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Amery Staatssekretär für die Kolonien, Sir IoHnson Hiäs Staatssekretär für Inneres, Sir Steele-Maitland Staatssekretär des Arbeitsamtes, Sir Lloyd Greame Staatssekretär des Han delsamtes. Lieder die Zusammensetzung des neuen Kabinetts wird wei ter gemeldet: Lord Salisbury Wood Staatssekretär für Landwirt schaft, Lord Cade Lordianzler, Sir John Gilmour Sekretär siir Schottland, Lord Eustace Percy Staatssekretär für Unterrichts wesen, Neville Chamberlain Staatssekretär für die Wohlfahrt und Douglas Hogg Generalstaatsanwall. Hiermit ist die Mi nerliste vollständig. Reuter zufolge bildet die Ernennung Chur chills zum Schatzkanzler die Sensation in politischen Kreisen, da es sich um einen wichtigen Posten in der Regierung handelt. Wenn auch Austen Chamberlain zum stellvertretenden Führer -es Unterhauses ernannt sei, was in der Praxis bedeute, daß. er der eigentliche Führer sei, so werde doch die enge 'Verbindung Mischen Churchill und Baldwin in konservativen Kreisen lebhaft erörtert. Eine Proklamation Loolidges. Richtlinien der Außenpolitik. Das Weitze Haus in Washington hat nach dem Be- kanntwerden der Präsidentschastswahlergebnisse den Vertretern der Presse folgende Richtlinien für die Fort führung der auswärtigen Politik der Vereinigten Staaten gegeben. Erstens: Festhalten an der Idee der internatio nalen Schiedsgerichte und Ausbau derselben. Zweitens: Abrüstung. Drittens: Keine Streichung der alliierten Kriegsschulden. Viertens: MitwirkungamAufbau Deutschlands. Fünftens: Mitwirkung an europäi schen Angelegenheiten, soweit vitale amerikanische Inter essen im Spiele sind. In einer Proklamation begrüßt der neugewählte Präsident Coolidge den Beginn friedlicher Beziehungen zwischen den anderen Völkern. Die Macht, die der ameri kanischen Nation verliehen sei, soll dazu verwandt werden, anderen weniger begünstigten Völkern zu helfen. Der über wältigende Sieg der Republikaner bei der Repräsentanten- wahl kommt bei der künftigen Zusammensetzung des Kon gresses, also des Senats und des Repräsentantenhauses, bedeutend weniger stark zum Ausdruck. Bei der Präsi dentenwahl sind insgesamt 32 Millionen Stimmen abge geben worden, von denen Coolidge rund 1.7 Millionen, Davis 8 und Lafollette 7 Millionen erhalten haben. Im Senat werden aber die Republikaner kaum zwei bis fünf Stimmen über die absolute Mehrheit erhalten. Ins Repräsentantenhaus sind 241 Republikaner, 190 Demokraten und 16 Radikale gewählt worden. — Außer Texas hat auch der Staat Wyoming einen weib lichen Gouverneur gewählt, nämlich Frau Roß, die Witwe des früheren Gouverneurs. In Chicago ist zum ersten Male ein Neger, der Republikaner George, zum Richter gewählt worden. Das Kabinett Coolidges bleibt in seinen wichtigen Posten unverändert. Vertreibung des WeWen Kaisers. Der Mandschupalast besetzt. In Peking existierte trotz der politischen Umwandlung Chinas in eine Art von Republik der Nachfahre der chine sischen Mandschukaiser, der letzten Dynastie. Man hatte ihm, einen noch Unmündigen, den Titel und den Palast gelassen. Jetzt hat die provisorische Regierung unter dem christlich» Staatsstreichgeneral Fengjuhsiang den Schattenkaiser aus dem Palast Vertrieben. Fengjuhsiang entsandte Militärs und Polizeibeamte in das kaiserliche Viertel, die den Hofmarschall aufsuchten und ihn von der Absicht der Regierung unterrichteten, das ganze kaiserliche Viertel zu übernehmen. Es wurde dem Kaiser ein neues Mitleid Skizze von Frieda S ch a nz. Vom Kaffeekränzchentifch der Frau Obersteuerrat, gerade in der Mitte des großen, gemütlichen Kaffegartens im stillen Vor ort der lauten Eabrikstädt, war die Mitleidwelle ausgegangen. Nun warf sie ihre Kreise schon über den ganzen Garten hin. Alle Augen sahen empor. denn die Mutter nicht da? Eine Mutter — ihr Kind so im Stiche zu lasten!" — So hatte die Frau Qbersteuerrat mit weit hörbarer Stimme gerufen, mit der gebogenen Krücke ihres kraftvollen Regenschirmes nach oben angelnd. Denn oben, weit oben, auf einer dünnen Metallröhre, die Mei der altmodischen großen Laternen, die abends ihre Licht sphären Mischen den dicken Lindenkronen ausbreiteten, ibefand sich, halb hängend, halb kriechend, das bemitleidete, heiß umsorgte Wesen. Mit einem Wehklange, aus dem der ganze Jammer der spr.achlvsen, nach Ausdruck ringenden niederen Kreatur um Hilfe schreit, schrie es „Miau!" Fortgesetzt, langgedehnt Ein weißes Pfötchen streckte es von seinem luftigen Sitze in fabelhast gedehnter Länge tastend, flehend nach unten. Dann das andere — dann abermals das erste. Ein stattliches Mitglied des Kaffeekranzes hatte der Vor geherin jetzt mit allen Gesten der Lleberlegenheit den Schirm, den die erste dem hilfesuchenden Wesen als Stützpunkt zum Sprunge unter den zärtlichsten Locktönen hingehalten, mit festem Muck aus der Hand genommen. „Auf eine so unsichere Sache versieht sich eine so winzige Katze nicht!" Denn immer winziger wurde in den Augen und Herzen der zur Anteilnahme entflammten Kaffeegattenmenschheit das weiße, weiche, schmieg- und biegsame kleine Tier, das, je mehr Augen sich nach ihm richteten, je mehr, je kläglicher, je hilfeverlangender sein „Miau! Miau! Miau!" in den Nachmittagsfrieden hinein verspritzte. Eine breite Sprungfläche müsse der verängstigten Kreatur hingereicht werden, meinte die von ihrer Wollhäkelei aufge sprungene Besserwisserin. An einem seiner vier eisernen Beine ergriff sie mit ener gischem Wupp ihren eigenen Gattenstuhl; mit der Kraftgeste einer jungen Athletin hob sie ihn hoch und: „Miez, Miez, kleines Miezchen, mach doch hoppla, na, mach doch hoppla!" — klang es in zirpenden, girrenden, von einem leisen Klangecho aus allen Richtungen des Gartens her unter stützten Aeberredungstönen. Das dumme Kätzchen! Sah es den Stuhl nicht? Begriff es in der Katzenkinderdummheit nicht den Sinn der Hilfsaktion? Abkommen zwischen der chinesischen Negierung uno oer Mandsch-Dynastie vorgelegt, wonach der Kaiser auf alle Ehrenzeichen und -titel verzichtet. Seine jährlichen Ein nahmen wurden von vier Millionen auf 500 000 chinesische Dollar herabgesetzt. Eine Kommission soll eingesetzt wer den, die eindeutig entscheidet, was Staatseigentum und was Privateigentum der kaiserlichen Familie sei. Der un mündige Kaiser ist aus dem Palast mit der gesamten mandschurischen Familie in den väterlichen Palast im westlichen Stadtteil übergesiedelt. In diplomatischen Kreisen verlautet, daß dieses neue Manöver der provisorischen Regierung auf Instruktionen des Sowjetgesandten Karachan und des mit der Sowjetvertretung eng liierten südchinesischen Präsidenten Sunyatsen zurückzuführen sei und einen ersten Schritt auf dem Wege zur Bildung einer .roten Republik" dar stelle. Zentrumskanvidaturen in der Grenzmark. Berlin, 6. November. Die Versammlung der Zentrums- Partei der Wahlkreise Grenzmark, Frankfurt (Oder) und Potsdam I stellte wieder die bisherigen Kandidaten für die Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Landtag aus. Spitzenkandidat für die R e i ch s 1 a g s w a hl ist Oberregte- runasrat Buchholz-Schneidemühl, für die Landlagswahl Gutsbesitzer Mallsch-Wittkow. An zweiter Stelle wird aus beiden Listen Kammergerichtsrat Dr. Schmidt-Berlin stehen. Dr Marx als Spitzenkandidat für Schleswig-Holstein. Rendsburg, 6. November. Die Delegiertenversammlung der Zenlrumspartei in Schleswig-Holstein stellte Reichskanzler Dr. Marx als Reichslagsspitzenkandidaten in Schleswig-Holstein auf. Der Kanzler wird am Bußtag in Kiel reden. Ein kommunistischer Landtagsabgeordncte» verhaftet. Zeitz, 6. November. Hier wurde der kommunistische Land- tagsabgeordnete Benkwitz verhafte! Zwischenfälle im bayerischen Landtag. München, 6. November. Im Landtag kam es heute bei der Weiterberatung der Interpellation über die Krise in den staat lichen Hüttenwerken zu starken Zusammenstößen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Zwcngauer geflüchtet. München, 6. November. In der vergangenen Nacht ist aus dem Krankenhaus in Niederbayern der Zuchthausgefangene August Zwengauer, Student, entwichen. Zwengauer war im August 1923 wegen Ermordung des Studenten Baur zum Tode verurteilt und dann zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Er ist schwer nierenleidend und sollte in den nächsten Tagen operiert werden. Wahrscheinlich Hal er bei der Flucht Hilfe gehabt. Urteil gegen den Miesbacher Anzeiger. Ntünchen, 6. November. In der Beleidigungsklage des Kommerzienrats Zentz gegen den Schriftleiter des Miesbacher Anzeigers Stempfle vor dem Amtsgericht München wurde nach fünfstündiger Verhandlung folgendes Urteil gefällt: Der An geklagte Stempfle ist schuldig eines Vergehens der üblen Nach rede und wird zu einer Geldstrafe von 2000 Mark oder 20 Tagen Gefängnis, Ersatz der Kosten und Publikationsbesugnis im Miesbacher Anzeiger und in den Münchener Neuesten Nach richten verurteilt. — Der unter Anklage gestellte Artikel enthiel! den Vorwurf hinterlistigen Verhaltens seitens Kommerzien rats Zentz und behauptete, daß der Kläger den damaligen Ztaatskommissar von Kahr an Hiller verraten habe. Stillstand des Hochwassers. Köln, 6. November. Seit gestern abend ist das Wasser in Köln, das eine Höhe von 8,8 Meter erreichte, zum Stillstand gekommen. Auch vom Oberrhein wird weiterhin allgemein fallendes Wasser gemeldet, so daß die Gefahr bald behoben sein dürfte. Typhusepidemie in Solingen. Solingen, 8. November. Hier und in der Umgebung der Statu ist in letzter Zeit eine große Anzahl Personen an Typhus er krankt. Bis gestern starben bereits 17 Vertonen, meist lünaere - Wieder gingen vorwurfsvolle Fragen nach Ser ihr Kind j in so mchelchrtem, unerzogenem Katzenalter sich überlassenden Mutterkatze durch die Tifchreihen. Der Stuhlhalterin hatten sich jetzt Herren und Damen von halb und ganz ausgeleerten Taffen hinweg zugesellt. Ein fast allgemeines Locken, Rufen, Zureden, das ein immer kläglicheres Miauen hell und schrill übertönte, hatte eingesetzt. Ein halbwüchsiger Junge war mit schöner Ge wandtheit bis in die Krone des der Laterne nächsten Lmden- baumes geklettert. Schlank omsgostreckt konnte er von da die jammernde Katze gerade erreichen. Aber was tat -das unselige Tier? Mit einem Satze glitt es auf der Eisenstange mindestens einen halben Meter weiter, und nun war auch biefes Hilfsunter nehmen, bas die Aufmerksamkeit des GartenpMi'kums in atem- lofer Spannung gehalten halte, glatt gescheitert. Eine Feuerleiter! — Wer diese neue Idee aufgebracht hatte, — man wußte es nicht. — Mit voller Schwankung war die Aufmerksamkeit der Ver sammelten aber fetzt nach dem Hauseingange, aus dem das Ende der geheischten Leiter schon hervorzückte, gerichtet. Auf die kleine Katze blickte im Augenblick — mit Ausnahme eines stillen, zarten, jungen Mädchens, das in seiner Schneeweiße fast öem Kätzchen glich — niemand mehr. Und dieses junge Mädchen allein sah denn auch deutlich und mit feinem, lachendem Genuß, was sich nun begab. — . Mit unendlicher Grazie, Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit ! sprang öas Kätzchen nämlich urplötzlich von feinem hohen Auf enthaltsorte herunter auf alle vier weißen Pfötchen. Unverletzt, zierlich und sicher wandelte es im grünen Linden- schatten davon, während unter murmelndem Grollen der alte- rietten Nachmittagsversammlung -die halb herausgerückte Leiter wieder im Hauseingange verschwand. Der Rumtopf. Skizze von Curl Seibert. „Wir müssen einen Rumtopf haben," sagte meine Frau. — Was ist denn das?" „Daß ich einen erschreckend ungebildeten Mann ge heiratet habe, weiß ich, aber daß du einen Rumtopf nicht kennst, ist einfach empörend. Man nimmt vier Liter Rum, schüttet sie in einen Steintopf, dazu lauter Früchte, Erd beeren, Kirschen, Johannisbeeren, Birnen, Nüsse, Him beeren, Aprikosen, Pfirsiche, Trauben. Das mischt man, tut Zucker hinein und läßt es stehen." ..Wie lange?" — „Bis er gut ist!" — „Und wann ist er gnt?" — „Sobald man ihn essen kann!" Männer uno Frauen. Diesen Umstand führen die hiesigen Ärzte daraus zurück, daß die männliche Bürgerschaft, die im Krieg gewesen war, sich einer Schutzimpfung unterziehen mußte, die heute noch wirksam sei. Falls die zur Verfügung stehenden Betten in den Krankenhäusern nicht ausreichen, beabsichtigen die beteiligten Kreise, eine Schule als Notkrankenhaus einzu- richten. Die kanadischen Wahlen. London, 6. November. In Quebeck sind gewählt worden: 62 Liberale und 22 Konservative, ein Sitz steht noch offen. Die Konservativen haben im Vergleich zur letzten Wahl nur einen Sitz gewonnen. Das Resultat der Wahlen. Rewyork, 6. November. Den letzten Meldungen über die Wahlen zufolge haben die Republikaner im Rep: -entanten- haus und Senat die Majorität. Zweifelhaft dageg-.n bleibt, ob die Regierung gegenüber der Opposition der Demokraten uno der Anhänger Lafollettes unabhängig sein werde. Eine Rotterdamer Diebesorganisatto« entdeckt. Die Rotterdamer Kriminalpolizei hat auf Ersuchen von Ham» burger Firmen, denen Transitgüter, meist Textilien, im Werte von Hunderttausenden von Goldmark geraubt wur den, eine ausgedehnte Untersuchung eingeleitet. Es wurde eine große Räuber- und Hehlerorganisation entdeckt. Ein großes Lager von Diebesgut wurde aufgefunden. Der Hehlerei verdächtigte Kaufleute wurden verhaftet. j Neues aus aller Welt ! Ein Autobus abgestürzt. Unweit von Marschall, bei Zagrze, stürzte ein mit 26 Personen besetzter Autobus infolge übertrieben schnellen Tempos einen Abhang hinunter und wurde völlig zertrümmert. Elf von den Insassen wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Ein Attentat auf den Nachtschnellzug Christiani« — Stockholm ist bei der Station Edne verübt worden. Ein schwerer Schmiedehammer war in eine Weiche hinein- gerammt worden, um dadurch den Zug zur Entgleisung zu bringen. Die Wagen des Zuges gingen jedoch über die Stelle hinweg, ohne Schaden zu nehmen. „A. R. 3" für den Handelsdicnst nach Panama be stimmt. Die Füllung des Luftschiffes Los Angeles („Z. R. 3") ist gegenwärtig im Gang. Es verlautet, daß beab sichtigt sei, den Los Angeles für den Handelsdienst zwischen Newyork und Panama über Havanna zu ver wenden. Die Reise von Newyork nach Havanna würde 24 Stunden, die von Havanna nach Panama 20 Stunden dauern. Durch ein verdorbenes Medikament getötet. Der ein- undsechzigjährige Wiener Veterinäroberrat Franz Waas, der an Muskelschwund an der linken Hand litt, wurde mit Milchinjektionen behandelt. Dieser Tage ist Waas, einige Minuten nachdem er wieder ein solche Injektion erhalten hatte, unter Erscheinungen von Atemnot tot zusammen gestürzt. Zur Feststellung der Todesursache wurde die ge richtliche Öffnung der Leiche beantragt. -Vier Personen in Paris erfroren. Die plötzlich em- getretene Kälte in Paris hat vier Todesopfer gefordert. Ein Mann und drei Frauen, die in verschiedenen Stadt- teilen im Freien übernachteten, sind am Morgen erfro - renaufgefunden worden. Eine Million deutsche Ziegel für England. Die Bau korporation in Hull hat eine große Ziegelbestellung von einer Million Ziegel nach Deutschland aufgegeben, deren erste Lieferung eben eingelaufen ist. Diese Tatsache wird in der englischen Presse damit entschuldigt, daß die eng lische Ziegelproduktion den Bedarf nicht decken könne. Eine Gymnasiastentragödie. In dem Weimarer Vor- ' ort Oberweimar warf eine Frau beim Teppichaus- sck'ütteln versehentlich eine Scbmucknadel aus dem lenster. dagegen war nichts zu sagen. Wir kauften also einen Steintopf und die nötigen Früchte, und ich saß tagelang in der Küche und half Birnen schälen, Nüsse knacken. Dann warfen wir alles in den Topf, gossen vier Liter Rum darüber, mischten Zucker hinein, banden ihn zu und stellten ihn in die Speisekammer. Am Tage darauf trat unser neues Mädchen seinen Dienst an. Sie hieß Andulka und war vom Lande. Sie hatte eine scharfe Adlernase und kleine Schweinsaugen. Als sie drei Stunden im Dienst war, warf sie die Käseglocke in den Mülleimer, wodurch dieser nicht beschädigt wurde. Die Glocke war kaput. Ich stellte Andulka zur Rede, aber sie lachte nur und torkelte mit dem Geschirr gegen das Bücher brett. Schiller und die Marlitt, die bei uns nebeneinander stehen, fielen zu Boden, taten sich aber nichts. Das Geschirr lag in Scherben auf dem Teppich. Da entließen wir schweren Herzens Andulka. Und nahmen eine andere. Sie hatte krumme Beine und war auch sonst recht anstellig. Meine Frau war ab wesend und sie kochte mir Ragout. Als sie es so zerkocht hatte, daß das ganze Haus wie ein angebranntes Krema torium roch, meinte sie heiter: „Das ist Ihr Lieblings gericht? Na, das schmeckt aber merkwürdig!" Dieses Mädchen war immer heiter wie ein satter Säugling. Sie gröhlte veraltete Soldatenlieder und stand fest auf den Beinen. Wenn sie auftrug, stieß sie mit den Tellern an die Suppenschüssel und goß die Sauce ins Kompott. Ihre Arme schwenkte sie stets, nichts konnte sie halten. Als sie unsere schöne Kristallkaraffe in die Blumen krippe setzte, daß die Scherben der Karaffe und der Tontöpfe sich auf dem Eisbärfell harmonisch vereinigten, entließen wir sie. Und nahmen eine andere. Diese war durchaus nicht zu gebrauchen. Sie war äußerst flink, aber leider zu flink. In rasendein Tempo jagte sie durch die Stuben, lachend, frohgemut. Mit Tränen der Freude in den Augen holte sie unseren Kronleuchter mit dem Besen herunter. Einen Walzer tanzend, kochte sie harte Eier, bis sie zu Granit blöcken wurden. Den Hahn im Badezimmer ließ sie sechs unddreißig Stunden offen stehen, bis die Leute unter uns kamen und sagten, sie müßten bereits in Kähnen durch die Stuben fahren. Als sie aber mit dem zweiten Teil vom Faust Feuer anmachte, wollten wir sie entlassen, aber am nächsten Tage hatten wir Gesellschaft. So mutzten wir sie noch behalten. Ich sagte mittags zu meiner Frau: „Morgen machen wir den Rumtopf auf!" Gegen Abend kündigte Elsa, packte ihre Sachen und zog dahin, dahin ... . Als wir am anderen Tage den Rum topf öffneten, waren noch drei Eßlöffel drin. Und jetzt endlich wußten wir, erstens, wozu man einen Rumtopf ein- legt, und zweitens, warum alle unsere Mädchen immer jo vergnüat waren.