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Wilsdruffer Tageblatt : 05.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240105
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-05
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.01.1924
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Weihen verständliche Art der Nachrichtenübermittlung Mit W. Mang in der „Umschau" an. Der Paläologe des Britischen Museums, Kapitän Reginas Haselden, war während des Krieges in Ibadah in Nigerien, einer Stadt, die zwar auf keiner Landkarte zu finden ist, aber mit ihren 20000 Einwohnern die größte Negersiedlung ist. Haselden wurde durch das ewige durchdringende Trommeln, das Tage und Nächte anhielt, ganz nervös. Eines Morgens hörte er seine schwarzen Rekruten lebhaft schwatzen und erkundigte sich nach dem Grund. Ein Sergeant teilte ihm darauf mit: „Großes Schiff von weißem Mann gesunken. Viele weiße Männer ertrunken." Der Ka pitän legte zunächst dieser Mitteilung kein Gewicht bei; als er jedoch drei Tage später über Sierre Leone die drahtliche Meldung von der Versenkung der „Lusitania" erhielt, erkundigte er sich näher und er fuhr nun, daß die Negernachricht von Kairo aus direkt über den schwarzen Erdteil hinweg nach Ibadah „getrommelt" worden sei. Diese Meldung erfolgte dabei über verschiedene Stämme, die ganz ver schiedene Sprachen sprechen und sich zum Teil sogar miteinander im Kriege befanden. - * - M/e - KSgnöM » H Vie zweite Zleuernolveroränusg. Bemerkungen eines btenerfachmannS. ' I. Die neueste Steuernotverordnuny trägt ihren Namen aus dreifachem Grunde mit Recht. Sie ist entstanden aus der Rok der Regierung, so schnell wie möglich Einnahmen zu schaffen. Sie bringt dem Steuerzahler große Not, denn sie bürdet ihm schwere Lasten auf und sie macht schließlich den Steuerfachmännern große Not, weil es außer ordentlich schwierig ist, sie richtig ausgulegen und zu kommen tieren. Auf 24 Druckseiten umfaßt dieses Gesetz 19 Artikel mit insgesamt 94 Paragraphen und unzähligen Unterabteilungen. Es zeigt alle Spuren überhasteter Arbeit und löst die der Er ledigung harrenden Probleme recht mangelhaft. Es muß zugestanden werden, daß es eine Niefenaufgabe war, welche der Gesetzgeber zu bewältigen hatte. Das gesamte unendlich umfangreich« Steuerrecht verlangt nach einer völligen Umarbeitung und Neugestaltung, während der feste Boden noch »icht vorhanden ist, auf dem aufgebaut werden kann. Man durste somit nicht erwarten, daß ein grundlegendes neues Recht schon jetzt entstehen könnte, aber man hatte doch gehofft, daß Wenigstens di« brennendsten Fragen in präziser Weise beant wortet werden würden. Das ist keineswegs immer geschehen. Den Verordnungen, Auslegungen und Aussührnngsbestimmun- gcn des Reichsfinanzministers ist der weiteste Spielraum ge laffen, und selbst den Finanzbehörden ist zum Teil eine Macht vollkommenheit eingcränmt, wie das bisher noch nie der Fall gewesen war. Wenn in einem Paragraphen im Absatz 1 eine Bestimmung getroffen ist, so steht in Absatz 2 häufig das Gegen teil, oder es ist wenigstens dem Finanzminister überlassen, das Gegenteil anzuordnen. Eine vollständig« Erläuterung des Ge setzes wird also erst möglich sein, wenn alle Ausführungsbeftim- mungen des Finauzministers erschienen sind, und wenn die dritte Notverordnung, die noch zu erwarten ist, die fehlenden Ergänzungen gebracht haben wird. Heute sollen nur die grundlegendsten Bestimmungen ge schildert werden, und zwar zunächst nur diejenigen, welch« di« physischen Personen betreffen. Alles das, was die Körper schaften (Erwerbsgesellschaften) angeht, muß gesondert behan delt werden, da dies allein ein sehr umfangreiches Gebiet ist. Ausgeschaltet sollen ferner werden die Vorschriften für die Be steuerung der Landwirtschaft und alles das, was den Steuer zahler jetzt nicht sofort unmittelbar berührt. Das Gesetz spricht überall von Goldmark. Es wird sich die Notwendigkeit ergeben, darunter zu verstehen, daß ein, Goldmark stets — "/« Dollar ist. Nachdem cs bei dem fast täglichen Wechsel des Geldwertes absolut unmöglich geworden ist, fetz',»stellen, was jemand ver- dient oder verloren hat, oder welches Vermöge» er besitzt, ver zichtet daS Gesetz ein für allemal auf derartige Feststellungen für 1923. Eine Steuererklärung für dieses Jahr wird nicht gefordert und cs soll mit den bereits ge leisteten Vorauszahlungen fein Bewenden habe». Nur eine AüschlnsMhlnng für 1923 wird noch gefordert, welche bis zum 1V. Januar 1924 zu entrichten ist. Die Berechnung dieser Abschlußzahlung ist wiederum auf gebaut auf der Steuerveranlagung von 1922, sie betrögt 40 Goldpsennig für je 1000 Mark des Steuerbetrages, welcher für das Steuerjahr 1922 zu entrichten gewesen war. Bei Geschäftsleuten, welche im Jahre 1922 der Berechnung ihres Einkommens ein Wirtschaftsjahr zugrunde gelegt hatten, welches vor dem 1. Juli 1922 abschloß, vervierfacht sich der Be trag der Abschlußzahlung, lautet also auf 1,60 Mark für je 1V0O Mark des Steuersatzes. Bon der Abschlußzahlung find nichtbetrosfen alle die jenigen Personen, weiche im Jahre 1SL2 hauptsächlich ArbeitS- cinlommrn hatten, mny wenn dieses den Bettarg von 1 MMWn überschritten hat. Ebensowenig die Ausübenden der freien Be rufe und diejenigen Personen, derc« hauptfäästichcS Einkommen bestand aus Zinsen von festverzinslichen Werten, Pensionen und außergewöhnlichen Einnahmen und Spekulationsgewinnen. Rückerstattungen gezahlter Steuerbeträge find ausgeschlossen. Dieser Paragraph enthält nun bereits einen Absatz, welcher der weitestgehenden Auslegung und der willkürlichsten Hand habung Tür und Tor öffnet. Stehen nämlich die fämtlichen Zahlungen für 1923 außer Verhältnis zur Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen, so kann das Finanzamt die Abschluß zahlung anderweitig festsetzen. Bei der Bemessung Ler Leistungsfähigkeit ist auch der Verbrauch zu berücksichtigen. Das kann sowohl zugunsten als auch zuungunsten des Steuer zahlers angewendet werden. Nachdem aber amtlich anerkannt ist, daß eine tatsächliche Berechnung der Einkommensverhältnisse für 1923 ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist, bleibt es unerklärlich, ans welche Weise die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Steuerpflichtigen nachgewiesen werden soll. Es wird somit schwerlich jemand in der Lage sein, dem Finanzamt zu beweisen, daß er viel mehr gezahlt hat, als seiner Leistungsfähigkeit entspricht. Es wird aber umgekehrt noch viel schwerer sein, den Gegenbeweis zu bringen, wenn es dem Finanzamt einfallen sollte, zu behaupten, daß die geleiftetcten Zahlungen im Verhältnis zur Leistungs fähigkeit zu niedrig gewesen waren. Solche dehnbaren Gesetzes- Vorschriften entziehen Lem Rechtsbewußtsein jeden Grund und Boden. Marti» Horwitz, beeidigter Bücherrevisor, Breslau. (Ein Schlußartikel folgt.) Keine erhöhte Umsatzsteuer am Rhein. Im Fünszehner-Ausschuß des Reichstags bildete ein Verordnungsentwurs über Zuschläge zul Umsatzsteuer in den besetzten Gebieten und in dein Einbruchsgebiet den Gegenstand der Diskussion. Der Ausschuß ersuchte dir Ncichsregierung, von dem Erlaß der Verordnung abzu sehen, da die darin enthaltene Ausnahmestellung der be setzten Gebiete politisch unerwünscht sei. Die Regierung hatte geplant, den Steuersatz von 2lk aus 3 zu erhöhen. - « » - Das geschenkte Eelekttizitätswerk. Vor zwei Jahren be schlossen die städtischen Körperschaften in Halberstadt, an Stelle der Selbsterzeugung von Strom zum Ferndezug von der Esag überzugehen, da das Werk zu klein und ein Anbau der Platz- und Geldfrage wegen unmöglich war. Beim Dollarstande von 200 wurden 8,5 Millionen Mark bewilligt. Als der Bau fertig ge worden war, waren 80 Millionen Kosten entstanden, bei einem Dollarstande von 20 000. Man hatte nämlich überall zu festen Preisen abgeschlossen. Im November d. I. ist die Umwandlung fertig geworden. Zur Reserve hatte man noch einen Dieselmotor für einige Millionen gekauft, der heute noch in Hamburg lagert, weil man ihn voraussichtlich nicht gebraucht. Er besitzt jetzt einen Wert von 150000 Goldmark, eine Summe, mit der man die ganze Stadt mit Anschlüssen versorgen könnte. Ein Akademiker. In der „Vossifchen Zeitung" veröffentlicht jemand solgendes Erlebnis: „Wünschen der Herr die Zeitung?" fragt ein junger Mann nahe dem Potsdamer Platz. Milde, zag haft, als wollte er sich für diese Offerte entschuldigen. Nicht in dem Anreißerton der Straße, sondern wie der Gebildete im Salon: „Wünschen der Herr noch Zucker?" — Man muß aus dem Getriebe der Großstadt,ausblicken. Dem Hemmungsvollen ins Gesicht. Ein sehr feiner Mensch. Trotz der Kälte ohne Man tel. Der Anzug schäbig, doch sauber; an den Beinkleidern der leichte Anslug einer Bügelfalte. — „Was waren Sie früher?" Der Händler errötete: „Früher? Nein, ich bin's noch! Assessor! Mittags habe ich ein paar Stunden Zeit. Da verdien' ich mir das Essen . . Jugendliche Spieler. In Tempelhof bei Berlin überraschte die Polizei nachts in einer Gastwirtschaft einen Spielklub, dessen Mitglieder — alles Jugendliche — nach dem Polizeipräsidium gebracht wurden. Der Vorsitzende war 17 Jahre, der Schrift führer 15, das älteste Mitglied 18 und das Jüngste 12 Jahre alt. Napoleon über die Deutschen. Im Jahre 1814 hat Napo leon I., als er auf Elba feine Erinnerungen zusammenschrieb, den Deutschen folgendes Zeugnis ausgestellt: „Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nicht zu stiften, denn die Einigkeit war längst aus ihrer Mitte gewichen. Nur meine Netze brauchte ich zu stellen, und sie liefen mir wie ein scheues Wild von selbst hinein. Unter ¬ einander haben sie sich erwürgt und glaubten dabei redlich ihre Pflicht zu tun. Leichtgläubiger und törichter ist kein anderer Volk auf Erden gewesen. Keine Lüge war so grob ersonnen, daß sie ihr nicht in unbegreiflicher Dummheit Glauben beigem messen hätten. Keine Schmach ist über sie gekommen, der fit nicht eine schöne Seite abgewannen. Die verblendete Mißgunst, der sie sich befehdeten, habe ich zu meinem Vorteil wirksam ge nährt. Immer haben sie mehr Erbitterung gegeneinander ast gegen den wahren Feind an den Tag gelegt." (Nicht ganz so un recht! Red.) Denkmalsschändungen in der Berliner Stegesnuce. Ein Bubenstück ist in der Berliner Siegesallce begangen worden. Auf nicht weniger als 16 Denkmäler hat ein noch unbekannicr Täter unter Anwendung einer Schablone mit roter Slfaube das Wort „V o lk s b e d r ü ck e r" auf gedruckt. Tod eines Hundertjährigen. Im Alter von hundert f Jayren und sechs Monaten starb in Berlin ver frühere Banlechniker Franz Joses von der Heide. Heide hatte an den Nevolntionslämpfen 1848 teilgenow.men, war ver- « wundet worden und dann »ach Rußland geflüchtet. Später kehrle er nach Deutschland zurück. Sein Wandertrieb führte . ihn über den ganzen europäischen Kontinent und auch nach Amerika. Der Greis halte erst mit 82 Jahren geheiratet; i seine Frau war damals 42 Jahre alt. Deutsche Kinder nach Südwestafrika? Im ehemals deutschen Südwestafrika ist eine Bewegung im Gange mit dem Ziele, mehrere hundert Kinder aus deutschen Waisen- f Häusern nach Südwestafrika überzuführen und dort zn er ziehen. Die englische Regierung soll bereits ihre Zustim mung gegeben haben. Bayerischer Bericht über daS Oppaucr Explosiv ns- j Unglück. Der umsangreiche Bericht der bayerischen Unter suchungskommission zur Aufklärung des Explosionsunglücks im Stickstoffwerk Oppau bei Ludwigshafen vom 21. Sep tember 1921 ist nunmehr erschienen. Zusammensassend stellt der Bericht s, a. fest, es sei nicht zu bezweifeln, daß die Ursache des Unglücks im explosiven Zerfall von Am- - monsulsatsalpeter zu erblicken sei. Es erscheine nicht wahr- t schcinlich, daß die Explosion durch Entzündung von Spreng- ; stoffen verursacht sei, die von außen in verbrecherischer Weise hineingebracht wurden. Eisenbahnunglück. Am 2. Januar fuhr ein von Wies baden kommender Schnellzug in einen von Bingen kommen- ven Personenzug hinein. Es wurden etwa 20 Verletzte festgestellt. Das Unglück soll auf ein Versagen der Signal- s apparate, verursacht durch Schneefälle und Frost, zurückzu- fützren sein. Erdbeben in Deutschland und Italien. In der Nacht s vom 3l. Dezember zum 1. Januar wurde in Trier ein l Erdbeben verspürt, das mehrere Sekunden andauerte. Nach s minutenlanger Pause wurden weitere Stöße wahr- i genommen. Es wurde kein nennenswerter Schaden an gerichtet. Die Beben wurden auch im Ruwertale verspürt. Man vermutet, daß es sich um Ausläufer eines entfernten Bebens handelte. — In den adriatischen Küstenprovinzen Italiens ist am Mittwoch ein starkes Erdbeben in nordsüd licher Richtung in der Dauer von zehn Sekunden verzeich net worden. Das Beben ist vor allem in den Küstenstädten Rimini, St. Benevento und Otranto heftig gewesen. Paris von Hochwasser bedroht. Das Hochwasser der Seine, das seit einigen Tagen bereits die Umgebung von Paris heimsucht, hat derart zugenommen, daß einzelne Teile der Hauptstadt als bedroht gelten. Der große Bahnhof der Paris—Orleans-Bahn am Quai d'Orsay mußte geschlossen werden. Auch der Jnvaliden- bahnhof, von dem die elektrische Bahn nach Versailles ab- geht, wurde geschlossen. Die Bewohner der kleinen Häuser am Quai von Auteuil wurden aufgefordert, ihre Woh nungen zu räumen. Der Wetterdienst sagt weitere Regen* güsse voraus. Liebstähle einer russischen Fürstin. Die 30jährige russische Fürstin Olga Koslowsky entwendete auf dem Gut Krogstrup bei Kopenhagen, wo sie seit Weihnachten zu Gast weilte, Schmucksachen im Werte von 15 000 Kronen. Die Fürstin wurde in das Gefängnis nach Helsingör über- gejührt. Es ist festgestellt worden, daß während der zwei letzten Jahre, während deren sich die Fürstin in Kopen hagen aufhielt und viel in diplomatischen Kreisen ver kehrte, fortgesetzt Wertsachen aus dem Kreise ihrer Be kannten verschwanden. Es wird jetzt untersucht, ob ihr auck diese Diebstähle zur Last fallen. l- - SOWaiMM. t^morilcau. Lop^rixät 19M dz? lut. Lur. Ü1. Dinko, Vresllon-Ll. Roman von M a t thias Blank. „Wenn Sie Klarheit über diese Angaben haben, erbitte ich sofort Bescheid." Auf dem Wege zur Gürtnevgasse grübelte Inspektor Rebstein Wer diese neue Wendung nicht viel nach. Er war überzeugt, daß dies, doch nur eine letzte Ausflucht fei. Wenn es sich bewahrheiten würde, dann hätte der Verhaftete aller dings den Nachweis erbracht, daß er der Mörder nicht sein könne, denn an zwei Stellen konnte er zugleich nicht gewe sen sein. Versteckt in Ler Altstadt, in jenem Teile, wo Not und Verbrechen heimisch waren, wo Elend und Laster sich die Hande reichten, lag die verrufene Görtnergasse. Die Kneipe zum „Schwarzen Anker" war eine der berüchtigtsten dieser Art. Da in dem Hause-auch Zimmer an Fremde abgegeben wurden, suchten dort nur dis Verzweifelten unter den Elen den ein Obdach, meist waren es Leute, die keine Papiere be saßen, die mehr als eine Ursach hotten, sich zu verstecken. In diesem Hause befanden sich mehrere Ausgänge, so daß Flucht immer noch möglich war, wenn es rechtzeitig bekannt wurde, daß Polizeiorgane in nächster Nähe waren. Und in dieser berüchtigten Spelunke wollte Anton von Regens perg gewesen sein? Und was als noch unglaublicher gelten durfte: in dieser Höhle des Elends und des Lasters wollte er achttausend Mark erholten haben? Rebstein fand am Eingang der Kneipe den Wirt, dem auch das Haus gehörte, und der den Inspektor von früheren wiederholten Besuchen kannte; er begrüßte ihn lebhaft, wie es die Art solcher Menschen, ist, Lie stets eine Untersuchung zu fürchten haben. „Gilt das mir^ „Allrdings." „Bei mir werden Sie alles in bester Ordnung finden. sehe darauf, das wissen Sie doch, Herr Inspektor. Alles läßt sich jedoch beim besten Willen nicht verhindern. Wen stuchen Sie bei mir?" - ' „Weg: wohnt auf Nummer acht?" „Zurzeit niemand." „Niemand?" „Es ist so, wie ich Ihnen sage. Die Frau, die dort wohnte, für die kommen Sie zu spät." . „Wer wohnte dort?" „Sie nannte sich Frau Eva Löndström." „Die suche ich." , „Sie kommen zu spät. Ich sagte es ja schon." „Warum? Ist sie fort?" „Nein, sie liegt noch droben, aber aus der können Sie kein Wort mehr herausbringen, sie ist tot." „Wissen Sie mehr von ihr?" „Nicht viel! Seit zehn Tagen wohnte sie da. Auf der Lunge hat es ihr gefehlt. Jung war sie ja auch nicht mehr." „Hatte sie Geld?" „Geld? Herr Inspektor, das ist eine komische Frage. Geht jemand in den „Schwarzen Anker", der Geld hat? Bezahlt hat sie ja immer, aber vorgefunden hat man bei ihr nichts mehr." „Wann ist sie denn gestorben?" - „Heute mittag." „Wissen Sie vielleicht, ob sie in dieser vergangenen Nächt noch einen Besuch erhalten hatte?" „Wie soll ich Las wissen? Ich kann doch nicht vor allen . Türen Posten stehen?" . „Gehört haben Sie.nichts?" - „Nein!" „Halten Sie es für möglich, daß diese Frau mehrere tausend Mark besaß, die sie weggeben konnte?" „Was — mehrere tausend?" Der Wirt lachte laut. Inspektor Rebstetn fragte: „Sie halten es für un möglich?" „Die hat kein großes Geld gehabt und so viel ganz ge wiß nicht." „Wissen Sie Uber diese Frau sonst nichts zu sagen?" „Nein!" Nach diesem kurzen Verhör begab sich Inspektor Reb stein auf das Zimmer, in dem Anton von Regensperg in jener Nacht gewesen sein wollte. Aermliche, jämmerliche Möbel standen in dem engen Raum. . 3» einer wurmstichigen, wackeligen Bettstelle lag schmutziges Stroh, über das ein graues Bettlaken g.^.. war. Und darauf ruhte die Leiche einer eingefallenen alten Frau. Der Mund stand offen und Blut klebte an der Bluse. Diese Fran war für ewig verstummt. Sollte es denkbar sein, daß hier Anton von Regensperg die Zeit von halb zwei bis halb drei verbracht hatte, und daß er von ; dieser elenden Frau achttausend Mark bekommen haben konnte? Rebstein glaubte nicht daran. Ob die Lebende eine andere Antwort gegeben hätte? Jedenfalls war der Inspektor zu spät gekommen, denn diese; kalten, welken Lippen schwiegen für immer. Mit unruhigen Augen blickte An ton von Regenspcrg im Geschäftszimmer des Staatsanwalts Doktor Kerscher um- ' her; in seinen Augen lag ein irrer Ausdruck; verstört und gedrückt sah er aus. Was ihm Staatsanwalt Doktor Kerscher erklärt hatte, war wie aus weiter Ferne an sein Ohr gedrungen, als hätte er nur einen verworrenen Traum gehabt, von dem kein Zusanunenhang in Ler Erinnerung haftete. Mit der Rech ten griff er in sein braunes, gelocktes Haar. Dann fragte ew gequält mit matter Stimme: „Tot? Das darf — das kann nicht möglich sein. Sie muß doch noch sagen können, daß ich bei ihr gewesen war." „Das konnte sie nicht mehr, denn als Inspektor Reb«' stein hinkam, fand er nur noch eine Tote." „Auch sie! Dann haben sich beide im Tode vereint, die sich lebend nicht mehr hatten finden können." Nach dieser Erklärung starrte Anton von Regensperg vor sich hin, ohne ein Wort zu sprechen. Der Staatsanwalt ließ ihn eine Weile gewähren, blät terte unterdessen in den vor ihm liegenden Akten, las in den Berichten, die Inspektor Nebstein über seine Nachforschun gen nach jener Frau Eva Lindström niedergeschrieben hatte und warf dabei manchen prüfenden Blick auf den Verhaf teten. War diese schwere, gramvolle Erschütterung echt? War jene Frau Eva Lindström wirklich zu früh gestorben, um einen Schuldlosen zu r«tten, oder zur rechten Zeit, um dessen letzten Versuch, sich zu retten, nicht mehr zerstören zu können? (Fortsetzung io lat,) N, der r,s «ll »ns 3« der Di 4 <E fall ruß tiM «de < ( W (Ei Lire lmei legu eher ixmi «mb« vH Ms (Ei St, der ein ner r (Ei den dem ten « Herr die, poste 1928 des! schuss gültic ordm in K abgei t wachs triebe Reich sowie Art - schafft S. 1c büron Hand nebst (8 11 Angej < -war 8 Sti den j
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