, ist der Schaden sehr beträcht lich. Personen sind, soweit bisher bekannt, nicht zu Schaden gekommen. Befreiung festgefrorener Dampfer. Die Lage an der Ostseeküste von Kolberg bis Swinemünde hat sich gebessert. Während die Eisbrecher vor Swinemünde anstrengend ar beiteten, trieb der plötzlich einsetzende Ostwind die Eisfläche der See zu, so daß die Schiffahrt vor Swinemünde nicht behindert ist. Im Haff konnten die fest gefrorenen Dampfer befreit werden. .Französische Hilfe für deutsche Kinder. Auf Grund eines Aufrufs des Kardinals Schulte hat die katholische „Internationale Union für Kinderhilfe" ihre Kinderhilf^ aktion auch auf Deutschland ausgedehnt. An dieser Aktion beteiligt sich auch das französische Comitö für Kinder hilfe. Das Comitö, dem Frau Bubost, die Gemahlin des früheren französischen Senatspräsidenten, vorsteht, und zu dessen Ehrenmitgliedern Frau Präsident Millerand, Frau Präsident Deschanel, Kardinal-Erzbischof Dubois von Paris, Löon Bourgeois und andere gehören, hat als ersten Beitrag an die Union 5000 Franken mit der besonderen Bestimmung „für die deutschen Kinder" eingesandt. Anatole France schwer erkrankt. Der berühmte fran zösische Dichter und Schriftsteller Anatole France (sein wahrer Name ist Thibault) ist lebensgefährlich erkrankt. France, der im 80. Lebensjahre steht, hat sich vor kurzer Zeit zum zweitenmal verheiratet. StudentenelenV. Unter den Universitätshörern in Budapest herrscht so großes Elend, daß ein großer Teil der Studenten als Schneeschaufler und Friedhofsarbeiter sein Brot verdienen muß. Die Zahl der Arbeitslosen steigt von Tag zu Tag; die Regierung ist nicht in der Lage, die Ar beitslosen zu unterstützen. Liebesgaben ungarischer Arzte für notleidende deutsche Kollegen. Der Budapester Arzteverband hat dem Leipziger Ärzteverband ein Schreiben übermittelt, in dem er mitteilt, daß die Budapester Ärzte 240 Liebesgabenpakete gesammelt und abgeschickt haben zur Unterstützung bedürftiger deutscher Arzte, die Familien zu erhalten haben. Die Verteilung soll ohne Unterschied der Glaubenszugehörigkeit vorgenommen werden. Die stenographische Jndianerzeitung. Eines der eigen artigsten Blätter der Welt ist die in stenographischen Schrift zeichen gedruckte Zeitung „Kamloops Wawa", die ein im Innern von Britisch-Columbia lebender Jndianerstamm er scheinen läßt. Gegründet wurde das Blatt von dem fran zösischen Missionar Le Jeune, der bei seiner Ankunft ein in tiefster Unbildung dahinlebendes Volk vorfand, das seine eigene Sprache nicht schreiben konnte und von einem Wust abergläubischer Vorstellungen behrrscht wurde. Le Jeune begann damit, die Sprache der Indianer zu erlernen, um dann die Worte nach dem phonetischen Klang in steno graphischen Zeichen in die Schriftsprache zu übersetzen. Die neue „Schriftsprache" erregte bei den Indianern lebhaftes Interesse. Sie eigneten sich die Worte mit überraschender Leichtigkeit an, so daß in wenigen Monaten bereits 500 Eingeborene geläufig schreiben konnten. Der Missionar übertrug zunächst die Bibel und rief dann, da die Zahl der Analphdbethen zusehends abnahm, die Zeitung „Kamloops Wawa" ins Leben. Sie ist ein 16 Seiten kleines Format umfassendes Blatt, das mit besonders gegossenen Schrift zeichen gedruckt wird. Sie enthält allerlei Nachrichten aus dem Leben des Stammes und der Gemeinde und erfreut sich der stattlichen Zahl von 2000 Abonnenten. - Dllme», öMl MS 6M ) Autorennen auf dem Eise. Der Allgemeine Deutsche Automobilklub, Gau I, Berlin-Brandenburg, beabsichtigt, nenn die Wetterlage es gestattet, am 20. Januar für Motorräder und Automobile ein Geschwindigkeitsrennen ms der Eisfläche des Wannsees abzuhalten. Die Prüfung ühn über eine schnurgerade Strecke von 1 Kilometer, wo- u noch je 500 Meter für An- und Auslauf kommen. Im Flugzeug um die Erde. In Washington fanden, wie von dort berichtet wird, jetzt die letzten Beratungen zwischen dem Kriegs- Minister und dem Chef der Fliegertruppe über die Organisation eines Fluges um die Erde statt, der von amerikanischen Militärfliegern t Mitte März angetreten werden soll. Als Flugweg wurde folgende Route festgelegt: Washington, Kalifornien, Alaska, Japan, China, Indien, Persien, Türkei, Paris, London, Island, Grönland, Canada, Washington. Die längste Etappe ohne Zwischenlandung beträgt 1130 Kilometer. Soweit es notwendig erscheint, werden an verschiedenen Orten des Flugweges Material- und Betriebsstoffdepots angelegt. Der Sicherungsdienst auf weiteren Meeresstrecken wird von der amerikanischen Kriegsflotte besorgt. Am Flug werden sich fünf Dou glas-Flugboote mit 400-Pferdestärken-Liberty-Motor beteiligen, die in entsprechender Weise mit drahtloser Funkentelegraphie und Naviga tionsinstrumenten ausgerüstet werden. - Der gesamte zurückzulegende Flugweg beträgt 80000 Kilometer, also fast doppelt so viel wie der Erdumfang am Aequator. „Deutsche Ehrenlegion." Der Wahrheit eine Gasse! Im Sinne 'dieses Kampfrufs der „Deutschen Ehrenlegion" hat der Kgl. Ritt meister a. D. des 2. Leibhusaren-Regts. Adolf-Viktor von Koerber, München, der bekannte deutsche Kampsschriftsteller, ein nur wenige Seiten starkes kleines Heft geschrieben, das als „Ludendorffs groß deutsches Bekenntnis" eine kurze Zusammenfassung der Gedanken unseres großen Heerführers über die großdeutsche Idee in aller Klar heit wiedergibt. Die kleine Schrift entstand als Niederschlag der Be trachtungen General Ludendorffs in mehrfachen, eingehenden, dem Kanzler der Deutschen Ehrenlegion und dem Verfasser gewährten Unterredung und ist zu haben beim „Arbeitsamt für die Deutsche Ehren-Denkmünze des Weltkrieges", Buschheim a. Iller, Schwaben, gegen Erstattung der Reinunkosten, die 2 Goldpfennig betragen. Dort sowie auch beim Vertrauensmann des Ordensvaters, I. V. G. Wasser mann, Rendant auf Rittergut Hirschstein bei Riesa, sind Antrag dogen auf Verleihung der „Deutschen Ehrendenkmünze des Welt krieges" gegen Einsendung einer Fernbriefmarke erhältlich. Aus dem Inhalt des Antragbogens geht alles Wissenswerte hervor. Mit General Ludendorff tragen jetzt an 185 000 Ritter der Ehrenlegion ! die D. E. d. W. am heilig-schwarz-weiß-roten Ordensbande, das Zeichen deutscher Mannestreue. ,- « S/7'eMF^ « - „Zwei Leser": Rockefeller, I. Davison, war der Chef der Stan- dard-Oil-Lompany. Er ward zu Richsord im Staate Newyork am 8. Juli 1839 geboren und wohnte in Newyork, 4 W., 54th Street. Er ist unseres Wissens vor wenigen Jahren gestorben. Carl-Ernst H.: Die ersten Unterseetelegramme mittels Kabels wurden im Jahre 1850 von England nach Frankreich geschickt. „Haussorgen": Das Gefrieren der Fenster kann man verhindern, wenn man sie mittels Leinenläppchen mit einer Flüssigkeit abreibt, die man wie folgt, herstellt: sss Liter 20prozentigen Spiritus, 30 Gramm Glyzerin und 1 Teelöffel Bersteinöl schüttelt man tüchtig zusammen, bis sich alles innig vermischt hat, nach Gebrauch verkorkt man die Flasche gut und bewahrt sie an einem kühlen Orte auf. Wissensdurstiger L. M.: Beides find Hauptstädte in China, Peking wie Nanking. Die erstere ist die Regierungshauptstadt. Peking heißt nördliche Hauptstadt, Nanking: südliche Hauptstadt. Techniker aus L.: Sie haben recht: Quecksilber ist noch ein ver hältnismäßig neues Metall gegen Gold, Silber, Blei, Eisen und Kupfer. Immerhin wurde Quecksilber schon von dem Arzt Theophrast 300 v. Lhr. erwähnt. Ursula Kl.: Um sich vor dem bei Glatteis so häufigen Fallen und seinen nicht immer harmlosen Folgen zu bewahren, vermeide man es, mit dem Absatz zuerst aufzutreten. Man sehe vielmehr zuerst die Zehen auf und drücke den Fußballen fest gegen den kalten Boden, ehe man den Absatz folgen läßt. Kunstfreund in B.: Das Theater der alten Griechen bestand aus einem halbkreisförmigen Zuschauerraum, einem abschließenden Ouergebäude (Bühne) und einem für den Chor bestimmten, da zwischen liegenden Raum, der „Orchestra". SchWalswege. LNSilkan. OoMiügüt 1920 lut. Luv. dl. Links, vrssckon-21. Roman von Matthias Blank. Melbourne war stehen geblieben; die Arme hingen ihm schlaff hernieder, aber die Hände hatten sich geballt. Ein rötlicher Lichtschein huschte über sein Gesicht; es hätte jugend lich, fast gutmütig harmlos ausgesehen, wenn nicht die grün- lich schillernden Augen einen gereizten, hemmungslos em pörten Menschen von nicht gewöhnlichen Leidenschaften ver raten hätten. Die eckig geformten Kinnbacken deuteten auf Entschlossenheit. Da er groß und breitschultrig war, so schien seine Gestalt manchen Frauen eine eigenartig begehrenswerte Schönheit. Er blieb stehen, bis kein Schritt mehr von der sich Entfernenden an sein Ohr drang. Dann straffte sich seine Gestalt; seine leise Stimme klang wie ein verhaltenes Drohen, als er zu sich selbst sagte: „Ich wähnte klug zu sein und erlebe nun, daß man mich wie einen Knaben behandelt. Aber das kann sich ändern; ich habe schon manch verloren ge gangenes Spiel gewonnen. Ich hätte wissen müssen, wie schwach ich vor schönen Frauen werde." Den Kopf gesenkt, als grübele er Gedanken nach, verließ er den Wintergarten. Er wollte niemand begegnen und vermied es, duxch den großen Speisesaal oder das Musikzimmer zu gehen; er ent schloß sich, nicht länger zu bleiben und das Hans unbemerkt zu verlassen. Sein Weg führte ihn auf den stillen Korridor, der zu dem Kleiderablageraum führte, von da zum Treppen zimmer und dann zur Diele. Aus den verschiedenen Räumen klang das Stimmengewirr gedämpft zu ihm. Dann erreichte ihn das Geräusch von Schritten aus größerer Nähe, und schließlich vernahm er eine scharfe, etwas heisere Stimme, wie sie nur in der Erregung klingt. Melbourne blieb zuerst lauschend stehen, dann trat er zurück und stellte sich hinter eine der Säulen. „Ich will Sie hier nicht haben, denn es darf Sie hier niemand sehen. Was sollen meine Gäste von einem solchen Besucher denken?" „Herr Daron, ich kann doch nicht verlangen, daß Sie mich aufsuchen. Das schickt sich doch nicht!" „Verstellen Sie sich nicht! Ich weiß, weshalb Sie kom men. Natürlich ist es das gleiche wie immer." „Wie immer! Ich habe mich lange nicht sehen lassen." „Still! Hier können und dürfen wir nicht davon spre chen. Folgen Sie mir in dieses Zimmer." Die zwei Gestalten waren während dieses kurzen Ge spräches dicht an der Säule vorübergekommen, hinter der Melbourne stand; die beiden ahnten nicht, daß sie beobachtet und belauscht worden waren. Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, trat er wieder hinter der Säule hervor. Seine Augen starrten auf die Tür, sein Mund kniff sich zu sammen. Als er dann weiter ging, huschte über seine Züge ein Lächeln. Er flüsterte vor sich hin: „Das war er! Ein merkwürdiger Besuch; es scheint hier ein Geheimnis zu geben. Frau Ada, ob ich nicht doch die Macht habe, auch diesen Willen zu bezwingen? Ich werde klug zu handeln wissen, sehr klug. Ich muß es schon tun, trotzdem es am klügsten wäre, hier nichts suchen zu wollen." Bei der Kleiderablage ließ er sich Mantel und Hut geben, reichte dem Diener ein Geldstück und verließ die Villa Regensperg. * In demselben Jahre, das seit Anton von Regensperqs Verurteilung verstrichen war, hatte Ena von Regensperg den Fürsten Pascadianu geheiratet. Ihre Schönheit war seitdem noch mehr gereift; das mädchenhafte Wesen war verschwun den, der traumhafte Ausdruck ihrer blauen Augen hatte sich vertieft. In ihrer Ehe war sic viel ernster geworden; nie mand hörte sie mehr lachen. Sie trug ein Kleid non jener vornehmen Einfachheit, wie man sie bei Damen von altem Adel findet, die sich bewußt sind, daß alles Auffällige ge- schmacklos wirkt; ihr Haar, noch von der aokdenen Fülle, war zu einer Helmfrisur aufgesteckt. Ihre Wangen blühten in zarter, jugendlicher Röte, aber ihre Gestalt wirkte frauen hafter. Schwer zu entdeckende, unscheinbare Fältchen an den Mundwinkeln ließen fast zweifeln, ob sie glücklich geworden war. In dem kleinen Empfangszimmer, das zwischen dem Musikraum und der Bibliothek lag, saßen Fürstin Ena und Doktor Heinz von Wallendorf, Adas Bruder, in zierlichen Lehnstühlen.
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