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öachn/r-LM/v B/att S Sl5. 66 - /S. /9S4 VMM koM«Ng! In tiefem Dunkel, im Zukunftstal, Da leuchtet etwas -in der Fern': In deutsches Leiden, in Sorge und Qual Grübt froh uns ein HoffnunKsstern. — Und wie uns das Schicksal auch immer betroffen, Wir werden stille in solchem Leid, Doch niemals werden wir müde im Hoffen! Im deutschen Hoffen auf eine bessere Zeit! So hoffen wir tagaus tagein Auf den deutschen Frühling wieder. — Erhoffen Friedenssonnenschein Und der Vöglein verheißende Lieder. Und all das Hoffen in Gottes Natur Auf ein Wachsen und Blüh'n und Gedeihen Ist immer die deutsche Hosfnung nur, — Sie soll bald den Frieden uns weihen! Ruhols Giesemann. frorer; Wer unü genossen. (Sechzehnter Tag.) München, 15. März. Die besondere Note gab der heutigen Verhandlung die Verhängung von Ordnungsstrafen gegen den General leutnant v. Lossow, der gestern den Gerichtssaal in folge des Zusammenstoßes mit Hitler verlassen hatte und heute in einem Schreiben an den Vorsitzenden seine Ab sicht bekundete, nicht mehr als Zeuge zu erscheinen. Gericht und Verteidiger bestehen jedoch daraus, daß v. Lossow weiter vernommen werden soll. Er erhielt heute zunächst eine Ordnungsstrafe von 1ü und sodam» eine von 50 Goldmark. Die Verteidiger beantragten sogar Vor führung, was aber einstweilen nicht beachtet wurde. Herr v. Lossow wurde erneut für Montag geladen. * Bei Beginn der heutigen Verhandlung stellten die Verteidiger eine große Zahl von Beweis anträgen zur Unterstützung vieler Behauptungen, die von der Verteidigung im Laufe der Verhandlungen ausgestellt worden sind. Das Gericht gab einem Teil dieser Anträge statt und beschloß die Ladung weiterer Zeugen; es befinden sich unter diesen Zeugen Sanitätsrat Pittinger, Kapitän- leutnant Ehrhardt, Admiral Scheer und Gras Soden. Das Gericht verkündete dann folgenden Beschluß: Erste Ordnungsstrafe gegen Lossow. Der Ze»tze Lossow, der sich ohne Erlaubnis vor Ab schluß seiner Vernehmung aus dein Gerichtssaal entfernt hat, wird zur Tragung der durch seine Entfernung verur sachten Kosten und zu einer Geldstrafe von 10 Mark, ersatz weise einem Tag Haft, verurteilt. Es wurde außerdem die neuerliche Ladung Lossows angeordnet. Da er dieser Ladung nicht Folge leistete und in einem kurzen Schreiben an den Gerichtshof sein Wiederer- scheinen ablehnte, forderte die Verteidigung, daß er vor geführt werde. Das Gericht behielt sich zunächst einen Beschluß hierüber vor. Nachdem rann noch eine Zuschrift des Kardinals Fau'haber, der einige in völkischen Flugschriften als Ludendorffs An schauung wiedergegebene Behauptungen rich'.igzustellen wünscht, verlesen worden war, wurde die Zeugenverneh mung fortgesetzt. Eine Anzahl Zeugen wird sodann über die Vorgänge im Bürgerbräu gehört. Der vielgenannte Prof. Bauer, Studienrat rm Wilhelmsgymnasium in München wird aufge rufen. Er hat das Wort geprägt: „Nicht los von Berlin, sondern auf nach Berlin!" Er erklärt « Die sfir einander find. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten. „Gr macht ja gerade den Eindruck wie ein Freiersmann! Virgilia wird doch nicht " und belustigt lächelte er vor sich hin. Für alles, was die Familie Schultze anging, hatte er ein reges Interesse, weil es seinem Sinn für Humor und Komik reichliche Nahrung gab. Zu Tische war er von Frau Schlossermann eingeladen. „Ein erster Feiertag ist immer fad! Im Kasino ist's fad — in Familie ist's fad — allein ist's erst recht fad da ist's bei Frau Rat noch am gemütlichsten!" dachte er, wäh rend er sich zurechtmachte, um noch ein wenig in die Stadt zu bummeln und sich Appetit auf die Weihnachtsgans zu gehen, die er sich b^i mütterlichen Freundin bestellt. der °er Platzmusik traf man die junge mehr oder weniger elegante A elt von B., und man hatte Gelegenheit, die neuen Kostüme, Hute, Pelzgarnituren, die das Christkindl gebracht, genügend zu bewundern. Der Oberstleutnant a. D. von Raudnitz erging sich mit seiner Tochter und nnt seinem auf Urlaub gekommenen Sohn , ebenfalls auf dem Wilhaimsplatz. Mit respektablem Gruße ging Fritz von Dreieneck an ihnen vorüber; doch der Oberst leutnant redete ihn an, und so ergab es sich, daß er in Rauö- nitz' Gesellschaft blieb. Man war in ein lebhaftes Plaudern bekommen; der junge Raudnitz stand in Halle, und Fritz hatte m dessen Regiment verschiedene Bekannte, so daß es an Ge sprächsstoff nicht mangelte. Agathe konnte kaum ihre Freude ^rhehlen, als ihr Pater und Bruder Fritz zum zweiten Feiertag einluden, zwanglos der ihnen zu Abend zu essen, denno von Raudnitz hatte großes Gefallen an der frisch- frohen Art des Kameraden gefunden. Fritz hatte gern angenommen; es war nur von Vorteil für ihn, wenn er im Hause des Oberstleutnants verkehrte, der ei., guter Freund seines Majors war. Der Major war nicht besonders gut auf Fritz von Bieseneck zu sprechen; er tadelte, daß es ihm am nötigen Ernst und an Selbstdisziplin fehlte — Eigenschaften, die durchaus nötig an einem Manne waren, der des Königs Rock trug! Da mußte alles wie aus einem Guß, stählern'und stramm, sein! Er liebte es nicht, wenn seine Herren mehr als nötig Gegenstand des Interesses aber jetzt mit großer Bestimmtheit, vaß ihm nie einge fallen sei, von einem wirklichen „Marsch nach Berlin" zu sprechen. Der Sinn dieses Wortes habe auf geistigem, nicht auf militärischem Gebiete gelegen. Lossows zweite Ordnungsstrafe. Das Gericht beriet nun über mehrere Anträge des Staatsanwalts, der für einige weitere Aussagen militäri scher Natur den Ausschluß ver Öffentlichkeit wünschte. Das Gericht beschloß in diesem Sinne, und der Vorsitzende ver kündete außerdem solgenden eschluß: General v. Lossow wird wegen Fernbleibens von der heutigen Sitzung in die dadurch entstehenden Kosten mW außerdem zu einer Geldstrafe von 50 Mark ev. fünf Tagen Haft verurteilt. Nach Wiederherstellung der Öffentlichkeit wird in die Vernehmung des Generals Danner, des Münchener Stadtkommandanten, eingetreten. Er ist mit Lossow un mittelbar nach der, Versammlung rm Bürgerbräukeller zu? sammengekommen und hat die Überzeugung gewonnen, daß der Generalleutnant niemals ernstlich mitgetan hat. Als letz ter Zeuge des heutigen Tages wird sodann der Stadttat Rechtsanwalt Nußbaum über di« Vorgänge im Rathaus am Marienplatz und besonders über die Geiselverhaftung vernommen. Darauf verliest der Vorsitzende eine von heute datierten Brief des Generals v. Lossow, der zu den gestrigen Aussagen des Angeklagten Hitler noch , einmal Stellung nimmt. Lossow schildert kurz die Be- - sprechungen mit Hitler und kommt zu dem Schluß, daß nur ein ganz törichter Mensch in seinem Verhalten einen Ehrenwortbruch erblicken könne. Hitler erklärt hierzu: „Ich bedaure noch einmal, daß mir gestern das Wort entfallen ist. An der Sache selbst ändert das aber nichts. Der Herr General hat sein Wort ge- geben und nicht gehalten, sondern ge brochen. Daß ich das gestern hier sagte, war eine Folge der schweren neuen Beleidigungen, die mir der Herr General in diesem Saale zufügte. Ich bedaure es sehr; aber wenn der Herr General nicht stundenlang in diesem Tone ge sprochen hätte, dann wäre «s nicht passiert." Ein Verteidiger stellt den Antrag, den Beschluß des Gerichtes über die zweite Verurteilung Lossows dahin zu ändern, daß gleichzeitig ein Vorführungsbefehl erlassen wird, damit Lossow auf jeden Fall am Montag er- scheme. Der Vorsitzende geht jedoch darauf nicht ein mW vertagt die Verhandlung auf Montag. OcMMü uva Menüerriebung- Die Ortsbewohner sind zum Bahnhof gezogen, um die neuen Glocken feierlich in Empfang zu nehmen. Städtische Körperschaften, Vereine, Schulkinder und erwachsene Ge° meindemitglieder in großer Zahi stehen in froher und gehobener Stimmung auf dem Bahnhofsvorplätze und erwarten die Ein fahrt eines Personenzuges, der noch Teilnehmer am Festzuge bringen soll. Der Zug ist von Arbeitern stark besetzt. Die Köpfe drängen an die offenen Fenster, und als die Insassen erkannt haben, um was «s sich handelt, beginnt «in wüstes Gröhlen und Rufen und Pfeifen, und noch als der Zug den Bahnhof schon wieder verlassen hat, hört man aus der Ferne das schrille Pfeifen aus den Wagenabieilen. „Die Früchte der neuen Voikserziehung" bemerkt jemand hinter mir. Mich trifft Las Wort tief. — Einige Monate später gehe ich in ! einer benachbarten Industriestadt aus der Eröffnungsfeier der ! Volkshochschule nach meinem Gasthofe: Ich hatte mich zwei s Ehepaaren angeschlosscn. Unser Weg führte über eine Brücke, f an deren Geländer drei oder vier anscheinend dem Arbeiter- stanLe angehörende junge Leute -lehnten. Kaum waren wir mit diesen in gleicher Höhe, als von ihnen ohne jede Veran lassung eine Schimpfkanonade eröffnet wurde, die nicht münd- > lich und erst recht nicht schriftlich wiederzugeben ist: roh, un- s flätig und gemein. Ich hatte schon ein derbes Wort der Zu- i rechtweifung aus der Zunge, als mein Nachbar leise mich : mahnte, ja ruhig zu sein, da nichts gebessert weide unL man be- i fürchten müsse, von den jungen Leuten noch verprügelt zu i werden. „Das kommt jeden Tag vor; das muh man sich eben gefallen lassen. Es sind di« sichtbaren Erfolge der neuen Schulzucht." „Ach wo", siel hier mein zweiter Begleiter ein, - von dem ich wußte, daß er Angestellter eines großen Indu striebetriebes fei. „Mit der Voikserziehung hat das nichts zu tun. Das sehen wir am besten im Betrieb, wenn zu Ostern Lehrlinge eintreten. Jungen, Lie einen ganz guten Eindruck machen, werden unter dem Einfluß der neuen Umgebung in kürzester Zeit die größten Rüpel; der Erziehungs-- und Bil- dungslack, der in diesem Sinne ja zusammengehört und den Schule und Eltern mit Mühe aufgetragen haben, blättert ab, andere halten durch. Der Schule kann man daraus keine Vor würfe machen." „Ich würde es auch nicht tun", entgegnete der erste, ,-wenn nicht die Volksschullehrer immer und immer wieder nachdrücklich betonten, daß einzig und allein die Voiks- fchule die Trägerin der Volksbildung und Volkserziehung sei. Wenn die Volksschule ernstlich diese Stellung beansprucht, dann muh sie folgerichtig auch alle Verantwortung für Mißerfolg« der Volksbildung und -erziehung tragen. Mir gab diefes Gespräch noch lange zu denken, und ich muh zugeben, es enthält viel Wahres; manches, was beispiels weise auch durch die Erfahrungen Ler Fortbildungsschule be? stätigt wird. Wer dächte da nicht an die blankgescheuerten, aber leeren Kupferkessel Kerschensteiners. Zuerst muh zuge geben werden, daß über Umfang und Inhalt der Aufgaben der Volksschule vieles verschwommen und unklar ist, daß ganze Gruppen neuzeitlicher Volksschulpädagogen so tun, als ob für Lie Volksschule überhaupt keine Grenzen gezogen seien. Das ist natürlich falsch, einmal, weil damit auch die Verantwortung unbegrenzt bleibt, und zum andern, weil unter dieser Unklar heit die gesamte Volksschularbeit leiden muh. Es lohnt darum für jeden einzelnen, den angeschlagenen Gedanken etwas weiter nachzugehen. Das sogenannte Uebergangsschulgefetz sagt: „Die Volks schule hat Lie Aufgabe, die Entwicklung der Kinder durch plan- Mähige Uebung der körperlichen und geistigen Kräfte im Sinne sittlicher Lebensentfaliung zu fördern und sie zu hingebender Pflichterfüllung im Dienste der Gemeinschaft zu erziehen." Diese Fassung bedeutet unstreitig einen Fortschritt gegenüber der im Schulgesetz von 1873, wenn durch den Begriff „fördern" zum Ausdruck gebracht werden foll, daß die Schule nicht allein an der „Entwicklung der Kinder im allgemeinen" und an der „Entwicklung im Sinn« sittlicher Lebensentfaltung" im be sonderen arbeitet. Die Fachliteratur ist besonders in den päda gogischen Veröffentlichungen der Vereinspresse allzuoft geneigt, Volksschule und IugenLbildung kurzerhand gleich zu stellen, und von dort dringt dieser Fehler in Versammlungen und Lehrer zimmer. Es klingt dabei immer als bestimmender Grundton der Satz mit: Gebt uns genügend Freiheit, gebt uns Raum, und wir können alles! Ernsthafte Leute, die Ler Schule fernstehen, lächeln spöttisch über diesen Ton; uns stimmt er nachdenklich. Die Ein stellung der Volksschule muß! so lange falsch, sein, jo lange zwei wichtige Tatsachen unberücksichtigt bleiben: Erstlich, daß die Volksschule mit den Kindern der verschiedensten Veranlagung und Begabung rechnen muß im Gegensatz zur höheren Schule, die es nur mit Schülern zu tun hat, Lie in der Aufnahme prüfung ein« bestimmte geistige Befähigung nachzuweisen ver mögen, und zum andern, daß die Schule nur einen kleinen, sogar winzig kleinen Teil der Entwicklung des Kindes erfaßt und umfaßt. Bildung und Erziehung des Kindes wird geleitet vom Elternhaus, sie wird außer von der Schule beeinflußt von Ver wandten und Nachbarn, Spielgefährten, Straßenumgqng und manchem andern noch. Prüfen wir einmal ganz unparteiisch nach, wie viel Elementaristen von Eltern und Geschwistern lernen im Rechnen, Lesen und Schreiben, und wir werden er staunen, wieviel wir absetzen müssen von dem, was wir ganz bestimmt als Leistung der Schule in Anspruch zu nehmen ge wöhnt sind. Was bedeuten die wenigen Schulstunden im Leben des Kindes von seinem sechsten bis zu seinem vierzehnten Lebensjahre! Die Volksschule kann sich noch so sehr bemühen, den Unterricht lebensvoll zu gestalten durch Heranziehung der verschiedensten methodischen Hilfsmittel, sie bleibt doch außer stande, dem Kinde alle Lebensmöglichkeiten zu bieten, ja sie kann nicht einmal die Bildungsmöglichkeiten erschöpfen haupt sächlich infolge Ler Beschränkung an Zeit und Mitteln. Wollte sie das dennoch anstreben, so wäre ihr Endziel die Form der Iugendfchüle, Lie in den Lavderziehungsheimen verwirklicht worden ist, oder wohl auch die Schulform, wie sie vom Bund entschiedener Schulresormer gefordert wird. Dort ist die Er ziehung durch die Eltern vollständig ausoeschattet. Die Ab schaffung der Fomilienerzichung, Lie Verstaatlichung der Jugend erziehung ist aber nicht der Entwicklungsweg der Gesellschaft, sie kann auch nicht das Ziel der Volksschule sein. Das Eltern haus denkt nicht daran., das Kind dem Staate völlig auszu- und des — Klatsches in der Stadt waren. Und mit dem i Leutnant von Bieseneck und seinen tollen übermütigen Strei» z chen beschäftigte man sich mehr als ihm recht war. Und I dennoch vermochte auch er ihm nicht so ganz böse zu sein, r weil ihm etwas zu Sonniges, Frohes anhaftete, dem man nicht gut widerstehen konnte. Und die stolze, verwöhnte Agathe von Raudnitz, die bisher so wählerisch und unnahbar gegen etwaige Bewerber gewesen, hatte ihm gegenüber ihre kühle Ruhe verloren. Gern wäre sie die Frau dieses eleganten feschen Mannes ge worden, der ihr gefiel wie kein anderer. Sie bemühte sich, ihn in das Haus ihrer Eltern zu ziehen; eifersüchtig forschte und beobachtete sie, ob er nicht nach anderer Seite hin In teresse zeigte; aber zu ihrer Erleichterung bemerkte und hörte sie nichts, was sie hätte beunruhigen können; im Gegenteil: sie glaubte annehmen zu dürfen, daß seine besonderen Auf merksamkeiten ihr galten! Die Hauptsache war nun, ihn sich zu gewinnen; seine Fehler würde sie ihm dann schon ab- gewöbnen, und Papa war ja auch noch dm ihn sich vorzu nehmen! — Mit gutem Appetit kam Fritz von Bieseneck heim; er freute sich auf den Gansbraten; in der kurzen Zeit schon, die er hier war, hatte er die gute Küche der Frau Rat sehr schätzen gelernt. Das Mädchen öffnete ihm auf sein Klingeln. „Ah, ist noch Besuch da?" fragte er, als er im Empfangs- zimmer eine lebhafte Unterhaltung hörte. Fanny lächelte. „Ja, Herr Doktor Schulze ist mit einem Brautpaar unten. Fräulein Virgilia hat sich nämlich vorhin verlobt mit Herrn Lämmlein um die Ecke —" „Ach nee dann lassen Sie nur derweile die Gans nicht anbrennen, Fanny —" und gutgelaunt kniff er sie in die vollen roten Wangen. „Sie ist schon fertig, Herr Leutnant!" „Um so besser!" lächelte er, und mit diesem Lächeln auf den Lippen betrat er das Empfangszimmer. Auf dem Sofa saß Hand in Hand das Brautpaar, und auf dem Sessel daneben Herr Doktor Schultze. „Ah, lieber Fritz, Sie kommen gerade recht, um Glück wünsche anbringen zu können!" empfing ihn die Frau Nat. „Glückwünsche?" er tat verwundert. „Ja, Herr Baron!" nahm salbungsvoll Herr Doktor das Wort, „ich habe die Ehre, Ihycn meine Tochter Virgilia in ihrer neuen Würde als Braut vorzustellen der Bräutigam: Herr Lämmlein —" „Sie sehen mich in der Tat höchst überrascht, gnädiges Fräulein, und ich erlaube mir, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche zu Füßen zu legen —" er führte ihre Hand an seine Lippen und verneigte sich dann kurz vor Franz Lämmlein — „mein Kompliment zu Ihrer reizenden Braut Herr Lämmlein —" Franz wurde feuerrot und stammelte einige Worte, die man kaum verstehen konnte; die überlegene Art des Leut nants bedrückte ihn sehr. „— Eine schöne Weihnachtsfreude, Herr Doktor —" „Ach, Herr Baron, das sagen Sie! Gewiß, von ganzem Herzen gab ich meinen Segen!" entgegnete Herr Doktor Schultze mit sckmerzumflorter, bebender Stimme, „doch ge wissermaßen mit einem heiteren und einem nassen Auge —! Das treu behütete Kind nun fortgeben zu müssen —! Aber Sie können das ja nicht so verstehen, Herr Baron! Zum Glück bleibt die teure Virgilia wenigstens in unserer Näh« " er tupfte mit dem lila umrandeten Taschentuch gegen seine Augen. „— Und die Kunst gnädiges Fräulein —? Schmerzlich wird man Ihren Verlust in Thalias Reich fühlen —! Eine so talentvolle vielversprechende Künstlerin wird nur ungern entbehrt!" „Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme, Herr Baron, und ich habe es meinem Kinde voroestcllt, daß ihr nunmehr der immergrüne Lorbeer verloren geht — umsonst, sie zog die Myrthe vor " „— und bot recht getan!" mnrf die Fran Rot ein, „es ist doch das Schönste im Leben, die treue und verständnisvolle Frau eines Mannes zu sein. Freude und Leid mit ihm zu teilen —" „— und die guten Sacken alle, die feinen Delikatessen Schokolade, Cchweizerkäse —"