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MMUerAgMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Nr. 262. 83.Aatzrqrmg Wilsdruff-Dresden Sonnabend 8. November 1924 Telegr.-Adr.: »Amtsblatt^ Postscheck: Dresden 2640 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter SLWSL M°ch°nbl°I, sür Wikdruff ». Umgegend SL..LA-LV höherer Gewalt, Kneg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anbruch^uf L^efenmg " g rzung des Bezugspreises. Rucksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- pfennig, die 3 gespalteneReklamezetle im textlichen Teile !00 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Golkpfennige. Vor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 LLMÄS annahmedisvorm.il> Uhr — Mr Lie Richtigdeii der durch Fernruf übermiNellen Anzeigen übernehmen wir keine «Saranlie. Jeder Nadailanspeuch erlisch«, wenn der Betrag durch , .... Klageeingezogen werden mutzoderderAustraggeberinKonkurs gerät. Anzeigennehmcn alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Französische Lächerlichkeiten. Man sprach in Deutschland von der „letzten" Militär lontrolle, die zurzeit im Gange ist. Aber was schon früher erlebt wurde, stellt sich jetzt wieder ein: zu rechter Zeit, nämlich ehe die Kontrolle zu Ende ist, ergaben sich Funde von ein paar Nollen alten Stacheldrahts, angeblicher Wasserkessel für Maschinengewehre oder, was das will kommenste ist, Zwischenfälle. So im Augenblick in Ingolstadt, wo bei einem Kontrollbesuch in der Waffenmeisterei zwei Ententeoffiziere von einer erregten Volksmenge behelligt wurden. Die bayerische Staats- regierung hat sofort strengste Untersuchung eingeleitet. Der an Ort und Stelle befehlende Polizeibeamte ist vor läufig vom Dienst enthoben worden. Allgemein ist die Auffassung, daß die Erregung über diese Kontrollbelästi- gnngen verständlich sei, daß man aber alle Ausschreitungen verurteilen muß, da ja Deutschland zur Duldung ver pflichtet ist. Aber — und das ist bezeichnend — Frankreich wird durch seine Presse mit den wildesten Mordsgeschich ten aus Deutschland überschüttet. Wie bestellte Arbeit klingt es, wenn auch in der Tschechoslowakischen Kammer der frühere Minister Klofac erklärt, daß Deutschland trotz aller Kontrolle in wenigen Monaten seine Gesamtrüstnng wiederherstellen könne. Die Absicht ist also deutlich, man will „beweisen", daß selbst die aus giebigste Kontrolle des Völkerbundes über die militärischen Nüstungen Deutschlands nicht genüge, sondern daß die Entente diese Kontrolle behalten müsse. Daß dabei so ein bißchen der Versailler Vertrag verletzt wird, spielt keine Nolle. Was z. B. der Berliner Vertreter des „Echo de Paris" nun über angebliche Äußerungen von Offizieren der inter alliierten Militärkommission hinsichtlich ihrer Tätigkeit ver öffentlicht, war ein solch kompletter Unsinn, daß er sogar einer halbamtlichen deutschen Zurückweisung gewürdigl wurde, aus der man allerhand über das Treiben der Kommission erfährt. Zunächst wird festgestellt, daß die Kontrollkommissionen bisher nicht weniger als 932 Be suche ausgeführt haben, darunter nicht weniger als 293 Besuche bei Fabriken, ohne jeden Zwischenfall sind diese fast 1000 Besuche verlaufen. Im übrigen würde von der französischen Presse bewußt oder unbewußt die Un wahrheit verbreitet, wenn zum Beispiel behauptet wird, daß man auf den Schießständen Ruhleben bei Spandau „ein bedeutendes Lager von Maschinengewehren" gefunden habe. In Wirklichkeit war die Sache so, daß man dort Ausgrabungen veranstaltete, die heran gezogenen deutschen Arbeiter sich dann weigerten, di« Arbeit für die Kontrolleure zu vollziehen, und diese dann selber zum Spaten greifen mußten. Gefunden wurden daun glücklich ein paar Rollen verrosteter Stacheldraht leere Patronenkästen und Nevolvertrommeln. Sogar die Fabrikation von Granatenhülsen habe dik Kontrollkommission festgestellt, so behauptet das „Echo dr Paris". Bloß passiert ihr dabei die Verwechslung mit — Stahlflaschen für B i e r a p p a r a t e. und daher stellt du deutsche Erklärung an die französische Zeitung die For dernng, doch nun einmal eine Fabrik mit Namen anzu geben, wo Kriegsgerät oder Munition hergestellt werden und die dabei von der Kontrollkommission erwischt wor den sei. Ebensowenig seien in den Küstenfestungen Swine münde und Cuxhaven neue Befestigungsanlagen durck die Kontrollkommission festgestellt worden. Für jeder Kenner der örtlichen Verhältnisse sind derartige Be hauptungen Lächerlichkeiten. Wenn man der deutschen Ne gierung einen Vorwurf aus dem angeblichen Bestehen ge Heimer Militärorganisationen machen will, so muß dock gesagt werden, daß die deutsche Regierung alles darange setzt hat. gegen diese einznschreiten. Aber Frankreich will ja jede Schützengilde schon füi eine Militärorganisation halten, die sich mit der Vorbe reltung zu dem Revanchekrieg befasse. Und dann beklag- man sich;enseits des Rheins, daß in Deutschland immci noch die „Abrüstung des Geistes" auf sich warten lasse Ist nun die Lächerlichkeit solcher Anwürfe aus Frank reich großer oder ist es ihre bewußte Absicht, schädigen! und verhetzend zu wirken? * Vie wahren Franzosen. Berlin, 6. November. Gerade im richtigen Augenblick Kommt ein dem Vali des Generals v. Naihusius ähnlicher zur Kenntnis der Oessentlichkeit, der bis in alle Einzelheiten durch das Reichsgericht Kargestellt, beweist, mit welch unerhörter Leicht fertigkeit die französischen Gericht» ihre offensichtlich nur einer planmäßigen Hetze gegen das deutsche Vvlksheer dienenden Blut urteile fällen. General v. Zwehl wurde im Jahre 1923 vom Kammergericht in Amiens in contumaciam zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt, weil er 1U8 da- Besitztum eines Fran- zosen geplündert haben sollte. Auf Antrag des Generals befaßte sich -das Reichsgericht im März dieses Jahres mit dem Falk und stellte fest, daß« die Ermittlungen nicht das geringste ergeben haben, was der Annahme einer von dem Beschuldigten etwa begangenen strafbar^ Handlung als Stütze dienen könnte. Er habe im Hegenteil alles getan, die ausgefundenen Wertgegenstände sicher- WrmMen du MchsrMW. Ein einstimmiger Beschluß -es Reichs kabinetts. Berlin, 7. November. Das Reichskabinett befaßte sich in seiner gestrigen Sitzung mit einer Reihe von Fragen, deren Lösung auf dem normalen gesetzlichen Wege durch die Auflösung des Reichstages verhindert worden ist. Unter Zugrundelegung von Vorschlägen des Reichsfinanzministers Dr. Luther führten die Verhandlungen zu folgendem einstimmig festgestellten Er gebnis: ^In der auf Antrag des Finanzministers vom Kabinett bereits grundsätzlich beschlossenen Steuerermäßigung erblickt die Reichsregierung nur einen Teil der durchgreifenden Resorm- ' arbeiten, die sofort in Angriff genommen werden müssen, nach- i dem durch Verwirklichung der WO-Millionen-Aaleihe die Aus- j führung des Sachverständigengutachtens gesichert ist. Ein Teil ! der erforderlichen Maßnahmen kann auf verwaltungstechnischem i Wege schon jetzt getroffen werden, daß er durch die künftige ' Reichsregierung dem neuen Reichstag sofort zur Beschlußfassung i vorgelegt werden kann. 3m Verwaltungswege sollen die Schutz- i bestimmungen und Milderungen auf dem -Gebiete des Perfonal- > abbaues, welche der Reichstag in Aussicht genommen hatte, dur , ! geführt werden, soweit dies gesetzlich zulässig ist. Insbesondere i soll mit Ablauf dieses Kalenderjahres der allgemeine Abbau ein- § gestellt werden, nur noch bei einzelnen Verwaltungen, die bisher im Abbau behindert waren, soll mit Zustimmung des Reichsrates l und des Hauptausschusses des Reichstages ein weiterer Abbau ' stattfinden. Die Reichsregierung wird ihre Bestrebungen auf Senkung der Presse weiter fvrtsetzen, weil sonst alle Bemühungen um eine endgültige Besserstellung der Gehalts- und Lohnempfän ger erfolglos bleiben müssen. Außerdem beabsichtigt die Reichs- regierung, eine maßvolle allgemeine Ausbesserung der Beamten- gehälter zum Zwecke ihrer weiteren Annäherung an die Friedens- nvminalgehälter sobald wie möglich durchzuführen. Die Wieder herstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands, die Herein bringung der Ausländsanleihe von 800 Millionen Mark, die Wiedererlangung der handelspolitischen Freiheit des Reiches, end lich die Tatsache, daß die uns vom Auslande auferlegten Lasten jetzt einigermaßen übersehen werden können, hat nunmehr die Möglichkeit geschaffen, auch der Milderung der durch den Kriegs ausgang und die Geldentwertung hervorgerufenen Nöte näher zutreten. Dabei kann nunmehr über die früher in Aussicht ge nommene Begrenzung für die bedürftigen Kreise im Rahmen des wirtschaftlich Möglichen hinausgegangen werden. DiesbeMgliiA Vorschläge unterliegen der Prüfung der Reichsregierung. Spe kulative Gewinne sollen dabei ausgeschlossen werden. Die Fol gerungen aus diesen Maßnahmen für die Länder und Gemein den zu ziehen, wird erst möglich sein, wenn über den Finanzaus gleich durch den neuen Reichstag endgültig entschieden ist, daß der jetzige Einnahmezustand einer Reihe von Gemeinden durch aus vorübergehender Natur sein dürfte. Die Reichsregierung erwartet, daß auch diese Maßnahmen zur Gesundung des Volkes und Wirtschaftskörpers beitragen werden. Die Bespreckungen der Finanzminister. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 7. November. Die Besprechungen der Finanz- i Minister der Länder beginnen, wie die Morgenblätter melden, heute vormittag 10 Uhr. 24. und 25. November werden die von der englischen Regierung in Kamerun beschlagnahmten deutschen Grundbesitz und Plan tagen mt einem Gesamtareal von 50 Hektar oder 100 000 Mor gen ohne egliche Einschränkung zum öffentlichen Verkauf ange boten. Das Angebot der Firma Henton L Sohn verfügt über 58 Einzelobjekts, deren Größe 35 Hektar oder 70 000 Morgen beträgt. Die Versuche der englischen Regierung, diese Besitzun gen 1922 loszuschlagen, wobei deutsche Käufer ausgeschlossen waren, haben sich als erfolglos erwiesen. Diesesmal sind des halb auch deutsche Käufer zugelassen. Kampfansage Millerands an die Regierung Herriot Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 7. November. Millerand erließ gestern bei der BegrnüLung der Nationalrepublikanifchen Liga einen Aufruf an Frankreich, der eine scharfe Kampfansage an die gegenwärtige Reg'eruW und das Linkskartell enthält. Der Liga gehören unter anderen noch an: Francois Marshall, Le Trouqueur, Reibel und Marion. Drohender Eisenbahnerstreikin Oesterreich Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Wien, 7. November. Die Entscheidung über den drohen- ! den Streik der Eisenbahner wird heute vormittag erfolgen. Gestern ist es zu einer wesentlichen Annäherung der Parteien gekommen. Es sollen 7VOO deutsche Eisenbahner entlassen werden Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Prag, 7. November. In einer Versammlung in Laun bei Prag hielt der Eifenbahmmn'ster Striberny eine Ncde. in der er darlegte, daß im kommenden Jahre neuerdings 7000 deutsche Eisenbahner in der Tschechoslowakei entlassen werben. Der Minister begründete dies dam't, daß im Eisenbahnbetrieb I nur tschechisches Personal verwendet werden solle. Offenbar hat ! der Minister von den sich täglich mehrenden Eisenhahnunfällen, - dis schon unzählige Menschenleben gekostet haben, noch immer - nicht genug, ob zwar in alle- Fällen nachgewicsen werden konnte, daß die Essenbahnunfälle in der Tschechoslowakei durch die neueingestellten, ungeschulten technischen Eisenbahner verursacht worden sind. Wieder ein französisches Kriegsgerichts urteil Eigener -Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes". Paris, 7. November. Der 36jährige E sässer Peter Leh mann wurde gestern nach zweistündigen Verhandlungen vom Kriegsgericht des 20. Armeekorps in Nancy zu zwanzig Jahren j Zuchthaus verurteilt. Er wurde beschuldigt, am 23. August 1914 bei Luneville einen französischen Verwundeten erschossen zu haben. Der Angeklagte beteuerte während der Verhandlung seine Un schuld und bezichtigte die Belastungszeugen der Unwahrheit. verkauf aeutsLeu stsloilalbesitztt Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 7. November. „Daily Mail" kritisierte den Verkauf des deutschen Kolonialbesitzes wiederum sehr heftig. Am Wetterbericht. Wo-lkig bis zeitweise ziemlich heiter, verbreitet, besonders am Morgen Nebel. Bei nächtli chkiarem Himmel Nachtfrost. Tags über kühl, schwache Luftbewegung. zustellen und dem Eigentümer zu erhalten. Daraufhin richtete General v. Zwehl ein ausführliches Schreiben an den franzö sischen Dotschäfter in Berlin, dem er das Reichsgerichtsurleil bei fügte und in dem er in höflicher Form um Bekanntgabe der im Urteil enthaltenen Feststellung an die französischen Behörden er suchte. Er betonte darin nochmals, daß er feit Oktober 19,15 die Gegend von Laon, wo er die strafbare Tat begangen haben sollte, nachweislich niemals mehr betreten habe und daß er die in der VUla vorgefundenen Wertgegenstände, die er sich ange eignet haben sollte, im Jahre 1915 gegen Quittung dem Maire- ! Stellvertreter Lavns übergeben und daß dieser darauf gefordert hätte, der Quittung die Worte „bonheur l'armöe allemande" bei zufügen. Bis heute hat der französische Botschafter es nicht für nötig gehalten, dem General v. Zwehl irgendeine Antwort zu erteilen, hat anscheinend auch keinerlei Schritte unternommen, um nach Uesen untrüglichen Beweisen der Schuldlosigkeit des Gene rals eine Aenderung des Urteils herbeizusühren. * E ff Wieder zwei Deutsche verhaftet. Berlin, 7. November. Die Pariser Presse berichtet über zwei weitere Verhaftungen von Deutschen, die aus Anlaß des Allerseelen-Tages nach Essaß-Lothringen gekommen waren. Alle Einzelheiten fehlen. Auch die Namen der beiden Verhafteten sind noch unbekannt. Als Grunb für die Verhaftung wird an ¬ gegeben, die beiden Deutschen hätten versucht, Rekruten, de einen Umzug durch die Straßen machten, eine französische Fahne zu entreißen und sie als Trcphäe nach Deutschland mitzubringen (!)- Ueber die Unwahrscheinlichkeit dieser Behauptung braucht kein Wort weiter verloren zu -werden. * Tcuttchiand fordert Freilassung des Generaks von Rathusius Berlin. 6. November. Wie man erlärri. ist der deursch« Bolicyairer >n Paris bennslratn worven. d'e Freilassung del verhafteten Generals von Nathusius zu verlangen. Baldwins Ministerliste vom Kön'g genehmigt. London, 6. November. Der König hat die ihm von Baldwin vorgelegte Ministerliste genehmigt. Das Kabinett ist nach Reuter we folgt gebildet worden: Baldwin Premierminister, Austen Chamberlain Staatssekretär für Aeußeres, Churchill Schatzkanzler, Curzon Lordpräsident des Geheimen Nates, Sir Worthington Evans Staatssekretär für den Krieg, Bridgeman Erster Lord -der Admiralität, Sir Samuel Hoare Staats'ekretär für die Luftfahrt, Lord Birkenhead Staatssekretär für Indien,