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MMnOrÄgeM Das Wilsdruffer Tageblatt eiithäll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tkaraudt. Finanzamts Noffeu Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ .Wilsdruffer Tageblatt- erickeinl täglich nachm. 5 Uhr für den whenden Tag. Bezug,prei,: Bei Abholuna in d« »esch-st-ft-lle und den Ausgabestellen 2 Wb. im Monar, bei Zustellung durch die Dolen 2,ZV Mk., bei Postdestcllung M.WMsL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend W°ien L^ »Mger UN» »eschSftrslellcn — - — nehmen ,u jeder Zeil Be. st-ilunger. -«g-g-r. Im Falle koherrr Drwnll, Krieg oder sonstiger D-triebsftLrungen besteh, »ein Anspruch aus Lieferung »«Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandler Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porlo beilieg!. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Reben den Zinsen, in Höhe von 68 Mtt- ! lionen, sind 23 Millionen Kapitaltilgung dabei. Vor zwei Jahren hat bekanntlich England als erster ! Staat ein Schuldentilgungabkommen mit Amerika abgc- ! schlossen und seidem einen recht beträchtlichen Teil seiner f Schulden getilgt. Freilich, die Summe von fast einer Mil- i liarde Pfund Sterling, die England an Amerika noch zu - zahlen hat, bedarf zu ihrer Tilgung eines Zeitraumes von ! 60 Jahren. Aber auf der anderen Seite hat England von z seinen Kolonien rund 131 Millionen, von den Verbündeten : über zwei Milliarden Pfund Sterling zu fordern, dazu , kommen Hilss- und Wiederaufbau-Anleihen im Betrage ! von über zwei Milliarden Pfund Sterling. Ein wohl nn- eintreibbarer Posten sind aber die 722 Millionen Pfund j Sterling, die England während des Krieges dem russi - i scheu Verbündeten geliehen hat. Auch die Schulden der ? britischen Dominien werden wohl abgebucht werden müssen. f Der englischen Schuld an Amerika steht nun aber im - Betrage von Zweidrittel dieser Schuld eine englischen For - ! ger ung an Frankreich gegenüber, über 623 Millionen f Pfund Sterling schuldet Frankreich dem englischen Entente- z genossen; außerdem hat dieser von Italien nicht viel ; weniger, nämlich über 550 Millionen Pfund Sterling, zu s verlangen. Beide Länder haben freilich erklärt, daß sie : nicht zahlen wollen. Denn Frankreich schuldet außerdem noch an die Vereinigten Staaten die nicht gerade kleine : Summe von 3,6 Milliarden Dollar nebst Zinsen und i Italien gleichfalls fast zwei Milliarden Dollar nebst Zinsen. , Die Vereinigten Staaten haben überhaupt zu fordern fast s 6,5 Milliarden Dollar und Zinsen, abgesehen von Eng- > lands Schulden an Amerika, die ja verzienst und amortisier ' werden. Frankreich ist übrigens noch Gläubiger. Es hat an Italien während des Krieges etwa eine Milliarde Gold srank geliehen, an Belgien 2,25 Milliarden und an andere Länder 1,75 Milliarden Goldfrank. Vor allem aber hat es an seinen Verbündeten Rußland während des Krie ges vier Milliarden Goldsrank- gepumpt, so daß sich fran zösische Forderungen in Höhe von rund 360 Millionen Psnnd Sterling und Schulden in Höhe von rund 1 )4 Mil liarden Pfund Sterling gegenüberstehen, d. h. Frankreich hat ein buchmäßiges Debetsaldo von über 20 Milliarden Goldmark. Ter amerikanische Präsident Coolidge hat nach seiner Neuwahl in seiner Botschaft an den Kongreß wieder kategorisch erklärt, Frankreich müsse jetzt endlich daran denken, sein Schulden zu bezahlen. Diese Schulden Frank reichs, an Amerika belaufen sich aber auf nicht weniger als i rund 3,6 Milliarden Dollar, also 750 Millionen Pfund Sterling, sind also noch beträchtlich größer als die franzö- > fische Schuld an England. Denn jene sind allein um einen : Zinsbetrag von rund 75 Millionen Pfund Sterling ange wachsen. Zurzeit hält sich eine französische Kommission m Amerika auf, um die Frage der französischen Schulden zu j besprechen, und Amerika hat erklärt, daß es Frankreich in f jeder Form entgegenkomme wolle. Darüber ist aber wieder ' Churchtllin London wild geworden, weil England bei f Heller und Pfennig seine Schulden bezahlen muß. Das j kann man den Engländern auch schließlich nicht verdenken, j Sie haben ihre Schulden anerkannt und zahlen, während Frankreich noch nicht einen einzigen Dollar bezahlt hat und f nun besser behandelt werden soll, als die englischen Schuld- i ner. Die Belastung des englischen Budgets mit der Jahres- ! Zahlung von 30 Millionen Pfund, also 600 Millionen Mark an Amerika bedeutet eine sehr schwere Last. Und Churchill Hal daraufhin sofort einmal Amerika wissen lassen, daß er die Balfournote vom 1. August 1922 wieder erneuern wolle, worin gesagt worden war, daß England nur soviel l an die Vereinigten Staaten zahlen könne, als es selbst von f seinen Schuldnern erhalte. Und zum andern hat Chur- f chill gedroht, in diesem Fall von Frankreich die 623 Mil- > lionen Pfund einzufordern. Die Absicht, die Churchill bei diesem Auftreten verfolgt, ist natürlich einfach die, von Amerika einen Teilnachlaß der englischen Schuld zu erhalten. Auf eins haben sich die Vereinigten Staaten als eigentlicher Wettgläubiger aber nicht eingelassen, nämlich daraus, daß Deutschland die englischen bezw. fran zösischen Schulden übernehmen und bezahlen soll. Ob nun die Ausführung des Dawesgutachtens namentlich Frank reich in die Lage versetzen wird, an das Bezahlen seiner Schulden hcranzugehen, mag wohl etwas zweifelhaft er scheinen, weil Frankreich immer erklärt hat, daß es dieser interalliierten Schuldenbezahlung die Befriedigung der heimischen Ansprüche immer vorziehen wird. Mürtärkontrolle in Österreich. Wien, 17 Dezember Um die militärische Kontrolltätigketi in Österreich abzuschließen. hat die Botschalterkonferen; eins Generalinspetton durch das LiguidalionSorgan des inter alliierten HeeresüberwachungsanZIÄuijes verfügt und dieses Organ durch mehrere französische, englische und italienische Ossiziere verstärkt. Die Generalinspektion wird in den namsten Tagen beginnen und sich sowohl aus das B"ndesheer als auch *uf die Privaundustrie erstrecken. Jie WcmgMW ms dem Weil Gleise. Ar. Medfeldt, Sr. Locher oder -? Berlin, 17. Dezember. Der aus seinem Erholungsurlaub in Fürstenberg heute w Berlin eingetroffene Reichsaußcnministcr Dr. Stresemann wurde alsbald vom Reichspräsidenten empfangen Nach einer längeren Unterredung bot der Reichspräsident dein Außenminister die Kabinettsbildung an. Dr. Stresemann erbe! sich darauf Bedenkzeit bis heute abend. Wie behauptet wirb soll Stresemann den Gedanken erwägen, an seiner Stelle ein, keiner Partei angehörige, sog. überparteiliche Person lichkett zur Regierungsbildung vorzuschlagen. Ein Abendblatt nennt als diese Persönlichkeit den jetzigen Botschafter iu Amerika Dr. Wiedfeldt, zweifelt aber selbst an der Wahr heit des Gerüchts. Auch der Name des jetzigen Reichsfinanz Ministers Dr. Luther wird in diesem Zusammenhang genannt Dr. Stresemann soll vor endgültiger Entschließung die Beschlüsse der noch tagenden Zentrumsfraktion und der Fraktion der Deutschen Volkspartei abwarten wollen. In der Zenlrumssraktion äußerlen sich nach einem Referat des Reichskanzlers Marx mehrere Redner gegen die Idee de Bürgerblocks und traten für die Große Koalition oder die Er haltung der jetzigen Regierungskoalition der Mitte ein. Ein formulierter Beschluß steht zur Stunde noch aus. Die k o in munistische R e i ch s I a g s s r a k t i o n Hal einen Beschluß gefaßt, in dem erklärt wird, daß die Kommunisten jede bc liebige Parteikombination, wie sie auch aussehen möge, bis zur Todfeindschaft bekämpfen werde. Heute abend empfing de: Reichspräsident den Führer der Bayerischen Volkspartci Prälat Leicht. Dem Vernehmen nach sprachen sich die Mit glieder der Wirtschastspartei dahin aus, daß die Win- schastspartei sich an einer einseitigen Linksregierung nicht be teiligen, einer mittelparteilichen Regierung aber eine eventuelle Unterstübuna und Teilnahme nicht versagen wird. Der Bürgervlock am Zentrum gescheitert Eigener -Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 17. Dezember. Die Zenlrumssraktion Hal am Schlüsse ihrer FrakttonsberatuNg einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: „Die Zenlrumssraktion HW grundsätzlich an dem Streben zur Bildung einer Regierung der Volksgemeinschaft fest. Sir lehnt vorwiegend aus außenpolitischen Gründen die Beteiligung an einer Rechtskoalition ab. Sie wird sich nur an einer Re gierung beteiligen, die die Gewähr für hie unveränderte Fort führung der bisherigen Politik der Mitte bietet." Die Zen- icmnsfraküon hält damit ihre Aufgabe vorläufig für erledigt und hat noch keine neue Sitzung anberaumt. Die Volkspartei über eine bürgerliche Mehrheitsregierung. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Dezember. Die gestrige Aussprache in der Reichstagsfraktion der Deutschen Vollspartei ergab die einstim mige Auffassung, daß die einzige Lösung der Frage einer Re gierungsbildung entsprechend der bisherigen Politik der Reichs- tagsfraktion nur in der Bildung einer tragfähigen bürgerlichen Mchrheitsregierung zu erblicken ist. Diese Stellungnahme der Fraktion ist sofoxt dem im Reichstag weilenden Parteiführer Dr. Stresemann mitgeteiit worden. Stresemann lehnt ab. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffeck Tageblattes". Berlin, 18. Dezember, lieber das Ergebnis des neue - liehen Besuchs Dr. Stresemanns beim Reichspräsidenten wird j folgende halbamtliche Mitteilung ausgegeben: Die Fraktion der Deutschen Volkspartei hat heute nachmittag nach Bekanntgabe des Beschlusses der ZeuttumsstMion beschlossen, sich an der Re gierungsbildung führend nicht zu beteiligen. Auf Grun- dieses Beschlusses hat Reichsminister Dr. Stresemann den Reichs präsidenten gebeten, von der Betrauung seiner Person mit der Regierungsbildung abzusehen. Der Beschluß der Wirtschastspartei. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Dezember. Die Wirtschastpartei hat in einer gemeinsamen Sitzung der Reichs- und Landtagsfraktion im Preußenhause zur Regierungsbildung Stellung genommen. Die Partei wird eine Regierung, in der Sozialdemokraten vertreten sind, grundsätzlich nicht unterstützen. Sie wird eine bürgerliche Regierung unterstützen, wenn die Stimmen der Wirtschaftspar tei dazu notwendig sind. Im übrigen wird die Partei ihre Stellungnahme einer bürgerlichen Regierung gegenüber von deren Verhalten zu den Forderungen des Mittelstandes ab- ; hängig machen. Der Ausstand in Albanien. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Belgrad, 18. Dezember. Der Ausstand in Albanien trägt den Charakter einer sorgfältig vorbereiteten Bewegung. Die letzten Meldungen bestätigen, daß Achmed Boy Zogul die Führung des Aufstandes übernommen hat. In einem Ausruf fordert er die Bevölkerung auf, sich dem Kampf gegen die Unter drückung anzuschließen. Gestern abend hat sich in der Gegend von Tirana ein heftiger Kamps abgespielt. D'e Regierungs truppen haben sich auf Tirana zurückgezogen, das von Norden her von den TruppenabteilmMn Acheneds bedroht wird, die bereits den: Orte Krojo, 20 Kilometer von Tirana entfernt, besetzt haben. Polens Versprechungen an seine titanischen Bürger. Warschau, 17. Dezember. Minister Thugutt, dem die An gelegenheiten der nationalen Minderheiten unterstehen, hat bei einem Besuch Wilnas eine Abordnung der dortigen Bevöl- terung empsangcn und dabei eine 9kbde gehalten, in der er eine Vereinheitlichung der Gesetzgebung, den Ausbau der Selbstverwaltung und Dezcntrattsierung der Verwaltung in Aussicht stellte. Weiter sagte Thugutt die schnelle Durchführung der Agrareform in den 'Ostgebieten durch die Regierung zu. Deutsch-italienische Handelsvertragsverhandlungen. Rom, 17. Dezember. Die Verhandlungen zum deutsch- ttalienischen Handelsvertrag werden über Weihnachten eins wahrscheinlich zweiwöchige Unterbrechung erleiden, die deut scherseits dazu ausgenutzt werden soll, um einige juristische Fragen im Neichsjusiizministerium zu klären. Eine offizielle Erklärung zu der deutschen Forderung der Meistbegünstigungs- llausel ist noch nicht abgegeben worden. Zurzeit sind beide Kommissionen mit der Prüfung der gegenseitig überreichten Vollisten beschäftigt, in denen die Gegensätze der Wünsche der italienischen Industrie und Landwirtschaft sich geltend machen. Ein Hochverrats eß vor dem Staatsgcrichtshos. Leipzig, 17. Dezember. Vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik begann heute eine Verhandlung, die die kommunistische P u t s ch o r g a n l s a l r o n in Meck lenburg zum Gegenstände hat. Angeklagt sind sieben Personen wegen Hochverrats in Verbindung mit Vergehen acgcn das Sprengstoffgesctz und das Gesetz zum Schutze der Republik. Es handelt sich um Vorbereitungen für einen kom munistischen Putsch, der nach dem Hamburger Putsch vo.m Leibst 1923 in Mecklenburg beginnen sollte. Amerikanischer Krebst für Sagern. 30MillionenDollar. Dem Präsidialmitglied des bayerischen Jndustriellen- vsrdandes Geh. Regierungsrat Dr. Kuhlo wurde bei seiner Amerikareise von einem Konsortium ein Kredit von 30 Millionen Dollar für die bayeri sch e Industrie eingeräumt. Geheimrat Kuhlo ist gegenwärtig damit be schäftigt, eine Organisation sür die Verteilung der be willigten Kredite vurchzusühren, die in erster Linie für die kleineren und mittleren Betriebe flüssig gemacht werden. sollen, und zwar derart, daß ihnen Mittel in gleicher Höhe der ihnen durch das Dawesgutachtcn auserlegten Lasten zur Verfügung gestellt werden. Die sicherz»stellenden Kredite sollen unter Bedingungen gegeben werden, die eine ttutztzrtngende Tätigkeit ermöglichen. Der Kredit sott in der Höhe von 30 Millionen Dollar von ersten amerikanischen Banken fest zugestchert sein, wenn auch die Verträge noch nicht abgeschlossen sind, sa die Organisationssorm noch in der Vorb"reituug be- gnsseu,st. Gowjsü'uMnd gegen Amsnka. EinescharfeNoteTschitscherins. Die Negierung der Vereinigten Staaten erhielt eine Rote des russischen Außenministers Tschitscherin, in der aufs schärfste gegen das Eindringen amerikanischer Kriegssahrzeuge in rnssil territoriale Gewässer in Sibirien protestiert und c...u>t wird, daß im Wieder holungsfälle ein solches Vorgehen von der Sowjetrcgie- rung aus das entschiedenste unterdrückt wer den würde. Veranlassung sür diese Note gab der russischen Ne gierung die Entdeckung einer Metalltase! mit Inschrift, die an einem Felsen auf der Chukopske-Holbinsel von dem amerikanischen Küstenwachtschiff „Bär" angebracht wurde. Vom Staatsdepartement in Washington wird erklärt, daß das Schiff Beobachtungen in der Nachbarschaft der Vering- stratze für rein wissenschaftliche Zwecke gemacht habe, nnd zwar bereits im Jahre 1920, als dieses Territorium nicht der Sowjetrepublik, sondern der Negierung der „fern östlichen Republik" unterstandenen habe. Es wird ferner erklärt, daß die amerikanische Regierung die russische Note nicht beantworten werde.