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berufen, in der Unterlassung einer Nachfrage beim Finanzamt liege im Sinne des 8 367 fahrlässiges Handeln des nach An nahme der Strafkammer in Steuerangelegenheiten unerfahrenen Angeklagten. Dieser brauchte sich nicht ausschließlich bei dem Finanzamt zu erkundigen, ob die Zweifel begründet seien, die hinsichtlich der Steuerpflicht von Umsätzen aus Viehhandel in ihm aufgetaucht waren. Allerdings fordert das Reichsgericht an läßlich der Irrtumsverordnung vom 18. Januar 1917 zur Ver meidung des Vorwurfs fahrlässigen Handelns eine Erkundigung an maßgebender Stelle; als solche sieht es aber nicht bloß die zu ständige Behörde, sondern auch eine sonstige zuverlässige Aus kunstsstelle an. Die Strafkammer hätte daher erforschen müssen, ob der Lehrer, bei bem sich der Angeklagte erkundigt und von dem er eine unrichtige Auskunft erhalten hat, als Auskunftsper son in Betracht kam, die der Angeklagte sür zuverlässig halten konnte, ob dieser namentlich vermöge des ihm innewohnenden Maßes von Einsicht und Erfahrung in Steuersachen imstande war, die Unzuverlässigkeit der Auskunft zu erkennen." Dieses Urteil ist besonders wichtig für Steuerberatungs stellen, die bei den Schwierigkeiten, mit denen auch sie bei Be ratung in Steuersachen zu kämpfen haben, auch einmal eine un richtige Auskunft geben. Wer sich bei ihnen beraten läßt, braucht nicht zu befürchten, bestraft zu werden, wenn er der, wie sich nachträglich herausstellt, unrichtigen Auskunft vertraut und sie seiner Steuerpflicht zugrundelegt, dafern er diese Stelle sür zuver lässig halten konnte. (Urteil des Reichsgerichts vom 23. De zember 1923.) - « « - Der Nord-Ostsce-Kanal eisfrei. Die Eisverhöltmsse im Nord-Ostsee-Kanal haben sich in den letzten Tagen derart gebessert, daß der Kanal jetzt völlig eisfrei und die Schiffahrt in vollem Umfang ausgenommen ist. Unterschlagungen beim Wirtschaftsamt der Berliner Universität. In Charlottenburg wurde der Geschäfts führer des Wirtschaftsamtes der Universität, der angeb liche Dr. Phil. Friedrich Koß, auf Veranlassung der Uni versität verhaftet. Er wird beschuldigt, 750 Dollar unter schlagen zu haben. Es wird vermutet, daß Koß ein wegen anderer Vergehen schon verfolgter Hochstapler ist. Die Untersuchung der Kriminalpolizei wird hierüber nähere Aufklärung bringen. Für die Öffentlichkeit von Interesse ist die Frage, wie ein derartiger Mensch an die Spitze eines Instituts gestellt werden konnte, das die Aufgabe hat, die Not in der Studentenschaft zu lindern, und zwar in her vorragendem Maße nicht durch eigene Liebestätigkeit, son dern dadurch, daß es die Anstrengungen von Menschen freunden in gerechter Weise weiterleitet. Gaunerstreich im Gerichtssaal. In Breslau standen mehrere Arbeiter, Fiolka, Dengler, Niemietz und ihre Hehler wegen schwerer Einbruchsdiebstähle vor Gericht. Die Verhandlung fand unter großem Zulauf aus den Kreisen der Angeklagten statt, so daß der Zuhörerraum überfüllt war. Fiolka legte ein Geständnis ab und bezeich nete als den Anstifter den Angeklagten Niemietz. Niemietz, der erst eine sechsjährige Zuchthausstrafe verbüßt hat, schob die Hauptschuld wieder aus Paul Dengler. Nach dem der Staatsanwalt gegen Niemietz vier Jahre Zucht haus beantragt hatte, erhob sich plötzlich im Zuhörerraum ein Mann und rief erregt: „Mein Bruder ist unschuldig." Dann stürmte er mit erhobenen Fäusten gegen den Richter- tisch und beschimpfte die Richter in der gröblichsten Weise. Nun erhob sich der Angeklagte Niemietz, um seinen Bru der zu beruhigen. Er führte seinen Bruder aus dem Ge richtssaal, und beide sah man nicht mehr wieder. Als der Vorsitzende das Fehlen des Niemietz auf der Anklage bank bemerkte, war dieser bereits außerhalb des Gerichts gebäudes. Alle Nachforschungen blieben vergeblich. Vulkanausbruch und Erdbeben in Alaska. Ein Funk- spruch des Dampfers „Latouche" meldet aus Belkowski auf der Halbinsel Alaska, daß durch eine ungeheure Eruption die ganze südliche Kante des Vulkans Pavla, 120 Meilen östlich von Dutch Harbor, abgesprengt wurde. Das Land wurde aus Hunderte von Meilen im Umkreise derart erschüttert, daß die Bewohner der Ortschaften in panischem Schrecken aus den Häusern flohen. Dem Vulkanausbruch folgte ein Erdbeben. Der Vulkan Pavla ist einer der tätigsten der Erde. Sein letzter Ausdruck er folgte im Herbst 1923. Eine Frau als Richterin. Aus Prag wird gemeldet, daß in der Tschechoslowakei die erste Frau in die Nichter lausbahn zugelaffen wurde. Es handelt sich um Fräulein Dr. jur. Jarmila Vessela, die als Richter fungieren wird, wenn üe die üblichen Stufen dieser Karriere durchlaufen bat. Der Professor als NSuberhauptmann. Bei einem Zu sammentreffen mit verfolgenden Soldaten wurde der ge fährliche serbische Bandenchef Nuspopovic erschossen, der seit längerer Zeit die Bevölkerung der Schwarzen Berge in Furcht und Schrecken versetzt hatte. Wie gemel det wird, war der getötete Räuber eine Zeitlang Professor der Philosophie an der Universität Wien. Infolge einer Liebesenttäüschung hatte er sein Amt im Stich gelassen und war unter die Räuber gegangen. Dank feiner In telligenz und Tapferkeit wurde er der Ches einer toll kühnen Räuberbande, die sich aus fünfzig Banditen zu- sammenfttzte. Auf den Kopf des Hauptmanns war von der jugoslawischen Regierung ein hoher Preis gesetzt wor den. Allerdings ist an der Wiener Universität der Name des Professors Nuspopovic unbekannt. Aber vielleicht hat er inzwischen den Namen geändert. Die größte Alkoholkonfiskation. An der Küste von Amerika ist das englische Dampfschiff „Papyrus" auf 22 Meilen Entfernung von Newyork mit einer Ladung Alkohol entdeckt worden. Das Schiff ankerte neben dem englischen Dampfer „Butetown", der sür drei Millionen Dollar geistige Getränke an Bord hatte. Der Alkohol wurde beschlagnahmt. Das ist die größte Nlkoholkonfis- kation, die bisher an der amerikanischen Küste stattge funden hat. Zum Pol im Luftschiff. Von der amerikanischen Marineverwaltung wird bekanntgegeben, daß die Gruppe der amerikanischen Expedition, die den Nordpol im Luft schiff zu erreichen strebt, diese Woche von einem Hafen des Staates Washington nach Alaska abfährt. Ihre Aufgabe wird zunächst sein, für das Luftschiff „Shenandorah", das von Alaska aus den Flug zum Pol unternehmen soll, an der dortigen Küste einen großen Ankermast von der Art zu errichten, wie sie für die Marineluftschiffe der Vereinig ten Staaten in Verwendung sind. Unfall des englischen Thronfolgers. Der Prinz von Wales hat sich bei einem Ritt auf einem seiner Jagdpferde das rechte Schlüsselbein gebrochen. Der Unfall trug sich in der Nähe von Leighton zu. Der Prinz spornte sein Tier zum Galopp an; das Pferd stürzte jedoch an einem Zaun. Nach dem Unfall begab sich der Prinz sofort nach London in Behandlung. Der ärztliche Bericht teilt mit, daß die Verletzung nicht komplizierter Natur ist. Hinrichtung durch Giftgas. Das Neueste aus Amerika ist das Experiment des Staates Nevada, Mörder in einer pneumatischen Kammer durch Einführung von Cyan- Wasserstoffgas hinzurichten. Nachdem vor einigen Tagen ein Experiment an einer Katze so unbefriedigend verlaufen war, daß vier Gefängniswärter ihr Amt niederlegten, weil sie an der Hinrichtung eines Menschen nicht mitwirken wollten, wurde trotzdem ein chinesischer Kuli in der Gas kammer hingerichtet. Der Delinquent wurde gefesselt auf ein Bett gelegt: die Kammer wurde hermetisch geschlossen. Drei Wärter drückten gleichzeitig im Nebenzimmer auf drei Hähne, von denen einer mit einer Gasflasche in einem dritten Raume verbunden war. Auf diese Art ist den Wärtern das Bewußtsein genommen, wer von ihnen das Urteil vollzogen hat. Nach zehn Sekunden war der Delin quent tot. Leichte Zuckungen wurden noch nach einigen Minuten durch ein Fenster beobachtet, die von einem Arzt als Muskelreflexe bezeichnet wurden. üsMiler na UM»». 25 Todesopfer. Hiobsposten liegen zahlreich vor. In Hieflau bei Steyr in Österreich hat sich ein schweres Unglück zuge tragen. Amtlich wird gemeldet: Vom großen Temisch- bachturm ist eine Lawine niedergegangen, wodurch in Station Hieflau eine Verschublokomotive mit der Be- manung sowie ein Verschieber und mehrere Streckenarbei ter verschüttet wurden. Die Räumungsarbeiten wurden sofort ausgenommen. Bisher gelang es nur, den Loko motivführer in völlig verkohltem Zustande zu bergen. Wie von anderer Seite berichtet wird, wurde auch das Bett oer vLnns verschüttet, deren Gewässer sich infolgedessen! bereits bis zum Bahnkörper angestaut haben. — Nach den vorliegenden Meldungen sind durch die zahlreichen La winenstürze in den Alpen bis jetzt 25 Menschen ums Leben gekommen. Im Weixenbachtal im Salzkammergut wurden acht Holzarbeiter von einer Lawine verschüttet. Bisher wurden fünf Leichen geborgen. Im Schreinbachtal bei Finkenbach ging eine Lawine nieder, die ein Holzgebäude, in dem sich etwa 30 Holz arbeiter befanden, vollkommen verschüttete. Bei den so fort ausgenommenen Rettungsarbeiten konnte ein Holz arbeiter nur noch als Leiche geborgen werden, zwölf wur den schwer, andere leicht verletzt. -In der Gegend von Selztal sind weitere Lawinen niedergegangen, wobei in einem Falle zwei Telegraphen- arbeiter, in einem anderen Falle drei Holzarbeiter und drei Schulkinder den Tod fanden. Bei der Verschüttung eines Elektrizitätswerkes wurden fünf Personen getötet. Im sogen. Klcinpolen, der Gegend um Krakau usw., wütete ein gewaltiger Schneesturm mit Blitz und Donner. An vielen Stellen sind Eisenbahnstrecken sowie telegraphi sche und telephonische Verbindungen beschädigt. Die Züge von und nach Krakau erleiden Verspätungen. Infolge von Schneeverwehungen ist auf der Strecke Krakau— 8 Zakopane der Zugverkehr eingestellt. Zakopane ist von der ? Außenwelt abgeschnitten. In Krakau schlug ein Blitz in die Marienkirche. - « « - vek moüerne Mann. ' Der „Daily Mirror", die verbreiteste Zeitung Amerikas hat feinen mehr oder minder schönen Leserinnen die Frage vor gelegt „Was mißfällt der Frau an den modernen Männern?" Die Antworten sind niederschmetternd, denn es mißfällt so ziemlich alles. Eine Schriftstellerin beantwortet die Frage da hin, daß sie den Männern Eitelkeit vorwirst, die mit Stolz nichts mehr zu schaffen hat und eine gewisse krankhafte Armut der Empfindung, die sich darin äußert, daß der moderne Mann unausgesetzt Zerstreuungen sucht. Eine verheiratete Frau ant wortet kurz: „Die Männer haben zu viel Magen und zu wenig Herz, ein gute Köchin interessiert sie mehr, als eine geschickte Flichchneiderin." Eine Neuyorker Advokatin, die es wissen muß, erleichtert ihr Herz, in dem sie anklagt: „Was mich an der neuen Männergeneration am meisten abstößt, ist ihr Strebertum, ihre Lust zu irgend einem greifbaren Resultate zu kommen, seien es nun Geld oder Ehren oder Auszeichnungen gesellschaftliche: Art." Eine Lehrerin wirft den modernen Männern Unbil dung vor. „Niemand", schrieb sie, „schämt sich seiner Wissens lücken, ja man kann es erleben, daß Männer sich etwas darauf zugute tun, unwissend zu sein." Ein paar alte Damen be kunden übereinstimmend, daß die moderne Generation keine Ehrfurcht mehr vor dem Alter habe. Andere Frauen sind der Meinung, daß der moderne Mann ohne gesellschaftliche Erzie hung sei und jeden Versuch feiner Gattin, ihn zu einem ver nünftigen Menschen zu erziehen, mit Grobheiten beantworte. Am unangenehmsten wird aber in den meisten Fällen eine Eigen schaft des Mannes gesunden, gegen die die Frauen eine besonders starke Abneigung zeigen: seine Heiratsfcheu. Das durchschnittliche Heiratsalter war in den Vereinigten Staaten vor hundert Jahren das zweiundzwanzigste Jahr. Heute ist das neunund- zwanzigste daraus geworden, und die Tendenz geht dahin, den „ewigen Bund" erst jenseits des dreißigsten Jahres einzugehen — in der amerikanischen Erwartung, daß man in diesem Alter un sentimentaler zu einer — Trennung zu überreden sei. Es ist verständlich, daß die Amerikanerinnen diesen männlichen Wesens zügen nicht viel Sympathie entgegenbringen können. (N. G. C.) Jubiläum der Zigarre. Die erste Februarwoche war in Newyork einer großen Ausstellung der Tabakindustrie gewidmet. Den Anlaß zu der Ausstellung bot die Feier des hundertfünfundzwanzigjährigen Jubiläums der Zi garre, deren erstes Exemplar in den Vereinigten Staaten von einer Frau Pront aus Windsor im Staate Connec ticut angefertigt wurde. Durch die Ausstellung wurde gleichzeitig des dreihundertjährigen Jubiläums des Ta bakanbaues in den Vereinigten Staaten und des zwei hundertjährigen Jubiläums der Meerschaumpfeife gedacht. „ Ein Schritt ins Anrecht. Lmorillan. Eopznigbt 1920 Ut. Lur. dl. lüoüo, Ore8Ü6n-21 Kriminal-Roman von Arthur Winckler-Tannenberg. Ruhig saß er da, hielt das Etui in seiner Hand und ließ ocn Ring im Glanze der Wintersonne sprühen. Es war, als betrachtete er nur mit der Befriedigung eines Kenners das kostbare Stück und als interessiere ihn sonst nichts auf der Welt. An seiner eigenen Hand funkelte ein großer Opal. Eine Stunde später fuhr der Arzt vor. Klara empfing den alten Freund des Hauses und bat ihn, zuerst bei ihr einzutreten, ehe er zu dem Kranken ginge. „Herr Sanitätsrat", begann sie, „das Wunder ist gesche hen, die jähe, große Freuds kann ihre Wirkung erproben." Der alte Herr sah die Sprecherin erstaunt an. „Das Wunder? Welches Wunder? Ja, wie sehen Sie denn aus! Doch nicht wie eine Bringerin großer Freude?" Klara trat so, daß ihr Gesicht im Schatten lag. „Wer spricht von mir, ich bin durch Angst und Nachtwache so verstört, daß ich noch keine frohe Miene aufbringe, aber es ist doch so —" „Was?" „Daß ich das verlangte Wunder und die große Freude bringe, dis Papa retten sollen. Sie versprachen mir, daß Sie ihn retten —" „Ich hoffe es zuversichtlich, versprechen kann der Arzt niemals etwas —" „Gut, gut —!" Erregt ging sie ein paar Schritte zur Seite, trat dann wieder vor den Arzt und sagte: „Sie kennen Herrn Volkmar?" „Jawohl, Kind, den Portugiesen, wie man ihn hier nennt. Ich verdanke ihm medizinisch hochinteressante No tizen " „Ueber die afrikanische Seucke die Schlaflosigkeit?" "Er ist reich." „Enorm reich —" „Nun, er hat es übernommen, das Geschäft zu ranaieren." „Er? Donnerwetter!" „Es kommt also zu keinem Konkurs und ich erwarte nur Ihre Ankunft, um mit Ihnen zu beraten, ob und wie wir Papa von der großen Wendung in Kenntnis setzen können —" „Natürlich sofort —, allmählich, schonend, aber sofort: Ich selbst werde dabei sein! Ja, jetzt dürfen wir hoffen. Jetzt wird alles gut. Die Ehre und das Ansehen seines Hauses waren sein Leben, immer, und dessen Verlust drohte ihm den Tod —! Aber wie ist denn das gekommen? Ist es denn überhaupt möglich? Dieser harte, kalte, gleichgültige Ge schäftsmann! Eins Navobslaune, was? Er kann sich jede leisten, und es war ihm mal etwas Neues, großmütig, frei- oebig zu sein, etwas ganz Neues, gewiß- — Ja, ist es denn sicher?" „Ganz sicher. Hollmann hat schon die Anweisungen auf die Reichsbank. Er hat geweint, der alte Mann, als er vor hin bei mir war — —" „Und warum? Ja, um Himmels willen, warum tut der Portugiese das? Mit dem Reiz des Neuen, das war doch nur eine Verlegenheitsidee von nur. Der will was Reelles, was Greifbares." „Ja, Herr Sanitütsrat, das will er, und Sie werden es ja dock) gleich erfahren: Ich habe mich mit ihm verlobt." Der Arzt setzte sich. „Ach so —! Verlobt! — Ja, mögen Sie ihn denn? Den Mann mögen Sie! Verzeihung, es ist ja eine ganz dumme Frage, natürlich mögen Sie ihn, sonst hätten Sie sich nicht mit ihm verlobt. Na, also, dann gratuliere ich, von ganzem Herzen gratuliere ich und doppelt gratuliere ich! Ein solcher Schwiegersohn ändert natürlich das ganze Krankheitsbild —!" Er hatte Klaras Hand ergriffen und drückte sie. „Kalt ist die Hand, sehr kalt. Kind, Sie sind selbst tüch tig mitgenommen! Na, das wird jetzt alles anders, Papa wird gesund und Sie glücklich. Sie bleiben doch hier, Herr Volkmar tritt in das Haus ein, seine Millionen weiten es in alle Welt! Hm, hm, großzügige Möglichkeiten! Nein, wahrhaftig, ich gratuliere! Und nun kommen Sie, daß wir dem armen Papa seine Wundermcdizin bringen. Er kann sie gebrauchen." Sie gingen in die Krankenstube. Schwester Renate erstattete Bericht. Der Patient selbst war wach, aber apathisch, müde. Klara war zu ihm getreten und hatte zärtlich seine Hand genommen. So saß sie auf dem Bettrande, als der Sanitäts rat die Schwester mit einem Auftrage aus dem Zimmer schickte. — Jetzt kam er auch zu Grothe. „So, lieber Freund", begann er. „Jetzt mal zu Ihnen selbst — hören Sie mich —?" „Ja, Herr Sanitütsrat — natürlich —" „Das ist gut, — es geht ja überhaupt alles gut —. Die Aussichten im Geschäft haben sich erfreulich gebessert —" „Was?" Die Lider hoben sich von den müden Augen. „Was ist geschehen?" „Gutes ist geschehen, die Krise ist überstanden." „Die Krise ist überstanden? Wer sagt das?" „Ich, alter Freund, man hat nur auf mich gewartet, damit ich's Ihnen beibringe, damit Ihnen die Freude nickt schadet " „Mir? — Die Freude, — Doktor! Was ist denn ge schehen? Die Nachrichten aus Argentinien?" Immer lebhafter wurde der Kranke. „Ach, was, Argentinien, — hier sitzt das Glück, auf Ihrem Bettrande, Freundchen. — Sehen Sie, wenn ein reicher, ein sehr reicher Schwiegersohn kam und sagte, ich bin der Nächste dazu, ich kann und ich will helfen, da war doch geholfen, was? Und er ist gekommen —" „Mir wirbelt der Kopf —! Klara?" Da sank Klara am Bette nieder. Auf die Knie warf sie sich und legte den Kopf auf dös Vaters Hand, diese Hand mit Küssen bedeckend, mit Tränen netzend. Hatte Sünde auf sich genommen, der Gott, der sie hier in Tränen liegen sah, würde ihr ein gnädiger Richter sein. Dieser Glaube kam lindernd, tröstend über sie. Leise sprach sie: „Ja, Papa, ich habe mich verlobt, mit Jan Volkmar. Er ist reich. Er hat sofort die Kavitalien angewiesen, welch« alle Stockungen beseitigen. Hollmann will es dir selbst sagen, sobald' er darf " „Jan Volkmar! — Und er, wo ist er?" „Nachmittags wird er kommen — —" „Ian Volkmar, — ja, er liebt dich, ich weiß es! Und du liebst ihn? — Welche Wendung für dich, mein armes Kind, Gott segne dich, wie ich dich segne." Es schnitt ihr ins Herz. Sie zuckte und schluchzte. Datersegen auf Lug und Trug. (Fortsetzung folgt.)