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! --ÄLL Sg5 ÄEkeE//« j ! D» /-V M/»/-«/«/«- ^«o !»>«< ; Sn rieüiungrplan für abgebame Zusgleftrer Plauen. Einen großzügigen Siedlungsplan für Hie durch den Beamtenabbau stellenlos werdenden Junglehrer hat Lehrer Schramm-Oberfrohna dem sächsischen Finanzministerium und dem Vorstand des Sächsischen Lehreivereins zur Prüfung rind Genehmigung unterbreitet. Es handelt sich hierbei um die Urbar machung eines 560 Hektar großen Teiles des Timmlißwaldes bei Tanndorf, der vom sächsischen Staate dem Sächsischen Lehrer verein im Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt werden soll. Der Staat lehnt jedoch die Ueberlassung des Timmlißwaldes ab und weist auf den ehemaligen Truppenübungsplatz Zeithain hin, der sich bester zu einer landwirtschaftlichen Siedlung eigne. Der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins wird in seiner nächsten Dertreterversammlung auch zu dieser Angelegenheit Stellung nehmen. beAttftbvtz füi» --gebaute Seame. Vom Landesverband der höheren Beamten Sachsens wird geschrieben: Das soeben verkündete sächsische Personolabbaugesetz vom 29. Januar 1924 (Sächsisches Gesetzblatt Seite 43 ff.) trägt dem von der Beamtenschaft vertretenen Verlangen nach einem Rechts schutz wenigstens insofern Rechnung, als nach 8 13 der abgebaute Beamte binnen einer Woche nach Eröffnung des Abbaubeschlusses Einspruch einlegen kann, über den eine paritätisch zusammen gesetzte Schiedsstelle entscheidet. Den Einspruch muß der Be amte nach dem Gesetz „durch Vermittlung feiner Organisation" erheben. Als Organisationen im Sinne dieser Bestimmung gelten die Landesspitzenorganisationen, für die Mitglieder des Reichsbundes de: höheren Beamten daher besten Landesorgani sation, der Landesverband der höheren Beamten Sachsens e. V., Drcsden-A., An der Frauenkirche 12, Erdgeschoß (Fernrus Dresden Nr. 16426).. Die auf Grund der Notverordnung be reits für den 1. Februar verabschiedeten Beamten können nach § 41 des Personalabbaugesetzes die Schiedsstelle innerhalb einer Woche, gerechnet von dem Tage nach der Verkündung des Ge setzes, gleichfalls anrufen. In diesen Fällen genügt die Ein reichung bei der Anstellungsbehörde. Der Einspruch kann nur darauf gestützt werden, daß die vorgeschriebene Berücksichtigung der wirtschaftlichen und familiären Verhältnisse oder die poli tische, konfessionelle, gewerkschaftliche Neutralität verletzt sei. Ein Beamter, dessen Abbau mit dem Werte seiner dienstlichen Leistungen begründet ist, kann aber gleichwohl die Schiedsstelle anrufen, wenn er Anlaß zu der Annahme hat, daß der wahre ! Grund ein anderer sei. Diese letztere Möglichkeit ergibt sich j aus einer Erklärung, die unmittelbar vor Verabschiedung des Gesetzes im Plenum des Landtags der Abg. Blüher „im Ein verständnis mit den beiden Berichterstattern und namens der sämtlich an der Koalition beteiligten Parteien" abgegeben und als „für die Anwendung des Gesetzes von entscheidender Be deutung" bezeichnet hat. für a-r verl)Stt»itwadlke»i r« üen Q-kervettretünge». Der deutschnationale Abgeordnete Grellmann hat im Landtag einen Antrag eingebracht, die Regierung zu ersuchen, dem Landtag unverzüglich, spätestens aber vor Beginn des neuen Schuljahres, eine Vorlage zu überreichen, die bestimmt, daß 8 des Gesetzes über Aufhebung der Schulgemeinden und der 8 15, 6 des Uebergangsschulgesehes dahin abgeändert werden, daß 1. künftig auch alle Lehrervertreter in Schulaus- schüssen und Lehrerräten nach dem Verhältniswahlrecht gewählt werden, und 2. daß mit Beginn des neuen Schuljahres alle bereits bestehenden Schulausschüsse und Lehrerräte dement- sprechend umzubilden sind. rieülungzveroi'tliu-g kük Seame. Annahme fand im Reichskabinett der Entwurf einer Beamlensiedlungsverordnung, um Wartegeldempfängcrn und Beamten, die auf Grund der Personalabbauverord« nung in den dauernden Ruhestand versetzt worden sind, den Erwerb und die Bebauung von Grundeigentum zu garten- und landwirtschaftlicher Siedlung zu erleichtern. Asfenschlacht aus hoher See. In Newyork ist nach einer überfahrt von 21 Tagen der seit einer Woche über fällige Hamburger Frachtdampfer „Montana" eingetroffen. Das Schiff war mit einer großen Ladung wilder Tiere, die von Hagenbeck verschifft waren, unterwegs. Die Mann schaft erzählt, daß während der Überfahrt zwischen der Besatzung und sechs großen Affen, die durch einen unglück lichen Zufall ihre Freiheit erlangt hatten, ein schwerer Kampf entstand, der erst nach mehreren Stunden mit Über windung der wütenden Tiere endete. In dieser Schlacht ist ein Affe getötet worden. Während des Kampfes war das Schiff von dem fürchterlichen Gebrüll der in Ver schlügen festgehaltenen Bären und asiatischen Nacks erfüllt. Der „Answanderimgsagent". Auf der Fahrt zwischen Münster und Hamburg wurde der angebliche Schiffahrts agent Dermann wegen grobangelegter Betrügereien sest- genommen.. Der Verhaftete, der in den letzten Jahren seinen Wohnsitz in Köln, Essen und Dortmund hatte, be trieb durch Zeitungsanzeigen eine lebhafte Propaganda für die Auswanderung nach Brasilien und Argentinien. Er behauptete, Beziehungen zu Regierungsstellen zu haben, und versprach seinen Klienten, meist jüngeren Geschäfts leuten, Handwerkern und Arbeitern, Vermittlung von Stellen oder Grundbesitz. Für seine Bemühungen ließ er sich größere Vorschüsse, die in Pesetas berechnet wurden, auszahlen. Besonders Erfolg hatte seine Tätigkeit im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, im Münsterlande und im niederländischen Kohlengebiet von Heerlen. In zahlreichen Fällen gelang es dem Betrüger, sich die ge samten Ersparnisse seiner Opfer zu erschwindeln. Der mann, ein ehemaliger Steward, hat bereits eine Gefäng nisstrafe in Argentinien verbüßt und spielte auch in Berlin bei den Unruhen 1919 eine Rolle. Die Frau ertränkt. Seit dem 1. Dezember war auS ihrer Wiener Wohnung die Frau eines Tischlers, Therese Ostermeyer, verschwunden, und Nachbarn hatten die An zeige erstattet, daß der Ehemann möglicherweise seine Frau getötet habe. Ostermeyer gab an, daß sekne Frau verreist sei und nach Amerika auszuwandern beabsichtige. Frau Ostermeyer hatte jedoch erzählt, ihr Gatte habe verschiedent- t lich versucht, sie zur Lösung der Ehe zu bewegen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang an der Donau sei ihr sein Benehmen ausgefallen, und sie hatte die Befürchtung ausgesprochen, er wolle sie ins Wasser werfen. Deshalb nahm die Polizei Ostermeyer und auch dessen Geliebte in Untersuchungshaft, und jetzt endlich hat der Tischler das Geständnis abgelegt, daß er seine Frau in der Nähe von Nußdorf in die Donau gestürzt habe, um seine Freundin, die der Niederkunft entgegensieht, heiraten zu können. Lawinensturz auf die Eisenbahn. Zwischen den öster reichischen Stationen Gösing imd Puchenstuben der Maria zeller Bahn ging eine Lawine in der Länge von ungefähr 200 Metern nieder. Lokomotive, Dienstwagen und zwei Personenwagen des Zuges wurden umgestürzt. Es wur- den nur geringfügige Verletzungen durch Glassplitter fest gestellt. Die Reisenden wurden durch die Fenster aus den Wagen'herausgehoben. Flugzeugabstnr-, in Frankreich. Auf dem Flugplatz unweit von Lyon sind zwei Flugzeuge aus einer Höhe von 1000 Metern abgcstürzt und aus dem Erdboden zer trümmert. Zwei Unteroffiziere wurden getötet. Erdbeben in Dalmatien. In ganz Norddalmatten, namentlich in Schibenik und Umgebung und in Zlarin, war ein anhaltendes, starkes Erdbeben zu verspüren. In Schibenik weisen viele Häuser große Mauersprünge auf. Der Bevölkerung hat sich eine Panik bemächtigt. Das weiche englische Herz. In Bromley in der eng lischen Grafschaft Kent wurde ein gewisser John Griettiths dieser Tage zu einer Geldstrafe von 5 Pfund verurteilt, weil er seine Hühner, die er in einer von seiner Wohnung etwas entlegenen Geflügelfarm hält, hatte durften lassen. Das Gericht sprach sich höchst entrüstet über diese Grausam keit aus und stellte genau die Gewichtsabnahme der miß handelten Tiere fest, ebenso den liederlichen Zustand der Trinknäpfe, die mit starker Schmutzkruste bedeckt waren. Fünf Schneeschaufler überfahren. In der Nähe von Czenstocbau (Polen) ereignete sich ein schwerer Eisenbabn- Heinrich Paul Sch.: Die Anzahl der Weihnachtsbäume, die in Deutschland alljährlich abgehauen werden, wird auf 10 Millionen geschäht. Oscar und Gertrud: Gipsfiguren reinigt man, indem man sie mit einer Mischung von heißer Milch und Zinkweiß so oft über- streichl, bis sie völlig ihr ursprüngliches Weiß erlangt haben. Man darf aber nur frische, nicht etwa saure Milch nehmen und muß vor her die Figuren trocken gut abreiben. Anton K. L.: Die Erößenverhältnisse des Planeten Mars sind folgende: Äquatorialdurchmesser 6750 Km., Dichte zur Erde drei viertel zu dieser, Erdentfernung 59—400 Millionen Km., Sonnen entfernung im Mittel 226,5 Millionen Km. Unfall. Eine Arbeitergruppe, die mit Schneeschippen be schäftigt war, wurde von einer Lokomotive überrascht. Fünf von den 14 Arbeitern fanden auf der Stelle den Tqd. Kältewelle in Rußland. Nach eingelaufcnen Berichten haben im Süden und Südwesten Rußlands abermals Schneestürme zu wüten begonnen. Die Schneeverwehun gen sind noch ärger als zu Ende des vorigen Jahres. Es ist vorgekommen, daß Passagierzüge länger als 24 Stunden auf einer Station stehen mußten, weil die Weiterfahrt durch die Schneemassen unmöglich gemacht war. In Nordwest- Rußland breitet sich eine Kältewelle aus, der Frost steigt bis zu 40 Grad Vierundvierzig Stunden auf Rollschuhen. Ein arbeits loser ehemaliger Soldat hat in England einen neuen Rekord aufgestellt. Er legte den ganzen Weg von Uork nach London ununterbrochen auf Rollschuhen zurück. Das Ereignis er hielt dadurch besondere Bedeutung, daß der Nollschuhläufe'' dem Lordmayor von London einen Brief seines Kollegen in York zu überbringen hatte. Die Streckenkontrolle wurde durch einen anderen Arbeitslosen ausgeübt, der dem Roll schuhläufer auf dem Rade folgte. Die Wege waren so schlecht, daß die Rollschuhe stark mitgenommen wurden. Ofrerretchtflye Eourtotste. Aus Parts wird verrcyrer: Der österreichische Gesandte hat den Bürgermeister von Lyon benachrichtigt, daß der österreichische Ministerrat be schlossen habe, die seit 1814 im Wiener Museum verwahrten historischen Schlüssel der Stadt Lyon an Frankreich zur Übermittlung an die Stadt Lyon auszuhändigen. Das Ende eines historischen Prozesses. Aus Rom wird gemeldet: Nach zweiundachtigjähriger Dauer endet« jetzt vor dem Appellhof in Neapel ein interessanter Prozeß. Im Jahre 1842 hatten die Nachkommen des berühmten Eondottiere Ettore Fieranwsca vom Staate die Heraus gabe großer Güter verlangt, die Fieramosca von Karl V. zum Geschenk erhalten hatte. Es handelte sich um ein Wertobjekt von 92 Millionen Lire, wobei einige Eisenberg werke, um die der Streit ebenfalls ging, ausgenommen sind. Der Appellhof wies die Klage ab. Eine Operation aus hoher See. Als der Dampfer „Minnewaska" der Atlantic Transport Line sich auf feiner letzten Reise nach Newhork befand, erkrankte ein unter den Passagieren befindliches Kind schwer an Darmverschlin gung, was eine baldige Operation nötig wachte. Da der Schiffsarzt der „Minnewaska" bei der schwierigen Ope ration gern einen Kollegen zu Rate gezogen hätte, sandte er eine drahtlose Meldung in diesem Sinne ab. Diese wurde von dem Dampfer „Baltic" der White Star Line, der sich zurzeit etwa 70 Seemeilen westlich von der „Minne- waska" befand, aufgefangen, und der Kommandant der „Baltic" drehte sofort um und dampfte der „Minnewaska" entgegen, die er um 10^0 Uhr vormittags erreichte. Der Arzt der „Baltic" wurde nach der „Minnewaska" über gebootet und half seinem Kollegen bei der Ausführung der schwierigen Operation, die um 1 Uhr nachmittags be endet war. Während dieser Zeit fuhren die beiden Dampfer nebeneinander her. Als das Werk beendet war, wurde der Arzt der „Balitc" wieder an Bord seines Schiffes befördert und beide Dampfer setzten mit voller Fahrt die Reise nach Newyork fort. Der Vater des Kindes war der Professor kkairdbild von der Vake-NwiverKtLt Gras v'Annunzio. Er hat's erreicht! Er — der groß« Gabriele v'Annunzio! Wie aus Rom gemeldet wird, soll er in kurzem von seinem König zum Grasen von Fiume er nannt werden. In Fiume, wo er wie ein König herrscht, hat er bekanntlich seinen politischen Ruhm begründet. L » Ein Schutt ins Anrecht. ^werLan. Oop^rigdt 1920 b^ H Sur. di. Vresäen-Ll Kriminal-Roman von Arthur Winckler-Tannenberg. Die Mutter sann eine Minute. „Ich hab's erlebt, trotzdem auch ich mich wehrte. Lasse mich dir mein Erlebnis erzählen. Ich mochte es bisher nicht, weil ich hoffte, es werde nie nötig sein. Jetzt ist es nötig und ich zeige dem Sohne einen Irrtum seiner Eltern." „Einen Augenblick, Mama! .Kann etwas nötig sein, was unnütz ist? Und es wird in deinem Sinne unnütz sein. Auch in der Liebe muß jeder seine Erfahrung selbst machen, seine Irrtümer und seine Freuden selbst erleben —." „Nicht jeder, die Verständigen lernen an: Schicksal an derer, und du bist verständig. Also höre mich: „Im Winter des Jahres 1870 war es, die Deutschen hotten dir französischen, unsere Heere, vernichtet und Gam betta schuf neue. Glühende Patrioten, tüchtige, disziplin- willige Leute strömten zu den Fahnen, aber auch Banden bildeten sich, denen die Gelegenheit des Beutemachens der einzige Anreiz war. Schloß Aiguilllm weiß davon zu erzählen. Eines Nachts waren die Bandrien eingedrungen, hatten Gelb und Geldeswert an sich gerissen, dann veranstalteten sie ein wüstes Gelage im Prunksaake. Mein Vater trat ihnen entgegen. Er wurde verwundet und überwältigt. Unverbunden warf man den Verletzten in den Keller nud schloß ihn ein. Meine Brüder, Jünglinge von zwanzig und ach,zehn Jahren, versuchten zu ihm zu dringen, der ältere wurde verwundet, der jüngere fiel. Im Saale unten brüllten die Berauschten wilde Lieder, weine Rtutter und ich lagen oben auf den Knien im Jammer und Gebet. Die Worte der lautesten Schreier verstanden wir, wenn einmal der allgemeine Lärm abebbte, und so hörten wir, wie einer rief: „Und nun einen Besuch bei de» Damen, ich weiß, wo sie stecken — allons!" Erlaß mir zu schildern, was nun kam. Möbel wälzten wir vor den Türen, meine Mutter besaß einen Revolver, ich packte die eiserne Stange einer Portiere. Lächerliche Waffen gegen die Horde bestialischer Männer. Mit Kolben und Aexten zersplitterten sie die Tür. Da klangen Trompetensignale durch Re Sbneenocht, Preußische Ulanen kommen. Sie waren unsere Retter. Eine Rotte unserer Bedränger ergab sich. Die anderen logen auf den Treppen und im Flur, tot oder verwundet. Wir waren frei. Und der erste, der es uns meldete, war ein großer, blon der, blauäugiger Offizier, Rochus von Plessenow. Er war schön, dein Vater." In jener Schreckensnacht hab' ich ihn geliebt und nie »whr hab' ich aufgchört ihn zu lieben " Es war, als ging ein seliges Suchen und Träumen durch ihrs Seele . Sie schwieg und führte ihr Tuch an die Augen. „Und doch — und doch —" flüsterte Herbert. „Soll dich warnen, was ich erzähle, mein Sohn — „Wie ist das möglich?" „Höre weiter. — Am folgenden Margen schon zogen die Preußen fori. Wir kamen kaum dazu, ihnen zu danken. Mei nes Vaters Wunde war schwer und Henry tot. Um Papa und Gaston mühte sich ein junger Assistenzarzt der Ulanen, den Toten bahrten feindliche Soldaten pietätvoll auf. Und dann waren sie allo fort. Im Morgengrauen. Wir sahen nur noch den Leutnant von Plessenow auf seinem Schimmel durchs Tor reiten, und, als er unsere Köpfe am Feirster erblickte, mit dem Sabel und einer Verneigung im Sattel grüßen. Dan» verschwand er, der Kommandeur der kleinen Schar, sowie seine Reiter im Flockengewimmel der Frührotdümmerung. Mr sollten uns Wiedersehen, bald Wiedersehen. Drei Tage später rollte dumpf und schwer Kanonendon ner von Sirdosten her. Und spät am Abend trafen die ersten Verwundeten in Aiguillon ein. Der verwüstete Prunksaal wurde zum Lazarett. Die ganze Nacht wähLe der Zuzug der beklagenswerten Gäste. Meine Mutter und ich taten unser Bestes. Ueberall halfen wir den Krankenpflegern und -Pflegerinnen. Da, am Morgen, wurde ein schwervcrwundcter Mnm gebracht. Er trug dieselbe Uniform wie unser Retter. Notdürftig sprach er fanzösisch, und wie ich ihn verbinden half, fragte ich nach dem Leutnant von Plessenow, den er gewiß kenne. — „Oui", sagte er stöhnend, II est mort. — Herber:, ich hatte tags zuvor meinen Bruder begraben, den lieben, herzigen Jungen, ich wußte, was Schmerz war, aber es traf mich, wie wenn ich den liebsten Angehörigen noch einmal verlöre, dies kurze „II est mort", er ist tot! Eine Attacke hatten sie gerrtten„ und ehe mein Bericht erstatter die Lhassepotkugel aus den: Sattel warf, hatte er seinen Leutnant fallen sehen — Schuß durch den Kopf — — Ein Fremder wars, aber ich schlich mich aus dem Saale, lehnte den Kopf an die Treppensäule und weinte bitterlich. Don nun an wußte ich, daß ich ihn geliebt hatte, vom ersten Blick an geliebt hatte." „Und wieder frache ich: — Doch —?" Die Majorin nickte. „Doch. Am Nachmittage brachten sie ö)n. Gr «dar nicht tot. Am Helmrande entlang war die Kugel gegangen und an der Wange in den Kopf gedrungen. Er lebte, aber sr war bewußtlos und der Arzt, der unser improvisiertes La zarett leitete, gab wenig Hoffnung. Meine Mutter und ich baten, unsern Retter unserer besonderen Pflege zu über- weisen. Onkel Gaston genaß rasch, und auch Papas Be finden besserte sich unerwartet schnell. Immerhin. Papa be durfte noch sehr der Fürsorge, dis bot ihm Mama, und ich hatte den jungen hilflosen Deutschen in meiner Obhut. Als er zum erstenmale das Bewußtsein wiedererlcmgte und mich erkannte, sah er mich mit großen, verwunderten Augen an, — o mit welchen Augen —! Dann kam, was kommen mußte. Monatelang war er unser Gast, schwebte er zwischen Tod rmd Leben, ich aber glaubte dem Himmel und meinen Bitten dies Leben abgernngen zu haben und aus seiner Dankbarkeit war Liebe geworden. Wie glücklich hofften wir zu sein! Er halte von seiner Heimat gesprochen, am blauen Meere, inr Norden Deutschlands. Und daß er wenig bemittelt sei, er zählte er, sein Degen sei sein Besitz; er hoffe Karriere zu ma chen, denn er sei mit Leib und Seele Soldat und dann — dann werde er kommen, mich zu holen. (Fortsetzung folgt.)