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Mlsümttsr Tageblatt »r iss prrllAg, a-n ZI.0Mod«rI-r«. vr«f»«r AMeilieai M Zum Gedächtnis Nikolaus Beckers, der 1840 die berühmten Verse dichtete: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein." Den' Ranzen im Nacken, den Stab in der Hand, Wanöre ich der Sonne entgegen, Es blitzt des Rheines Silberband Aus prangendem Traudenfegen. Da hab' ich an ein Lied gedacht And hab' es gesungen mit ganzer Macht: „Sie sollen ihn nicht haben, Den freien deuffchen Rhein, Ob sie wie gier'ge Raben Sich heiser danach schrei'n!" Die 'Felsen, die Schlösser, die 'Burgen Wir, Graue Zinnen, von Sagen umwoben, 8m Spiegel ber Wellen die Dome glühn, <Hren Herrgott und Schöpfer zu loben. Den Römer schwinge ich zum Licht, Wd hell es aus meiner Kehle bricht: ,Sie sollen ihn nicht haben, Den freien deutschen Rhein, Solang' sich Herzen laben An seinem Feuerwein!" And wie vor achtzig Jahren genau Welsche Tücke den Rheinstrom begehret, Das Voll sich geschloffen, ob Mann oder iFrau, Gegen Rcküb und Erpressung göwchret, Ein deutscher Dichter die Worte fand, Die auch heute noch gelten für deutsches Land' „Sie sollen ihn nicht haben, - Den freien deutschen Rhein, Ms feine Flut begraben Des letzten Manns Gebein!" Coronel. Erinnerung an den 1. November 1014. Wie uraltes deutsches Heldenlied klingr die Kunde oon dem, was unser Kreuzergeschwader rn den ersten Monaten des Weltkrieges draußen fern, unerreich bar fern der Heimat geleistet hat. Unsere schnellebige Zeit von der Not des Augenblicks wie mit einem grauen Schleier belastet, hat jene Tage schon vergessen, als die Nachrichten von der Wirksamkeit unserer Kreuzer in die Heimat drangen und doch eine jubelnde Freude nicht aus kommen konnte, weil wir alle wußten: Llorituri uos salutuut, Vie Todgeweihten grüßen uns. Vom AdmiralGrafSpeebis zum letzten Heizer herab wußten sie alle, alle, daß sie eines Tages doch von den vereinigten Flotten Englands, Frankreichs, Japans überwältigt werden würden — aber das hemmte ihr Tun keinen Augenblick. Sie kannten nur eins: Pflichterfüllung bis zu dem Augenblick, da die englischen Granaten rm schmetternden Schlag die Kommandobrücke zerreißen würden und auf ihr den Admiral, oder der Torpedo von unten her Kessel und Schiff und Menschen zersprengen. Einsam auf der öden Wasserwüste, vom übermächtigen Gegner gehetzt, erfüllten sie alle den Befehl: möglichste Störung des feindlichen Handels. Und schickten Schiff um Schiff hinab in die grundlose Tiefe. Nicht rühmlos sind sie dann bei den Falklands inseln selbst in das Meeresgrab hinuntergefahren, während der letzte noch auf sinkendem Schiff die schwarz- weitz-rote Kriegsflagge fchwang — vorher gelang es noch, dem verhaßtesten Gegner die Siegerkrone zu entreißen, die er, 150 Jahre unbesiegt, stolz und anmaßend genug getragen hatte. Coronel, der kleine Hafen an der chile nischen Küste, hat den Namen hergeben müssen, die erste Niederlage Englands zur See zu künden. Am 1. November ist es gewesen. Graf Spee hatte erfahren, daß ein englischer Kreuzer in dem Hafen von Coronet stecke. Den wollte er jagen. Nur zwei nicht mehr ganz moderne Panzerkreuzer, die „Scharnhorst" und die -Gneiienau" sowie die drei kleinen Kreuzer „Nürnberg", „Dresden", „Leipzig" bildeten das deutsche Geschwader, das in dem schon drei Monate währenden Kreuzerkrieg keine Möglichkeit gehabt hatte, Schäden zu beseitigen. Aber in der diesigen Nebelluft taucht nicht ein englischer Kreuzer auf, sondern der englische Panzerkreuzer „Monmouth" und der kleine Kreuzer „Glasgow", schließlich noch ein zweiter Panzerkreuzer „Good Hope", der an Größe, Ge schwindigkeit und an Schwere der Armierung den deutschen Schiffen weit überlegen ist. Aber hier gibt es nur eine Parole: Ran an den Feind! Trotz heftigen Seegangs gelingt es, den Gegner, der im" Westen, die untergehende Sonne hinter sich, steht, um 1s7 Uhr vor die Geschützrohre zu bekommen. Nach wenigen Salven ist man im Ziel, und die deutschen Gra naten krachen nieder auf die englischen Schiffe, die vom deutschen Schnellfeuer einfach eingedeckt werden. Schon nach 10 Minuten ist die „Monmouth" erledigt, beginnt dieser Kreuzer das Feuer einzustellen und langsam wegzu sacken. Länger wehrt sich das Flaggschiff „Good Hope", aber nach dreiviertelstündigem Kampf setzt eine gewaltige Explosion das Schiff außer Gefecht; um 1^8 ist alles vor bei. Der kleine englische Kreuzer „Glasgow" floh unter dem Feuer der beiden deutschen „Leipzig" und „Dresden" davon und entkam. Die gleichfalls geflüchtete „Monmouth" wird dann von der heraneilenden „Nürnberg" zum Sinken gebracht; der grobe Seegang verhinderte aber jede Nettungsarbeit. „Scharnhorst" war überhaupt nur zwei mal, die „Gneisenau", das deutsche Flaggschiff, viermal getroffen worden, und auf deutscher Seite gab es nur zwei Leichtverwundete. Militärpolitisch war der Sieg von Coronel weit mehr als nur eine gewonnene Schlacht: die Sage von der Unbesiegbarkeit der englischenFlottewar schonungslos zerstört durch den leichten Sieg des deutschen Kreuzergeschwaders, dem zum mindesten gleichwertige englische Kräfte gegenüberstanden. Das englische Prestige empfing einen schweren Schlag, und für eine Zeitlaug war Graf Spee an der füdamerikanischen Westküste der gefeierte Seeherrscher. Natürlich nicht für lange: denn nun setzte England alles ein, diese Scharte wieder auszuwetzen. Winston Churchill, der damalige Marineminister, schildert in seinen Erinnerungen, daß die Kunde von Coronel wie eine Bombe einschlug in die allzu siegesgewisse Admiralität. Und nach weiteren fünf Wochen erfüllte sich das Schicksal des deutschen Kreuzer geschwaders bei den F a l k l an d s i n s e l n. Das aber soll das Gedenken an diesen ersten großen Seesieg uns nicht trüben, denn der englische Sieg bei den Falklandsinseln war keine Heldentat. Anders Coronel. Hier wird offenbar, was deutsche Kraft in stiller, unab lässiger Arbeit geschaffen hatte, seit wir uns eine Flotte erbauten. Und solange die deutsche Flagge über den ge waltigen Wogen der Ozeane flattert, solange wir das Wort beherzigen, das über dem Eingang des Bremer Rat hauses steht: Uavigaro nsvosso SSt, vivsrs non 0606886. Schiffahrt ist, not, das Leben aber nicht — solange wirk auch unvergessen bleiben die Kunde von Coronel, vom Siegen der deutschen Kreuzer, wird unvergessen bleiben der Name des Siegers, des Grafen Spee. vor rrhn Jahren. Die wichtigsten Kriegsereignisse im November 1914. 1. Seegefecht bei Coronel an der chilenischen Küste zwischen einem deutschen Kreuzergeschwader unter dem Befehl des Vizeadmirals Grafen v. Spee und einem englischen Geschwader unter dem Befehl des Kontreadmirals Crodock. Deutsches Geschwader: Panzerkreuzer „Scharnhorst" und „Gneisenau", ge schützte Kreuzer „Nürnberg", „Leipzig" und „Dresden". Englisches Geschwader: Panzerkreuzer „Monmouth" und „Good Hope", geschützter Kreuzer „Glasgow" und Hilfskreuzer „Otranto". Die englischen Panzerkreuzer „Monmouth" und „Good Hope" werden vernichtet. 3. Erste Beschießung der englischen Küste bei Uarmouth durch deutsche Kreuzer. Seit der Zeit des holländischen Admirals de Ruyter (1666/67) Wird zum erstenmal England beschossen. 4. Untergang des deutschen Kreuzers „Karlsruhe" durch Explosion. 6.—8. Schlacht bei Göritten. 7. Übergabe von Tsingtau an die Japaner. Die Kanonenboote „Iltis", „Luchs", „Tiger", „Jaguar", „Cormoran", das Torpedoboot „Taku", der österreichisch-ungarische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" und das große Schwimmdock werden vorher in Luft gesprengt und versenkt. 9. Der geschützte Kreuzer „Emden" setzt aus den Kokosinseln einLandungskorps an Land, um die dort befindliche englische Kabelstation und Funkentelegraphieanlage zu zerstören, wird währenddessen von dem australischen geschützten Kreuzer „Sydney" angegriffen und nach tapferem Kampf von seinem Kommandanten aus den Strand gesetzt. Das Landungskorps entkommt auf dem im Hafen liegenden Schoner „Ayesha". lO.—13 Schlacht bei Wloclawek. 13.—16. Schlacht an der Romintener Heide. 14.—15. Schlacht bei Kutno. 16.11.—15.12. Schlacht bei Lodz. 23.-24. Durchbruch von Brzeziny. SO. 11.—17.12. Schlacht bei Lowicz-Sanniki. lntersHiiute lstpassliorulchwieiMeitttl. Das schlechte Geschäft des Rnhreinbruchs. Die Reparationskommisfton hat am 28. Oktober die soge nannte „dritte Feststellung" getroffen, d. h.. sie hat an erkannt, daß das in Artikel 1 des Anhangs 2 des Londoner Paktes festgelegte Programm zur Wiederherstellung der fiskalischen und wirtschaftlichen Einheit Deutschlands von der bel gischen und französischen Regierung am 28. Oktober durchgeführt worden ist. Die Tätigkeit der Neparatronskommission ist mit die ser dritten und letzten Feststellung zu einem gewissen Abschluß gekommen und wird sich in Zukunft im wesentlichen auf die Mit wirkung bei der Feststellung einer deutschen Verfehlung be schränken. Die positive Arbeit ist in allen Einzelheiten auf die im Londoner Pakt vereinbarten Organe überge gangen. In erster Linie handelt es sich hier selbstverständlich um die Verteilung der Reparationen, die von nun an der Re parationsagent im Einvernehmen mit den Finanzministern der alliierten Länder vornehmen wird. Bei dieser Gelegenheit dürfte von Interesse fein, daß eine be reits für den 28. Oktober angesetzte Konferenz der interalli ierten Finanzminister in Paris abgesagt werden mutzt» und zwar aus dem Grunde, weil sich in den gegenwärtig in Paris stattfindenden Vorbesprechungen der Finanz-Sach verständigen bisher noch keine Einigung über die Verteilung der von Deutschland vor dem Jahre 1923 gezahlten und nach dem Dawes-Plan zu zahlenden Beträge hat erreichen lassen. Die Hauptschwierigkeit liegt dem Vernehmen nach in der Ver teilung der Einnahmen aus der Ruhrbesetzung. Es handelt sich vor allem hier um die Frage, ob die Gesamteinnahmen aus der Ruhrbesetzung oder nur die Nettoeinnahmen, d. h. nur die nach Abzug der französisch-belgischen Besatzungs- und Verwal tungskosten übrigbleibende Summe, zur Verteilung unter di» Alliierten kommen sollen. Bekanntlich steht England und mit ihm Italien auf dem Standpunkt, datz Frankreich und Belgien allein die Lasten der von ihnen ohne Zustimmung und ohne die militä rische Beteiligung der anderen Alliierten unternommenen, von Englund ausdrücklich als ungesetzlich bezeichneten, Opera- ? tionen zu tragen hätten und daß die Bruttoeinnahmen unter die j Alliierten zu verteilen seien, sowie, datz diese gesamte Summe Deutschland gutgeschrieben werden soll. Das würde nichts anderes bedeuten, als datz die Ruhrbesetzung Frankreich und Belgien ungeheure Verluste eingetragen habe. Zu dem kommt noch, datz jetzt auch die Vereinigten Staaten ihre An sprüche anmelden. Der Vertreter Amerikas in Paris ist dahin instruiert worden, das amerikanische Staatsdepartement wünsche, datz in die Reparationszahlungen auch die Besatzungskosten für i das ehemalige amerikanische Besatzungsheer einbezogen würden. Unter diesen Umständen werden die Aussichten für die Fi- i nanzministerkonferenz sowohl in Paris wie auch in London recht ungünstig beurteilt. Eine Entscheidung ist, wie der „Man chester Guardian" ausdrücklich betont, nicht vor Bildung der neuen Regierung in England zu erwarten. Das gleiche Blatt hält es auch für höchst unwahrscheinlich, daß Frankreich etwa von einer kommenden konservativen englischen Regierung in der Frage der Ruhreinnahmen glimpflicher behandelt werden würde, als von der Arbeiterregierung, deren Schatzkanzler Snow den bekanntlich in erster Linie auf die Verteilung der gesamten Nuhreinnahmen unter die Alliierten bestanden hatte. Das Blatt erinnert daran, datz die Gesetzmäßigkeit der Ruhrbesetzung gerade von einer konservativen Regierung, nämlich durch die bekannte - Note Lord Curzons vom 11. August 19?3 bestritten worden ist. Wie die französische Regierung sich zu der ganzen 1 Frage stellen wird, ist zur Zeit noch nicht klar zu übersehen. Es - wird in Paris als theoretisch möglich erachtet, datz Herriot einen z Ausgleich mit der englischen Auffassung sucht. Aber die prak- - tischen Ergebnisse würden auch in diesem Falle für Frankreich ! sehr ungünstig sein. Frankreich und Belgien würden Anteile er halten, die hinter ihren Ausgaben weit zurückbleiben. Die Ruhrbesetzung scheint demnach für Frankreich doch nicht - das „gute Geschäft" werden zu wollen, von dem. wie man sich erinnern wird, Poincars wiederholt mit großer Emphase Ich hab dich Lieb. Raman van Erich benstein. 'Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. Aber sie kam nicht. Und als die Mamsell endlich halb ungeduldig, halb besorgt den Kopf in Jellas Zimmer siebte, fuhr sie ganz erschrocken zurück. Da saß die Gnädige lachend und weinend zugleich über einen Brief gebeugt, den sie förmlich zu buchstabieren schien. Und ringsum sah es aus wie zu Kriegszeiten, wenn die Leute flüchten wollten, alles aus den Schränken rissen und dann nicht wußten, was sie eigentlich mitneh men sollten. Schmucke, derbe Juchtenstiefelchen, feine Aschenbrödel- schühlein aus lichtem Handschuhleder, Spitzenpeignoirs, hauchzarte Morgenkleider in Hellen Farben, duftige Som merkleider, Lodenkostüme, Hüte, Handschuhe, Toilettearti kel und entzückende Dessous aus Leide, Batist und Spitzen — alles lag kunterbunt durcheinander. Die Mamsell stand sprachlos. Sie war erst ein halbes Jahr nn Haus, und von all diesen feinen und reizenden Dingen hatte sie bisher an der Gnädigen nichts bemerkt, sie ihr eigentlich auch gar nicht zugetraut .. . Nun besaß die auf einmal solch' eine entzückende Garderobe! lind was wollte sie nur jetzt damit? Die Sachen etwa verkaufen? Jella hatte nur flüchtig aufgeblickt von ihrem Brief und der Mamsell rasch abgewinkt. »Gehen Sie nur, Mamsell. Heute muffen Sie sich schon allein behelfen, ich habe keine Zeit." Dann, als die Tür sich hinter dem Mädchen wieder geschlossen hatte, las sie noch einmal, was sie schon zehn mal mit klopsendem Herzen gelesen: „. . . so steht es also mit mir. Dein Bild ist fort und fort in mir und um mich. Alles in mir sehnt dich herbei — mehr, viel mehr als einst, wo wir in gedankenloser Verliebtheit durch diese sel ben Wälder hier wandelten, ohne doch innerlich einander zu kennen. Aber ich rede dir nicht zu, zu kommen. Dis Entscheidung steht bei dir allein. Ich kann weder Pater peccavi sagen, noch über die letzte Zeit überhaupt mit dir reden. In mir ist sie ausgelöscht. Kannst auch du ver gessen und kannst du noch einmal Vertrauen zu mir fas sen, dann komm, sonst lieber nicht. Daß daheim die Ernte ist und vielleicht mancher Schaden entsteht, wenn wir beide dabei schien, soll dich nicht kümmern. Geld und Gut ist nichts im Vergleich zu innerem Glück. Was dort versäumt wird, läßt sich Wohl wieder einbringen, was wir an Glück versäumen — nie!" Mit trunkenen Augen starrte Jella hinaus in das blühende Land, das zu Eberswalde gehörte, und das sie lieben gelernt hatte in Schmerz und Vereinsamung. Wie war es ihr damals gleichgültig gewesen, als sie aus dem Salzkammergut hierher kam! Wie gelangweilt hatte sie Gustavs Worten zugehört, der so stolz auf sein Eberswalde war und damals so ganz mit allen Interessen darin aufging! In dieser Stunde begriff sie zum erstenmal ganz, wie alles gekommen war. Ihre gedankenlose Gleichgültigkeit an seinem Streben und Schaffen verleidete ihm zuerst die Freude daran. Die Frau, die ihm nicht mehr zu sein verstand, als ein Spielzeug seiner Verliebtheit, begann ihn zu langweilen, und als sie ihn dann mit schlechter Laune quälte, wurde er verdrossen. Daheim mißverstanden und unbegriffen, lernte er Flor kennen, die seine brachliegende Phantasie zu scheinbar neuem Leben weckte. Aber es war nur ein Truggespinst gottlob, und inzwi schen war daheim, war in ibr selbst alles anders gewor den . . . Sie raffte sich plötzlich auf. Ach, wozu jetzt noch grü beln darüber? Er wartete ja beim Gosauschmied auf sie. „Wenn du vergessen kannst! Lieber, törichter Mann", kam es leise über ihre Lippen, „weißt du denn noch nicht, was Frauenliebe ist?" Dann setzte sie sich mit glücklichem Lächeln an den Schreibtisch und begann, einen langen Brief an ihre Mut ter zu schreiben. Der mußte sie ja danken! Die sollte es zuerst wissen, wie gut und treu ihr Rat gewesen war. Kurz vor der Mittagrast stand sie dann plötzlich drau ßen bei den Schnittern und winkte den alten Michl zu sich. „Michl, jetzt muß ich schon die Oberaufsicht in der Wirtschaft Ihnen anvertrauen! Ich verreise. Im Haus wird die Mamsell nach dem Rechten sehen. Aber Felder und Ställe unterstehen Ihnen. Nicht wahr, ich kavs mich verlassen auf Sie?" Der Alte starrte sie ganz verblüfft an. „Jetzt gerade müssen Sie verreisen? In der Ernte zeit? Und schon bald?" „Heute noch, Michl. Mit dem Nachmittagszug, zu meinem Mann." Aus dem strahlenden Leuchten ihres Gesichtes begriff er plötzlich alles. Und, während ein breites Grinsen über sein verwittertes, ehrliches Gesicht ging, und ein tiefer Atemzug seine Brust hob, sagte er: „Ja, dann freilich. Und das freut mich schon recht schaffen! Alle im Haus wird das freuen . . . denn . . ." Er wollte ihr noch vieles sagen. Daß sie alle heim lich zu ihr gestanden wären, daß sie aber doch auch den Herren lieb hätten, der unter ihnen ausgewachsen sei. Und daß es für Dienstboten nur die rechte Freude gäbe an der Arbeit, wenn sie die Herrschaft einig wüßten und zu beiden stehen könnten. (Fortsehilny solatO