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Wilsdruffer Tageblatt : 09.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192410095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19241009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19241009
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-09
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.10.1924
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Sie gestatteten einen allgemeinen Ueberblick über die Ausdeh nung und Schwere der Ernteschäden, die bei Getreide 50 bis 100 v. H. der Gesamternte betragen. Der größte Teil des ge ernteten Getreides ist als Saatgetreide und zur menschlichen Er nährung überhaupt nicht mehr verwendbar, zumal es im jetzigen feuchten Zustand nicht ausgedroschen werden kann. Daneben find aber -auch erhebliche Schäden an Kartoffeln und Gurmmet eingetreten, so daß die Durchhaltung der Viehbestände über den Winter im gegenwärtigen fimfang unmöglich wird. Neben den von den Behörden in Aussicht genommenen steuerlichen Maß nahmen hat der Landeskulturrat noch weiterhin beantragt, daß den Landwirten der vom Unwetter betroffenen Bezirke weit gehende zinslose Kredite bis zum Ende des Wirtschaftsjahres eingeräumt werden, da es ihnen sonst nicht möglich sein wird, ihre Betriebe aufrechtzuerhalten. Tschechrsierung. Vorige 'Woche erhielten alle Gästhäufer und Fremdenhöfe des Bezirks Warnsdorf die amtliche Ver fügung, wonach sie innerhalb vier Wochen sämtliche Aufschriften an und in den Zimmern zweisprachig anzubringen haben, zuerst tschechisch, dann deutsch. Die Inschriften muffen gleichgroß sein. Auch die Speisekarten müssen erst die tschechische und dann die deutsche Bezeichnung enthalten. Zugleich wirb verfugt, daß inner halb dieser Frist wenigstens ein Teil des Personals perfekt tschechisch reden und schreiben kann. Und dabei haben die wenigen Tschechen Not, ihr einziges Tschechenwirtshaus in Warnsdorf am Leben zu erhalten, die überwiegende Mehrzahl der Bevölke rung sind Sudetendeutsche. — Daß die Tschechisierung auch Xu Gewalthabern Kopfschmerzen machen kann, zeigte sich bei der Tschechisierung der Niedereinfiedier (direkt bei Sebnitz) Eisen bahner. Iln den letzten Monaten wurden hier eine Reihe deutscher Beamte nach dem Innern (Rumiburg) versetzt, an ihre Stelle treten Tschechen. In Einsiedel ist der Zweck erreicht, in Rum burg haben sich aber die Deutschen zu einem festen Block zu- sammengeschmohen, -verstärkt durch die dahin versetzten Beamten. Das hat Prag aber nicht gewollt und skeht ratlos da. Was nun? Prag wird Ä>er schon einen Ausweg finden, und sei dies die Entlastung der Deutschen. — Sm übrigen ist es natürlich zu be dauern, wenn von oben herab die Nationalitäten so gegene-in- andler aufgchetzt werden. Und — Hand aufs Herz — auch bei Ms in Deutschland gibt es solche Hetzer. Im großen ganzen ist auch -der Durchschnittstscheche ein friedlicher, gebildeter und außer ordentlich höflicher Mensch, das wird jeder, -der ost mit Tschechen zu tun hat, nur bestätigen können. Sie sind durchaus nicht die Verschrieenen Deutschenfresser. Daß sie sich als Tschechen fühlen, wer will das verübeln? Auch wir fühlen uns als Deutsche und halten unser Deutschtum hoch. — Der ganze Rassenhaß wird nur durch wenige Hetzer aufrecht erhalten, diese wenigen haben auch den Nutzen, wir anderen alle aber bezahlen' die Rechnung. Wetterbericht. Vorübergehend heiter, nur vorübergehend Bewölkungszunahme. Nachts kühl, tagsüber verhältnismäßig warm. Schwache bis mäßige, zeitweise leicht auffrischende Winde aus südöstlicher bis südlicher Rich tung. ^Sachsen und Nachbarschaft) Meitzner Domfahtt. Die schöne -alte Markgrafensladt Meißen stand am Sonn tag vollkömmen unter idem Eindruck der vom Volkskirchlichen Laienbund für Sachsen veranstalteten Domfahrt. In allen Straßen boten bunte Fahnen den Teilnehmern die herzlichen Willkommengrüße der Meißner Einwohner. Im Laufe des zeugen Vormittags trafen die Sonderzüge au» Dresden, Leipzig und Chemnitz ein, die die Angehörigen des La.enbundes zu Tau senden brachten. Am Bahnhof ordneten sich die Fahrtteilnehmer zum gemein samen Zuge in die Stadt. Das Ziel waren die Kirchen, in denen unter überaus reger Anteilnahme Gottesdienste abgehalten wur den. Vor allem der herrliche Dom vermochte die Besucher kaum zu fasten, die hier der Predigt des Superintendenten Dr. Heber -(Radeberg) lauschten. Machtvoll und siegesgewiß brauste unter Orgel- und Posaunenbegleitung das Lutherlied von der festen Burg durch den Raum. In der Frauenkirche -predigte Pfarrer Böhme (Dresden), in der St.-Afra-Kirche Pfarrer Doerne (Mei ßen) und in der Iohanniskirche Pfarrer Orland (Meißen). Den Gottesdiensten folgte gemeinsames Essen in den verschiedenen Gasthöfen der Stadt. Der Nachmittag wurde mit Spazier gängen und Besuchen des Domes und der Albrechtsburg ver bracht. Die Bundesversammlung in der Frauenkirche, zu der sich eine Parallelversammlung unter Leitung von Landgerichts- direktor Dr. Iauck in der St.-Asr-a-Kirche nötig machte, führte ungefähr 2000 Mitglieder zusammen. Nachdem ein Posaunen- vortrag verklungen war, ergriff 'der Bundesvorsitzende Professor Dr. Hugo Hickmann das Wort. Er begrüßte mit warmen Wor ten die evangelischen Pilger und dankte besonders für den Be such des Landesbischofs D. Ihmels, der Herren des Domkapitels und des Hochstiftes mit dem Dechanten Staatsminister a. D. Dr. v. Beck an der Spitze und des Meißner Oberbürgermeisters Dr. Ay. Im Namen der Stadt rief Dr. Ay den Teilnehmern einen Willkommengrub zu. Exzellenz v. Beck sprach seine Freude über die Domfahrt aus. Im Namen des Hochstiftes dankte er dem Bunde für diese gewaltige Heerschau seiner Anhänger, die den festen Zusammenschluß de sDokkes gegen alle kirchenseindlichen Bestrebungen beweise. Die Grüße der Meißner Kirchgemein den überbrachte Superintendent D. Neuberg. Den Hauptvor- tlag Der Fnser Dienst an Kirche und Volk" hielt Professor Hickmann, Nach der Bundesversammlung fanden sich die Fahrtteilneh- Mr zu einer Kundgebung Ms dem Marktplätze zusammen, der mit Fähnchen und Pflanzengrün reich geschmückt war. Dicht gedrängt harrten die Masten den Worten des Laudesbischofs D. Ihmels, der, nachdem der Posaunenchoral „Wachet -auf, ruft uns die Stimme" verklungen war, mit tiefer Bewegung ungefähr folgen des -cklsführte: Wachet auf! ruft uns diese historische Stätte zu, von wo einstmals zuerst -das Kreuz in die Lande geleuchtet hat, heute geloben wir dem Kreuz aufs neue die Treue. Wir sind zusammengekvmmen zu gemeinsamem Bekenntnis zu unserem j Herrn Iesum Christum. Als Kinder der Reformation legen wir - ein persönliches Bekenntnis ab, reformatorisches Christentum im Sinne Luthers heißt auch die Kirche wollen. Wir alle sind für die Kirche verantwortlich Nehmen wir dieses doppelte Gelöb nis nicht mit heim, so war dieser Tag vergebens. Und eins noch: Lin „Dennoch!" wollen wir heute allen Feinden zum Trotz sprechen. -Dann nahte die Abschiedsstunde von -dem schonen Meißen. Dunkel ragten Dom und Burg als Silhouetten in den halbl-ich- ten Abendhimmel hinein. Da prasselten einige Leuchtkugeln in die Lust, und nun plötzlich slammte der stolze Bau m-roter Glut auf. Zu vielen Tausenden standen Meißner und Gäste am an- Letzte Meldungen - Günstige Anssichten für die deutsche Anleihe. Neuyork, 8. Oktober. Einer der bedeutendsten Bankiers der Neuyorker City erklärte Pressevertretern, daß nach seiner Ueberzeugung es als sicher gelten könne, daß der amerikanische Anteil an der deutschen Anleihe im Handumdrehen gezeichnet sein werde. Die amerikanischen Bankiers rechnen damit, daß spätestens am 14. Oktober die Anleihe zur Zeichnung aufgelegt werden könne. Jie Wüsche Amomste iidmeicht. London, 8. Oktober. Die englische Antwortnote auf die deut sche Anfrage über die Bedingungen für den Beitritt zum Völkerbund wurde gestern abend in London dem deutschen Botschafter überreicht. Die Note gibt an, daß die Bedingungen vom Völkerbundsrat und nicht von igrend einem einzelnen Mitglied des Völkerbundes gestellt werden müssen. Sie gibt ferner der Erwartung Ausdruck, bah Deutsch land dem Völkerbund beitreten werde und betont, Deutschland würbe erhalten. Seigien IW« siL LM. Paris, 8. Oktober. D ie belgische Regierung hat, wie aus Brüssel gemeldet wird, ihre Antwort auf das deutsche Völlerbunds- memorandum noch nicht nach Berlin abgesandt. Sie ist der Ansicht, daß die Absendung der Antwort nicht drängt und will erst die Rück kehr des belgischen Außenministers Hymanns aus Genf abwarten, da mit der endgültige Antworttext abgesatzt werben kann. fraMM uns Sie SeuIMn Kolonien Amsterdam, 8. Oktober. Wie der Pariser Vertreter des Allgemeen Handelsblad erfahren haben will, sei die französische Re gierung hinsichtlich der deutschen Wünsche nach Bewirtschaftung der früheren deutschen Kolonien der Ansicht, daß Deutschland sür seine zunehmende Bevölkerung Kolonien brauche und daß die Verweige rung seines Verlangens nach kolonisatorischer Betätigung die fried liche Entwicklung Europas gefährden müsse. Die französische Regierung werde nichts dagegen einzuwenden haben, daß Deutschland, wenn es dem Völkerbund beigetreten sei, einen Teil der Mandate über seine ehemaligen Kolonien erhält. MscSonslS rur MkWng ernMiig«. London, 8. Oktober. Der König hat Macdonald telegraphisch seine Zustimmung zur Parlamentsauslösung erteilt, wenn die Regierung heute im ttnterhause eine Niederlage erleitet. Heren Clbeufer -und betrachteten andachtsvoll -das herrliche Mär- chenhstd. Vvm Turme klang ein Choral herüber, andere Po- saunenchöre nahmen 'die Lieder auf. In Svnderzügen begaben sich hie Domfahrer nach der Hei mat zurück. Ihnen allen wird -der Tag für immer im Gedächt nis haften. Er hat gezeigt, haß die Kirche noch feste Wurzeln im Volke hat und daß weite Kreise -sich nicht scheuen, offen und öffentlich zu bekennen. * Dresden. (Das Autounglück bei Doberzeit vor Gericht.) Der Kraftwagenführer Willy Rudolf Vogel wurde vom hiesigen Gemeinsamen Schöffengericht zu 3 Mona ten Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft und Zubilligung einer Bewährungsfrist für den Strafrest verurteilt. Er war am 17.Iuli in Flur Doberzeit, unweit der Bastei mit dem neubeschafften Kraftwagen des Hotelbesitzers Josef Kubisch aus Dresden-Älasewitz an einen Baum gerannt, wobei der Besitzer, seine Schwester und Schwägerin den Tod fanden und vier weitere Personen verletzt wurden. Das Gericht war der Meinung, daß ein gewißes Mitverschulden dem tödlich verun glückten Besitzer des Autos beizumeffen sei, der einem noch so ungeübten Fahrer den Wagen nicht anvertrauen durfte, oder ihm erst Gelegenheit geben mußte, sich einzufahren. Oberottendorf. (Diebstahl.) Einem hiesigen Zigarren fabrikanten wurden in einer der letzten Nächte mehrere Hühner gestohlen. Ein Einwohner, der vom sofort herbeigeholten Poli zeihund stark angebellt wurde, leugnete die Tat, sodaß gegen ihn mangels weiterer Beweise nichts unternommen werden konnte. Bischofswerda. (Die Ausbeute beim Fischen der Karpfenteiche), namentlich an Karpfen, Schleien und Hechten, war beträchtlich, so daß wohl sämtliche Kaufansprüche befriedigt werden konnten. Die vielen anwesenden Kauflustigen Überboten sich gegenseitig, so daß die meisten Fische bis 50 Pro zent über die Taxe (pro Pfund 1 bis 1,20 Mk.) zugeschlagen werden mußten. Da die in bedeutender Anzahl vorhandenen Hechte dem übrigen Fischoestande stark zugesetzt hatten, soffen sie beim Wiederbesetzen der Teiche stark vermindert werden. Bautzen. (Großfeuer.) Ain- Sonnabend früh wurden die Fabrikanlagen der Möbelfabrik der Firma Hohlfeld in Groß- postlwitz durch einen gewaltigen Brand vollständig vernichtet. Der Schaden wird auf etwa 300 000 Mark geschätzt. Man ver mutet Brandstiftung. Zittau. (Tod im Rausch.) Durch die Blätter wurde von hier aus die Nachricht verbreitet von einem grauenhaften Verbrechen an der Weinwirtin Emma Hampel aus Neustadt a. T. Nach der gerichtlichen Leichenschau stellt sich der Fall in dessen jetzt ganz anders dar. Danach ist die Frau sinnlos be trunken gewesen. Auf dem Heimwege war sie offenbar der Meinung, daß sie bereits zu Hause. Sie entkleidete sich daher und bettete sich im Straßengräben auf ihren Kleidern. Die Ohr ringe dürfte die Betrunkene weggeworsen Haven. 3m Straßen graben fand sie dann infolge übermäßigen Alkoholgenusses den Tod. Der Mann, in dessen Begleitung sich die Frau befunden batte, hatte ebenfalls einen Rausch und war im Walde einge- schlasest Chemnitz. (Tödlicher ff »fall.) Am Sonnabend nachmittag wurde eine 34jährige Bäckersehefrau auf der Zwik- kauer Straße von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geschleudert. Sie erlitt einen Schädelbruch., der ihren sofortigen Tod herbeiführte. Witzschdorf i. E. (Eine seltene Kind taufe) fand in der hiesigen Kirche statt. Eine Einwohnerin ließ drei Kinder auf einmal taufen: ein Mädchen von vier Jahren, einen Kna ben von zwei Jahren und einen Knaben von sechs Monaten. Zwölf Taufpaten traten in der Kirche an, nur Männer, meist Landwirte oder Geschäftsleute. Nach der Taufe zogen die Pa ten in langem Zuge nach dem Kindtaufshause zurück. Sie be schlossen nun, eine sogenannte „schwarze Partie" nach Gornau zu unternehmen. Gesagt Zetan — ein großer Erntewagen mit zwei Pferden fuhr vor, prächtig geschmückt, voran ein mit Blu men gezierter Ochse am Vorspann. Die Insassen in schnell im provisierter erzgebirgischer Tracht, mit dem Kindtaufsvater in der Mitte, machten viel Spaß. Der Kindtaufsvater wurde z. B. „hoch zu Ochsen" in Gornau herumgeführt und was derglei chen Scherze mehr waren. In fflbrichts Gasthof ging es hoch her. Doch was ist das? Ein zweiter Erntewagen, ebenfalls mit Birken und Bändern geschmückt, ratterte von Witzschdorf heran. Welche ffeberraschung! Die Frauen der Taufpaten, die sie zu Hause wähnten, waren eingetroffen. Zuerst gab es verdutzte Ge sichter, doch bald söhnte man sich damit aus und nun gab es einen fidelen Kindtaufsschmaus mit obligatem Tänzchen. Es herrschte prächtige Stimmung auf dieser echt erzgebirgischen „Kindtaaf". Sofa. (Räuberischer ffeberfall.) Am 2. d. M. wurde in der Nähe der Riesenberger Häuser bei Sosa der Hilfsarbeiter Hölzel aus Sosa von zwei jungen Burschen an- gefallen und seiner Taschenuhr beraubt, mit der sie das Weite suchten. Holgel verfolgte aber die beiden und als sie -dies be merkten, warfen sie die Uhr weg und entflohen. Hölzel er langte seine Uhr wieder. Kurz darauf wurde von der Polizei ein 20 Jahre alter Schlosser aus Kiel bei Antonsfall festge nommen und ans Amtsgericht Schwarzenberg abgeliefert, der verdächtig war, an dem Raubanfalle beteiligt zu sein. Der Verdacht hat sich aber nicht bestätigt. Werdau. (Was die Indust"ie aufbringt.) Im Gegensatz zu den von den Linken in der Stadtverordnetenver sammlung gegen die Industrie erhobenen Vorwürfe ist ermittelt worden, daß trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Industrieverein in den letzten neun Monaten 182 000 Gold mark zur Unterstützung der Erwerbslosen, Klein- und Sozial rentner und zu sonstigen Wohlfahrtszwecken aufgebracht hat. Grundlose Angriffe gegen die Regierung. Dresden, 7. Oktober. Die Regierung verbreitet durch die Staatskanzlei an der Spitze der heutigen „Sächsischen Staatszeitung" einen längeren Artikel, in dem sie gegen die fortgesetzte Hetze der Linkssozialisten und insbesondere des Abg. Arzt energisch Stellung nimmt. Es heißt in dem Artikel: In der „Chemnitzer Volksstimme" vom 5. Oktober wird eine Entschließung mitgeteilt, die die sozialdemokratische Kreisver sammlung des 15. Unterbezirks gefaßt hat. In dieser Ent schließung werden, nachdem die früheren Angriffe auf die säch sische Personalpolitik durch Tatsachen widerlegt worden sind und deshalb nicht gut wieder aufgewärmt werden können, Vor würfe allgemeinster Art erhoben, zu denen objektiv denkende Menschen nur Stellung nehmen können, wenn die Behaup tungen durch Tatsachen belegt werden. Deshalb sind die Teil nehmer der Kreisversammlung, insbesondere der Referent, Be zirksschulrat Arzt, der als Landtagsabgeordneter über die Vor? gänge innerhalb der Regierung am besten unterrichtet sein müßte, zu fragen, was sie mit ihren allgemeinen Angriffen für Vorgänge meinen. 1. Welch stitende Sozialdemokraten sind aus den Mini sterien beseitigt worden? Da jugendliche Referenten oder gar der in einem Zeitungsartikel erwähnte Telephonist nicht gut als leitende Beamte bezeichnet werden können, können nur fol gende zwei Beamte gemeint sein: Der Ministerialdirektor Dr. Lempe, der nach dem Urteil auch zahlreicher Sozialdemokraten an seinem bisherigen Platze fehl am Orte war und deshalb auf einen der wichtigsten Kreishauptmannsposten im Lande ver setzt worden ist, und ferner der aus Thüringen übernommene 34jähige Arzt Freund, der abgebaut werden mußte, weil aus Gründen der Organisationsänderung, über die sich die Regie rung schon ausgesprochen und die Billigung des Landtags ge funden hat, sein Posten eingezogen werden mußte. 2. Was ist unter einseitiger Anwendung des Abbaugesetzes zu verstehen? Es ist nachgewiesen, daß der Abbau die alte Be amtenschaft in viel stärkerem Maße betroffen hat, als Be amte, die erst seit dem Jahre 1919 in die Verwaltung einge treten sind. 3. Was hat die Versammlung unter der Reorganisation in reaktionärem Sinne verstanden? Es müssen Tatsachen an geführt werden, wenn derartige Anwürfe irgendwelche Bedeu tung haben sollen. Es sind nur Organisationsänderungen vor genommen worden, die die durch den Personalabbau bedingte Vereinfachung der Verwaltung zum Ziel hatten, seit langen Jahren verlangt worden sind und unter den früheren Kabi netten, insbesondere auch rein sozialdemokratisch zusammenge setzten Kabinetten bereits beschloßen waren und, soweit der Landtag damit bei den letzten Etatsberatungen beschäftigt wor den ist, dessen einstimmige Zustimmung gefunden haben. Was haben diese unbedingt notwendigen Maßnahmen mit Reaktion zu tun? Was schließlich die zum Gegenstand der Resolution ge machten angeblichen „Skandalösen Verbote der Arbeiterkund gebungen und der -harmlosen Veranstaltungen der Arbeiterju gend" und die demgegenüber gestellte Behauptung angeht, daß „republikfeindliche Organisationen volle Freiheit und teilweise Bevorzugungen durch Staatsorgane genössen", so wird festge stellt, daß es gänzlich unzutreffend sei, wenn behauptet werde, daß das Versammlungsverbot vom Ministerium einseitig gegen Arbeiterkundgebungen oder republikanische Organisationen ge handhabt worden wäre. Das Gegenteil werde vielmehr fast tagtäglich in Eingaben und mündlichen Vorstellungen rechts gerichteter Organisationen aus Anlaß der ausnahmslosen Ab lehnung ihrer Demonstrationen dem Ministerium zum Vor wurfe gemacht. Wenn politische Demonstrationen rechtsgerich teter oder republikanischer Organisationen vorgekommen seien, so seien sie nicht genehmigt gewesen und die Teilnehmer seien strafrechtlich zur Verantwortung gezogen worden. Hiernach, so schließt der Artikel, kennzeichnet sich die Entschließung als eine Irreführung der Bevölkerung und grundlose Hetze gegen die Regierung. j . Neue MHer - - Steuerabzugsiadefie. Sm Berlage von SpehEchäser, Dresden--A. 24, Behrischstraße 21, ist eine Steuerabzugstabelle erschienen, welche den Vorzug hat, daß aus ihr der Steuerabzug sür die gesamten Wochenlöhne von 12 G.-Mk. bis 50 G-Mk. -von 5 Pfg. zu 5 Psz. steigend mit den gesetzlichen Ermäßigungen bis zu 6 Angehörigen sofort 'ablesbar ist- Die Tabelle zeichnet sich durch Vollkommene Genauigkeit gegenüber bereits erschienenen Tabellen aus, und die wichtigsten und neuesten Bestimmungen des Lvhnstouerwesens sind vvm Verfasser, einem ehemaligen Reichsfinanzbeamten, knapp und verständlich darge-stellt. Diese -äußerst praktische Hilfsmittel zur Errechnung des 'Steuerabzuges sollte der Zeitersparnis, Klarheit und ffebepsichtlichkeit Halder in keinem Lohnbur-eau fehlen. Die heutige Ausgabe unserer Zeitung umfaßt 8 Seiten. LerannvorMch für die SchrislleNung Hermann Läflig, für An zeigen und Reklamen A Röme r. Verleger und Drucker: ArIbur Zscdunke, lämrlich in WArdruff,
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