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Eisenach-Land: Soz. 9254, Unabh. Soz. 458, Völkische 2120, Kommunisten 3590, Freier Wirtschastsbund 42, Orbnungs- bund 11 535. EHennach-Land: Soz. 9254, Unabh. Soz. 458, Völkische 1132, Kommunisten 7672, Ordungsbund 21 484. Gera-Reuss: Ordnungsbund 19 672, Soz. 14 475, Unabh. Soz. 1576, Kommunisten 7625, Völkische 6873, Freier Wiri- schaftsbund 6720. Gotha: Ordnungsbund 9010, Völkische 4587, Soz. 1633, -Kommunisten 6727. Gocha-Land: Ordnungsbund 17 000, Völkische 5520, Soz. 1910, Kommunisten 7911. Ilmenau-Stadt: Ordnungsbund 2677, Völkische 1178, Soz. L144, Freier Wirtschastsbund 3, Kommunisten 1507. Jena-Stadt: Soz. 6150, Freier Wirtschastsbund 241, Unabh. Soz. 17, Kommunisten 8668, Völkische 2414, Ordungsbund 14 210. Jena: Ordnungsbund 14 265, Völkische 2381, Soz. 6224, Kommunisten 5808, Unabh. Soz. 17, Freie Wirtschaftspartei 241. Meiningen: Ordnungsbund 4200, Völkische 1273, Soz. 1696, Kommunisten 1121. Oberhof: Soz. 74, Völkifche 112, Kommunisten 33, Ord- nu'ngsbund 352. Ohr druff: Ordnungsbund 1417, Völkische 906, Soz. 350, Kommunisten 1382. Rudolstadt: Soz. 1849, Freier Wirtschastsbund 1780, Unabh. Soz. 0, Kommunisten 2577, Völkische 731, Ordnungs bund 4361. Ruhla: Soz. 643, Unabh. Soz. 101, Völkische 109, Kom munisten 1980, Freier Wirtschaftsbund 0, Ordnungsbund 1550. Sondershausen: Ordnungsbund 3450, Völkische 1058, Soz. 1534, Kommunisten 1591. Sonneberg: Ordnungsbund 6078, Soz. 4472, Kommunisten 2623, Völkische 680. Weimar: Ordnungsbund 12 293, Völkische 4671, Soz. 4090, Kommunisten 3881, Unabh. Soz. 950. Weimar-Land: Ordnungsbund 8441, Völkische 771. Soz. 860, Kommunisten 1226, Unabh. Soz. 228. Das Kabinett zur Wahlrechtsreform. : Berlin, 9. Febr. Die Frage der Reform des Reichs- tagswahlvechtes ist jetzt soweit gediehen, daß der neue Reichs tag höchstwahrscheinlich bereits nach dem geänderten Wahlrecht gewählt werden wird. Das Reichskabinett hat gestern dem Ent wurf des Reichsinnenministeriums über die Abänderung des Reichslagswahlrechtes zugestimmt. Der Entwurf ist ziemlich kompliziert und das Kabinett hat bei feiner gestrigen Beratung noch mancherlei Veränderungen vorgenommen. Da diese noch der Formulierung bedürfen, sind nähere Einzelheiten über die Ge staltung, die der Entwurf im Kabinett erhalten hat, vor morgen nicht zu erwarten. Dann wird der Entwurf den gesetzgebenden Körperschaften zugeleitet werden. Die Tätigkeit der Sachverständigen. Berlin, 9. Febr. Schon heute vormittag wird der Bud- getausschuß mit dem Staatssekretär Fischer und dem Ministerial direktor Popitz vom Reichsfinanzministerium verhandeln. 'Im Anschluß an die Beratung wird der Ausschuß sich zum Reichs sinanzminister Dr. Luther begeben, um über Fragen des deut schen Staatshaushaltes Auskünfte einzuholen. Klarstellung. Berlin, 10. Febr. Zu dem in der ausländischen Presse erschienenen Mitteilungen, daß der Sachverständigenkommission von feiten der deutschen Industrie und der deutschen Banken Schwierigkeiten gemacht wurden, wird uns von unterrichteter i Seite erklärt, daß von Unstimmigkeiten schon deshalb nicht ge sprochen werden kann, weil die Sachverständigenkommission mit Vertretern der produktiven Wirtschaft überhaupt noch nicht ver handelt hat. Auch seien diese Kreise noch nicht in die Lage ge kommen, der Kommission irgend welches Material zuzuleiten. Die Ausschüsse würden absichtlich vermeiden, außerhalb ihres Programms mit Kreisen der Wirtschaft in Verbindung zu kommen. Bei den in der ausländischen Presst erschienenen Mit teilungen handelt es sich offensichtlich um die Tendenz, die Sach verständigenarbeiten der Kommission zu durchkreuzen. Annäherung Ludendorff—Ehrhardt. Berlin, 10. Febr. Von einer vom General Ludendorff autorisierten Seite erfährt die „TU.": Nach Zurückziehung der Klage des Kapitanleutnants Kautters gegen General Ludendorff hat auf Grund einer Vermittlung seitens des Abg. von Gräfe und anderer Herren eine Aussprache zwischen General Luden dorff und Kapitän Ehrhardt stattgefunden, die in allen persön lichen Momenten eine völlige Klärung ergeben hat. Wie weit in den sachlichen Anschauungen eine Annäherung mkglich sein wird, muß der Zukunft überlasten werden. Der Wunsch des Generals Ludendorff ist der, daß feine Freunde sachliche Mei nungsverschiedenheiten mit Gegnern in einer Weise austragen, die der völkischen Weltanschauung würdig ist. Bürgerliche Mehrheit in Lübeck. — Die Sozialisten von 45 auf 38 Sitze gefallen. Lübeck, 10. Febr. Die heutigen Bürgerfchastswahlen haben endgültig die sozialistische Mehrheit beseitigt. Es erhielten Stimmen die Kommunisten 8896, Sozialdem. 25 256, Haus und Grundbesitzer 7871, Demokraten 6556, Wirtschaftsgemein schaft (Deutschnationale Volkspartei, Zentrum und Bürgerbund) 19 506, Deutsche Volkspartei 5402. Es erhalten demnach Sitze: Kommunisten 10, Sozialdemokraten 28, Haus- und Grund besitzer 8, Demokraten 7, Wirtschaftsgemeinschaft 21, Deutsche Volkspartei 6. Bisher hatten die Sozialdemokraten von 80 Sitzen 45 inne. Zum HMerprozetz. München, 10. Febr. Wie jetzt verlautet, dürfte der Hiller-Prozeß in der Pionierkaserne in München stattfinden, da diese günstigere räumlichere Verhältnisse ausweist, als das Amtgerichtsgebäude am Mariahilfsplatz. Die Entscheidung ist alsbald zu erwarten. Die Pfalzverhandlungen. Angebliche neue französische Vorschläge. Der diplomatische Berichterstatter des Londoner „Daily Telegraph" schreibt, die französische Negierung habe neue Vorschläge in Sachen der Verwaltung der Pfalz unterbreitet, die in London einer freundlichen Erwägung begegneten. Sie sähen u. a. vor die Rück kehr der regulären Beamren, sei es solcher aus dem Reich oder solcher aus Bayern, nach der Pfalz, so weit sie nicht besonders auf Befehl der Nheinlandkom- mission ausgewiesen wurden, und Ungültigkeit der Ausweisungen, die von den Separatisten selbst aus eigene Initiative oder durch die örtlichen Besatzungs behörden bzw. im Verein mit diesen durchgeführt wurden. Der Zwischenfall bei der WUsontrauer. Ein Telegramm des Generals Allen. Durch Funkspruch wurde aus Newyork gemeldet, General Allen, der Vorsitzende für die deutsche Kinder hilfe, teile nrit, daß die Sammlung von Geld und Nah rungsmitteln für deutsche Kinder fortgesetzt werde. So sehr man auch den Vorfall anläßlich der Trau erfeierlichk eiten für Wilson bebau- ern möge, so bleibe doch die Tatsache bestehen, daß zwei Millionen deutscher Kinder hungern. Das zum mindesten als eine retcht zu vermclvL..»- Ungeschicklichkeit aufzufastende Verhalten der deutschen Botschaft in Washington scheint in Amerika also doch größere Wirkungen ausgeübt zu haben, als man es in Berlin wissen will. Sonst wäre die Depesche Allens unverständlich. Dabei ist es ganz gleichgültig, wo die Ver antwortung für das absolut überflüssige Vorkommnis liegt, bei der Botschaft in Washington oder beim Auswärtaen Amt in Berlin. kW« über Sie MKeMttonste. In der Nr. 30 unseres Blattes erschien ein kurzer Artikel unter dem Titel: „Wo bleibt die Kirchbaulast der Kirchenpa trone." Da der Verfasser über die Entstehung der Patronate und ihre Rechte nichts gesagt hat, so geben wir heule folgende geschichtliche Darstellung wieder. „In Sachsen ist das als Patronat bezeichnete Recht, die Besetzung einer bestimmten Pfarrstelle zu bewirken, entweder mit Grundbesitz verbunden — wie bei manchen Rittergütern — oder es steht Korporation — in erster Linie Stadträten — zu. Ihre Entstehung verdanken die Patronatsrechte dem Umstande, daß die Pfarrstellen von dem Rechts- (Besitz) Vorgängen der jetzigen Patrone begründet oder derart reichlich unterstützt wur den, daß die Kirche den Stiftern und ihren Nachfolgern Ehren rechte zubilligte und ihnen Einfluß bei Besetzung der Pfarr stelle beließ. Die Ehrenrechte des Patrons bestehen heute nur noch im Anspruch auf längeres Trauergeläut beim eigenen Hin scheiden und auf Svnderplatz in der Kirche (soweit solcher be steht). Dem Kirchenvorstand gehört er nur als beratendes Mit glied an, beschließende Stimme hat er nicht. Was das Recht bei Besetzung der Pfarrstellen anbetrifst, so steht dem Patron bei Neubesetzung zu, dem Kirchenvorstande aus der Zahl der Bewerber drei Geistliche vorzuschlagen, aus welchen drei Be werbern dann der Kirchenvorstand ohne Einfluß des Patrons den neuen Pfarrer wählt. Bei Ablehnung aller drei vorge schlagenen Bewerber erfolgt die Besetzung der Stelle durch das Konsistorium: ebenso hat sich das Konsistorium Vorbehalten, die fünf ersten in jedem Kalenderhalbjahre frei werdenden geist lichen Stellen von sich aus zu besetze». Die Rechte der Patrone beruhen also -auf früheren Leistungen ihrer Vorgänger und sind bereits im Laufe der Jahre bis auf die vorstehend genannten Rechte beschränkt worden. Da mit den Rechten bereits Pflichten und Unkosten verbunden sind, würde eine Sonderbelastung — wie Kirchbaulast — nur die Folge haben, daß die Patrone auf die mit dem Grundbesitz verbundenen Rechte verzichten würden und zum größten Teil wegen Ueberlastung verzichten müßten. Die in dem angezogenen Artikel erwähnte Selbstverständlichkei der Kirchbaulasten der Patrone in anderen Kirchen beruht auf ganz anderen Grundlagen und Begriffen; ganz abgesehen da von, daß jeder überzeugte evangelische Christ es vermeiden sollte, die Einrichtungen und Gebräuche anderer Konfestionen gegen seine eigene Kirche ins Feld zu führen. Ueber die Abschaffung oder das Bestehenlassen der Parronate (wie auch der Selb ständigkeit der Kirchenlehen) sind nickt nur bei Geistlichen und ihren Behörden, sondern auch bei den Patronen und Kirchge- meindemitgliedern die Ansichten gekeilt. Patronen, deren Lebenswandel christlichem Empfinden und Anschauungen zu- widerläust, kann auf Antrag von Mitgliedern der evangelischen Kirche die Ausübung des Patronats feder Zeit enzogen werden. Möge die Einrichtung der Patronate so oder so in anderer Form bestehen bleiben oder nicht — auf jeden Fall hat sich ihr Be stehen in Bezug auf Pfarrbesetzvng und beratende Tätigkeit im Kirchenvorstand im großen und ganzen nur besonders -ms dem Lande bewährt. Auf das Recht des längeren Trauer läutens nach dem eigenen Hinscheiden (welches auch nur auf besonderen rechtzeitigen eigenen Antrag oder den der Ange hörigen gegen Erstattung der Unkosten erfolgt) würden wohl auch die meisten Patrone verzichten, wenn sie glaubten, durch Statt- sindenlassen dieses Läutens bei der Allgemeinheit der Mit glieder ihrer Kirchgemeinde Anstoß zu erregen. Unsre Kirchen glocken läuten mancherorts heute leider wenig genug, mögen sie in Gottes Namen zum Gedenken abgeschiedener kirchlich ge sinnter und sorgender deutscher Christen ihre Stimme ertönen lassen." Wg. MM Merska - LüLer vom MM. Von Dr. Otto Ernst Hesse. Bücher vom Jenseits? . . Das klingt sehr mystisch. Doch ist es nicht mystisch gemeint. Nichts von 'dem Jenseits soll gesprochen werden, das die Okkultisten und Spiritisten beschäftigt. Sondern von einem Jenseits, das in der Literatur zu wenig beachtet wird und das doch das Hauptproblem unserer Literatur dar stellt. Wir meinen das jenseits von der Grossstadt, von der Mache der literarischen Cliquen, die eine Epoche beherrschen, um in denfolgenden als belanglos erkannt zu werden. Es hat immer ein solches Jenseits gegeben, indem die wirtlichen und dauernden Werke geschaffen wurden. Man braucht sich, um nahe zu 'bleiben, nur das 19. Jahrhundert anzufehen, um dies festzustellen. Die Storm, Raabe, Keller, Hebbel usw. haben in einem solchen Jen seits gelebt und gewirkt. Die, 'die in den Zeitschriften und Zei tungen als die Grossen ausgeschrieen wurden, sind heute als Tagesgrössen längst vergessen oder von der Literaturhistorre ein geweckt, um höchstens ein paar Wissenshungrigen als Kompott zu dienen. Auch heute gibt es die Tagesgrössen und eine Kritik, die ihnen die Opferkerzen in Brand halten, und gibt es dieses Jenseits, in dem das Dauernde langsam wächst und reift. Von zwei Dichtern und zwei Büchern soll hier geredet werden, die in diese Sphäre fallen. Der eine Dichter heißt Hans Friedrich Blunck und sein Buch „Märchen von der Nieder elbe" (Eugen Diederichs Verlag, Jena). Blunck, der schon' in seinm zweiten großen Roman „Berend Fock" eine aus tiefster dichterischer Schau geborene Zwischenwelt von Geistern und Un holden in die Historie verwebt hatte, baut in diesem Märchen diese Welt weiter aus. In einem Vorwort berichtet er selbst, wie diese Welt ihm ausgegangen sei. In einem Garten an der Elbe vor Hambura, wo er zu Hause ist, kamen diese Gestalten zu ihm. „Viele Rätsel tun sich da auf," schreibt er, „d'e Welt wird weiter und voller und bunter, als wir sie im Alltag sehen. Die Bäume beginnen zu sprechen, wenn die Vögel sragen. Ein Rennen und Lachen und Gräschen und Huschen ist rundum: man begreift nicht, wie man tagsüber blind über die Erde zu gehen vermochte. Da schnaubt der Puck aus der Luke, der dicke Kohlenkerl lädt die Wanderer in seine Schenke, der Lathrnsänger pseift vor dem Hollerweib, und drüben am Heidberg steht der König der Unter irdischen vor seiner Tür. Auch viele unholde Wesen werden wach. Im Moor stehen die Riesen mit grauen Fellen auf und kullern f un'd rufen den Eulen ein Wort zu oder ziehen mit braunem Bauch vom Bahnhof in die WaldLörfer zum Tanz.. In den Wolken aber treiben weiße Windischc und fegen die Bahn rein vom Mondhagcn zum Sckübera hinüber. Vielleicht fährt zur Nacht der Wohljäger vorbei. Er will Raum für sich, Sehnsuch i ist er und ewiger Unfriede. Ich sah und hörte vieles, seit'ich ' vom Brunnen trank. Ich erfuhr, daß die Unterirdischen wieder ? zu den Menschen kommen werden; man sagte mir selbst, daß es nicht mehr lange währen wird. Ich hörte von vielen Feiten, die vergangen sind, und solchen, die kommen werden, sah Elbisches und Riesisches, Würdiges und Böses." Der Leser wird aus diesen Sätzen schon die ganz neue Welt spüren, die der Dichter schuf. Elemente altgermanischer Lebensvorstellungen sind in eine nimmermüde mit der Natur und ihrem Werden und Vergehen aufs engsti. verbundenen Phantasie eingegangen, und aus dieser Ehe ist eine Märchen welt erstanden, die in der Tat etwas ganz Neues und Eigen artiges bedeutet. Auch die Großstadt selbst wird in diese neue Mytologie einbezogen. Bluncks Phantasie-Kraft ist zwingend. Seine Märchen sind keine literarische Spielerei. Sie sind Ge burten niedersächsischen Naturglaubens und Naturertebnisses, sie setzen die Linie der niederdeutschen Dichtungen produktiv fort und erweitern und steigern diefes Lebensgefühl, das aus Heide, Nebel, Fluß und Dorseinsamkeit eine spukhafte Phan tasie zog. Wie das hellere Gegenstück zu diesem dunklen Märchen buche wirkt der auch auf niederdeutschem Boden gewachsene Schelmenroman „Der tolle Bomberg" von Joses Winckler (Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart). Nicht mehr das Nebelland der Niederelbe ist hier Hintergrund, svnvern Westsalen mit der sonnigen Weite seiner Lberfruchtbaren Landschaft. Auch Winck ler mischt Uebernommenes und Vorgefundenes mit der Kraft der eigenen Phantasie und des eigenen Naturells. Ist es dort die Landschaft, die dominiert, fv herrscht hier der Mensch: ein westfälischer Mensch, ein deüfcher Kerl mit einem Humor, wie ihn nur die ganz großen Werke des deutschen Mittelalters und der deutschen Renaissance zeigen. Daß dieses Original gelebt hat, daß das Leben und Treiben und Reden dieses Originals im Volke lebendig geblieben ist, daß dieser Winckler dieses Buch daraus gemacht hat, dafür wollen wir aus vollem Herzen dank bar sein. „Das Buch verdankt der Laune Gottes selber seine Existenz, der unermeßlichen Schöpferlaune, die solche Kerle in die Welt setzten, wie der tolle Bomberg einer gewesen ist", schreibt Winckler. Man stimmt lachend zu. Stimmt sogar mit tiefem Ernst zu, als dieses Kerls Humor voller tragischer Brechungen und seine Tollheit voll philosophischen Wissens um die Geheimnisse des Daseins ist. Winckler hat z. T. nacherzählt, z. T. selbst geschasst. And da muß man aus ein paar Stellen Hinweisen, um zu zeigen, wer die deutsche Sprache kann. Lest einmal, wie dieser Winckler ein westsälisches Schweinschlachten beschreibt! Oder wie er die Stimmung einer Dorffirmungsseier abfängt! Auf einer solchen Seite ist soviel Sprachplastik, natürlichste Sprachplastik, wie ganze Zentner Literatenmetaphorik nicht ergeben. Das Buch ist einsach eine Gnade, eine Frucht, die saftig platzend von einem Zweige des deutschen Lebensbaumes einem glückhaften Pflücker in die Hand gesprungen ist. » Der Begriff Heimatkunst hat, von einer literarischen Welle vor ein paar Jahren her, einen schlechten Beigeschmack. Die beiden Bücher sind Heimatkunst in einer neueren und echteren Art. Man wendet das viel missbrauchte Wort „deutsch" nicht gern an. Aber diesen beiden Büchern gegenüber ist es am Platze. Sie sind im reinsten und besten Sinne deutsch, und ger manisch, voll von jenem naturnahen, diesseitsbejahenden Heiden tum, wie es immer unter allen Ueberschichtungen im Volke lebendig geblieben ist. Der letzte Nachkomme Götz v. Berlichmgens ft. Mit dem dieser Taae in Stuttgart gestorbenen Grafen Erich v. Berlichin- gen-Rossach ist die Nachkommenschaft des Ritters Götz v. Ber- lichingen im Mannesstamm erloschen. * Mars in Erdnähe. Bei günstigem Himmel, wie wir ihn ja letzthin ausnahmsweise mehrfach hatten, kann der aufmerksame Beobachter schon jetzt eine Zunahme in der Helligkeit des Mars feststellen. Unser nächster Nachbar rückt uns allmählich näher. Der Abstand des Mars von der Erde nimmt bis in den August hinein fortgesetzt ab; dementsprechend wächst seine Helligkeit und seine schein bare Größe merklich. Ende Februar ist Mars ebenso helk wie Aldebaran, und im Fernrohre erscheint er als ein rundes Scheibchen von sechs Bogensekunden Durchmesser. Im August, wenn er der Erde am nächsten steht, ist er viel , beller als Jupiter, ja beinahe so hell als Venus; sein Durchmesser erscheint uns dann unter einem Winkel von 25)4 Bogensekunden und seine Entfernung beträgt nur 55 Millionen Kilometer, d. i. etwa ein Drittel des Ab standes Erde—Sonne. Eine derart günstige Gelegenheit zur Erforschung der Marsoberfläche ist seit 1845 nicht da-, gewesen und wird erst im Jahre 2003 wiederkehren. -