Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 11.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192412114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19241211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19241211
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-11
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.12.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
( Meine Nachrichten ,0 s Rus unlerer Reimst O ^ÄkÄ^r«»M V^KZ Sonnenaufgang Sonnenuntergang 4^ N. 7'" B. 1783 Der Dichter Max von Schenkeüdorf in Tilsit geb. — !8!i! Der Dramatiker Chr. Dietrich Grabbe in Detmold geb. — >843 Der Bakteriologe Robert Koch in Klausthal geb. Ter Erreger des Krebses einwandfrei festgesteUr. München, 9. Dezember. Dr. Otto Schmidt ist es nach jahrelanger Tätigkeit aus dem Gebiete der Krebsforschung ge lungen, den Erreger des Krebses einwandsrei festzustetleu. Tr Schmidt wird seine bahnbrechende Forschung in der nächsten Zeit in Buchform veröffentlichen. Großes Schadenfeuer auf einem Rittcrgute. Stralsund, 9. Dezember. Ein großer Kuhstall des Ritter gutes Dolgen bei Franzburg geriet heute nacht in Brand. 75 Kühe sowie Ackergeräte und sonstiges Inventar nebst Hcu- und Strohvorräten verbrannten. Steuerliche Erleichterungen für Hochwassergeschädigte. Köln, 9. Dezember. Ter Präsident des hiesigen Lanves- sinanzamtes hat Anordnung getrojsen. daß die Steuerbehör den auf die wirtschaftliche Bedrängnis der vom letzten Hoch wasser Geschädigten im weitgehendsten Maße Rücksicht nehmen. Mahnungen oder Zwangsvollstreckungen sollen unter bleiben, solange die unmittelbare Beseitigung der Hochwasser schäden noch im Gange ist. Dr. Harnisch wieder Bundespräsident von Österreich Wien, 9. Dezember. Die Bundesversammlung hat heute nachmittag Dr. Michael Hämisch mit allen Stimmen der Christlichsozialen und der Großdeutschen erneut für vier Jahre zum Bundespräsidenten von Österreich gewählt. Straffreiheit für Sadoul. Paris, 9. Dezember. Die Gesetzgebungskommission der Kammer beschäftigte sich mit dem vom Senat abgeänderten Amnestiegesetz. Sie hat gemäß der Abstimmung der Kammer, der der Senat nicht zustimmte, die Ansicht bestätigt, daß nnter die Amnestie die Deserteure fallen sollen, die nicht zum Feinde übergegangen seien. Als Feinde seien nur diejenigen zu be zeichnen, denen der Krieg erklärt wurde. Da dies mit Sowjet- rußland nicht der Fall ist, so wird nach der heutigen Abstim mung der Kommission der dieser Tage verhaftete ehemalige Hauptmann Sadoul, wenn das Plenum dem Beschluß des Ausschusses beistimmt, amnestiert werden. Ein Protest Wrangels. Paris, 9. Dezember. „Journal des Debats" zufolge richtete General Lbrangel ein Schreiben an Herriot, in dein er gegen die Auslieferung der seit 1920 in Biserta liegenden russi schen Flotte an die Sowjets protestierte. Sorgen des Nhcinlaudes. London, 9. Dezember. In den „Daily News" schreibt ein Mitarbeiter, der kürzlich im Rheinland war, in Koblenz und Trier herrsche die Besorgnis, daß die aus dem Ruhrgebiet zurückgezogenen französischen Truppen nach dem Rheinland geschickt werden würden. Unter Hinweis auf die große Woh nungsnot bemerkt der Berichterstatter, wenn Frankreich sich wirklich sicher fühlen wolle, müsse es seine Truppen vermindern, statt sie zu vermehren. Rekordtranoport auf der ostchinesischcu Eisenbahn. Moskau, 9. Dezember . Nach einer Meldung der Russischen Tclegraphenagentur sind im November auf der ostchinesischen Eisenbahn 550000 Tonnen Waren transportiert worben, was m dem 25jährigen Bestehen der Eisenbahn eine Rekocdzisfer vedeutet. Im Laufe der letzten zwei Monate hat die neue Verwaltung die Schulden der Eisenbahn auf 2 Millionen Rubel vermindert. Joffe Sowjetvertreter in Österreich. Moskau, 9. Dezember. Nach Meldung der Russischen Tele graphenagentur ist Joffe zum bevollmächtigten Vertreter der Sowjetunion in Deutsch-Lsterreich ernannt worden. — Joffe war früher in Berlin Geschäftsträger Rußlands. Die Studcntcuunruhen in Belgrad. Belgrad, 9. Dezember. Nach längerer Belagerung ist eS der Polizei gelungen, in das von den Studenten verbarri kadierte Universitätsgebäude einzudringeu. Es wurden 62 Stu- oenten verhaftet. Bei dem Transport der Verhafteten durch die Stadt kam es zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen der Polizei und der Bevölkerung. Das Urteil im 2. Jnsurgentcnprozrß. In dem Jnsurgen- teuprozeß vor dem Reichsgericht wurde das Urteil gefällt. Drei Anaeklaate wurden freiaesvrccben. Die übriaen Armeklaatcn 8° !l Mondaufgang 3" !! Monduntergang Wilsdruff, am 10. Dezember 1924. Merkblatt für den I I. Dezember. < joig in sich. Reich an Wwechsiung uns spannenden Mowe»re« ist es ganz hazu angetan, den Hörern wirklich genußreiche Stun den zu verschaffen. Noch dazu, wenn die Darsteller so in ihrer Rolle aufgehen, wie das gestern abend der Falk war. Das Derk wurde von den Beschauern miterlebt. Und das ist das beste Lob für die Darsteller vom Bankier Haltenweg an bis hinunter zu seinem Diener. Den reichlich gespendeten Beifall slei-dete .der VereinsvvMende in besondere Worte des Dankes. Nach fröh lichen Tanzweisen drehten sich die Paare dann noch einige Stun den in buntem -Reigen. Sungdeutfchsr Orden. Der auMakrsche Unicrhalwngsabm» beginnt Sonnabend pünktlich 8 Uhr im Gascho f Klipphausen. Alle Freunde und Gönner sind herzlichst emgeladen. (Vgl. Ins.) Dis NeichstsgLwshler- und Sachfen. Die «Sächs. Staats- zeitung" veröffentlicht in ihrer letzten Nummer die gestern von uns gebrachte Berechnung, wie sich die Reichstagsiwahlen auf die Zusammensetzung des Landtages auswirken würden, und -kommt zu derselben Feststellung wie wir, -daß nämlich 45- sozia listische und kommunistische Abgeordnete 51 der bürgerlichen« Par teien gegenübersteh-en würden. «Das "Blatt folgert daraus: „Rein zahlenmäßig betrachtet, würde also ein bürgerlicher Block gegen über den Parteien der Linken möglich sein. Eine nähere Betrach tung ergibt aber ohne weiteres, daß er praktisch «zur Bedeutungs losigkeit verurteilt wäre, denn die Nationalsozialisten' baden, wie sich.bei -den Abstimmungen in den Stadtparlamenten bereits ge zeigt hat, entschieden Neigung, mit den Kommunisten zusammen- ; zustimmen. Sir vergessen,, daß die Politik die Kunst des Erreich baren ist, und versteifen sich aus den Grundsatz: „Alles o-der nichts!" Man würde also in vielen Fällen mit einem -Stimm- f Verhältnis von 48 zu 48 zu rechnen haben, d. h. die parlamen- j torische Arbeit würde auf einem toten Punkte stehen. Um dies i zu vermeiden, würde dir Grobe Koalition das einzige Mittel - darstellen. Gegenüber einer über 39 Stimmen verfügenden - Opposition der Deutschnationalen, der Völkischen, Mittelständler ! und Kommunisten' würde die Koalition 57 Stimmen und damit die Möglichkeit haben, die jetzige Politik sortzusetz-en. Lus dem LaMzW. Der Haushaltausschutz 8 des sächsischen Landtages behandelle in feiner Dienstag-Sitzung eine Regie rungsvorlage, den Personen und Befoldungsplan der Landes- brawd-versicherunMaM auf -das Nahr 1-924 betreffend, der gleichen einen Gesetzentwurf über die Aufhebung der Zusatzver sicherung bei der G-Sbäudeabteilung der Landesbranboersiche- rungsanstalt. Beiden Vorlagen wurde unverändert zugefiimmt. Die Geschäftsberichte der Landesbrandverisicherungskammer aus »die Jahre 1921 und 1922, die wegen der überholten Zahlen nicht in Druck erschienen sind, wurden genehmigt. Beklebung der Telegraphcnstangen usw. mit Plakaten. Die Amtshauptmannschast Meißen schreibt uns mit der Bitte um Ver öffentlichung: In -letzter Zeit häufen 'sich die Klagen, daß nicht- zulässige Stellen, insbesondere Telegraphenstangen, mit allen Ar ten von Zetteln, wie Bekanntmachungen von Bereinigungen, Wahlaufrufen, Theater- oder Konzertaufführungen,, Tanzver gnügungen und anderes mehr beklebt werden. Wie -jedem Ein sichtigen einleuchten wird, verunstaltet dieses BÄleben Straßen-, -und Ortsbilder. Es -ist auch polizeilich verboten. Zuwiderhand lungen können, soweit das p-latte Land in Frage kommt, auf Grund einer Bekanntmachung der Amtshauptmannschäft straf rechtlich verfolgt werden. Im Interesse der Allgemeinheit wer den alle Beteiligten ersucht, gegen die Unsitte einzuschreiten und -Schuldige bei den Polizeibehörden -zur Anzeige zu bringen. Eine Notverordnung über dir Bekämpfung des Karte-M käsers. Die sächsische Regierung hat zur Bekämpfung des Kar toffelkäfers eine Notverordnung erlassen, die nun dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt wird. Nach dieser Verordnung un terliegen Felder, -Gärten Gärtnereien, BaumschMn, Obst- und Bserenobstkulturen der amtlichen Uebeiwachung. Diese ilsbrr- wachung wird ausgeübt von d-m unteren Verwaltungsbehörden und der -Staatlichen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt. Dabei haben die ersteren dem Ersuchen der -Landwirtschaftlichen Ver- fuchsanstalt Dresden in Angelegenheiten der Bekämpfung des Kartoffelkäfers unverzüglich -und sorgfältig zu entsprechen. Vie Beamten der mit der Ueberwachung betrauten Behörden sowie Vom Wetter. Ganz abnormal, wie die politischen Zeiten, ist zurzeit auch das Wetter. Man glaubt, es ginge aufs Früh jahr statt auf Weihnachten zu. Sollte vielleicht doch die Prophe zeiung des -Schriftstellers Blankensee, der voriges Jahr verkündete, daß wir südliches Klima bekommen, ersüllen! Da wären die Kohlenhändler -bös daran. Der Wetterdienst orakelt ihnen zum Trotz, daß etwas kälteres Wetter zu erwarten sei, aber Schnee wird noch immer nicht -kommen, trotz der sehnlichsten Wünsche der Schneesportler. Aber was fragt das Schicksal nach Wünschen Wir würden uns auch was wünschen, aber ganz -was anderes! -r. Der 5. der volkstümlichen HeimaLfchuh - Vorträge am Dienstag den 9. Dezember war als Volksüederabend angesetzt. In seinen Begrüßungsworten gab Herr Oberlehrer Kühne be kannt, daß eine -kleine Veränderung der Vortragenden eintreten müsse. Der männliche Part, als der konservativere, fei derselbe geblieben, während der weibliche, der liberaler;, durch Fil. Clara Pachaly (Bautzen) besetzt sei. -Es war ein rechter Volks liederabend, namentlich seitens Frl. Pachaly, die unsere alten, von Mund zu Mund weitergegebenen Volksweisen sehr fein poin tiert zum Vortrag brachte. Eine Freude war es, der äußerst sympathischen Stimme zu lauschen, und schwer Wird es uns, zu sagen, welchem von den zwölf zu Gehör gebrachten Liedern wir den Vorzug geben sollen. Der Beifall steigerte sich von Lied zu Lied und wollte am Schluffe nicht enden, so daß «sich Frl. Pachaly zu einer Zugabe entschließen mußte, -die natürlich aber mals den wohlverdienten Beifall auslöste. -Ein ganz anderes Ge biet vertrat Herr Arnold, er gab uns das sogenannte Kunst- Volkslied zum besten. Die gut vorgetragenen Lieder in erzge- birgischcr Mundart unseres heimischen Dichters und Komponitt-m Anton Günther (Gottesgab) ernteten ebenfalls reichen Beifall, -der im erbetenen Mitfingen des Refrains „Da Kf'nbank" spon tan zum Ausdruck kam -und in den Liedern ,-Schmatz nur zu" s imd „Ven alt'n Schlag" feinen Höhepunkt erreichte. Leider wurde i der Vortrag dadurch beeinträchtigt, daß Herr Arnold, der feine j Lieder selbst begleitete, aus dem Parkett -des Saales fang.. Nur i -schwer entschloß sich die Zuhörerschaft -zum Verlaffen der Plätze, fo -hatten es die beiden Künstler verstanden, ihr Publikum in den Bann zu schlagen. Hoffentlich haben wir bald wieder Ge- isgrnheff, ihnen zu lauschen. — Eingangs -des Abends gab Herr i Oberlehrer Kühne, den wir Wilsdruffer für die Veranstaltung i dieser Heimatschutzabende auch an dieser Stelle unseren besten f Dank aussptechen, bekannt, daß kommenden Dienstag, den 16. i d. M., im gleichen -Saale zu gleicher Zeit -(1^8 Ll-Hr abends) ein f Weihnachtsabend veranstaltet wird, wozu er im Namen der Kin-- i der und Lehrerschaft -herzlichst einla-de. - Der Gewerbeverein versammelte gestern abend seine Mit- f glieder mit Angehörigen und lieben Gästen im Löwen" zum - ersten diesjährigen Winter-oergnü-gen, das gleichzeitig auch als - Nachfeier der 50. Wiederkehr des Namenstages angesprochen z werden kann. Die Stadtkapelle begann die Darbietungen mit r einigen Musikstücken. Uhrmachermeister Nicolas begrüßte die « Erschienenen, und dann ging der Clou des Abends: ,-Sein ein- i ziges Gedicht", ein flottes dreiaktiges Lustspiel von Rudolf Kneisel, über -die «Bretter. Schon das Werk selbst birgt den Er- wni-dcu wegen Beihilfe zur Vorbereitung eines tz^cyverrüteri- S - sehen Unternehmens im Sinne des 8 81 Abs. 3 des Neichs- ü strafgesetzbuches verurteilt, und zwar drei Angeklagte zu je 4 Monaten Festungshaft und je 100 Mark Geldstrafe, die übrigen zu je 6 Monaten Festungshaft und je 200 Mark Geldstrafe. vis letzte Pletts. Skizze von Max Unter Horst. , Grauer Herbsln-ebel schlang seine Schleier um das gelbe - Krankenhaus. Nasse, rostrote Blatter flatterten- müde im Garten zur Erde. — ! Im Zimmer 23 des ersten Stockes zählte ein -schwachter -Greis i die Nebeltränen an den Fensterscheiben. Zählte und sah sie fachte - niederrinnen. Eins — zwei — drei — vier —. Die Tür ward leise aufgeklin-kt. „Schwester Maria?" Der blaffe, eingefallene Kranke hob mühsam das Haupt. „Ausgeschlafen?" fragte eine milde, gütige Stimme. „Ja, — ausgeschlafen. Es war schön, schlafen zu können. Endlich einmal wieder fchlafen zu können! Nun werde ich bald auch aufstehen, nicht Schwester?" Ein banges Zittern schwang in den letzten Worten. ,Nun werden Sie bald das Bett verlaffen. Gewiß doch, Alterchen." „Haben Sie den Arzt gefragt, Schwester? Wegen des -Rauchens, meine ich. Wenn -man gesund wird, darf man doch wieder zum alten Trostbrunnen greifen." Die Schwester nickte schweigend, gütig, verstehend. Aber im Halse saß ihr ein Würgen, als sie die kurze, schwarze Tabak pfeife und ein kleines Päckchen Tabak aus dem Schranke nahm und dem Kranken brachte. Glücklich lächelte der Alte und streckte zitternd die lange, knochige Hand aus. „Mein altes Pfeifchen!" Er liebkoste das Holz mit seinen Micken, als wäre es ein Lebendes. .Nein, nein, danke, Schwe ster Marie. Ich stopfe mir den Kopf -doch lieber selbst. Das will gelernt sein. Alles will gelernt fein." Die Diakonissin richtete die Kiffen und gab dem schwachen Rücken Halt. Dann ging sie schweigend an -das Fenster und schaute in den trüben Herbst. Leise knisterte Papier in bebenden Fingern. Ein Streich holz flammte auf. Die dunkle Gest-alt am Fenster zuckte zusammen und wandte sich um. Einen Augenblick nur. Als sie sah, daß das wieder f erloschene Streichholz in die Leuchterschale auf -den Nachttisch ! gelegt war, kehrte sie sich wieder der Welt des -Gartens zu. Sv ! sah sie nicht, wie zwei matte Augen sich mit Glanz stillten. i Andächtig tat der Alte den ersten Zug. Seliges, kindliches - Lächeln verklärte das welke Gesicht. Bläulicher Dunst schwebte in seinen, krausen Streifen zur ; Decke. , f Und aus den Wolken traten leise die Geister des Rauches, . umgaben den Alten, kamen und webten, quollen und schwanden in raschem -Fluge und wisperten, nur einem verständlich-, -das Lied eines schweren- Lebens. -Graue -Schwaden formten sich zum -Kreuz. Der Greis ge dachte der Gräber draußen. Der Gräber seiner beiden Sohne, in weiter, weiter Ferne. Des Grabes, das sein- treues Weib verschlang. Bläuliche Rauchschleifen hoben sich und schlangen phan tastisch wirrende Gebilde. Der Alte -dachte aller bunten Hoff nungsbilder feines Lebens, seines stillen Muhens, durch Hände Fleiß -der -Seinen Glück zu gründen. Ein kalter ZugM-nd zer riß den Traum. Fröstelndes Erwachen. Nur ein großer, dichter Ring erzählte ihm von Lust und Liebe. Sslig -schaute er ihm nach -und sah aus seinem -Rand sich quälend eine Perle lösen. -So blühte, knospend aus dem Ring der Liebe, ihm einstmals das eine große -Gastgeschenk aus der harten, dvrnenreichen Wanderschaft seines unstäten Seins. Es war einmal, so schlug es mit Geister-lauten an sein Ohr. Es war einmal, da neigte sich sein Weib im Mutter-stolz glückatmend über eine Wiege. Es war einmal — war's gestern erst? Der Ring zerfließt. Es war — weit, weit! Die Perle tränte schon, als er seine gute Frau zu-fammen- brechen sah, damals — -da ihr Sorgenkind, die Tochter, an ihrer Lebensglut verbrannte. — Der Kranke mühte b'<b wie ein Kind, neue Ringe mit seinen kraftlosen, welken Lippen zu formen und mit weichem Hauch zu blasen. Es wollte nicht gelingen. Auch das nicht einmal! Quälender -Husten rief Schwester Marie vom Fenster. Der « Alte wehrte sie sanft ab. Mit verf-agender Stimme flüstert er ihr zu: „Der Husten rührt nicht -vom Rauchen her! Nein, nein! Vom Denken und vom Erinnern. Das kennen Se noch nicht, sind -wenn Sie's kennen, lasten Sie mir meine Pfeife. Alles, alles war. Was bleibt, Schwester? Was bleibt? Die Pfeise bleibt — der Rauch." Noch einmal saugt er. Da — ein Ring. Ein kleiner, run der, voller Ball. Und plötzlich -denkt der Greis des roten Dalles, den er «seiner Braut einst unter wilden, rosenroten Röschen zu warf, denkt und läch-elt. Schließt die Augen. Ein leiser Seufzer. Ein kurzes Röcheln. Seiner Hand entsank die Pfeife. Tastend glitten seine Finger an der Decke entlang. Lang- fam-es — starres — Strecken. ... Die Pfeife fällt zu Boden. Das Mundstück zerbricht. ; Ein -leichter, verschwindender Duft von Tabak «liegt iw ! Zimmer. , ... gm Garten draußen tropft der Nebel von schwarz- . grünen, kahlen Aesten. Von einem Baume löst sich ein letztes, sturmzerzaustes Blatt. WmSers ELiMg Lm Gebirge. Droben, nicht weit von jenen Regionen, wo selbst sommers die weitzbärtigen Eisriesen hartnäckig ihre ange stammten Herrfcherfitze zu verteidigen wissen, hält König Winter früher seinen Einzug als in der Ebene, wo die Schlote rauchen, die Bahnen rattern, die Pneumatiks schlei fen oder gar die Großstädter -In Lack- -und Stöckelschuhen durch -den mit recht so beliebten Matsch der Straßen und Gassen sich ihren Weg bahnen müssen. Sobald daher der elektrische Draht — oder heute zeitgemäßer die Antenne — den Ruf von „droben" aus König Winters Märchenbereich hinab in die Tiefe -der Ebene senden läßt an all die zahl los Getreuen und Untertanen seiner weißbepuderten, eis- klingenden und blitzblanken Majestät, — da rührt es sich allenthalben. Heraus! heißt es da. Heraus mit dem wohl eingemotteten Winterfportzeug, das so schön nach Kamp fer und Naphthalin duftet. Heraus Mit den Mauken Skiern, dem blanken Eisstahl, heraus mit Pickel und Rodel schlitten! Das gibt eine echte Wis-dcrfshensfreude. Eine noch größere vielleicht als für den, dem der große Wurf ge lungen — eine funkelnagelneue Ausstattung erstanden zu haben, die den Neid der sportbegeisterten Mitbrüder, mehr natürlich noch der Mitfchwestern erregt. Die wirklichen und berufenen Jünger und Jüngerinnen des edlen weißen Sports geben sich natürlich mit derlei Aeußerlichkeiten nicht ab. Die haben schon rechtzeitig ihr Rüstzeug vorbereitet und schwelgen schon im blitzenden Revier dss alten Silber königs, wenn die „andern" noch vor dem Spiegel den letztem Modeiyp ausprobieren. — Endlich aber kann der große Ausmarsch beginnen. Da kribbelt und krabbelt es in lan gen Zügen die Anmarschstraßen zu den beliebten Winter- fportstätten hinan. Glücklich, di« es sich schon bald „leisten" können — glücklicher noch, denen der Weihnachtsmann gün stiges Ferieuwstter zu bescheren versprochen hat, — denn die Vorfreude ist doch noch immer das schönste. M. N. * ÄV M'O Deutsche tu Paris ansässig. Die Dcutschseind lichleit hat sich in Paris so gut wie vollständig gelegt; be sonders seit dem letzten Londoner Abkommen sieht inan an den größeren Hotels und Geschäftshäusern wieder überall die Schilder „Man spricht Deutsch". In den Cafes wirb wieder deutsche Musik gespielt, namentlich Wagner, Beet hoven und Liszt. Am meisten überrascht ist man aber, wenn man erfährt, daß in Paris gegenwärtig schon wieder SO 000 Deutsche ansässig sind, ein großer Prozentsatz davon kommt allerdings ans dem Saargebiet, das ja zunächst ohnehin französisch ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)