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MdmAAMM Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forfirentamts Tharandt, Finanzamts Nossen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, G« .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in tz« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 ML. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postbestellung '»HV'ÄBÄL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend U»-er»n» ««tchästsftellcn —— nehmen zu jeder Ynt Dt. ftellungcr. Im Falle HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstige: Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung ciugcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Und sie sind zahllos, diese Beschwerden; nur wandern sie immer in den großen Papierkorb, den der Völkerbund für diese Beschwerden weiter Völker- oder Gebietsteile sich angeschafft hat. Auch jetzt auf der Völker bundratstagung in Rom wieder dasselbe Schauspiel. Salandra, der frühere italienische Ministerpräsident, der zweifellos niemals im Saargebiet gewesen ist, also von Sachkenntnis nicht irgendwie getrübt wird, verfaßte den Bericht über jene Beschwerden und gibt natürlich Frankreich recht. Denn es ist politisch unzweckmäßig, Frankreich unrecht zu geben in einem Augenblick, da die Entente zwischen den beiden großen Westmächten Eng land und Frankreich wieder enger zu werden scheint. Und da Frankreich in den Fragen des Saarge bietes außerordentlich empfindlich ist, immer an den 10. Januar 1S35 denkt, an den Tag, wo die Abstimmung über die Zugehörigkeit des Saargebiets zu Deutschland oder Frankreich stattfindcn soll, so kommt Salandra gleich falls wieder zu dem Schluß: es bleibt alles beim alten. Und was die Bevölkerung selbst dazu sagt, interessiert diese Wächter des Selbstbestimmungsrechts der Völker in keiner Weise. Dabei lassen die Notschreie der Saarbevölkerung tu keiner Weise irgend etwas an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Jetzt hat wieder einmal der Vorsitzende der saar ländischen Zentrumspartei und der der deutsch-saarländi schen Volkspartei einen offenen Brief an Herriot ge richtet, in dem darauf hingewiesen wird, daß die Fran zösierungstendenzen der Saarregierung und der französi schen Politik im allgemeinen durch die französischen Neu wahlen vom 11. Mai in keiner Weife irgendeine Änderung erfahren haben, und daher bestehe der Gegensatz zwischen der Saarbevölkerung und den Behörden immer weiter fort. Es ist auch zu merkwürdig, wenigstens für deutsche Be griffe, also Begriffe der Ehrlichkeit, daß Herriot in Genf auf dem Völkerbund Reden für das Selbstbestimmungs- recht der Völker und die Heiligkeit der Verträge hält, dabei aber es duldet, daß der Frieden von Versailles, u. a. auch hinsichtlich seiner Bestimmungen über das Saargeviet, äußerlich und innerlich aufs gröblichste verletzt wird. Dieser Vertrag erkennt Frankreich das Recht zu, für Kinder der eingswanderten französischen Bergarbeiter und zwar durch eine Zusammenarbeit zwischen der Grubenverwaltung und der Regierungskommission Schulen zu gründen. Schon seit Jahren zwingt man aber auch das deutsche Grudenpersonal, seine Kinder in diese französischen Schulen zu schicken, indem man die deutschen Schulen ein- sach schließt. Das Saargebiet ist Frankreich zu treuen Händen übergeben worden, weil die Gruben zum Aus gleich für die erst allmählich wieder erstehende Produktion der zerstörten nordfranzösischen Gruben dienen sollte, eine Ausbeutung der Gruben ist also der Zweck der Versailler Bestimmungen. Statt dessen führt Frankreich im Saarge biet antideutsche und h o ch f r a n z ö s i s ch e Prö st a g a n d a durch, die jedes erdenkliche Maß überschreitet. Alles Deutsche wird in den Schmutz gezogen und Zeitungen, die für Deutschland eintreten, werden verboten. Mit Recht weist der offene Brief darauf hin, daß das alles als Vor bereitung für die Annexion des Saargebietes durch Frankreich diene. Eine Annexion freilich, die nur mit Ge walt vor sich gehen kann. Frankreich denkt vor allem nicht daran, seine Trustpen aus dem Saargebiet zurückzuziehen und sie durch eine ört liche Gendarmerie zu ersetzen. Unzählig sind die Ausreden, dis die Regierungskommission den deutschen Beschwerden in jeder Richtung entgegengestellt hat. Bald sollen die budgetären Lasten einer einheimischen Gendarmerie viel zu groß sür dis Saarbevölkerung sein, bald findet man kein"geeignetes Personal dafür usw. Nur der Völkerbund erkennt diese Einwände nicht als das, was sie sind, näm lich als Ausreden. Hat doch die Saarregierung falsche Be richte über die Stärks der französischen Truppen im Saar gebiet an den Völkerbund gemacht. Auf der Völkerbundratssitznng in Rom hat man über ^en eventuellen Beitritt Deutschlands zum Völkerbund nicht gesprochen. Das ist auch wirtlich nicht nötig, denn solange der. Völkerbund nicht dafür fort, daß die Deut schen wenigstens alle die Rechte haben, dis ihnen der Ver sailler Vertrag zufpricht, kann an einen Eintritt in diese Institution nicht gedacht werden. Zn den deuMstfrmizösischcn Handelsvertragsverhandlungen. Paris, 14. Dezember. Ein hervorragendes Mitglied der Deutschen Handelsdelegation erklärte, daß bisher trotz der Ver- Mndiguncs über verschiedene Einzelsragen die wesentlichsten Hauptprobleme nicht geklärt seren. Ein scharfer Gegensatz bestehe in der Frage der Weinzölle. Auch m der Frage der Eisenindustrie ist bisher kein Ergebnis erzielt worden. Die Gerüchte über eine internationale Verständigung in der Frage der Eisenindustrie entbehren jeder Grundlage. Auch andere Staaten Wie England und die Tschechoslowakei sind nicht zu den Besprechungen hinzugezogen worden. Wenn die Gegen sätze sich bisher nicht haben überbrücken lassen, so liegt der Grund hierfür allem in dem verfehlten französischen Zollsystem, das den Abschluß von Handelsverträgen geradezu unmöglich mach:. Mim rechnet KM mit Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 15. Dezember. Der Montag berichtet aus Paris: : Nach Pariser Meldungen ist die Erkrankung des französischen Ministerpräsidenten Herriot derart ernster Natur, daß man mit der Möglichkeit seines Rücktrittes rechnet, da seine Wiederher stellung wahrscheinlich vier Wochen dauern wird. Sern eventueller Rücktritt würde nur einen persönlichen Wechsel, aber nicht einen Kurswechsel bedeuten. England um Herriot besorgt. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 15. Dezember. Unter Ler Ueberschrift „Die my steriöse Krankheit des französischen Ministerpräsidenten" bringt der Daily Telegraph heute eine Mitteilung, daß die Gerüchte über eine mögliche Amtsniederlegung Grund zu ernsten Besorg nissen gebe. Km Mlritl Herrinis. zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Gemmingen wird zur Last gelegt, Laß er am 12. Dezember 1914 unter Umgehung i eines kriegsgerichtlichen Verfahrens einen Zivilisten hat er schießen lasten. Ein KmeriksKischer Bericht über die deutschen FmKuzeu. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 15. Dezember. Das Handelsdepartement ver öffentlicht einen Bericht Les amerikanischen Handelskommistars Miller in Berlin über die Leutsche Finanzlage. Der Bericht ist, ; da er auf Grund der deutschen Etatsziffern abgefaßt ist, äußerst f optimistisch und wird von der ganzen Presse stark beachtet. E hebt Len Ueberschuß Les deutschen Haushaltsetats hervor. Der Bericht wird deshalb als wichtig bezeichnet, weil er ein erfolg reiches Arbeiten nach dem Dawes-Plan verspricht. Nsllet verlangt die WiedereinfitzunZ des gestrichenen Militär Kredits Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 15. Dezember. Das Kriegsministerium teilt «mt- i sich mit, Latz General Rollet von der KaMmerkommissisn Lie ; Wiederhefttellung Les Kredits von zwanzig Millionen Franken j verlangen will, den die Kammer in ihrer vorgestrigen Sitzung ! trotz Ler Opposition des Kriegsmimsters und Les Berichterstai- j tsrs von dem Kriegshaushalt abgestrichen hat. Die Gerüchte, wo nach 5000 Offiziere entlasten werden sollen, find demnach völlig unbegründet. Mieder ein frEzöfisches Kriegsa-richts- urtsil gesteu einen deutschen Offizier. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" P a r! s, 15. Dezember. Das Kriegsgericht der 6. Division in Metz har den deutschen Oberst Gemmingen, der während Les Krieges PlatzkommandanL von Montmedy war, in Abwesenheit ! DeuLsch-portugiLfischesHaNdelsabkoMmen Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Lissabon, 15. Dezember. Wer Ausschuß für den aus- § wart'gen Handel hat Len Entwurf eines Handelsabkommens mit i Deutschland gutgeheißen. i* Blutige ZAsuMMLUsLötze irr Moskau. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Ber! in, 15, Dezember. Die „MonLagspost" veröffent- : licht aus Moskau folgendes PriviMlegramm: Bei Ler Abreis« ; Trotzkis haben sich trotz scharfer Bewachungsmaßnahmen durch die < Tscheka oppositionelle Elemente auf der Straße versammelt. Er sei zu Ovationen für Leu AbreiMdea gekommen, die von der Polizei und den Anhängern des gegenwärtigen Regisrungssystems mit Gegendemonstrationen erwidert wurden. Die Demonstratio nen hätten bis in Lie Nachmittagsstunden gedauert. Dabei sei es in Moskau und auch in -er näheren Umgebung zu blutigen i Zusammenstößen gekommen. Montag ÄLMWlWMM. Berlin, 12. Dezembe,. Der Reichskanzler empfing heute die Vertretung der So zialdemokratischen Partei, bestehend aus den Herren Hermann Müller, Wels, Dittmann un8 Hil ferding. Sie erklärten, daß sür ihre Partei das Wahlresultat eine Bestätigung und Billigung der bisherigen Politik bedeute, die eine Erweiterung der bisherigen Regierung nach links unbedingt notwendig mache. Sollte trotzdem eine Bürger blockregierung in irgendeiner Form gebildet werden, so würde die sozialdemokratische Partei in die schärsste Opposi tion gehen, da sie in einer solchen Regierung eine ernste Ge fährdung der Interessen Deutschlands erblicken müßte. Der Kanzler nahm die Erklärung entgegen, ohne sich weiter dazu zu äußern. Die Führer der Deutsch nationalen Volks pariei waren früher empfangen worden in Gegenwart des Reichsaußenministers Dr. Stresemann. Der Kanzler wies aus den Standpunkt der Deutschen Volkspartet hin. der ein Weiterbestehen der bisherige» Regierungskoaliiion ausschließe, und betonte, der Rücktritt der Regierung werde endgültig am Montag erfolgen. Dr. Stresemann berichtete über die Räumungssrage und die handelspolitische Lage. Die deutschnationalen Führer gaben keine Meinungsäußerung von sich, sondern verwiesen aus die kommenden Fraftionsverhandlungen. Der Reichskanzler hat alle Parteiführer gebeten, die Frak tionen sobald als möglich nach Berlin zu berufen. Die Frak tionen der Volkspartei und der Deutschnationalen kommen Wahrscheinlich bis Dienstag zusammen, das Zemrum hat seine Sitzung sür Mittwoch «»gekündigt und die Sozialdemokraten verhandeln erst Donnerstag. Inzwischen Hai eine Beratung des Vorstandes der Zen trumsfraktion des Preußischen Landtags stattgesunden. Alle Anwesenden waren nach einem Referat des Reichskanzlers der Überzeugung, daß die Große Koalition aus Zen trum, Deutscher Volkspartei, Demokraten und Sozialdemo kraten, wie sie seit November 1921 in Preußen besteht, sich be währt habe. Zu erstreben sei die Volksgemeinschaft, d. h. der Anschluß der Deutschnationalen an die Große Koalition. Voraussetzung dafür sei selbstverständlich, daß die deutsch nationale Landtagsfraktion nicht Bedingungen stelle, deren Erfüllung von vornherein ausgeschlossen ist. Daß der Reichspräsident dem Reichskanzler schon eine Mitteilung darüber gemacht habe» könnte, welche Per sönlichkeit er mit der Bildung der neuen Regierung beauf tragen würde, ist kaum anzunehmen. Zunächst dürste dasür u. a. die Partei in Frage kommen, die die Anregung zur Bildung einer Rechtsregierung gegeben hat, d. h. also Dr. Stresemann. Die vom Ausland kommenden Gerüchte, wonach sich die Enientestaaten mit der Regierungsbildung im Deutschen Reiche beschäftigt hätten, erweisen sich noch amtlicher Meldung aus Paris als falsch. Dem Vernehmen nach hat sich Reichsaußenminister Dr. ; Stresemann zur Erholung in ein außerhalb Berlins gelegenes ! Sanatorium begeben. Dr. Stresemann leidet an einer Grippe, anderer während der letzten Tage des Wahlkampfes erkrankte. SleuerpWrMMerMchsreßienmg Die beabsichtigte Neuregelung. über die Pläne für die Neuregelung der Einkommen steuer usw. wird gemeldet: Es wird ein Überleitungsgesetz geschaffen, das unter oestimmten Voraussetzungen jedem Steuerzahler das Recht zugesteht, um teilweise Rückerstattung der Steuern einzukommen. Dies komm! in Frage bei gänzlichen oder teilweisen Stillegungen. Berlustpreisen, sonstigen Ver lusten. Da Friedensverhättnisse noch nicht möglich sind, werden die Vorauszahlungen weiterhin gefordert, jedoch in vierteljährliche umgewandelt, wobei die Hand habung möglichst individuell fein soll, da der Staat zur zeit im Besitz reichlicherer Einnahmen ist. Zur Beseitigung der Ungleichheiten bei der Vermögenssteuerveranwgung wird ein Bewertungsgesetz per 31. Dezember 1924 geschafsen. Die U m s a tz st e u e r soll baldmöglichst auf ein Prozent ermäßigt werden. Über die etwaigen kommunalen Zuschläge der Städte auf die verschiedenen Steuern sind die Debatten noch nicht abgeschlossen. Die Saardelegation beim Papst. Nour, 14. Dezember. Die zurzeit in Rom weilende Zaar- delegaüon wurde vom Papst in Audienz empfangen. An sie schloß sich eine Aussprache mit dem Kardinalstaatssekretär. Bundespräsident Dr. Harnisch über die Lage Österreichs. Wien, 14. DezemLe,r. Der Bundespräsident Dr. Hamisch empfing die Vertreter der ausländischen Presse und führte aus, daß es sich jetzt hauptsächlich darum handele, die Bevölkerung darüber aufzuklären, daß die Sanierung zwar sehr weit fort geschritten, «der noch immer von der Bevölkerung Opfer Ler- ianai werden müßten. Sie muß die Verhältnisse so sehen, wie sie wdNlich sind. ES ist ihre Ausgade, darauf hin-uwesien, daß wir noch immer in einer sehr schweren Zeit leben und daß es notwendig ist, die größte Sparsamkeit an den Tag zu legen, damit die Gesundung endlich eintreten kann. Der Kongreß der Sozialistischen Gewerkschaften für die Amsterdamer Internationale. Rom, 14. Dezember. Auf dem Kongreß der Sozialistischen Gewerkschaften in Mailand wurde eine Tagesordnung ange nommen, die den wirtschaftlichen Charakter der Gewerkschaften !M Klassenkampf gegen die Kapitalismus betont und in politi scher Hinsicht eine Regierung der Volksmehrheil unter Berück sichtigung der Rechte der Minderheiten fordert. Der Kongreß schließt sich der Amsterdamer Internationale an, da dieser Zu sammenschluß die Möglichkeit gibt, die Arbeiterinteressen auch in den internationalen Beziehungen zur Geltung zu bringen.