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möchte ich ihren Spuren beschämt und erröten- folgen! Wohl mancher brave, tüchtige Arbeiter ist durch den Ausbau der Ar beitslosenversicherung, die die Sozialdemokratie als ihr besonderes Verdienst in Anspruch nimmt, vor bitterer Not bewahrt worden. Gewiß! Doch: hatsiedurchihreUnfähigkeit, wirtschaftlich zu denken, nicht gerade er st die Arbeitslosigkeit hervorgerufen? Siehat die Arbeiter erst brotlos gemacht, um ihnen dann in Form von Erwerbslo fenunter st ützung ein Almosen indie Hand zu drücken! Freie Bahn dem Tüchtigen! Gewiß, mancher, der sonst heute noch sein Licht unter dem Scheffel stehen hätte, ist bis zu den Höchsten Rangstufen aufgestiegen, manche tüchtige Kraft ist entdeckt worden und hat die freie Bahn beschritten. Mancher, wie auch der „geniale Zeigne r", ist aber von «der obersten Stufe nicht bloß bis auf die Erde, sondern sogar bis in eine Zelle herunter gefallen. Die wirklich Tüchtigen aber werden von ihren eigenen Genoßen vor die Türe gefetzt. Futterkrippen Wirtschaft blüht, und Kor ruption ist die logische Folge! Dahin, wo ,-Friede, Freiheit und Brot" vorhanden sei, wollte die Sozialdemokratie das Staatsfchiff lenken, als sie 1918 das Steuer ergriff. Friede? Nicht im Reiche, nicht im Lande, nicht in der Gemeinde. Skrupellos wird gehetzt. Wehe dem Arbeiter, der es wagt, offen in einer Versammlung eine andere Meinung zu ver treten. „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein!" — Krieg sogar in der eigenen Partei. Ein Dutzend junge, noch nicht ganz reife Redakteure und Lehrer machen mit Stinkbomben Gasangriff gegen ältere, er fahrenere Führer. Alter und Erfahrung werden ver„arztet". — Freiheit? Wehe dem, der anders denkt, als es sein über- altetes Parteidogma vorschreibt. Hoch die Parteidifziplin! Doch weg mit jeglicher freien Meinungsäußerung. — Brot? Acht- stundenarbeitszeit, Streiks, staatliche Mißwirtschaft haben den vollkommenen Zusammenbruch unseres Wirtschaftslebens gebracht, Millionen arbeitsfähiger Deutscher liegen brotlos auf der Straße. — Nein, die letzten Jahre haben uns gebracht NichtFrie de,Freiheit,Brot doch Armut, Knechtschaft,Not. Und was hat die Sozialdemokratie auf kulturellem Gebiet geleistet. Am alten System war nichts Gutes mehr. Daß sie der Kirche gegenüber kein großes Interesse zeigen würde, war ja vorauszusehen. Aber die Schule wollte sie doch viel bester aus bauen, die Erziehung der Jugend in die Hand nehmen. Sind die Erfolge in der ost beispiellosen Verwilderung und Verrohung der Jugend zu suchen? Bei den Mähnenfünglingen in Schillerkragen und der Ziga rette im Mundwinkel, die in sozialistischen Versammlungen oder auf der Tribüne des Landtages auf ein Fingerzeichen des Redners in „tosenden Deisall" ausbrechen, in bürgerlichen Versammlungen gehorsam dem Befehle der Reihe nach „Blutsauger", „reaktio näre Bande" und ähnliche Schlagworte, oft an den unpassend sten Stellen, dafür aber mit desto lauterer Stimme, schreien, die jedem vernünftigen, älteren Arbeiter ein Greul sind, denen selbst Parteigenossen einmal „drei Jahre Komiß" wünschen und auf die der Kladderadatfchreim paßt: „Sie wissen nichts von frei und gleich und brüderlich, Sie sind nur stech, gemein und liederlich!" sieht man die Früchte kommunistischer und sozialistischer Erzieh ungsmethode. Was hat die Sozialdemokratie getan, um die Wirtschaft zu fördern? — Vergeblich wird man nach irgend welchen Er folgen suchen. Meisterlich hat sie es nur verstanden, unter dem Deckmantel „Sozialisierung" und „Arbeiterschuh" die Produk tion zu hemmen, sie zu verteuern, die Industrie konkurrenzun fähig mit dem Auslande zu machen und dadurch die ungeheuere Warenknappheit, Teuerung und letzten Endes den Währungs fall hervorgerusen. Als Folgeerscheinungen eines verlorenen Krieges stellt die Sozialdemokratie diese Verhältnisse zu ihrer Entschuldigung gern bar. Gewiß, nachdem wir den Krieg verloren hatten, mußten wir größere Lasten tragen, doch diese konnten wir nur ohne Zer rüttung unseres Staates tragen unter der Parole: „Die Zähne zusammen gebissen und gearbeitet, gearbeitet und wieder ge- orbeitet." Statt besten kam der Achtstundentag, d. h. die Ein schränkung der Arbeit. Heute wagen die sozialdemokratischen Größen nicht, nachdem sie ihre Torheit eingesehen haben, offen zu bekennen, daß sie gefehlt haben. Das Volk aber erkennt es und wird, wenn auch spät, so aber doch mit naturnotwendiger Sicherheit zu der Erkenntnis kommen, daß es irre geführt wor den ist. Schon dämmert es aller Orten. Nur schwer findet sich aber ein Arbeiter dazu bereit, sich auf eine nationale Liste als Kandidat aufftellen zu lasten, denn er fürchtet sich noch vor seinen sozialistischen Kollegen. Dies ist tief bedauerlich, zeigt aber gleichzeitig, wie nur durch Druck und Terror die Partei noch zusammen gehalten wird. Der Gesundungsprvzeß hat begonnen und mancher Arbeiter, Angestellte und Beamte, der noch am letzten Male sozialistisch gewählt hat, wird dieser Partei den Rücken kehren. Hoffen wir, daß er auch trotz Terror den Mut findet, sich offen zum natio nalen Bürgertum zu bekennen. Auch in den Landgemeinden soll es künftighin laut Be stimmung von der Sozialdemokratie durchgebrachten neuen Ge meindeordnung nicht mehr „Gemeindevorstände" sondern „Bürgermeister" geben? Hat die Sozialdemokratie da mals schon an ein Wiedererstarken des Bürgertums ge dacht? Oder wollte sie nur ihren für diese Posten aurerfehenen Parteigenosten einen schöner klingenden Titel geben? Die Wahlen sollen es zeigen! B. Vie LragStlie Her Pfalz. Sanktionen der Franzosen. Der blutige Vorfall im „Wittelsbacher Hof" zu Speyer hat zunächst, wie zu erwarten war, neue Bedrückungen und Mißhelligkeiten für die deutschen Bewohner der Pfalz ge- bracht, die seit langem unter der Fremdherrschaft der Fran zosen und dem von diesen großgezüchteten Separatistenterror seufzey. Der kommandierende französische General de Metz hat folgende Sanktionen angeordnet: 1. Der Zugang zur Pfalz ist jeder Person untersagt, die aus dem unbesetzten Gebiet kommt und deren Wohnort sich nicht in der Pfalz befindet. 2. Die Rheinbrücken werden geschlossen mit Ausnalyne der Teile, die dem Eisenbahnver- kcbr dienen. 3. Die Brücke von Ludwiasbaken nach Mann ytim bleibt nur zu bestimmten Stunde« gesMet, «« vre Lebensmittelversorgung der Pfalz sicherzustellen. 4. Im Gebiete der Stadt Speyer ist der Verkehr von 7 Uhr abend- bis 6 Uhr morgens untersagt. 5. Die öffentlichen Gast stätten bleiben in dieser Zeit geschlossen. Alle Versamm lungen, welcher Art sie auch sein mögen, sind verboten. Aus den Kugelspuren in dem Saale, in dem das Atten tat auf Heinz und seine Gesinnungsgenossen verübt wurde, ergibt sich, daß etwa 15 Schüsse abgegeben wurden. Als die Täter verschwunden waren, erschien ein Mann aus der Umgebung des Heinz, namens Schmitz-Epper und nahm sofort die Untersuchung auf. Wachen wurden aufgestellt und die im Saale anwesenden Gäste notiert. Die Örtlichkeit wurde photographisch ausgenommen. Bei der Untersuchung fand man lediglich verschiedene Revolver neuesten Systems, die von den flüchtenden Tätern fortgeworfen waren. Die Täter entkamen offenbar zu Fuß. Die Leiche des Heinz blieb noch längere Zeit im Saale liegen und wurde dann im Regierungsgebäude aufgebahrt. Unter den im „Wittels bacher Hof" nach ver Tat zurückgebliebenen Verwundeten befand sich auch einer der Täter, ein gewisser Wißmann» der anscheinend durch Versehen von seinen Begleitern mit angeschossen wurde. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und ist dort gestorben. Von den übrigen Tätern fehlt noch jede Spur. * Scharfer ProLesi der Michsregierung. Zn Paris und Brüssel überreicht. Das Reichskabinett hat sich alsbald mit den Vorgängen in der Pfalz und mit der Verhaftung von gänz lich unbeteiligten Deutschen, Beamten und Zi vilisten, als Geiseln nach der Erschießung des Separatisten- führers befaßt. Das Kabinett hat dagegen einen ent schiedenen Beschluß gefaßt, der in Paris und Brüssel über reicht wurde. Es heißt darin: Seit Wochen ist die wehrlose Bevölkerung auf Gnade und Ungnade dem ungehemmten Terror einer skrupellose« Bande ausgrliefert, die sich als unbeschränkte Herren im Laude aufführen. Plünderungen, Vertreibungen, Freiheits beraubungen, Raub und Erpressung sind an der Tagesord nung. Die rechtmäßige Polizei wird durch die Besatzungs- bchörden auf Schritt und Tritt gehemmt, von ihren gesetz lichen Mitteln Gebrauch zu machen. Die neueste Entwick lungsphase ist, daß den Gewaltakten der Separatisten in der Phraseologie der Besatzungsbehörden der Anschein der Legitimität gegeben wird. Raub heißt nicht mehr Raub, ändern „Konfiskation", Vertreibung „Ausweisung", Frei- hritsberaubung „Haft und Gefängnisstrafen". Dieser Poli tik der Heuchelei wird die Krone aufgesetzt, wenn jetzt die verbrecherischen Akte dieser Banden, die das Gegenteil von Recht und Gesetz sind, als Verordnungen und Gesetze be handelt und genau so wie die Gesetze des Reiches und der Länder vom Büro der Interalliierten Nheinlandkommission registriert werden. Die Neichsregierung sieht mit Stolz auf den bewun- vernswerten Kampf, den die Pfälzer Bevölkerung auf ihrem gefährdeten Vorposten für Deutschlands Dasein und Deutsch lands Einheit kämpft. Die Reichsregierung wird im eng sten Einvernehmen mit der bayerischen Staatsregierung alles, was au ihr liegt, tun, damit nicht nach den Absichten eines kleinen Haukens von Hochverrätern der erdrückenden Mehrheit eine Losrrennung aufgenötigt wird, der sie mit jeder Faser ihres Seins widerstrebt. „Das neue Irland." England gegen den Pfalzterror. Bei der englischen Regierung ist man auf das ernsteste beunruhigt über die skandalösen Zustände, die sich allmäh lich in der Pfalz durch die Fremdherrschaft entwickeln. In amtlichen Kreisen befürchtet man, daß der Widerstand der Bevölkerung in der Pfalz gegen die Herrschaft der Separa tisten dieselben Formen annehmen könnte, die England aus eigener Erfahrung in Irland kennt. Lord Curzon hat in einer Unterredung mit dem französischen Botschafter die ser Auffassung Ausdruck verliehen und erklärt, daß die eng lische Negierung mit den Pariser Vorschlägen nicht einver standen sei, wonach die Rheinlandkommisfion eine Unter suchung der örtlichen Verhältnisse in der Pfalz vorneh men soll. England will selber an Ort und Stelle Prüfun gen vornehmen. England will nicht dulden, daß die Malz „das neue Irland" werde. Inzwischen hat das Auswär tige Amt in Paris und Brüssel den nachdrücklichen Wunsch ausgesprochen, daß die von der Nheinlandkommission mn Stimmenmehrheit anerkannten Verordnungen der „Pfalz regierung" nicht in Kraft treten sollen, bevor ein allge meiner interalliierter Meinungsaustausch stattgefunden habe. „Daily Telegraph" und „Daily Chronicle" bezeichnen über einstimmend das Attentat in Speyer als das na türliche Ergebnis einer Politik, die darauf ausgeht, durch eine Schreckensherrschaft von Strolchen und Sträflingen einer Bevölkerung eine unerwünschte Staatsform aufzu- zwinaen. i -- SMM-e Kv/rWav « i Stinnes' Neparationsplan. Unterredung mit einem Franzosen. Das Pariser „Journal des Debats" bringt eine län gere Unterredung seines Vertreters mit Hugo Stin nes. Dieser hält den Abschluß der Jndustrieverträge im Westen für die Einleitung zur Erledigung der Reparationen. Aber die P r i v a t i n d u st r i e sei nicht in der Lage, allein die Deuischland auferlegte Last zu tragen. Am 15. April sei für die Industrie die Grenze der Möglichkeit erreicht. Bis zu diesem Termine müsse ein ehrliches und endgültiges Abkommen getroffen sein. Es müsse alles geschehen, um ein solches Abkommen zu erleich tern, sonst sieht die Zukunft sehr dunkel aus. Der Repa rationsplan von Stinnes ist auf der Grundlage der Lieferungen aufgebaut. Stinnes glaubt nicht, daß Deuischland große Summen zahlen kann, aber er glaubt an die Möglichkeit, die Reparationen durch Lieferungen durchzuführen. Die Industriellen hätten dafür zu sorgen, daß bestimmte Summen durch Lieferungen gedeckt werden. Zu diesem Zweck sollen die Industriellen der betreffenden Länder Ver träge untereinander abschließen. Verträge der Indu striellen mit den Regierungen hält Stinnes für unpraktisch. Eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland ist für Stinnes die wichtigste Voraus setzung für die endgültige Regelung. Die Rechbergsche Idee der Anteilnahme der Regierungen an den Unter nehmungen erwähnte Stinnes nur ironisch. Besserung -er Neichsfinanzen. Berkin, 12. Ian. Die Beratungen der Reichsregierung über den Finanzausgleich zwischen Reich und Ländern, die im wesentlichen um die 3. Steuernotvervrdnung gruppiert waren, werden sich wahrscheinlich noch längere Zeit hinziehen, da sich das Gebiet der in Betracht kommenden finanziellen und wirt schaftlichen Fragen immer stärker ausgedehnt hat und die ein zelnen Refforts der Reichsregierung mit ihrer Stellungnahme zu diesen Fragen noch nicht fertig sind. Die Beratungen können jetzt vor allem mit größerer Ruhe fortgesetzt werden, da die Befürchtung des Reichsfinanzministeriums, daß ohne Einnahmen aus der 3. Steuernotvervrdnung im Monat Ianaur die Fi nanzen des Reiches völlig zusammenbrechen müßten, sich glück licherweise als nicht berechtigt herausgestellt hat. Vorläufig ist jedenfalls die Finanzierung der Ausgaben des Reiches durch die eingehenden Steuereinnahmen aus der ersten Dekade -es Januar gedeckt. Terrorisierung der pfälzischen Bevölkerung. Frankfurt, 11. Ian. Die Suche nach den Attentäter» von Speyer ist trotz aller Bemühungen der deutschen Polizei und der französischen Gendarmen bisher erfolglos gewesen. Di« Separatisten setzen indessen die Terrorisierung -er gequälten Bevölkerung fort. In zahlreichen Orten sind weitere Geiseln festgenommen worden. Anter anderen wurde in Ludwigshafen der Direktor der Badifchen Anilin- und Svdafabrik Weitel ohne Angabe von Gründen von den Separatisten verhaftet. - -- Kos M/E Mmak -- ? Wilsdruff-Dresden, 12. Januar 1923. MElrn lSk üe» iz una ia. Januar Sonnenaufgang 8' (8') k Mondaufgang 11"V. ( ) Sonnenuntergang 4' (4") li Monduntergang 11" V- (12^ V.) 18. Januar. 174S Dichter Friedrich Müller (Mal« Müller) geb. 14. Januar. 1861 Romanschriftsteller Wilhelm v. Polen» geb. — 1874 Philipp ReiS, Erfinder des Telephons, gest. — 1S(S Physiker Ernst Abbe gest. freilag mut — Zomttrg! Wir stehen in unserem lieben Sachsenlande nicht in bestem Rufe. Gerade in unserem engeren Vaterlande zeigt sich in aller- schärfstem Ausmaße die Wirkung der Maßnahmen und die Un fähigkeit einer einseitig kommunistisch-sozialistischen Regierung. Wer Augen hat zu scheu, der wird sich diesen Tatsachen nicht verschließen können, möge er politisch orientiert sein wie er wolle — auch dann kann er sich dieser Einsicht nicht verschließen, wenn er die Werberede des Herrn Bombach über „Erlebtes und Er kämpftes im Wilsdruffer Stadtparlament" gehört hat. Die Botschaft hör' ich wohl — allein mir fehlt der Glaube! Es soll der sozialdemokratischen Fraktion unbenommen sein, daß sie Anträge und Vorschläge gebracht hat, die der Not der Zeit entsprechen und die unter der Mitwirkung der bürgerlichen Mehrheit zum Beschluß erhoben wurden. Aber weshalb daraus einen Lorbeerkranz winden? Es ändert doch nichts an der'Tat sache, daß die Sozialdemokratie — die gemachten Erfahrungen haben das bewiesen — nicht im geringsten die Absicht hat, eine wirklich gesunde, zeitgemäße, dem Allgemeinwohl — unter Ein schluß des selbständigen Mittelstandes — dienende Kommunal politik zu treiben. Dazu ist ihr Programm viel zu sehr auf den Klassenkampf eingestellt. Nur nicht die verschiedenen Bevölke rungsschichten einander näher kommen lassen, sich besser verstehen lernen! (Siehe Heimatfest!) Immer den Keil dazwischen! — In dem einen den Feind des andern sehen lassen! Das ist sozialdemokratische Politik! Eine solche Politik kann nie und nimmer aufwärts führen, weder im Vaterland noch in der Gemeinde. Wir müssen endlich lernen, an einem Strang zu ziehen, gleichviel ob Arbeiter, An gestellter, Industrieller, Handeltreibender, Handwerker oder Bauer! Und wir müssen es uns abgewöhnen, dem andern von goldenen Bergen zu sprechen — die ach in so blauer Ferne liegen! —, nachdem wir so grenzenlos verarmt sind. Kluge Politik treiben heißt mehr als anderswo gerade in der Gemeinde: Kunst des Erreichbaren. Gegründet muß diese Politik sein auf äußerster Sparsamkeit. Große Ziele sind schön! Danach streben soll ein jeder! Danach streben, sobald sie er reichbar scheinen — aber nicht danach streben, wenn sie nur unter Zuhilfenahme einer unverantwortlich spekulativen und daher verhängnisvollen Finanzaktion zu erreichen sind. Gut, die Gemeinden bekommen ja nun größere Steuerrechte. Also man zieht die Steuerschraube an! Ruhig anziehen! Es wird bald die Zeit kommen, wo auch der härteste Druck aus dem leeren Beutel nichts mehr herauszuholen vermag. So große Reichtümer, wie man von sozialdemokratischer Seite glauben machen will, sind bei unserer sogenannten wohlhabenden Be völkerung nicht mehr vorhanden. Auch der größte Brotkorb wird einmal leer, wenn dauernd aus ihm genommen wird und nichts dazukommt. Und dann — was wird dann, wenn im gesamten Lande auch diese Kreise noch völlig verarmen? Dann kommen Handel und Wandel noch mehr zum Erliegen, dann muß der Staat noch mehr sparen, dann muß er in noch verstärkterem Maße zu den bedauerlichen Beamtenentlaffungen greifen, und die Zahl der brotlosen Arbeiter wird noch viel ungeheuerlicher anscywellen, da auch 'der Rest an Kaufkraft noch vertan ist. Deshalb fort mit den ungesunden sozialistischen Wirtschafts theorien und Utopien! Hart auf den Boden der praktischen Er fahrung gestellt! Das Erreichbare, soweit es bei der Ungunst der Zeit möglich ist, erstrebt, von der Liebe zur heimischen Scholle erfüllt, das Verständnis für ideale Ziele bewahrt, zum Wohle der Allgemeinheit getatet! Das will die Liste Zienert! ' * Die priv. Schützengefellschaft zu Wilsdruff hält am Mon tag, den 14. Januar, abends 8 Uhr, im Schützenhaus ihre dies jährige Hauptversammlung ab. Der Rücktritt des Kommandanten sowie einige zeitgemäße Neuordnungen machen eine Ergänzung der Statuten und Vornahme von Neuwahlen im weitesten Sinne notwendig. Gleichzeitig wird diese Versammlung darüber zrr entscheiden haben, in welchem Umfange die Veranstaltungen der Gesellschaft für 1924 erfolgen sollen. Im Vorjahre hat sich die Schützengilde an die Spitze aller Vereinigungen gestellt und ihs eigentliches Schützenfest zu einem „Heimatfest" ausgestaltet, bei