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SlalioMe VsMMMA Mr LsnöM'tMaff, Dienstag 12. Februav 1924 Nr. 36 - 83. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 214» Tel.-Adr.: »Sachsenzeituig »nd erse oss ehl, ßel, lee, jw. inden t sich von beiden US »seid cht. >c« an- oeg. T 70 an gst h Berlin, 11. Februar. Die Arbeiten der Sachverständigen haben den Plan festgelegt, den sie für die Einrichtung einer neuen GvldnvknbLn! ancmpfchlen werden, die ihre eigenen Noten gegen diejenigen der Rentenbank und der Rekchsbank austauschen soll. Die grundlegenden Fragen sind Dr. Schacht unterbreitet worden. Es besteht der Eindruck, daß die Ausführung dieses Entwurfs einen bedeutsamen Schritt darftellt zur Stabilisierung der deutschen Mark. ganzen Landes durch dieses Wahlsystem ihre Stimme zur Geltung bringen konnten. Der tiefste Grund all dieser Unmöglichkeiten liegt eben darin, daß der einzelne Wähler ganz isoliert betrachtet wird, was er doch in keinem Augenblicke seines Lebens ist. Er ist nicht das Sandkorn in dein großen Haufen, ist nicht als Nummer zählbar, sondern steht in Lebensverhältnissen, die infolgedessen dem von dem Wahlsystem gezüchteten Resultat strikt genug widersprechen können. Volksvertreter — ein Ehrentitel; doch nur ein Phantom, weil der Abgeordnete nicht durch das Volk, son dern durch die Parteiorganisation gewählt wird und mit dem angeblich von ihm vertretenen Volke wenig Berüh rungspunkte haben kann. Die riesigen Wahlkreise, die vor den Wahlen zur Nationalversammlung gebildet wurden, machten jede engere Fühlungnahme des Gewählten selbst mit seinen Wählern unmöglich. Auch die Reform des Wahlrechts vom April 1920, also sechs Wochen vor den Wahlen, hat daran nicht viel geändert; es ist aber eine alte Klage, daß hier endlich durch Verkleinerungder Wahlkreise eine Änderung geschaffen werden soll. Eine solche Verkleinerung der Wahlkreise bedeutet aber nicht etwa eine Vermehrung der Abgeordneten, und wenn die Regierungsvorlage über die Änderung des Neichstagswahlrechts, wie sie soeben vom Kabinett be schlossen worden ist, eine Verkleinerung der Wahlkreise auf eine durchschnittliche Wählerzahl von 400 000 vorsieht, so kann gleichzeitig damit die dringend notwendige Herab setzung der Zahl der Abgeordneten erfolgen. Daran wer den freilich dieParteien höchst ungern Herangehen, wie sie ja schon die Pläne zu einer solchen Reform bei einer Besprechung mit dem Reichskanzler vor kurzem abgelehnt haben. Freilich würde wahrscheinlich aber das Volk eine (Li > e » rr Fernsprechdteust der „S«chsen-Jtitu> -".) London, 11. Februar. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" stellt andern Meldungen gegenüber fest, daß Präsi dent Coolidge der Anregung Macdonalds aus Einberufung einer neuen Abrüstungskonferenz durchaus sympathisch gegem'iderstehe. In Washington gibt man der Befürchtung Ausdruck, daß vor allem Frankreich und auch noch andere Mächte gegen eine Ein schränkung der Licht- und Untcrseebootswaffe Einwendungen er heben werden. Ein amerikanischer Kreuzer nach Honduras sLigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeit«» g".) London, 11. Febr. Aus Sam Diego in Kalifornien wird gemeldet, daß der amerikanische Kreuzer „Milwaukee" Befehl erhalten hat, sich nach Amapal in die Gewässer von Honduras zu begeben, um sich dort zum Schutze der Interessen der amerika nischen Untertanen aufzuhalten. Bekanntlich ist in Hoduras eine Aufstandsbewegung im Gange. Die japanischen Verfassungswahlen. (Eigener Fernsprechdienst der „Eechsen-Zeitun z".) Tokio, 11. Febr. Die Verfassungswahl ist auf den 10. Mai festgesetzt worden. derartige Herabsetzung der A b g e o r d n ete n z a h l durchaus begrüßen — und man würde sich damit abfin- den, wenn durch geeignete Maßnahmen, wie starke Herauf setzung der für die Wahl eines Abgeordneten notwendigen Wählerzahl, die Zwergparteien verschwinden würden. Das ist schon 1919 und 1920 durch die Bestimmung herbeige führt worden, daß alle Stimmen einer Partei nicht ge rechnet wurden, die nicht aus eigener Kraft wenigstens in einem Wahlkreise einen Abgeordneten durchbrachte. Ein modernes Wahlverfahren gibt zahlreiche Handhaben da für, die Übertreibung der Minoritätenvertretung abzu- schneiden. Selbstverständlich kann verfassungsgemäß eine der artige Reform des Wahlrechts nur auf ordentlichem Wege, also durch den Reichstag, nicht etwa durch eine Verord nung der Reichsregierung durchgeführt werden. Und da ist freilich kaum zu hoffen, daß die Beratung der Regie rungsvorlage mit der notwendigen Schnelligkeit die Klippen der Neichstagsberatung passiert. Lieber den Vorschlag des neuen Entwurfs verlautet: Die Zahl der Reichstagsmitglieder wird auf 399 festgesetzt. Die 16 Wahlkreisverbände werden tn Wahlkreise mit durch schnittlich 380 000 Einwobnern untergeteilt. Insgesamt ergeben sich 156 Wahlkreise. Die Verteilungszahl 60 000 wird auf 75 000 erhöht. Jeder Kreiswahlvorschlag darf nicht mehr als zwei Bewerber benennen und muß ein Kennwort tragen. Innerhalb eines Verbandes gelten Wahlvorschläge mit dem gleichen Kennwort als untereinander verbunden. Verbundene Wahlvorschläge gelten den anderen Kreiswahlvorschlägen gegenüber als ein Wahlvorschläge Ein und derselbe Wahl vorschlag kann innerhalb eines Verbandes in mehreren Wahl kreisen ausgestellt werden. Jedem Wahlvorschlag und jeder Gruppe verbundener Wahlvorschläge werden so viel Abgeord netensitze zugowiesen, daß je einer auf 75 000 für sie abgegebene Stimmen kommt. Die bei dieser Verteilung unberücksichtigt bleibenden Stimmen gelten als Reststimmen und werden dem Reichswahlvorschlag zur Verwerutng überwiesen. Beim Aus scheiden eines Abgeordneten tritt als Ersatzmann der Belverber des Wahlvorschlags mit der nächsten Höchstzahl ein. Die auf Reichswahlvorschläge überwiesenen Reststimmen werden zu- sammengczählt. Jeder ReichswaHlvorschlag erhält auf je 75 000 Neststimmen ein Mandat. Die neuen Wahlkreise sind etwa doppelt so groß wie die 397! Einzelwahlkreise des Reichstages vor 1914. Die 156 Kreise ver teilen sich auf die Wahlkreisverbände folgendermaßen: Ost preußen 6, Berlin 10, Prov. Brandenburg 7, Pommern-Mecklen burg 7, Schlesien 11, Prov. Sachsen-Thüringen 13, Schlesw,- Holst.—Hamburg 7, Niedersachsen 12, Westfalen 12, Hessen- Nassau—Freistaat Hessen 10,'Rheinland Nord 9, Rheinland Süd 9, Bayern l 9, Bayern N 9, Freistaat Sachsen 12, Würt temberg 7, Baden 6, insgesamt 156. nähme gelangt. Eine außerordentlich heftige Diskussion wird sich aber dann über den Artikel 3 entspinnen, der auf eine 20- prozentige Erhöhung der Steuern Bezug nimmt. Dieser Artikel lautet folgendermaßen: Vom 1. Januar 1924 ab werden nach den Bestimmungen des Finanzgesetzes zu sämtlichen Steuern und Abgaben 2 Zehntel mehr erhoben. In den Wandelgängen des Palais Bourbon gibt man der Ansicht Ausdruck, daß die Abgeordneten, die auf ihre Wiederwahl bedacht sind, besonders schwerlich diesen Artikel unterschreiben werden. Mikum und Sechserkommisfion. London, 11. Februar. (Havas.) Zu der Meldung, daß die Mikum mit der deutschen Sechserkommission eine Herabsetzung der Lieferungen und der Abgaben bis auf volle Höhe der Re parationsleistungen vereinbart habe, erfährt die „T.-U.", daß diese Meldung nicht zutreffend ist. Die Ersetzung der Lieferungen und Abgaben aus die volle Höhe der Reparationsleistungen ist zwar von der Mikum gefordert worden, indessen von der deut schen Sechserkommission abgelehnt worden. Line Einigung ist nicht zustande gekommen. Ein englischer Dampfer gescheitert. (Eigener Fernjprechdienst der „Ga ch se n -A eil« »-".) j London, 11. Febr. Nach einer Mitteilung der Reuter- agentur ist der britische Dampfer „Mara" auf den Klippen des Kap Sant Vincent gescheitert. Der Kapitän lieh drahtlos die Meldung an die englische Regierung ergehen, daß er sich mit der Mannschaft in die Rettungsboote begeben habe. Der Dampfer hat eine Wasserverdrängung von 0176 Tonnen. Auch Eslidge für Abrüstung! SeäruNsmer Schritt Lur Stabilisierung üer äeutlchen Mark. keiclmsgzwM 1-24. Das R e i ch s kabinett hat dem Entwurf über die Abänderung des Neichstagswahlrechts zugestimmtz Die Vorschläge zu dieser Reform gingen dahin, eine An zahs übermäßig großer Wahlkreise zu zerlegen, ferner die Zahl der Abgeordneten zu begrenzen, und im Wahlver fahren Änderungen vorznnehmen, durch die eine engere Fühlung zwischen dem Abgeordneten und seinen Wählern herbeigesührt wird. So lange es em Parlament gibt, zankt man sich herum über das Wahlrecht dazu. Dicke Bücher über die Geschichte des Wahlrechtes sind schon verfaßt worden und endeten immer damit, einen neuen, nun aber ganz vollkommenen Vorschlag zu machen, und wenn man diesen Vorschlag dann irgendwo und irgendwann einmal probierte, dann war das Resultat genau so unvollkommen, genau so mit Fehlern behaftet wie die bisherigen Wahlmethoden. Klaffte genau so der Abgrund zwischen der Wirklichkeit des Lebens und dem, was den Saal des Parlamentes bevölkerte. Das frühere Reichslagswahlrecht kannte keine Min- derheitsvertretuttg, sondern das Mandat er rang, wer die Mehrheit im Wahlkreise hatte. Die Ein führung des Verhältniswahlsystems hat der ver hängnisvollen Parteizersplitterung in Deutschland prak tisch dazu geführt, daß die Arbeitsfähigkeit des Paria- menis manchmal in Frage kam. Dieses Verhältniswahl- system führt ja mitunter zu grotesken Auswüchsen; so ist es bei den letzten Wahlen in Holland einer Partei der Varietee-Besitzer gelungen, tatsächlich einen Kandidaten ihrer Liste durchrnbringe«. weil alle Varietee-Besitzer des Lawinenstürze in Bayern. (Eigener Fernsprechdienstder „Sachsen-Feitun g".) München, 11. Februar. Im Rheinbachtale verschüttete eine Lawine 30 Holzarbester, von denen 12 schwer verletzt wurden. In der Gegend des Salzer Tales sind durch Lawinen 13 Personen getötet worden. Durch weitere Lawinenstürze wurden 8 Holzarbeiter schwer verletzt und 3 getötet. Weiler wurden 5 Telegraphenarbeiter verschüttet, von denen 3 als Leichen geborgen wurden. Baldwin spricht! (Eigener Fernsprechdienfl der „Sachsen-Feit«»,".) London,11. Febr. Baldwin wird heute im Hotel Bristol sprechen. Er wird vor allem aus die Anschuldigungen seiner konservativen Widersacher antworten. Es ist ungewiß, daß er wiederum zum Parteiführer gewährt werden wird. Die Alliierten Konferenz über das Sicherungsproblem. (Ligener Fer»lprechdienft ter „Sachfen-Feit-ug".) Paris, 11. Febr. Bei einer Besprechung über das Sicherungsprodlem teilt der „Matin" mit, daß die Alliieiten sich demnächst in einer Sitzung unter Führung des Marschall Foch ausführlich mit diesem Problem beschäftigen werden. Foch wild den Alliierten verschiedene Anregungen unterbreiten, über die dann die Aussprache eröffnet werden soll. Das Sparprogramm der französischen Kammer. (Eigener Iernfprech dienst der „S « ch f, n - 8 e > t« » g".) Paris, 11. Febr. Die Kammer wird sich heute mit dem Artikel 2 des Finanzgesetzes beschäftigen. Dieser Artikel hat folgenden Wortlaut: Dom Inkrafttreten des Gesetzes ab unter bleibt bis zum Ausgang des Geschäftsjahres 1924 die Schaffung irgend welcher? neuer Dienststellen und auch die Einstellung neuer Kräfte. Im Falle dringender Notwendigkeit können durch besonderen vom Ministerpräsidenten und vom Finanzmimster unterzeichneten Erlaß Ausnahmen zugelassen werden. Es ist anzunchmen, daß dieser Artikel ohne längere Debatte zur An- Vie AMen in LMMgen. Sieg Ser VürgerttGev unü veutsAvölkischen. Schwere Nieaeriagen Her Zoriaiaemotlralen, Herr von Hsbr wünscbt iZeil unü Sieg! Eisenach, 10. Febr. Die „Eisenacher Zeitung" hat dem Gcneralstaatskommissar von Kahr Mitteilung von der Bildung des Ordnungsbundes gemacht und von Herrn von Kahr darauf folgende der politischen Lage Rechnung tragende Aeußerung er halten: Daß sich sür die Thüringer Neuwahlen am 10. Februar das gesamte Bürgertum zu einer geschlossenen Front gegen den Marxismus zusammengefügt hat, kann als eine für Bayern und ganz Deutschland vorbildliche Haltung gelten und wird die Zu neigung zu dem schönen Thüringen bei uns in Bayern in neuer Würde erstehen lassen. Nur auf diesem Wege des Zusammen schlusses aller vaterländisch Gesinnten und unter Zurückstellung aller Parteitaklik kann Deutschland gerettet werden. Ich wollte, wir wären schon so weit wie in Thüringen. Zum Wahlkampf Heil und Sieg! Starks Ltabivstrttigung k Weimar, 10. Febr. Schon seit 9 Uhr früh sind die Straßen stark belebt und immer eifriger wandern die Wähler den Wahllokalen zu. Gegen Mittag wird der Verkehr immer reger, der besonders durch die zahlreichen zur Verfügung gestell ten.Autos, in denen sich die alten pflichttreuen und gebrechlichen Wähler fahren lassen, verstärkt wird. Schon um 3 Uhr nach mittags find in den einzelnen Wahllokalen die Wahlumschläge vergriffen, so daß schleunigst Ersatz beschafft werden muß. Diese unerwartet starke Wahlbeteiligung erhöht die zuversichtliche Stimmung von Stunde zu Stunde, zumal auch aus der Umgebung die regste Wahlbeteiligung gemeldet wird. vir jetzt vekannte VvstzreijgednMe: Altenburg: Soz. 10167, Freier Wirtschaftsbund 113, Kommunisten 2045, Völkische 2760, Ordnungsbund 10 176. - Apolda-Sta-t: Soz. 3134, Kommunisten 2187, Unbh. Soz. 48, Ordnungsbund 7486, Völkische 912. Arnstadt-Stadt: Soz. 3161, Deutschvölkische 1640, Freier Wirtschaftsbund 21, Kommunisten 3010, Ordnungsbund 5285. Die Wahlbeteiligung betrug 05 Proz. Mit Einschluß der Völ kischen ist die bürgerliche Mehrheit hier gesichert. Äwm/e, «. MH«?«' Anzeigenoreis: dir 8 gespaltene Raumzeile MGoldpsrnnig, di« 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen pfmn?g^di« Sgespaltene Reklamrzrile im »ertlichen Teile der Zeitung lOV Goldpsenmg. Nachweisung,,rdühr W Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantle. 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