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( Heine Nachrichten Teulsch-nissischc BkrtehrSkonferenz in Königsberg. Königsberg, 10. Dezember. Aus Moskau wirb gemeldet, daß auf Anttag der Königsberger Eiseubahndirektion die für Moskau geplanie Eisenbahnkonferenz der Stamen, die am direkten Verkehr zwischen Deutschland und Rußland beteiligt sind. (Deutschland, Litauen, Lettland, Solano, Rußland) nach Königsberg gelegt werden soll und voraussichtlich im Januar ; beginnt. j Der memelländische Putsch vor Gericht. Memel, 10. Dezember. Morgen beginnt in Kowno der Prozeß gegen eine Reihe von Personen, die angeblich an dem memelländischen Putsch beteiligt sein sollen. Unter den Ange klagten befinde, sich auch ein Reichsdeutscher. Tas Kriegs gericht, vor dem der Prozeß stattsinden wird, ist offenbar un zuständig; Einsprüche sind jedoch von der litauischen Justiz- i behörde unberücksichtigt geblieben. Die Mitwirkung eines rcichsdeutschen Verteidigers ist den reichsdeutschen Angeklagten verweigert worden. Austritt aus dem Völkischen Block. München, 10. Dezember. Wie man erfährt, ist der Abge ordnete Gras von Treuberg aus der Landtagsfraktion des Völkischen Blocks ausgetreten. Lehrerstrcik in Niederösterreich. Wien, 10. Dezember. Die Lehrer Niederösterreichs sind gestern, entsprechend ihrem seit längerer Zeit gefaßten Be schluß, in einen eintägigen Demo n st rations streik getreten. Der Streik wurde überall lückenlos durchgcsührt. Die < Verlierer der Lehrerschaft erklärten, der Landesregierung eni - gegeukommen zu wollen und von einer Verlängerung deS j Streiks vorläufig Abstand zu nehmen. Man hofft, dap eine . Einigung Zustandekommen wird. Ungarische Strafanzeige gegen einen Berliner Bankier. Budapest, 10. Dezember. Gegen den gestern in Budapest ? cingclroffenen Berliner Bankier Daniel Ehrenfried er j statteten mehrere Advokaten bei der Oberstadthaupunannjchai! s eine Anzeige, die im Zusammenhang mit dem Bankrott de- j hiesigen Bankhauses Roth u. Co. steht. Beide Chefs der Ban j Roth und Kondor sind in das Ausland geflüchtet. Ehrenfried , soll 1,4 Milliarden Kronen als Schuldabzahlung trotz Kenntnis i der unrechtmäßigen Verwendung dieser Summe angenommen s und verschiedene Blankoobligationcn mißbraucht haben. Er z bestreitet, sich irgendwie strafbar gemacht zu haben. Militärkonfercnz der Kleinen Entente. Belgrad, 10. Dezember. Im Januar findet in Prag eine Konferenz von Vertretern der Armeen der Kleinen Entente i statt, an der auch Vertreter des griechischen und polnische' Heeres teilnehmen. Auf dieser Konferenz soll die Frage der i Sicherheit der der Kleinen Entente angehörenden Mächte im , Falle eines unerwarteten Angriffes erörtert werden. Di: - Initiative zu dieser Konferenz geht von der Tschechoslowake i aus. Trotzki wird nach dem Kaukasus gebracht. Reval, 10. Dezember. Auf Anordnung des russischen Gc tundheitskommissars in Moskau Dr. Semaschke wurde Trotzli j unter strengster Bewachung nach dem Kaukasus gebracht. ! Kriegsminister wird sein bisheriger Stellvertreter Phrunje. ! Der bisherige russische Gesandte in Reval ist abberufen worden s Neues aus aller Welt ) Amerikanische Weihnachtshilfe für Deutschland. Vom Zentralkomitee „For the Relief of Distreß in Germany - and Austria", der umfassenden Hilfsorganisation der ! Deutsch-Amerikaner, sind als Weihnachtsspende für not- ) leidende deutsche Kinder 5500 Lebensmittelpakete über- - sandt worden. Davon sollen 1000 Pakete in Berlin durch ! die Frau Reichspräsident zur Verteilung kommen. Eine - schlichte Feier wird Gelegenheit geben, den Freunden in ! weiter Ferne, die in all den Jahren der Not die alte ; Heimat nicht vergessen haben, den Dank zum Ausdruck zu bringen. Steckbrief gegen einen Grasen Bernstorff. Die Wucher- i abteilung des Frankfurter Amtsgerichtes hat hinter dem > Grafen Günther Bernstorff einen Steckbrief erlassen. Graf ! Bernstorff war in Frankfurt Inhaber einer kleinen, in der Inflationszeit gegründeten Bank, die auf den Namen Bernstorff u. Eo. lautete. Gegen ihn soll wegen fünf Fällen die Wucheranklage erhoben werden und der Staats anwalt hat einen Haftbefehl erlassen. Sich und seine Frau erschossen. In Föhrenbach ° im Schwarzwald wurden der Gendarmeriebeamte Eich- ? Horn und seine Frau in ihrer Wobnuna erschossen auiae- suudeu. Neben oen Leichen spielte das zweijährige Kind. Eichhorn hatte seine Frau und sich selbst mit der Dienst pistole erschossen. Der Grund der Tat ist noch nicht aufgeklärt. Bergmannslod. Bei einem Einsturz in einem Berg werk bei Manchester wurden drei Bergleute gelötet und fünf verwundet. Ungeheures Schadenfeuer in Schweden. In den großen Fabrikanlagen von Hällefors in Mittel- schweden wütet eine Feuersbrunst. 6000 Standard Holz, die mit zwei Millionen Kronen versichert sind, müssen als verloren betrachtet werden. Zeitweilig bestand die Gefahr, daß das Feuer sich auch auf die umliegenden Wohnhäuser ausdehnen würde, so daß unter den Bewohnern, die schon einen Teil ihrer Möbel auf Autos fortschafften, eine Panik augbrach. Das Feuer ist das größte, das je in diesem Teile Schwedens festgestellt wurde. Meuterei auf hoher See. Ein Teil der Besatzung des Dampfers „Diebel Codohui", der 328 Millionen Pesetas an Bord führte, soll gemeutert haben, so daß das Schiff ge nötigt war, Alicante anzulaufen, um den Schutz der spanischen Behörden zu erbitten. Diese haben die Meuterer, die sich des Schiffes bemächtigen wollten, verhaftet. 3600 Fischerboote gesunken. Eine furchtbare Kata strophe hat sich nach einer Meldung der Rigaer „Sevadnja" im Kaspischen Meeer ereignet. Ungefähr 4000 Fischerboote wurden von einem Sturm überrascht, der ihnen die Rückkehr zur Wolgamündung unmöglich machte. Trotzdem 22 Schiffe zu Hilfe eilten, gelang es nur, 400 Boote zu bergen. Nach dem amtlichen Bericht sind mehrere tausend Fischer er trunken. Nur wenige Leichen konnten geborgen werden. Da auch das gesamte Fischerinventar zugrunde gegangen ist, befindet sich die Bevölkerung in entsetzlicher Not. Schifssbrand auf hoher See. Der Dampfer „Cigale", der die Küstenschiffahrt zwischen der Mauritiusinsel Reunion und Madagaskar versieht, ist einer Meldung aus Reunion zufolge aus der Höhe der Mauritiusinsel in Brand geraten. 34 Personen konnten gerettet werden. Ein Rettungsboot mit 18 Personen wird noch gesucht. Der Über-Wollenkratzer. In New York soll von dem Architekten des Woolworth-Building, das 51 Stock werke hoch ist, ein neuer Wolkenkratzer mit 88 Stockwerken gebaut werden. Ein mißlungener Niesenschmuggel. Die Frau eines Newyorker Warenhausbesitzers wurde zu einer Geldstrafe von 120 000 Dollar verurteilt, weil sie den Versuch gemacht hatte, Juwelen und Kleider im Werte von 60 000 Dollar nach den Vereinigten Staaten einzuschmuggeln. Bunte Tageschronik. Hamburg. Der nach Hamburg bestimmte englische Kohlen- vampjer „Tynemouth" ist bei Hochwasser und dichtem Rebel unweit Langeoog gestrandet. Aus dem Hamburger Hafen sind große Schlepper ausgelaufen, um Hilfe zu bringen. Gießen. Das Gerücht, Angerstein habe sich entleibt, bas in der Stadt austauchte, ist unwahr. Nom. Am Geburtstag Winkelmanns fand im Deut schen Archäologischen Institut in Rom die erste feier liche internationale Sitzung statt. Velei-Mllgsproztß des Reichspräsidenten Termin beim Reichspräsidenten. ß Magdeburg, 10. Dezember. Bei der Zeugenvernehmung wird zunächst der Abgeordnete Dittmann vernommen. Er äußert sich über die Ent stehung des Munitionsarbeiter st reiks folgender maßen: In der Versammlung im Treptower Park sprach zu nächst Abgeordneter Ebert. Er trat ganz allgemein für die Forderungen der Streikenden ein, die ja auch die Forderung der S. P. D. waren, über das unglückliche Verbot des Ober kommandierenden der Marken waren wir alle sehr erregt und es ist schon möglich, daß damals Ebert gesagt hat: „Weg mit dem Wisch". Weiter bemerkt Dittmann, er sei bestraft worden, obwohl nicht er, sondern gerade Ebert in der Treptower Ver sammlung die Streikzicle erweiterte, und er, Dittmann, habe bei dem Prozeß den Namen Ebert verschwiegen, Ebert gedeckt und gewissermaßen für ihn die Strafe übernommen. Aus wei- rere Fragen erklärt der Zeuge Dittmann, es sei ganz ausge schlossen, daß Eben in einer Versammlung einem Fragesteller geantwortet hätte, wenn ein Reklamierter einberusen würde, so sollte er der Einberufung nicht Folge leisten. Selbst so radikale Angehörige der U. S. P. D., wie Ledebour und Mehring, be tonten die Notwendigkeit der Landesverteidigung. Ein Zusammenstoß. R.-A. Martin: Wie verträgt sich diese Äußerung des Zeu gen mit seiner Tätigkeit in bezua auf die Flottenmeuterei? « Dittmann (sehr erregt): Ich verbitte mir diesen unerhörten i Angriff. Ich bin nie an der Erregung der Flottenmeuterei be- ' teiligt gewesen. Ich werde Sie deshalb gerichtlich belangen. R.-A. Landsberg: Es ist unerhört, den Zeugen hier derart zu beleidigen. Es folgt die Vernehmung des Zeugen Syring, die zu einer erregten Szene führt. Syring sagt aus, daß er an der Versammlung im Treptower Park teilgenommen habe. Ebert behandelte zuerst wirtschaftliche Fragen, später wandte er sich der Politik zu. Als er etwa zehn Minuten gesprochen hatte, wurde ihm ein Zettel zugereicht. Er beendete einen Satz und sagte dann: „Der Streik verkürzt den Krieg. Gestellungsbefehle werden nicht ausgeführt." Die Anfrage des. Vorsitzenden, ob Ebert das laut ausge- rufen habe, bejaht der Zeuge. Im weiteren Verlauf der Verhandlung bittet Rechts anwalt Heine, den Nebenkläger mit dem Zeugen Syring zu konfrontieren. Auch der Staatsanwalt ist der Ansicht, daß die Bekundungen des Reichspräsidenten Eberl, wenn e- die Ausfagen des Zeugen Syring gekannt hätte, sicher nicht so günstig ausgefallen wären. Auch er hält es für nötig, den: Nebenkläger Gelegenheit zur Gegenüberstellung mit dem Zeu gen zu geben. Der Gerichtsbeschluß geht dahin, den Zeugen Syring noch einmal in Gegenwart des Reichs präsidenten zu vernehmen. Die Vernehmung soll in der Wohnung des Reichspräsidenten geschehen. Zu den weiteren Verhandlungen sind als Zeugen u. a.die srüheren Minister und Volksbeauftragten Scheidemann. Bauer und Emil Barth erschienen. Der Zeuge Emil Barth wird über die Entstehung des Januarstreiks befragt und erklärt: Als der Streik einmal aus gebrochen war und die Mehrhcitssozialisten in die Streikleitung eingeiretsn waren, haben sie ihre Aufgabe darin gefehen, den Streik abzubrechen, denn ihre grundsätzliche Einstellung dem Streik gegenüber war antisozial und nicht antimilitaristisch. Der nächste Zeuge Wusch ick war während des Januar- streiks Funktionär der S. P. D. Er bekundet: Wir wollten in der kommenden Belegschaftsversammlung den Beschluß durch drücken, daß auch Vertreter der S. P. D. in die Streikleitung gewählt werben. Daraus sagte Eberl recht unwirsch: „Ich denke garnicht daran, etwas derartiges zu tun. Die Leute, die sich diese Suppe eingebrockt haben, mögen sie auch ausessen. Der Zeuge sagt weiter aus: linier den Arbeitern herrschte damals Stimmung dafür, dem Gestellungsbefehl nicht zu folgen. Der Abg. Ebert Hal damals gesagt: „Einen solchen Rat kann ich keinem geben, weder ich noch die Streikleitung können die Ver antwortung für die sich daraus ergebenden Folgen über nehmen." Hierauf wird die Sitzung abgebrochen, weil das Gerichi sich nach Berlin in die Wohnung des Reichspräsidenten begibl. um dort den Zeugen Syring mit dem Reichspräsidenten z„ konfrontieren. i ° StickMAer Landtag - Dresden, 10. Dezember. Der Landtag, der seine Ar beiten seit der Auflösung des letzten Reichstags unterbrochen hatte, trat am heutigen Tage wieder zusammen. Zunächst wurden meh rere Vorlagen, die sich mit der Landesbrandveysicherungsanstalt befassen, in Beratung genommen, und nach den Ausschußan- trägen angenommen. Eine längere Aussprache entspann sich über den Entwurf eines Jagdgesetzes. Interessant war es, daß auch der soizaldemokratische Abgeordnete und Amtshauptmann Fellisch mit Wärme für den Iagdsport eintrat und verschiedene Verbes serungen für das Gesetz vorschlug. Nm übrigen bezeichneten die Redner aller Parteien mit Ausnahme der Kommunisten den En. wurf als einen begrüßenswerten Fortschritt auf dem Gebiete des IaKrechts. Der Kommunist Siewert forderte unter allgemeiner Heiterkeit das Iagdrecht für alle Staatsbürger. Das Legdgesetz wurde an den Rechtsausschuß verwiesen, während das mitver handelte Gesetz über die Schonzeit für Hoch- und Rehwild An nahme fand. Recht lebhaft ging es im Hause gelegentlich der Beratung der Vorlage über eine Unterstützung der Rentner der Altersrentenbank zu. Die Kommunisten und LiUkssoziasisten ver hinderten eine sofortige Annahme der Äorlage, behaupteten aber, als ihnen vorgeworsen wurde, sie machten eine Auszahlung der Gelder vor Weihnachten unmöglich, ihnen sei es bei ihrer Ab lehnung der Vorlage nur darum zu tun, den Rentnern größere Summen zu verschaffen. Der Finanzminister Dr. Reinhold er widerte, daß es sich bei der Vorlage nur um eine Sanktionierung dessen handle, was die Regierung bereits getan habe. Der kom munistische Antrag käme aber zu spät. Die sächsische Regierung sei übrigens die erste, die eine sofortige Auswertung der Renten vornehmen wolle. Dann ereignete sich noch eine von den Kom munisten hervorgerufene widerliche Szene. Die kommunistischen Redner griffen den greisen- volksparteilichen Abgeordneten Dr. Niethammer in der gemeinsten Weise an und behaupteten unter Was mein einst mar. K4 Roman von Fr. Lehne. (Urheberschutz 1921. durch Stuttgarter Romanzentrale, C. Ackermann. Stuttgart. >,— wie solls gehen, Baronesse immer noch nicht As stvie ich es möchte I Gut, daß ich den Karl Günther habe, der ist meine Stütze! Aber er will zum Frühjahr fort! Ich hab' gesagt, er solle meine Marie heiraten, und ich gebe ihm dann den Hof doch er mag nicht " Weinerlich klang Jakob Dangelmanns Stimme. „Aber warum nicht? Euer Hof ist so schmuck und Zauber! Mein Vater freut sich immer darüber! Da wäre Hoch jeder froh " „Wissen Sie, Baronesse, der Karl Günther ist doch was Besseres gewesen", entgegnete Jakob Dangelmann wichtig, i>und da sind wir ihm nicht fein genug, ich merke das Wohl! Uber er scheut keine Arbeit —" und dann folgte wieder Luf Karl Günther ein Loblied in allen Tönen. Da trat'der, von dem soeben gesprochen wurde, aus Dem Kuhstall, einen Eimer voll frischer gemolkener Milch tn der Hand tragend. Ueberrascht blieb er stehen, als er Erdmute sah. Ihr schien, als sei er rvt geworden. Auf seinen ehrerbietigen Gruß dankte sie mit einem gemessenen Kopfneigen; dann ging sie nach einigen freund lichen Worten gegen Jakob Dangelmann weiter. Dieser Mann — wie stark ihr Herz doch bei seinem Anblick schlug —, warum konnte sie nicht ruhig bleiben? Was ging er sie denn an? Sie, Erdmute von Eggersdorf, in Konkurrenz mit einem. Bauernmädel! Voll Zorn über sich selbst, beschleunigte sie ihre Schritte. Der Mann mit dem Milchkübel am Arm! Das war doch unmöglich, lächerlich! Tausendmal wiederholte sie es sich — und tausendmal schrie ihr Herz dagegen! Denn im Geiste sah sie ihn anders den Degen > in der Faust, gegen den Feind anstürmend! Ach, daß dieses Bild sie nicht losließ! Wenn sie nur gewußt, wer er war —! „ 13. Erdmute saß an ihrem Schreibtisch, den Federhalter in der Hand haltend. „Eine Bitte, Otto: lasse uns die Zahl dep Gäste auf das äußerste beschränken. Mir steht der Sinn nicht nach einer großen Hochzeitsfeier — die schlichteste wäre mir die liebste " Er lächelte überlegen. „Wird mein Herzensschatz sentimental?" „Nein, Otto, gewiß nicht! Doch mir geht es gegen das Gefühl: meine Mutter ist tot, mein Bruder ist im Kriege gefallen! Schwer wird mir der Tag werden, an dem ich den Vater allein lassen muß." Gekränkt sah er sie an. „Schwer —? Wenn du ganz mein sein wirst? Graf Felsen stand auf und trat dicht hinter die Braut, daß sein heißer Atem ihre Wunge streifte. „Und ich kann den Tag nicht erwarten! Hast du denn keine Sehnsucht?" Seine Lippen suchten ihren Mund; doch sie wich ihm'aus. „Ich denke an Papa!" flüsterte sie mit halberstickter Stimme. „Jeden Tag ist er doch zu erreichen, wenn du ihn sehen willst, Liebste —! Ich hatte mir den Tag, an dem ich mir meine süße Frau hole, möglichst glänzend gedacht!" Enttäuschung zeigte ganz deutlich ihr schönes Gesicht. Daß er sie so wenig verstand! Schließlich aber war ja doch alles gleich! „Bestimme denn du, wie es sein soll, Otto! Ich möchte nicht, daß es heißt, Baron Eggersdorf habe seine Tochter nicht angemessen standesgemäß aus seinem Hause ent lassen!" Erdmute wußte Wohl selbst nicht, wie verletzend, ja beinahe verächtlich ihr Ton geklungen! Otto v. Felsen war blaß geworden. Böse funkelte es in seinen matten, müden Augen auf. „Kleinlich und ungerecht, Erdmute —?" „Nein, Otto, durchaus nicht! Doch —" „Du bist es Wohl, Erdmute, wenn du meinem Werden einen derartigen Sinn unterlegst! Nie habe ich daran gedacht " sagte sie gekränkt. Sie sah ein, daß sie doch zu weit gegangen war. „Verzeihe, Otto! Wir beide scheinen uns heute nicht zu verstehen. Selbstverständlich füge ich mich deinen Wün schen! Ich erlaubte mir nur, die meinen zu äußern!"' „— die mir stets maßgebend sein werden, Teuerste, du weißt es! Doch in diesem Fall wirst du auch begreiflich finden, daß ich — nun, daß ich meine Hochzeit mit der schönsten Frau nicht wie ein kleiner Bauer feiern möchte —". Otto Felsen griff nach Erdmutes edelschöner Hand und hauchte einen Kuß darauf. „Hast du vergessen, daß Seine Durchlaucht, Fürst Dietfurth uns die Ehre geben wollte, als Hochzeitsgast zu erscheinen?" „In der Tat, das hatte ich vergessen! Das ist etwas anderes — dann allerdings! Darf ich also notieren?" Sie tauchte die Feder in das Tintenfaß und schrieb auf den wappengeschmückten Bogen den Namen des Fürsten obenan. Mißtrauisch blickte ihr Verlobter sie an; er wurde nicht klug aus ihr — war das Ironie, oder Einsicht, oder Nach geben? Erdmute war manchmal unberechenbar. Eine bequeme Frau würde sie sicher nicht werden! Aus Klug heit ging er aber darüber hin. Er nannte die Namen sei ner Verwandten und Freunde, die er als Gäste zu sehen wünschte. Es war eine große Anzahl; ohne ein Mort da zu zu sagen, schrieb sie alles nieder. iFarrirÄ-nua WWM