Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, TagrbiaN- erscheint tLgNch nach«.'» Uhr fik de« s»l,enden r«,. Bejnzeprein: «u Adholun, t» >« »eschLfteftelle »nd de« «n,,abeftelle» r M». im Monat, dki zusteLun« »nrch die »ote« r.« Md., dei Poftdestellun, ^.N^anL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend n,» »rschSft,stellen - U nehmen ,u jeder Zeit »« ^»nse« nrrflegln- Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Aettrnrg oder Kürzung des Bezugspreise«. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die llgespaltene Naumzeile A) Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 G oU»- pfennig, di« 3 gefpalteneAeklamezeAe i« textlichen Teile IVO Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- gefchriebeneGrscheinnngs- —. - - tage und Platzvorschristen wkidn, nach MSglichdM Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen -»nähme dir norm, wUhr - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nassem Nr 229 —83 Aahrgaug Tig -Adr .Amsb-n- 2VilsdruffsDresden P-icheck Dcsdc»2s<o Dienstag 30 September 1924 ms hanaekpMWe Aufgaben.' Bon einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns , zu den im Augenblick im Vordergründe stehenden in- und ausländischen Wirtschaftsfragen geschrieben: Vielleicht ist es doch nicht so ganz falsch prophezeit, ' wenn man der Ansicht Ausdruck gibt, daß nun auch andere Staaten zu Lem Mittel der zollpolitischen Son. derbelastung deutscher Einfuhrwaren schreiten wer- s den, wie das England schon seit 1921 tut, Frank reich ab 1. Oktober tun will. Bekanntlich hat sofort s Belgien die Nachricht verbreiten lassen, daß man auch . in Brüssel mit ähnlichen Plänen umgehe. Und Polen hat sich beeilt, gleiche Absichten in Aussicht zu stellen. Ist Frankreichs Vorgehen ein glatter Bruch des Lon- doner Paktes nach Sinn und Wortlaut, so ist die Drohung der 26 ?Ligen Sonderbelastung auf deutsche Einfuhrwaren durch Belgien und einige andere Staaten in der Hauptsache als Pressionsmittel zu verstehen, das man bei den derzeitigen wie zukünftigen Handelsvertragsverhandlungen anzuwenden beliebt. Während aber über das französische und belgische Vorgehen Lärm in der deutschen Öffentlichkeit entsteht, die Reichsrcgierung sogar einen feierlichen Protest nach Paris schickt, handelt England. Es wird seinen sog. „rooovor^ net", der ja nun schon seit dem Mai 1921 besteht, in die Wagschale der zollpolitischen Verhandlungen Wersen, um dafür das Zugeständnis der Meistbegün stigung zu erhalten. Dieses Angebot wirkt um so schwerer, weil England sich beim Londoner Abkommen noch einmal das Recht zu dieser Sonderbelastung zusprechen ließ, sich dabei aber nicht auf eine bestimmte Höhe fest legte, so daß es jederzeit rechtlich in der Lage ist, die Sätze zu ändern. Was über die bisherigen Verhandlungen in die Öffentlichkeit gedrungen ist, ruft vor allem den Eindruck hervor, daß die Forderungen, die man an uns stellt, weit über das hinausgehen, was etwa vor dem Kriege fremden Mächten zoll- und handelspolitisch bewilligt wurde. Ein, angeblich inoffizieller, Vertreter Englands hatte bei seiner Fühlungnahme in Berlin eine ebenso angeblich inoffizielle Denkschrift mit derartig weitgehenden englischen Wünschen ans der Tasche gezogen, daß unsern Vertretern die Haare zu Berge standen und man von vornherein ablehnte, über haupt auch nur auf der Grundlage dieses Schriftstückes zu verhandeln. Da hat dann der Engländer, Herr Foun tain, seine Denkschrift wieder in die Tasche zurückgestecki und seine Wünsche etwas heruntergeschraubt. Immerhin kann natürlich dem englischen Wunsche auf völlig gleich mäßige Behandlung der Schiffe mit den deutschen in deutschen Häfen, ebenso auf grundsätzliche Gleichberechti gung der englischen Kaufleute und Unternehmungen mit den deutschen doch wohl um so weniger entsprochen wer- den, als diese Gleichberechtigung nicht etwa mit dem ent sprechenden Zugeständnis für die deutschen Schiffe und Kaufleute in England, sondern eben nur durch die Auf hebung der „rooovor^ aot"-Abgabe erwidert werden soll. Es ist also keineswegs eine vollwertige Münze, mit der man von Deutschland Zugeständnisse erkaufen will, sondern nur eine Summe, die man von Deutschland widerrechtlich sich angeeignet hat. Man hütet sich, die Zollmauern irgendwie einzureißen, die man gerade Deutschland gegenüber errichtet hat. Wir können dem gegenüber ein einseitiges Vorgehen nach der Richtung hin nicht sür glücklich erklären, daß wir uns durch weit ausgedehnte Meistbegünstigung — also Anwendung der M i n i m a l z ö l l e — eines Schutzes berauben, den unsere Industrie um so nötiger hat, je höher die Sonderbelastung der deutschen Wirtschaft durch die Zahlungsverpflichtungen von Versailles und London getrieben worden ist. Wir müssen nicht nur Schutz-, sondern auch Finanzzölle haben. Wenn der Verein für Sozialpolitik so eben auf seiner Stuttgarter Tagung bei der deut schen Zollpolitik den Gesichtspunkt besonders beachtet haben will, daß wir uns die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung zu eigen machen sollen, so ist zu be denken, daß wir unter ganz anderen ökonomischen Ver hältnissen zu arbeiten haben als die andern großen Jn- pustrievölker. Und daß die Art unserer Zollpolitik doch sehr wesentlich mitbestimmt wird von dem Verhalten der andern. Als Gegner der Agrarzölle spricht sich der Verein für Sozialpolitik auch gegen die Wiedereinführung der früheren Zollsätze auf Getreide und Fleisch aus, die geeignet seien, die Lebenshaltung ungünstig zu beein flussen. Wir glauben, daß man aber die Agrarzölle nicht isoliert betrachten und behandeln darf; sie sind vielmehr aufs engste verknüpft mit der Höhe und der Ausgestaltung der I n d u st r i e z ö l l e. Überhaupt ist diese Trennung der beiden Arten auch unter dem Gesichtspunkt der Lebens haltung leicht irreführend, weil diese doch nicht allein von der Höhe der Lebensmittelprcrse abhängig ist, vielmehr auch die Kosten der andern zur Deckung des Lebensbedarfs notwendigen Waren nicht weniger von Bedeutung sind. Und daß doch die Landwirtschaft genau solch ein Zweig unserer Gesamtwirtschaft ist, vielleicht sogar der wichtigste, dem Wert der Produktion gemäß, wie die Industrie, sei es Kohle oder Eisen oder Kali. Der Grundsatz, daß die Zollpolitik systematisch aus diese Gesamt Wirtschaft ihre Anwendung zu finden hat, kann nicht aus außerhalb der wirtschaftlichen Erwägung liegenden Zielen verschoben werden. Abbau der Devisengesetze. Mr «ich Eiiheitskurs siir Jesise«. Benin, 28. September. Wie bereits mehrfach angekündigt, hat sich die Rcichs- regierung nunmehr entschlossen, die Devisenverordnungen mit Ausnahme der Bestimmung über den Einheitskurs und einiger gewerblicher Vorschriften nach dem endgültigen Zustandekommen der Dawes-Anleihe aufzuheben. Amtlich wird dazu mitgeteilt: „Die Reichsregierung kann sich den gewichtigen Gründen, welche die Wirtschaft seit langem sür die Aufhebung der Devisenverkehrsbe schränkungen vorbringt, nach Annahme der Dawes-Gesetze nicht mehr verschließen. Die Aufhebung kann aber nicht eher erfolge^ als bis auch die wesentliche Voraussetzung für das Inkrafttreten der Dawes-Gesetze, das Zustande- kommen der 800-Millionen-Anleihe gesichert ist, weil inzwischen noch beunruhigende Momente auf die Währung zurückwirken können. Sobald die Verträge über die Anleihe unterzeichnet sind, wird der Reichswirtschafts minister die Devisengesetzgebung außer Kraft setzen. Auf rechterhalten bleiben vorläufig der Einheitskurs und diejenigen Bestimmungen mehr gewerbepolizeili cher Natur, welche die Devisenbanken, Wechselstuben und Devisenmakler betreffen. Auch diese Bestimmungen werden den veränderten Umständen angepaßt werden. Der Abbau des Kommissars für Devisenerfassung war bereits seit langem für den 30. September 1924 vorgesehen. Da eine Verlängerung seiner Tätigkeit für die Übergangszeit nicht mehr erforderlich erscheint, wird an diesem Zeitpunkt festgehalten werden. Seine Geschäfte werden bis zum Außerkrafttreten der Devisengesetzgebung vom Neichswirt- schaftsministerium erledigt." Mitbestimmend für die geplante Aufhebung der zahl reichen Verordnungen war, daß die Reichs bank er klärte, bei ihrer gegenwärtigen Lage etwa vermehrten An sprüchen voll gerecht werden zu können. Jedoch müsse der Einheitskurs vorläufig deswegen aufrechterhalten bleiben, um wenigstens den inneren Markt beherrschen zu können. Im Zusammenhang damit bleibt auch der Terminhandrl in Devisen verboten. Vie «eulsKe sieparstisnrsitkibt. Auslegung M r üt e Oktober. Das offiziöse Bureau Reuter meldet, daß demnächst eine deutsche Delegation in London eintrcffen werde, UNI mit den Finanzkrcisen über die Ausgabe der deutschen Ncparationsanleihe zu verhandeln. Das Blatt „Daily Telegraph" stellt fest, daß Vie von der Neparationskommission eingesetzten Beamten und Organe zur Ausführung des Dawes-Planes außerordent lich befriedigt sind von der loyalen Mitarbeit der deutschen Behörden. Deutschland sei bezüglich seiner Leistungen aus dem Dawes-Plan gegenüber den vorgesehenen Fristen nicht nur pünktlich in der Erfüllung, sondern habe be reits einige Leistungen etwas früher bewirkt. Die deutsche SiresemM über die NM Lage. Berlin, 28. September. Reicysaußenmintster Dr. Stresemann sprach gestern an läßlich des Berliner Bezirksparieitages der Deutschen Volks pariei in einer Versammlung über die politische Lage. Von der Außenpolitik ausgehend, sagte er, sie sei charakterisiert durch das Zustandekommen der Londoner Abmachungen und durch die Entspannung der weltpolitischen Lage. „Die Verhandlungen wegen der Anleihe," so fuhr er fort, „sind nach manchen Schwierigkeiten so weit gefördert, daß vor aussichtlich in der nächsten Woche eine Entscheidung zu er warten ist. Reichsfinanzminister Luther wird sich deshalb am Mittwoch nach London begeben. Die Entspannung der welt politischen Lage dürfte auch dazu führen, daß die Verhandlun gen wegen ausländischer Kredite für die deutsche Wirtschaft sich erfolgreich gestalten." Auf die Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund übergehend, erklärte Dr. Stresemann, daß das Mißverständnis mit Lord Parmoor durch die Be richte des Botschafters Dr. Sthamer vollkommen im Sinne der deutschen Delegation geklärt ist. Der Zwischenfall ist abge schlossen durch die Erklärung Sthamers, daß er in der ganzen Unterredung nicht imstande war, das Wort „Völkerbund" zu übersetzen, weil das Wort im Verlauf der ganzen Unterredung nicht gefallen war. Die innerpolitschen Erklärungen des Ministers galten der Forderung der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei nach der Einbeziehung der Deutschnationaleu in die Neichsregierung. Dr. Stresemann betonte zunächst, daß die Deutsche Volkspartei sich nicht auf den Weg drängen lassen werde, das Zusammenarbeiten mit den Sozialdemokraten grundsätzlich abzulehnen. Durch die Abstimmung über das Sachverständigengutachten sei nun aber zwischen einer großen Anzahl von Mitgliedern der deutschnationalen Reichstags fraktion und den Regierungsparteien eine Übereinstimmung erfolgt über die Notwendigkeit der Annahme des Gmachtens. Stelle sich die Deutschnationale Volksvarlei aus den Boden der Anleihe werde Mitte Oktober tn London und Newyorl zur Ausgabe gelangen, da die Bildung der notwendigen Emissionssyndikate gute Fortschritte mache. Der feit einigen Tagen in London weilende Dr. Schacht habe mit außerordentlichem Erfolg die Vorverhandlungen ge führt. In Kürze begibt sich auch Reichssinanzminister Dr. Luther nach London. Englands Druck bei den Handelsvertrags- Verhandlungen Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 29. September. Bon maßgebender Seite in der „City" sowohl wie von bestmsormierter Seite ist aus das bestimmteste vcresichert worden, daß England bei den jetzt lau fenden Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsver trages darauf bestehen wird, von Deutschland in der gleichen Weise behandelt zu werden wie andere Staaten. Gemeint ist damit natürlich Frankreich. Alle Stellen sprechen die Ueberzou- gung aus, daß die englische Regierung forlgefcgt würde, wenn sie in diesem Punkte nachgibt. Man hat längst Angesehen, daß man bei Abschluß des Londoner Vertrags einen schweren Irr tum begangen hat. Wenn England benachteiligt würde, würde man von englischer Seite sofort die Frage der Kriegsschuld auf rollen. Zu den deutsch-französischen Handels vertragsverhandlungen Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 29. September. Ministerpräsident Herriot hat de» Handelsministr mit der Mission beauftragt, im Namen der Regierung die deutsch-französischen Handelsvertragsverhaublun gen zu leiten. Die deutschen Delegierten werden am nächsten Dienstag in Paris eintreffen. Einigung mit den Japanern in Genf Genf, 29. September. In später Abendstunde gelang es den gemeinsamen Bemühungen der französischen und englischen Delegation, die Japaner von ihrer ablehnenden Haltung gegen über dem Genfer Kontrollenttvurf abzubringen. Wie verlautet, ist eine Einigung erzielt worden. Man bemüht sich zur Stunde noch, die Norm zu finden. Rücktritt Lord D'Abernons. London, 29. September. Der Rücktritt des englischen Botschafters in Berlin Lord D'Abernon wird in den hiesigen Blättern wieder einmal als nahe bevorstehend bezeichnet. Mekka erobert? London, 29. September. Nach Meldungen aus Kairo und Alexandro ist die Eroberung Mekkas durch die AnMuoi- fchen erfolgt. Die Nachricht ist noch nicht bestätigt. außenpolitisch gegebenen Tatsachen, so wäre es falsch, ihre Mit wirkung an den Regierungsgeschäften abzulehncu. .tum Schluß bezeichnete Dr. Stresemann die Politik der Deutsche:! Volkspartci als „die Idee der reale» Machtpolitik nach a. r und der Mitwirkung weitester Kreise des Volkes am Saun nach innen". WeiMWerim und AWnndentag Ausnahmen mir bei außerordentlicher Notlage. Die Spitzenverbände der deutschen Arbeitgeber »ud Arbeitnehmer sind vom Reichsarbeitsministerium über die Ergebnisse der Zusammenkunft des deutschen, englischen, französischen und belgischen Arbeitsministers in Bern ver traulich unterrichtet worden. Bei dieser Besprechung wurde auch fcstgestellt, daß nach den Erklärungen des Nm/ - arbeitsministers Dr. Brauns in Bern Deutschland keineswegs beabsichtigt, im Falle einer Ratifi zierung des Washingtoner Übereinkommens die Dnru: führung dieses Übereinkommens auf Grund des Artikels 14 unter Berufung auf die Lasten der Reparationsvcrpflich tungen hinauszuschieben, daß vielmehr eine Anwendung dieses Artikels nur sür Notlagen außerordent licher Art in Frage kommt, die Deutschlands Lebens- notwendigkeiten gefährden, beikvielsweise kür den Fall drohender Sanktionen. Bor der AmeriWhrt des „3. N 3." Voraussichtliche Dauer 60 — 66 Stu u den. Nachdem der „Z. R. 3" nach 33/- stündiger Fahrt am Freitag abend in Friedrichshafen wieder glatt gelandet ist, trift jetzt erneut die Frage der Amcrikafahrt in den Vordergrund. Der Termin des Antritts dieser Fahrt ist