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Berlin. An einem Schlaganfall ist der bekannte sozialdemo kratische Politiker Dr. Helphand, gewöhnlich Parvus ge nannt, gestorben. Er stammte aus Rußland und erwarb im Kriege in der Türkei durch Kriegslieferungen ein großes Ver mögen. München. Der studentische Waffenring hatte die Absicht -m 14. Dezember anläßlich der Enthüllung des Münchener Kriegerdenkmals einen Fackelzug zu veranstalten. Die Polizei- direktion München hat die Genehmigung für diesen Tag ver - sagt. Paris. Nach einer Fourniermeldung haben zwei Kommu- «isten einen Doppelgänger Mussolinis, den Ne für den Ministerpräsidenten hielten, ermordet- Rom. Die Schlußsitzung der gegenwärtigen Tagung des Völkerbundes fand zum Wochenschluß statt. Newyork. Nach einer Meldung aus San Antonio ist der Gewerkschaftsführer Gottlpers, der in den letzten Tagen totgesagt war, nun wirklich gestorben. 5 Neues aus aller Welt 1 Abbau der Wohnungszwangswirtschast in Berlin. Ab 1. Januar unterliegen in Berlin Wohnungen von fünf Zimmern und darüber nicht mehr der Zwangswirt schaft. Die Hauswirte haben das Recht, sie direkt an Wohnungssuchende zu vermieten, die sich im Besitze einer von einem Berliner Wohnungsamt ausgestellten Aus weiskarte befinden. Ebenso unterliegen gewerbliche Räume nicht mehr der Zwangswirtschaft. Raubüberfall auf einen Kassenboten. Der Kassenbote Moritz von der Berliner Meierei Bolle wurde, als er sich auf dem Wege nach dem Postamt befand, von drei unbekannten Männern überfallen, die ihn durch einen Schlag vor den Magen niederstreckten und ihm Pfesfer in die Augen warfen. Sie raubten ihm seine Segeltuch tasche, die 56 Geldbriefe an verschiedene Adressen mit zu sammen 60 000 Mark Bargeld enthielt. Düsseldorfer Ausstellungspläne. Die Düsseldorfer Stadtverwaltung hat die für 1925 im Anschluß an die große Kunstausstellung vorgesehene Sportausstellung ver schoben, und zwar soll sie nunmehr im Zusammenhang mit der anläßlich des deutschen Naturforscher- und Arztc- tages1926 vorgesehenen Ausstellung für Hygiene veranstaltet werden. An dieser Ausstellung wird sich auch die pharmazeutische, chemische und optische Industrie be teiligen. Der geplatzte Benzinballon im Raucherabteil. Einer Katastrophe entgingen mit knapper Not die Reisenden des Personenzuges Regensburg—München. In einem Raucherabteil zerbrach ein großer Ballon Benzin, den ein Reisender leichtfertigerweise mit sich führte, und das ausströmende Benzin drohte den Wagen in Brand zu setzen. Die Reisenden zogen die Notbremse und flüchteten aus dem gefährdeten Wagen. Die Gefahr wurde durch das Zugpersonal behoben, worauf der Zug mit Ver spätung die Fahrt fsrtsetzte. Der Besitzer des Benzins hatte querfeldein die Flucht ergriffen und konnte nicht ausfindig gemacht werden. Londoner Autobriganten. Aus einem Bezirkspost amt im Nordwesten von London raubten Diebe 15 P o st - sacke und schafften sie im Automobil fort. Geheim polizisten entdeckten nach einigen Stunden vier Säcke im Osten Londons. Zunahme der Maul- und Klauenseuche in Dänemark. Die Maul- und Klauenseuche nimmt in Dänemark an Aus dehnung zu, tritt aber in verhältnismäßig milder Form auf, was die geringe Zahl des zu schlachtenden Viehs und die wenig verringerte Milchleistung der Kühe zeigt. Die Regierung hat in allen Distrikten, wo die Seuche herrscht, strenge Vorsichtsmaßnahmen verfügt (Versammlungs- und BMverbot, Meldepflicht, Desinfektionszwang usw.). Gemütliche Politik. Das Prager Parlament mutzte dieser Tage seine Sitzung absagen, weil im ganzen nur sechs Abgeordnete anwesend waren. Die Opposition nimmt an der Budgetberatung nicht teil, und den Rechtsparteien ist sie zu langweilig. Schon wieder eine Pasrfälschungszentrale. Die Bu dapester Polizei hat ein Reisebureau ausgehoben, das sich hauptsächlich mit der Fälschung französischer Pässe be- saßte. Viele Hunderte französischer Visa sind so geschickt gefälscht worden, daß sie weder bei den ungarischen noch bei den französischen Grenzbehörden Anstoß erregten. Zngznsammenstost in Ungarn. Wie ans Szeget gemel det wird, ist in der Nähe von Mako ein Personenzua mit Was mein einst war. SO Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz 1821, durch Stuttgarter Romanäentrale, » L. Ackermann, Stuttgart. . Sie fürchtete sich davor. Die Wahrheit war bitter für sie — Venn der eigentliche tiefste Grund, weswegen sie ihre Verlobung gelöst, war ja nicht jene Entgleisung Otto Felsens, sondern ihre Liebe zu Karl Günther — deren sie sich wiederum vor sich selbst schämte. Ihr Stolz litt unbeschreiblich; doch sie konnte dieses Gefühl nicht töten! Und war zu schwach, dem Manne zu entfliehen. Sie hätte ja reisen können — sie tat es nicht — es hielt sie fest mit tausend Banden! Die Unrast ließ ihr daheim keine Ruhe; sie ritr viel ML, ging spazieren, immer nur von ihrem Hund bc- tzleitet, so daß sie auch einsamere Wege wählen konnte, Ne sie mit Vorliebe aufsuchte. In dem Kirchenwald, der sich weit hinter dem Dorfe Mach Miltenbach zu ausdehnte, gab es köstliche, verschwie gne Wege und Plätze, wo man sich auf den Weichen Goden werfen und träumen konnte — über sich den Nauen Himmel, um sich her die Stimme des Waldes. Am schönsten war es in früher Morgenstunde, wenn die Lust noch so herrlich frisch war und die Tautropfen wie zahllose Demanten an den Gräsern hingen, wenn die Vögelein jubilierten und kein Arbeitslärm den Gottesfrieden des Waldes störte! Mit Besorgnis beobachtete der Varon die Tochter, in deren—unnahbarem Gesicht er vergebens zu leien suchte. -Doch er fragte nichts: er wußte, wenn sie nicht zuerst sprach, hätte keine Macht der Erde sie zum Reden brin gen können! Er Dachte ja nicht anders, als daß sie doch unter dem Treubruch Otto von Felsens litt! einem Arbetterzug zusammengestoßen, da der Lokomotiv führer wegen dichten Nebels die Signale nicht sehen konnte. Drei Passagiere wurden schwer verletzt. Plünderung eines Juweliergeschäfts. Ein Juwelier geschäft in Monte Carlo wurde am Hellen Tage durch Diebe ausgeplündert. Diese drangen mit Hilfe von Nach schlüsseln in der Mittagspause in den Laden ein und raubten alle Schmuckstücke, die sich im Fenster befanden. Der Wert der gestohlenen Gegenstände wird aus 600 000 Frank geschätzt. Griechische Banditen, die bis an die Zähne bewaffnet waren, hielten auf der Chaussee zwischen Saloniki und Serrez nacheinander sieben Automobile an und nahmen die Insassen mehrere Stunden gefangen. Die überfallenen, darunter bekannte Großindustrielle, mußten ihren gesamten Geldbesitz herausgeben, bevor man sie wieder freiließ. Die Beute der Räuber wird auf eine Million Drachmen geschätzt. Bisher blieb die Ver folgung der Täter ohne Erfolg. Bunte Tageschronik. Dresden. Die Dresdener Sladwerordnetenversammluno icschlotz die Einführung der unentgeltlichen Töten de st attung durch die Stadt. Breslau. In einem nach Krakau bestimmten Zug wurden von Banditen zwei Passagiere, ein Pole und ein Amerikaner, überfallen, schwer verletzt und dann auf die Schienen vor einen aus der anderen Richtung kommenden Zug ge- morsen. Die überfallenen wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Hospital eingeliefert. Warschau. Die Witwe des Schöpfers des „Esperanto" Dr. Ludwig Zamenhof, Frau Klara Zamenhof, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Sie war eine bekannte Er scheinung aus den internationalen Esperantokongreffeti und wurde als die Fortsetzerin des Werkes ihres Mannes in Espe- rantokreisen sehr verehrt. Madrid. Von der spanischen Negierung ist die Entlastung aller deutschen Legionäre, deren Minderjährigkeit ourch Geburtsschein erwiesen ist, angeordnet worden. Prozeß Haarmann. (S. Tag.) ^Hannover, 13. Dezember. Der Prozeß neigt sich dem Ende zu. Wenn nicht noch Un vorhergesehenes geschieht, dürste etwa am 18. Dezember des Urteil gesprochen werden. Für diesen Tag sind die Plädoyers angesetzt, und man nimmt an, daß sich Anklage- und Verteidigungsreden, Sachverständigengutachten und Urteilsbe ratung an einem Tage werden erledigen lassen. Inzwischen geht die Verhandlung in der bisherigen Weise weiter. Es werden die einzelnen Mordsälle der Reihe nach vorgenommen, und die Angehörigen der Ermordeten machen ihre Aussagen. Das Bild, das man von den Geschehnissen bekommt, ändert sich dann immer nur in geringen Einzelheiten. Wie und wann die von Haarmann verführten Jungen verschwunden sind, ob die aus dem Gerichtstisch liegenden Kleider oder Kleider- teile diesem oder jenem der Verschwundenen gehört haben, das bildet im wesentlichen den Inhalt der Fragen und Antworten. Auch Haarmanns Verhalten bleibt sich dann immer gleich: er gibt zu oder er gibt nicht zu, weiß sich zu besinnen ooer weiß sich nicht zu besinnen. Und dazwischen Zornesausbrüche der Väter, Tränen und Wehklagen der Mütter und Stellungnahme gegen die Polizei, die immer wieder der Lässigkeit beschuldigt wird. Man kann es z. B. nicht begreifen, daß Haarmann sich in den Wartesälen des Bahnhofs wochenlang als Kriminalbeamter auf spielen konnte, obwohl damals die Warteräume nur von Leuten, die eine Fahrkarte vorweisen konnten, betreten werden dursten, und obwohl der Bahnhof nicht nur von einer Kriminalwache, sondern auch von einer großen Schupowache bewacht wurde. Von Zeit zu Zeit ein kleines Intermezzo: so, wenn ein Berichterstatter vom Vorsitzen den energisch zur Rede gestellt und mit der Ausschließung aus dem Gerichtssaal bedroht wird, weil er — es handelt sich um den Gewährsmann eines kommunistischen Blattes — par teiisch gefärbte, unzutreffende Berichte veröffentliche. Ein größeres Interesse als viele der andern „Fälle" nimmt der Fall Hannappel in Anspruch. In diesem Falle soll nämlich Grans den Mord angestiftet haben. Haarmann gibt die Tötung Hannappels, der aus Düsseldorf stammte, zu. Den Hut Hannappels hat Haarmann dem Kriminalaffistenten Knitta gegeben, der als Zeuge bekundet, er wisse nicht mehr, ob er den Hut bezahlt habe. Der Vorsitzende erklärt in diesem Zu sammenhang, es sei nicht Aufgabe dieser Verhandlungen, irgendwelche Verfehlungen der Polizei nachzuprüfen. Dar über seien mehrere Stras- und Disziplinarverfahren im Gange. Das Gericht schreitet nunmehr zu der Vernehmung des Zeugen Seidel, der von Grans als Entlastungs zeuge angegeben worden ist. Seidel bekundet u. a.: Hannappel habe im Warlesaal gesessen, wo Grans an ihn her- anaetreten sei und aus ibn einaekvrockien babc. Der Junge habe zunächst avgewehrt, sei aber schließlich doch mit Grans fortgegangen. Derweil habe Haarmann am Bahnhofspvrtal gewartet, wo ihn Grans durch Winke verständigt habe. Auf die Frage des Vorsitzenden erklärt der Zeuge noch, er habe zwei- oder dreimal gesehen, daß Grans mit jungen Leuten weggegangen sei, die er dann niemals wiedergeschen habe. Grans erklärt die Aussage des Zeugen als unwahr. Es sei noch bemerkt, daß der Andrang zu den Ber- yandlungen von Tag zu Tag größer wird. Dagegen ist die Berichterstattung infolge der vielen Protestkundgebungen der letzten Tage wesentlich eingeschränkt worden. Ein großes Berliner Blatt hat sogar mitgeteilt, daß es bis zur Urteilsfällung über den Prozeß überhaupt nicht mehr be richten werde. j « vermischtes - s Starke Abnahme der Zahl der Eheschließungen. Soeben veröffentlicht die Statistische Korrespondenz, das Publikationsorgan des preußischen Statistischen Landcs- amts, dieZifsern sür die standesomtlickenHandlungen des zweite!» Quartals. Dabei ist besonders auffällig die ge ringe Zahl der Eheschließungen. Sie beträgt 74 715. Das Amt selber führt zum Vergleich die Zahlen für dasselbe Vierteljahr des verflossenen Jahres 1923 an. Sie betrug 103471. Es ist also eine Abnahme um 27 A zu verzeichne». Man geht wohl nicht fehl, wenn man in dieser Abnahme zunächst einmal den Fortfall der sogenannten Inflation sieht. Bei den mühelosen Jnslationsgewinnen schritt so mancher junge Mann zur Ehe, ohne eine ausreichend ge sicherte Existenz zu haben. Die Existenzgrundlage bildete die Inflation. Auf der anderen Seite mag die große Ver schärfung des Existenzkampfes, den die Periode der Gesun dung mit sich brachte und immer noch mit sich bringt, die Zahl der Eheschließungen beinflußt haben. Die englische KleiderkSnigin gestorben. In London ist an den Folgen einer Operation Mrs. Smith Wilkinson gestorben, die wohl diejenige Frau war, die den größten Trousseau an Kleidern und Hüten besaß, die je eine Frau ihr eigen genannt hatte. Sie war die Witwe eines süd afrikanischen Miuenkönigs und ihr standen unbegrenzte Mittel zur Verfüguung. Kurz nach dem Kriege heiratete sie einen englischen Offizier, den sie jedoch außerordentlich schlecht behandelte. Während sie in Paris an einem Tage für beinahe 100 000 Mark Kleider und Hüte kaufte, von denen sie den größten Teil nie trug, mußte ihr Gatte, der völlig mittellos war, mit einem Taschengeld von acht Schilling die Woche auskommen, von dem er auch sein- Beköstigung zu bestreiten hatte. Zwei Millionen Pfund Defizit in Wembley. Die britische Reichsausstellung in Wembley hatte mit einem Ver lust von 2 Millionen Pfund abgeschlossen. Wenn die Aus stellung im nächsten Jahre nicht wieder eröffnet werden sollte, müssen die Zeichner des Garantiefonds das Defizit decken. Englische Frauen in kommunalen Ämtern. Die Ge meindewahlen in England sind für die Frauen günstiger ausgefallen als die Wahlen zum Unterhaus. Acht Frauen sind zu Bürgermeistern gewählt worden. Die Städte Cam bridge, Colchester und Yarmouth werden neben anderen Orten künftig weibliche „Mayors" haben. Die Hälfte der neuen Stadtoberhäupter ist unverheiratet. Zum erstenmal hat die Stadt Glasgow zwei Frauen, Mrs. Barbour und Mrs. Bell, zu Amtmännern gewählt, die auch als Polizei richter zu fungieren haben. Mrs. Barbour gehört dem Stadtmagistrat an; Mrs. Bell wird im Seegericht über die Verbrechen und Vergehen, die im Hafenbezirk begangen werden, zu urteilen haben. Wann ist die Frau am schönsten? Die Frage, in welchem Alter die Frauen am anziehendsten sind und die Blüte ihrer Schönheit erreichen, ist von einem großen Londoner Blatt zum Gegenstand einer Umfrage gemacht worden, an der sich hervorragende und in diesem Punkt besonders sachverständige Persönlichkeiten beteiligt haben. Wie bei den meisten Umfragen, widersprechen sich die An sichten in vielen Einzelheiten, aber im allgemeinen neigk die Mehrzahl zu der Anschauung, daß die Frau von heute zwischen 30 und 35 Jahren am schönsten ist. So sagte der bekannte Maler schöner Frauen, Edmund Dulac: „Wenn Vas Leben der Frau den höchsten Grad von Harmonie und Glück erreicht, dann ist sie selbst am schönsten. Diese Er scheinung tritt vielfach zwischen 25 und 35 Jahren ein, da die Frau dann im Vollbesitz aller körperlichen und geistigen Eigenschaften ist, ihre größten Erfolge hat und die innere Befriedigung sich ihrer ganzen Erscheinung mitteilt. Wieder bot er ihr an, zu reifen. — „Der Spätherbst ist schön in Garmisch wie denkst du, Kind?" Ein Ausdruck nur mühsam verhaltener Qual zit terte über ihre Züge; die Güte des Vaters peinigte sie, weil sie die Absicht merkte. „Ich denke, Papa, daß wir Thilo um Vie Freude des Aufenthaltes bei uns nicht bringen dürfen hast du vergessen, daß er am Montag kommen wollte?" „Er würde ebenso gern auch vier Wochen später kommen!" Abwehrend schüttelte Erdmute den Kops. „Nein, Papa, es bleibt dabei!" Sie streichelte sein versorgtes Gesicht, „lasse nur aut sein, lieber alter Herr, ich bin ganz zufrieden! Ich weiß, was ich mir emge- brockt habe leid tut es mir nur, daß auch du mit anslöffeln mußt!" Sie lächelte ein wenig und küßte den Vater auf die Stirn „sei mir nicht gar zu böse, Papa, Laß ich dir einen solchen Strich durch die Rechnung gemacht habe! Doch als Otto Felsens Frau wäre ich todunglücklich geworden — ein Glück, üaß ich ihn rechtzeitig erkannt! Wir waren zu verschiedene Naturen — und ich verlange mehr von einer Ehe als Otto! Lediglich elegante Weltdame spielen, von einem Modekurort nach dein andern jagen und in öder, nichts sagender Geselligkeit aufgehen, dazu denke ich zu ernst und bin Gottlob auch so nicht erzogen! Ich fühle mich nur Wohl hier als schlichtes Landedelfräulein! Die Zei ten sind jetzt auch zu schwer und trübe! Und daß Otto dafür so wenig Verständnis hat, hat mich ost verletzt." „Gewiß, mein Kind, Du hast in vielem recht, aber Sie hielt ihm den Mund zu. „Kein Aber mehr, Papa — wir sind uns einig! Drum Schluß! Sei froh, daß es so gekommen — zu meinem Glücke war es! — Und jetzt gehe ich, um dir Brombeeren zu pflücken! Ich sah vor einigen Tagen eine Brombeerhecke mit einer Unmasse Beeren, die heute reif sein müssen." „Willst du wieder allein gehen, Erdmute? Du weißt doch, ich sehe es nicht gern, dieses einsame Streifen durch den Wald —" Sie lachte ihr leises dunkles Lachen. „Papa, nennst du das „allein", wenn „Treu"" mein Begleiter ist —?" Sie strich über den schönen Kops' ihrer Dogge, die sich dicht an sie gedrängt hatte und mit ihren klugen Augen zu ihr emporschaute. „Sei unbe sorgt, Papa, „Treu" ist mir mehr Schutz als mancher Mann! Komm, Treu —" Erdmute nahm ihren Sonnenschirm sowie ein klei nes Eimerchen und verabschiedete sich dann von dem Vater. Freudig umsprang das schöne Tier seine Herrin, die den Weg nach dem Kirchenwald einschlug. Tief atmete Erdmute auf — wie köstlich war diese Stille und Frische! Und jetzt brauchte sie für eine Weile die Waske vor ihrem Gesicht nicht zu tragen wie wohltuend war doch einmal eine kurze Zeit der Entspannung nach der immerwährenden Selbstbeherrschung! Sie pflückte eifrig die schwarzglänzenden Beeren, um nicht mit leeren Händen heimzukehren. Doch bald hatte sie die Lust dazu wieder verloren. Die Dornen hatten ihr die Hände geritzt, und die Sonne brannte ihr zu warm aus Den Rücken — und geheimnisvoll mit Macht lockte der grüne Waldesdom! Leicht schritt sie auf dem moosigen Weichen Boden wei ter; bald verließ sie den Hauptwcg, der nur durch breite, tief eingefahrene Wagenspuren gekennzeichnet wurde. IFortseünn« fvlat.1