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SMoMe DtWrMrms M LsKSkÄMa/?, Sürser^vm, Seamke, ÄKMMe v. ÄfSK/er »i« ,Sachstii.Zntung' erscheint «SaNch nachmittag- S Uhr für den folgende« Tag. Bezngsprei-: Bei Abholung in Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile L0 Doldpsennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen DekannIniachungcn40tSold. dör Geschäftsstellen und Ausgabestellen r — Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mark, bei Poftbestellung Pfennig, die S gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung ISO Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold ie M/§S?r/Kr' VaAeS/att Km/ M/sSrr/ss Kr. 6 Mrd DeschSstsstcllcn nehmen L — — jederzeit Bestellungen entgegen. annahmc bis vormittags lv Uhr. Für die Richtigkeit der durch 8« Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung Fernruf übermitteltenAnzeigcn übernehmen wir keineGarantse. 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Der französische Präsident Millerand wehrt sich aufs kräftigste seiner Haut als Präsident der französischen Republik und hat es wirklich fertiggebracht, gegen Senat und Deputiertenkammer dis Bildung eines Mini steriums herbeizuführen; ob es ihm freilich gelingen wird, dieses und damit sich selbst durchzusetzen, sich auf dem Präsidentenstuhl zu halten, erscheint fast als ausgeschlossen. Aber im französischen Parlamentarismus sind vielleicht noch mehr Ding möglich als in dem anderer Länder. An und für sich, theoretisch ist Millerand natürlich im Recht, und es gibt keine Bestimmung in der französischen Verfassung, die ihn zur Abdankung nötigen könnte., wie es die Linksparteien wollen. Er ist auf sieben Jahre ge wählt worden, und zwar, wie üblich, in feierlichster Form. Denn zum Zweck der Präsidentenwahl treten die beiden Kammern, also der Senat und die Deputiertenkammer zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen und konstituieren sich als „Nationalversammlung". Der Präsident muß dann mit absoluter Majorität aller abgegebenen Stimmen gewählt werden: stirbt er oder legt er sein Amt nieder, dann tritt sein Nachfolger nicht etwa, wie das in Amerika geschieht, in das Septennat ein, sondern wird für sieben Jahre neu gewählt. Bis zur Neuwahl führt dann der Ministerrat in seiner Gesamtheit die Geschäfte des Präsi denten. Der Präsident ist unabsetzbar» kann beseitigt werden nur dann, wenn ein begründeter Verdacht des Hochverrats gegen ihn vorliegt. Dann kann er auf An trag der Deputiertenkammer in Anklagezustand versetzt und vom Senat abgeurteilt werden. Einen Vizepräsi denten kennt man in Frankreich nicht. Ursprünglich war etwas ganz anderes gewollt worden. Die ersten beiden Präsidenten der dritten französischen Re publik, Thiers, dann General Mac Mahon, waren von der Nationalversammlung gewählt worden in der deut lichen Absicht, nur als Platzhalter für die demnächst wieder einzuführende Monarchie zu fungieren. Sie waren mit dieser Würde des Präsidenten betraut worden als Persönlich keiten mit ganz bestimmten Zielen. Durch eine Zusallsmehr- heil von ganzen zwei Stimmen ist dann aber die Entwicklung eine ganz andere geworden: aus der persönlichen Würde des durch die Nationalversammlung mit der Exekutive Betrauten ist eine ganz unpersönliche, vor allem repräsentative Staats einrichtung geworden, die zwar mit einer Fülle von Machtbe fugnissen umkleidet ist, aber auf den Ministerpräsidenten als den die Verantwortung übernehmenden angewiesen ist. Das hat sich besonders im Falle Mac Mahon gezeigt, der bekannt lich sein Amt als Präsident niedergelegt hat. (Unerörtert mag hie-? der Fall des Präsidenten Grevy bleiben, der durch schmutzige Geschäfte seines Schwiegersohnes Wilson kompro mittiert wurde, außerdem, weil er keiire Lust hatte, nur den Zeremonienmeister zu spielen, und deshalb zurücktrat. Ebenso hat bekanntlich P^ul Deschamel, der Vorgänger Mille rands 1920 sein Amt nach dreivicrteljähriger Amtstätigkeit Niedergelegt, als er in einem Anfall von Geistesgestörtheit im Schlafanzug aus einem Eisenbahnzug stieg. Der Fall Mac Mahon weist aber nach manchen Richtun gen gewisse Ähnlichkeiten mit Ler gegenwärtigen Situation auf. Vielleicht hat nur die Unentschlossenheit dieses Gene rals eine Wiederherstellung der französischen Monarchie ver hindert; da er aber sozusagen „politisch belastet" war und seine Politik nun durch die Kammer durchkreuzt wurde, ist er zurückgetreten. Einfach deshalb, weil er einsah, daß inner halb der ihm durch Lie Verfassung von 1875 gesetzten Gren- > Sen für seine persönliche Politik kein Raum mehr vorhanden j Mar. Tatsächlich ist aber in den folgenden Jahrzehnten die Entwicklung eine ganz anLere geworden, als man damals ge wollt hat. Das hat seinen Grund darin, daß die unter Mac Mahon noch prinzipiell antirepublikanischen sehr starken kon servativen Kreise in den neunziger Jahren einlenkten und die französische Staatsform kaum noch Gegner hat. Das hat schließlich dazu geführt, daß die Rechte Les Präsidenten gegenüber Lem tatsächlich aus der Parlamentsmehrheit her- dorgehenden Ministerpräsidenten in steigendem Maße wieder- » hergestellt wurden, so daß gegen die immer stärker werdende Wellung namentlich Poincarös, -er 1913 bis 1920 Präsident gewesen ist, sehr besorgte Stimmen erhoben haben. So wird der Kampf zwischen dem Präsidenten und den- Kammern recht interessant. Freilich entscheiden wie über- gaupt in der nrordernen Demokratie nicht Verfassungspara- grapheu. sondern die Kräfte» die hinter Len Kämpfenden gehen. die deutsche fianüelzzcM. fahrt rur Zee. Volkswirtschaftliche Abhandlungen von Gew.-Oberlehrer Meyer, Wilsdruff. (Schluß.) II. Norddeutscher Lloyd in Bremen. „Am 20. Februar 1857, 10 Jahre nachdem der „Washing ton" der Ocean Steamship Navigation Company als erster Dampfer von Bremen nach New Bork abgestoßen war und ebensolange nach Gründung der Segelschifssreederei Hamburg- Millerand zurückgetreten. Eisige Aufnahme -er Botschaft Millerands in -er Kammer — Mißtrauensvotum gegen das neue Kabinett. Paris, 10. Juni. Die Kammersitzung hatte eine unge heure Menschenmenge vor das Parlamentsgebäude gelockt. Seit Friedensschluß hat keine Parlamentssitzung jemals eine solche Nervosität im Publikum Hervorgerufen. Die nachmittags 3 ilhr in der Kammer vom Ministelpräsi- denten Marsal, im Senat vom Iustizminister Rotier verlesene Botschaft des Präsidenten der Republik lautet folgendermaßen: Als die Nationalversammlung mir die Ehre erwies, mich mit 695 Stimmen zum höchsten Amte zu berufen, wußte sie aus meinen öffentlichen Erklärungen, daß ich bereit war, ins Elysee zu gehen, um dort die nationale Politik des sozialen Fortschritts, der Ordnung, Arbeit und Einigkeit zu vertreten. Die feierliche Verpflichtung, die ich vor dem Lande übernahm, habe ich getreu lich gehalten. Frankreich dürstet nach Frieoen und Freiheit. Es will nach außen hin eine Politik ausüben, die im Einverständnis mit seinen Alliierten Sicherheit, Reparationen, Durchführung des Versailler Vortrages und Respektierung sämtlicher diplomatischen Akte gewährt, die die neue europäische Ordnung gegründet haben. Diese Außenpolitik macht eine Innenpolitik notwendig, die sich von den Lehren des Krieges leiten läßt, die sich auf das Ein vernehmen unter den Franzosen, auf Achtung vor der Meinung und dem Glauben anderer gründet und aus das Bestreben, in die sozialen Bezichungen immer mehr Gerechtigkeit und Gutes bmeinzutragen, sowie auf den Willen der Aufrechterhaltung strengen Gleichgewichts zwischen den öffentlichen Einnahmen und Ausgaben, um den Kredit Frankreichs zu wahren. Diese Idee hat mich in meinen Handlungen stets geleitet und wird mich darin weiter leiten. Durch die Bestimmung, daß der Präsident der Republik nur im Falle des Hochverrats verantwortlich ist, hat die Verfassung im nationalen Interesse der Stabilität und Stetigkeit dafür Sorge tragen wollen, daß die Vollmacht des Präsidenten sieben Jahre hindurch vor den Schwankungen der Politik geschützt bleibt. Wenn künftig die Willkür einer Mehrheit den Präsidenten der Republik zwingen könnte, sich aus politischen Beweggründen zurückzuziehen, so wäre der Präsident der Republik nur noch ein Spielball in den Händen der Parteien. Sie werden mir behilf lich sein, eine so furchtbare Gefahr abzulehnen. Ich habe es ab gelehnt, von meinem Posten zu desertieren. Es ist nicht möglich, daß das Parlament sich über die Gesetze hinwegsetzt, die beachtet werden müssen. Gefährliche Ratgeber bemühen sich, im Partei interesse durchzusetzen, daß die neue Legislaturperiode mit einem revolutionären Akt beginnt. Die Kammer wird chnen die Ge folgschaft verweigern. Getreu dieser Ueberlieferung wird der Senat, wie er es in den ernstesten Situationen war, der Vertei diger der Verfassung bleiben. Eine konstitutionelle Frage von solcher Wichtigkeit für die Zukunft der Republik, wie es die durch die gegenwärtige Krisis aufgeworfene ist, kann nicht im Halb dunkel durch Entscheidungen einzelner Personen oder Beschlüsse geregelt werden. Ich appelliere vertrauensvoll an die Vernunft beider Häuser des Parlaments, an die Vorsicht, an die Liebe zu Frankreich und zur Republik. Aus Pflichtbewußtsein habe ich gern die Verantwortlichkeit übernommen. Für das Parlament ist nun die Stunde da, die seinige zu übernehmen. Nach Verlesung der Botschaft des Präsidenten erklärte Kammerpräsident Painleve: Ich nehme Kenntnis ^von dem Inhalt der BdtschaA des Prä sidenten der Republik, deren Wortlaut im Protokoll ausgeführt und deren Text in den Archiven ausbewahrt werden wird. Hier auf verlas Ministerpräsident Marsal die ministerielle Erklärung. In dieser von Marsal in der Kam mer, von Rotier im Senat verlesenen ministeriellen Erklärung wird bargelegt, daß die Regierung Marsal nur gebildet worden sei, um Kammer und Senat zu ermöglichen, sich in einer Debatte konstitutioneller Art, die seit einigen Tagen außerhalb des Parlaments eröffnet worden sei, aber in der das Parlament endgültig entscheiden könne, auszusprechen. Die Erklärung, wurde von der Rechten und den Mittelparteien mit Beifall, von den Linksparteien mit eisigem Schweigen ausge nommen. Nach Verlesung der vorliegenden! Interpellationen fragte der Kammeipräsident den Ministerpräsidenten, wann deren Diskus sion stattfinden solle. Der Ministerpräsident erklärte: Ich nehme die Diskussion sofort an. Hierauf verliest der Kammerpräsident die folgende Resolution des Kartells der Linken: Die Kammer ist entschlossen, mit einem MinisAium, das durch seine Zusammensetzung die Verneinung dec Rechte des Parlaments darstellt, nicht in Verbindung zu treten, lehnt die verfassungswidrige Debatte, zu der sie aufgefordert wird, ab und beschließt, jede Entscheidung zu vertagen, bis sich eine Regierung vorstellt, die im Einvernehmen mit den souveränen Rechten des Landes gebildet ist. Der Abg. Saittinger ruft: Das ist die Guillotine! Der loth ringische Abg. Francois ruft: Warum hört Ihr nicht die Stim men des Auslandes? Hierauf gaben Vertreter der Mititelp arteten und der rechts stehenden Parteien Erklärungen ab. Ministerpräsident Marsal stellt hierauf die Vertrauensfrage, s indem er feststellt, daß keiner der Unterzeichner der Tagesordnung s über die Abstimmung das Wort in der Debatte ergriffen habe. Die weiteren Ausführungen Marsals rufen auf der Linken -des Hauses stürmischen Widerspruch hervor. Schließlich wird der Vertagungsantrag mit 329 gegen 214 Stimmen angenommen. * Die Rücktrittserklärung. Paris, 10. Juni. Das Bureau des Präsidenten der Republik veröffentlicht folgende Note: Der Ministerpräsident hat sich mit seinen Ministern zum Elysee begeben, um dem Präsidenten Mitteilung von den Vor gängen im Parlament zu machen. Millerand dankte Marsal und seinen Kollegen lebhaft für die Unterstützung, die sie ihm bei der Verteidigung der Verfassung gewährt hatten. Da die Minister ihre Demission anboten, antwortete Mille rand, daß er angesichts der Sitzungsberichte aus Kammer und Senat, die ihm der Ministerpräsident erstattet habe, zurückzntreten beschlossen habe. Er ersuchte dementsprechend das Kabinett, im Amte bleiben zu wollen. Der Ministerrat wird morgen vormittag zusammentreten. Die Demission des Präsidenten der Republik wird der Kammer und dem Senat zum Beginn der morgigen Nachmittagssitzung bekanntgegeben werden. * Das Kabinett hat für heute 11 Uhr einen neuen Minister- rat angesetzt, in dem über die Frage der Demission verfassungs gemäß beschlossen werden soll. Amerika-Linie wurde zu Bremen der Lloyd begründet (benannt nach dem Londoner Schiffsmakler Edward Lloyd). Die Namen des Konsul Meier und Direktor Crüsemann sind mit der Gesell schaft untrennbar verbunden, die den Zweck hatte, „regelmäßige DaMpffchiffahrtsverbindungen mit europäischen und transatlan tischen Ländern herzustellen, Fluhl- und See-Assekuranzen (Ver sicherungen) zu übernehmen, bett bisherigen Dampferverkehr für Personen und Güter sowie für den Schleppdienst von Fluß- und Seeschiffen auf der Weser und deren Nebenflüssen oberhalb und unterhalb Bremens zu erhalten und zu erweitern." Die Gründung frischen Hanseatengeistes wuchs rasch in staunens wertem Ausmaße. Marksteine in der Entwicklung unter Crüse- manns sicherer Führung waren: die Bahnverbindung zwischen Bremen und Bremerhaven (Geestebahn), der 14 tägige, später 8 tägige Amerikadienst mit 4 bezw. 8 Dampfern, die lieber- nähme englischer und amerikanischer Postbesörderung, nach 10 Jahren 20A Dividende, die Baltimore-Linie, Fahrten nach New Orleans und Galveston, die Bremen-Cuba-Verbindung, große Trockendock-Anlage, Brasilien-La Plata-Linie. Mit Loh mann als Direktor kam der Schnelldampferverkehr, und das 25jährige Bestehen fand eine Flotte von fast 100 Schiffen, dabei 29 transatlantische Dampfer. Mit Staatsbeihilfe wurde eine - Postdampferverbindung mit Ostasien und Australien eingerichtet ' und in Verbindung damit bekam die Stettiner „Vulkan-Werft" großä Lloydaufträge. Genua—Gibraltar—New Bork wurde Pine bedeutsame Schnelldampferlinie. Der nächste Leiter des Lloyd, Wiegand,' bildete die Handelsflotte neuzeitlich um und half über eine drohende Wirtschaftskrise durch einen deutsch holländisch - englischen Reeder - Zusammenschluß und Reformen im Postdampserverkehr. Durch den Erwerb zweier britischer Ge sellschaften erwuchs eine ostasiatische Küstensiotte, und Hongkong erhielt eine große Lloydvertretung als Stützpunkt der friedlichen deutschen Eroberung des fernen Ostens. Der Mittelmeer-Le- Vante-Dienst wurde eingelichtet. Es gab neue Wirtfchafts- känrpfe, diesmal mit der amerikanischen Hochfinanz, mit dem Morgan-Trust, zu bestehen. So stand der Lloyd zu seinem 50. Geburtstag da als söner der beachtenswertesten Faktoren deutschen Handels- und Verkchrslebens zur Freude sÄnes Füh rers Wiegand, der zwei Jahre später starb. 1912 — nach 55- jährigem Ausbau — umfaßte die Lloyd-Flotte 117 Seedampfer (außer 8 im Bau befindlichen), 2 Schulschiffe, 66 Noüdsee-, Flußdampfer und Barkassen, 248 Leichter und 7 Dampfleichter, 17 wÄtere Fahrzeuge. Das Friedensdiktat, dieser Allzerstörer deutschen Fleißes, riß -auch hier alles ein, so daß man 1919 eigentlich von vorn anfing. Seit 1922 verkehren erst 14-, dann 8 tägig wieder die Dampfer zwischen Bremen-Neuyork, Bre-