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MsdnOrTageM Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentämts Tharandt, Finanzamts Noffe« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend dLien Ln)»7AÜ7. bShrrcr D-w-lt, Krit« oder sonstiger Betried-ftSrungen besteht dc?n Anspruch auf »er Seitung oder Kürzung der Bezugspreises. — Rücksendung eingesondtcr Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto dciliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die »gespaltene Raum,eile ro Doldpfennig, die Lgcspattenc Zeile der amtlichen Bekanntmachungen«-! Dold- Pfennig, die ZgefpalteneReklamezeNe im textlichen Teile los Doldpsennig. Nachweisungsgedühr 20 Goldpfennige. Vor- w-chen nach Ü^öglichdeit Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrllcksichftgl^An^ unnuhme dis norm. WUHr —. Mr di- Richtigkeit de, durch Fernruf übermittelten An,eigenüdernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mufj oder der Auftrag geb» in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nr. 302. — 83. Jahrgang. Tcügr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Ssnntag, 28 Dezember 1924 Neue Enttäuschung. Man ist entrüstet inEngland , empört, erstaunt und wütend. Darüber nämlich, daß der Schritt der deutschen Botschafter in London, Paris und Brüssel die Weihnachts ruhe störe, in einer Zeit erfolgt sei, in der, wie die „Times" schreiben, sich die Politiker den Gewohnheiten der Menschen anzupassen pflegen und von der Erledigung ihrer Ge schäfte nach Möglichkeit absehen. Anscheinend verübelt man es Deutschland, daß es sich nicht willenlos in den Bruch des Versailler Vertrages fügt, den die Nicht räumung der Kölner Zone am 10. Januar bedeutet. Dieser Bruch ist aber mehr wie eine Vertragsverletzung, er be deutet gleichzeitig auch eine schwere Gefährdung der ge samten Grundlage, auf der die deutsche Außenpolitik seit Jahresfrist aufgebaut ist. Der Reichskanzler Marx hat in einem Interview, das er über die Frage der Räumung gegeben hat, das Schwergewicht seiner Erklärung besonders auf diesen Punkt gelegt. Marx und mit ihm Lie ihn stützenden Par teien. hatten gehofft, daß besonders mit der Londoner Kon ferenz eine neue Epoche eingeleitet sei, eine Epoche, in der die großen internationalen Probleme nicht mehr durch ein seitige ultimative Entscheidungen und nicht mehr durch Mittel der Machtpolitik, sondern auf dem Wege des fried lichen Ausgleiches der Interessen gelöst werden würden. Manches geschah, diese Hoffnung zu stützen. Tas alles aber bricht zusammen, wenn das Vertrauen auf die loyale Ver tragserfüllung auch der Alliierten durch die. Nichträumung allerschwerste Erschütterung erfährt. Dann stehen wir vor der Tatsache, daß die Übernahme der Verpflichtungen des Londoner Pakts praktisch nur eine Last für uns be deuten. daß die Gegenseite aber nicht daran denkt, nun auch ihrerseits im Geist und im Wortlaut des Sachverständigen gutachtens zu handeln. Ultimative Form, einseitige Drohung, Nichtanhören des Beschuldigten, — das alles sind Dinge, die dem Geist des Londoner Pakts und der aus ihm fußenden Politik schnurstracks zuwiderlausen. Tas gleiche gilt für ven Versuch, die wirtschaftliche und finan zielle Einheit Deutschlands nicht baldmöglichst wiederher- zustellen, sondern ebensowenig das Ruhrgebiet wie die Kölner Zone zu räumen, weil angeblich Deutschland die Verpflichtungen des Versailler Vertrages nicht erfüllt habe. Der Kanzler hat in seinem Interview darauf hinge wiesen, daß in Deutschland nun angesichts des Vorgehens der Entente die Befürchtung Platz greifen werde, daß jener große Preis des Londoner Pakts umsonst gezahlt wor den sei, und daß also der Verständigungswille, der die Außenpolitik der Regierung geleitet habe, nicht zum Ersola führe. Damit rührt Marx an die inncrpolitische Seite des ganzen Problems. Groß oder klein macht den Staatsmann nur das eine, daß er nämlich Erfolg hat. Es ist gerade aus inncrpolitischen Gründen immer und immer wieder von den Mar; nahestehenden politischen Kreisen auf die Notwendigkeit hingewiesen worden, diese Politik des Ver ständigungswittens sortzusetzen, die unbedingt niit der Persönlichkeit des bisherigen Reichskanzlers verknüpft sei, und die allein zum Erfolge führen werde. Und weil das gewaltig große Kapital von Ansehen, das Marx im Aus land genieße, nicht etwa durch eine politische Kursänderung aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Daß es sogar nicht ein mal gefährdet werden dürfe durch den Verdacht, daß die Heranziehung etwa der entschieden Rechtsstehenden zur Re gierung der bisherige Kurs der Außenpolitik eine Ände> ruug erfahren könnte. Das alles wird nun durch die Worte des bisherigen Reichskanzlers selbst als in Zweisel stehend bezeichnet, weil das Vorgehen der Entente einen Rück fall in die primitiv rohen Formen der früheren Gewalt politik darstelle. Marx hat in seinem Interview die Möglichkeiten deut scher innerpolitischer Umstellung, vor allem ihre Berechli- gung dazu selbst angedeutet und das trübe Wort hinzu- gefügt, daß das Vorgehen der Entente schwere Gefahren nicht nur für die Konsolidierung der deutschen Verhältnisse, sondern auch unserer gesamten internationalen Beziehun gen mit sich bringen würde. Die Regierung hat bekanntlich den beteiligten alliierten Regierungen ganz offen gesagt, was sie von diesen bevor stehenden Schritten der Entente halte. In Paris haben daraufhin Besprechungen der Ententediplomaten statige- sunden. Und man will bis zur nächsten Sitzung der Bot schafterkonferenz eine Antwortnote Herstellen, die sich eng an jene Erklärung Lord Curzons im englischen Unter hause anschließen soll. Tas bedeutet also die offizielle Er klärung, daß die Militärkontrollkommission ihren endgülti gen Bericht nicht bis zum lO. Januar fertiggestellt haben könne, und daß daran die deutsche Regierung die Schuld trage. Beide Seiten reden eine verschiedene Sprache. In Deutschland hat man geglaubt, daß die Sprache der Gewalt zu Ende ist. Zu den vielen Enttäuschungen seit dem Oktober 1018 ist eine neue getreten. * Frankreich billigt das Vorgehen Englands. Parts, 26 Dezember. Im Krankenzimmer Herriots hat ein Ministerrat ftattaefunden. über den folgende amtliche Mitteiluua aus- prankreiebs .FrieckenspoMik". Herriots Nein. Paris, 27. Dezember. Der Presse ist vom Quai d'Orsay ! - folgende Mitteilung gemacht worden: Ministerpräsident Herriot ! ! hat im Laufe des Ministerrates seinen Kollegen von der Note Kenntnis gegeben, die er am 22. Dezember über die Aufrecht- i erhaltung der Besetzung der Kölner Zone von der englischen Re- j gierung erhalten hat. Er hat seinen Kollegen den Irchalt des s Memorandums m'tgeteüt, in dem die französische Regierung fest- s stellt, daß die aus Deutschland erhaltenen Nachrichten schon jetzt ' genügen, um zu beweisen, daß es nach dem Friedensvertrag von l Versailles unmöglich sei, die Räumung am 10. Januar vorzu- nehmsn. Der Inhalt dieses Memorandums ist von den Mi nistern gebilligt worden. Uebrigens, so habe Herriot mitgeteilt, könnten die von der Interalliierten Milikärkontrollkommission neu entdeckten verheimlichten Waffenlager nur die Gründe für die von der französischen Regierung vertretenen These verstärken. (!!) i Der Notenwechsel. Einig im Betrug. P aris, 27. Dezember. Die französische Regierung hat am Mittwoch die vom Kabinettsrat gebilligte Note über die Räu mung der Kölner Zone dem englischen Botschafter in Paris Lord Crewe als Antwort auf die englische Note zugestellt. „Echo de Paris" ist der Meinung, es ergebe sich aus dem Inhalt der bei- i den Noten, daß, obschon die beiden Negierungen darüber einig seien, die Besetzung Ser Kölner Zone am 10. Januar nicht aus- zuheden, doch eine Meinungsverschiedenheit über das einzu- jchlagende Verfahren bestehe. Das Kabinett von London schlage vor, um die Beibehaltung der Besetzung zu rechtfertigen, solle nur von ßen Verlegenheiten gesprochen werden, die man den . Kvntrollkomm'ssionen bereitet habe. Die englische Regierung wolle Deutschland beweisen, daß sie sich eine Meinung noch nicht gebildet habe und daß sie erst Stellung nehmen werde, wenn der - von der Kontrollkommission zu erwartende Schlußbericht vor ¬ liege. Die französische These sei die folgende: Auf Grund der bereits vorliegenden Teilberichtr könne Deutschland schon jetzt der Mißachtung der militärischen Klauseln des Friedensvertrages be schuldigt werden. Es sei deshalb das Beste, die Botschafter konferenz zu beauftragen, der deutschen Regierung den Beschluß zu notifizieren, die Kölner Zone so lange besetzt zu halten, bis die Bedingungen des Friedensvertrages erfüllt sind. „Echo de Paris" ist der Ansicht, daß sich leicht ein Kompromiß auf fol gender Grundlage finden lasten werde. Man könne den Deut schen erklären, die Kölner Zone werde im Masi geräumt, und als Kompensation werde man die gleichzeitige Räumung des Nuhrgedietes anbieten. Das „Journal" ist weniger optimistisch und erklärt, im Augenblick könne von einem Kompromiß nicht die Rede sein. Man dürfe mit Deutschland nicht verhandeln, sondern mäste ihm die Maßnahmen mitteilen, die es zu er greifen habe. Das Blatt ist davon überzeugt, daß die durch die französische Note eingeleitete Verhandlung unter , den Alliierten nur beweise, welch wichtige Entscheidung die Botschasterkonferenz zu treffen habe. Einige Morgenblätter wollen wissen, daß die belgische Regierung den Standpunkt der französischen Regierung teile. Die Botschasterkm-ferenz — Fochs Bericht Paris, 27. Dezember. Die Botschasterkonferenz tritt, wie Havas berichtet, heute vormittag um 11 Uhr zu einer Sitz ung zusammen, um von dem Bericht des Interalliierten Mili- tärlomitees in Versailles Kenntnis zu nehmen. Auf Grund der von der Kontrollkommission gelieferten Teilberichte über die Generalinspeklion in Deutschland ist es wahrscheinlich, daß die Botschasterkonferenz sich über einen Schritt der alliierten Bot schafter in Berlin einige» wird, d'e im Namen ihrer Regierun gen eine Note überreichen werden, über deren Inhalt man sich verständigen wird. Diese Note soll aber jedenfalls nicht vor den ersten Tagen des Januar überreicht werden. gegeben wird: „Der Ministerpräsident hat seinen Kollegen die Note mitgeteilt, die er von der britischen Regierung am 22. Dezember bezüglich der Aufrechterhaltung der Besetzung der Kölner Zone erhalten hat, Er hat seinen Kollegen weiterhin den Text eines Memo randums vorgelegt, den diese gebilligt haben, und in dem die französische Regierung feststellt, daß die bereits jetzt vorliegenden Mitteilungen aus Deutschland zur Genüge nachweisen, daß es unmöglich ist, am 10. Januar, dem Versailler Friedensvertrag entsprechend, die Näu- mung vorzunehmen. Im übrigen kann die Entdeckung ! neuer Waffenlager, die die Interalliierte Kontrollkom mission vorgenommen hat, die Haltung, die die fran zösische Negierung einnimmt, nur bekräftigen." LeWregimmg für AeiHOrWrni Einmütiger Beschluß des Kabinetts. Das Ncichskabinett hat mit Rücksicht auf die Magde burger Entscheidung in dem Beleidigungsprozeß des Reichspräsidenten Ebert eine Sitzung abgehalten und einmütig eine Kundgebung für den Reichspräsidenten be schlossen. Das Kabinett tagte unter Vorsitz des Vizekanz lers und des Reichsministers des Innern Dr. Jarres. Es nahmen an der Sitzung außer Dr. Jarres als Ver treter des verreisten Reichskanzlers teil: Minister Dr. Stresemann, Graf Kanitz, Hamm, Dr. Geßler, Dr. Brauns, Dr. Luther, Oeser und Staatssekretär Jo öl (als Leiter des Neichsjustizministeriums). Am Wcihnachtsvorabend begaben sich sämtliche Minister zum Reichspräsidenten und überreichten ihm die Entschließung des Kabinetts, die folgenden'Wortlaui hat: „Sehr verehrter Herr Reichspräsident! Das Reichs- kabinctt hat in seiner Sitzung einstimmig beschlossen, Ihnen, Herr Reichspräsident, die Empfindungen zum Aus druck zu bringen, die uns angesichts des Schweren be wegen, das Sie in diesen Tagen zu ertragen haben. Wer an der Spitze des Deutschen Reiches steht, hat des Vater landes Wohl zu fördern und zu wahren Wir haben, zum Teil in jahrelanger Zusammenarbeit mit'Ihnen, Ihr Wir ken kennen und ihre Persönlichkeit politisch und menschlich schätzen gelernt. Auf Grund dieser Erkenntnis wünschen wir Ihnen zu sagen, daß wir einmütig, ohne Unterschied der Partciftellung, die Überzeugung haben, daß Ihre Tätigkeit stets dem Wohle des deutschen Vaterlandes ge golten hat. Lassen Sie uns Ihnen in diesem Sinne unsere besten Wünsche für Ihre weitere Tätigkeit in Ihrem hohen verantwortungsvollen Amte aussprechen." Der von Berlin abwesende Reichskanzler Marx hat, wie Vizekanzler Dr. Jarres hinzufügte, ihn beauftragt, dem Reichspräsidenten zum Ausdruck zu bringen, daß er die Empfindungen und Wünsche des Kabinetts aufrichtig teilt. * Kundgebung der preußischen Mgierung. Als Sprecher des Preußischen Kabinetts hat der Preußische Ministerpräsident Braun dem Reichspräsidenten eine Kundgebung der preußi schen Regierung folgenden Inhalts überbracht: „Sehr verehrter Herr Reichspräsident! Die preußische Staatsregierung hat das aufrichtige Bedürfnis, sich der Ihnen übermittelten Erklärung der Reichsregierung an- zuschlicßen und Sie ihrer unveränderlichen Hochschätzung und ihres Vertrauens zu versichern." Nochmals Prozeß in Magdeburg. Gegen das Urteil im Magdeburger Prozeß haben, wie bekannt, die Vertreter des Nebenklägers, des Reichspräsi denten Ebert, sogleich Berufung eingelegt. Irrtümlich wurde nun angenommen, daß ein zweiter Prozeß vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig stattfinden werde. Die Berufung geht jedoch an die „Große Strafkammer" des Landgerichts Magdeburg, und vor dieser Kammer wird auch der zweite Prozeß stattfinden. Bei dieser neuen Verhandlung findet eine abermalige Beweisaufnahme, also eine Wiederaufnahme des ganzen Prozesses statt. Auch gegen das Urteil der „Großen Strafkammer" ist ge gebenenfalls die Revision möglich, aber nur dann, wenn dieses zweite Urteil eine Gesetzesverletzung enthielte. Dann würde sür die Nevisionsverhandlung der Strafsenat des Reichsgerichts zuständig, wo eine neuerliche Beweisauf nahme allerdings nicht mehr erfolgen könnte. Kleiner Grenzverkehr mii Molen. Ermäßigte Gebühren ab 1. Januar. Zwischen Deutschland und Polen haben in Warschau Verhandlungen über den Abschluß des Abkommens über den kleinen Grenzverkehr stattgefunden, das an Stelle der am 31. Dezember d. I. ablaufenden Abkommen treten soll. Die Verhandlungen Haven zu einem Einver st ä n d n i s über die Grundlagen des neuen Abkommens geführt, das voraussichtlich noch im Laufe dieses Monats unterzeichnet wird. Die beteiligten Regierungen haben sich darüber verständigt, daß die Bestimmungen der bestehenden Abkommen noch bis zum 1. Mai 1925 weiter beobachtet werden sollen. Vom 1. Januar 1925 an werden jedoch schon die für das neue Abkommen in Aussicht genommenen Ge bühren, die für einen Ausweis für eine einmalige Reise 0,50 Reichsmark oder 0,50 Zloty, für einen Däucrausweis zwei Reichsmark oder drei Zloty und für einen Wirtschafts answeis 3 Reichsmark oder 4 Zloty betragen, erhoben werden.