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Gegründet 1841 Die Eachseu-Zeitung enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen «. a. w/rWaA SöMMm v/rS Swmke Anzeigenpr«'-: die »SkspoIteneRaumM« MGoldpsennia, die 2 gespaltene Zeile der aml!ichcnBek°nntm«chirngenS0»old. Pfennig, die d gespaltene RedlamezeUe in, textlichen Teile der Zeitung lvo Goldpfennig. Nachwcifungsgedühr 20 wold- Km/ Kr. 0 onnahme dis vormittags IVUHr. - Für di- Richtigkeit der durch. Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radallanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogcn werden muh oder der Austraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch all« Vermittlungsstellen entgegen. Zm Falle d7n"n'Anspachauf ö'iej'e'u^g der Zeitung oder Kurz g z gsprerses. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Ports beiliegt. Nr. 4 - 83. Jahrgang. Tel.-Adr.: »Gachsenjeitung" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2810 Sonnabend, 5. Januar 1924 über bie WW eiMe ADWU Die „Times" zur Lage (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen - Zt g.") London, 4. Jan. Die „Times" beschäftigt sich in einem Leitartikel mit der zukünftigen Außenpolitik Englands. Das ge sunkene Prestige der englischen Außenpolitik muffe wieder her gestellt werden. Deutschland sei im Begriff, sich ohne Mitwir kung Englands mit Frankreich zu verständigen. Alles lasse da raus schießen- daß man von sranzösischer Seite eine Politik zu verfolgen gedenke, die nicht gewillt sei, sich in seinem System ein- sthränken zu lasten. Das Blatt deutet dann an, daß die Her stellung des europäischen Gleichgewichts gegen Frankreich unter englischer Führung mit das eine Ziel verfolge, eine neue Ver ständigung mit Frankreich anzubahnen. RciM-l des RWerMdtttci. Dresden, 4. Ian. Der Landtag nahm die Wahl des Ministerpräsidenten vor. Gewählt wurde Abgeordneter Hölz, gem. Soz. mit 52 Stimmen. Die Deutsche Volkspartei, wie die Demokraten batten Erklärungen abgegeben, datz sie ihre Stimmen dem Abg. Höl, geben würben. Die radi kalen Sozialisten haben nach Abgabe einer Er klärung den Sitzungssaal verlassen und nicht an der Wahlhandlung teilgcnommen. Auch die AEG. und Ludwig Löwe einbezogen (T i -« n e r F e r n s p r e ch d i e n st der „Sachsen - Zt g.") - Berlin, 4. Jair. Der Streik in der Berliner Metall industrie hat sich bis heute mittag aus etwa 120 Firmen aus gedehnt, die einen Arbeiterstand vo« rund 180 000 umfassen. Der Streik hat heute auch sämtliche Betriebe der A. E. G. und die Firma Ludwig Löwe mit emdezogen. Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben sich an den Reichsarbeitsminister mit dem Ersuchen um direkte Vermittlung gewendet. Einberufung des Reichseisenbahnrates. Berlin, 3. Ian. Der Reichseisrnbahnrat tritt voraus sichtlich in der nächsten Woche zusammen, um über" Möglichkeit, Art und Umfang einer Ermäßigung der Eijenbahngütertarise zu beraten. Die für diese Beratung notwendigen Vorlagen und Unterlagen werden im Neichsverkehrsministcrium bereits vor bereitet. Ueberall Verkehrsstörungen durch Schneemafsen. lCigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zt g.") Berlin, 4. Ian. Im östlichen Teile Mitteleuropas hatten die großen Schneefälle der letzten Tage große Störungen im Eisenbahnverkehr zur Folge. Der Bukarest-Göcheborger D-Zug ist mit sechsstündiger Verspätung in Berlin eingetroffen. Der Eisenbahnverkehr in den östlichen Gegenden Ist zum Teil völlig eingestellt. Auch cus Westdeutschland werden mehrstündige Ver spätungen der Schnellzüge gemeldet. Neuer Frankensturz. Paris, 4. Jan. Ein heute hier eingelaufeues Kabel- tclegramm aus Neuyork besagt, der Dollar habe heute den höchsten Stand erreicht, der in der Geschichte zu verzeichnen sei. Im Verhältnis zum französischen Frank sei der Dollar mit 20,13 notiert. Dieser Kurs ist an der gestrigen Pariser Börse bereits stark überschritten w^^ Der Dollar erreichte hier einen Mittelkurs von ^»,5.,^. Nach Börst ging der Dollar zurück. Das englis^ ist u*de mit einem mittleren Kurs von 87,295 notiert. Ztreikgefaftr. Von sachverständiger Seite wird «ns geschrieben: In Berlin ist eine große Zahi Betrieben der Metallindustrie stillgelegt worden, um» es ist damit zu rechnen, daß auch der Rest dieses Schicksal hat. Ebenso herrscht in der Berliner Holzindustne, der chemischen und Lederindustrie Kampfstimmung, besteht Die Gefahr, daß die Streiks oder Aussperrungen sich "Usbretten und a u f das Reichübergreifen, wozu schon Anzeichen vor liegen. Es ist überall dasselbe: der Streit um die Ver längerung des Acht-Stunden-Arbeitstages und die Lohn höhe. . . . Das Bild ist, rein äußerlich genommen, so, daß gegen über dem Friedensstand die Arbeitszeit um etwa 10 bis U) N verkürzt worden ist. dak die Löhne aber um etwa Verlegung des Generalstabs der Be setzungsarmee nach Mainz. Paris, 4. Ian. Wie offiziell aus Brüssel mitgeteiltwird,wirdderGeneralstabderBe- setzungs armes des Ruhrgebietes noch vor dem 15. Januar Düsseldorf verlassen, um sich nach Mainzzubegeben. GeneralDegouttewirdin- dejsen auf seinem Kommandoposten in Düssel dorf bleiben. Die verschiedenen Divisions stellen, die gegenwärtig in Düsseldorf einge richtet sind, werden vermutlich in der Stadt aufrecht erhalten bleiben. Zustimmung Poincares zum französifchen Antwortsentwurf. Paris, 4. Ian. Ministerpräsident Poincarö hat gestern dem Text des französischen Antwortentwurfs auf die deutsche Denkschrift vom 24. Dezember 1923 endgültig zugestimmt. Der Entwurf wird im Laufe des heutigen Tages dem französischen Botschafter in Brüssel zugehen, damit er der belgischen Regie rung zur Stellungnahme unterbreitet wird. Der diplomatische Redakteur der „Agentur Havas" bestätigt nochmals die von ihm bereits veröffentlichten Angaben über den Inhalt des franzö sischen Antwortentwurfs und fügt hinzu, daß außer den bereits gewährten Erleichterungen im Verkehr des besetzten Gebietes weitere Maßnahmen, soweit sie durch die Lage gerechtsertigt er scheinen, in Aussicht genommen wären. Die Aufhebung der Aus- und Einfuhrlizenzen werde nicht bewilligt werden. Sichtung des Wracks -er „Dixmuiden". Paris, 4. Ian. Radiotelegramme, die gestern in Mar seilles einliesen, besagen, daß ein Beobachtungsballon 3 Meilen südlich von San Marco das Wrack der „Dixmuiden" 40—50 Meter unter dem Meeresspiegel gesichtet hat. Andererseits wird aus Bizerta gemeldet, daß unweit Aupedaxo zwei Leichen auf gefischt worden sind. Die französischen Senatswahlen. Paris, 4. Ian. DieSenatswahlen amSonn - tag,bei denen essichum 116 Kandidaten,etwa ein Drittel der Senats sitze, handelt, werden ohne jede Spannung erwartet. Die ungewöhn liche Gleichgültigkeit des Publikums gibt ei nigen Blättern bereits Anlaß zu beachtens werten Betrachtungen. Kabinettsrat in London. London, 4. Ian. Obwohl noch nicht alle Minister in London weilen, hat gestern doch unter Baldwins Vorsitz der erste Kabinettsrat nach den Feiertagen stattgefunden. Haupt gegenstand der Beratungen war die Thronrede, mit der der König am 15. Januar das Parlament eröffnen und die deshalb von außerordentlicher politischer Bedeutung sein wird, weil sie auf die inzwischen veränderte Lage der konservativen Patei im Unterhause Rücksicht nehmen muß. Das Kabinett hat vor allem darüber zu entscheiden, in welcher Weise die Thronrede auf die Schutzzollpolitik, derentwegen die Regierung in den Wahlen ge schlagen worden ist, Bezug nehmen soll. In Verbindung damit sieht die Behandlung der entsprechenden in der letzten Reichs konferenz gefaßten Beschlüsse der Vertreter der Dominions. Der FaS -es Thüringer Innenministers. Weimar, 3. Ian. Der thüringische Innenminister Her mann ist auf Antrag des Weimarer Oberstaatsanwalts in das Weimarer Untersuchungsgefängnis überführt worben. Die Untersuchung gegbn ihn soll mit allergrößter Beschleunigung durchgeführt werden. 30 bis 35 A gesunken sind. Soweit es sich dabei um die reineLohnsumme handelt. Gemessen an derFrie - denskaufkraft der Löhne ist der Reallohn — dem gegenwärtigen Reichsindex gemäß — aber um 12 A niedriger als 1913; man muß also allein sür die Lebens haltung mehr Geld aufwenden als damals, wobei aber noch nicht erwähnt ist, datz die Bekleidung 60 bis 70 A Mehraufwendungen erfordert als 1913. Alles in allem erhält real der Arbeiter heute durchschnittlich die Hälfte bis zwei Drittel des Friedenszeitverdienstes, und auch das nur, weil durch die Niedrighaliung derMieten die Kosten der Wohnung immer noch um zwei Drittel verkürzt werden. Entscheidend ist volkswirtschaftlich, daß der Nealver- dienst des Arbeiters nicht unter das Existenzminimum sinken darf, wenn durch Lohnherabsetzung der Anteil der Löhne an den Produktionskosten vermindert wird. Denn ein Verdienst, der sick unterhalb des Eristenzminimums be wegt, bedeutet eine volkswirtschaftliche — und p r i v a t w i r t s ch a f tl i ch e — Unrentabilität, weil Raubbau an unserem wichtigsten Kapital, unserer Arbeits kraft, betrieben wird, die Einsetzung und Verwertung der vollen Arbeitskraft unmöglich machen heißt. Nun ist der Lohnquotient bei den Produktionskosten ganz verschieden. Im Kohlenbergbau beträgt er 30 bis 35 lÄ und geht bis zu 3 bis 5 A in anperen Industrien herunter. Ebenso verschieden ist daher überhaupt die Möglichkeit dieses Lohnabbaues. Wenn beispiels weise jetzt in der Berliner Metallindustrie eine Lohnherab setzung von 14 A erfolgt, in der chemischen Industrie ein Spitzenlohn von 50 Pfennigen pro Stunde gezahlt werden soll, so bleibt die Frage, ob das Existenzminimum damit unterschritten wird, natürlich strittig, würde aber überhaupt ausgeschaltet sein, wenn die Produktion durch Verlänge rung der Arbeitszeit die Lohnherabsetzung nicht nötig hat. Bon der Arbeiterschaft wird ja nun bestritten, daß vor allem der Lohnquotient das Objekt der Kostenherab- sctzung, der Betriebsrentabilisierung fein muß, daß viel mehr diese Produktionskostenminderung durch Umorgani sierung des Betriebes, Herabsetzung der Geschäftsunkosten und durch bessere technische und praktische Verwendung der Arbeitskräfte erfolgen soll. Das ist fraglos richtig, — wenn wir in normalen Zeiten leben würden. Aber alles diefes kostet Geld, verlangt Vermehrung des Betriebskapitals, neuen Kredit. Und vor allem die Garantie späterer Renta- bilisierung, also erweiterte Absatzmöglichkeit. Schon diese Andeutungen genügen, um zu zeigen, daß die Aufstellung solcher Generalforderungen fragwürdig ist. Weil Kredit würdigkeit bei jedem Betriebe ganz verschieden ist. Natür lich würde bei der Durchführung derartiger Maßnahmen der Anteil der reinen Arbeit an der Produktton sinken, damit auch der Anteil des Lohnes an den Produktions kosten; nnd bei konstanten Preisen, die eben die Konkurrenz fähigkeit verbürgen müssen, könnte die Lohnhöhe steigen, damit die Kaufkraft der Massen, damit wieder die Absatz möglichkeit der Produktion. Aber eben nur dann, wenn die erwähnten Möglichkeiten mit Hilfe eines Kredits ausführ bar sind und nicht neue Lasten auf die Produktion gelegt werden. Sonst bleibt nur Kostenminderung nach der Richtung des geringsten Widerstandes hin übrig, und das ist eben Lohnherabsetzung und Arbeitszeitverlängerung, wobei also die Kosten gekürzt, der Nutzeffekt der Produktion — theo retisch— vermehrt wird. Wir betonen das „theoretisch", denn eine Vermehrung der Arbeitszeit bedeutet durchaus nicht immer vermehrte Produktion. Der Arbeiter muß leben können, darf also ^durch allzu niedrige Löhne nicht „Substanzverlust" an seinem Kapital, nämlich feiner Arbeitskraft, erleiden, um arbeiten zu können, um nicht nur privatwirtschaftlich, sondern vor allem volkswirtschaftlich Werteschaffender Produktionsfaktor zu sein. Stillegung der Berliner Metallindustrie. Fast sämtliche dem Jndustrieverband angeschlossenen Betriebe sind stillgrlegt, und zwar bis Donnerstag nach mittag über 100 Betriebe mit 130 000 bis 140 000 Arbeitern. Die Bewegung nimmt ständig an Umfang zu. Sie umfaßt die Betriebe der AEG., Bergmann-Rosenthal, Schwartz kopff, Borsig, Lindström, Knorr-Bremse und Aga in Lichten berg, Daimler, Orenstein u. Koppel, Drewitz und Spandau, Osram, Lorenz, Deutsche Telephonwerke, Frister u. a. m., wozu auch das Siemenswerk in Charlottenburg ge kommen ist. Vermittlungsverhandlungen sind eingeleitet, und zwar unter dem für Groß-Berlin neuernannten Schlich ter. dem früheren Reichsminister Wissell. vieMMr» »ter ff». Dresden, 2. Ian. In der sozialdemokratischen „Chem nitzer Volksstimme" wendet sich der ehemalige Chemnitzer Stadtverordnete Fritz Müller mit scharfen Worten gegen die „Opposition" in der Sozialdemokratischen Partei, die in der letzten Zeit die Oberhand gewonnen hat und geißelte ihre der Partei und der Allgemeinheit schädliche Tätigkeit. Er sagt, daß er sich auf scharfen Widerspruch gefaßt mache, aber er er trage ihn gern, denn er schreibe nicht, um den Beifall der Massen zu finden, sondern um dem zu dienen, was er für die Wahrheit halte. Zunächst kritisiert Genosse Müller die Haltung der „Opposition" in der Frage der großen Koalition im Reiche. Er weist darauf hin, daß man die Genossen, die sür die große Koa lition eingetreten sind und in ihr gewirkt haben, unmöglich zu den Dummköpfen zählen könne. „Aber", so sagt er, „es malt sich eben in den Köpfen derer, die „an der Ouelle sitzen" und „hinter die Kulissen blicken" können, das Bild von dem, was zu tun ist, ost ganz anders, als im Kopfe eines nicht im öffent lichen Leben stehenden Genossen, der nur eine Zeitung liest, mit seinen Kollegen diskutiert und die örtlichen Versammlungen be sucht. Die Rücksicht auf die Stimmung der Massen trägt viel leicht die Schuld daran, daß unsere Genossen zu spät in dje große Koalition gegangen sind, und daß sie sie zu zeitig ver lassen haben." Sehr lehrreich ist das, was dann Genosse Müller über die von der „Opposition" in Sachsen eingeschlagene Politik sagt: „Die „Opposition" bucht als einen großen Ersolg, daß die Kommunisten nicht nur mit uns Hand in Hand zu arbeiten, bereit waren, sondern daß sie schließlich sogar mit in di: Re gierung eintraten. Ich will mir versagen, die vielen Streiche