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LMsaruNerTageblatt r. SIstt Np. 2-r - Dienstag, ib. verrember 1-24 Sei getrost! Wie's aber in der Welt zugeht, Eigentlich niemand recht versteht. Und auch bis auf den heutigen Tag Niemand gerne verstehen mag. Gehabe du dich mit Verstand, Wie dir -eben der Tag zur Hand; Denk' immer-, W's gegangen dis jetzt, So wird es auch wohl gehen zuletzt. Geßler über das deutsche Heer. Deutschlands angebliche Rüstungen. Reichswehrminister Dr. Geßler hat dem Berliner Vertreter des Kopenhagener Blattes „Socialdemo kraten" im Hinblick auf eine Veröffentlichung des däni schen Oberstleutnants Lasson über Deutschlands an gebliche Nichterfüllung der Abrüstungs bestimmungen eine Unterredung gewährt und bei dieser Gelegenheit nachstehendes gesagt: „Ich freue mich, daß Herr Lasson sich davon über zeugt hat, daß Deutschland die Bestimmungen dec Versailler Vertrages bezüglich seiner Entwaffnung aus geführt hat. Daher ist auch sein Schluß richtig, daß das deutsche Heer auch nicht mit der gering sten Aussicht auf Erfolg einen Krieg gegen Frank reich führen kann. Wenn Herr Lasson darüber Betrachtun gen anstellt, ob Deutschland in Zukunft wieder zu einer kriegerischen Unternehmung fähig sein wird, so will er eine Gleichung auflösen, die aus lauter unbekannten Größen besteht und deshalb unlösbar ist. Was über angebliche Rüstungen Deutsch lands verbreitet wird, gehört in das Reich der Fa bel. Daß die Universitäten Studenten und Lehrer znm Heere beurlaubt haben, damit sie ausgebildet würden, ist nicht wahr. Die Bedingungen, zu denen die Soldaten sich verpflichten müssen, haben bis jetzt verhindert, daß der Sollbestand von 100 000 Mann jemals erreicht wurde. Die Bemerkungen über die Schutzpolizei sind mir unverständlich. Irgendwelche Beziehungen zwischen der Polizei und dem Heere bestehen nicht, schon deswegen nicht, weil das Heer dem Reiche, die Polizei den Ländern und Gemeinden untersteht. Nun die Waffenfrage. Herr Lasson führt selbst die ungeheure Zahl der abge lieferten Waffen an. Was bedeuten die verschwindend ge ringen Mengen, die nachträglich gefunden sind? Daß die Manneszucht, die in der Reichswehr herrscht, anerkannt wird, darauf bin ich stolz, und ich kenne keinen Artikel des Vertrages von Versailles, der das verbietet. Daß wir die Geschichte unseres Vaterlandes ehren, sollte uns niemand verargen. tzeleidWNWrozeß-es Reichspräsidenten 8 Magdeburg, 13. Dezember, Im weiteren Verlaus der Zeugenvernehmung gab der Zeuge Kloth, gestützt auf eine Erklärung von Cohen vom Metallarbeiterverband, an, seit dem Eintreten der sozialdemo kratischen Parteileitung in die Streikleitung sei die Zahl der Streikenden von 60 000 aus 200 000 gestiegen. Kloth sührt weiter aus, daß Scheidemann und die Sozialdemokratische Partei ihre Stellung zu den Fragen der Landesverteidigung geändert haben. Der Zeuge Bauer (ehemaliger Reichs kanzler) sagt bei der weiteren Vernehmung: Die General kommission der Gewerkschaften hat den Streik der Munitions arbeiter überhaupt ab gelehnt, weil die Gewerkschaften nur wirtschaftliche, aber keine politischen Ziele vertraten. Der Zeuge legt nun genau so, wie es schon andere vor ihm getan haben, eingehend dar, wie die Mehrheitssozialdemokratie und die ihr angeschlossenen Arbeiter durch den Streik vergewaltigt worden seien und wie die Partei in die Streitteilung einge treten sei, sowie daß es dann ihr Bestreben gewesen wäre, den Streik, der ein Unglück gerade für die arbeitenden Massen herbeiführen konnte, möglichst rasch zum Ende zu bringen. Als nächster Zeuge wird Oberpräsident Noske vernommen. Er weist darauf hin, daß er im Jahre 1918 sich der intimsten Freundschaft Eberts erfreute, und erklärt: 2cb Was mein einst war. L0 Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz 1921, durch Stuttgarter Nomanzentrale, C. Ackermann. Stuttgart. Mächtig hatte ihn Vie Nachricht erschüttert — sie war wieder frei! Kühlend wehte der Abendwind um seine heiße Stirc. Er ging weit hinaus über die Felder; tief atmete et auf, als sei ein Druck von ihm genommen! Ter an dere hatte keine Rechte mehr an ihr. Denn gerade die sem Manne hatte er sie am allerwenigsten gegönnt — diesem Manne, von dessen leichtem Leben er geraoe ge nug gehört, als daß er die stolze, reine Erdmute v. Eg gersdorf nicht bedauert hätte! Doch was hatte er davon, daß diese Ehe an irgend etwas gescheitert war — für ihn war Erdmute Eggers dorf doch unerreichbar! So unerreichbar wie jener Stern, der dort oben am blaugrauen Abendhimmel einsam funkelte! Marie Dangelmann kam am übernächsten Tage un erwartet wieder ganz nach Hause. Im stillen hatte sic gehofft, man würde sie noch eine Weile behalten, da das aus dem Krankenhause entlassene Mädchen noch scho nungsbedürftig war. Es schien, als sei sie darüber ver stimmt, daß ihre gute Zeit im Schlosse vorüber war, und nur unlustig tat sie ihre Arbeit. Sie schalt auf die Ba ronesse, wie launenhaft die sei; anfangs sei sie sehr freundlich gewesen — aber am letzten Tage habe sie ihr kaum noch das Wort gegönnt so sei es, wenn man die Leute nicht mehr brauche — und zuerst fei man zu allem gut! Man könne es dem Grafen schließlich nicht verdenken, wenn er Schluß gemacht! Es fiel Karl Günther auf, daß der Chauffeur vom Schlöße abends nicht mehr kam. Unauffällig fragte er vm erstaun! unv beschämt darüber, daß es möglich ist, einen Mann von dem untadelhaften Charakter und der lauteren vaterländischen Gesinnung des Reichspräsidenten nun seit Jahr und Tag schon in der Art zu verdächtigen, wie das immer wieder geschehen ist. Ebert war es, aus dessen Rat ich im November 1918 bei den ersten Nachrichten von den Kieler Un ruhen nach Kiel geschickt wurde, weil er mich für den einzigen hielt, der einen etwa drohenden Streik der Werftarbeiter ver hindern könne. Als ich in Kiel eintraf, fand ich freilich keine streikenden Werftarbeiter, sondern meuternde Matrosen vor. Ebert war nach seiner ganzen Einstellung ein unbedingter Anhänger der Vaterlandsverteidigung und der schärfste Geg ner ihrer Störung durch Streiks. Ein Schreiben des Freiherrn v. Forstner kam zur Ver- lesung, in welchem dieser sich dagegen verwahrte, daß ihm aus eine scharfe Bemerkung des Rechtsanwalts Heine eine Ent gegnung nicht gestattet wurde, insbesondere protestierte er gegen oie Behauptung Heines, daß sich seine Haupttätigkeit daraus vejchräu..', den Herrn Reichspräsidenten zu verunglimpsen. Des weireren stellte er fest, daß der Herr Reichspräsident seit dem 20. November 1920 auf die von Kloth und später auch von Dittmann erhobenen Vorwürfe geschwiegen habe. — Schließlich wurde noch von beiden Parteien eine Reihe weiterer Zeugen namhaft gemacht. Vernehmung Wallrass. Der bisherige Reichstagspräsident Wallraf, der im Jahre 1918 Staatssekretär des Reichsamts des Innern war, sagte bei seiner Vernehmung folgendes aus: Ich ging am 28. Januar zum preußischen Minister des Innern, aber Dr. Drews glaubte, der Streik werde keine Bedeutung ge winnen. Am 29-, um 9 Uhr, war eine Sitzung des engeren Reichskabinetts. Aus ihr heraus wollten mich die Streik delegierten sprechen. Ich lehnte ab und erklärte mich bereit, die Abgeordneten zu sprechen. Das tat ich aus staatsrechtlichen Gründen. Scheidemann wurde am Telephon sehr dringend. Ich sagte ihm, er setze mich in die peinliche Notwendigkeit, die streikenden Arbeiter aus dem Reichsamt hinauswcifen zu lassem Bei der Vernehmung des Generals v. Stein äußert sich dieser über die Schwierigkeiten, die sich bei der Zusammenarbeit mit der S. P. D. ergaben. U. a. sagte er wörtlich: „Ich konnte natürlich am besten entscheiden, was ein Munttionsstreik für die Armee bedeute. Mir ist es oft passiert, daß an der Somme die Leute einen baten: „Exzellenz, lassen Sie die Artillerie schießen." Da krampste sich einem das Herz zusammen, denn wir mußten mit der Munition haushalten." Auf die Frage, ob durch den Januarstreik die Offensive gegen Amiens ver zögert worden sei, antwortete er, das könne nur die Oberste Heeresleitung entscheiden. Sodann wurde Generalmajor außer Dienst v. Wrisberg vernommen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob der Reichspräsident die Landesverteidi gung geschädigt habe, erklärt der Zeuge: Jeder Tag Arbeits- aussall in der Rüstungsindustrie war nie mehr auszuholen. Der Krieg war nur noch eine Munitionsfrage geworden. Weiter sagte er wörtlich: „Eines Tages ist ein Beauftragter oer Sozialdemokratischen Partei zu uns gekommen und Hal um die Festnahme der Rosa Luxemburg oder einer anderen Frau ersucht. Wir haben die Verhaftung vorgeuommen. Ich war um so erstaunter, als es gerade Herr Ebert war, der Vann im Reichstag uns deswegen scharf angrifs und den Fall zur Sprache brachte, mit der Einleitung: „Noch ein Wort zum militärischen Terrer"." Reichskanzler a. D. Fehrenbach erklärt bei seiner Ver nehmung, sich ohne Unterlagen an die damaligen Vorgänge nicht mehr erinnern zu können. Auf die Frage, ob ihm bekannt sei, daß die Politik der S. P. D. der Landesverteidi gung abträglich gewesen sei, antwortet er, die Sozialdemokratie ,ei in ihrer großen Mehrheit so vaterländisch gesinnt gewesen ivie nur eine andere Partei. Reichsminister a. D. Groener bekundet, ihm sei nicht bekannt, daß die S. P. D. irgendwie die Landesverteidigung geschädigt habe. Hindenburg sei mit einer Zusammen arbeit mit Herrn Ebert voll und ganz einver standen gewesen. Ein Brief Hindenburgs an Ebert be stätigt das. Die Vernehmung des Reichsministers a. D. Dr. David ergibt nichts wesentlich Neues. Die Aussagen der Redalteure Unger und Franke betreffen den Einfluß der Parteileitung auf den Vorwärts. Zu der Rede des Reichspräsidenten Ebert im Treptower Park erklärte Franke, daß damals mehrere Mit arbeiter des Vorwärts, nämlich Reinke, Kuttner und Zickler die Rede mitangehöt hätten. Man habe abends in der Re daktion das Ergebnis besprochen und jich sehr darüber gefreut, daß der Unabhängige verhaftet worden sei, während Ebert, der viel radikaler gesprochen habe, so davon- gekommen fei. s politilcbe kunckfcbsu 1 Dank für die Wühlarbeit Der Reichsminister des Innern hat an die Landes regierungen und an den Reichswahlleiter ein Rundschrei ben erlassen, in dem es beißt: Das vorläufige Gesamt ergebnis der Reichstagswahl konnte bereits am Mittag nach der Wahl bekanntgegeben werden. Diese Leistung ist dem zielbewußten Zusammenwirken der Gemeinde- und Verwaltungsbehörden mit den Kreiswahlleitern und dem Reichswahlletter zu danken. Ich bitte, allen amtlich und ehrenamtlich bei der Festsetzung der Wahlergebnisse beteiligten Persönlichkeiten meinen Dank aussprechen zu wollen. Deutsch-japanische Handelsvertragsverhandlungen Die deutsch-japanischen Haüdelsverttagsverhandlun- gen find entgegen anderslautenden Mitteilungen ohne Unterbrechung fortgeführt worden und haben in eine« großen Anzahl von Fragen bereits zu einer Verständi gung geführt. Einige wichtige Punkte stehen allerdings noch offen. Die Verhandlungen werden aber im Geiste gegenseitigen Entgegenkommens geführt, und es steht zu erwarten, daß sie binnen kurzem zu einer, beide Teile be friedigenden Einigung führen werdem Freistaat Danzig. Danzig vor dem Völkerbund. Der Völkerbund be handelte unter Hinzuziehung des Danziger Senatspräst- denten die Danziger Frage. Der größte Teil der von Dan- - zig geforderten Wünsche wurde bewilligt. Vertagt wurde § dagegen die Frage, ob Polen Danzig zu Ausfuhrzöllen ! zwingen kann und ob Danzig Freistadt oder Freistaat sei. j Vorläufig gab man dem Anträge statt, daß die Danziger Delegation bei internationalen Kongressen nicht zur polni schen Delegation gehöre, sondern selbständig auftreten könne. Frankreich Verhindertes Attentat. Vor der russischen Bot- i schäft in Paris ist eine 40 Jahre alte Dame, eine Russin von Geburt, die mit einem Amerikaner verheiratet war, verhaftet, weil sie Drohungen gegen den Botschafter Krassin ausgesprochen hatte und sich im Besitz eines Re volvers und vierzig Pattonen befand. Auf der Polizei erklärte die Dame, sie habe ihre Familie in Rußland, die ihre Existenz verloren habe und vollkommen unterge- ! gangen sei, rächen wollen. Frau Dickson wurde in Haft behalten. — Auf Verlangen des Justizministers ist das in Frankreich vorhandene Vermögen des russischen Staates, sowie der russischen Aktiengesellschaften, beson ders der russischen Banken, unter Zwangsverwaltung ge- stellt worden. / Großbritannien Chamberlain über seine Besprechungen in Paris und Rom. Der britische Außenminister hat Rom verlassen und ist über Paris nach London zurückgekehrt. In einer halbamtlich verbreiteten Erklärung sagt Chamberlain, daß die Sitzungen des Völkerbundrates seine Zuversicht auf die Wirksamkeit des Völkerbundes bestärkt hätte». Neue Verträge seien nicht abgeschlossen, jedoch habe man versucht, die großen Probleme wenigstens einer Lösung näherzubringen. Sowohl in Paris wie in Rom sei die Basis für eine Verständigung verbreitert und Differenzen seien ausgeglichen worden. Ungarn Zum Tode verurteilte Bombenwerfer. Der Budapest« Staatsgerichtshof hat jetzt das Urteil im Prozeß der Bombenwerfer gesprochen. Die Angeklagten Marsh und Maresh wurden wegen des aus politischen Gründen unternommenen Bombenattentats im Bür gerkasino, wo acht Menschen ums Leben kamen und 23 schwere Verletzungen erlitten, zum Tode durch de» Strang verurteilt. Der Angeklagte Radü wurde z« zehn JahrenZuchthaus verurteilt. Die Ange klagten Szäsz und Varga, die nur an den Vorberei tungen zu dem Attentat teilgenommen hatten, wurden z« je sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Alle Ange klagten wurden auch der Vorbereitung von sechs andere« Bombenattentaten, die aber mißlangen, schuldig erkannt. Aus In- und Ausland. Paris. Nach einer Havasmeldupg aus Peking ist aut ! Grund eines amtlichen Erlasses die Auflösung von acht s Divis onen und sechs gemischten Brigaden, die dem Kommando Wupeisus unterstanden, angeordnet worden. Paris. Der Krankheitsbericht, der über den Zustand des ' Ministerpräsidenten Herriot ausgegeben worden ist, stellt fest, j daß sich der allgemeine Zustand gebessert habe, daß aber die i Geschwulst am Knie die vollständige Ruhe des Patienten i notwendig mache, danach, als es die Gelegenheit einmal ergab. Marie er blickte in dieser Frage ein gewisses eifersüchtiges Interesse. Nein, von dem Hubert Knappe wolle sie längst nichts mehr wissen; der sei ein zu großer Luftibus und ver brauche zu viel Geld! Sie wolle mal einen sparsamen Mann, der auch zusammenhalte — und der Verwalter auf dem Schlosse, der Ernst Braun, das sei solch ein Mann, und der wolle sie gern haben; doch sie müsse es sich noch überlegen; sie habe gar keine Lust, setzt scbin zu heiraten — vielleicht, daß sie doch wieder nach der Stadt in einen feinen Herrschaftshaushalt gehe ! Sie beobachtete Karl Günther, was der Wohl ttir ein Gesicht machte! Wenn er zuredete, daß sie blieb — wie gern würde sie es tun! „Marie, Ihr Vater braucht Sie doch — Sie sehen wie wenig er sich helfen kann —" sagte Karl Günther, mahnend. „Er hat Sie doch! Und ich — ich bin überhaupt zu schade für grobe Landarbeit —" meinte sie selbst gefällig, „der Herr Graf hat das auch gesagt — nun ja, der Herr Graf Felsen — welcher sonst —! Der ist überhaupt immer sehr freundlich gegen mich gewesen — gar nicht stolz — —" „Graf Felsen, der Verlobte Erdmute Eggersdorfs?" Irgend etwas berührte ihn da peinlich. Durch die verschlossene und, wie ihr schien, ungläu bige Miene Karl Günthers gereizt, spielte sie da ihren Trumpf aus, daß der Herr Graf neulich gesagt, sie sei ein „reizewder Kerl" und sie sogar geküßt habe! Triumphierend blickte Marie Günther an andere Männer noch als er fanden sie schön und be gehrenswert! Blitzartig durchzuckte da Karl Günther der Gedanke, daß dies der Gruns zur Auflösung der Verlobung Erd mutes mit dem Grasen gewesen! Auf irgendeine Weife mußte Erdmute das erfahren und dann den für sic nur einzig möglichen Schluß daraus gezogen haben! Unwillkürlich ballten sich seine Hände zu Fäusten; der Reinen, Stolzen die Demütigung anzutun! Wie empfindlich mußte sie darunter gelitten haben! Einige Male hatte er sie seit jenem bedeutungsvollen Ereignis gesehen. An ihrem herben, verschlossenen Gesicht prallten alle die neugierigen Blicke der andern ab, die sie taktlos an- starrten, als wollten sie erforschen, was in ihr vorging. Sie war viel beim Pfarrer. Es schien, als ob sie in der Gesellschaft mit diesem gütigen abgeklärten Manne ihr inneres Gleichgewicht wiederfände! Es war doch, allerlei Unbequemes und Schmerzendes an sie herange- treten! Er verstand sie so gut — besser als ihr Vater, ver unter den Ereignissen der letzten Zeit doch gelitten und ihr ein wenig gram wegen ihres starren Eigensinns war, weil er die Vernichtung seines Lieblingswunsches bitter empfand. Pfarrer Herbst fand immer die richtigen Worte für das, was sie bewegte und doch nicht auszusprechen wagte. Er erriet förmlich ihre Gedanken. „Wahrheit über alles! Wahrheit und Klarheit m» sich und in sich schaffen, damit man immer in Einklang mit sich selbst ist! Das ist die Hauptsache im Leben." Erdmute seufzte leise. Unausfällig forschend lagen die dunklen, klugen, gütigen Augen des Seelsorgers auf ihrem Gesicht. Ach, Wahrheit und Klarheit!