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LMsckuNerTageblatt r. SIslt Nr 2Y5 vonnerstsg. !8. »LLrmbrr LY2L Heimat, Liebe Heimat du! Heimat, liebe Heimat -u, Mutter voll der -Gnaden, Hast zu Mundersel'ger Ruh' Mich, -dein KiwJ geladen. - Seit ich treulos dich vergaß, Ging dein wehes Singen - ! Hinter mir ohn' Unterlaß, Mich zurückzubringen. Bis der Sehnsucht Becher schwoll Und auf scheuen Füßen II Ich mich nahte hemutSvoll, Heim,at, dich zu grüßen. Treu streckst du die Arme aus ' l l! Und im Herz, im müden, Leuchtet still ein froh „Zu Haus" Und ein süßer Frieden. Georg N a v c. wmnenve Jvee der Nichträumung, die einer Verletzung des Friedensvertrages gleichkommt, dürfte die Furcht der Franzosen sein, im Ruhrgebiet beim Abzug der Eng länder aus Köln ohne ihnen genügende Stütze zu bleiben. Ems Heimatstadt der ArSÄemohlsshrt. Köln, 16. Dezember. In Köln wurde die neue Heimatstadt der Arbeiter wohlfahrt ihren Bestimmungen übergeben. Man hat das ehemalige englische Truppenlager an der Wermelskirche ner Straße in Deutz zu einer Heimatstätte für Obdachlose eingerichtet. Damit ist ein wichtiger Schritt in der öffent lichen Wohlfahrtsfürsorge der Stadt Köln erfolgt. Das Heim soll nicht nur Obdachlosen für die Nacht Unterkunft t gewähren, sondern ihnen auch Gelegenheit geben, sich während des Tages do^t auszuhalten. Das neue Heim enthält Schlaf- und Wohnräume, Küchenanlagen, einen Lesesaal, Werkstätten, eine Entlausungsanstalt und einen besonderen Raum für geistige Arbeiter. Außerdem ist Grund und Boden genug vorhanden, um einen ausge dehnten Gemüsebau zu pflegen. Das Heim ist die erste Heimatstadt dieser Art, die in Deutschland errichtet wurde. Beleidigung-Prozeß de- Reichspräsidenten 8 Magdeburg, 16. Dezember. Die Kölner Zone. Seit längerer Zeit reißen die Darlegungen über die Räumung der Kölner Zone in Ler in- und ausländischen Presse nicht ab. Im Friedensvertrag von Versailles haben sich die Ententemächte verpflichtet, die Kölner Zone am 10. Januar 1925 zu räumen. Englische und französische Zeitungen brachten nun wiederholt die Ansicht zum Aus druck, es könne entgegen dieser Verpflichtung nicht zum 10. Januar geräumt werden, da die Berichte der Kontroll kommission über die Abrüstung Deutschlands nicht be friedigend wären. Von deutscher Seite wurde diese Be hauptung längst als hinfällig nachgewiesen. Der wirkliche Grund für die anscheinend in England an Boden ge- Die Berichte der Beamten über die Streikversammlung im Treptower Park haben sich nach einer Mitteilung des Berliner Polizeipräsidenten nicht mehr aussinden lassen. Bald nach Beginn der Verhandlungen wird von der Verteidigung bean tragt, Scheidemann nochmals zu laden, damit er Auskunft gebe, ob er den Artikel im Vorwärts vom 29. Januar 1918 ge schrieben habe und ob nicht doch bereits damals die S. P. D. in der Streikleilung vertreten gewesen sei. Scheidemann wird daraus sür den folgenden Verhandlungstag erneut geladen. Alsdann wurde Pros. A. Weber-Heidelberg, der sich selbst als Zeuge gemeldet hat, vernommen. Er erklärt, er sei damals im Reichsschatzaml tätig gewesen und hatte mit dem Staatssekretär Gras Rödern und dem Hauptausschuß im Reichstag ständig Fühlung. Nach Ausbruch des damaligen Streiks habe er mit Ebert und Scheidemann verhandelt. Ebert wäre damals das absolute Gegenteil eines Mannes gewesen, der ein Interesse daran gehabt hätte, die Streiklage zu ver schärfen oder der persönlichen Nutzen daraus habe ziehen wollen. Ebert bemerkte, es käme alles daraus an, wenn der Streik schnell beendet werden solle, daß die Arbeiter bei der Negierung Gehör fänden und daß man in bezug aus die wirtschaftlichen Forderungen ein Zugeständnis machte. Er habe damals den Inhalt dieser Unterredung Gras Rödern mitgeteilt, etwas Positives sei daraufhin nicht erfolgt. Regierungsrat Henninger, der bis zur Revolution (?hes der politischen Polizei in Berlin war, erklärte bei seiner Zeugenvernehmung, der Januar streik sei von langer Hand vorbereitet gewesen, insbesondere erschienen da mals Flugblätter der Spartakisten, der Unabhängigen und der Sozialdemokratie. Als im Vorwärts die Mitteilung erschien daß eine Streikleitung mit Mitgliedern der S. P. D. gebilde, war, war das ausschlaggebend sür den Streik. Daraufhin ha! dann der Oberbefehlshaber die Streikleitung verboten, ebenst wurde das Erscheinen des Vorwärts untersagt. Wir wollten vor allen Dingen die Hetzer und Führer bekommen und dir Massen führerlos machen. Denn wir hielten jeden Streik sü- Landesverrat. Interessant ist die Tatsache, daß die Magdeburger Be völkerung an dem Prozeß nur sehr geringen Anteil nimmt, die Zuschauertribüne ist mäßig, dagegen der Pressctisch dicht besetzt. s pollMche kunafchsu Zollermätziguvgen im Verkehr mit Deutschösterreich. Am 1. Januar 1925 tritt der neue deutschösterreichische Zolltarif in Kraft, der auch die Einfuhrzölle sür wichtige deutsche Exportwaren bedeutend erhöht. Durch ein öster reichisch-deutsches Abkommen vom 12. Juli d. I. wurde vereinbart, baß trotz dieses Zolltarifs im Verkehr zwischen Deutschösterreich und Deutschland für gewisse Erzeugnisse niedrigere Tarifsätze angewendet werden. Infolge der Auflösung des Reichstags konnte Lieser Zusatz noch nicht ratifiziert Perden. AuS diesem Grunde hat aus Vorschlag des Reichslabinetts der Reichspräsident eine Verordnung auf Grund des Artikels 48 der Reichsversassung erlassen, wodurch das Zusatzabkommen vom 12. Juli vorläufig und bis zur Ratifizierung durch den Reichstag in Kraft gesetzt Was mein einst war. SL Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz 1821, Lurch Stuttgarter Nomanzentrale. C. Ackermann, Stuttgart. „Baronesse möchten allen Gutes tuns" sagte er lang sam; „ich weiß es — und dennoch haben Sie einem sehr wehe getan —" „Ihnen, Herr Günther?" fragte sie verwundert. Er bejahte stumm. »Inwiefern denn, Herr Günther? Es tut mir aüs- rlHtig leid, doch ich bin mir nicht bewußt, daß ich Sie ge kränkt habe mit Absicht ist es gewiß nicht ge schehen!" „Sie haben mich nicht gekränkt, Baroneste, doch Sie 'sind die Ursache, daß ich fort muß —" sagte er ruhig mit unbeschreiblicher Traurigkeit. Sie sprang auf „ich —?" „Ja Baronesse, Sie —! Ihretwegen gehe ich!" Und wieder sah er sie so eigen an. Da begriff sie; die Sprache dieser ausdrucksvollen Männeraugen konnte sie nicht mißverstehen! Sie hatte es ja geahnt, gefühlt — aber aus seinem eigenen Munde hatte sie es hören wollen! Nun wußte sie es, daß 'der heißgeliebte Mann sie wieder liebte! Beider Augenpaare hasteten ineinander — sekunden lang standen sie, einer in des anderen Anblick verloren. Und er las auf dem Gesicht keinen Zorn, keine Empö rung, las nur, was ihn überwältigte. Er stürzte vor ihr nieder und drückte sein Gesicht in die Falten ihres Kleides. „Darum muß ich fort, weil ich fühle, daß ich an meiner Liebe zugrunde gehen würde, bliebe ich noch lang? hier!" „Darum —!" flüsterte sie mit blassen, bebenden Lippen. „Nun wissen Sie es, Baronsse, und nun lachen Sie über einen armseligen Toren." „Lachen?" Um ihre Lippen zuckte es schmerzlich und ihr tränen verschleierter Blick ging verloren in weite Fernen. Wie liebkosend legte sie die Hand auf seinen Kopf. Er zitterte unter dieser Berührung. „Erdmute!" stammelte er. Sie hätte weinen mögen, bitterlich weinen wa rum war er nicht Otto Felsen — —warum mußte er einer der gerinsten im Dorfe sein — und sie das Herren kind? Aber Vas gab es ja gar nicht mehr in der soge nannten neuen Zeit! Jetzt hatte man doch „Freiheit" — konnte tun und lassen was man wollte — nur das Wohl und Glück des eigenen „Ich" galt! Durfte sie dieses Recht nun nicht auch für sich in Anspruch nehmen? Nein, sie hatte Rücksichten auf den Vater, auf sich selbst und die Familie zu nehmen! Sie konnte sich nicht so lächerlich machen, daß sie um Jakob Dangelmanns Knecht ihre Ver lobung mit dem Grafen Felsen gelöst! Man hätte glatt an ihrem Verstände gezweifelt! Was würde ihr gütiger Vater sagen! Dem durfte sie das doch nicht antun, daß sie Herkommen, Tradition, Sitte vergaß und sich von -der neuen Zeit so beeinflussen ließ! Sie mußte Vas schwerste Opfer bringen, und wenn ihr Herz verblutete! Trotz gegen sich selbst, gegen ihre Schwäche quoll in ihr auf — nein, Abenteuerlichkeiten lagen einer Erdmute Eggersdorf nicht! Sie mußte lernen, sich zu beherrschen, wenn sie auch fühlte, daß diese Stunde jetzt die einzige karge Glücksstunde ihres Lebens sein würde — denn un- wirv. Ein entsprechendes Vorgehen leitet mich Deunap österreich ein, so daß die drohende Zollerhötzung «bge- wendet erscheint. Dr Eckener verteidigt sich gegen Vor würfe. nus Veranlassung des deutschen Auslandsinstituts sprach in Stuttgart Dr. Eckener über seine Amerika fahrt mit „Z. R. 3", wobei er mitteilte, nicht allein vor, sondern auch nach der Fahrt habe das Unternehmen in manchen Kreisen Mißstimmung hervorgerufen. Man habe ihn einen Erfüllungspolitiker genannt, und ein Professor habe sogar m einer Flugschrift die Fahrt als eine Art Landesverrat bezeichnet. Er glaube indes, es sei für Deutschland gut und nützlich, wenn wir die uns auf- erlegien unabwendbaren Verpflichtungen mit Anstand er füllen Traugott v. Isgow begnadigt. Der Reichspräsident hat dem wegen Beteiligung am Kapp-Putsch zu 5 Jahren Festung verurteilten früheren Berliner Polizeipräsidenten v. Jagow den Rest seiner Strafe im Gnadenwege erlassen, v. Jagow sollte bei einem Gelingen des Kapp-Putsches Innenminister werden. Das Reichsgericht verurteilte ihn wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshqft. Am 18. v. M. waren von diesen Eins Jahren drei verstrichen. — Herr v. Jagow ist bereits aus der Haft entlassen worden. Großbritannien. Großbritannien zahlt seine Kriegsschulden. Die cng- ! lische Regierung zahlie dieser Tage an Amerika eine ? Jahresabschlagsrate und eine HalbjahrszinSzahiuug von ! insgesamt 91 500 000 Dollar. Im Juli des vergangenen s Jahres wurden durch die englische Botschaft in Wasding- - ion der Regierung der Vereinigten Staaten eintausend britische Schatzscheine in einem Gesamtwert von 4600 Millionen Dollar zur Tilgung der englischen Kriegsschuld an Amerika übergeben. Diese Schatzscheine müssen in 62 Jahren eingelöst werden. Seit dem Juli des Jahres 1923 wurden eine Abschlagszahlung nnd zwei Zinszahlungen geleistet. Die Engländer weisen bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß an sie außer Po- 1 e n bisher noch kein Staal Kriegsschulden bezahlt habe. Aus In- und Ausland. Berlin. Unter Hinweis ach den berefts mitgeleitten Beschluß der Rcichsregierung zum 8 7 Ler Arbettszettverorv- nung Hal der Reichsarbeftsmrmsier den Vorläufigen Reichswirt- ichaftsrar geberen, sein Gurachlen über die Arbenszett in dev Kokereien und Hochofenwerlen bis Anjang Januar nächsten Fohres zu erstatten. Berlin. Rerchswirischaftsminister a. D. v o n Raumer M als Sachverständiger zu den deulsch-sranzöstschen Handels- venragsverhandlungen nach Paris abgeretst. Paris. Wie der „Motin" berichrei, da! Deutschland die Einladung, sich an der m Grenoble im Mai 1925 stattjin- venden Elektrizitätsausstellung zu beteiligen, ange- nommen. London. Gegen Schluß der Aussprache im Unterhaus« Uber die Außenpolitik wurde von Außenminister Chamberlain !n einer Zwischenbemerkung erwähnt, daß die englischen Kom- wunisten das Original des Sinowlew-Brieses schort nach Empfang in England zerstört hätten. Belgrad. Die letzien Blältermeldungen verzeichnen ein rasches Fortschreiten des Aufstandes bei den katholischen Stäm men der Miriditen und Malissoren inA1 banien. Prozeß Haarmann. 11. Tag.) 8 H a n n ov e r, 16. Dezember. Haarmann, der gestern etwas bedrückt und icilnahmlos zu sein schien, ist wieder munter und bandelt mit allen Zeugen, die gegen ihn aussagen, an. Ten meisten von ihnen wirft er W'ichiigtuerei vor. Und dann wieder eine erschütternde Szene. Eine Mutter, der die Kleider ihres ermordeten Sohnes vor- aelegt werden, beugt den Kops lies hinab, küßt die armseligen stleiderresie und ruft laut aufschluchzend den Namen des toten Sohnes. Tiefe Bewegung im ganzen Saale. Auch Haarmann schweigt. Erst der neue „Fall", der ausgerusen wird, rüttelt ihn wieder aus. Es sind heute nochvier Fälle zu erledigen, dann dürste die Beweisausnahme geschlossen werden. Mitten hinein in die Verhandlung geräi wieder eine Verwarnung an einen Journalisten. Wieder handeli es sich um stark gesärbie Berichierstattung und um unangebrachte Glossen,, die an die Prozeßverhandlungen beschreiblich groß war ihre Liebe zu dicfem Maune, unv unbeschreiblich die Sehnsucht, von ihm geküßt zu werden! Karl Günther hatte sich erhoben. Erdmute stans halb abgcwaudt von ihm, daß er kaum ihr Profil sah. Er suchte ihren Blick, doch beharrlich hielt sie die Angen zu Boden gesenkt. Schmerz zitterte um seinen Mund; er ahnte vielleicht, was in ihr vorging. „Zürnen Sie mir nicht, Baronesse, verzeihen Sie mir! Ich werde niemals mehr Ihren Weg kreuzen —" sagte er leise, indem er nach ihrer Hand griff und seine heißen Lip pen darauf preßte. Sie entzog ihm die Hand nicht. Mst Gewalt — ach, sie nur einen HerzMag lang an seiner Brust zu halten — welche Seligkeit für ihn. Ein kühner Gedanke durchzuckte ihn — wer hätte es ihm wehren können? Sie sicherlich nicht! Das fühlte er ganz gewiß! Denn fönst wäre sie ihm anders entgegen getreten! Aber sie mußte ihm heilig sein; er durfte ihr Vertrauen nicht mißbrauchen — und war seine Sehnsucht, sein Ver langen noch so groß — und ihr Widerstand noch so gering! Leise ging er davon. Erdmute war allein. Langsam ging sie auf den Weg, ihm nachzusehen. Dann brach sie schluchzend zusammen. Sie konnte ihren Tränen nicht mehr gebieten. Ganz aufgelöst war sie in Schmerz und Verzweiflung; er war ihr ganzes Glück, und es konnte, es konnte doch nicht sein! Eine ungeheuere Traurigkeit beschwerte ihre Seele. Sie legte ihr Gesicht au den Kopf des Hundes. „Du weißt', Treu! Du verstehst mich! Du kennst ihn!" Und der Hund leckte ihr die Hände, als Woll' sr sie trösten . „O Karl Günther! Tu lieber, Geliebi r!" FoitteMina ftttat.l