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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stoffen. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigrnprri»: »i« «,kfpo!tr« SiruM,n!r M Goldpfnnü,, di« rgespaltrne Dcilr der amtlichen Bekanntmachungen 40 GoN». pl-nnig, d« ^g«<valtcneÄeklam«^Ne ttn tertlichen Teile I0v Doldpfennig. NachwcifungrgedLhr M Doldpsennige. Dor- gefcheiedeneDrscheinnngs- ...,, — „ >> tage und Platzvorschrift«! werden nach Möglichkeit AkkttspPychTk: 2lMk 28flSÄ"Uff 9!k. 6 berücksichtigt. Anzcigen- annabmedisoorm. lOUHr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch «läge nngezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 8m» »EMl s drsffrr Tageblatt* erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den falgenbe« Tag. Vezngsprei«: Bei Abholung in d« SeschLstestelle und de« Ausgabestelle« 2 ML. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 ML., bei Postbettellung LH.Wv'UL Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend AstLen u^'ü^ »Mel »«»Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Bc» Honnngen entgegen. Am Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung «» Aetrung oder Kürzung des Bezugspreise«. — Rücksendung cillgesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bestiegt. Nr. 237 — 83 Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Donnerstag 9. Oktober 1924 Miiberal! Weg. Von einem gelegentlichen Mitarbeiter wird uns ge schrieben: Nun hat man am letzten Tage der Völkerbundsver sammlung den Krieg abgeschafft. Ganz offiziell durch ein- stimmigen Beschluß abgeschasft. Bloß scheint es nicht, als ob man sich auf dem Erdball sehr nach diesem Befehl und Beschluß richtet, selbst dann nicht, wenn man selbst Mit- gtted des Völkerbundes ist. In China z. B., wo man mit allen Schikanen der Neuzeit Krieg führt. Und in Georgien ist soeben erst die Flamme der Erhebung gegen die Herrschaft der Sowjetrepublik mit Strömen Blntes erstickt worden. Der Völkerbund hat ja protestiert. Und ebenso lächelnd wie einst im Falle Wilna, wo der polnische General Zelugowski an die hohe Genfer Ver sammlung, die seinen Abmarsch aus Wilna verlangte, die bekannten Worte Götz von Berlichingens zwar nicht aus sprach, aber anwandte, ist Sowjetrußland über diesen Protest zur Tagesordnung übergegangen. Ab und zu hat Moskau auch Humor, wenn auch dieser Humor drohende Züge trägt. Die Sowjetregierung be hauptet nämlich — vermutlich mit Recht —» daß Eng- land und Frankreich hinter dem ganzen Aufstand gesteckt haben, und verlangt daher, daß beide Mächte den ziemlich beträchtlichen Schaden ersetzen sollen, den der Auf stand verursacht habe. Denn die Aufnahme, die Macdonald und namentlich Herriot den georgischen Verbannten be reitete, erweckte Hoffnungen, die sich dann in der Erhebung «» .lösten. Also sollen beide Mächte jetzt die Zeche bezahlen. Krieg auch in Potsdam. Krieg wegen des Welt friedenskongresses. Nur führte man ihn mit weniger ge fährlichen Mitteln und es gab nur insofern Verletzte, als ein paar Straßendemonstranten unter die Pferde der „Straße frei!" rufenden Schupobeamten gerieten. Außer dem wurde heftig mit Stinkbomben gekämpft, die in den Versammlungsraum flogen. Und mit Liedern. Das alles tat nicht besonders Weh. Leute vom Reichsbanner Schwarz- rot-gold schubsten sich ein wenig herum mit Mitgliedern vaterländischer Verbände und Entschließungen wurden in der Versammlung der Pazifisten ebenso energisch gefaßt wie in der Protestversammlung. Die Erregung war ent standen durch die Ankündigung, daß der Professor der Pariser Sorbonne Viktor Basch, der eine Rolle auf SSM in Berlin tagenden 23. Weltfriedenskongreß spielt, gerade inPotsdamim Auftrag der „Liga für Menschen rechte" sprechen mußte. Man braucht nicht Gegner des Pazifismus zu sein, um nicht in dieser Versammlung eine Überflüssigkeit zu erblicken. Vor allem war die Aktion gewollt; das wirkte in Potsdam aufreizend. Schon, daß die Versammlung nur etwa 200 Teilnehmer aufwies, ist wenig gegenüber dem, was der Berliner „Weltfriedenskongreß" vorher ge zeigt hatte und das in keiner Weise Störungen des öffent lichen Friedens verursachte. Und ein Weltfriedenskongreß, dessen Abklang diese Dissonanz in Potsdam War, ist eine ebenso merkwürdige Erscheinung wie die Genfer Ab schaffung des Krieges. Das heißt, so ganz glaubt auch Herr Buisson, der Präsident der französischen Friedensliga, wohl noch nicht daran, daß die Welt sich an die Genfer Be fehle halten wird. Er sprach in Potsdam auch und sagte, daß die Arbeiter der Welt die größte, die menschlichste der Revolutionen durchzuführen hätten: die Abschaffung des Krieges. Wäre in der Versammlung einTürke gewesen, so hätte der sicherlich so laut gelacht, daß er zum Saal hinansgeworfen worden wäre. Der hätte nämlich daran gedacht, daß England, das England Mac donalds, des Arbeiterführers, mit allen militärischen Mitteln die Rückerwerbung Mossuls durch die Türken verhindert. Daß dieser friedenverkündende englische Mi nisterpräsident durch Flugzeuge alle jene türkischen Dörfer zerstören ließ, aus denen deshalb Angriffe auf di englische Machtstellung erfolgten. Angeblich oder wirkt erfolgten. Denn England hat dort zwar nicht den Weir- frieden, wohl aber die beträchtlichen Petro leum- quellenfür sich zu wahren. Und Petroleum — ist dicker als Blut. Es ist vorläufig also noch nichts mit dem „Fr eden auf Erden". Trotz Genf und trotz — Potsdam. Una die Arbeiterklaffe ist dort, wo sie am unbedingtesten die Herr schaft besitzt, in Rußland, durchaus nicht gegen den Krieg gefeit. Weder gegen den nach innen noch den nach außen. Und wenn man die Welt rings um uns sieht, so ist der Weltkrieg zwar offiziell zu Ende; aber nur ein mit anderen Mitteln geführter Krieg ist an seine Stelle ge treten: der Wirtschaftskrieg. Und der ist nicht weniger grausam und opferreich wie jener, den die 8eld- schlachten bringen. Vie siSmpke i» MarMo. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes . London, 8. Oktober. Daily Telegraph mckdet daß lich von Fez zwischen Risileuten und Franzosen Kamp/e stattgefunden haben, die die französischen Behörden mü großer Bejorgnst, erfüllen. Der General Lyante hat deshalb seinen Aufenthalt m Frankreich ab gekürzt, um sofort nach Rabbat zurückzukehren. ver Huk nach Hegierungsrrweitrmng. o. Berlin, 7. Oktober. Trotz aller Mitteilungen über Erwägungen und Pläne, die in der Frage der Regierungsumbildung gemacht wurden, kann man bisher von irgendeinem in Aussicht stehenden Ende der schleichenden Regterungskrtsts noch nicht sprechen, in der wir uns befinden. Das Kabinett bat über die viel genannten Richtlinien des Kanzt. . aandelt, ohne daß es zu einer Klärung gekommen wäre. Es heißt einerseits, diese vorläufig noch für die Öffentlichkeit im Dunkeln bleiben den Richtlinien seien vom Kabinett gutgeheißen worden. Sie entsprächen außenpolitisch dem bisher vom Kabinett Marx-Stresemann eingehaltenen Kurs. Jnnerpolitisch bezögen sie sich aus die Probleme der Lastenverteilung. Andererseits sollen sie noch nicht endgültig sestgelegt sein, jedenfalls aber alsbald in vollendeter Gestalt den verschiedenen Reichstags- fraktionen zugesandt werden, damit sie als Unterlagen für die in Aussicht stehenden Parteiberatungen dienen könnten. Es verlautet auch, daß es sich um keine programmatischen Erklä rungen handle, sondern daß der Kanzler auf dem Standpunkt stehe, mit Rücksicht auf die außenpolitische Lage sei eine mög lichste Zurückstellung aller speziellen Partei wünsche zu üben, und man solle auf dem Wege des Burg friedens zunächst einmal gemeinsam bis zum IO. Januar 1925 an der Lösung der wichtigen außenpolitischen Fragen Mit arbeiten. Von der Stellungnahme der Parteien werde es ab hängen, ob die Einberufung des Reichstages zum 15. Oktober noch zu ermöglichen sei. Etwas abweichend von dieser Dar stellung sollen die Richtlinien, wie eine demokratische Nach richtenstelle wissen will, als selbstverständliche Voraussetzung für eine Koalition der Volksgemeinschaft das grundsätzliche Bekenntnis zur gegenwärtigen Staatssorm und zur Weimarer Verfassung fordern. Die wichtigste Grundlage für die Füh rung der äußeren Politik soll das Londoner Abkommen sein. Die lovale Durchführung des Dawes-Gesetzes ergebe sich dar aus als selbstverständlich. Jnnerpolitisch soll eine gerechte Verteilung der steuerlichen Lasten erfolgen unter Be rücksichtigung der sozial schwächeren Schichten der Bevölkerung. Auch auf die Zolltarif- und Wirtschastsfragen erstreckten sich die Richtlinien. Jedenfalls ist also noch alles in der Schwebe, obschon sich die Stimmen rechts und links mehren, die von einer zu er wartenden Reichstagsauflösung reden. Aber Wie ge sagt, nichts Genaues weiß man nicht, möglicherweise bringen die Verhandlungen der Fraktionen bald ein wenig Licht. VoraAsfichtlich Donnerstag Abfahrt des Z. R. 3. Friedrichshafen, 8. Oktober. Dr. Eckener, der Kommandant des Luftfchiffes, teilte mit, daß wahrscheinlich heute Mittwoch, nachmittag, die letzte 2- bis Händige Probe fahrt stattfinde, um Gasdruckmeffungen an den 14 Gaszellen vorzunehmen. Vom Donnerstag ab liege das Luftschiff zur At- lanticfahrt fahrbereit. Möglicherweise finde schon an diesem Tage, also am Donnerstag, die Abfahrt statt. Was bis jetzt über die Fahrtstrecke Friedrichshafen—Lakehurst geschrieben worden sei, gehöre in das Gebiet der Mutmaßungen, die Wet terlage allein bestimme den Weg. Die Shenandoah macht Platz Berlin, 8. Oktober. Der Lokalanzeiger erfährt aus Neuyork, daß das lenkbare Luftschiff Shenandoah eine Reise entlang der Küste des Stillen Ozeans angetreten hat, um Raum für den Z. R. 3 zu schaffen. Die Beschlagnahme des Hohenzollern- vermögeus in Preußen aufgehoben. Berlin, 8. Oktober. Der Verfassungsausschuß des preußischen Landtages beschäftigte sich am Dienstag nachmittag mit einem Antrag über die Aufhebung der Beschlagnahme des Vermögens des vormaligen preußischen Königshauses. Ein gleich zu Beginn der Sitzung gestellter Vertagungsantrag der Sozialdemokraten wurde abgelehnt. Nach mehrstündiger De batte wurde dann der Entwurf mit 15 gegen 14 Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten angenommen. Englische Stimmen gegen Deutschlands Alleinschuld am Kriege. London, 8. Oktober. David Dorricy, ein hoher eng lischer Geistlicher weist in Uebereinstimmung mit dem Bischof von Manchester, Dr. Temple, darauf hin, daß Deutschland kei nesfalls die alleinige Schuld am Kriege trage, sondern zum mindesten im gleichen Maße auch alle übrigen Großmächte. Dorricy fordert die englische Geistlichkeit auf, einen Protest ge gen alleinige Kriegsschuld Deutschlands zu erlassen, indem er daraus hinweist, daß die bisherige Art der Behandlung dieser Frage durchaus einseitig und tendenziös gehalten worden ist. Jas Whrigt Bestehen der Welhsst- nereins unter besonderer WMWS der Verdienste Heinrich von Stephons. 9. Oktober 1874 — 9. Oktober 1924. Von Oberpostsekretär Richard Ebert., Wilsdruff. In unserem deutschen Vaterlande dürste es wenige Orte ohne irgendeinen Verein in ihren Manern geben. Die Vereine be schränken sich aber nicht allein auf Städte und Dörfer selbst, sondern sie erstrecken sich auch auf kleinere und größere De- Der erste deutsche Generalpostmeister. Staatssekretär Dr. Heinrich v. Stephan. zirke, über ganze Läüder und sogar über das gesamte Reich. Ein Verein, der fast alle Länder und Völker der Erde umfaßt, ist der Weltpostverein (Union posiale universelle). ,^50 Jähre Weltpostverein!" ruft uns der heutige 9. Ok tober zu. Der IuLelverein dehnt sich, wie schon gesagt, über den ganzen Erdball aus mit Ausnahme folgender Länder und Läßder- gebiete: in Afrika: Nigeria, Nyaffaiand und Nord-Nhobesia; in Asien: Afghanistan, Arabien, Irak, die malaischen Staaten Jo- Hore und Trenganu, die Lakadiven und die Malediven; in Australien: die Tonga- oder Freundschastsinseln. Rußland , (europäisch und asiatisch) gehörte vor dem Kriege ebenfalls dem Weltpostverein an. Da es jddvch aus dem Postkongreß zu Madrid (1920) infolge der durch den Weltkrieg geschaffenen Verhältnisse nicht vertreten war und dem Weltpostvertrag von Madrid nicht deigetreten ist, sieht es gegenwärtig außerhalb des Weltpostvereins. Es ist jedoch anzunehmen, baß Rußland in nicht ferner Zeit in die Reihe der Bereinsländer wieder emtreten wird. Acht Postkongreffe haben seit der Gründung des Welt- posivereins stattgefunden: 1874 in Bern (Gründungskongreß), 1878 in Paris, 1885 in Lissabon, 1891 in Wien, 1897 in Was hington, 1906 in Rom, 1920 in Madrid, und vom 14. Juli d. I. an hat in Stockholm der achte Weltposikongreß getagt, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, neben den Kongreßjverhandlungen die i 50-Iahrfeier des Weltpostvereins zu begehen. Ferner hat der Wettpostverein vier Postkonferenzen abgehalten, und zwar 1s75 in Bern (Festsetzung der Bedingungen für den Eintritt übersee ischer Länder in den Verein), 1880 in Paris (Vereinbarung eines Vereins-Postpaketvertrages), 1890 in Brüssel (Vorberatung eines Bereins-Zeitungsabkommens, abgeschlossen im folgenden Jahre in Wien) und 1900 in Dem (25-Iahrfeier des Vereins und Be schluß über ein in Bern zu errichtendes Weltpostvereins-Denk mal, das 1909 in Gegenwart von Vertretern aller Dereinslander enthüllt wurde). Alle Postkongreffe und Postkonferenzen haben das Weltpostvereinswerk ein beträchtliches Stück weitergeführt, so baß gegenwärtig für die zum Weltpostverein gehörigen Länder maßgebend sind: der Weltpostvertrag (sogenannter Hauptvertrag), der den gegenseitigen Austausch von Briefsendangen im Auge hat, s und sechs andere allgemeine Verträge, die den Austausch von , Briefen und Kästchen mit Wertangabe, von Postanweisungen s und Postpaketen, die Geldeinziehung im Wege des PvMuftrags, den Zeitungsbezug durch die Post und den bargeldlosen Zahlungs verkehr zum Gegenstand haben. Alke diese Verträge sind auf dem vom 14. Juli d. I. an in Stockholm siattgesundenen Weltpvsk- kongreß in eine neue Form gebracht worden, da die auf jedem Postkongreß abgeänderten Vereinsverträge allmählich unüber sichtlich geworden waren. Was in Stockholm zustande gekommen ist, wird sich erst zeigen, sobald die neuen Vereinsverträge ver öffentlicht werden. Das internationale Bureau des Weltpost vereins, das unter der oberen Lei King der schweizerischen Post- verwaltung wirkt und allerhand Aufgaben zu erfüllen hat, be findet sich in Bern. Hum Wirkungskreis dieses Bureaus gehört auch die Herausgabe der Dereinszeitschrift „LÄnion posiale" in deutscher, englischer und französischer Sprache. Wie sich der internationale Postverkehr in den 50 Jahren des Bestehens des Weltpostvereins innerhalb des Vereins ent wickelt hat, lassen folgende Zahlen erkennen. Befördert wurden in dem Jahre 1875 143 958799 Briefsenduugen, 685 173 Wert briefe und Wertkästchen, 4 739 121 Postpakete und 918 591 Pvsk- l Anweisungen (Postauftragsdienst bestand noch nicht), im Jahre