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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »MlsdruArr Tageblatt' erscheint täglich nach«, b Uhr für den folgenden Tag. BeMgeprei, Bei Abholung in »M »eschSK.st-ll- und den Anrgabestelle» r Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten r.» Mb., bei Postbestelluu, Wochenblatt für Wilsdruff u-Umgegen- «.en S^ «M^er nub aiefchästostellen — nehmen ,u jeder Zeit Be» Wellungen entgegen. Im Kalle HSHerer Gewalt, litt eg oder sonstiger BettteboftLrungen besteht kein Anspruch auf Lieferung da« Zeitung oder liurgnug de» Bezugspreise». — llUlckseudung eingesandter Echriststü^e erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Sürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Vn^igenprek: die S-efpatt«eNa»mreileA)Goldpfermig, die LgespaUene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3-espalteneNeklamezette im textlichen Teile 100Goldpfennig. Nachweisungsgebühr MGoldpfennige. Dor- ^drnn^SL Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahm-di-norm. I0Uhr ! Für di« Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Antigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingejogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Vas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 206 — 83 Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden P° t ch » Dr -d-n 2« ° Mittwoch 3 September 1924 Liele «les Oölkerbuncles. In Genf wurde die Tagung des Völkerbundes durch eine Reihe von Forma litäten eröffnet. Den Vorsitz führt zunächst der belgische Außenminister HymanS, bis der Präsident gewählt ist. Die erste Haupt versammlung soll Dienstag stattfinden. Nachdem die Konferenz von London nun endgültig zu Ende geführt, das dort geschlossene Abkommen von den hauptbeteiligten Mächten angenommen und unterzeichnet ist, beginnt der zweite Akt in dem großen Plan Macdo nald-Herriots, den beide bei dem ersten Besuch Herriots in England vereinbart haben und der die Li- quidierungdesWeltkrieges — wie man sie bei der Entente versteht — zum Endziel hat. Damals, bei der Unterredung der beiden Ministerpräsidenten in Che- quers, hatten sie ein gemeinsames Auftreten in Genf auf einer großen, feierlichen Tagung des Völker bundes verabredet, die vor allem das Problem der Sicherung gegen einen neuen Krieg behandeln sollte. Auch Mussolini ist für diese Tagung angemeldet, an der Herriot und Macdonald teiluehmen Also eine Tagung mit großem Apparat. In Aussicht steht unter anderem, nachdem die Neparationsfrage bis auf weiteres erledigt ist, die Frage der Aufnahme Deutschlands rn den Völkerbund. Um übri gens ein anderes vorwegzunehmen: Macdonald hatte von vornherein auch die Aufnahme Sowjetrußlands ins Auge gefaßt, sehr bald deswegen zunächst die Sowjet regierung anerkannt, aber bei der darauf folgenden russo-englischen Konferenz nicht die Früchte seines Ent gegenkommens gefunden, Vielmehr hatten die Nüssen jede Konzession auf dem Gebiete der Anerkennung des Privateigentums und des privaten Handels ebenso ab gelehnt, wie sie sich in der Frage der zaristischen, also der Vorkriegs- und Kriegsschulden, unnachgiebig gezeigt hatten; ergebnislos war die Konferenz auseinanderge- gangen. Rußlands Hinzuziehung zum Völkerbund scheint also bis auf weiteres wieder fraglich zu sein. Ist die Frage, ob Deutschland, wenn es nun zum Beitritt eingeladen werden sollte, diesem Wunsche Rechnung tragen soll oder nicht, ganz außerordentlich schwer zu beantworten, so wird sie noch komplizierter da durch, daß die bekannten französischen Forderungen über eine Spezialsicherung gegen Deutschland in irgendeiner Form in Genf eine sehr erhebliche Rolle spielen werden. Denn der Völkerbund soll ja — etwa in der Art, wie das schon im Saargebiet geschieht und in der Militärkontrolle in ganz Deutschland sehr bald geschehen soll — zum Träger dieser Spezialsicherung gemacht werden, wobei Frankreich wieder einen maßgebenden, besonders starken Einfluß erhalten dürfte. Gerade aus dem Wirken und der Zusammensetzung der Saarregierung kann man da allerhand Schlüsse ziehen, was etwa unter einer „Neu tralisierung" des Nbeinlandes unter der Aufsicht des Völkerbundes zu erwarten ist. Dabei ist von Macdonald, der unter allen Umständen nun wenigstens in dieser Völkerbundkonferenz einen sichtbaren Erfolg davontragen will, kaum ein stärkerer Widerstand gegen überspannte fran zösische Forderungen zu erwarten, wie es bei der Lon doner Konferenz geschah. Das ergibt aber gleichzeitig doch Wohl auch den leiten den Gesichtspunkt, wie Deutschland auf die Aufforderung zum Beitritt zu antworten hat: die Voraussetzung, und zwar die unbedingteste Voraussetzung, zum Bund der Völker ist, daß unser Volk nicht als ein solches dritter Klasse behandelt wird, noch unter Paraguay und China rangiert, die doch wenigstens frei sind. Ein Volk, aus dessen Boden die Truppen anderer Mächte stehen, ist lein gleichberechtigtes Mitglied im Völkerbund, ist noch weniger ein gleichberechtigtes Mitglied, wenn über dieses Volk Sondermaßnahmen zwecks „Sicherung" verhängt werden, die angesichts seiner militärischen Schwäche denk bar überflüssig sind, aber von dem Gedanken der deutschen „Schuld" am Kriege cusgehen. Wenn wir also beitreten, so müssen wir wirkliche Gleichberechtigung verlangen, sonst steht eben der Völker„bund"gedanke einfach auf dem Kopf. Er tut das ja an und für sich schon dadurch, daß der Völkerbund ja das Kind d e s V e r s a i l l e r Vertra ges und sein Hüter ist. Und dieser Vertrag aus Deutsch land eben ein Volk gemacht hat, das nicht frei und unab hängig ist. Man nehme nur als besonders krasses Beispiel die Frage der militärischen Rüstungen, die ja in Genf auch wieder angeschnitten werden soll, nachdem sie auf der Washingtoner Konferenz 1021 ein so schweres Fiasko erlitten hatte. Deutschlands zwangsweise Ab- rüstung und Rüstungsbeschränkung sollte, wie verkündet wurde, nur der Anfang der allgemeinen Abrüstung sein, von der wir aber rings um uns herum auch nicht den leisesten Hauch verspüren; eher das Gegenteil, wie nament lich im Osten und Südosten. Von der theoretischen Mög lichkeit auch des Londoner Patts, im Falle deutscher „Ver fehlungen" militärisch gegen uns vorzugehen, noch nicht einmal zu reden. Wenn also an uns die Frage des Beitritts zum Völkerbund herantritt, so kann es für die deutsche Neaie- englanä uns äer neue fianclelskrieg. London, 2. September. „Westminster Gazelle" bringt einen Aussatz eines hervorragenden Industriellen über die Aus sichten Großbritanniens in dem neuen Handelskrieg. Er emp fiehlt eine Verminderung der Unkosten und Erhöhung der Er zeugung. Man brauche größere Leistungen des einzelnen Ar beiters, niedrigere Steuern und billigeren Arbeitslohn. Aus seinen Ausführungen ergibt sich die Möglichkeit einer Einheits front der englischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegen den Dawes-Plan, soweit Deutschland in Betracht kommt. Jeden falls wird man von englischer Seite alles tun, um die deutschen Produktionskosten in die Höhe zu treiben und damit die deutsche Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt zu verhindern. Die Tat sache, daß die deutsche Uebervölkerung die treibende Kraft für diesen Wettbewerb ist, wird in London nicht gesehen oder nicht anerkannt. Oie kriegsfebuKMge. ! Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 2. September. Der diplomatische Korrespon- s dent des „Daily Telegaph" veröffentlicht folgende Notiz, die s kennzeichnend für die englische Anschauung ist. Er sagt: Die f deutsche Erklärung zur Kriegsschuldfrage wäre in einem ungün- i fügen Augenblick erfolgt, obwohl sie durch die Rücksicht auf die > innerpolitische Lage notwendig gemacht wäre, und er begrüßt es, i daß der Erklärung bisher noch keine Note gefolgt sei, denn es bestehe wenig Aussicht, daß die Frage in London amtlich aus genommen wird, obwohl sie schon inoffiziell zwischen den Allii- ierlen erörtert worden ist. Der diplomatische Korrespondent muß allerdings zugeben, daß die Sellung der gegenwärtigen englischen sozialistischen Negierung einigermaßen günstig im Hinblick auf diese Frage ist, da man bei einigen ihrer Mitglieder und vielen Mitgliedern der Arbeiter-Partei immer zu belegen versucht habe, daß das . zaristische Rußland die Schuld für den Ausbruch der Deutschlandd teile. Frühere Einberufung des Reichstages? (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Berlin, 2. September. Tie Einberufung des Reichs- t^acs zum 15. Oktober steht noch nicht fest. Von der Regierung ist der Antrag eingegangen, die Schutzzollvorlage zu einem früheren Termin zu beraten. Es ist daher mit der Einberufung des Reichstages für Ende September oder Anfang Oktober zu rechnen. ermMgung üsr Mlertariie. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 2. September Der Reichsrat spra chsich in feinere gestrigen Sitzung für eine allgemeine Herabsetzung der Gütertarife der deutschen Reichsbahn aus. Einzelheiten der Herabsetzung sind späterer Beschlußfassung Vorbehalten worden. Der Reichsrat beschloß weiter, das Reichskommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligungen vorläufig bis zum 31. Dezember d. I. fortbestehen uz lassen. Winter im Fichtelgebirge Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Prag, 2. September. In dem westlichen Teil der Re publik, namentlich im Fichtelgebirge, ist heute die Temperatur unter Null gesunken. In der Höh» von 50V Metern sind starke Nachtfröste zu verzeichnen. Die Kartoffeln sind teilweise erfroren. Die Lage im Erzgebirge ist ähnlich. Es ist auch schon Schnee gesallen. Die Answeisvngen in Memel. (Eigener Fernsprechdienst des „Wil-drusser Tageblattes".) Kowno, 2. September. Vor etwa einem Monat hatten deutsche protestantische Geistliche in Memel von der Aentral- regierung den Ausweisungsbefehl erhalten. Sie mußten dem nach bis Anfang Oktober Memel verlassen nnd ihre Sprengel liquidiert haben. Der Ausweisungsbefehl ist nach scharfer deut scher Kritik zurückgezogen worden . Wie Mussolini die Opposition abtut Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Rom, 2. September. In dem Bestreben, durch Syndi- kalisierung der faschistischen Arbeiter die Tragpfeiler des Faschis mus auszubauen, hielt Mussolini eine Ansprache an die Minen arbeiter von Toskana, worin er erklärte, daß der Faschismus stark wäre und daß er wie eine Eiche seststehe. An dem Tage, an dem die Opposition von ihren Sticheleien zu korrekten Dingen übergehen sollte, würde man aus ihr die Streu für die Feld lager der Schwarzherben machen. Damit wolle er aber nicht die Brandfackel schwingen, sondern Italien den Frieden geben. cuiig zunächst einmal nur eine Antwort geben: Ehe wir an eins Beratung dieses Wunsches herantreten, müssen wir die Garantie der alsbaldigen Räumung zum mindesten ves N n h r g e b i e t e s haben. Die deutsche Regierung darf um ein paar tönender Worte willen nicht nochmals ven Versailler Frieden sanktionieren und damit die deutsche Schuld am Kriege, die sie soeben erst wieder feierlich als Lüge gekennzeichnet bat. Neuss Micumsdkommen.i Düsseldorf, 1. September. In der Verhandlung der Sechserkommission mit der Micum über die Neparationskohlenlieferungen während des im Londoner Abkommen vorgesehenen Provisoriums konnte Übereinstimmung über die Hauptfrage erzielt werden, daß die Lieferungen fortgesetzt und zu den Preisen bezahlt werden sollen, welche in den demnächstigen Ver handlungen der Regierung mit der Reparatiouskommission festgelegt werden. Da aber einige Fragen der Durch führung sowie die Frage der Geldleistungen noch zu klären sind, wurde die Verhandlung auf Dienstag vertagt. Eine Unterbrechung der Liekerunaen tritt dadurch nicht ein. TMtAbergseier aus dem SchlaWlde. TeilnahmeHindenburgsundLudendorsss. Königsberg i. Pr., 1. September. Die Erinnerungsfeiern an die Schlacht von Tannen berg fanden ihren Höhepunkt und Abschluß durch einen Feldgottesdienst auf dem Schlachtfelds bei Hohenstein, der mit der Grundsteinlegung eines Tannenberg-Nationaldenkmals verbunden war. Etwa 30000 ehemalige Soldaten waren vor Generalfeldmarschall von Hindenburg, aufmarschiert, der mit Generalfeldmarschall von Mackensen, General Ludendorff und den anderen Führern der großen Schlacht an der Feier teilnahm. Die Reichsregierung und die preußische Staatsregierung hatten Vertreter entsandt. Schon in der Nacht hatte der Aufmarsch der Kriegervereine und vaterländischen Verbände begonnen. Von den frühe sten Morgenstunden an rollten aus allne Teilen der Provinz Sonderzüge heran. Die Stadt Hohenstein hatte ein überaus festliches Gewand anaeleat. Kolonne auf Koloune marschierte vom Bahnhof zum Festplatz, wo Ler Grundstein für das Nationaldenkmal errichtet war, in den die Grün dungsurkunden eingemauert werden sollten. Neben zahl reichen Ehrengästen, den Vertretern der Provinz und an- deren Behörden hatte auch eine Ehrenkompagnie aus Ab ordnungen sämtlicher ostpreußischen Reichswehrtruppen Aufstellung genommen. Kurz vor zwölf Uhr mittags er- schienen der Chef der Marineleitung, General v. Seeckt, gleichzeitig als Vertreter der Reichsregierung, in Beglei tung des Kommandeurs der ostpreußischen Reichswehr« truppen General vonHeyl sowie Oberpräsident Siehr« Königsberg als Vertreter der Preußischen Staatsregierung. Unter den Klängen des Präsentiermarsches schritt Gcneralfeldmarschall von Hindenburg die Front ab und begab sich zu dem aufgebautcn Turm, von dessen Kanzel herab nach dem gemeinsamen Gesang des Niederländischen Dankgebetes ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher Festpredigten hielten. Nach dem Gottesdienst wurden die mit dem Siegel der Provinz Ost preußen und dem Wappen Hindenburgs versehenen Ehren urkunden für das Denkmal eingemauert. Generalfeld marschall von Hindenburg tat die ersten Hammerschläge mit den Worten: Den Gefallenen zum dankbaren Gedächt nis, den Lebenden zur Erinnerung und den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung. General v. Seeckt tat die Hammerschläge mit den Worten: Im Namen des Reiches, im Namen des Neichsheeresl General Ludendorff wünschte dem deutschen Volk preußischen Geist und Helden mut. Es folgten Hammerschläge von Oberpräsident Siehr und anderen Teilnehmern. Die Ehrengäste wohnten dann der Enthüllung des von den ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments Generalfeldmarschall v. Hindenburg Nr. 147 den gefallenen Kameraden gewidmeten Denkmals bei und begaben sich alsdann zu einer Tribüne, um den Vorbeimarsch der Reichswehr und der zahllosen Vereine abzunehmen. Da mit war die Feier beendet. * InBerlin hatten gleichzeitig der Deutsche Offiziers^ bund, die Vereinigten Vaterländischen Verbände und eine große Reihe gesinnungsverwandter Organisationen eine Tannenbergseier in der Philharmonie veranstaltet. Der Präsident des Deutschen Osfiziersbundes von Eisenhart- l Rothe brachte ein dreifaches Hurra auf die alte Armee aus, r dann hielt Generalleutnant v. Altrock die Gedächtnisrede. ' Anwesend war auch Prinz Oskar von Preußen.