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2. GE K?. 35 - /o. ^Sws/' /9S4 haurreLi. Tritt ein zu diejer Schwelle! Willkommen hier zu Land! Leg' ab den Mantel, stelle Den Stab an diese Wand! Sitz obenan zu Tische! Die Ehre ziemt dem Gast. Was ich vermag, erfrische Dich nach des Tages Last! Wenn ungerechte Rache Dich ous der Heimat trieb, Nimm unter meinem Dache Als teurer Freund vorlieb! Nur eins ist, was ich bitte: Last du mir ungeschwächt Der Väter fromme Sitte, Des Hauses heilig Recht! Ludwig Ahland. ° FimSw/rMaMAeL -- - Vie L-nMiklsäM in kegeMM »na LukiM. feMSe, gehalten zum 40. Stiftungsfest des Landwirtschaftlichen Ver eins Wilsdruff und Umgebung von Riltergutspächter Curt Böhme-Klipphausen. Das 40. Stiftungsfest des Landwirtschaftlichen Vereins Wilsdruff feiern wir heute. Ein Freudenfest für unseren Land wirtschaftlichen Verein, und doch auch andererseits ein Fest wehmutsvollen Gedenkens; weilt doch der Begründer und lang jährige Leiter unseres Vereins, der ihn zu so hoher Blüte ge bracht hat, nicht mehr in unserer Mitte! Was Herr Geheim rat Dr. Andrä für unseren Verein und damit für uns alle ge leistet hat, soll ihm unvergessen sein. Mit ehernen Lettern ist sein Name in die Geschichte unseres Bezirkes eingetragen und wir hoffen, dast sein Geist immer unter uns weilen möge, um uns, wie er es bei Lebzeiten so oft getan hat, daran zu ermah nen, unsere Pflicht gegenüber unserem Berufe, unserem Volke zu tun und auszuharren auch in der Zeit der Not und Be drängnis. Und gerade in der Zeit, die uns jetzt bevorsteht, werden wir ost noch seinen Rat vermissen. Denn: ernsten Zeiten geht unsere Landwirtschaft jetzt ent gegen; — Schneller, als es irgend jemand für möglich gehalten hätte, sind wir mitten in eine schwere Agrarkrisis hineingeraten. Wäh rend man noch im November überall der Meinung begegnete, dast wir in unserem Vaterlande nicht genügend Nahrungs mittel hätten, schwimmen wir heute in einem Ueberflust. Als ich anfangs Dezember vorigen Jahres im Gewerbeverein in Dresden vor einer vielhundertköpfigen Menge, fast nur Städ tern, sprach, und ausführte, daß meines Erachtens die im Lande vorhandenen Nahrungsmittel vollkommen für den durch die Not so gesunkenen Bedarf genügten und bei weiterem Stabil bleiben der Rentenmark mit einem starken Fall der Preise für Getreide und Fleisch zu rechnen wäre, wollte man mir nicht glauben. Und doch habe ich recht behalten. Die Landwirtschaft leidet zur Zeit furchtbar unter den weit unter das Friedensniveau gesunkenen Preisen für ihre Erzeug nisse. Betrachten wir einmal kurz die Ursachen dieses rapiden Falles von Getreide und Fleisch: Drei Monate haben wir da zu beachten. In allen austereuro päischen Exportländern hatten sich, da ganz Mitteleuropa in folge der Verarmung als Abnehmer ausschied, Vorräte an Ge treide angehäuft, die auf alle Fälle abgesetzt werden mußten. So hat z. B. die nvrdamerikanische Farmergenossenschaft, um den Inlandsmarkt zu entlasten, große Getreidebestände weit unter den Erzeugungskosten abgeslvsten und Deutschland ist als Kaufer ausgetreten. Diese Mengen drücken aus unseren Markt. Weiter wurde unsere Landwirtschaft, die durch die Geld entwertung ebenso wie alle anderen Berufsstände verarmt ist und jeglicher Reserven entblöstt wurde, durch das ungeheuere Anziehen der Steuerschraube, zum Getreideverkauf um jeden Preis gezwungen. Und als drittes Moment kommt hinzu, dast durch die Ver- ar imung nnseres Volkes und vor allem durch die ungeheuere Arbeitslosigkeit die Kaufkraft so gering geworden ist, dast die Absatzmöglichkeiten fehlen. Die Fleischerläden z. B. sind voll Ware, aber die Kunden fehlen. Der Warenumsatz eines Fleischers betragt nur noch einen Bruchteil des Vorkriegsum- satzes. Wollte jemand weiter etwa behaupten, dast die Milch- und Buttcrproduktion die sBorkriegsmenge wieder erreicht hat? Wohl kaum. — And doch Hausen sich jetzt schon hje Butterläger, trotz Fehlens der früheren fusstzchen -Zufuhren, in erschreckender Weise. Ich liefere nach Wilsdruff die Frischmilch nur noch zur Hälfte bis ein Drittel der Vorkriegsmenge! Also: fehlende Kauf kraft! Wie wird sich nun die Lage in der Zukunft gestalten? Auch alle Exportländer leiden heute unter der Weltteuerung. Der importierte amerikanische Weizen, den die Farmer weit < unter den Erzeugungskosten abgestoßen baden, kostet trotzdem i frei Hamburg jetzt mehr als was wir im Inland bekommen. Der ' Inlandspreis steht etwa 30 Mark unter dem Weltmarktpreis. Ich bin der Meinung, daß, wenn nicht Valutavcranderungen vor kommen, amerikanischer oder australischer Weizen aus die Dauer kaum unter 10 Mark frei Hamburg zu importieren sein wird. Wir werden ihn auch nicht brauchen, denn schon lange behe ich nach dem Studium einwandfreier Statistiken auf dem Standpunkt, daß wir vollkommen in der Lage sind, unseren s'genen Bedarf zu decken. Vor dem Kriege, als wir ein reiches Avlk waren, das sich den Luxus leisten konnte, jährlich pro ^opf 54 Kilogramm Fleisch zu verzehren, konnten wir es nicht. Jetzt sind wir aber in der Lage, die gesunkenen Be dürfnisse zu befriedigen. Doch auf die Dauer wird uns dies bei der hoffentlich bald wieder steigenden Kaufkraft des Volkes nur möglich sein, wenn der Landwirtschaft die Möglichkeit gegeben wird, nicht nur wie jetzt weiter zu wirtschaften, sondern ihre Betriebe noch weiter zu intensivieren, die Erträge zu steigern. Wir haben das größte Interesse daran, dast auch die Indu strie wieder in Gang kommt, die Arbeiterschaft wieder Be schäftigung findet, die Kaufkraft der gesamten Bevölkerung ge hoben wird. Nur wenn allen anderen Berufsständen auch die Existenzmöglichkeiten gegeben werden, kann es auch der Land wirtschaft wieder besser gehen. Die Not der jetzigen Zeit wird uns mehr wie alle schönen Redensarten zu eindr Volksgemein schaft zusammenschweisten. Nur durch gemeinsame Arbeit, durch gegenseitige Unterstützung aller Berufsstände können wir wieder vorwärts kommen. Und wenn die Landwirtschaft jetzt Protest erhebt gegen die ungeheueren Steuerlasten, die ihr zugemutet werden, so wollen wir sie nicht beseitigt, sondern nur auf das Maß herabgesetzt wissen, das für uns tragbar ist. Dem Staate soll und muß gegeben werden, was ihm gebührt. Wir fordern aber auch vosi der Staatsverwaltung, daß! sie alles tut, um die Steuerlast zu vermindern, d: h., daß sie endlich mit dem be ginnt, was uns schon längst nicht mehr fremd ist, mit dem Sparen. Dazu gehört vor allem, daß alle Posten in der Verwaltung durch Beamte besetzt werden, die etwas von ihrem Amte verstehen. Wir verlangen aber auch, daß unserem allen Erbfeind Frankreich gegenüber erklärt wird: Bis hierher und niHt weiter! Wie beschämend für jeden national denkenden Deutschen ist es doch, wenn Herr Stresemann als Außenminister sagt, dast wir die Desatzungs kosten im Ruhrgebiet tragen müßten, obgleich der Reichsfinanz minister erklärt hatte, daß wir dazu einfach nicht im Stande seien. Wann endlich wird uns der Staatsmann entstehen, der zielbewußt die Leitung der Geschicke Deutschlands in die Hand nimmt? Wann endlich wird Fridericus rex immorta'.is der Gruft entsteigen und unser Volk wieder auswärts führen zu dem Platz, der ihm gebührt? Dann wird sich die deutsche Landwirtschaft von keinem anderen Stande an Opferwilligkeit und Gefolgschaftstreue über treffen lassen. Für nationale Wiedererstärkung wollen wir alles einsetzen. „Fridericus immortalis, wir harren Deiner!" * vle Nutzbarmachung älterer Obstanlagen Von Oberlehrer Greiner, Weißig bei 'Königstein. „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Wahrlich ein herrliches Wort, und wohl dem, der sich bemüht, das Wort in die Tat umzusetzen — und doch gibt es Fälle, wo man nur raten kann, obiges Zitat nicht wörtlich aufzufasten. Ich erinnere beispielsweise an ältere Obstanlagen. Man findet bei Bauerngütern gar manchmal ziemlich ausge dehnte Obstanlagen. Besehen wir uns aber das Pflanzenma terial und den Ertrag desselben näher, so zeigt sich uns, daß die Anlage keinesfalls rentabel ist; die Bäume sind alt, krank, ohne jegliche Pflege — die Früchte sind dementsprechend. Unser ver feinerter Geschmack stellt höhere Ansprüche an das Obst; der Besitzer dieser älteren Anlage macht mit seinem Obste kein Ge schäft. Der Großvater oder Urgroßvater, der einst die Bäume gepflanzt, hat auch gar nicht damit gerechnet, daß er viel Obst verkaufen will, sondern hat die Pflanzung lediglich für den eigenen Hausgebrauch angelegt. Heute dürfte die ganze Sachlage etwas anders sein; es muß aus jedem Quadratmeter Landes mög lichst viel herausgewirtschaftet werden. Man hat die Bäume vernachlässigt, sie ohne Schnitt, ohne Düngung ihrem Schicksal und dem Ungeziefer überlasten. Die Mehrzahl der Bäume ist ist oft nur ein Hindernis für das Land, nimmt den noch tragbaren Bäumen Licht, Luft und Nahrung weg, da die meisten älteren Pflanzungen ohnehin zu eng siüd. Unter den alten Bäumen finden wir so manchen morsch und krank, andere tragen nur kleine, an Geschmack, Haltbarkeit und Aussehen minderwertige Früchte. Hier gilt es, Hand anzulegen an das Alte, um die Obstanlage baldigst nutzbar zu gestalten. Es sind hauptsächlich drei Arbeiten nötig: 1. Entferne alle allen morschen, kranken Bäume, die nicht mehr fähig sind, die ihrem beanspruchten Raum entsprechende Menge guter Früchte zu tragen und nur die Herde für allerlei Ungeziefer und Krankheiten bilden. 2. Pflege die noch guten Bäume um so eifriger! (Düngung, Auslichten). 3. Pfropfe gesunde Bäume (schlechte Träger) um! l Kp-eSer v-rS K/iMMe Weitere Besserung auf dem sächsischen Arbeitsmarkt. Leipzig, 8. Februar. Die Besserung auf dem sächsischen Ar- betts markt hat in der vrgangenen Woche angehalten und wel kere Berufszweige erfaßt, wodurch die Zahl der Erwerbslosen und Kurzarbeiter wiederum eine Verringerung erfahren konnte. Bemerkenswert waren die Abmeldungen vieler Arbcitsgesuchr ehemaliger selbständiger Gewerbetreibender. Soweit es in dieser Woche zu Entlassungen von Arbeitern kam, waren diese hanpuächlich durch die Frage der Arbeitszeit oder der Lohn höhe verursacht. Bcdtngnngslose Arbeitsaufnahme. Bielefeld, 8. Februar. Die ausgesperrten Zuschneider und Bügler des Bekleidungsgewerbes haben sich bereit erklärt, die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen. Die Entlassungen werden zurückg-enommen. Es arbeiten rund 52 2L der Arbeiter schaft der Toxtilindnstrie m etwa 60 9L der Betriebe nach den neuen über Arbeitszeit und Entlohnung erfolgten Ab machungen. Der Kampf um den Achtstundentag. Wien, 8. Februar. Die österreichische Gewerkschaftskom- mi-sion hat eine Entschließung angenommen, in der die An- grme auf den Achtstundentag aus das entschiedenste zurück- gewiesen, der Kampf fm die sozialen Errungenschaften der Arbeiterklasse zu einem Kampf der Gesamtheit erklärt und alle Gewerkschaften aufgefordert werden, Vorbereitungen zum Widerstande gegen Verletzungen der kollektivvertraglichcn Arbeitszeiten, insbesondere gegen Verletzungen des Achtstunden tages zu treffen. Bremen. <A u sw e i s u ng d e ut s che r Seeleute aus England.) Der Zentralverein Deutscher Reeder hat ein Telegramm von der deutschen Botschaft in London erhalten, wo nach die deutschen Seeleute, die in den englischen Häfen ge meutert haben, von der englischen Regierung mit einer Frist setzung von zwei Tagen ans dem Lande verwiesen wurden,. Bochum. (Tarifkündigungen.) Zwischen dem Bevg- arbeiterverband und dem Zec^nverband haben Verbandlunaen stattgeifunden, Die sich mit der Forderung Ler ZechenverbLnde auf Abänderung der Bestimmungen des Manteltarifes und der Lohnordnung befassen. Der Zechenverband forderte Abbau des Grundlohnes, Abbau der Mindestlöhne, Auswertung und Be zahlung der Deputatkohle und Abschaffung der wöchentlichen Lohnzahlungstermine. Die Bergarbeiter lehnten die Forderun gen der Zechenvertreter ab. Darauf sprach der Zechenverband die Kündigung des Tarifvertrages zum 1. April aus. Düsseldorf. (Abbruch des Metallarbeiter- streiks.) Die Konferenz des Deutschen Metallarbefterverban- des hat beschlossen, auch den Kampf in der Düsseldorfer Metall industrie abzubrcchen. Die Arbeitsaufnahme auf den Werten ist säst allgemein. z - «5/E/n - M/e - MMöLN « Z ver LwM um Sie SteuerverorSnung. Berlin, 8. Februar. Alle im Fünfzehnerausschuß des Reichstages ver-» tretenen Parteien haben sich bekanntlich gegen den Erlaß der dritten Steuernotverordnung in der jetzigen Form ausgesprochen. In der Beratung wurde beschlössen, die Artikel 1 und 3 der Verordnung, die die Frage der Auf wertung van Forderungen an Private und an öffentliche Körperschaften betreffen, nicht zu beraten und die Regierung zu ersuchen, die Regelung dieser Materie auf dem Wege der ordentlichen Gesetz gebung herbeiznführen. Die Regierung kann nun die Verordnung zwar ohne Zustimmung des Ausschusses er lassen, aber dann könnte der Reichstag, von dessen Zusammentritt am 15. oder 20. Februar man spricht, sie wieder aufheben. Dann wären die Dinge wie vorher, da das Ermächtigungsgesetz am 15. Februar ab läuft. Man spricht von Kompromißverhandlungen, die außerhalb des Ausschusses zwischen Negierung und Reichstag geführt werden. Vor allem befaßt sich die Re gierung mit den Bedenken, die im Ausschuß vorgebrachi worden sind. Inzwischen will die Regierung die Stellungnahme des Ausschusses zu den anderen Artikeln der dritten Steuer- notverordnung kennen lernen. Auch mit diesen Artikeln, die in erster Linie den Geldentwertungsausgleich betreffen, ist man im Ausschuß nicht ganz einverstanden. Heute wurden Abänderungsvorschläge eingebracht. So wurde beantragt, an Stelle des Artikels 3 folgende Bestimmung aufzunehmen: „Die Länder haben auf die Dauer von zwei Jahren das Recht, durch Gesetz einen Zuschlag bis zu 200 A zur Vermögenssteuer einzuführen. Dieser 200pro- zentige Zuschlag zur Vermögenssteuer würde schätzungs weise 70—80 Millionen Goldmark bringen. Diefe Summe würde ungefähr den Bedarf der Länder und Gemeinden decken. Solch eine Steuer würde angeblich ohne neue Ver- anlagungs- und Erhebungsschwierigkeiten sofort flüssig gemacht werden können und sowohl die Jnflationsgewinne wie die Jnflationsverluste gleichmäßig treffen. Z-chverltSnSig en-kut-Stten. Soziale Fürsorge und Steuerbelastung. Der erste Ausschuß der Sachverständigen hat be schlossen, noch die Vertreter der berufs ständi schen Kreise Deutschlands über bestimmte Dinge zu befragen. Diese Besprechungen sollen am Montag und Dienstag stattfinden und Vertreter der deutschen Land wirtschaft» des Handels, der Industrie, des Bankgewerbes und der Gewerkschaften über bestimmte Fragen gehört werden. Der Ausschuß verhandelt zurzeit noch über dieGold - Notenbank und will den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht nochmals hören. Der Eindruck der bisherigen Untersuchung soll dahin gehen, daß die Ausgaben des Reiches unverhältnismäßig belastet werden durch die sozialeFürsorge, wenn auch die Ziffern andauernd zurückgehen und bei der jetzigen Wirtschaftslage überhaupt verständlich sind. Was die Steuerbelastung betrifft, so macht der Ausschuß auf die Erscheinung aufmerksam, daß die Fe st besoldeten und Lohnempfänger einen unverhältnismäßig großen Teil der Steuerbeträge ausdringen. 5—7 Milliarden Gold im Ausland. Der zweite Ausschuß, dessen Arbeiten beendet sind, soll zu der Ansicht gelangt sein, daß an deutschem Gelde im Auslande eine Summe von 5—7 Milliarden Mark untergebracht ist. Zu einem abschließenden Votum dar über, wie diese Kapitalien greifbar und der Reparation dienstbar gemacht werden können, ist der Ausschuß nicht gekommen. vk. ZchaAt iwa 8ral stsniy Staat und Wirtschaft — in zahllosen RedM und Artikeln ist dieses Thema behandelt worden, hat die Köpfe heiß gemacht und zu manchem bösen Wort verleitet. Wirtschaft ohne oder gegen den Staat war ein ost gehörter Vorwurf, der an die großen Industriekapitäne gerichtet wurde. Aber wenn man ohne weiteres zugeben muß, daß der Staat als Gesamtorganisation rücksichtslos in das Leben und die Wirtschaft des einzelnen hineingreist, die ohne ihn nicht bestehen kann, so hat dieser Eingriff seine Grenzen an der Lebenshaltung des einzelnen. Vernichtet er diese Lebensgrundlage, so vernichtet er seine eigens sittliche, seine Existenzberechtigung. Dr. Schacht, der Reichsbankpräsident, hat das zweifellos bei seiner Rede gefühlt, die er auf der Land wirtschaftlichen Woche in Kö ni g s b e r g i. Pr. gehalten hat. „Wir haben eine Steuerbelastung, wie wir sie wohl überhaupt noch nie in einem Staat erlebt haben/ äußerte er und sieht den Augenblick schon sehr bald kommen, wo die ausgeschriebenen Steuern einfach nicht mehr eingehen, also der Steuerexekutor die beschäftigste Persönlichkeit ist. Dr. Schacht hat der Sachverständigenkommission mitgeteilt, daß zurzeit die Hälfte bis Zweidrittel des landwirt schaftlichen Reineinkommens in Deutschland vom Reiche und den anderen steuerheischenden Organen fortgesteuert wird. Und dabei ist die dritte Steuernotver- ordnung noch nicht einmal in Kraft getreten! Auf der anderen Seite geht es natürlich der Industrie nicht besser; Wegsteuerung des Ertrages verhindert aber Kapitalsneubildung, und damit den Kredit. Eine charakte ristische Mitteilung hierüber machte Dr. Schacht: bei den landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften, also den eiaentlichen Geldgebern, namentlich der kleineren und